Der Morgen des 27. Novembers toppte alles, was wir bis dato erlebt hatten! Uns erwartete absolute Windstille, blauer Himmel, strahlend weiße, schneebedeckte Berge, zerklüftete Gletscher, blauschimmernde Eisberge und vorbeischwimmende Pinguine und Buckelwale.
Schon vor dem Frühstück liefen alle Passagiere über die Außendecks und konnten gar nicht genug bekommen von dieser unglaublichen Aussicht. Die Ocean Endeavour ankerte vor Cuverville Island und wir konnten es alle kaum erwarten, endlich die Zodiacs zu besteigen und mehr zu sehen.
Kajaktour vor Cuverville Island
Auf Christian und mich wartete noch dazu ein ganz besonderes Highlight: wir hatten uns am Vortag mal wieder für die Kajaktour „beworben“, wofür es pro Tour immer nur 10 Plätze gab. Die Nachfrage war deutlich größer und bisher hatten wir nie das Glück ausgelost worden zu sein. Aufgrund der Wetterverhältnisse hatten die Touren bis dato aber auch nie stattfinden können.
Diesmal fand die Tour statt und wir waren dabei. Was für ein Glück!
Eingepackt in „figurschmeichelnde“ Drysuits, ging es zunächst wieder vom Schiff in die Zodiac Boote, und in die Bucht vor Cuverville Island. Dann hieß es vom Zodiac ins Kajak klettern, was so ziemlich der schwierigste Teil der Tour war. 😉 Danach mussten wir, aufgrund der idealen Bedingungen, eigentlich kaum noch was machen. Ich konnte vorne in aller Ruhe Bilder und Videos machen, während Christian uns, zusammen mit den anderen Kajaks, rund um die Insel paddelte.
Einfach unglaublich! Wir paddelten inmitten von kleinen und großen Eisbergen, vorbei an Gletschern und Bergen und natürlich auch wieder an Gentoo Pinguin Kolonien vorbei.
An Land tummelten sich tausende der süßen Tiere, aber auch im Wasser, waren einige unterwegs und schwammen munter um uns herum.
Einfach nur der Hammer!
Unser Kajak-Guide Emily Peach (ja, die Frau heißt wirklich Emily Pfirsich) war selbst auch überwältigt und mehr als glücklich. Solche Bedingungen sieht man nicht oft da unten! Fast zwei Stunden lang waren wir unterwegs und genossen dieses unglaubliche Panorama, bevor es zurück aufs Zodiac ging, mit den Kajaks im Schlepptau.
Statt direkt zurück zum Schiff, machten wir noch eine kleine Zodiac Tour durch die, mit Eisbergen überflutete Bucht und sahen dabei auch endlich ein paar Weddellrobben, eine Robbenart die es nur in der Antarktis gibt. Zum Abschluss der Tour ließen sich auch wieder Buckelwale blicken, begleitet von ein paar Pinguinen.
Die Wale kamen relativ nah an die Zodiacs heran. Immer wieder tauchten sie vor oder neben uns auf, stießen ihren Blas aus, um dann kurz darauf, wie es für diese Wale üblich ist, mit einem hohen Buckel abzutauchen und ihre Schwanzflossen zu zeigen. Die Muster auf der Unterseite der Schwanzflosse sind übrigens so einzigartig wie menschliche Fingerabdrücke. Daher kann man anhand der Muster auch einzelne Wale identifizieren und ihre Reise durch die Weltmeere verfolgen.
Ein absoluter Traum!! Schöner hätte man sich das alles nicht ausdenken können.
Und wir hatten perfektes Timing. Kaum am Schiff angekommen, setzte wieder der Wind ein und der Himmel zog sich zu. Aber das war nun allen fast egal. Auch die anderen Mitreisenden hatten einen perfekten Vormittag, auf Cuverville Island verbracht und waren seelig und vermutlich einfach nur überwältigt von der Schönheit der Natur.
Zodiac Cruise vor Orne Harbour
Dennoch stand für den Nachmittag natürlich noch ein Landgang auf dem Plan, diesmal am Orne Harbour. Doch die Wetterbedingungen verschlechterten sich weiter. Nachdem sowohl von den Gästen als auch vom Expeditionsteam alles für den Landgang vorbereitet war, musste wieder kurzfristig umgeplant werden. Vom Zodiac aufs Festland zu kommen, wäre aufgrund des Winds und der Wellen einfach zu herausfordernd für viele Gäste gewesen, daher hieß es mal wieder „Safety First“ und statt Landgang gab es „nur“ Zodiac Cruises, vor der Küste von Orne Harbour.
Aber auch das hat sich mehr als gelohnt. Wir sahen, neben denn natürlich allgegenwärtigen Eisbergen und Gletschern, auch insgesamt drei verschiedene Pinguin Arten: die schon gut bekannten Gentoo Pinguine, einige Chinstrap Pinguine und sogar zwei Adelie Pinguine, die hier in der Region eher selten sind.
