Teil 1 unseres Roadtrips durch Ecuador
Am 2. August war es so weit, wir überschritten, oder besser gesagt überfuhren, die Grenze nach Ecuador.
Ecuador war 2012 das erste Land, das wir auf diesem Kontinent bereisten. Wir verbrachten hier einen dreiwöchigen Urlaub, bei dem wir auch die Galapagosinseln besuchten. Schon damals hatte es uns die südamerikanische Mentalität und die spannende, bunte Kultur angetan. Zu dem Zeitpunkt hätten wir uns aber sicher noch nicht träumen lassen, hier 11 Jahre später noch mal mit unserem eigenen Van durchzureisen.
Cuenca – Ecuadors schönste Stadt
Die Landschaft veränderte sich nun schlagartig. Statt karger und müllhaltiger Wüste, begrüßte uns Ecuador mit tropisch-grünen Hügeln und schier unendlichen Bananenplantagen links und rechts der Straße.
Erfreulicherweise nahmen auch sofort die Müllberge am Straßenrand ab. Unseren ersten Stellplatz fanden wir an einer Tankstelle, wo es zumindest ein bisschen Aussicht gab. Am nächsten Morgen ging es von hier weiter durch grüne Landschaften, bis wir schließlich in Cuenca ankamen.
Cuenca gilt (zu Recht) als die schönste Stadt des Landes. Vor allem die spanische-koloniale Architektur sticht ins Auge. Herzstück der Stadt, ist die große Kathedrale mit ihren blauen Kuppeln, von der aus man einen schönen Überblick über die Stadt erhält.
Noch besser fanden wir nur den Blick von einer Dachterrasse, auf die Kathedrale.
So manche Ecke und Café erkannten wir von unserem ersten Besuch noch wieder, dennoch schlossen wir uns auch hier wieder einer spannenden und informativen Walking Tour an, die uns auch an uns noch unbekannte Ecken führte.
Natürlich besuchten wir auch wieder den lokalen Markt, wo wir nicht nur unseren Kühlschrank auffüllen konnten, sondern auch so manche lokale Leckerei probierten. Außerdem schauten wir uns das Pumapongo Museum an, wo es vor allem um die verschiedenen indigenen Kulturen im Land ging und in dem auch Schrumpfköpfe gezeigt wurden.
Bei einigen Amazonas Stämmen war es in früheren Jahren üblich, die Köpfe der ermordeten Feinde zu sammeln und als eine Art Schmuck und Statussymbol am Gürtel zu tragen. Geschrumpft wurden die Köpfe mittels Mumifizierung. Heutzutage ist dieses grausige Vergehen glücklicherweise verboten.
Ansonsten nutzten wir die Großstadt natürlich auch mal wieder für Annehmlichkeiten wie lecker essen gehen und schafften es sogar zweimal ins Kino – zuerst in Oppenheimer und dann in Barbie. So konnten wir endlich beim Hype mitreden. 😉
Welcome to the jungle!
Nach zwei Tagen und Nächten ließen wir die Stadt hinter uns und nahmen Kurs auf das Amazonasgebiet. Als Zwischenziel peilten wir das Örtchen Macas an. Für die nur 250km brauchten wir aber gute 7 Stunden, da die Strecke zwar landschaftlich sehr schön war, aber auch von vielen Erdrutschen beeinträchtigt. So mussten wir einige Male Schlagloch-Slalom fahren und die ein oder andere überspülte Straße queren. Es wird nicht langweilig in Südamerika!
In Macas war dann schon deutlich zu spüren das wir schon nahe am Amazonas waren – die Luft war warm und schwül, überall blühten Helikonien und auch die Palmen- und Sukkulenten-Dichte nahm schlagartig zu. Nach ein paar weiteren Fahrstunden waren wir dann schließlich mittendrin im Amazonas und fanden an einem kleinen Flußbad einen traumhaften Campspot unter Farnbäumen.
Von dort war es nur noch ein Spaziergang bis zur Lisan Wasi Gemeinde. Die Lisan Wasi gehören zum Stamm der Shuar (die mit den Schrumpfköpfen) und hier wurden wir herzlich von Jhefferson und seiner Cousine Tamara begrüßt und erstmal mit Tee versorgt.
So wie man bei uns sagt: auf einem Bein kann man nicht stehen, so heißt es hier: man braucht zwei Augen zum sehen (ob das ZDF sich hier für seinen Slogan „Mit dem Zweiten sieht man besser“ hat inspirieren lassen? 😉), daher mussten wir beide zwei Schalen Tee trinken, bevor wir von Tamara mit der traditionellen Gesichtsbemalung „geschminkt“ wurden.
