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2024 Blogbeiträge Mexiko Zentralamerika

Dia de los Muertos in Oaxaca

Teil 18 unseres Roadtrips durch Mexiko

27. Oktober – 3. November 2024

Zurück in Mexiko brachten uns zwei lange Fahrtage durch schöne Landschaften an den Stadtrand von Oaxaca City. Im Garten von Irving und seiner Familie fanden wir einen schönen, ruhigen Platz, wo uns die beiden Hunde Vaci und Zucchini Gesellschaft leisteten.

Mit dem öffentlichen Collectivo-Taxi waren es nur wenige Minuten bis ins Stadtzentrum. Also ideal, um tagsüber zu arbeiten und abends in die Stadt zu düsen, wo bereits die Vorbereitungen und Feierlichkeiten für den „Dia de los Muertos“ in vollem Gang waren.

Dieses besondere Fest war schon letztes Jahr der Grund, warum wir so frühzeitig im Oktober den Van von Kolumbien nach Mexiko verschifft hatten. Denn wir wollten zu diesen besonderen Tagen unbedingt in Oaxaca sein, wo das Fest besonders traditionell und groß gefeiert wird. Wie sich einige noch erinnern werden, funktionierte dies ja leider nicht, da mit der Verschiffung und Entladung unseres Containers ja so ziemlich alles schiefging, was nur schiefgehen konnte. So verbrachten wir die Feiertage in Veracruz, wo nicht ganz so traditionell gefeiert wurde.

Umso schöner, dass wir dieses Jahr eine zweite Chance hatten, dem Fest beizuwohnen.

Zur Erinnerung: Der „Dia de los Muertos“, also der Tag der Toten, wird am 1. und 2. November gefeiert. Dem Glauben nach steigen die Seelen der Verstorbenen an diesen Tagen aus ihren Gräbern auf und feiern mit den Lebenden ein rauschendes Fest.

Zu diesem Zweck wird zu Hause ein Altar errichtet, mit Bildern der Toten, jeder Menge orangener Campusuchils (Ringelblumen) und den liebsten Essen und Getränken der Verstorbenen. Auf den Gräbern wird es ähnlich gehandhabt: Diese werden ebenfalls mit Blumen, Kerzen, manchmal auch Bildern und Lebensmitteln geschmückt, damit die Toten besser den Weg an die Oberfläche und nach Hause finden. Die Familien und/oder Freunde der Verstorbenen wachen, singen, reden und feiern dann an den Gräbern, bis man schließlich mit den Seelen nach Hause geht, um dort weiter zu feiern. Also so ganz anders als unser typisches Allerheiligen.

Altar in Oaxaca City

Schon in der Woche vor den eigentlichen beiden Feiertagen wurde alles festlich, bunt geschmückt. Auch fanden schon verschiedene Paraden und Konzerte statt, sodass uns nicht langweilig wurde.

Das erste Event war eine Parade am Stadtrand von Oaxaca, wo nicht nur verkleidete Menschen auftauchten, sondern auch kostümierte Haustiere, denn auch der verstorbenen Tiere wird an den Tagen gedacht. Die meisten Hunde waren aber wenig begeistert von ihren teils wirklich aufwändigen Kostümen, was die Besitzer zumeist wenig interessierte.

Die Parade zog durch die Straßen und endete schließlich auf einem Kirchplatz, wo erstmal alle mit Essen und Getränken versorgt wurden, bevor es eine Kostümprämierung gab. Das Ganze zog sich unendlich in die Länge und verlief ziemlich chaotisch (Organisation scheint nicht die Stärke der Mexis zu sein), sodass wir irgendwann von Dannen zogen.

Im Stadtviertel Jalatlaco sahen wir am nächsten Tag eine Callejoneada, wie wir sie bisher nur aus Guanajuato kannten, die, natürlich ebenfalls im Muertos-Look, laut musizierend durch die Gassen zog.

Auch das Stadtzentrum hatte sich entsprechend herausgeputzt, in den Fußgängerzonen standen überall riesige Figuren, die Frauen aus den unterschiedlichen Kulturen Oaxacas darstellen – natürlich auch im Skelett-Look.

Außerdem gab es nun überall bunte Blumenkränze und Haarreife zu kaufen, die hier traditionell rund um das Fest getragen werden. Da war ich natürlich auch dabei. 😊

🙂

31. Oktober

Ab dem 31. Oktober nahm das Fest dann richtig Fahrt auf. Um mehr über die Traditionen und die Geschichte zu lernen, schlossen wir uns einer Tour an, die uns zunächst in ein Dorf, etwas außerhalb von Oaxaca City, brachte. Dort lernten wir ein typisches Handwerk kennen, welches auch mit dem Fest in Verbindung steht. In einer kleinen Töpferei wurden die verzierten Totenköpfe für das Fest hergestellt – und natürlich auch so manch andere Skulpturen.

Zu unserer Überraschung durften wir dann selbst auch Hand anlegen und einen Totenkopf töpfern. Der arme Christian, Töpfern steht ganz oben auf seiner Anti-Bucketlist. Aber da musste er jetzt durch.
Es war auch gar nicht mal so einfach, die Köpfe zu formen und schließlich zu verzieren, aber mit der Hilfe der Profis, gelang es dann doch… so einigermaßen.

Nachdem wir uns nach der Töpferei mit leckeren Tlayudas gestärkt hatten (das sind große Weizenteigfladen, belegt mit Salat, Bohnen, Fleisch, Käse etc.), ging es schließlich zum eigentlichen Event des Abends. Wir besuchten den Dorf-Friedhof von Atzompa und staunten nicht schlecht, als wir dort ankamen und alles andere als besinnliche Stimmung vorfanden. Es mutete eher wie eine Kirmes an. Vor dem Friedhof standen dutzende Stände mit Essen, Getränken, Kunsthandwerk etc.

Auf dem Friedhofsgelände böllerten Kanonenschüsse und Feuerwerk in die Luft. Sogar ein Karussell stand dort.

Zu unserer Rechten lagen die Gräber und diese waren über und über mit den orangenen Blumen geschmückt und das gesamte Gelände wurde erleuchtet von tausenden Kerzen. Ein unglaublicher Anblick – trotz des ganzen Halligalli drumherum.

Wir liefen zwischen den Gräbern umher, was den Familien, die an den Gräbern saßen, übrigens überhaupt nichts ausmachte. Einheimische und Gäste waren hier gleichermaßen willkommen. Wir bestaunten ein ums andere Grab und fanden es total spannend zu sehen, wie unterschiedlich die Familien und Freunde das Fest begingen.

Während manche ganz ruhig und andächtig am Grab saßen, lief bei anderen laute Musik, es wurde gesungen, gegessen und getrunken, mancherorts auch getanzt. Teilweise hatten die Leute ihren halben Hausstand dabei, andere entzündeten nur Kerzen. Es war auf jeden Fall wunderschön anzusehen.

Schließlich erklang laute Musik – eine Liveband begann zu spielen und natürlich begann das Fest mit dem unvermeidlichen Lambada.

Liveband auf dem Friedhof

Man kann es kaum beschreiben, man muss es gesehen haben.

Der Friedhof von Atzompa ist einer der wenigen in Oaxaca, der die ganze Nacht geöffnet bleibt. Die Familien verbringen hier zumeist die ganze Nacht am Grab ihrer verstorbenen Familienmitglieder, um ihre Seelen dann am nächsten Morgen mit nach Hause zu nehmen und bis zum 2. November weiterzufeiern. Was für ein schöner Brauch!

1. November

Den ersten November verbrachten wir in der Innenstadt von Oaxaca. Für die eigentlichen Feiertage waren wir aus Irvings Garten, ins Zentrum von Oaxaca umgezogen, wo wir auf einem nicht schönen, aber praktischen Parkplatz mitten im Zentrum „wohnen“ konnten.

Die Stadt war inzwischen brechend voll. Auf dem Zócalo wurden typische Altäre aus 16 verschiedenen Regionen in Oaxaca aufgebaut. Wir bestaunten außerdem die sogenannten „Tapetes“, das sind Teppiche aus farbigem Sand, die aufwändig auf dem Boden kreiert wurden.

Entlang der Fußgängerzone hatten unzählige (selbsternannte) Maskenbildner und Makeup-Artists ihre Stände aufgebaut und schminkten jeden, der wollte, im Toten-Look, was auch zum Fest dazugehört. Besonders Frauen lassen sich gerne im „Catrina-Look“ schminken. La Catrina ist eine Skelett-Figur, die als Symbolbild für den Dia de los Muertos steht. Natürlich ließen wir uns das nicht entgehen.

So waren wir bereit für den Abend, der einige Veranstaltungen und Halloween-Partys versprach. Zuerst besuchten wir aber noch den Hauptfriedhof in der Stadt, waren aber erstaunt, dass dort, zumindest früh am Abend, noch fast nichts los war. Andererseits aber auch kein Wunder, weil eine Parade nach der anderen durch die Stadt zog.

Wir mischten uns schließlich unter das feierwütige Volk und landeten später am Abend auf dem Zocalo, dem Hauptplatz der Stadt, wo ein älterer Herr mit seinem Laptop und einem Haufen großer Boxen eine wilde Cumbia-Party veranstaltete und die Menge zum Tanzen brachte:

Da konnte keine Halloween-Party mithalten.

Irgendwann stolperten wir müde zurück in unseren Van, wo wir noch eine Weile damit beschäftigt waren, das Make-up aus unseren Gesichtern zu waschen.

2. November

Der nächste Morgen zeigte, dass Christian lieber kein Makeup mehr verwenden sollte, er hatte rund um die Augen eine allergische Reaktion auf die (bestimmt dermatologisch getestete und extra hochwertige) Schminke. Somit hieß es für ihn Sonnenbrille, statt Maske.

Wir verbrachten den Tag erneut in der Stadt und besuchten das Viertel Xochimilco, wo uns bunte Murals und aufwändige Deko erwarteten.

Der kleine Friedhof des Viertels war üppig geschmückt und auch bei Tag schön anzuschauen.

Später ließ ich mir erneut ein Catrina-Make-up verpassen – Christian setzte aus den genannten Gründen lieber aus.

So waren wir bereit für das nächste Event des Abends. Nochmal schlossen wir uns einer Tour an, die uns erneut in ein Dorf außerhalb der Stadt brachte, nach Amilpas, wo wiederum anders und traditionell gefeiert wurde.

Bei einem typischen Essen, bestehend aus Tamales (eine Art fester Maisbrei mit Fleischfüllung), Pan de Muertos (süßes Brot, ähnlich wie ein Kreppel), heißer Schokolade und dem ein oder anderen Mezcal-Shot (die harte Version des Tequila), erklärte uns der Guide, was es mit dem Dia de los Muertos auf sich hat und wie dieser, beeinflusst von den Spaniern, sich zu dem Fest wandelte, das wir heute feiern.

Danach ging es auf den Friedhof des Dorfes, wo es zum Ende des Festes inzwischen etwas ruhiger und besinnlicher zuging. Wie schon in Atzompa waren auch hier die Gräber üppig geschmückt, mit Bergen von Ringelblumen, bunten Wimpeln, Kerzen, Bildern etc.

Hier wachten allerdings weniger Menschen an den Gräbern, die Musik war deutlich leiser und es herrschte auch keine Festivalstimmung. Mit jeweils einer Kerze in der Hand liefen wir zwischen den eng zusammenliegenden Gräbern umher und bestaunten die Dekorationen.

Mitten auf dem Friedhofsgelände war ein besonders großer Altar aufgebaut, wo Besucher Bilder ihrer Verstorbenen und natürlich andere „Opfergaben“ ablegen konnten, damit auch deren Seelen den Weg an die Oberfläche finden konnten.

Friedhof in Amilpas

Zurück im Dorf, machte sich schon die nächste Parade bereit. Und hier wurde dann ein weiterer Unterschied deutlich: In Amilpas trugen, bis auf wenige Ausnahmen, alle, die an der Parade teilnehmen, die mehr oder weniger gleiche Maske. Dies soll dazu dienen, dass einen der Tod nicht erkennt und somit nicht ereilen kann – zumindest nicht in dieser Nacht. Angeführt von einem alten Pickup voller riesiger, völlig übersteuerter Boxen zog die Parade durch das Dorf. Die Anwohner säumten rechts und links die Straßen und versorgten alle, die wollten, mit selbstgebranntem, hochprozentigem Gesöff. Rette sich, wer kann!

Unter den Kostümierten waren auch einige Cross-Dresser (also Männer, die sich als Frauen verkleiden und umgekehrt). Denn in dieser Nacht galt: Alles ist erlaubt, jeder kann sich total verausgaben, dank der Masken ist man ja anonym.

Die Parade endete schließlich auf einer Wiese, wo zu guter Letzt eine weitere Tradition auf uns wartete: Ein Stier aus Pappmaché, bestückt mit Feuerwerkskörpern, wurde entzündet. Dies stellt das Pendant zum spanischen Stierkampf dar, ein weiterer Brauch, den die Spanier mit nach Mexiko brachten. Immerhin ist diese Version wesentlich tierfreundlicher.

Den Papp-Stier nahmen dann abwechselnd Leute auf ihre Schultern und liefen damit, wild tanzend, durch die Menge. Ein Wunder, dass es keine Verletzten gab…

So endete der Dia de los Muertos auch für uns.

Das Fest und all seine Veranstaltungen rundherum waren auf jeden Fall ein absolutes Highlight und wir sind total froh, dass wir es dieses Jahr noch mal miterleben durften – diesmal auch am richtigen Ort.

Nach der ereignisreichen Woche waren wir jetzt aber erstmal übersättigt mit Großstadt, Menschen und Feierei. Deshalb nutzten wir die neue Super-Carretera, die uns in nur 3 Stunden zurück an die Pazifikküste brachte, ins altbekannte Puerto Escondido. Diesmal durften wir nämlich Gast im Hotelito sein, um dort meinen Geburtstag zu feiern.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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2024 Blogbeiträge Guatemala Mexiko Zentralamerika

Kurzurlaub am Lago Atitlan

Border-Run von Mexiko nach Guatemala

18.10. – 25.10.2024

Nachdem unsere drei Monate im Hotelito vorbei waren, wurde es Zeit, Puerto Escondido zu verlassen. Wir hatten noch einiges in Mexiko auf unserer Liste und freuten uns vor allem schon auf den „Dia de los Muertos“ Anfang November, zu dem wir diesmal unbedingt in Oaxaca City sein wollten. Allerdings lief Ende Oktober unser 6-Monats-Visum für Mexiko aus, also wurde es mal wieder Zeit für einen Border-Run, einen Grenzübertritt raus und wieder rein nach Mexiko, um (hoffentlich) erneut 6 Monate Aufenthalt zu erhalten. Anders kann man seinen Aufenthaltsstatus als Tourist nämlich nicht verlängern.

Daher nahmen wir Kurs auf Guatemala, wo wir Christians Geburtstag am wunderschönen Atitlan See verbringen wollten.

Huatulco

Für unseren ersten Fahrtag nahmen wir uns aber nicht zu viel vor, sondern steuerten das nur 2,5 Stunden entfernte Huatulco an, ein weiterer Ort an der Pazifikküste, an dem wir im Januar schon mal kurz waren. Manuela hatte uns dort eine schöne Bucht empfohlen, wo man auch wild campen können sollte. Schon die Anfahrt nach Huatulco war wunderschön.

Bahias de Huatulco

An der Bucht angekommen zeigte sich aber, dass es dort nicht nur Manuela und René gut gefällt. Der Strand war voller Menschen und nerviger Anwerber, die einen entweder in ein Restaurant oder auf ein Boot locken wollten. Uns war das zu viel, daher ergriffen wir die Flucht und besuchten erstmal das kleine Stadtzentrum von Huatulco.

Bei einem Spaziergang durch die Stadt wurde uns beiden schlagartig bewusst, wie lange es her war, dass wir mal wieder etwas Neues gesehen hatten (dabei waren wir ja auch schon mal in Huatulco). Drei Monate an einem Ort zu sein und immer wieder die gleichen Wege zu gehen, einen festen Alltag zu haben und Verantwortung für einen Job zu tragen, waren wir gar nicht mehr gewohnt. Schon nach nur drei Monaten ergriff uns hier plötzlich ein Gefühl der Freiheit, wie wir es lange nicht mehr gespürt hatten. Klingt komisch und ist vielleicht für Außenstehende schwer nachvollziehbar, war aber so. Dabei haben wir die drei Monate in Puerto ja total genossen. Schon verrückt.
Für uns aber auch der Beweis, dass unsere Reiselust noch lange nicht gestillt war und es jetzt höchste Zeit wurde, wieder unterwegs zu sein und Neues zu entdecken. 🙂

Für die Nacht verschlug es uns auf einen großen, einsamen Parkplatz am Stadtrand, nahe einer Bucht, die wir auch noch vom letzten Besuch kannten. Hier hofften wir auf eine erste ruhige Nacht, zurück in unserem rollenden Eigenheim. Daraus wurde aber nix. Gegen 23 Uhr begann irgendwo Musik zu spielen, die bis 4 Uhr morgens anhielt und auch immer lauter wurde. Viva Mexico!

Es hätte so schön sein können.
Bucht in Huatulco

Frühmorgens ging ich eine Runde laufen, bevor wir gemeinsam noch mal ins Meer sprangen und dann einen langen Fahrtag einlegten, weg von der Küste, immer Richtung Guatemala.

Es bedurfte aber einer weiteren Übernachtung, mal wieder wenig romantisch, dafür praktisch an einer Tanke, irgendwo im Hinterland, von wo aus wir am nächsten Morgen dann endlich die Grenze „El Talisman“ ansteuerten.

Grenzübertritt nach Guatemala

Auf mexikanischer Seite mussten eigentlich nur unsere Pässe ausgestempelt werden, dennoch wollten die Zollbeamten einen Blick in den Van werfen, was bei der Ausreise eigentlich sehr ungewöhnlich ist und bisher noch nie passiert war. Naja, wir beantworteten dennoch geduldig alle neugierigen Fragen, zeigten den Inhalt unserer Schränke und durften dann, zum Glück ohne weiteren Aufwand, aus Mexiko ausreisen.

Über eine mit Verkäufern und Taxi-Radfahrern übersäte Brücke ging es rüber nach Guatemala, wo die Einreise wieder gewohnt unkompliziert verlief. Ohne weitere Fragen erhielten wir 90 Tage Aufenthalt. Die Einreise des Vans war auch relativ unkompliziert und nach etwas weniger als einer Stunde erledigt. Wenn es doch immer so einfach wäre.

Lago Atitlan

Inzwischen war es schon Nachmittag und bis zum Lago Atitlan hatten wir noch über 4 Stunden Fahrtzeit vor uns. Aber da es unterwegs nichts Spannendes gab und wir uns schon so auf den See freuten, fuhren wir durch und kamen im Dunkeln an unserem bereits bekannten Stellplatz am Seeufer in Panajachel an.

Am nächsten Morgen offenbarte sich dieser Ausblick aus unserem Schlafzimmerfenster:

Der Lago Atitlan in unserem Vorgarten

Dafür hatten sich die langen Fahrtage definitiv gelohnt. Einfach einmalig schön hier.

Wir verbrachten den Tag entspannt rund um den Van und in dem kleinen, bunten Ort, wo sich seit unserem letzten Besuch nicht allzu viel verändert hatte. Aber schön war es trotzdem.

Meine Sporteinheit am Nachmittag wurde von einer wilden Horde lokaler Kids gecrashed. Die Truppe beobachtete mich erst aus der Ferne und kam dann langsam immer näher, bis sich die Älteste aus der Gruppe, die sich als Dolores vorstellte, schließlich ein Herz fasste und mich ansprach, ob sie ein Foto mit mir machen könnte. Als ich einwilligte, gab es kein Halten mehr. Die ganze Bande fiel quasi über mich und meine Hanteln her, jeder und jede wollte sie auch mal stemmen, und als der Kleinste sich mit den 11,5 kg abmühte, sah ich schon die ersten Unfälle vor meinem geistigen Auge passieren. Zum Glück blieben aber alle heile und zum Abschluss bekam ich auch noch ein Foto mit allen.