Die Beiden waren vielleicht irgendwo falsch abgebogen und schienen sich auf ihrer Eisscholle erstmal zu beraten. 😉
Die Chinstraps hingegen vergnügten sich am Strand und den Hängen von Orne Harbor. Pinguine sind echte Bergsteiger!
Für den perfekten Abschluss unserer Zeit in der Antarktis, tauchten zum Schluss noch mal zwei Buckelwale, unweit von unserem Zodiac auf.
Was für ein magisches Erlebnis. Einfach unbeschreiblich. Unsere Erzählungen und Bilder können dem Erlebten eigentlich kaum gerecht werden.
Rückreise inkl. Drake-Shake
Kaum das alle Passagiere und Zodiacs wieder zurück an Bord waren, zeigte unser Kapitän, dass es ihm Ernst war und wir keine Zeit zu verlieren hatten: der Anker wurde sofort gelichtet und das Schiff nahm mit Vollgas Kurs auf die Drake Passage. Noch am gleichen Abend gerieten wir wieder ordentlich ins Schwanken und Schaukeln.
Die kommenden zwei Tage waren für mich (und viele andere Passagiere) eher ereignisarm. Da uns der „Drake Shake“ diesmal nicht gleichmäßig von links nach rechts schaukeln ließ, sondern wir nun frontal auf die Wellen trafen, schwankte das Schiff gefühlt in alle Richtungen gleichzeitig. Dank jeder Menge Tabletten behielt ich zwar alles bei mir, aber ich konnte das alles nur im Liegen ertragen. Nicht mal aus dem Fenster schauen war möglich, ohne dass sich mir alles drehte. Sowie ich mich aufsetzte oder versuchte zu stehen oder gar zu laufen, hatte ich das Gefühl, von unsichtbaren Kräften, von allen Seiten runter gedrückt zu werden. Ungefähr so, als würde man gleichzeitig in der Achterbahn und im Freefall-Tower im Phantasialand sitzen. Ich kann die Kombi nicht empfehlen. 😉
Mitreisende von uns nahmen folgende Bilder auf:
Und mein Mann: dem machte das alles wieder gar nichts aus! Christian musste nicht mal eine Tablette oder irgendwas nehmen. Der Glückliche konnte an allem weiterhin teilnehmen, zum essen gehen und natürlich auch wieder zum Yoga, wie auch immer das ausgesehen hat, bei dem Geschaukel. 😉
Laut dem Expeditionsteam hatten wir ca. 6-7m hohe Wellen und viele haben auch schon Schlimmeres erlebt. Mir reichte das allemal, ich will mir nicht mal vorstellen was uns erwartet hätte, wenn wir nicht früher abgereist wären.
Am späten Nachmittag des zweiten Seetages, wurde es langsam etwas ruhiger. Wir umfuhren das Kap Hoorn und waren schon fast am Eingang des Beagle Kanals angekommen, wo die vielen kleinen Inseln von Feuerland uns Windschutz boten. Dort ankerte die Ocean Endeavour, sodass ich und viele andere Drake-geplagte Passagiere, sich wieder aus den Kabinen trauen und am normalen Schiffsleben teilnehmen konnten.
Durch die verfrühte Rückreise hatten wir nun noch einen Tag übrig. Eigentlich hatte die Crew geplant, den Tag mit einer Cruise durch den Beagle Kanal zu verbringen, das war aber leider nicht möglich, da durch den Sturm in der Drake Passage bereits zu viele Schiffe im Kanal unterwegs waren. Unser Schiff war ja nicht das Einzige das früher zurück kam. Andere konnten gar nicht erst rausfahren, bei den Wetterverhältnissen.
Leider hatten aber nicht alle Expeditionen so einen erfahrenen und besonnenen Kapitän wie wir. Ein Schiff hatte sich tatsächlich in den Sturm gewagt und musste nach einem Tag wieder umdrehen, da es durch die hohen Wellen einen Schaden an einigen Fenstern gegeben hatte.
Ein anderes Schiff, war durch einen Notfall, der sich in der Antarktis ereignet hatte, gezwungen umzukehren. Einige deutsche Medien hatten das Ereignis ebenfalls aufgegriffen: Ein Passagier hatte sich bei einem Zodiac Unfall ein Bein gebrochen, was natürlich an Board nicht entsprechend behandelt werden konnte. Somit musste die ganze Reise nach nur einem Tag in der Antarktis abgebrochen werden. In der Drake Passage wurde das noch ganz neue Luxusschiff von einer sogenannten Überschlagswelle (die Bild Zeitung würde sagen: Monsterwelle) erfasst, wodurch mehrere Scheiben zerbarsten und ein Passagier ums Leben kam. Vier weitere wurden verletzt. Absolut tragisch! Das zeigt aber, dass es sich bei einer Antarktis Expedition eben nicht um die gemütliche Mittelmeerkreuzfahrt handelt. Die Natur hat hier das Sagen!
