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Montenegro II: Berge, Seen & Ausblicke

Weiter geht’s durch Montenegro!

Nach einem Frühstück mit Kloster-Blick ging es am 10. September morgens weiter in den Norden des Landes. Unser Ziel war der Durmitor Nationalpark. Der erste Stopp war das Örtchen Zabljak, am Crno Jezero, was soviel wie Black Lake, bzw. Schwarzer See bedeutet. Im dortigen Infozentrum versorgten wir uns zunächst mit Wanderkarten und da es noch früh am Tag war, ging es nach einer kurzen Mittagspause auch direkt los zur 3-Seen-Wanderung. Nach der Umrundung des Schwarzen Sees, gelangt man bei dieser Tour noch zum sogenannten Schlangensee (Zminje Jezero) und dem Barno-See (Barno Jezero).

Der Black Lake

Nach rund 12km und 2,5 Stunden Gehzeit waren wir zurück am Van. Insgesamt eine schöne Tour, aber doch mehr ein ausgedehnter Waldspaziergang als wirklich eine Wanderung. Für den nächsten Tag nahmen wir uns daher etwas alpineres vor.

Aber erstmal hieß es ein Zuhause für den Van finden. Unweit von Zabljak, innerhalb des Nationalparks, wurden wir an einem ausgedienten Sessellift fündig, wo wir uns für zwei Tage einrichteten.

Von diesem Platz aus starteten wir am nächsten Tag auch direkt unsere Wanderung auf den Berg „Crvena Greda“. Diese Tour konnte sich auch wirklich mal wieder Wanderung nennen. Fast von Anfang an ging es steil bergauf, zunächst durch einen Wald, dann schon bald über ein freies Feld und direkt am Fels entlang. Den flachen Gipfel des Crvena Greda immer im Blick. Außerdem hatte man auch immer wieder spektakuläre Ausblicke auf die verschiedenen Seen im Nationalpark, welche je nach Lichteinfall, immer wieder in anderen Farben leuchteten.

Wanderung zum Crvena Greda

Nach knapp zwei Stunden Aufstieg und 650hm, kamen wir schließlich auf dem 2.175m hohen Gipfel an.

Ausblick vom Crvena Greda

Nach einer wohlverdienten Pause, mit Käsebrot und Aussicht, folgte dann der leidige Abstieg, bis wir gegen 14:30 Uhr wieder am Van ankamen. Der Tag war also noch jung.
Am Vortag hatten wir am Black Lake gesehen, dass an diesem Samstag ein Ultra-Ironman, der „Blacklake Xtreme Triathlon“ stattfand, mit Zieleinlauf am See. In der Hoffnung vielleicht den ein oder anderen Athleten zu sehen, schwangen wir uns also auf die Mountainbikes und fuhren runter zum See, wo wir uns in einer Bar erstmal ein Stück Kuchen gönnten. Von den Triathleten war aber noch nichts zu sehen, also ging es nach ein paar Besorgungen, wieder zurück zum Van, der, wie wir dann feststellten, zufälligerweise direkt an der Laufstrecke stand. So sahen wir doch noch ein paar der Ultra-Triathleten, die teilweise erst mit Einbruch der Dämmerung auf der Laufstrecke starteten.

Nach der zweiten Nacht am alten Sessellift, ging es am nächsten Tag weiter, Richtung Tara River Canyon. Der Tara Fluss schlängelt sich durch den Norden Montenegros. Der Canyon ist bis zu 1.300m tief und kann eigentlich nur vom Wasser aus so wirklich bestaunt werden. Da Rafting für mich aber nicht in Frage kommt, ging es für uns stattdessen zum Tara River Lookout. Wie so oft ging es über eine nur teilweise geteerte und mit Schlaglöchern versehene, schmale, steile Straße zum Start der kleinen Wanderung. Vom Parkplatz aus, sind es dann noch mal ca. 30 Minuten Aufstieg, zum Aussichtspunkt. Der Ausblick ist grandios, auch wenn der Canyon und der Fluss wirklich noch weit weg sind.

Tara River Canyon

Wir hatten immer noch nicht genug von den Bergen, somit steuerten wir als nächstes das Skigebiet rund um den 2.313m hohen Savin Kuk an. Der 2er-Sessellift der einen nach oben bringt, ist zum Glück auch im Sommer in Betrieb und startet auf einer Höhe von ca. 1.500m. Mit dem klapprigen Lift geht es also 800hm steil die Wand hoch… da kann einem schon mal etwas schwummrig werden.