Die Workout-Crasher

Ins Schwitzen war offensichtlich aber nur ich gekommen.

Der nächste Tag war Christians Geburtstag und der begann natürlich standesgemäß, bei strahlendem Sonnenschein, auf unserer hauseigenen See-Terrasse mit einem ausgiebigen Sektfrühstück.

Wie es sich das Geburtstagskind gewünscht hatte, ging es später mit einer Lancha (ein Taxiboot) einmal quer über den schönen See und in den kleinen Ort San Marcos, den wir bei unseren letzten beiden Besuchen am Lago nicht angeschaut hatten.

So schön hier!

Der Ort genießt den Ruf, eine Hippie- und Aussteiger-Hochburg zu sein, und das konnte man auch vom ersten Moment an spüren. Es reihte sich ein alternativer Shop mit pflanzlichen Lebensmitteln aller Art, Heilsteinen und bunten Pumphosen an den nächsten. Es gab in einer einzigen Straße locker ein Dutzend Tattoo-Shops, überwiegend vegane Restaurants, Spezialitäten-Cafés und überall Werbung für Yogastunden, Tantra-Workshops etc. Klischee erfüllt! 😉

Bevor wir uns dem Vibe ganz hingaben, spazierten wir am See entlang in ein kleines Naturreservat, in dem es weitere schön angelegte Spazier- und Wanderwege gab, sowie eine 12 m hohe Sprungplattform in den See. Wirklich schade, dass wir unsere Badesachen nicht dabei hatten (haha).

Geburtstags-Ausflug

Nach einer leckeren, veganen Stärkung und nachdem wir uns bei einem scheinbar deutschstämmigen Bäcker mit den ersten Laugenbrötchen seit Chile eingedeckt hatten, ging es mit einem Tuk Tuk weiter in den nächsten Ort am Seeufer, San Juan.

Der Ort gilt als besonders touristisch, was sich vor allem im bunten Stadtzentrum zeigte. Hier war vom Teerbelag auf der Straße bis zu den Decken der kleinen Sporthalle alles mit wunderschönen, bunten und aufwändigen Murals verziert.

Anders als in San Marcos sah man hier aber wieder mehr lokale Menschen und vor allem Frauen in indigenen Gewändern. Die obligatorische Schirmchen-Straße runter zum See durfte natürlich nicht fehlen, wo man mit Souvenirs förmlich erschlagen wurde. Aber schön anzusehen.

Wir genehmigten uns ein Geburtstagsbier mit Ausblick auf die „Nariz del Indio“, einen Berg am Seeufer, für dessen Besteigung wir allerdings eine Bleibe im Ort gebraucht hätten, was uns für dieses Mal zu aufwändig war.

Somit blieb es beim Ausblick, bevor wir mit dem Boot zurück nach Panajachel fuhren, wo Christians Geburtstag in einem uruguayischen Steakhouse endete.

Der nächste Tag begann mit arbeiten. Christian absolvierte erfolgreich seinen zweiten KI-Vortrag und danach belohnten wir uns mit einem Wanderausflug in ein kleines Naturreservat. Dort erwarteten uns verschiedene kleine Wanderwege, die uns, über wackelige Hängebrücken, an einem Wasserfall vorbeiführten und immer wieder neue Ausblicke auf den See boten.

Auch ein paar Affen liefen uns über den Weg, gefolgt von hunderten von Schmetterlingen, die uns in einem Schmetterlingshaus erwarteten.

Ursprünglich war unser Plan gewesen, am 24. Oktober schon wieder Richtung Grenze aufzubrechen, da wir spätestens am 27. Oktober in Oaxaca City sein wollten, was noch 900 km entfernt war. Aber es gefiel uns einfach zu gut an unserem schönen Platz am Lago und wir hatten beide noch Lust, eine etwas längere Wanderung zu unternehmen.

Also gönnten wir uns einen extra Tag und bestiegen erneut eine Lancha, um uns nach Santa Cruz bringen zu lassen, von wo aus wir, immer am See entlang, bis nach San Marcos wanderten. Wie schon so häufig warnte man uns am Beginn der Wanderung davor, dass es hier immer wieder zu Überfällen kommen würde. Das kannten wir auch schon von unseren letzten Besuchen und da es von niemandem irgendwo Berichte gab, die dies bestätigten, gingen wir auch diesmal wieder auf eigene Faust los.

Der Trail führte vorbei an Kaffeepflanzen und Avocadobäumen, immer auf und ab durchs Grüne. An jeder Ecke offenbarten sich neue Ausblicke auf den See und seine zahlreichen Vulkane.

Einfach nur schön hier.

Wie erwartet begegnete uns kaum jemand und wenn, waren auch die Männer mit den Macheten (die hier jeder standardmäßig dabei hat, da ja nahezu alle in der Landwirtschaft arbeiten) sehr freundlich und ansonsten sehr desinteressiert an uns.

Die letzten Kilometer führten uns an der Straße entlang, durch kleine Dörfer, wo wir gespannt das bunte Treiben beobachteten, bis wir schließlich wieder im bunten Hippiedorf San Marcos ankamen.

Von dort ging es mit dem Taxiboot zurück nach Pana und wir bereiteten final unsere vierte Einreise nach Mexiko vor. Zwar hatten wir uns diesmal für eine, laut anderen Reisenden, vermeintlich einfache Grenze entschieden, aber bei unserem Grenz-Glück rechneten wir einfach wieder damit, dass die Beamten von uns alles Mögliche sehen wollten, von Kontoauszügen über Routenplanungen, bis hin zu Hotelbuchungen. So buchte ich wieder eine Reihe von stornierbaren Hotels überall im Land verteilt, plante eine passende Route und druckte unsere USA ESTA-Visa aus. Das sollte hoffentlich reichen, jeden skeptischen Grenzbeamten zu überzeugen.

Am 25. Oktober verabschiedeten wir uns erneut von unserem zweitliebsten See und machten uns frohen Mutes auf, zurück zur Grenze „El Talisman“.

Grenzübertritt nach Mexiko

Die Ausreise aus Guatemala war wieder easy-peasy und schnell erledigt und dann kam der spannende Moment an der mexikanischen Grenze.

Ein Security Mitarbeiter bat mich schon mal auszusteigen und zur Migration vorzugehen, während Christian den Van noch durch den Zoll fuhr. Blöd, eigentlich machen wir das gerne gemeinsam, zumal ich immer alle übrigen Lebensmittel verstecke und am besten weiß, wie man die Zollbeamten um die Verstecke herumführt.

Die Beamten waren auch, wie sollte es anders sein, sehr kritisch und fragten selbst nach trockenen Lebensmitteln wie Nudeln und Reis. Was für ein Schwachsinn! Zumal nahezu 100% unserer Lebensmittel im Auto noch aus Mexiko waren. Wie erhofft nahmen sie uns letztendlich nur die „Opferzitrone“ ab, die wir genau dafür immer im Kühlschrank lassen. Milch und Joghurt aus Mexiko durften wir behalten, den Reis fanden sie nicht. Was für ein Theater jedes Mal.

Somit war die erste Hürde genommen und es folgte der eigentlich spannende Teil – würden wir erneut 180 Tage Aufenthalt erhalten, oder würde es wieder Diskussionen geben?

Der Beamte schaute in unsere Pässe, bemerkte die inzwischen zahlreichen Mexiko-Stempel und fragte, wie lange wir bleiben wollten. Auf unseren Wunsch nach 180 Tagen zog er die Augenbrauen hoch und fragte, wo wir denn hinwollen, was wir ihm natürlich gerne beantworteten.
Danach stand er wortlos auf, um in einen Nebenraum zu gehen. Vermutlich fragte er seinen Vorgesetzten. Auch das kannten wir schon von den letzten Malen und meistens fingen danach die Diskussionen an.

Zurück kam er aber mit zwei FMMs, das ist das Visum-Formular, das man bei jeder Einreise erhält, und wir sahen schon, dass darauf händisch 180 Tage vermerkt waren. Konnte es denn wirklich so einfach sein dieses Mal, ohne Diskussionen, ohne Erklärungsversuche und ohne dass wir unsere Fake-Buchungen und Kontoauszüge vorzeigen mussten?

Die Antwort ist: Ja!
Wir füllten die Dokumente aus, zahlten die üblichen 717 Peso (34 €), die das Visum regulär kostet, und dann bekamen wir tatsächlich den ersehnten Stempel in den Pass, der uns die 180 Tage bestätigte. Juchuh!!

Uns beiden fielen einige Steine vom Herzen und wir nahmen, so schnell es ging, Reißaus von der Grenze, bevor es sich doch noch jemand anders überlegte.

Oaxaca war noch zwei Tage entfernt, so endete ein wieder mal langer Fahrtag schließlich irgendwo an der Autobahn, diesmal auf dem Hof eines Restaurants, das eigentlich schon geschlossen hatte, als wir eintrafen. Der supernette Besitzer ließ uns aber dennoch gerne kostenlos auf seinem Gelände, sicher bewacht von einer Horde laut schnatternder Gänse, Enten und einem Truthahn, übernachten.

Gut bewacht in Mexiko.

Es war mal wieder keine besonders ruhige und erholsame Nacht, dank der ohrenbetäubenden Motorbremsen der LKWs, aber die nächsten zwei Tage ging es sowieso nur darum, schnell nach Oaxaca zu kommen, wo die Vorbereitungen für den „Dia de los Muertos“ schon im vollen Gang waren.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

Übrigens: Wenn du uns auf unserer Reise unterstützen möchtest, freuen wir über einen Beitrag in unsere Diesel- und Eis-Kasse. Das geht ganz einfach mit diesem PayPal Link.

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2024 Blogbeiträge Mexiko Zentralamerika

Puerto Escondido II – Stürmische Zeiten im Hotelito

Teil 17 unseres Roadtrips durch Mexiko

1. September – 18. Oktober 2024

Die drei Monate im Hotelito vergingen gefühlt rasend schnell. Schon war September, wir feierten unseren 12. Hochzeitstag und der Hotelalltag hatte uns, und wir ihn, gut im Griff.

Stürmischer Besuch

Dann kam endlich der (erste) große Tag, auf den wir uns so lange gefreut hatten: meine beste Freundin Laura kam in Puerto Escondido an. Die Wiedersehensfreude nach über 2 Jahren war natürlich riesig!

Wir freuten uns auf eine gemeinsame Woche mit ihr, ihren Koffer voller DM-Mitbringsel und Technikkram aus Deutschland, den „Endless Summer“ und jede Menge gemeinsame Aktivitäten, Ausflüge, Surfen, Sonnenuntergänge, etc.

Aber es kam etwas anders als geplant…

Schon am Nachmittag von Lauras Ankunftstag regnete es plötzlich. In der Regenzeit keine absolute Seltenheit, aber dass es so früh am Nachmittag so heftig regnete, war ungewöhnlich. Da ahnten wir noch nicht, wie lange uns dieser Zustand erhalten bleiben würde.

Der nächste Morgen brachte den Schock: es gab eine Hurricane Warnung für Puerto Escondido und den gesamten Küstenabschnitt. Nee, oder? Wir hatten noch mit unseren Vorgängern und auch Manu und René darüber gescherzt, dass sie gefälligst schnell nach Hause kommen sollen, wenn so ein (unwahrscheinlicher) Fall eintritt, um ihr Hab und Gut selbst in Sicherheit zu bringen. Denn auf das, was einem dann so bevorsteht, hatten wir gar keine Lust. Aber es half ja nichts.
Hurricane John wurde im Laufe des Tages auf Kategorie 4 hochgestuft und schien direkt auf Puerto zu zielen. Stufe 4 bedeutet Windgeschwindigkeiten von 200km/h und jede Menge Regen. Also hieß es alles in Sicherheit zu bringen, was nicht niet- und nagelfest ist. Und das war so einiges: Sonnenliegen, Schirme, Tische, Stühle, Deko, Infotafeln, Bücher, noch mehr Deko, Mülleimer, Putzutensilien, etc, pp.

Es regnete bereits nahezu pausenlos, also schmissen wir uns in die Badeklamotten und machten uns, gemeinsam mit Laura, daran, alles wegzuräumen und in Sicherheit zu bringen.

Irgendwie fanden wir das Schild gar nicht mehr lustig.

Laura hatte sich ihren Urlaub bei uns sicher anders vorgestellt. Zu guter Letzt holten wir noch die großen Bretter aus dem Lager, mit denen wir die Glastüren des Wohnhauses verbarrikadieren konnten, für den schlimmsten Fall. Spätestens da wurde uns bewusst, was uns da bevorstehen könnte und uns wurde etwas mulmig zumute.

Zudem war die Wettervorhersage nicht gerade geschäftsfördernd, immer mehr Gäste stornierten ihre Buchung, was uns letztendlich aber sehr Recht war, da es weniger Verantwortung bedeutete, falls der schlimmste Fall eintreten sollte.

Trotz Dauerregen und der schlechten Prognose, versuchten wir noch das Beste aus der Situation zu machen, sprangen gemeinsam in den Pool (nass waren wir ja eh schon) und gingen am späten Nachmittag, bevor der Hurricane nachts eintreffen sollte, noch gemeinsam mit Laura einen Cocktail trinken. Ganz nüchtern wollten wir dem Weltuntergang keinesfalls entgegentreten. 😉

Später am Abend folgte dann die Entwarnung, der Hurricane, der über dem Pazifik weiter an Geschwindigkeit zugenommen hatte, hatte abgedreht und würde nun westlich von Puerto Escondido auf Land treffen, ungefähr auf halber Strecke zwischen uns und Acapulco.

Was für ein Glück! Das hieß Entwarnung für uns und für viele andere Menschen, da das errechnete Einschlagsgebiet zum Glück nur sehr dünn besiedelt war. Andererseits bedeutete dies, dass all unsere Vorkehrungen mehr oder weniger umsonst gewesen waren. So durften wir am nächsten Tag, immer noch im strömenden Dauerregen, alles wieder zurückräumen. Aber besser so, als vom Hurricane-Winde verweht.

Nicht nur wir, sondern auch Laura waren natürlich total erleichtert. So konnten wir nun, trotz des besch… Wetters, zumindest ein paar Unternehmungen durchführen.

Gemeinsam ließen wir, in einer kurzen Regenpause, Babyschildkröten frei, machten die Bioluminisencia Tour auf der Laguna Manialtepec, wo der Effekt dank des Regens und den hohen Wellen auf dem Meer stärker denn je war, und der ein oder andere Strandspaziergang war auch drin – wenn auch in Regenjacke, denn inzwischen war es für hiesige Verhältnisse fast schon kalt.

Natürlich zeigten wir Laura auch unsere liebsten Restaurants, Bars und natürlich auch das Boneyard, die Skateboard-Bar, wo Christian gemeinsam mit den anderen Skatern, seine Rollkünste unter Beweis stellte.

Cheers
Skater Boi

Die Woche mit Laura verging viel zu schnell und so hieß es am 27.09. auch schon wieder Abschied nehmen.

Pflegebedürftiger Besuch

Wir kamen aber nur kurz zum Durchschnaufen, denn schon am nächsten Tag stand der nächste, langersehnte Besuch vor der Tür (mitsamt einem Rucksack voller Van-Ersatzteile): Sebastian (Christians bester Freund) und seine Frau Ellen kamen uns ebenfalls im Hotelito besuchen. Auch die Beiden hatten wir inzwischen seit fast 2.5 Jahren nicht mehr gesehen und die Wiedersehensfreude war groß.

Der ein oder andere war schier wahnsinnig vor Freude 😉

Die beiden hatten die Woche zuvor in Oaxaca City verbracht und auch einiges an Regen abbekommen. Nach ein paar (teils heftigen) Schauern, kehrte nun aber so langsam wieder das normale, schwül-heiße Sommerwetter in Puerto ein. Ein Glück, denn durch die 2.5 Wochen Dauerregen seit dem Hurricane, trocknete so langsam gar nichts mehr im Hotelito und alles, wirklich alles, begann zu schimmeln: Schuhe, Möbelstücke aus Holz, Handtücher, Kleidung, ganz zu schweigen von den Pflanzen im Garten, die auch alle nacheinander absoffen.

Mit den Beiden verbrachten wir dein ein oder anderen (Achtung Wortspiel) feuchtfröhlichen Abend bei Tacos, Vino und Cheladas und nebenbei half Basti dabei, einige der Wasserschäden wieder zu beseitigen – das nagelneue Holztor des Hotelitos hatte sich nämlich so sehr verzogen, dass Tür und Tor nicht mehr schlossen. Bei solchen handwerklichen Themen muss man Basti aber zum Glück nicht zweimal bitten. So wurde die Tischkreissäge in Betrieb genommen und das Tor kurzerhand wieder gangbar gemacht.

Aber auch der Urlaub von den Beiden stand irgendwie unter keinem guten Stern. Nach ein paar Tagen fühlte Basti sich zunehmend unwohler und kränklich. Der Ausflug zur Schildkröten-Schlüpfstation wurde zur Qual für ihn und beim Abendessen stand er die halbe Zeit, da ihn das Sitzen schmerzte und das Essen nicht schmeckte.

Als es am nächsten Tag nicht besser, sondern schlechter wurde, ging er zum Doc, der zum Glück gleich bei uns um die Ecke war. Dort bewahrheitete sich die schlimmste Befürchtung: Basti hatte sich das Dengue Fieber eingefangen. Nicht zu fassen!

Dengue Fieber ist eine Tropenkrankheit, die durch Stechmücken übertragen wird. Eine Impfung ist, wenn man nicht schon mal daran erkrankt war, umstritten und wenig wirksam, daher raten die meisten Ärzte auch davon ab. Besonders ich hatte mir dazu viele Gedanken gemacht, da Stechmücken mich besonders gerne mögen und ich immer und überall schnell verstochen werde, trotz Repellent. Und ganz Oaxaca ist Risikogebiet für die, im schlimmsten Fall tödlich endende, sehr unangenehme und langwierige Krankheit. Dennoch hatten bisher weder wir noch Bekannte im Umkreis oder Gäste sich die Krankheit geholt. Und nun hatte es ausgerechnet Sebastian erwischt. Scheiße!

Die Ärztin fand auch wenig tröstliche Worte für ihn: „Du wirst dich fühlen, als würdest du sterben, aber das ist normal“. Na danke! Erst wenn Blut aus irgendeiner Körperöffnung austritt, wird es aber wirklich kritisch. So lange kann man nichts machen, außer durchhalten und Paracetamol gegen die Schmerzen nehmen.
Diese halfen Basti aber kaum, so dass die nächsten Tage und Wochen für ihn zur Qual wurden – und für Elli sicher auch nicht einfach. Die weiteren Reisepläne mussten die Beiden streichen, stattdessen verlängerten sie ihren Aufenthalt bei uns im Hotelito – was natürlich einerseits schön war, da wir so mehr Zeit miteinander hatten, aber die Umstände hatten natürlich deutlich besser sein können.

So versuchten wir wieder das Beste daraus zu machen und nahmen zumindest Elli mit in unsere Lieblingsläden und zeigten auch ihr, was Puerto so zu bieten hat, währen Basti vor sich hin litt. Anders kann man es wohl nicht beschreiben.

Gemeinsam mit Elli entdeckte ich dann auch noch eine neue Seite von Puerto, da wir gemeinsam eine geführte Walking Tour mit der selbsternannten Informations-Göttin von Puerto Escondido unternahmen. Die gute Gina war allerdings selbst ihr größter Fan und hatte, neben vielen spannenden Infos, aber auch so einiges an persönlicher Meinung zu berichten. Sie quasselte fast 3 Stunden lang ohne Punkt und Komma und erzählte alles, was sie zu wissen glaubte.