Der letzte volle Tag an Board der Ocean Endeavour verlief also recht entspannt. Das Expeditionsteam hielt ein paar spannende Vorträge, es wurden Workshops und Spiele organisiert, es gab Glühwein und Kuchen auf dem Außendeck und sogar der Pool wurde befüllt.
Zurück in der Zivilisation
In der Nacht bekamen wir die Einfuhrerlaubnis aus Ushuaia und so endete die Reise am nächsten Morgen dort, wo sie 10 Tage vorher angefangen hatte.
Während ich einfach nur glücklich war, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, hatte diesmal Christian mehr Anpassungsschwierigkeiten. Der hatte nämlich noch Seebeine und schwankte und taumelte für den Rest des Tages. 😊
Nella, die Dame bei der wir unseren Moby sicher unter gestellt hatten, holte uns am Hafen ab und wir bezogen wieder unser rollendes Zuhause. Wir trafen uns noch auf ein letztes gemeinsames Mittagessen mit Liz und den anderen Mitreisenden und dann verzogen wir uns wieder an unseren Platz, am Ende des Playa Larga, direkt am Beagle Kanal, wo wir auch schon in der Woche vor der Antarktis Reise gewohnt hatten.
Hier mussten wir erstmal klarkommen und alles sacken lassen. Was für eine Reise und was für ein Privileg, dies alles erlebt haben zu dürfen. Die Antarktis hat uns ein ums andere Mal sprachlos gemacht und überwältigt. So viel unberührte Natur, so viel Schönheit, so viel Naturgewalt. Die ganzen Tiere, die einem so nahekommen, weil der Mensch hier nie eine Bedrohung war. Einfach nur der absolute Wahnsinn! Und was das Ganze noch besonderer gemacht hat, ist auf jeden Fall das leidenschaftliche und passionierte Expeditionsteam, das uns so viel beigebracht und gezeigt hat. Und natürlich auch Liz und die kleine, bunte Gruppe von Menschen, die ihretwegen zusammen mit uns an Bord war.
Diese Reise war eine lebensverändernde Erfahrung, von der wir sicherlich noch den Enkeln anderer Leute erzählen werden. 😉
Ausnahmsweise geht es hier mal nicht chronologisch weiter. Alles was wir in den 10 Tagen unserer Antarktis Reise erlebt haben, musste einfach sofort zu Papier, bzw. auf den Laptop gebracht werden. Daher geht es jetzt erstmal auf den weißen Kontinent, statt in die Berge von El Chaltén…
Teil 1 unserer Reise in die Antarktis
Auf dem Weg nach Ushuaia, dem selbsternannten Ende der Welt, dachten wir an einem Abend, irgendwann Mitte Oktober darüber nach, wie es wohl wäre, wirklich zum Ende der Welt zu reisen, in die Antarktis. Schon als wir 2015 in Ushuaia waren, dem Ausgangspunkt für einen Großteil der Expeditionsschiffe, hatten wir kurz mit dem Gedanken gespielt, ihn aber gleich wieder verworfen. Zum einen, weil wir beide keine Fans klassischer Kreuzfahrten sind (ganz im Gegenteil!) und zum anderen, da es besonders für mich, die schon im Tretboot auf der Lahn seekrank wird, absolut nicht vorstellbar war, mich freiwillig, für mehrere Tage auf ein Schiff zu begeben und dort „gefangen“ zu sein. Noch dazu in der berühmt-berüchtigten Drake Passage, die nicht umsonst als gefährlichste Wasserstraße der Welt gilt.
Die Drake Passage ist eine ca. 1.000km breite Wasserstraße, welche den Südamerikanischen Kontinent mit der Antarktis verbindet. Der südöstliche Pazifik trifft dort auf den südwestlichen Atlantik, also zwei Ozeane, mit unterschiedlichen Temperaturen, was heftige Stürme, Winde und extremen Wellengang begünstigt. Das klang für mich alles nach dem absoluten Albtraum!
Dennoch war meine Neugier auf den weißen Kontinent ungebrochen, befeuert dadurch, dass die neuseeländische Reisebloggerin Liz Carlson, aka Youngadventuress, der ich seit vielen Jahren virtuell folge, schon einige Male dort war und die unglaublichsten Bilder gezeigt hatte. Zu gerne wollte ich – bzw. wir – das mal mit eigenen Augen sehen. Wir beschlossen also, nach unserer Ankunft in Ushuaia, uns vor Ort umzuhören, was es für Last Minute Angebote in die Antarktis gibt und dann zu überlegen, ob es für uns in Frage kommen würde.