Es folgte noch ein Reinigungsritual, bei dem man sich eine Art flüssigen Schnupftabak schwungvoll in die Nase ziehen muss, was uns sofort ordentlich die Nebenhöhlen freibrannte.
Dann konnte es los gehen. Zusammen mit Jhefferson liefen wir eine Runde durch den angrenzenden Dschungel, wo er uns allerhand Heilpflanzen zeigte und dessen Verwendung erklärte. Schließlich durften wir unsere Jagdfähigkeiten unter Beweis stellen und „Giftpfeile“ durch ein langes Blasrohr auf ein Holzziel schießen. Überraschenderweise trafen wir beide, somit hatten wir uns schon mal für das Leben im Dschungel qualifiziert. 😉
Ein Stück weiter gab es eine Art Aussichtspunkt auf den Fluss, wo auch eine Plattform mit einer fragwürdig aussehenden „Schaukel“ angebracht war. Nach anfänglicher Skepsis wagten wir uns aber doch drauf und schwangen ein paar Runden über den Abgrund. Tarzan lässt grüßen! 😉
Zum Abschluss trafen wir noch auf die beiden halbwegs zahmen Papageien, die frei im Dorf leben. Der Gelbbrustara Edgar machte es sich sogar auf meinem Arm gemütlich.
Der kleine ungezwungene und nicht gestellte Einblick in das Leben einer indigenen Gemeinde, die hier im Einklang mit der Natur lebt, war auch beim zweiten Mal ein besonderes und beeindruckendes Erlebnis. Sicher findet man tiefer im Amazonas noch abgelegenere und ursprünglichere Gemeinden, aber da wir 2012 schon mal ein paar Tage im wirklichen Off verbracht hatten, genügte uns diesmal der kurze Ausflug zu den Shuars.
Die restliche Zeit verbrachten wir rund um den Van, wo wir nach einer erfrischenden Abkühlung im Fluss sogar noch zwei frische Fische ergattern konnten, die natürlich direkt auf dem Grill landeten. Während wir da so saßen, wurden wir immer wieder von netten Ecuadorianern angesprochen, die es kaum glauben konnten, Besucher aus Deutschland hier vorzufinden. Viele schauten staunend in unseren Van und wiederholten immer nur: un sueno, un sueno (ein Traum!).
Eine Familie war besonders angetan und kam mehrfach vorbei, um Fotos und Videos zu machen. Dabei scheuten sie auch nicht davor zurück, mal kurz auf unseren Outdoormöbeln Platz zu nehmen, um noch besser posieren zu können. 😊 Zum Dank wurden wir mit Bananen geschenkt, die wir unbedingt als Nachtisch auf dem Grill zubereiten sollten.
Generell sind die Ecuadorianer wieder viel offener und aufgeschlossener als z. B. ihre peruanischen Nachbarn und wir kamen wieder viel leichter mit Locals ins Gespräch. So konnte es gerne weitergehen.
Banos
Unser nächstes Ziel war Banos, und somit ging es wieder raus aus dem Dschungel und Richtung Berge. Banos begrüßte uns leider mit 15 Grad und Nieselregen und lt. Vorhersage sollte das auch so bleiben. Die Wasserfall Fahrradtour strichen wir daher, was allerdings auch nicht allzu schwer fiel, da wir diese Tour bereits 2012 schon gemacht hatten. Auch sonst hatte sich in Banos nicht viel verändert, noch immer ist der Ort das Mekka für alle die einen regelmäßigen Adrenalinschub brauchen. Von Ziplining über Bungee Jumping, Canyoning und Rafting kann man hier so ziemlich alles machen, was den Puls nach oben treibt. Alles, was uns interessierte hatten wir aber entweder schon gemacht, oder wir hätten dafür gerne etwas besseres Wetter gehabt.
Somit begnügten wir uns mit dem Besuch des „Casa de Arbols“ (das Baumhaus), welches auf 2.600m hoch über der Stadt liegt. Wenn die Wolken es zulassen, hat man von dort einen gigantischen Ausblick über Banos und die üppig grüne Berglandschaft. Und nebenbei kann man hier ein bisschen schaukeln.
Nach einer verregneten Nacht ließen wir Banos dann schon wieder hinter uns und fuhren den Bergen und Vulkanen weiter entgegen.
Dazu dann demnächst mehr! 😊