Nebenbei entdeckten wir aber einige lokale Spezialitäten, die wir allein sicher nicht entdeckt hätten, wie zum Beispiel das „Restaurant“ in einem staubigen Hof, wo eine Dame die besten Tortillas weit und breit frisch zubereite und diese mit selbstgemachten Soßen und gegrillten Insekten verfeinerte. Nichts für zartbesaitete, aber Elli und mir hat’s gefallen.

Gegen Ende ihrer 2 Wochen bei uns, verpasste die Doktorin Basti noch eine Vitamin-Infusion, die seine lädierten Lebensgeister scheinbar wieder erweckten. So konnten wir noch zwei sehr schöne, gemeinsame Abende zu viert verbringen, bevor die Beiden am 12. Oktober wieder den Bus zurück nach Oaxaca bestiegen, von wo aus sie die Heimreise antraten.

Langsam konnte auch Basti wieder lachen.

Der Besuch unserer besten Freunde war definitiv ein absolutes Hotelito- und Reisehighlight. Dass die drei diesen außergewöhnlichen Teil unserer Reise (und unseres Lebens) für eine Zeitlang mit uns teilen konnten, ist schon was ganz Besonderes und wir sind total happy und dankbar, dass Laura, Elli und Basti den weiten Weg für uns auf sich genommen haben. Sich nach so langer Zeit mal wieder zu sehen und ausgiebig Zeit zum Quatschen haben zu können war wirklich toll und hat auch unsere inneren Batterien wieder aufgeladen.

Rückkehr der Besitzer & Abschied vom Hotelito

Jetzt blieben uns nur noch zwei Tage, bis Manu und René wieder zurückkamen und unsere Hoteliers-Karriere damit auch schon zu Ende war. Crazy! Wie können diese drei Monate so schnell vergangen sein?

So bereiteten wir alles für deren Rückkehr vor und bezogen wieder eins der Hotelzimmer, und lernten am 14. Oktober die beiden endlich mal persönlich kennen.

Junior Hoteliers links, Senior Hoteliers rechts.

Wir verbrachten noch 4 Tage im Hotelito, übergaben nach und nach wieder alles an die Beiden und verbrachten viele gesellige Stunden bei gutem Essen zusammen.

Was für ein Privileg diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen, 3 Monate als selbständige Hoteliers zu agieren, direkt an der Pazifikküste, das Meer vor der Nase, drei Katzen zum Verwöhnen, jede Menge nette Gäste aus allen Ecken der Welt, jede Menge neue Bekanntschaften, Eindrücke, Learnings, der Besuch unserer Freunde und die anhaltende Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft unserer Schweizer Hoteliers. Was haben wir doch für ein Glück!

Aber jetzt juckte es uns auch in den Füßen und wir waren mehr als bereit weiterzureisen. Christian hatte während unserer Zeit in Puerto ganz nebenbei viel am Van gewerkelt und einiges verbessert und wir freuten uns darauf, jetzt wieder unseren „Reisealltag“ zu haben und zurück in unser gemütliches, kleines, rollendes Zuhause zu ziehen.

Altes & neues Zuhause

Aber natürlich wartete noch eine kleine Challenge auf uns, bevor die Reise weitergehen konnte. Nachdem wir den Van zum Glück vor Schimmel und sonstigen Schäden bewahrt hatten, machte uns mal wieder unser Kühlschrank Ärger. Denn als wir diesen in Betrieb nehmen wollten, tat sich einfach nichts. Nada! Strom war da, aber der Kompressor lief nicht an. Mist!
Es folgten verschiedene Messungen und Tests und die Rücksprache mit dem Hersteller. Dieser vermutete Kabelbruch – somit ging kein Weg am Ausbau des Kühlschranks vorbei, was auf so engem Raum, immer ein ziemlich aufwändiger und nervenaufreibender Akt ist. Aber es half ja nichts, er musste raus. Und dann zeigte sich der Übeltäter auch gleich.

Tatsächlich war ein Kabel durchgegammelt und wir hatten scheinbar Glück, dass es nicht zum Kabelbrand gekommen war. Hier wurden nämlich minderwertige Alu-Kabel verbaut, statt Kabel mit Kupferdrähten. Das hätte also ganz anders ausgehen können. Zum Glück hat Christian inzwischen jede Menge Erfahrung mit diesen Themen und konnte im Handumdrehen ein neues Kabel besorgen und einbauen. Und schon lief die Kühlkiste wieder. Halleluja!

Somit packten wir final alles zusammen, und verabschiedeten uns – allerdings nicht, ohne die baldige Rückkehr bereits vereinbart zu haben. 😊

Abschieds-Selfie

Nach einem letzten Stopp auf dem Mercado, wo wir Kühlschrank, Wassertank und unsere Bäuche füllten, machten wir uns auf den langen Weg nach Guatemala.

Wir sind wieder on the road!!

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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2024 Blogbeiträge Mexiko Zentralamerika

Puerto Escondido I – Wir sind Hoteliers!

Teil 16 unseres Roadtrips durch Mexiko

13. Juli – 1. September 2024

Pause vom Vanlife

Endlich war der große Tag gekommen, dem wir schon so lange entgegengefiebert hatten. Am 13. Juli erreichten wir erneut die Surf-Metropole Puerto Escondido. Und diesmal planten wir deutlich länger als nur 2 Tage zu bleiben, wie zuletzt im Januar. Für die kommenden drei Monate würden wir hier ein kleines Hotel führen.

Wie es dazu kam?
Durch einen totalen Zufall!
Irgendwann im April, als wir gerade durch Honduras reisten, entdeckte ich in einer Overlander-Facebook-Gruppe einen Aufruf der Schweizerin Manuela. Sie und ihr Mann René, suchten für einige Monate zwei Hotel- und Katzensitter für ihr kleines „Hotelito Swiss Oasis“ an der Pazifikküste. Schon seit unserer ersten Weltreise hatte ich immer mal wieder damit geliebäugelt, für eine Zeit im Ausland in einem Hostel o.ä. zu arbeiten. Bedingt durch unser Reisetempo, kam es aber nie dazu.
Ich las Christian Manuelas Aufruf vor, während er gerade den Van betankte und schlug ihm vor, mal darauf zu antworten. Christian war auch gleich begeistert von der Idee und noch bevor wir von der Tankstelle rollten, hatte ich Manuela bereits angeschrieben.

Ca. 2 Minuten später entdeckte ich eine Direktnachricht in unserem Instagram-Postfach. Dort hatte uns Manuela zufällig im selben Moment kontaktiert und einfach mal gefragt, ob wir nicht demnächst wieder nach Mexiko kommen würden und Lust hätten, ihr Hotel zu hüten. Was für ein Riesenzufall!

Bis zu diesem Zeitpunkt kannten wir uns nicht und hatten noch niemals Kontakt gehabt. Manuela folgte uns aber schon eine Weile auf Instagram und scheinbar, machten wir einen einigermaßen vertrauenswürdigen Eindruck.

Wir tauschten ein paar Nachrichten aus, Manuela erklärte uns was es im Hotelito zu tun gäbe, welcher Zeitraum in Frage käme, etc. etc. Wir waren sofort Feuer und Flamme für das Projekt und offenbar waren wir Manuela genauso sympathisch wie sie uns. Somit vereinbarten wir einen Videocall, um weitere Details zu besprechen.

Dieser fand einige Tage später statt. Der erste Eindruck verfestigte sich, Manuela und ihr Mann René waren mega nett, offen und sympathisch und selbst begeisterte Weltreisende mit einer bewegten Lebensgeschichte. Wen es interessiert, kann hier nachlesen, wie die beiden zu ihrem Hotelito gekommen sind: Zwei Schweizer in Mexiko.
Und die Möglichkeit gegen Kost und Logis ein kleines Hotel zu übernehmen, drei Katzen zu haben und drei Monate direkt am Meer leben zu können klang für uns nach einem absoluten Traumjob. Somit sagten wir fest zu und planten von da an unsere gesamte Reiseroute, um pünktlich Mitte Juli in Puerto Escondido sein zu können.

Und da waren wir nun.

Manuela und René waren zu dem Zeitpunkt bereits im Urlaub, somit begrüßten uns unsere Hotelsitter-Vorgänger Nadine und Joel im Hotelito. Das Schweizer Paar hatte das Hotelito in den vergangenen drei Monaten geführt und würde uns nun im Verlauf der nächsten zwei Wochen einarbeiten.

Wir bezogen erstmal eines der insgesamt acht Zimmer im Hotelito und räumten unsere Sachen aus dem Van. Für den hatten wir einen sicheren Stellplatz, den uns Manuela und René zur Verfügung stellten, allerdings außerhalb vom Hotel.

Nachdem der Umzug vollbracht war, bekam der Van noch eine dringend notwendige Wäsche und wurde dann im Zentrum von Puerto Escondido auf dem bewachten Parkplatz abgestellt. Ein etwas komisches Gefühl für uns, aber dennoch freuten wir uns darauf in den nächsten Wochen mal etwas größere und vor allem klimatisierte 4-Wände zu haben. Denn in Puerto Escondido ist im Sommer Regenzeit und bei durchschnittlich 32-34 Grad (Tag und Nacht) und über 70-80% Luftfeuchtigkeit, kommt man ganz schön ins Schwitzen. Im Van macht das definitiv keinen Spaß.

Von nun an wurden wir Schritt für Schritt in den Hotelalltag eingeführt. Angefangen von den Arbeiten rund um das Hotel selbst, wie z. B. den Hof und Garten in Ordnung halten, den Pool bei Bedarf reinigen, Handtücher waschen, die Außenmöbel reinigen, Zeitschaltuhren für Lichter, Poolpumpe, etc. überprüfen, Müll rausstellen, Vorräte aufstocken, Kühlschrank bestücken, einkaufen gehen, etc.

Bis hin zum natürlich wichtigsten Punkt: das Buchungssystem und die Gästebetreuung. Das war zu Beginn sicherlich der kniffligste Teil, weil man es zum einen erstmal durchblicken muss und immer ein wachsames Auge haben muss, damit online die Verfügbarkeiten stimmen und keine Überbuchungen stattfinden können. Parallel gilt es die E-mailanfragen, WhatsApp Nachrichten und Anrufe parallel abzustimmen und zu koordinieren.

Und dann war da noch der Check-in Prozess. Die Gäste begrüßen, Bezahlung abwickeln, alle wichtigen Infos zum Hotel und der Umgebung vermitteln (je nach Gast mal in Spanisch, Englisch oder Deutsch), Regeln erklären, über Touren und Ausflüge informieren und natürlich das Zimmer zeigen und auf Sonderwünsche reagieren. Und davon gibt es manchmal so einige. Aber genau das macht die Sache ja so spannend und abwechslungsreich.

Nach dem Check-out der Gäste folgte die Zimmerkontrolle, mit Betten abziehen, Handtücher einsammeln, Duschköpfe checken, Safe zurücksetzen und Schränke und Fächer kontrollieren. Dabei kam immer mal die ein oder andere Kuriosität zum Vorschein.

Nach zwei Wochen Einarbeitung verabschiedeten sich Nadine und Joel, für sie ging es zurück in die Schweiz und wir zogen vom Hotelzimmer hoch ins Haus von Manuela und René, welches sich direkt auf dem Hotelgelände befindet.

Abschieds-Selfie mit Nadine & Joel

Ab diesem Zeitpunkt übernahmen wir den Betrieb also komplett, inklusive der Koordination unserer drei fleißigen Reinigungs-Damen, Isela, Domi und Flor, die immer wieder mal Dinge entdeckten, die wir dann reparieren mussten, zum Beispiel undichte Wasserhähne, defekte Moskitonetze, kaputte Glühbirnen, wackelige Ventilatoren oder ähnliches. So wurde es selten langweilig.

Die größte Herausforderung waren sicherlich zu Beginn die mexikanischen bzw. rein spanisch-sprachigen Gäste. Denn unser Spanisch ist nach über 2 Jahren in Lateinamerika zwar ganz OK, aber eben immer noch voller grammatikalischer Entgleisungen und nicht auf Konversationslevel, wie unser Englisch. Und plötzlich waren wir in einer ganz anderen Rolle als in unserem gewöhnlichen Alltag, was den Sprachgebrauch völlig änderte. Doch meine anfängliche Befürchtung, dass Gäste aus Mexiko sich darüber ärgern könnten, in ihrem eigenen Land nicht auf perfekt spanisch sprechende Gastgeber zu treffen, erwies sich schnell als unbegründet.
Holprige Konversationen sorgten zwar für den ein oder anderen Lacher oder auch mal lustige Missverständnisse, bei den meisten Gästen regte dies jedoch die Neugier darüber an, wo wir herkommen, wie lange wir schon hier sind und wieso wir ausgerechnet in ihrem Land ein Hotel führen. Wir erhielten jede Menge Einladungen von netten Menschen, auf der Durchreise durch ihre Heimat doch mal vorbeizukommen. Wir sind jetzt also bestens vernetzt in Mexiko. 😉

Gleiches gilt übrigens für Gäste aus den USA und Kanada. Mit denen verlief die Kommunikation zwar deutlich flüssiger, dennoch waren auch sie immer neugierig, was unsere Reise betrifft, und luden uns nicht selten in ihre Hofeinfahrten, AirBnBs oder Häuser ein. Unsere Reiseroute in den Norden wird länger und länger.

Von nun an sahen unsere Tage mehr oder weniger gleich aus, sieben Tage die Woche. Um 7 Uhr morgens genehmigte sich Christian eine Runde Yoga auf unserer Terrasse, während ich entweder joggen ging oder einen Strandspaziergang machte und dabei die Surfer beobachtete, die in den riesigen Wellen und Tubes direkt am Strand ihre Runden drehten.

Danach wurde das Hotelgelände auf Vordermann gebracht, sprich der Hof gekehrt, der Pool kontrolliert, die Möbel abgewischt und der Gästekühlschrank aufgefüllt. Danach gab es Frühstück, bevor ab 9 Uhr offiziell der Hotelbetrieb begann, sprich die Rezeption geöffnet hatte. Dann bearbeiteten wir neue Buchungen, Änderungen und Stornos, kontaktierten Gäste um Ankunftszeiten abzustimmen, wickelten die Gäste vor Ort ab, beantworteten Fragen, halfen bei der Organisation von Ausflügen oder Taxen, gaben Tipps für die Umgebung, stimmten mit unseren Reinigungs-Damen die Reihenfolge der Zimmerreinigungen ab, kümmerten uns um die Handtuchwäsche und wenn mal nichts zu tun war, saßen wir an unseren Laptops und arbeiteten an unseren Onlinejobs, die inzwischen wieder Fahrt aufgenommen hatten.

Mittags erledigten wir auch oft Besorgungen, sowohl für das Hotelito, als auch für uns. Am liebsten zog es uns auf den Mercado Zicatela, eine kleine Markthalle wo wir unsere frischen Lebensmittel kauften und auch mal mittags günstig essen gingen. Von dort oben hatte man einen tollen Ausblick auf den Playa Zicatela.

Mindestens einmal pro Woche ging es für einen Großeinkauf zum lokalen Supermarkt, wo auch Hygieneartikel, Reinigungsmittel und Getränke für das Hotel besorgt werden mussten. Nebenbei besorgten wir noch evtl. benötigte Ersatzteile, Werkzeug oder was eben sonst so anfiel. Langweilig wurde es uns definitiv nicht.

Und dann waren da ja noch die drei Katzen Hügo, Pedro und Toto. Während Hügo, der ängstliche, hauptsächlich drinnen bei uns im Haus war, leben die anderen beiden Kater die meiste Zeit draußen und kamen nur zum Fressen oder um sich ihre Streicheleinheiten abzuholen. Besonders Pedro forderte diese vehement ein, er verlangte mindestens 3x am Tag ausgiebig gebürstet zu werden. Kein Wunder, bei dem schönen Fell.

Für mich der beste Job des Tages. 😊

Um 18 Uhr war dann offiziell Feierabend, die Rezeption wurde geschlossen, erneut der Hof gesäubert und alles aufgeräumt. Danach zog es uns zumeist noch mal an den Strand vor der Tür, um einen kleinen Sonnenuntergangs-Spaziergang zu machen. Herrlich, so ein Leben am Meer.

Natürlich wurde aber nicht nur gearbeitet. Abends gingen wir auch gerne mal was essen. In La Punta, dem östlichen Ende des Playa Zicatelas gab es viele nette Restaurants und Bars. Besonders das „Boneyard“ hatte es uns angetan. Eine Bar und Pizzeria mit Skate-Pool und meistens guter Musik.

Da war’s natürlich um Christian geschehen. Selbst wenn er nicht selbst seine Runden im Pool drehte, war es total cool den vielen Skatern und den Mädels auf den Rollschuhen zuzusehen.

Zwischendurch schauten wir uns auch mal die kleineren Buchten und Strände in der Umgebung an, die waren aber teilweise so voll (vor allem während der mexikanischen Sommerferien), dass wir uns 2x direkt auf dem Absatz wieder umdrehten, um dem Trubel zu entfliehen.

Ein weiteres Highlight war ein nächtlicher Ausflug auf die Laguna Mantialtepec. Dort lässt sich das Phänomen der Bioluminisence bewundern – leuchtendes Plankton im Süßwasser. Absolut faszinierend: in völliger Dunkelheit schwammen wir in der Lagune, wobei unsere Bewegungen ein Leuchen im Wasser erzeugten und teilweise die Plankton Partikel wie kleine Sterne auf unserer Haut glitzerten. Fotografisch lässt sich das leider nicht festhalten, du musst es uns einfach glauben und dir selbst vorstellen. 😉

Abgesehen von all dem genossen wir es natürlich auch, mal wieder länger an einem Ort zu sein und Verbindungen aufzubauen. Wir lernten ein nettes Paar aus Hawaii kennen, Menschen auf der Straße und in den Geschäften in der Nachbarschaft erkannten uns schon nach wenigen Tagen wieder, grüßten immer freundlich, man hielt auch mal ein Schwätzchen (so gut es unser Spanisch zulässt), der nette Barista in unserem Lieblingscafé wusste schon gleich wie wir unseren Kaffee am liebsten trinken, die Eisverkäuferin kannte unsere Lieblingssorten, unsere Putz-Damen übten neue Vokabeln mit uns, der Sänger der Rock-Coverband erkannte uns wieder und grüßte ebenfalls freundlich. Kurzum, wir hatten seit langem mal wieder ein festes Sozialleben, was nach so langer Zeit ständig auf Achse echt mal wieder schön war.

Zwischendurch hatten wir auch mal eine nicht so schöne Begegnung. Liebe Mamas, wenn ihr euch nicht aufregen wollt, lest ihr ab hier bitte nicht mehr weiter. Wenn ihr es doch tut – ich habe euch ja gewarnt. Regt euch bitte nicht auf. Ist alles längst vorbei und glimpflich ausgegangen…

Nachts um 3 Uhr klingelte ein amerikanischer Gast an unserer Tür Sturm. Völlig aufgelöst berichtete er uns, dass sein Kumpel am Strand von der lokalen Polizei in Handschellen festgehalten wurde. Man warf ihnen vor Marihuana geraucht zu haben, was nicht stimmte. Die Polizisten wollten 3.000 Peso (ca. 150€) in bar – also ein klarer Scam!
Der Gast wollte das Geld dennoch gerne bezahlen, um aus der Situation rauszukommen. Allerdings funktionierten die Geldautomaten am Strand nicht, diese waren am Wochenende oft einfach leer. So flehte er nun uns um das Bargeld an. Stattdessen schlug Christian vor, mit an den Strand zu kommen, um die Situation aufzulösen, die Gäste sprachen nämlich kein Spanisch und schließlich hatten sie ja nichts Illegales getan.