Unverhofft kommt oft
Doch dann ging alles viel schneller. Just zwei Tage nach unserem Gespräch über die Antarktis, sah ich in Liz‘ Instagram Story den Aufruf zu einer von ihr begleiteten Expedition in die Antarktis, für die es kurzfristig einige freie Plätze mit unglaublichen Preisrabatten gab.
Hintergrund war, dass diese Reise seit 2020 geplant war, und aufgrund der Pandemie immer wieder verschoben werden musste. Nun sollte sie aber wirklich stattfinden, genau in dem Zeitraum, in welchem wir voraussichtlich sowieso in Ushuaia sein würden. Aus Termingründen hatten einige Teilnehmer absagen müssen und das war nun unsere Chance. Ohne lange darüber nachzudenken, meldeten wir uns für die 11-tägige Reise an und schon 24 Stunden später war alles bestätigt und gebucht.
Erst dann dämmerte mir, auf was ich mich da eingelassen hatte…
Das Abenteuer beginnt…
Am 21. November ging es endlich los. Nachdem wir schon eine Woche in Ushuaia, direkt am Beagle Kanal verbracht und die zahlreichen Expeditionsschiffe beim An- und Abreisen in die Antarktis beobachtet hatten, war auch unsere Zeit gekommen.
Die erste Nacht verbrachten wir mit den anderen Teilnehmern in einem Hotel in Ushuaia. Das war Teil des Programms und die Gelegenheit, alle kennenzulernen, natürlich inkl. Liz. Zu unserer Überraschung durften wir feststellen, dass das generelle Durchschnittsalter auf dieser Expedition deutlich niedriger war als bei den meisten anderen dieser Reisen. Statt 60+, lag hier der Durchschnitt bei ca. 40 Jahren. Das lag nicht nur an Liz Gruppe, sondern auch daran, dass der Reiseveranstalter „Intrepid“, mit Sitz in Australien, sich vor allem auf Alleinreisende spezialisiert hat. Somit waren wir als Paar auf dieser Reise auch eher die Ausnahme. Ein Großteil der Gäste waren Alleinreisende Frauen. 😊
Am nächsten Tag ging es dann endlich richtig los und ab auf die Ocean Endeavour, unserem Expeditionsschiff und Zuhause für die nächsten 10 Tage.
Nachdem alle 138 Passagiere an Bord, und die Sicherheitsinstruktionen und Evakuierungsübungen erfolgt waren, lifteten wir den Anker und die Reise begann mit einer noch gemütlichen Fahrt durch den Beagle Kanal. Der erste Abend und die Nacht verliefen somit noch ruhig, aber ab dem nächsten Morgen war deutlich zu merken, dass wir uns nun auf dem offenen Meer und in der Drake Passage befanden.
Lt. der Expeditions Crew hatten wir „nur“ 3-4 Meter hohe Wellen, was für die Drake Passage noch recht human ist, aber die brachten unseren Kahn schon ganz schön zum Schwanken. Da die Wellen aber seitlich auf das Schiff trafen, schwankte dieses gleichmäßig von links nach rechts, was dank Tabletten, für mich gut auszuhalten war. Und Christian machte das ganze sowieso nichts aus. Der konnte bei all dem schaukeln, sogar noch Yoga machen! 😉
Alltag auf See
Während der zwei Seetage sorgte das Expeditionsteam dafür, das keine Langeweile aufkam. Das ca. 30-köpfige Team bestand aus den interessantesten und spannendsten Persönlichkeiten, die wir in den letzten Jahren kennenlernen durften. Es gab u. a. eine deutsche Meeresbiologin, zwei Geologen, einen australischen Dr. der Ornithologie (Vogelkunde), welcher schon persönlich mit Sir David Attenborough zusammengearbeitet hat, einen britischen Antarktis-Historiker, welcher in den 70er Jahren selbst auf einigen Forschungsstationen in der Antarktis gelebt hat und dort Pionierarbeit geleistet hat. Darüber hinaus waren da noch diverse internationale Extremsportler und Bergsteiger, die einen Großteil der Berge von Patagonien bis in den Himalaya bestiegen haben, erfahrene Seefahrer, Segler, Surfer, Kajaker und Profifotografen. Unglaublich! Und alle vereinte die unglaubliche Passion und Leidenschaft für unseren Planeten und insbesondere natürlich die Antarktis.
Pro Tag gab es mindestens 3 Vorträge zur Flora und Fauna in der Antarktis, zur Geschichte der Seefahrer, welche sich Anfang des 20. Jahrhunderts aufmachten, den weißen Kontinent und den Südpol zu erkunden. Wir lernten unglaublich viel über die verschiedenen Pinguin Arten die dort unten leben, über Wale, die verschiedenen Robbenarten, