Der 7. und letzte Teil unseres Roadtrips durch Kolumbien &
Abschied aus Südamerika
Von Minca aus machten wir uns auf den Weg zurück an die Küste, wo wir auf der Halbinsel Barú noch mal zwei entspannte Tage verbringen wollten, bevor wir mit den Vorbereitungen für die Verschiffung beginnen mussten. Wir waren gut in der Zeit und freuten uns, schon am Nachmittag wieder ins Meer springen zu können. Doch es kam anders.
Scheibenkleister!
Mitten auf der Überlandstraße gab es plötzlich einen ohrenbetäubend lauten Knall. Vom Beifahrersitz aus, sah ich nur winzig, kleine Glitzerpartikel durch die Luft wirbeln. Uns hatte ein riesiger Stein getroffen und ein ca. Tennisball großes Loch in die Windschutzscheibe auf der Fahrerseite geschlagen. Christian reagierte zum Glück richtig (bzw. gar nicht) und hielt einfach nur das Lenkrad umklammert, bis wir sicher auf dem Seitenstreifen halten konnten. Der Schock hatte gesessen! Der gesamte Innenraum war mit winzig kleinen Scherben übersäht, die wir erstmal notdürftig wegmachten und die immer noch vor sich hin bröselnde Scheibe mit Panzertape flickten.
Dann hieß es eine Lösung für dieses Problem finden. Zum Glück hatten Reisebekannte wenige Wochen vorher erst die Windschutzscheibe ihres Ducatos in Cartagena austauschen lassen. Anhand der Bilder, die sie uns davon gezeigt hatten, versuchte ich die Glas-Werkstatt ausfindig zu machen und hatte Erfolg. Per WhatsApp kontaktierten wir die Werkstatt, die uns wissen ließ, dass sie die passende Scheibe vorrätig hatten und wir einfach vorbeikommen sollen. Sie könnten sie sofort an Ort und Stelle austauschen. Einfach genial, dafür muss man Südamerika einfach lieben.
Die Anfahrt zur Werkstatt mitten in Cartagena gestaltete sich aber schwierig. Google lotste uns durch ein nicht allzu schönes Wohngebiet, in dem die Straßen plötzlich immer enger und enger wurden, bis sie schließlich nahezu einspurig waren, aber natürlich von allen Seiten befahren wurden. Schließlich ging nichts mehr, vor und hinter uns stauten sich PKWs, die sich weigerten uns Platz zu machen und auch nur einen Meter zurückzufahren. Dazu kamen mehrere Dutzend Mopeds pro Minute (wirklich!), die sich überall durchquetschten. Vor uns, neben uns, auf dem Bordstein, hinter uns, überall Mopeds. Und Geduld hatte hier keiner.
Christian versuchte weiterhin die uns vor uns stehenden PKWs zum zurückfahren zu animieren, aber die Fahrer stellten sich stur, und es wurden auch immer mehr und mehr Autos. Also musste es irgendwie gehen. Ein Anwohner hatte dann Erbarmen und half uns beim Durchnavigieren. Zentimeter für Zentimeter ging es schließlich voran. Teilweise waren wirklich nur 1-2cm Platz zwischen unserem Van und den Autos. Ich konnte kaum hinsehen und versuchte stattdessen die ankommenden PKWs und Mopedfahrer weiter oben an der Straße, wo der Weg breiter war, zum Anhalten und Warten zu bewegen. Die wenigsten hatten ein Einsehen. Einer der Zweiradfahrer fragte mich, wo wir eigentlich hin wollen. Ich erklärte ihm das wir ja offensichtlich nicht von hier sind und dem Navi folgen und keine Ahnung haben, wo wir hier gelandet sind. Da machte er große Augen. Offensichtlich hatten die meisten Locals unser ausländisches Nummernschild gar nicht beachtet und gingen davon aus, dass wir hier zum Spaß oder wissentlich rumfahren und den Verkehr blockieren. Ach ja, so wird’s eben nie langweilig bei uns… 😉
Irgendwann war es geschafft und wir raus aus der brenzligen Lage – zum Glück auch ohne nennenswerte Schäden, was ich zwischenzeitlich für nahezu unmöglich gehalten hatte.
Am späten Nachmittag, kurz vor 17 Uhr, kamen wir schließlich bei der Glaswerkstatt an, wo wir wie besprochen sofort drankamen. Auf dem Bordstein vor der „Werkstatt“ wurde die alte Scheibe rausgeschnitten und die neue sofort verklebt und eingesetzt. Nach nicht mal einer Stunde waren wir fertig und durften sofort weiterfahren. Ein Hoch auf die flexiblen Werkstätten in Südamerika!
Peninsula Barú
Es dämmerte zwar bereits, aber wir wollten nach dem Tag jetzt einfach nur noch unsere Ruhe haben, also machten wir uns doch noch auf den Weg nach Barú. Aber aus Cartagena rauszukommen, war noch mal so eine Sache… Wieder staute sich der Verkehr, was die hunderten Mopedfahrer nicht daran hinderte, weiterhin von allen Seiten zu überholen, sich quer vor und hinter Autos entlang zu quetschen und jede noch so kleine Lücke zu besetzen. Wenn sie gekonnt hätten, wären sie wahrscheinlich auch über uns drüber gefahren. Rote Ampeln ignorieren sie übrigens auch, man muss in jeder Sekunde damit rechnen, irgendwo von einem Motorrad/Roller/Moped geschnitten zu werden. Nix für schwache Nerven.