Am Strand eskalierte die Situation leider schnell. Christian bemerkte sofort, dass die drei Polizisten es nur auf Bargeld abgesehen hatten. Als er hinzukam, wurde er sofort harsch abgewiesen und auch seine Fragen wurden nicht beantwortet. Seine Erklärung, dass er nur helfen wollte zu übersetzen, wurde ignoriert. Die Szene verlegte sich schließlich vom Strand weg und in eine Seitenstraße. Dort wurden die Polizisten handgreiflich, nachdem klar war, dass sie hier kein Bargeld bekommen würden. Der Gast wurde, immer noch in Handschellen, unsanft auf den Polizei-Pickup gepackt.

Christian fragte, wohin sie ihn bringen würden, und nahm unser Hotel-Firmentelefon raus, um auf Google-Maps nach dem Standort der Polizeidienststelle zu suchen. Dies ließ bei den korrupten Polizisten Panik aufkommen, da sie Angst hatten fotografiert oder gefilmt zu werden.
Sie griffen Christian ohne weitere Vorwarnung an, einer nahm ihn in den Schwitzkasten, ein zweiter verpasste ihm einen Schlag in die Leber, worauf er zu Boden ging und seine (neue) Brille zerbrach. Es folgte ein Tritt in den Rücken, der ihm die Luft nahm. Im nächsten Moment war auch er in Handschellen gefesselt und wurde ohne weitere Erklärung ebenfalls auf das Auto geladen, mit dem die Polizisten dann wegfuhren.

Zum Glück war es Christian gelungen, das Handy noch an den zweiten Gast zu übergeben, der nun erneut bei mir im Hotelito klingelte und nur völlig aufgelöst stammelte: „they took your husband as well“ (sie haben auch deinen Mann mitgenommen).

Ich konnte es nicht fassen! Ich behielt aber die Nerven (was den Gast sehr irritierte, er fragte mich ständig, wie ich so ruhig bleiben könnte, aber er war panisch genug für uns beide), packte ein bisschen Bargeld ein und machte mich mit dem Gast draußen auf die Suche nach einem Hinweis, wo die beiden nun wohl hingebracht wurden. Ich traf auf einen Hotel-Security Mitarbeiter, der mir sagte, ich solle mir keine Gedanken machen. Sowas passiert öfter mal. Die Jungs kommen mit auf die Wache und morgen früh um 9 Uhr, kann ich sie dann dort abholen.

Häh?
Die Logik verstand ich nicht und die Jungs einfach sich selbst zu überlassen kam natürlich nicht in Frage. Zum Glück konnte der Security mir aber sagen, wo sich die Polizeidienststelle befindet, also schnappten der zweite Gast und ich uns ein Taxi und ließen uns dorthin fahren. Dort angekommen, wurde ich von 4 schwer bewaffneten Polizisten „begrüßt“, nach meiner Erklärung aber in die Dienststelle reingelassen, wo Christian wie ein lädierter Schwerverbrecher saß. Ein weiterer Polizist erklärte mir, dass Christian hier sei, da er die Polizeiarbeit behindert hätte (haha). Meine Frage, warum dies zu Gewalt geführt hatte, blieb unbeantwortet.

Ich musste das Firmenhandy zeigen und beweisen, dass es keine Fotos und Videos von den Polizisten gab. Dann bat man mich um 3.000 Peso. Eine Quittung gab es natürlich nicht. Man ließ uns wissen, dass wir dafür am nächsten Tag wieder kommen müssten. Nee is klar…
Immerhin bekam ich so zwei Männer zum Preis von einem (ursprünglich hatten sie vom Gast ja schon 3.000 Peso für das vermeintliche Vergehen verlangt). Also ein Beschiss von vorne bis hinten.

Christian musste ein Formular unterschreiben, auf dem seine Personalien zum Glück vollkommen falsch aufgenommen worden waren. Das kein Ausweisdokument verlangt wurde, war einerseits der klare Beweis, dass die ganze Aktion ein Scam war, andererseits aber auch unser Glück – schließlich wollen wir demnächst noch mal aus Mexiko aus- und wieder einreisen. Da ist man besser nicht aktenkundig.

Der Gast, dem man den Marihuana Konsum vorwarf, war zwischenzeitlich schon in eine Zelle gesteckt worden. Nachdem ich bezahlt hatte, kam auch er wieder frei, musste ebenfalls einen Zettel mit fehlerhaften Daten unterzeichnen und dann durften wir gehen. Der nette Taxifahrer brachte uns zurück zum Hotel und wir mussten erstmal verarbeiten, was da gerade passiert war.

Christan fand zum Glück sein herausgefallenes Brillenglas noch in der Nebenstraße. Ohne seine Brille kann er ja kaum noch lesen. So konnte die leider irreparabel zerbrochene Brille erstmal geflickt werden. Die Gäste waren total dankbar, dass wir ihnen, mit Umwegen, aus der Patsche geholfen hatten, aber waren nach diesem Erlebnis natürlich auch nicht mehr ganz so unbeschwert wie noch zuvor.

Übrig bleiben also eine kaputte Brille, ein zerrissenes T-Shirt, verletzter Stolz und natürlich ein riesiges Ungerechtigkeitsgefühl bei uns allen. Denn etwas dagegen machen oder rechtlich vorgehen können wir nicht. Zumindest nicht, ohne unseren Aufenthaltsstatus in diesem wunderschönen Land zu verlieren, in dem wir gerne noch ein bisschen länger bleiben und reisen wollen.

Was uns ganz wichtig ist:
Dieses Erlebnis steht nicht als Sinnbild für Mexiko! Arschlöcher gibt es überall. Manche tragen eine Uniform, andere nicht. Korruption gibt es ebenfalls überall auf der Welt. Bisher hatten wir auf unserer 3-jährigen Reise nur positive Erfahrungen mit allen Menschen und wurden nie angegriffen, abgezockt oder sonst in irgendeiner Form übers Ohr gehauen. Das war eine absolute Ausnahmeerfahrung, auf die wir natürlich gerne verzichtet hätten. Es heißt aber nicht, dass Mexiko grundsätzlich böse und gefährlich ist und dass alle Polizisten korrupt sind. Nein!
Wir hegen deshalb auch keinen Groll auf das Land und seine Menschen. Sowas kann einem vermutlich an vielen Orten auf der Welt passieren. Wir, bzw. Christian, hatten eben einfach Pech. Statt zu helfen, wäre es besser gewesen den Gästen einfach Geld zu geben, oder sie sich selbst zu überlassen. Aber natürlich versucht man zu helfen. So wie uns auch immer wieder Menschen in allen Ländern, in denen wir waren, geholfen haben. Manchmal gewinnt man, manchmal lernt man. Diesmal haben wir was gelernt.

Auf diese eine blöde Erfahrung, kommen unzählig schöne Erfahrungen, nette Begegnungen, neue Bekanntschaften, unzählige schöne Sonnenuntergänge, spannende Aufgaben und die ein oder andere Margarita.

Margarita am Strand

Aber dazu dann demnächst mehr im zweiten Hotelito-Blog. 😊

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Aus dem Valle de Bravo bis nach Acapulco

Teil 15 unseres Roadtrips durch Mexiko

7. – 12. Juli 2024

Valle de Bravo

Endlich mal wieder im Grünen!

Nach all den mehr oder weniger schönen Altstädten hatten wir endlich mal wieder einen Platz in der Natur entdeckt. Es verschlug uns ins „Valle de Bravo“, am gleichnamigen Stausee. Dafür nahmen wir gerne einen kleinen Umweg in Kauf.

Valle de Bravo

Die Wettervorhersage blieb der Regenzeit entsprechend wechselhaft, aber inzwischen hatten wir gelernt, dass die Vormittage meistens trocken und freundlich waren und der Regen und Gewitter zumeist erst am Nachmittag aufzogen.

Unser Stellplatz war auf dem Gelände eines kleinen Yachtclubs, wo mehrere Dauercamper-Einrichtungen, sprich alte, amerikanische Wohnwägen standen. Begrüßt wurden wir an diesem Sonntagnachmittag von ein paar ganz schön betrunkenen „Platzwarten“, die zum Glück alle happy-drunk waren und Christian mit Willkommensgrüßen, Amigo-Rufen und Umarmungen geradezu überschütteten. Ich blieb da lieber auf Abstand. Das war mir eindeutig schon zu viel Gastfreundschaft. 😉

Wir nutzten den schönen Platz direkt mal wieder zum draußen sporteln und grillen und hatten dabei wie so oft tierische Gesellschaft von neugierigen Hunden.

Sport mit Hund

Am nächsten Morgen packten wir in aller Frühe die Räder aus, um die Gegend etwas zu erkunden. In der Ferne sahen wir den „Pena“ genannten Monolithen und beschlossen: da geht’s jetzt hin.
Entlang des Sees und durch ein paar kleine Ortschaften, ging es steil hinauf zum Fuß des Felsen. Dort stellten wir die Räder ab und erklommen die letzten Höhenmeter zu Fuß, hinauf auf den 110 Millionen Jahre alten Lavaklotz, was stellenweise mal wieder etwas klettern erforderte. Oben angekommen, wurden wir dann mit dieser Aussicht auf den See und das gesamte Tal belohnt.

Valle de Bravo
Auf dem Pena

Auch in die im Fels befindliche „Cueva del Diablo“, also die Höhle des Teufels, stiegen wir noch hinab. Er war aber nicht zu Hause.

Keiner Zuhause!

Trotz aufziehender Wolken wagten wir uns noch ein Stück weiter am See entlang und fanden noch einen kleinen Wasserfall.

Wasserfall im Valle de Bravo

Davon hätte es rund um den See noch ein paar mehr gegeben, inklusive kleinerer Wanderungen. Aber das Wetter saß uns schon wieder im Nacken. Also ging es retour und durch das kleine touristische Zentrum von Valle de Bravo, wo wir uns mit einem Eis belohnten – so viel Zeit muss immer sein! 

Eis-Zeit

Kaum waren wir zurück am Van und die Bikes verstaut, setzte auch schon der Regen ein. Timing ist alles!

Wir blieben dennoch eine weitere Nacht im Yachtclub und genossen noch ein bisschen den grünen Ausblick und die Ruhe. Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich früh aufbrechen, doch als wir von unseren Auffahrkeilen fuhren, machten wir leider eine unschöne Entdeckung. In den nur zwei Tagen, die wir dort geparkt hatten, hatten sich tausende von Ameisen in den Lücken der Keile eingenistet und dort gefühlt Millionen von Eiern abgelegt. Es wimmelte nur so von den kleinen Viechern. Igitt!!

Die kleinen weißen Punkte sind alles Ameiseneier

So konnten wir die Dinger natürlich nicht ins Auto laden. Zum Glück gab es einen Wasseranschluss mit ordentlich Druck. Also verbrachten wir die nächste Dreiviertelstunde damit, die kleinen Biester mit jeder Menge Wasser aus unseren Hötzen-Klötzen zu spülen. Ich rückte den Biestern zusätzlich mit Essigwasser auf die Pelle, und sprühte auch die Erde rund um unseren Van ein, damit sie nicht auf die Idee kamen, bei uns einzuziehen. Dabei entdeckte ich auch gleich unser nächstes Projekt. In unserem rechten Vorderreifen steckte offensichtlich ein dicker, fetter Nagel.

Mobys Reifenpiercing

Zum Glück saß das Ding aber bombenfest und wir verloren keine Luft. Also kein akutes Problem. Ach ja, so wird es nie langweilig mit diesem Vanlife. 😉

Silberstadt Taxco

Nachdem unsere Auffahrkeile von den Ameisen und deren Eiern befreit waren, konnte es dann endlich weiter gehen. Uns stand mal wieder ein langer Fahrtag bevor. Unser nächstes Ziel war die ehemalige Silberstadt Taxco, mitten in den Bergen des Bundesstaates Guerrero.

Anfahrt auf Taxco

Taxco ist als Silberstadt bekannt, da sie eine lange Geschichte des Silberabbaus und Silberverarbeitung hat. Schon bei der Anfahrt in die Stadt, konnten wir von weitem erkennen, dass es in diesem Ort mal wieder steil und eng zugehen würde. Daher waren wir froh, direkt am Ortseingang ein Hotel zu finden, auf dessen Parkplatz wir übernachten durften. Nicht ganz billig und auch nicht besonders idyllisch, aber immerhin sicher, einigermaßen ruhig und nahe zur Altstadt.

Wir machten uns auch sogleich auf diese zu erkunden. Anders als in den vielen Altstädten, die wir zuletzt besucht hatten, waren hier nahezu alle Kolonialbauten und Häuser weiß gestrichen und mit roten Akzenten verziert.

Willkommen in Taxco
Altstadt von Taxco

Sofort fielen uns auch die vielen alten VW-Busse und VW Käfer auf – diese werden hier noch ganz traditionell als Collectivos (also Mini-Busse) und Taxis genutzt. Da es hoch über der Stadt noch einen Aussichtspunkt gab, und wir bei den vielen steilen Gassen zu faul zum Laufen waren, ließen wir es uns nicht nehmen mal in einem Käfer-Taxi mitzufahren.

Taxi Käfer

Bekanntlich hat so ein Käfer ja nur zwei Türen, daher wurden bei den Taxen die Beifahrersitze entfernt, um den Gästen ein einfacheres Ein- und Aussteigen zu ermöglichen. Beweglich musste man trotzdem sein.
Und dann ging die wilde Fahrt los, hinauf durch super enge und extrem steile Gassen, in denen unser Van vermutlich nicht weit gekommen wäre. Für einen VW Käfer natürlich kein Problem. Der läuft, und läuft, und läuft…

Käfer mit Ausblick

Ein großer Spaß! Und oben angekommen, entdeckten wir dann nicht nur die lokale Version des „Cristo Redentor“, sondern hatten auch eine tolle Aussicht auf die weiße Stadt Taxco, inmitten der grünen Hügel und Berge.

Blick über Taxco

Retour ging es dann auch wieder mit dem Käfer und wir mussten abwechselnd lachen und die Luft anhalten, weil die Gassen wirklich so steil und eng waren, was aber keineswegs bedeutet, dass es Einbahnstraßen waren. Unser Taxifahrer fand uns anscheinend genauso lustig wie wir die wilde Fahrt und er erklärte uns noch, dass diese Straßen bei starkem Regen geradezu zu Wasserfällen werden. Dann wäre das Fahren etwas schwieriger, aber so, ist das ja alles kein Problem – mit einem Käfer. 😊

Wir verbrachten noch ein paar Stündchen in der Stadt, schlenderten über den lokalen Markt und gönnten uns ein Bierchen in der Sonne (das muss man ja ausnutzen in der Regenzeit).

Cheers!

Später am Abend setzte dann aber doch der Regen ein und bleib auch die ganze Nacht über. Am nächsten Morgen, als wir bei immer noch anhaltendem Dauerregen weiterzogen, konnten wir auch sehen, was unser Taxifahrer gemeint hat. Die Wassermassen rauschten geradezu durch die steilen Gassen und verwandelten alle Straßen in Flüsse und Wasserfälle. Irre! Aber die Käfer und Bullis zogen fleißig ihre Bahnen in dem nassen Chaos.

Schnell mal Reifenflicken

Wir nahmen nun endgültig Kurs auf die Pazifikküste, denn wir hatten ja einen wichtigen Termin dort.

Vorher galt es aber noch, sich um unser Reifenpiercing zu kümmern. Der Nagel saß immer noch fest im Reifen, aber wir wollten natürlich nicht riskieren, dass sich dieser Zustand irgendwo unterwegs spontan änderte. Also steuerten wir eine große Reifenwerkstatt irgendwo entlang der Strecke an, wo wir, wie eigentlich immer, auch sofort spontan drankommen konnten.

Moby wurde aufgebockt, der Nagel entfernt und mit einem lauten Zischen, war unser Reifen innerhalb von wenigen Sekunden komplett platt. Gut, dass das nicht unterwegs passiert war.

Die beiden Jungs in der Werkstatt waren flink bei der Sache, der Reifen wurde abgezogen und geflickt (fast wie beim Fahrrad) und schon konnte es wieder weiter gehen.

Acapulco

Spät am Nachmittag erreichten wir die schwül-heiße Küste und einen Ort, an den ich aus unerfindlichen Gründen schon immer mal wollte: Acapulco. Ich vermute, dass der 80er Jahre Hit „Loco in Acapulco“ schuld ist. Der muss in meiner Kindheit einfach zu oft im Radio gelaufen sein. Oder ich habe zu viele alte Elvis-Filme mit meiner Oma geschaut.😉

Dabei hatte Acapulco im letzten Jahr aus einem ganz anderen Grund Schlagzeilen gemacht, zumindest in diesem Teil der Welt. Im Oktober 2023 wurde die Stadt vom Hurrican Otis schwer getroffen. Viele Menschen verloren ihr Leben, noch mehr all ihr Hab und Gut.

Wir konnten direkt an der Strandpromenade, gut bewacht von der Guardia Civil und einem eifrigen „Parkplatzwächter“ parken. Wobei unser Parkplatz bis vor einem Jahr vermutlich noch eine Fußgängerpromenade war. Aber da viele andere Flächen vom Hurrican zerstört wurden, hat man hier ganz pragmatisch andere Flächen in Parkplätze umgewandelt. So standen wir nun also direkt an einem der Stadtstrände, am Rande der Altstadt.

Moby in Acapulco

Wir machten uns gleich auf den Weg in die Altstadt, die aber auch ohne den Hurrican schon ziemlich heruntergekommen war. Historisch und schön war hier eigentlich nichts, bedingt durch das Klima und die Meeresluft sahen viele der zweckmäßigen Gebäude einfach nur vernachlässigt aus und versprühten keinerlei Charme.

Wir bahnten uns unseren Weg hinauf zum sogenannten „Quebrada de Acapulco“ – ein Felsvorsprung, von dem allabendlich die berühmten „Claviatas“ herunterspringen – Klippenspringer.

Sieben Männer und eine Frau klettern zunächst an der senkrechten Wand des Felsen hinauf und springen dann aus verschiedenen Höhen zwischen 15 bis 35 Meter hinab in die Tiefe. Allein der Anblick wie die Truppe dort hochkletterte, nass, nur in Badekleidung und Barfuß, ließ es uns schon ganz mulmig zumute werden.

Man konnte den Claviatas aber ansehen, dass sie hochkonzentriert waren. Die Wassertiefe ist an dieser Stelle ist nämlich mit nur 4 Metern sehr gering für einen Sprung aus dieser Höhe. Daher müssen sie genau die Wellen beobachten und zählen, um einen Moment abzupassen, wenn die Welle heranrollt und dann das Wasser für einige Sekunden tief genug ist, um zu springen. Crazy!!

Inzwischen war es stockdunkel draußen und die ganze Aktion wurde mit starken Flutscheinwerfern ausgeleuchtet. Die junge Frau sprang schließlich zuerst aus ca. 15m, gefolgt vom Senior und ein paar Jungs aus der Gruppe, die nacheinander aus ca. 20m sprangen.

Zwei Männer vollführten einen Syncronsprung aus ca. 25 Metern.

Schließlich folgte der höchste Sprung, aus unglaublichen 35 Metern.
Getoppt wurde dies noch vom letzten Claviata. Er entzündete zwei Fackeln, das Flutlicht wurde ausgeschaltet und in völliger Dunkelheit, mit zwei Fackeln in den Händen, sprang der Kerl aus ca. 30 Metern hinunter ins schwarze Nichts.

Absolut verrückt!! Und das machen die hier jeden Abend, mehrmals. Verrückt! Oder hatte ich das schon gesagt?

Nach so viel Zuschauer-Adrenalin, bahnten wir uns unseren Weg zurück zum Van und suchten in der Altstadt nach einem einfachen Restaurant, da wir bei der schwülen Hitze, die hier auch nachts herrscht, nicht noch im Auto kochen wollten. Aber das war gar nicht so einfach. Denn scheinbar gehört in Acapulco zum Abendessen entweder ohrenbetäubende Reaggaton Musik aus riesigen Lautsprechern, oder, fast noch schlimmer, eine Reaggaton Liveband, die einem die Trommelfelle wegsprengt, beim Essen. Da war uns irgendwie nicht so nach.

