Am 29. April ging es über die Grenze zurück nach Spanien. Somit waren wir nun ganz offiziell auf dem Rückweg nach Deutschland. Aber zum Glück hatten wir noch über einen Monat Zeit, bevor wir zurück in der Heimat sein wollten.
Pilgermekka Galizien
Den ersten Stopp legten wir in der Nähe von Muxia ein. Direkt am Meer, fanden wir, nach einer mal wieder abenteuerlichen Anfahrt, ein entspanntes und einsames Plätzchen wo wir uns ausbreiten konnten. Gelegentlich kam mal ein freundlicher Angler vorbei, ansonsten konnten wir ungestört die schöne Aussicht genießen.
Am nächsten Morgen quälten wir unseren Moby aber gleich wieder die rumpelige Schotterpiste hinauf, denn wir wollten nach meiner überstandenen Coronainfektion endlich mal wieder eine längere Wanderung unternehmen. Wir hatten uns dafür ein ca. 15km langes Teilstück des „Camino de Faros“ vorgenommen. Der Leuchtturm-Wanderweg verläuft entlang der Galizischen Küste und endet direkt am Leuchtturm in Fisterre, was früher mal als Ende der Welt galt (mal wieder eins 😉) und auch der offizielle Endpunkt des Jakobsweg ist, wo der berühmte 0,0km Grenzstein steht.
Vom ersten Moment an hatten wir unglaubliche Ausblicke über die blütenreiche Küste.
Über einen Trampelpfad ging es vorbei an Wäldern und Blumen, bis hinunter an einen Strand, an dem einige Surfer ihr Glück versuchten. Danach ging es wieder steil hinauf und immer weiter die blühende Küste entlang, bis der Leuchtturm von Fisterre schon das erste Mal zu sehen war.
Desto näher wir dem Leuchtturm kamen, desto mehr Pilger entdeckten wir auch. Rund um den Leuchtturm saßen viele erschöpfte, aber glückliche Pilger, von dem der ein oder andere auch ein paar Tränchen verdrückte, Erinnerungsfotos knipste oder sich den letzten Stempel für den Pilgerpass holte.
Einen kleinen Einblick in das Pilgerleben, sollte ich ein paar Tage später auch noch erhalten…
Nach der Wanderung ging es zurück an unser schönes Plätzchen am Meer, wo wir den Abend vor unserem Grill ausklingen ließen.
Am nächsten Tag ging es dann weiter rein ins Pilgermekka: nach Santiago de Compostela. Hier waren die Pilger dann wirklich nicht mehr zu übersehen. Da der 1. Mai war, gab es allerdings auch einige Protestzüge durch die Stadt. Es blieb aber alles friedlich und wir konnten uns in Ruhe die beeindruckende Kathedrale von Santiago anschauen.
Nach einem Stadtbummel und einigen leckeren Tapas, zog es uns dann aber wieder raus aus dem Getümmel und zurück in die Natur. An unserem Stellplatz angekommen, entdeckten wir einige Wegweiser zu einem Aussichtspunkt und zum Kloster Estevo. Somit legten wir spontan noch eine kleine Wanderung ein, die sich wirklich gelohnt hat.
Erst hinterher erfuhren wir, dass das Kloster Estevo zu den bedeutendsten Klosteranlagen in Galizien zählt und ein beliebtes Ausflugsziel ist, auch wenn es heute als Luxushotel und Eventlocation genutzt wird.
Der nächste Tag begann etwas bewölkt, dennoch zog es uns weiter durch Galizien und zu einigen Aussichtspunkten. Besonders die Flußschleife nahe Parada de Sil hat es uns angetan.
Nach einer weiteren kleinen Wanderung durch die Schlucht des Rio Mao, landeten wir mal wieder auf einem Weingut. Nicht nur der Wein war hier sehr gut, auch unser Stellplatz, inmitten der Weinberge konnte sich sehen lassen. Was für eine Aussicht!!
Der Sonnenaufgang am nächsten Morgen war atemberaubend!
Nach dem Frühstück mit Aussicht, verschlug es uns in das Örtchen Lugo. Eigentlich wollten wir hier nur unsere Vorräte auffüllen, aber der Ort entpuppte sich jedoch als durchaus sehenswert, sodass wir dort etwas Zeit verbrachten.
Statt direkt weiter nach Leon zu fahren, wie eigentlich geplant, legten wir dann doch noch einen Stopp irgendwo im nordspanischen Hinterland ein und fuhren erst am nächsten Morgen weiter nach Leon, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz.
Hier wartete ein ganz besonderes Highlight auf uns: in Leon trafen wir auf unsere Freundin Stephi, die gerade auf dem Jakobsweg pilgerte. Die Wiedersehensfreude war natürlich groß und nach einem ausgedehnten Mittagessen und anschließenden Stadtbummel und Besichtigung der beeindruckenden Kathedrale, landeten wir abends zusammen mit anderen Pilgern in einer Tapasbar, wo wir einen lustigen und feuchtfröhlichen Abend verbrachten. 😊
Dennoch ging es am nächsten Morgen früh aus den Federn, denn ich hatte mich entschieden, das Vanlife für drei Tage gegen das Pilgerlife zu tauschen. Gemeinsam mit Stephi fuhren wir zum Startpunkt der nächsten Etappe etwas außerhalb von Leon, wo wir Christian und den Van dann zurückließen.