Es wurde immer steiler…
Ui ui ui…

Oben angekommen, hatten wir dann diese Aussicht:

Ausblick vom Savin Kuk

Die Talfahrt war nicht weniger spektakulär und wir waren dann doch ganz froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. 😉
Da es mal wieder Zeit war ein paar Waschmaschinenladungen durchzujagen, suchten wir uns einen kleinen Campingplatz in der Gegend raus. Bevor wir im Camp „Eko Oaza-Tear of Europe“ ankamen, legten wir noch einen kurzen Fotostopp an der Tara Brücke ein, welche sich 150m über den Tara Fluss spannt und mal die größte Brücke ihrer Art in Europa war.

Tara River Bridge

Die nächsten zwei Tage und Nächte verbrachten wir entspannt auf dem schönen, kleinen Campingplatz, von dem aus man direkt runter zum Fluss spazieren konnte.

Danach ging es für uns weiter und auf in den nächsten Nationalpark, den Biogradska Gora. Hier stehen nicht die Berge im Mittelpunkt, sondern eher der Biogradsko Jezero (Biogradsko See) und vor allem der Wald drumherum. Dieser ist nämlich einer der letzten drei verbliebenen, unberührten Urwälder in Europa. Rund um den See führt ein knapp 4km langer Wanderweg durch den Wald, mit jeder Menge Infotafeln zu den verschiedenen Baumarten.

Biogradska Nationalpark

Das Beste kommt zum Schluß!

Nach der Seeumrundung ging es weiter und auf in den fünften und letzten Nationalpark von Montenegro, den Prokletije Nationalpark. Dieser Park grenzt an den Kosovo und Albanien und es gibt einige grenzüberschreitende Wanderungen. Wir hatten gelesen, dass die Berge dort gerne auch die „Dolomiten des Balkans“ genannt werden. Somit gab’s für uns kein Halten mehr und wir steuerten direkt das Grebaje-Tal im Park an. Auch hier durfte man direkt im Nationalpark campen und unser Stellplatz hätte mal wieder nicht spektakulärer sein können:

Unser Haus im Grebaje Valley

Wanderkarten und Informationen zu erhalten war, wie so oft in Montenegro, nicht so einfach. Kaum einer der Ranger oder Angestellten sprach Englisch, Wanderkarten gab es keine, nur dutzende Hinweisschilder, mit unaussprechlichen Namen und fragwürdigen Gehzeiten.

Irgendwie schaffte Christian es aber doch wieder eine Tour ausfindig zu machen und GPS-Daten runterzuladen. Wir nahmen uns die Tour zum Mt. Popadija vor, die eigentlich eine Drei-Gipfel-Tour ist. Der Mt. Popadija ist der erste Gipfel, den man in Angriff nimmt. Ohne so ganz genau zu wissen was uns erwarten würde, machten wir uns also am Morgen des 15. Septembers auf den Weg.
Wie so oft, ging es von Anfang an steil bergauf. Die ersten drei Kilometer waren recht zäh und langweilig, durch einen Wald. Aber nach einem Linksabzweig, tat sich plötzlich diese Landschaft vor uns auf:

Entlang der 3-Gipfel-Wanderung

Spätestens ab jetzt stieg dann auch die Motivation, auch wenn es stetig weiter steil bergauf ging, bis man fast klettern musste. Nach knapp 2,5 Stunden standen wir endlich auf dem Gipfel des Popadija (2.030m): zu unserer linken lag Albanien, rechts Montenegro, mit den Prokletije Bergen im Hintergrund.

Auf der Grenze zwischen Albanien & Montenegro

Unglaublich wie schön es dort war! Über den Kamm des Bergs ging es weiter, kurz bergab und dann wieder rauf, auf den zweiten Gipfel (Talijanka, mit 2.057m). Hier war man den Bergen noch näher und wir fühlten uns wirklich fast wie in den Dolomiten.

Ausblick auf die Prokletije Berge

Einfach überwältigend!
Da schmeckte das obligatorische Käsebrot gleich noch mal viel besser. 😉 Offiziell waren wir hier nun schon in Albanien. Der Abstieg erfolgte dann aber wieder auf montenegrinischer Seite. Die Ausblicke wurden besser und besser, bis wir schließlich zum dritten und letzten Gipfel, dem Volusnica auf 1.876m gelangten.

Dieser Ausblick ist kaum zu übertreffen!

Danach folgte der leidige Abstieg (ich hasse bergab laufen!) und nach insgesamt 6 Stunden, 11km und gut 1.000hm waren wir wieder zurück zu Hause und total happy diese Tour entdeckt und gemacht zu haben. Rückblickend war es nicht nur die schönste Tour in den Alpen des Balkans, sondern generell eine der schönsten und spektakulärsten Wanderungen, die wir je gemacht haben. Noch dazu hatten wir wieder mal echtes Glück mit dem Wetter.