Also landeten wir schließlich in einer mexikanischen Pizzeria, wo es zumindest klimatisiert und ruhig war, die Pizza dafür nicht so lecker. Naja, man kann nicht immer alles haben.

Nach einer anstrengenden, heißen und lauten Nacht, begannen wir den Tag natürlich mit einem Sprung ins Meer (wobei wir nur vom Sandstrand ins Wasser sprangen). Natürlich erregten wir mit unserem Van direkt an der Promenade etwas Aufsehen und ich wurde im Wasser von zwei älteren Herren angesprochen, die wissen wollten, wo wir herkämen, ob wir im Auto wohnen, etc. etc. Sie freuten sich sichtlich über internationalen Besuch und wie immer wurden wir freundlich willkommen geheißen und mit jeder Menge Daumen hoch bedacht.

Unser Hausstrand (inkl. gestrandetem Boot)

Nach dem Frühstück machten wir uns auf in den neuen Teil der Stadt. Immer an der Strandpromenade entlang. Und da zeigten sich erstmal so richtig die Spuren des Hurricans. Teilweise lagen noch vom Sturm angeschwemmte Boote auf der Promenade. Inzwischen hatten sich dort Obdachlose häuslich drin eingerichtet. Unzählige Gebäude waren noch gezeichnet vom Sturm, fehlende Scheiben, fehlende Stockwerke, herunterhängende Kabel, Schutt und Müll an diversen Stellen in der Stadt. Einfach krass das zu sehen. Und noch erschreckender: In diesen Gebäuden wird trotz der Schäden teilweise gelebt und gearbeitet. An manchen Stellen waren schon Schäden behoben und Scheiben ersetzt worden, während daneben noch alles aussah, wie vermutlich am Tag nach dem Sturm.

Unvorstellbar was für Kräfte hier gewirkt haben müssen. Solange man am Strand war, merkte man von all dem kaum etwas. Hier ging natürlich längst der Alltag weiter, man konnte Strandliegen mieten, die Fischer bei der Arbeit beobachten, in Beachbars abhängen, die Strandverkäufer zogen ihre Runden, es gab Bootstouren, etc. etc.

Doch selbst die eigentlich neuen und modernen Shoppingmalls sahen vielleicht von außen schon wieder hergerichtet aus, im Inneren gab es jedoch meist nur eine Handvoll Läden, der Rest war noch komplette Baustelle. Wir konnten es kaum fassen.

Auf der einen Seite shoppen, auf der anderen noch Großbaustelle

Auf der Suche nach etwas Kultur trafen wir auf das Maskenmuseum, wo viele spannende Masken aus dem ganzen Land ausgestellt wurden. Auch hier freute man sich über internationale Gäste, daher wurde unser Besuch fotografisch festgehalten und auf der lokalen Facebook Seite des Museums bekanntgegeben.

Da wir nach dem langen Spaziergang in der Sonne nicht nur nassgeschwitzt, sondern auch schon ordentlich sonnenverbrannt waren, wollten wir uns für den Weg zurück zur Altstadt ein Taxi gönnen. Es hielt auch prompt eins für uns an, wir waren allerdings etwas überrascht, dass hinten schon drei Passagiere drinsaßen. Kein Problem, wir sollten doch bitte beide auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. So hockte ich schließlich auf Christians Schoß, dafür war die Fahrt auch entsprechend günstig und lustig, für alle Beteiligten.

Kuscheltaxi

Wie an so vielen Orten in Mexiko, gab es auch in Acapulco noch ein Haus von Diego Rivera (der mit den berühmten Murals und Mann von Frida Kahlo) zu sehen. In Acapulco hatte er seine letzten Lebensjahre verbracht und sein Haus natürlich auch entsprechend gestaltet. Leider war das Haus selbst noch im Umbau bzw. in der Renovierung, daher konnten wir nur sein Mosaik an der Außenwand bestaunen, welches er im hohen Alter erstellt haben muss. Definitiv ein kreativer Mann.

Melchor Ocampo

Wir verbrachten noch eine zweite, schwüle Nacht in Acapulco und machten uns dann auf den Weg zu unserem eigentlichen Ziel and er Küste, zurück nach Puerto Escondido, wo wir im Januar schon mal waren. Denn dort würden wir die nächsten drei Monate verbringen, da wir die einmalige Chance erhalten hatten, dort auf Zeit ein kleines Hotel zu übernehmen.
Darauf freuten wir uns nun schon seit einigen Monaten und konnten noch gar nicht glauben, dass es jetzt wirklich, endlich so weit war.

Bis Puerto Escondido waren es aber immer noch über sieben Stunden Fahrtzeit. Also legten wir unterwegs noch einen Zwischenstopp ein, irgendwo in einem kleinen Fischerdorf, wo wir nach etwas suchen einen Platz am langen Strand fanden.

Könnte schlimmer sein!

Hier war es zwar immer noch schwül und heiß, aber zumindest ruhig und einsam, was nach zwei Tagen in der wuseligen Großstadt sehr angenehm war. Wir verbrauchten unsere letzten frischen Vorräte und bereiteten schon mal alles für unseren Auszug aus dem Van vor. Am nächsten Morgen, nach einem Sprung ins Meer und dem Frühstück in der Sonne, ging es dann endgültig weiter, zurück nach Puerto Escondido und damit in ein Abenteuer der besonderen Art.  

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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2024 Blogbeiträge Mexiko Zentralamerika

Unterwegs in Zentralmexiko

Teil 14 unseres Roadtrips durch Mexiko

30. Juni – 6. Juli 2024

Morelia

Unser nächster Stopp führte uns in den Bundesstaat Michoacán und direkt in dessen Hauptstadt, Morelia. Auch in Morelia empfing uns wieder eine wunderschöne, historische Altstadt, mit vielen prunkvollen Gebäuden und einem kleinen, grünen Stadtpark in dessen Zentrum.

Am Zocalo von Morelia
Kathedrale von Morelia

Der erste Eindruck erinnerte uns ein bisschen an Arequipe in Peru. Das Wetter war bei unserer Ankunft am Sonntagnachmittag noch sehr schön, also gönnten wir uns erstmal ein Eis und mischten uns unter die vielen Menschen, die im Park saßen und das bunte Treiben beobachteten.

🙂

Als sich der Himmel langsam zuzog, machten wir uns auf zum Centro Cultural, wo uns zwei spannende Ausstellungen erwarteten. Auf den Bildern kommt es kaum rüber, aber einer der Räume war vom Boden bis zur Decke mit der Hand bemalt worden und zeigte ein detailreiches, kritisches Mural, welches sich mit der heutigen Gesellschaft und der Klimakatastrophe auseinandersetzte und ziemlich beeindruckend und gleichzeitig erschreckend war.

Ausstellung „Tsunami“

Unsere Stellplatzsuche führte uns später auf einen Parkplatz am Stadtrand, wo wir sogleich von der netten lokalen Polizeiwache empfangen wurden. Man versprach uns das hier alles sicher sei (woran wir nie gezweifelt hatten) und bot uns an, WC und Dusche in der Polizeistation mitbenutzen zu können. Alles kostenfrei. Nicht schlecht.

Der nächste Tag begann leider mit jeder Menge Regen, dennoch wagten wir uns noch mal in die Stadt und schauten im Liebesgässchen vorbei und besuchten das Museum für moderne Kunst, was von außen ehrlich gesagt mehr Eindruck machte als die Ausstellungsstücke im Inneren.

Der Regen hielt an, also zogen wir in der Hoffnung woanders gutes Wetter zu finden, weiter.

Patzcuaro

Wir landeten im nur eine Stunde entfernten Patzcuaro, wo es leider aus Eimern schüttete. Der Plan war also nicht aufgegangen. So musste die vermeintlich schöne Altstadt bis zum nächsten Tag auf uns warten. Und ehrlich gesagt: es war halt eine Altstadt wie wir inzwischen schon unzählige gesehen haben. Der Funke sprang einfach nicht über.

Wir hatten mal wieder Bock auf Natur und auch schon ein Ziel ins Auge gefasst. Bevor es aber weiter ging, quälten wir Moby noch hinauf auf einen Aussichtspunkt, über den angrenzenden Patzcuaro-See.
Dieser See ist besonders Anfang November, zum „Dia de los Muertos“ ein beliebtes Ausflugsziel. Auf dem Wasser queren dann mit Kerzen beleuchtete Boote und fahren zur kleinen Insel in der Mitte des Sees, wo die Altäre für die Verstorbenen aufgebaut werden.

Patzcuaro See

Jetzt, Anfang Juli war hier nicht allzu viel geboten, somit ersparten wir uns auch eine Bootstour oder ähnliches, sondern zogen weiter zum nächsten Wanderhighlight.

Vulkan Paricutin

Das wir was für Vulkane übrig haben, sollte inzwischen jedem klar sein. Und hier in der Region steht der jüngste Vulkan des Kontinents, der 2.800m hohe Vulkan Paricutin. Den wollten wir nun besteigen.

Der Paricutin entstand im Jahr 1943. Zeitzeugen berichten davon, wie sich damals plötzlich aus dem Nichts die Erde auftat und Lava hervortrat. Ein Landwirt, der gerade dabei war, seinen Acker zu bearbeiten, versuchte wohl noch das Feuer im Boden zu löschen, weil ihm nicht klar, was da gerade geschieht.

Aufgrund des zu dem Zeitpunkt noch nicht vorhandenen Gefälles in der Landschaft (der Vulkan formte sich ja erst im Laufe der nächsten Jahre), floss die austretende Lava zum Glück sehr langsam, sodass sich die Bewohner der beiden kleinen Dörfer im Umkreis rechtzeitig evakuieren konnten, bevor die Lava alles vernichtete.

Nur die massive Kirche trotzte der heißen Erde und ragt bis heute aus dem erkalteten Lavafeld hervor. Ein irrer Anblick!

Kirche im Lavafeld
Kirche im Lavafeld

Früh morgens um 6 Uhr machten wir uns auf den Weg auf den Paricutin hinauf. Wir hatten nämlich nur ein kurzes, trockenes Zeitfenster und die Tour von 19km und 700hm wurde als schwierig beschrieben. Vorbei und durch die besagte Kirche, bahnten wir uns unseren nicht immer ganz klaren Weg durch das sehr geröllige und spitzsteinige Lavafeld.

Quer-Lavafeld-ein Richtung Vulkan

Mal wieder ein surrealer und beeindruckender Anblick, da man stellenweise noch erkennen konnte, wie sich die Lava an bestimmten Punkten aufgeschoben hatten. Mittendrin standen vereinzelt Bäume und Büsche, die sich ihren Weg durch das Gestein gebahnt hatten.

Die Tour war im Grunde genommen nicht besonders schwer, da das Gelände bis hier hin nicht steil war. Man musste jedoch extrem konzentriert bleiben, da die losen, spitzen Lavasteine durchaus gefährlich sind, wenn man hier das Gleichgewicht verliert.

Je näher wir dem Vulkan kamen, desto mehr Dampf sahen wir aufsteigen. Der Paricutin ist also noch aktiv.

Rauch am Paricutin

Die letzten 150 Höhenmeter hatten es dann in sich. Es galt den Vulkankegel zu besteigen, erst über spitzes Geröll, dann über feinen Vulkansand. Plötzlich machte Christian vor mir einen Satz nach rechts – im Gestein neben uns hatte er eine Schlange entdeckt. Bei näherem Hinsehen stelle sich heraus, dass es sich um eine Klapperschlange handelte. Damit hatten wir hier nun wirklich nicht gerechnet.

Vorbei an der Schlage bahnten wir uns langsam und rutschend unseren Weg nach oben. Ich fluchte mal wieder am laufenden Band, da die nahezu senkrechte Wand voller Sand einfach nur ätzend zu laufen war. Aber alles war natürlich wieder vergessen, sobald wir oben am Kraterrand ankamen und mit dieser Aussicht belohnt wurden:

Vulkankrater des Paricutin
Ausblick vom Paricutin über das Lavafeld

Das Wetter war auch noch perfekt, aber in der Ferne sahen wir schon die Wolken aufziehen. Daher umrundeten wir den Krater nicht ganz, sondern traten nach ein paar Erinnerungsfotos auf dem Gipfel schnell den Rückweg an – bergab ging es deutlich einfacher als bergauf.

Nach einer kurzen Mittagspause im Lavafeld, erreichten wir schließlich wieder die Kirche, wo sich inzwischen einige weitere Touristen befanden, die sich mit Pferden dorthin bringen ließen. Allzu wander-freudig sind die meisten Mexikaner eben nicht. Außer uns war an diesem Tag keiner auf den Paricutin gestiegen.

Nach 7,5 Stunden waren wir wieder zurück am Van und wenige Minuten nach unserer Ankunft, setzte auch schon das Gewitter mit Platzregen ein. Perfektes Timing mal wieder und definitiv eine tolle Wanderung.

Morelia 2.0

Da der Platz am Rande des Vulkangebiets nicht ganz billig war, brachen wir noch am Nachmittag wieder auf und fuhren noch mal zurück nach Morelia, wo wir wieder kostenfrei bei der Polizei stehen konnten.

Dort verfolgten wir am nächsten Tag auch das EM Spiel Deutschland gegen Spanien, was ja leider nicht zu unseren Gunsten ausging. Dennoch hielten wir es noch mal 2 Tage in Morelia aus. Diesmal spielte auch das Wetter besser mit, es gab leckere Pizza und leckeres Eis – mehr braucht’s manchmal gar nicht. 😉

Schmeckt immernoch!

Toluca & Metepec

Als nächstes ging es wieder zurück in den Bundesstaat Mexico und weiter nach Toluca, eine weitere schöne Stadt, die uns von anderen Reisenden empfohlen worden war.
Ja, aber was soll ich sagen – es war halt eine nette Altstadt. Mal wieder. Einzige Besonderheit für uns war der Botanische Garten, mitten in der Stadt, in einer wunderschönen, alten Markthalle. Die bunten Fenster zeigten ein umlaufendes Mural aus Glas, welches die Geschichte von Mensch und Natur darstellen sollte. Naja, es brauchte etwas Fantasie das erkennen zu können, aber schön war es allemal. Da traten die, für meinen Geschmack, etwas zu akkurat platzierten Pflanzen doch eher in den Hintergrund.

Etwas außerhalb der Stadt thront der 4.600m hohe „Nevado de Toluca“. Eigentlich hatten wir gehofft auch den noch besteigen zu können. Aber die anhaltenden Niederschläge kamen dort oben natürlich als Schnee herunter und für so eine Tour sind wir nicht ausgestattet (und wer will schon im kalten Schnee wandern?). Also muss der Nevado bis Ende des Jahres warten, bis wir in der Trockenzeit wieder durch Toluca fahren.

Nach einem Nachmittag im lokalen Office-Depot Store, wo ein Mitarbeiter erfolglos versuchte das Problem mit unserem Laptop zu identifizieren und zu lösen, traten wir die kurze Reise nach Metepec an. Auch Metepec war wieder mal nur ein Ort mit netter Altstadt, in der Regenzeit blieben uns nicht allzu viele Stellplätze und Aktivitäten in der Natur.

In Metepec fanden wir einen ruhigen Parkplatz direkt im Zentrum, von dem aus wir am späten Abend noch mal in die Innenstadt liefen. Auf Anhieb gefiel es uns hier schon mal besser als in Toluca.

Metepec bei Nacht
Metepec bei Nacht

Und als wir dann auch noch eine kleine Craft-Beer Brauerei fanden, wo das (teure) Bier sehr gut schmeckte und Fußball im TV lief, war der Tag gerettet. 😉

Cheers!

Auch bei Tag gefiel uns Metepec noch sehr gut. Es war Sonntag und somit viel los in den Straßen. Es gab viele kleine Märkte mit Kunstwaren oder leckeren Spezialitäten und noch dazu günstige Tacos und Eis – wir sind ja einfach zufriedenzustellen.

Trotzdem hatten wir jetzt erstmal genug von den ganzen Altstädten und Pueblos Magicos. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage war auch etwas stabiler, also nahmen wir Kurs auf einen See mit dem Potential für ein paar Outdooraktivitäten.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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2024 Blogbeiträge Mexiko Zentralamerika

Mitten in Mexiko

Teil 13 unseres Roadtrips durch Mexiko

San Miguel de Allende

Nach dem schönen und bunten Guanajuato, wartete gleich das nächste Stadt-Highlight auf uns: San Miguel de Allende. Eine bei allen Mexiko Reisenden bekannte und beliebte Stadt, besonders wegen ihrer wunderschönen Altstadt, in der alle Häuser in Gelb- und Rottönen gehalten sind.  

Altstadt von San Miguel de Allende

Über die Kopfsteinpflaster-Straßen rumpelten wir mit dem Van mitten rein ins Getümmel und fanden schnell einen sicheren Parkplatz – für stolze 300 Pesos (ca. 16€) pro Nacht. Das ist für hiesige Verhältnisse ganz schön teuer, war aber die einzige Alternative zum unverschämt teuren „Campingplatz“, der für uns nicht in Frage kam. Von dort aus hatten wir es nur wenige Gehminuten in die Altstadt, in dessen Zentrum die einmalige Kirche „Parroquia de San Miguel Arcangel“ thront, die uns wie eine Mischung aus Kölner Dom und Disney Schloss erschien.  

Gegenüber der Kirche, auf dem Zocalo, spielte ganz landestypisch eine Band in einem Pavillon, was viele Mexikaner mal wieder zu einem spontanen Tänzchen veranlasste. Wir hielten unsere Tanzbeine im Zaum und schlenderten stattdessen durch die verwinkelten Gassen und bestaunten die harmonische Architektur, die vielen schönen Bars und Boutiquen und zahlreichen Kirchen.

Wunderschön – mehr aber auch eben nicht. Es gab hier schlichtweg nichts zu tun, außer schlendern, die Aussicht genießen oder Geld ausgeben. Durch die vielen amerikanischen und kanadischen Touristen, die es gerne in die Stadt verschlägt, waren die Preise mal wieder besonders hoch. Also nix für uns. Und auch sonst gab es kein (für uns) interessantes Museum oder sonstige spannende Aktivitäten.

Blick auf San Miguel

Somit ging es nach einer Nacht auf dem teuren Parkplatz auch schon wieder weiter. Schon komisch, da wir eigentlich erwartet hatten, hier länger hängen zu bleiben. Aber so ist das manchmal mit den Vorstellungen. Der Abschied fiel umso leichter, da es mal wieder in Strömen regnete und das teure Eis in San Miguel de Allende auch nicht besonders gut schmeckte.

Tequisquiapan

Also weiter, aber wohin eigentlich? So einen richtigen Plan hatten wir irgendwie nicht. Wir wollten gerne mal wieder freistehen, irgendwo im Grünen, aber alle möglichen Optionen dafür waren nicht so wirklich verlockend und außerdem regnete es ja aktuell ständig und viel. So richtiges Draußen-sein-Wetter war das also auch nicht.

Beim Blättern im Reiseführer (ja, sowas benutzen wir tatsächlich noch ganz gerne), stolperten wir über den sperrigen Ortsnamen Tequisquiapan, mitten in Mexiko und angeblich ein Weinanbaugebiet, in dem auch viel Käse produziert wird (also, das laktosehaltige Lebensmittel, nicht Käse im übertragenen Sinne). Das klang doch genau nach unserem Ding!

Als nahmen wir Kurs auf das 120 km entfernte Tequisquiapan, in der Region Queretaro, wo wir nach einer regenreichen Fahrt mit tief überschwemmten Fahrbahnen am frühen Nachmittag ankamen. Dort konnten wir zwar nicht frei im Grünen stehen, aber immerhin kostenlos direkt am Ortsrand unser Lager aufschlagen.

Trotz bedrohlicher Bewölkung wagten wir uns zu Fuß rein in die kleine Altstadt, die nicht ganz so rausgeputzt war wie zuletzt San Miguel, aber dennoch sehr charmant und vor allem authentisch mexikanisch daherkam.