Nach einer weiteren Stunde Fahrtzeit kamen wir aber schließlich auf dem netten kleinen Campingplatz an und konnten hier tatsächlich wieder direkt auf dem Strand, nur wenige Meter vom Ufer entfernt unser Lager aufschlagen.
Natürlich war es auch hier wieder sehr heiß und schwül, aber entweder hatten wir uns jetzt schon etwas daran gewöhnt, oder der ereignisreiche Tag hatte uns abgehärtet. Wir verbrachten an diesem schönen Ort nochmal zwei Tage und genossen das nichts tun, lesen und baden – auch wenn das Meer hier sicherlich auch an die 32 Grad Wassertemperatur hatte.
Unsere letzte Vanlife-Nacht in Südamerika rundete ein wolkenloser Vollmondhimmel ab. Durch die Windstille war das Meer dort in der Bucht absolut glatt und ruhig und wir hatten den ganzen, vom Mond beleuchteten Strand für uns allein. Ein ziemlich perfekter Abschluss, für unsere knapp 14 Monate Vanlife in Südamerika.
Zurück in Cartagena
Am nächsten Tag bezogen wir dann ein kleines Apartment in Cartagena. Ich hatte mal wieder ein glückliches Händchen bei der Unterkunftssuche bewiesen und ein supergünstiges, klimatisiertes Apartment mit eigener Waschmaschine und passendem Stellplatz für den Van gefunden. Perfekte Voraussetzungen also, um alles für die Verschiffung vorzubereiten. Wie das genau aussah, was gemacht werden musste und wie der Prozess im Hafen ablief, dazu werden wir noch mal einen separaten Beitrag verfassen, sobald wir den Van in Mexiko wieder in Empfang genommen haben (Spoiler: das dauerte leider wesentlich länger als geplant und als wir es jemals für möglich gehalten hätten).
Nachdem der Van endlich im Kasten war, nahmen wir uns Zeit Cartagena erneut zu erkunden. Auch hier hatten wir 2015 schon mal 2 Wochen verbracht und damals eine Sprachschule besucht. Daher kannten wir Cartagena noch ganz gut.
Viel verändert hatte sich tatsächlich auch nicht. Die wunderschöne, historische Altstadt voller Kolonialbauten ist immer noch kunterbunt und wunderschön, aber inzwischen auch noch mehr überlaufen. Man hörte mehr amerikanische und deutsche Touristen, als Kolumbianer, wenn man durch die Straßen schlenderte. Auch große, geführte Reisegruppen, die von Kreuzfahrtschiffen gefallen sind, tummelten sich in den engen Gassen.
Aber die Altstadt ist auch fotogen und schön anzuschauen wie kaum eine Zweite.
Auch in Getsemani, dem etwas heruntergekommenen Viertel von Cartagena, ging es noch genauso turbulent zu, wie wir es in Erinnerung hatten.
Am Plaza Trinidad versammelten sich allabendlich Locals und Touristen und bestaunten die Tanzdarbietungen der verschiedenen Gruppen. Rund herum wurde an mobilen Essensständen allerhand deftige Kost verkauft und vor Bier- oder Schmuckverkäufern konnte man sich auch kaum retten.
Die Hauswände sind in Getsemani ebenfalls bunt, allerdings liegt es hier an den Graffitis.
Im Park, der die beiden Stadtteile von Cartagena verbindet, trafen wir wieder auf Faultiere, Affen und auch den ein oder anderen Leguan, der sich in den Bäumen versteckte.
Wenn wir nicht gerade schwitzend durch die bunten Gassen schlenderten, vertrieben wir uns die Zeit in unseren klimatisierten 4 Wänden, arbeiteten einiges ab und besuchten auch beide noch mal einen Zahnarzt.
An unserem letzten Abend bescherte uns Cartagena noch mal einen besonders schönen Sonnenuntergang, bevor wir uns in einem der angeblich besten Restaurants des Kontinents, welches uns Bekannte empfohlen hatten, ein tolles Abendessen gönnten, wo wir die letzten 14 Monate gedanklich noch mal Revue passieren ließen.
Was für eine Reise! So richtig bereit Südamerika hinter uns zu lassen, waren wir irgendwie beide noch nicht. Besonders ich wäre am liebsten NOCH MAL bis ganz runter nach Ushuaia gefahren. Gleichzeitig freuten wir uns aber auch schon sehr auf Mexiko und die übrigen Länder in Zentralamerika die wir noch nicht kennen. Und mit Nordamerika liebäugeln wir ja auch noch. Es war also an der Zeit, weiterzuziehen. Südamerika wird auf jeden Fall immer einen besonderen Stellenwert in unserem Reiseherz haben, nach dieser Reise noch viel mehr als vorher. Und wir sind uns sicher, nicht das letzte Mal dort gewesen zu sein.
Am nächsten Tag ging es also auf zum Flughafen und mit einem Zwischenstopp in Medellin, hinauf nach Mexiko City.
Wir melden uns dann demnächst aus Zentralamerika! 😊