Am nächsten Tag hingen nämlich die Wolken im Tal. Trotzdem wagten wir uns nach dem Frühstück raus und beschlossen, zumindest mal bis zum Talschluß zu laufen. Unterwegs fing es dann aber an zu regnen und Wegmarkierungen gab es plötzlich auch keine mehr. Irgendwann standen wir in dichtem Gestrüpp, links und rechts kein Weg mehr erkennbar. Also drehten wir um, versuchten noch einen anderen Weg, der aber ebenfalls irgendwann einfach endete. Wandern in Montenegro ist eben nicht das Gleiche wie z. B. im gut organisierten und ausgeschilderten Österreich. Dafür kam dann aber doch noch die Sonne kurz raus, sodass wir zumindest noch unser Käsebrot genießen konnten.

Im Grebaje Tal

Im Anschluß daran, ging es dann weiter und auf ins nächste Tal des Prokletije Nationalparks. Wir steuerten den Ort Vusanje an, von dem aus man an den Ropajansko See gelangt. Statt zu laufen, war es an der Zeit, mal wieder die Räder auszupacken. Der nur 6,5km lange Weg zum See wurde als gut zu fahrender Schotterweg beschrieben und auch für Mountainbike Anfänger geeignet. Naja… Schotterweg stimmte, der Rest eher nicht. Stellenweise kam man kaum vorwärts, der Weg war total ausgewaschen, manche Passagen waren so steil und felsig, dass man nur schiebend vorankam. Am See angekommen, fing es dann auch direkt an zu regnen, also ging es postwendend wieder zurück zum Van. Trotzdem mal wieder schön auf dem Fahrrad gesessen zu haben.

Da wir in Vusanje nichts Passendes für die Nacht fanden, fuhren wir noch weiter in den Ort Plav, welcher am gleichnamigen See liegt. Dort fanden wir einen schönen Stellplatz direkt an einem Steg. An einer Touri Info hatten wir vorab einige Infos zu Wanderungen und Radtouren in der Gegend rausgefunden und hofften, dass uns das Wetter am nächsten Tag wieder wohlgesonnener sein würde. Die Vorhersage blieb leider durchwachsen, aber der nächste Vormittag war zumindest trocken, sodass wir uns doch noch mal auf die Räder wagten und eine kleine Tour entlang des Plav Sees, bis in den Ort Gusinje machten.

Plav See
Unterwegs nach Gusinje

Am Nachmittag setzte der Regen ein, aber wir gaben die Hoffnung noch nicht auf und blieben eine weitere Nacht am See, in Plav, um doch noch eine Wanderung machen zu können. Aber auch der nächste Tag war nicht wandertauglich, stattdessen verbrachten wir die Zeit mit Erledigungen und arbeiteten am Blog.

Am 19.9. sah die Wettervorhersage dann endlich besser aus und wir machten uns auf den Weg zum Ausgangspunkt für die Wanderung zum Hridsko See. Diesmal scheiterte es aber an den Straßenverhältnissen. Die Straße war in so schlechtem Zustand, dass wir mit dem Van nur sehr langsam voran kamen und als die Straße dann immer schmaler, steiler und schlechter wurde, beschlossen wir es sein zu lassen. Sooo wichtig war uns die Tour dann doch nicht.

Stattdessen ging es weiter zum letzten Stopp in Montenegro, von wo aus wir dann in den Kosovo einreisen wollten: nach Rozaje, ganz im Nordosten von Montenegro. Nach einem kurzen Stadtbummel und Mittagessen, steuerten wir das Skigebiet von Rozaje an, am Fuße des Mount Hajla. Hier staunten wir nicht schlecht: statt der üblichen schlechten, schmalen Straße, ging hier eine brandneue und breit ausgebaute 2-spurige Straße hinauf, bis auf knapp 1.500m. Auch der Lift für das Skigebiet wird gerade erneuert. Wie wir später von einem Baustellen-Nachtwächter erfuhren, soll bis 2022 alles fertig sein, inkl. Hotels, Restaurants, etc. (nur als Tipp, falls schon jemand seinen Winterurlaub im nächsten Jahr plant ;)).

Nachdem es mit der Wanderung rund um Plav nicht geklappt hatte, wollten wir uns dann aber doch noch ein bisschen die Beine vertreten. Auf einer Wandertafel an unserem Parkplatz entdeckten wir einen Wander- und Radweg zu einem nahegelegenen Aussichtspunkt. Wir machten uns auf den Weg und standen nach ca. 1,5km mitten auf einer steilen Wiese. Vor uns ein Berg, auf dem der Aussichtspunkt sein soll. Ein Pfad oder Weg war nicht erkennbar, aber laut GPS waren wir genau auf dem Wanderweg. Also liefen wir einfach strack die Wiese hoch.