Willkommen in Tequisquiapan

Im Gegensatz zu San Miguel war der Tourismus hier hauptsächlich auf lokale Touristen ausgelegt, somit waren die Preise wieder deutlich verträglicher – außer das Eis, das war mit 7,50€ für zwei Kugeln das wohl teuerste auf dieser Reise.

Wie wir feststellten, waren wir hier nun wirklich mitten in Mexiko gelandet – denn Tequis ist tatsächlich der geografische Mittelpunkt des Landes, wie ein schlecht einsehbares Denkmal wenig eindrucksvoll darstellte.

Der geografische Mittelpunkt von Mexiko

Am nächsten Morgen machten wir uns auf zur ersten Käserei im Ort, genannt Fromelier. Dort durften wir geführt und mit Weinbegleitung 12 verschiedene Käsesorten probieren.

Das war mal wieder ein Erlebnis nach unserem Geschmack – im wahrsten Sinne des Wortes. 😉

Seitdem wir das schöne Südamerika verlassen haben, hat die Weindichte rapide abgenommen, dafür sind die Preise für durchschnittliche Weine in ganz Zentralamerika deutlich höher. Die wirklich guten Tropfen gönnen wir uns hier so gut wie nie, da die Preise (selbst im Supermarkt), meist erst bei 15-20€ pro Flasche anfangen. Und das sind dann immer noch die zweitklassigen Marken aus Argentinien, Chile und Co. Es sind eben keine Weinkenner und -genießer in diesem Teil der Welt.

Umso schöner, hier endlich mal auf lokale Produktionen zu treffen. Und wie wir im Laufe der nächsten Tage lernen durften, ist die Region rund um Tequis noch ein sehr junges Weinanbaugebiet. Das älteste Weingut das wir besuchten, produziert seit 2009 Wein und nennt sich daher schon „traditionell“.

Bevor wir uns verstärkt dem Wein widmeten, testeten wir noch eine weitere Käserei, genannt „Bocanegra“. Dort ging es deutlich moderner zu und neben der mal wieder geführten und angeleiteten Verkostung, durften wir auch die Käsehöhle besichtigen, wo die Laibe liegen und reifen (oder kontrolliert schimmeln).

Dann wurde es aber höchste Zeit für Wein.
Das erste Weingut, das wir uns anschauten, war die besagte älteste und vermeintlich traditionelle Bodega „Vinedos Azteca“. Dort herrschte bei unserer Ankunft große Verwirrung – europäische Gäste. Eine Seltenheit! Da wurde sofort nach einem englisch sprachigen Guide gerufen (obwohl wir mit dem Spanischen zufrieden gewesen wären). Dieser war ganz verdattert, sein Schul-Englisch so spontan endlich mal einsetzen zu dürfen und so hatten wir einen lustigen spanenglischen Sprachkauderwelsch.

Die Führung war dennoch sehr interessant. Bevor auf der Ranch Wein angebaut und produziert wurde, hatten die Besitzer nämlich Pferde gezüchtet und so eine Art Rodeos veranstaltet. Daher gibt es bis heute noch Stallungen und ein paar Pferde, die alle Weinnamen tragen.

2003 besuchte dann ein spanischer Önologe die Ranch und stellte fest, dass sich der Boden und das Klima hervorragend für den Weinanbau eignet. Der Besitzer der Ranch war zunächst nicht begeistert von der Idee, seine Frau aber schon. So wurde aus der Pferderanch, eine Wein Bodega, die seit 2009 verschiedene Weine produziert.

Da Pferde nicht so unsere Welt sind, freuten wir uns, als endlich die Verkostung begann. Auch hier merkten wir aber, dass man vor allem auf mexikanische Gäste eingestellt war, die es gerne süß mögen. Wir bekamen halbtrockene Weine zum Probieren, was in der Regel nicht so unser Ding ist.

Zum Schluss gab es noch einen Vermouth, der auch dort produziert wurde, der aber noch süßer war als der ohnehin schon viel zu süße Rosé Wein, den wir vorher getestet hatten. Dennoch ein schönes erstes Erlebnis auf einem mexikanischen Weingut, auch wenn da qualitativ noch deutlich Luft nach oben war.

Bernal

Jetzt ging es aber erstmal weiter ins nächste „Pueblo Magico“, genannt Bernal, etwa 30 Minuten außerhalb von Tequis gelegen. Rund um Bernal sollte es weitere Weingüter geben, aber erstmal schauten wir uns den namensgebenden Berg des Ortes an. Der ‚Pena de Bernal‘ erreicht eine Höhenlage von 2.756 Metern und bildet eine freistehende Felsformation von 350 Metern relativer Höhe. Damit ist er angeblich der drittgrößte Monolith der Welt und thront imposant über dem kleinen Dorf.

Der Pena de Bernal

Nach einem kurzen Spaziergang durch den süßen Ort, landeten wir auf einem wilden Parkplatz am Fuße des Bergs. Ideal, um am nächsten Morgen dort rauf zu kraxeln. Kraxeln ist auch das richtige Wort, das Ding war genauso steil wie es aussah.

Kirche in Bernal
Moby Dick vor dem dicken Bernal

Dank Seilen und Stahlketten kamen wir aber gut voran.

Die Besteigung des Bernal 😉

Auf ungefähr 2.600m Höhe war dann aber Schluss. Ab dort ging wirklich nur noch klettern mit Erfahrung und Ausrüstung – was wir beides nicht haben. Dafür hatten wir aber Aussicht über Bernal, Tequis und die umliegenden Dörfer und Hügel.

Jede Menge Aussicht

Nach so viel sportlicher Betätigung, war es höchste Zeit für das nächste Weingut. Die Wahl fiel auf das ebenfalls sehr neue und moderne Weingut „Vinaltura“. Von dessen Terrasse aus hatten wir einen grandiosen Ausblick über die Weinreben auf den eben noch bezwungenen Bernal Monolithen.

Weingut Vinaltura

Der Berg ist auch das Logo des Weinguts.

Passt!

Die drei Weine, die wir hier testen durften, waren eine ganz andere Liga als die süßen Tropfen vom Vortag. Hier hatten alle Rotweine mindestens 12 Monate in Holzfässern verbracht und konnten, unserer Meinung nach, locker mit den guten Weinen aus Südamerika mithalten. Allerdings waren die Flaschenpreise hier nicht annähernd so erschwinglich wie in besagten Ländern. Für umgerechnet 30 – 50 Euro blieben die Flaschen im Weingut zurück und wir machten uns auf den Weg zurück nach Tequis.

Tequisquiapan 2.0

Dort bezogen wir erneut den Platz am Ortsrand und nahmen es am nächsten Vormittag wieder sportlich. Mit den Rädern ging es querfeldein zu einem weiteren Weingut, genannt „San Juanito“. Dort angekommen wurden wir von den netten Besitzern und ihren fünf Huskies stürmisch begrüßt. Auch hier war man wieder sehr überrascht über Touristen aus Deutschland, noch dazu auf dem Fahrrad. Aber wie fast überall in Mexiko, sind die Deutschen sehr beliebt und gern gesehen, der Besitzer erzählte uns sogleich, dass Deutsche ja alle sehr intelligent seien. Viele Ingenieure und so. Meinen Kommentar das das aber nun wirklich nicht für alle Deutschen gilt, konnte er nicht so ganz nachvollziehen. 🙂

Wieder hatten wir einen schönen Platz mit Blick auf Reben und den Bernal in der Ferne.

Cheers!

Wir bestellten uns beide jeweils ein Tasting, bestehend aus 3 verschiedenen Weinen. Netterweise wurden alle sechs Weine zwischen uns beiden aufgeteilt und zum Schluss, gab es noch einen siebten Wein zum Testen, aufs Haus. Halleluja! Auch bei San Juanito waren alle Weine wirklich sehr gut (und teuer) und wurden toll präsentiert.
Aber das war ganz schön viel Wein für einen Vormittag. Zum Glück gab es üppig mit Käse belegte Pizza dazu, ansonsten wäre die 20km lange Rückfahrt nach Tequis sicher lustig geworden.

Nach 7 Wein gelingen die Selfies nicht mehr ganz so gut.

Pünktlich vor dem einsetzenden Nachmittags-Schauer waren wir zurück am Van und stolperten abends im Ort noch in eine Tanzaufführung einer bolivianischen Trachtengruppe. Das weckte Erinnerungen…

Bolivianische Tanzgruppe

Opalmine in Trinidad

Tequisquiapan hielt noch eine Besonderheit für uns parat. Opale!

Am Tag unserer Ankunft in Tequis, sprach uns vor dem Van eine Dame an, die unser deutsches Nummernschild nicht zuordnen konnte. Auch sie war ganz begeistert von europäischen Touristen und hieß uns herzlich willkommen. Außerdem erzählte sie uns von ihrem kleinen Heimatdorf, Trinidad, wo es Opalminen gäbe. Opale kannte ich bis dato nur aus Australien, aus Erzählungen von meinem Stiefvater (Hallo Hartmut!). Sie ermutigte uns doch mal in Trinidad vorbeizuschauen und eine Tour in eine Mine zu machen. Warum eigentlich nicht? Schöne glitzernde Steine mag doch jeder!

In Trinidad angekommen, fragten wir uns allerdings, ob wir hier richtig wären. Das war eher so ein Ort, in dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Schließlich fanden wir aber doch ein Wohnhaus, das mit Touren in die Mine warb. Dort schauten wir einfach mal rein und trafen auf den 75-jährigen Don Hector, den Besitzer einer der Minen, in 3. Generation. Eine Tour sei kein Problem, wir müssten aber auf weitere Gäste warten. Für 11 Uhr gab es eine Reservierung, da könnten wir mit aufspringen. Also hieß es noch eine Stunde rumbringen. Die verbrachten wir mit einem Spaziergang zu einem Aussichtspunkt über das Örtchen, was nun aber auch kein großes Highlight war.

Sehen Sie hier: Trinidad

Zurück bei Don Hector, ließ die reservierte Gruppe auf sich warten. Es war ca. 12 Uhr bis es dann aber doch endlich losgehen konnte. Mexiko eben. 😉 Auf der Pritsche eines Pickups ging die wilde Fahrt zur Mine los. Vor uns lagen ca. 8 km auf einer ruckeligen Steinpiste.

An der Mine angekommen, zeigte uns unser Fahrer und Guide erstmal, wie die Opale hier überhaupt aussehen. Anders als die aus Australien, sind die meisten Steine hier nämlich nicht blau-grünlich schimmernd, sondern gelb-rötlich.

Alles Opale

Sie zu finden ist gar nicht mal so einfach, da sie in rotem Gestein eingeschlossen sind, welches man vorsichtig entfernen muss, um an die wertvollen Halbedelsteine zu gelangen.

So unscheinbar kommen die Opale daher

Omar, unser Guide, führte uns in eine Höhle, von der wir dachten, dass es die Mine sei. Allerdings demonstrierte er uns darin nur wie man echte Opale von Quarzen unterscheiden kann. Dann ging es wieder raus in die Sonne. Jeder bekam einen Hammer in die Hand und ein Plastiktütchen und dann durften wir uns im losen Geröll, welches draußen herumlag, auf Opalsuche begeben. Die eigentliche „Opalmine“ ist hier nämlich ein offener Steinbruch.

Die Opalmine

So klebten wir mit unseren Augen auf dem Boden, um die glitzernden Partikel in all dem roten Gestein entdecken zu können. Wenn man einen Stein mit Opal-Einschluß gefunden hatte, hieß es das Gestein vorsichtig mit dem Hammer zu entfernen. So sah unsere erste Ausbeute aus:

Ausbeute der Schatzsuche
Schatzsucherin

Nach und nach entdeckten wir so viele kleine Steinchen, manche gelb, manche orange-rot, andere durchsichtig und leicht bläulich. Schließlich ging es zurück zu Don Hector und in seine Werkstatt. Dort demonstrierte er, wie die Opale von den letzten Gesteinsresten befreit und in Form geschliffen werden, um dann als Schmuckstück oder ähnliches weiterverarbeitet zu werden.

Don Hector bei der Arbeit

Superspannend zu beobachten, mit welcher Leidenschaft dieser ältere Herr seinem Handwerk nachging.

Unsere kleine, glitzernde Ausbeute von diesem Tag, kann sich auf jeden Fall auch sehen lassen. Auch wenn wir jetzt nicht wirklich steinreich geworden sind, immerhin ein bisschen was kam dann doch zusammen.

Steinreich!

Für eine letzte Nacht, zog es uns noch mal zurück nach Tequis.
Die eine Woche in der Region Queretaro, rund um Tequisquiapan hat uns richtig gut gefallen und bot endlich mal wieder mehr als „nur“ schöne Altstädte und Berge und dafür richtig viel Abwechslung.
Mal wieder abseits der typischen Touristenpfade zu sein war auch eine schöne Erfahrung, nicht nur kulinarisch. So langsam wurde es aber nun Zeit, dass wir uns auf den Weg Richtung Süden machen, denn dort hatten wir ja ab Mitte Juli eine besondere Verpflichtung…

Aber dazu dann demnächst mal mehr. 😊

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2024 Blogbeiträge Mexiko Zentralamerika

Blaues Wasser, bunte Städte

Teil 12 unseres Roadtrips durch Mexiko

17. – 22. Juni 2024

Nachdem wir Teotihuacan bestaunt hatten, ließen wir den Bundesstaat Mexico hinter uns und machten uns auf in Richtung Norden, in den Bundesstaat Hidalgo. Unser Ziel waren natürliche warme Quellen der besonderen Art. Aber schon die Reise dorthin war wunderschön. Die Route führte uns durch Berglandschaf der Sierra Gorda.

Moby Dick in der Sierra Gorda

Grutas Tolantongo

Am späten Nachmittag erreichten wir schließlich unser Ziel, die sogenannten Grutas Tolantongo. Die Bilder und Berichte die wir vorab davon gesehen hatten, hatten mich in dem Glauben gelassen, dass es sich dabei um einen völlig überlaufenen Touri-Nepp handelt, der bestimmt in Wahrheit nicht den Bildern entspricht. Ich war deswegen anfangs gar nicht so angetan davon, diesen doch recht großen Umweg auf uns zu nehmen. Ein Glück setzte sich Christian aber durch.

Nach unserer Ankunft bezogen wir aber erstmal ein Plätzchen am Straßenrand, mehr oder weniger direkt vor dem Eingang zu den Grutas. Auf dem Gelände der Anlage hätte die Übernachtung nämlich mit allem Drum-und-Dran an die 16€ gekostet, was uns schlichtweg zu teuer war. Und von unserem kostenlosen Stellplatz aus, hatten wir einen grandiosen Ausblick in einen Canyon.

Unser Vorgarten

Am nächsten Morgen standen wir dann pünktlich zur Öffnungszeit der Anlage vor den Eingangstoren und machten uns als erstes auf den Weg zu den terrassenförmig angelegten Becken. Schon beim ersten Blick darauf blieb uns der Mund offenstehen.

Grutas Tolantongo

Da haben die Mexikaner mal ganze Arbeit geleistet. Wie wunderschön ist das bitte? Die Becken fügten sich wunderbar harmonisch an den Hang an und wurden mit dem lauwarmen, türkisblauen Wasser des Flusses gespeist, der hier irgendwo in den Bergen entspring. Die Farbe entsteht, wie so oft, durch Mineralien im Wasser.

Was für ein Ausblick!!

Obwohl es erst 7 Uhr morgens war, war hier schon ordentlich was los. In der Anlage befindet sich nämlich auch ein Hotel, sowie ein Zeltplatz. Dennoch fanden wir genügend leere Becken, um diese einmalige Aussicht zu genießen.

Noch mehr Ausblick

Über eine Hängebrücke erreichte man weitere Becken und es gab sogar eine Höhle, durch die ebenfalls das warme Wasser rauschte. Einmalig!

Hängebrücke an den Grutas

Die eigentlichen Grutas (= Grotten oder Höhlen) befanden sich etwas weiter oben in der Anlage. Dort hieß es dann alles ablegen was nicht wasserfest ist. Ein kurzer Pfad führte zu einem kleinen Wasserfall, der an den steilen Hängen des Canyons hinunterlief.

Wasserfall an den Grutas Tolantongo

Dahinter verbargen sich zwei Eingänge. Der eine führte uns in einen stockfinsteren, ca. 25m langen Tunnel, in dem aus allen Ecken und Enden das warme Wasser rauschte. Dementsprechend feucht-warm war es da drin und wir fühlten uns wie im Dampfbad. Über den unebenen Boden ertasteten wir uns vorsichtig unseren Weg, und standen dabei teilweise brusthoch im Wasser, bis wir am Ende der Höhle ankamen, wo noch mehr Wasser aus der Decke rauschte. Total verrückt!

Wie sie sehen, sehen sie nix!

Der größere Einfang führte in eine offene Grotte, die voll mit Menschen war. Aber kein Wunder, auch hier stürzte mittendrin durch die Decke ein warmer Wasserfall ins Becken. Und auch an den Wänden rauschte überall das Wasser durch kleine Nischen, sodass natürliche Duschen entstanden.

Endlich mal eine warme Dusche!
Hauptsache ne Sonnenbrille dabei!

Total abgefahren! Ein weiterer, schmaler Durchgang, führte in eine weitere Höhle. Hier mussten wir ganz schön kämpfen, um voranzukommen. Die Strömung, die aus der Höhle kam, war extrem stark. Mithilfe von Seilen hangelten wir uns hinein, wieder in die absolute Dunkelheit. Mit uns kam ein mexikanisches Paar, die ganz aus dem Häuschen waren, hier auf deutsche Touristen zu treffen. Vor lauter Begeisterung mussten wir gegenseitig Fotos von uns machen, obwohl es ja zappenduster war, abgesehen von den Handy-Lampen, in der Plastikhülle.

Hahaha

Was für ein verrücktes Erlebnis.

Aber das war noch nicht alles. Denn das ganze warme Wasser, ist ja eigentlich ein Fluss. Und dieser leuchtete im intensivsten, milchigen türkisblau das man sich vorstellen konnte. Es wirkte fast schon unecht.

Auch hier legten wir noch mal einen Badestopp ein und konnten gar nicht glauben, dass dieser riesige Fluss auch warm war und diese unglaubliche Farbe hatte. Der Wahnsinn.

Definitiv ein besonderes Mexiko-Highlight für uns.

Puente de Dios

Nachmittags zog es uns dann zum nächsten Ziel, aber vor uns lagen einige Kilometer. Die Strecke führte uns weiterhin durch die wunderschöne Sierra Gorda.

Sierra Gorda

An einer Kapelle irgendwo am Straßenrand, richteten wir uns für die Nacht ein, um am nächsten Morgen in aller Frühe weiterzufahren. Ein weiterer halber Fahrtag brachte uns schließlich ans Ziel, zur sogenannten „Puente de Dios“ – der Brücke Gottes. Warum dieser Ort den Namen trägt, erschloss sich uns aber nicht. Eine Brücke gab es nämlich nicht, dafür aber eine sogenannte Semi-Cenote, also eine Süßwasserhöhle in einem Fluss.

Puente de Dios

Auch hier war wieder einiges los, diesmal waren wir aber auch mitten am Tag dort. Schwimmwesten waren mal wieder obligatorisch, und für mich wie immer viel zu groß. Daher bekam ich eine Kindergröße, was für allerhand Erheiterung sorgte.

Nachdem wir im Wasser waren, wurde uns aber auch klar warum die Westen hier vorgeschrieben sind. Da die Cenote ja in einem Fluss liegt, und durch einen kleinen Wasserfall gespeist wird, war die Strömung entsprechend stark. Und auch hier bemerkten wir, dass ein Großteil der lokalen Touristen gar nicht schwimmen kann. Alle verließen sich auf die tragenden Westen und klammerten sich an die im Wasser gespannten Seile.