Ausflug auf den Jakobsweg
Ich verbrachte drei traumhafte, spannende und erlebnisreiche Tage mit Stephi auf dem Camino. Insgesamt legten wir auf der Strecke von Hospital De Orbigo bis nach Ponferrada knapp 80km zu Fuß zurück, trafen auf Menschen und Geschichten aus aller Welt, redeten, lachten, weinten und schwiegen gemeinsam und hatten einfach eine einmalige Zeit.
Währenddessen genoss Christian das Solo-Vanlife und hatte sich an einem entspannten Platz direkt an einem Fluß niedergelassen. Während Stephi und ich uns die Füße platt liefen, verbrachte er seine Zeit lieber mit Yoga, grillen, lesen und was auch immer der Kerl noch so treibt, wenn er allein ist. 😊
Als wir am dritten Tag gegen 19 Uhr, nach 32 gelaufenen Kilometern endlich müde und erschöpft in Ponferrada ankamen, wartete Christian dort schon auf uns. Gemeinsam mit Stephis Pilger-Freund Tako, verbrachten wir einen letzten gemeinsamen Abend zusammen, bevor die beiden am nächsten Morgen weiterliefen und Christian und ich wieder gemeinsam ins Vanlife starteten.
Picos de Europa
Uns zog es geradewegs weiter in die Berge im Norden von Spanien. Vor ca. 2 Jahren hatte ich das erste Mal ein Bild vom „El Naranjo de Bulnes“ gesehen, einem 2.500m hohen Felsklotz im Nationalpark „Picos de Europa“. Seitdem stand für mich fest: da müssen wir mal hin. Und jetzt war es endlich so weit. Schon die Fahrt in den Norden des Landes war spektakulär. Die Landschaft wurde immer grüner, hügeliger und wir passierten auch den ein oder anderen kristallblauen See. Und dann kam auch schon der erste Aussichtspunkt auf den Bulnes:
Christian hatte bereits alle Routen und Stellplätze im Nationalpark recherchiert und ausbaldowert, somit waren wir mal wieder bestens vorbereitet. Von unserem einfachen Stellplatz im Örtchen Sotres, ging es am nächsten Morgen direkt los zur Wanderung. Bei strahlend blauem Himmel legten wir auf insgesamt 18km rund 1.200hm zurück, trafen auf Esel, Kühe und schließlich auf knapp 2.000 Metern Höhe auch auf Schnee!
In kurzen Hosen durch den Schnee wandern macht man wohl auch nicht alle Tage! Schließlich erreichten wir die Hütte am Fuße des Bulnes, wo wir erstmal die einmalige Aussicht genossen und uns anschließend ein üppiges Mittagessen gönnten. Spaghetti schmecken in den Bergen einfach immer doppelt gut! 😊
Danach folgte der lange Abstieg, der durch die Wahnsinns-Aussichten bis ans Meer, aber alles andere als langweilig war. Was für eine traumhafte Region!!
Obwohl wir einen langen Tag hinter uns hatten, beschlossen wir zurück am Van, aber noch weiterzufahren, zum Startpunkt der nächsten Wanderung, die wir uns vorgenommen hatten. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage schien nämlich etwas unbeständig und wir wollten unbedingt so viel wie möglich vom Nationalpark sehen und erleben.
Somit ging es für uns weiter nach Cain, wo wir im Vorgarten eines Hotels campen durften. Von dort ging es am nächsten Morgen ganz früh auf zur Schluchten-Wanderung, die sogenannte „Rute de Cretes“. Wieder lagen 19km vor uns, diesmal aber ohne große Höhenmeter. Trotzdem kamen wir langsamer voran als sonst, es war einfach so unglaublich beeindruckend, dass wir alle paar Meter stehen blieben, um Fotos zu machen und zu staunen.
Entlang der Abbruchkanten der Schlucht ging es stellenweise über Brücken oder auch mal durch Höhlen, vorbei an wilden (und frechen) Ziegen, irren Felsformationen und einfach nur wahnsinnig spektakulären Aussichten.
Die Tour gehört definitiv zu den schönsten Routen, die wir in Westeuropa gelaufen sind.
Da uns Zeit und Wetter weiterhin im Nacken saßen, ging es aber auch an dem Tag nach der Wanderung noch weiter zum nächsten Ziel. Wir wollten nämlich auch noch unbedingt die „Lagos de Covadonga“ sehen und erwandern, die in einem anderen Teil des Nationalparks liegen. Daher fuhren wir noch bis nach Cangas de Onis, von wo aus wir am nächsten Morgen, vorbei an einigen Aussichtspunkten, hinauf zu den Seen fuhren.
Da mir der Jakobsweg und die Wanderungen der letzten beiden Tage noch in den Beinen steckten, war ich ehrlich gesagt ganz froh, dass uns diesmal nur 6,5 relative flache Kilometer bevorstanden. Aber auch die hatten es mal wieder in sich und boten traumhafte Ausblicke auf die leuchtend blauen Seen und die umliegenden Berge.
Die Picos de Europa können unserer Meinung nach locker mit den Alpen und den Dolomiten mithalten. Vermutlich hätten wir noch tagelang im Nationalpark bleiben und dutzende Wanderungen machen können, aber tatsächlich schlug das Wetter nun um und wir wollten ja noch mehr von Spanien sehen.
Dementsprechend ging es nach der Seenwanderung und einem Mittagessen mit Aussicht auch schon wieder weiter. Wir nahmen Kurs auf die Küste und das Baskenland.
Dazu dann schon ganz bald mehr! 😊