Auch weiter oben tat sich kein erkennbarer Weg auf und nur noch mal zur Erinnerung: dies ist auch ein offiziell ausgeschriebener Fahrradweg in Montenegro! 😀

Christian auf dem Wander- und Radweg! 🙂

Irgendwann kamen wir dann aber doch oben an und hatten einen tollen Ausblick auf den Mt. Hajla und die Umgebung.

Panorama vom Viewpoint aus

Wir ahnten da noch nicht, dass diese Tour die perfekte Übung und Einstimmung für unsere große Wanderung im Kosovo sein würde, bei der wir den Mt. Hajla dann doch noch (von der anderen Seite) bestiegen haben.

Nach einer letzten Nacht in den Bergen von Montenegro, ging es am nächsten Tag weiter ins nächste Reiseland, den Kosovo. Wieder so ein Land, bei dem man erstmal nur an Krieg und Armut denkt. Was wir jetzt schon mal sagen können: nie lagen Erwartungen und Realität so weit auseinander wie dort. Aber dazu erzählen wir dann im nächsten Blogpost mehr…

Nach den drei Wochen in Montenegro und besonders unserer Zeit in den Nationalparks und Bergen ist für uns klar: Montenegro ist eins der landschaftlich schönsten Länder das wir bis jetzt gemeinsam bereisen durften. Dieses kleine Land ist so vielfältig und abwechslungsreich – einfach Wahnsinn!
 
Das einzige große Manko: der Müll. Nirgendwo sonst in Europa haben wir bisher so viel Müll am Straßenrand gesehen. Es ist noch extremer als zum Beispiel in Bosnien Herzegowina, wo es auch schon recht viel war. Teilweise erschien es uns sogar noch schlimmer als in Mittelamerika oder Südostasien. Überall entdeckt man (illegale?) Müllkippen, die Leute werfen ihren Hausrat, ausgediente Möbel, Elektrogeräte, Autoreifen, etc. einfach irgendwo in den Graben. Es ist wirklich tragisch und überschattet das ganze Reiseerlebnis dann doch irgendwie. Bleibt nur zu hoffen, dass auch hier das Bewusstsein der Menschen dafür irgendwann einsetzen wird und sich die Situation verbessert. 

Aber wenn man es schafft das auszublenden, bleibt Montenegro für uns ein absolutes Highlight-Land in Europa, wie man an den zahlreichen Bildern in der Galerie sicher erkennen kann (Vorwarnung: wer keine Landschafts- und Bergbilder mag, kann die Bildergalerie auslassen. 😉)

Montenegro_059
Auf dem Weg in den Durmitor Nationalpark
Montenegro_060
Black Lake
Montenegro_061
Black Lake mit dem Crvena Greda im Hintergrund
Montenegro_062
Black Lake mit dem Crvena Greda im Hintergrund
Montenegro_063
Schlangensee
Montenegro_064
Barno See
Montenegro_065
See-Selfie
Montenegro_066
Watch for Wildlife
Montenegro_067
Durmitor Nationalpark
Montenegro_068
Unser Vorgarten mit Sessellift
Montenegro_069
Unser Vorgarten mit Sessellift
Montenegro_070
Morgenstimmung
Montenegro_071
Unser Häuschen im Nationalpark
Montenegro_072
Wanderung auf den Crvena Greda
Montenegro_073
🙂
Montenegro_074
Wanderung auf den Crvena Greda
Montenegro_075
Wanderung auf den Crvena Greda
Montenegro_076
Wanderung auf den Crvena Greda
Montenegro_077
Wanderung auf den Crvena Greda. Die Farbe des Sees ändert sich je nach Lichteinstrahlung.
Montenegro_078
So schön!
Montenegro_079
Ausblick über den Durmitor Nationalpark
Montenegro_080
Wanderung auf den Crvena Greda
Montenegro_081
Wanderung auf den Crvena Greda
Montenegro_082
Wanderung auf den Crvena Greda - Ausblick vom Gipfel
Montenegro_083
Wanderung auf den Crvena Greda - Ausblick vom Gipfel

Montenegro_084
Happy!
Montenegro_085
Wanderung auf den Crvena Greda - Ausblick vom Gipfel

Montenegro_086
Wanderung auf den Crvena Greda - Ausblick vom Gipfel

Montenegro_087
Abstieg vom Crvena Greda. Wieder leuchtet der See in einer anderen Farbe.
Montenegro_088
Abstieg vom Crvena Greda. Wieder leuchtet der See in einer anderen Farbe.
« von 5 »
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