Cenoten-Badespaß mit Wasserfall

Dennoch hielt es die meisten Nichtschwimmer nicht davon ab, aus ca. 10m Höhe in die Cenote zu springen. Die Cenote an sich war schon toll – auch hier flossen an den steilen Wänden mal wieder die Wassermassen herunter.

Puente de Dios Dusche

Ein besonderes Highlight hier war jedoch, dem Flusslauf weiter zu folgen. Dazu musste man durch eine halboffene Höhle schwimmen und obwohl wir einen trüben Tag, ohne Sonne erwischt hatten, leuchtete in der Höhle das Wasser im schönsten blau.

Wasserleuchten in der Höhle

Zudem flogen über unseren Köpfen immer wieder dutzende Schwalben lautstark in die Höhle rein und wieder raus. So richtig kann man das Erlebnis nicht beschreiben, man muss es einfach selbst erlebt haben.

Dem Flusslauf folgend gab es noch viele weitere Badestellen, mit glasklarem Wasser. Da sich der Himmel aber immer weiter zuzog und es immer düsterer wurde, machten wir uns auf den Weg zurück zum Van, der auf einem Privatgrundstück unter Mangobäumen parkte. Hier durften wir die Nacht verbringen. Kaum am Van angekommen, setzte der Regen ein. Diesmal aber richtig. Es regnete die ganze Nacht hindurch, bis ringsum alles unter Wasser stand. Da war sie also, die Regenzeit.

Mangoernte mit Badehose & Regenschirm 🙂

Auch der nächste Morgen und Vormittag blieben verregnet, so mussten wir unser nächstes Ziel in der Region leider streichen – die Wasserfälle „Cascada de Tamul“ hätten zwar sicherlich von den Wassermassen profitiert, jedoch führte die Anfahrt über eine Erdpiste, die bei den Regenfällen sicherlich nicht passierbar gewesen wäre (zumindest nicht für unser Vehikel).

Dolores Hidalgo

So zogen wir nach nur einer Nacht schon wieder weiter und orientierten uns wieder mehr Richtung Südwesten.

Unterwegs legten wir einen schnellen Stopp ein, um fix unsere Reifen von vorne nach hinten durchwechseln zu lassen. Zum Glück geht sowas hier immer und überall schnell und unkompliziert, ohne Termin oder vorherige Anmeldung.

Am Nachmittag erreichten wir dann die Kleinstadt Dolores Hidalgo, im Bundesstaat Guanajuato. Auch hier war das Wetter regnerisch trüb, vielleicht sprang deshalb der Funke bei uns nicht so über. Viele hatten uns von der Stadt vorgeschwärmt, aber abgesehen von ein paar netten Gebäuden und imposanten Kirchen, gab es hier ehrlich gesagt nichts zu sehen oder tun.

Guanajuato

So blieben wir auch dort nur eine Nacht und fuhren dann schon wieder weiter, in die Stadt Guanajuato. Hauptsächlich wollte ich dorthin, da dort das Geburtshaus von Diego Rivera steht (der mit den berühmten Wand-Murals und Mann von Frida Kahlo) und es weitere Kunstwerke von ihm geben sollte. Überraschenderweise war dies am Ende eher das Lowlight der Stadt, die uns allerdings total positiv überraschte. Angefangen mit dem Stellplatz am Stadtrand, von dem aus wir einen schönen Blick auf die vielen bunten Häuser der Stadt hatten.

Moby in Guanajuato

Dort trafen wir auch auf Gudrun und Peter aus Bayern, die mit ihrem schicken, mintfarbenen Bimobil auf der Panamericana unterwegs sind – in entgegengesetzter Richtung zu uns. Mit den beiden kamen wir sofort nett ins Gespräch und bekamen eine Tour durch ihr schönes, fahrendes Zuhause, was so ziemlich das coolste Allrad-Mobil war, dass wir bisher gesehen haben.

Dann machten wir uns auf die Stadt zu erkunden. Das Diego-Rivera-Haus war schnell besichtigt und hielt leider nicht, was es versprochen hatte. Dafür war die eng bebaute Stadt total charmant und erinnerte uns an so mancher Ecke tatsächlich an Italien (oder natürlich Spanien).

Altstadt in Guanajuato
Altstadt in Guanajuato

So viele schöne kleine Plätze und tolle Altbauten.

Guanajuato
Theater in Guanajuato

Zudem ist die Stadt bekannt für die vielen Tunnel und eng bebauten Straßen mit den angesetzten Balkonen, die teilweise so eng zusammenstehen, dass man sich über die Straße die Hand reichen könnte (wenn man sich denn auf die morschen Balkone trauen würde).

Was Guanajuato aber auch besonders machte war die Tatsache, dass hier Pride-Wochenende war. Dementsprechend bunt ging es überall zu, Regenbogenfahnen überall, bunte Märkte, jede Menge gleichgeschlechtliche Paare, Drag Queens, etc.

Wir schlossen uns einer Callejoneada an, was eine allabendlich stattfindende Straßenparty ist. Eine Gruppe kostümierter Musiker zieht lautstark spielend und singend mit der gesamten Gefolgschaft durch die Gassen. An jeder Ecke wird gesungen und getanzt und es gibt auch mal was zu trinken. Da ja nun Pride Fest war, kamen hier bei jedem Stopp Drag Queens hinzu, die eine mal mehr, mal weniger professionelle Show abzogen. Unterhaltsam war es aber allemal. Und wir als die einzigen Nicht-Mexikaner mittendrin.

Callejoneada in Guanajuato
Drag der besonderen Art
Drag Queen

Zudem fanden in der Stadt Konzerte und bunte Straßenparaden statt, sodass es Tag und Nacht viel zu sehen und erleben gab in dieser bunten Menge.

Pride Festival

Wenn wir nicht gerade dem Pride Geschehen zusahen, schauten wir uns natürlich die Stadt an. Vom Aussichtspunkt El Pipila hatte man einen grandiosen Ausblick über die (auch ohne Pride Fest) bunte Stadt.

Guanajuato von oben

Auch das etwas gruselige Mumien-Museum schauten wir uns an. Hier gab es tatsächlich mumifizierte Körper zu sehen, die aber erst wenige Jahre alt waren. Auf den alten Friedhöfen wird man in Guanajuato nämlich in einem Holzsarg, quasi in die Wand eingemauert. Dadurch kann keine Luft eindringen und die Körper werden konserviert. Dieser Effekt war von den ursprünglichen Erbauern gar nicht geplant, sondern lediglich dem wenig verfügbaren Platz geschuldet. Vor einigen Jahrzehnten mussten einige der Gräber entfernt werden und dabei hatte man die ersten mumifizierten Leichen entdeckt. Sehr interessant und spannend, aber kein allzu leichter Anblick. Wobei die mexikanischen Touristen hier alle munter Fotos machten und sogar ihre kleinen Kinder mit den Mumien posieren ließen.

Andere Länder, andere Sitten, oder wie war das?

Mumienmuseum

Abends fand dann, zusätzlich zum Pride Fest auch noch ein Käfertreffen in der Innenstadt statt. So viele VW Käfer auf einen Haufen haben wir auch noch nie gesehen. Und es war alles dabei, was man sich so vorstellen kann.

VW Käfertreffen

Mein Highlight war der wunderschöne Karman Ghia, der wie neu dastand (so einen hatte mein Papa mal).

Traumauto

Und wie es in Mexiko eben so ist – aus allem wird ein spontanes Fest gemacht. Aus einer Soundanlage spielte ohrenbetäubend laute Musik und spontan fingen alle auf der Straße an zu tanzen und zu singen. Viva Mexico!

Arriba…. abajo!

So verbrachten wir drei spannende Tage in der bunten Stadt, die uns total überrascht und begeister hat. Nachdem dann die Dragqueens abgezogen waren, war es aber auch für uns an der Zeit weiterzuziehen.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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2024 Blogbeiträge Mexiko Zentralamerika

Petsitting in Mexico City

Teil 11 unseres Roadtrips durch Mexiko

31. mai – 17. juni 2024

Zurück in Mexico City

Auf einen zweiten Besuch in der Megametropole Mexico City hatten wir uns schon lange gefreut. Die Stadt hat uns bei unserem ersten Besuch im Oktober mega-gut gefallen. Umso größer war die Freude, als wir ganz kurzfristig noch einen Housesitter-Auftrag ergattern konnten. Über die Plattform “Trusted Housesitter” suchen weltweit Tierbesitzer nach Menschen, welche auf ihre Haustiere und Häuser oder Wohnungen aufpassen, wenn sie selbst mal vereisen müssen.

So auch Jodi und ihr Partner Augustin, die Besitzer der beiden Mischlingshunde Luca und Coco, sowie der süßen Katze Tita.

Nach einem kurzen Telefonat waren wir uns einig das es mit uns und den Tieren gut passen könnte. Für uns war es wirklich ein 6er im Lotto: zwei Hunde und eine Katze, mitten in Condesa, einem der beliebtesten, angesagtesten und teuersten Viertel in Mexico City, welches uns schon beim ersten Besuch so gut gefallen hatte. Besonders die Art Deco Architektur aus den 20er Jahren hatte es uns hier angetan.

Condesa

Aber jetzt hieß es erstmal in die Stadt reinzukommen. Der Verkehr in der 22 Millionen Einwohnerstadt ist natürlich enorm und mitunter auch ziemlich wuselig. Außerdem gibt es Einfahrtbeschränkungen. An bestimmten Wochentagen dürfen nur Autos mit bestimmten Kennzeichenendungen in die City fahren. Das gilt auch für Ausländer und kann hohe Bußen zur Folge haben, wenn man es missachtet und erwischt wird. Also besorgten wir uns vorab online eine Touristen-Ausnahmebescheinigung, welche man 2x pro Jahr für jeweils 1 Woche beantragen kann. Ganz schön streng, diese Mexikaner!

Dann brauchten wir ja auch noch einen Stellplatz für den Van. Auch nicht so einfach! Aber auch hier hatten wir mal wieder riesiges Glück – wir fanden einen bewachten Parkplatz, wenige Gehminuten vom Apartment von Jodi und Augustin entfernt. Wir mussten den Parkwächter zwar etwas bequatschen, aber letztendlich willigte er ein uns noch aufzunehmen, obwohl der Parkplatz schon recht voll war. Preislich war die Sache auch voll OK. Wir bezahlten letztendlich für 16 Tage parken umgerechnet ca. 53€. Dafür kann man in Frankfurt wahrscheinlich nicht mal einen halben Tag parken. 😉 Bevor wir ins Apartment von Jodi und Augustin einzogen, durften wir sogar eine Nacht auf dem Parkplatz campen, was hier nicht gerade selbstverständlich ist.

Am 31. Mai fand dann aber die Übergabe statt und wir durften von da an für zwei Wochen eine riesige Luxuswohnung bewohnen.

Luca, Coco und Tita waren vom ersten Moment an mega zutraulich und lieb und auch als ihre Herrchen die Tür hinter sich schlossen, blieben sie ganz entspannt und nahmen uns sofort in die Familie auf.

So wurden wir nachts bewacht

Nachdem wir uns im Gästezimmer eingerichtet hatten, ging es dann los zur ersten Gassirunde in der Stadt. Die Wohnung lag direkt am sogenannten Hippodrom, eine ehemalige Rennbahnstrecke, die einen 2km Loop durch das Viertel macht. Die Fahrbahnen sind durch einen Fußgängerweg im Inneren getrennt, und dieser ist üppig begrünt, mit Palmen und Bäumen aller Art. Die ideale Spazier- und Joggingrunde.

Außerdem ist auch der Parque Mexico an den Ring angeschlossen. Es ist einer der vielen Parks mitten in der Stadt, die neben Teichen, Kinderspielplätzen und Outdoor-Gyms auch immer einen speziellen Abschnitt für Hunde haben. Einfach perfekt!

Zwei Wochen lang drehten wir also dreimal täglich hier unsere Runden, ließen die Hunde im Park flitzen und mit anderen Hunden toben und legten so an jedem Tag zwischen 7-12km zu Fuß zurück.

Luca stellte sich als der Sensible unter den drei Tieren heraus, der Arme hat ein paar Unverträglichkeiten und immer wieder mal Magenprobleme, die uns schon nach der ersten Nacht zum Tierarzt führten und dafür sorgten, dass ich schließlich nicht nur für uns, sondern auch für die Hunde kochte, da ihm das Spezialfutter nicht schmeckte. Das gehört dann eben auch zum Job eines Tiersitters. Aber auch Tierarztbesuche und Spezialkost machte Luca ohne Probleme mit, genauso wie die anschließende Antibiotika Kur, die er problemlos von uns annahm. Da waren wir von unserem Kater Sammy noch ganz andere Sachen gewöhnt.

Wenn wir uns nicht gerade mit den Tieren beschäftigten und durch den Park spazierten, verbrachten wir die Zeit entweder mit unseren Online-Jobs, oder natürlich in den anderen Vierteln der Stadt. Schließlich gab es noch ein paar Sachen die wir bei unserem ersten Besuch nicht gesehen hatten oder auch gerne noch mal machen wollten.

So zog es uns beispielsweise nochmal in den wunderschönen Palacio de Bellas Artes, wo wir noch mal das Museum besuchten und die Diego Rivera Murals bewunderten.

Diesmal besuchten wir aber auch das Ballett Folklorico, welches im Theatersaal des Palacios auftrat. Allein für diesen opulenten Saal lohnte sich der Besuch schon! Unzählige Darsteller zeigten hier tänzerisch die Geschichte des Landes. Es ging ziemlich bunt und turbulent zu.

Im Theatersaal des Palacios

Natürlich durften auch die Mexiko typischen Mariachis, sowie Lasso Künstler und Skelettfiguren nicht fehlen.

Ballett Folklorico
Mariachis

Ein wahrlich bunter Abend!

Wir verbrachten auch noch mal einen halben Tag im schönen Künstlerviertel Coyoacan, wo es unserer Meinung nach die besten Tacos der Stadt gibt.

Da wir diesmal auch das Skateboard im Gepäck hatten, zog es Christian natürlich in den größten Skatepark der Stadt, ebenfalls mitten in einem der vielen Parks gelegen. Die riesige Anlage zog sich über mehrere Ebenen, die man rollend, oder springend überwinden konnte.

Einfach genial!

Nicht ganz so genial war hingegen Christians Zahnarzt-Marathon. Die Entzündung aus Puebla ging trotz Antibiotika nicht richtig zurück, also suchte Christian den nächsten Zahnarzt auf. Ein Glücksgriff, wie sich herausstellen sollte. Eine supermoderne Praxis (7 Tage die Woche geöffnet) und ein sehr gewissenhafter und gründlicher Arzt, dessen Frau und Sprechstundenhilfe perfekt Englisch sprach.
Der Arzt fertigte weitere Röntgenaufnahmen und sogar einen 3D-Scan der Zähne an und fand dabei leider wenig Erfreuliches. Die Entzündung schien schon mehrere Jahre in Christians Kiefer zu wuchern und hatte leider schon den Kieferknochen angegriffen und partiell aufgelöst. Daher musste der Zahn rausoperiert werden, neue Knochenmasse „eingepflanzt“ und dann in einigen Monaten ein Implantat drauf. Keine besonders schöne Diagnose und schon gar kein angenehmer Eingriff. Leider zeigten die Aufnahmen, dass sich auf der anderen Kieferseite ganz ähnliches abspielte, aber noch nicht so weit fortgeschritten, zum Glück. Somit standen jetzt einige große Baustellen auf dem Plan.

Autsch! Das war mal ein Backenzahn + Krone.

Als erstes musste aber die akute Stelle behandelt werden, der Backenzahn rausoperiert und die neue Knochenmasse eingefüllt werden. Auf der anderen Seite waren eine Wurzelbehandlung und eine neue Krone fällig. Die restlichen Baustellen (ja, es gibt leider noch mehr), wurden erstmal hintenangestellt. Der ganze „Spaß“ muss ja auch bezahlt werden. Zahnbehandlungen sind in Mexiko zwar nicht ganz so teuer wie in Deutschland, aber dennoch waren wieder einige tausend Euro weg.

Mit all diesen Beschäftigungen gingen die 2 Wochen in Condesa dann doch schnell vorbei und wir waren fast ein bisschen traurig, als Jodi und Augustin schließlich wieder nach Hause kamen. Zum Dank luden die beiden uns noch in ein tolles Seafood-Restaurant ein, was ein richtig schöner Abschluss für unsere Zeit in der Stadt war. Wobei wir uns jetzt schon sicher sind, dass wir Ende des Jahres noch mal einen Abstecher in die Stadt machen werden.

Teotihuacan

Jetzt war es aber an der Zeit weiterzuziehen, auch wenn wir erst noch mal im Großraum Mexiko-Stadt blieben. Nur 45km außerhalb der Stadt liegt eine der bedeutendsten prähistorischen Ruinenstädten von Amerika. Bis heute weiß man nicht, wer sie erbaut hat. Es waren weder die Azteken, noch die Mayas.

Es waren aber die Azteken, welche die (schon damals) Ruinenstadt im 14. Jahrhundert bei ihrem Einzug ins mexikanische Hochland fanden. Aufgrund der schieren Größe und der beeindruckenden Stufenpyramiden, gaben sie der Stadt ihren heutigen Namen, der übersetzt so viel bedeuten soll wie: Wo man zu einem Gott wird.

Blick über Teotihuacan

Die „Stars“ der Stadt sind die Sonnen- und Mondpyramiden, die jeweils über 63m bzw. 48m hoch sind und bis vor der Pandemie auch bestiegen werden konnten. Heute ist dies leider nicht mehr möglich. Das Ganze wäre bei über 30 Grad aber auch zur schweißtreibenden Angelegenheit geworden. Immerhin befanden wir uns hier auch immer noch auf über 2.000m Höhe.

Mondpyramide
Sonnenpyramide

Aber nicht nur die Pyramiden waren beeindruckend, auch die unglaubliche Weite der Stadt und die vielen gut erhaltenen Fresken waren super eindrücklich.

Pyramidenfresken

An vielen Stellen konnte man den Restaurateur*innen bei der Arbeit über die Schulter schauen. Sicherlich wird denen die Arbeit nicht allzu bald ausgehen.

Restaurateur bei der Arbeit

Über 4 Stunden wanderten wir über die riesige Anlage und schlugen tapfer alle Souvenirverkäufer in die Flucht. Die meisten wollten uns Obsidian Steine andrehen, was tiefschwarzes Vulkangestein ist, durch das man aber die Sonne sehen kann. Aber natürlich gab es auch den üblichen Kitsch, bestehend aus Magneten, Schlüsselanhängern, Figürchen und sonstigen Ramsch, den wir nicht gebrauchen können.

Nachdem wir dann erstmal wieder genug alte Steine bestaunt hatten, ließen wir den Großraum Mexiko dann endgültig hinter uns und machten uns noch am Nachmittag auf in den Bundesstaat Hidalgo, wo wieder ein paar besondere Naturhighlights warteten…

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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2024 Blogbeiträge Mexiko Zentralamerika

Stadt, Land, Vulkan

Teil 10 unseres Roadtrips durch Mexiko

14. – 30. Mai 2024

Puebla

Am 14. Mai erreichten wir die charmante 6 Millionen Einwohnerstadt Puebla, im gleichnamigen Bundesstaat. Da wir uns hauptsächlich in der historischen Altstadt der Großstadt bewegten, fiel uns zunächst gar nicht auf, dass wir hier mal wieder in einer so großen Metropole waren. Tatsächlich ist Puebla für uns eine der schönsten Städte des Landes. Die beeindruckende Architektur erinnerte uns stark an Städte in Spanien, aber auch Portugal, was besonders an den schönen „Talaveras“ lag – handgemachte, bunten Fliesen, die zahlreiche Hauswände und Plätze schmücken. 

Puebla
Puebla

Wir parkten mehr oder weniger mitten in dieser schönen Altstadt, in einer Nebenstraße, unweit der Touristenpolizei, die hier gerne ein Auge auf Reisende und ihre Mobile hat. Nicht gerade der schönste Stellplatz, aber sicher, kostenlos und eben nah am Geschehen.

Home Sweet Home in Puebla

So liefen wir ein ums andere Mal rein in die City, schlossen uns mal wieder einer informativen Walking Tour an, schlenderten durch die schönen Straßen, über die Märkte, durch Manufakturen wo die Talaveras und weitere Keramik hergestellt wurden, kauften auf dem mal wieder sehr schönen Markt ein, wo wir auch DIE Streetfood-Spezialität der Stadt probierten: Cemitas. Das ist im Grunde genommen die mexikanische Antwort auf einen Hamburger: ein üppig belegtes Brötchen mit z.B. einem riesigen Schnitzel, meist einer ganzen Avocado, einem Berg von Käse, Zwiebeln und jeder Menge scharfer Soßen. So eine Cemita reicht oft für 2 Personen.

Belegtes Brötchen á la Puebla

Überhaupt waren wir viel am Essen. Wir probierten auch den Eintopf Pozole, eine weitere mexikanische Spezialität, bestehend aus weißem Mais und (in unserem Fall) Hühnchenfleisch.

Darüber hinaus ist Puebla bekannt für seine Moles. Moles sind Soßen, welche aus tausend und einer Zutat bestehen. Klassischerweise wird Mole mit Schokolade hergestellt. Bei einem Mole Tasting probierten wir aber auch grüne Mole aus Kürbiskernen, Mole auf Basis von Erdnüssen, mit Tamarinde und höllisch scharfe Chili-Mole.

Mole Tasting

Kulinarisch waren wir also bestens versorgt!

Wenn wir nicht gerade am Futtern waren und durch die Stadt liefen, verbrachten wir viele Stunden in einem Café, um zu arbeiten – unsere Starlink Antenne war nämlich immer noch defekt und das Ersatzteil nur umständlich zu bekommen, somit brauchten wir einen Ort mit stabilem Internet.

Aber auch kulturell hatte Puebla einiges zu bieten. Wir besuchten verschiedene Museen und die Tunnel unter der Stadt, die einst zur Wasserversorgung dienten und vor einigen Jahren aufwändig hergerichtet wurden, um die Geschichte der Stadt darzustellen.

Im Untergrund von Puebla

Ein Reinfall hingegen war die Teleferico. Wir sind ja immer dafür zu haben, wenn man irgendwo hochlaufen, klettern oder fahren kann, um eine Aussicht zu haben. Bei der Teleferico hätten wir uns aber mal besser informieren sollen. Die Gondel brachte uns einige hundert Meter über einen Park und eine 8-spurige Straße, um dann auf gleicher Höhe auf der anderen Seite des Startpunkts zu enden. Dort konnte man sich einmal im Kreis drehen, kitschige Souvenirs kaufen und dann wieder zurück gondeln. Was für ein Quatsch!

Eine Gondelfahrt auf die andere Straßenseite

Wenigstens war der Spaß mit umgerechnet 3€ pro Nase nicht allzu teuer.

Bevor wir die Stadt nach einer Woche hinter uns ließen, besuchten wir noch das Barock Museum, welches schon von außen ein echter Hingucker war und uns an die Guggenheim Museen in New York City und Bilbao erinnerte.

Barock Museum in Puebla

Im Inneren drehte sich alles um Barock und die damit verbundene Geschichte von Puebla. Die Ausstellung war super modern und interaktiv gestaltet und wirklich total beeindruckend.

Eine Sonderausstellung beschäftigte sich zudem mit optischen Täuschungen, was ebenso spannend und unterhaltsam war. Ein schöner Abschluss für unsere Zeit in der Stadt, in die wir auf jeden Fall noch mal zurückkehren wollten.

Vulkan Malinche

Jetzt wurde es aber Zeit für Natur, daher füllten wir unsere Vorräte auf und machten uns auf den Weg in den etwas außerhalb von Puebla liegenden kleinen „Malinche Nationalpark“, in dem der gleichnamige 4.440m hohe Vulkan liegt. Diesen wollten wir besteigen. Im Park angekommen, fanden wir auf 3.100m einen schönen Stellplatz, mitten im Wald. Ideal zum Akklimatisieren.

Unser Haus im Wald

Nach einer entspannten und ruhigen Nacht brachen wir kurz nach Sonnenaufgang auf zum Gipfel. Die ersten Kilometer führten uns durch einen Kiefernwald, der so intensiv roch, dass wir schon glaubten jemand hätte Räucherstäbchen angezündet. Wahrscheinlich waren wir aber einfach zu lange in der Großstadt gewesen. 😉

Unterwegs zum Vulkan Malinche

Von Anfang an begleiteten uns wieder zwei-drei Straßenhunde, welche auch als es allmählich steiler und steiler wurde, zügig voran trabten.

Als wir die Baumgrenze auf 4.000m passiert hatten, wurde es nochmal steiler und leider auch immer rutschiger, da der Trail über eine lose Vulkansandpiste verlief, voller loser Steine und Felsen. Wir überholten schließlich eine kleine Gruppe mexikanischer Wanderer, die sichtlich Mühe hatten sich voranzukämpfen.

Bisschen steil.

Auf den letzten 200hm kamen dann auch die Hände zum Einsatz, denn es ging über einen felsigen Abschnitt steil hinauf Richtung Gipfel. Hier gaben die Mexikaner irgendwann auf. Es war aber auch echt anstrengend, auch wenn die Aussicht mal wieder genial war.

Blick zurück vom Malinche
Ausblick bis zum Pico de Orizaba

Oben angekommen, eröffnete sich ein erster Blick in den zerklüfteten Krater des Malinche.

Kraterrand des Malinche

Aber das war noch nicht der Gipfel! Es ging noch mal ca. 100hm hinauf, über einen schmalen Grat und schließlich noch mal kletternd, bis wir final am Gipfelkreuz auf 4.440m Höhe standen und den Ausblick über die wunderschöne, vulkanische Landschaft genossen.

Den Gipfel mussten wir uns verdienen
Geschafft!

Nur schade, dass rund um den Popocatepetl inzwischen Wolken aufgezogen waren, so blieb uns dieser vorerst noch verborgen. Dafür sahen wir in der Ferne aber den höchsten Berg des Landes, den Pico Orizaba, den wir einige Monate zuvor ja schon besucht hatten.

Nach einer verdienten Stärkung traten wir schließlich den Rückweg an. Unsere tierischen Begleiter hatten am Fuß des felsigen Aufstiegs auf uns gewartet und begleiteten uns nun wieder hinab.

Treue Wander-Begleiter

Um die rutschige Sandpiste zu vermeiden, suchten wir uns einen Weg kreuz und quer über einen steilen Wiesen-Abhang, was den Rückweg etwas angenehmer machte.

Abstieg vom Malinche

Nach insgesamt 6 Stunden, 13km und 1300hm kamen wir wieder am Van an, wo sowohl wir als auch die Hunde erstmal eine Stärkung und Pause bekamen.

Kaputte Hunde

Wir verbrachten eine weitere Nacht im Park und genossen die kühlen Temperaturen, bevor wir uns wieder auf den Weg in die Zivilisation machten.

Cholula

Die Zivilisation kam in Form eines Ikea und Decathlon Marktes, welche wir zufällig unterwegs entdeckten. Wir brauchten zwar nichts, dennoch konnten wir nicht widerstehen und besuchten zum ersten Mal, seitdem wir Deutschland verlassen haben, wieder einen Ikea Markt. Wir schafften es sogar ohne Impulsiv Käufe wieder raus! Im Decathlon ging die Sache etwas anders aus. Einige unserer Sportsachen hatten es aber wirklich nötig mal ausgetauscht zu werden. Um ein Haar hätten wir noch ein Kajak gekauft und aufs Vandach gepackt, aber zum Glück siegte dann doch die Vernunft. 😉

Abends kamen wir schließlich in Cholula an, eine kleine Nachbarstadt von Puebla. Hier fanden wir in der Einfahrt von Victor und seiner Frau Nora, die ihr Haus gerne für Reisende wie uns öffnen, einen sicheren Stellplatz und die Gesellschaft von ihren 3 Katzen.

Von dort aus erkundigten wir die kleine Stadt, dessen Highlight die (angeblich) größte Pyramide der Welt ist, auf deren Spitze eine Kirche thront. Die Pyramide sieht von außen gesehen jedoch einfach wie ein Hügel aus, sie wurde nämlich nie freigelegt. Stattdessen bauten die Spanier, ignorant wie immer, einfach eins ihrer kitschigen, opulenten Gotteshäuser obendrauf.

Pyramide + Kirche

Die dazugehörige archäologische Ausgrabungsstätte rund um die Pyramide, ließen wir aus, die Hitze hatte uns nämlich wieder. Schon morgens um 10 Uhr stiegen die Temperaturen auf über 30 Grad (und das in 2.000m Höhe), daher zogen wir das wunderschöne Regionalmuseum von Puebla vor.

Im Inneren des Museums wurde die Geschichte der umgebenden Vulkane erklärt, man lernte über die verschiedenen indigenen Völker der Region und deren Riten und Bräuche, welche anhand zum Teil kurioser Kunstobjekte dargestellt wurde. Wir kamen uns ein bisschen vor wie in einem Tim Burton Film.

Eine Sonderausstellung zeigte etwas popgenössischere Kunst, in Form von riesigen Tier- und Fantasiefiguren, die mit Millionen von kleinen Perlen beklebt waren und teilweise mit Lasershow inszeniert wurden.

Mal was anderes.

Ansonsten war auch Cholula nett anzusehen, eine schöne Altstadt, bunte Murals, ein wuseliger Markt mit leckerem Essen, viele Kirchen, konnte uns aber nicht so begeistern wie Puebla. Somit ließen wir Cholula nach zwei Tagen wieder hinter uns und fuhren noch mal zurück nach Puebla.

Dort verbrachten wir noch mal drei Tage am altbewährten Platz, nutzten die Annehmlichkeiten der Stadt und schmiedeten einen Plan für unser nächstes Mexiko-Highlight, rund um den Vulkan Popocatepetl.

Bevor wir aber dorthin aufbrechen konnten, musste Christian mal wieder zum Zahnarzt, was selbst spontan an einem Samstagmorgen hier kein Problem war. Besonders die zahnärztliche Versorgung ist in Mexiko in nahezu jedem Dorf gegeben. Christian hatte eine Beule am Gaumen bemerkt, die sich als Entzündung rausstellte. Der Doc verschrieb ihm erstmal Antibiotika, in der Hoffnung, dass die Sache damit erledigt wäre. Spoiler: war sie nicht. Das Thema holte uns, bzw. Christian einige Tage später wieder ein.

Nationalpark Iztaccihuatl & Popocatepetl

Nun ging es aber erstmal rauf zum stetig rauchenden Popocatepetl. Darauf hatten wir uns schon ewig gefreut. Dem Popo gegenüber liegt der längst erloschene Vulkan Iztaccihuatl (Izta). Zwischen den beiden Vulkanen verläuft eine Passstraße, in dessen Mitte, auf 3.640m ein Visitor Center für den Nationalpark liegt. Vor diesem Visitor Center richteten wir uns häuslich ein und parkten somit direkt vor dem Popocatepetl. Dieser empfing uns mit Blitz und Donner:

Ein spektakulärer Start, auch wenn wir uns für die nächsten Tage natürlich besseres Wetter wünschten, denn wir wollten ja wandern. Auf den Popo kann man aufgrund der stetigen Aktivität logischerweise nicht rauf. Den 5.220m hohen Izta kann man aber besteigen und von dort ist die Aussicht auf den Popo auch noch mal spektakulärer. Zumindest hatte ich Bilder gesehen, die diese Schlussfolgerung zuließen, deswegen wollte ich unbedingt dort hinauf.

Vulkan Izta

Aber erstmal galt es sich wieder in der Höhe zu klimatisieren. Nach einer verregneten Nacht, die auf den Vulkangipfeln für Schnee sorgte, klarte das Wetter am nächsten Tag wieder auf und wir unternahmen eine Erkundungstour zum 7km entfernten Trailhead des Izta.

Schneebedeckter Popo

Offiziell ist dieser Weg eine Fahrstraße und auch für Camper befahrbar. Wir hatten aber von anderen Reisenden schon gehört, dass der Weg stellenweise echt übel sein soll, deswegen liefen wir ihn erstmal ab. Leider bewahrheitete sich der schlechte Zustand der Straße. Mit dem Van wären wir hier an einigen Stellen nicht weitergekommen und heftig aufgesetzt. Zudem bewegten wir uns hier fast in 4.000m Höhe, was natürlich auch die Motorleistung negativ beeinflusst. Also zu riskant für uns. Diese Tatsache verlängerte unsere Tour auf den Izta um ganze 14km. Nicht gerade ideal, aber das hielt uns auch nicht ab. Abgesehen von den Straßenzuständen, bot die Strecke aber die schönsten Aussichten auf den Popo und die umgebende Landschaft.

Christian & der Popo

Eigentlich hatten wir noch einen zweiten Akklimatisierungstag geplant, aber im Laufe des Tages zeigte sich, dass der kommende Tag das ideale Wetterfenster für die Besteigung bot. Also bereiteten wir alles vor und machten uns um 2 Uhr morgens, im Schein der Stirnlampen, hinauf zum Izta.

Nachdem die ersten 7km zum Trailhead noch recht einfach waren, begann dann der anstrengende Teil. In immer noch tiefer Nacht ging es über steiles Geröll und über schmale Wege, immer weiter hinauf über den Bergrücken des Izta. Als gegen 5:30h langsam die Dämmerung einsetzte, waren wir schon fast auf 4.600m angekommen. Als die Sonne dann endlich auftauchte, wurde es erstmal Zeit für eine Frühstückspause – mit Aussicht!

Frühstückspause
Endlich kam die Sonne raus

Allerdings war es bitterkalt dort oben, deswegen fiel die Pause kurz aus und wir kämpften uns weiter hinauf. Nach einer Weile tauchte jedoch eine nahezu senkrechte Wand vor uns auf. Das war scheinbar der Weg! Dieser führte über eine sandige Piste, voller loser Steine und Geröll wirklich einfach steil die Wand hinauf. Links und rechts gab es nichts, woran man sich wirklich festhalten konnte. Durch die Regenzeit und die vielen Niederschläge in den letzten Tagen, hatten wir das Gefühl das vieles Gestein recht lose war. Es ging gefühlt zwei Schritte voran und einen zurück, immer begleitet von Steinen und Schutt, der runter rieselte. Irgendwie war mir nicht wohl dabei und der Gedanke daran, hier auch wieder runter zu müssen, ließ in mir leichte Panik aufkommen.

Der „Wanderweg“

Wir versuchten noch einen anderen Weg, dieser war jedoch noch loser und rutschiger. Also taten wir etwas, was wir noch so gut wie nie gemacht haben: Wir beschlossen an dieser Stelle abzubrechen und umzudrehen. Für Christian wäre der Auf- und Abstieg vermutlich kein Problem gewesen, er wollte mich auf 4.820m aber auch nicht allein lassen und letztendlich, ging es uns an diesem Tag auch nicht um neue Höhenrekorde (die haben wir ja schon in den Anden aufgestellt) und auch nicht unbedingt um den Gipfel des Izta, sondern um die Aussicht auf den Popocatepetl. Und die hatten wir auch von hier schon:

Was für eine Aussicht!!

Natürlich waren wir ein bisschen geknickt das es mit dem Gipfel nicht geklappt hatte, aber auch sonst hören wir immer auf unser Bauchgefühl und das schien auch hier wieder die richtige Entscheidung gewesen zu sein, wie sich wenig später herausstellte.

Der Abstieg war deutlich einfacher als der Aufstieg im Dunkeln, zumal wir jetzt auch endlich sahen, wo wir hier eigentlich rumliefen.

Einfach irre, diese Landschaft.

Wie aus dem Nichts, bekam ich dann aber auf ca. 4.100m Höhe plötzlich extreme Magenkrämpfe. Für ca. 30 Minuten ging nichts mehr, weder stehen, noch sitzen oder laufen. Ich musste mich hinlegen und warten das es vorbeiging. Beim Versuch aufzustehen und weiterzulaufen, wurde mir sofort übel. An der Höhe konnte das hier eigentlich nicht mehr liegen, wir waren seit Wochen zwischen 2.000 – 4.000m unterwegs und super akklimatisiert, aber wer weiß. Ein Glück traf es mich erst hier und nicht bereits weiter oben, oder gar auf dem Gipfel. Mit den Schmerzen hätte ich in dem Gelände echte Probleme bekommen. Nachdem das Schlimmste vorbei war, konnte ich von dort nun wieder langsam weiter absteigen, wobei sich die 7km zurück zum Van extrem zogen.

Nach insgesamt 11 Stunden, 22km und 1.200hm kamen wir dann gegen 13 Uhr doch etwas erschöpft am Van an und hatten für den Tag erstmal genug vom Wandern. Dafür wurden wir aber noch mit einem Sonnen-Halo belohnt.

Am nächsten Tag sah das aber schon wieder ganz anders aus. Die Beine waren zwar noch etwas schwer, aber für eine kleine Spazierwanderung sollte es wohl reichen. So machten wir uns auf den Weg zu dem kleinen Wasserfall Apatlaco.

Spazierwanderung zum Wasserfall

Der Weg verlief immer leicht bergab durch einen Wald. Immer wieder trafen wir auf Wegweiser zu unserem Ziel, die aber jedes Mal 2km bis zum Wasserfall angaben. Das wurde auf der Tour zum Running Gag.

Nach 3x2km kamen wir dann aber doch an und stellten zu unserer Überraschung fest, dass das Gelände vor dem Wasserfall ein richtiger kleiner Campingplatz war, mit kleinem See, Grillplätzen, Tretbootverleih, Essensbuden und sanitären Einrichtungen. Schön, aber eben ohne Vulkanblick. Schließlich erreichten wir den kleinen Wasserfall.

Wasserfall Apatlaco

An dessen Zufluss hätte man sicher noch ewig lang weiterwandern können, aber leider war hier alles eingezäunt und abgesperrt, zur Erholung der Natur. Die letzten Jahre müssen sehr trocken gewesen sein, daher hatte es viele Waldbrände gegeben, wovon sich der gesamte Nationalpark noch nicht wieder erholt hat. Dieses Jahr scheint die Regenzeit endlich wieder etwas mehr Wasser zu bringen, hoffen wir mal, dass es ausreicht.

Somit ging es für uns durch den Wald zurück zum Van, wo wir am Fuße des Popo noch eine Runde Yoga einlegten.

Yogacatepetl

Am nächsten Tag waren die Beine schon gar nicht mehr so schwer und wir wollten hier unbedingt noch eine Runde auf den Mountainbikes drehen. Also machten wir uns wieder hinauf zum Trailhead des Izta. Die sandige Piste hinauf bot auch diesmal wieder die schönsten Ausblicke auf die umliegenden Vulkane und Landschaften, eine echte Panoramarunde!

Auch wenn es dank dem ganzen Vulkansand eine echt rutschige Angelegenheit war, fuhren wir die Piste zweimal auf und ab, einfach weil es so schön war und wir glücklich waren, hier biken zu können.

Happy Bikers!
Träumchen!

Ein absoluter Traum! Hätten wir nicht am Abend ein wichtiges Date in Mexico City gehabt, wären wir vermutlich noch länger hier oben geblieben. So wurde es nach 5 Tagen rund um den Popo aber Zeit zusammenzupacken und in die City zu düsen – wir hatten nämlich ganz kurzfristig ein Housesitting in der Stadt ergattert, einen Wunsch, den wir schon seit unserem ersten Besuch in Mexico City mit uns rumtrugen.

Also ging es voller Vorfreude wieder runter vom Berg und rein in die Mega-Metropole.

Aber dazu demnächst mehr. 😊

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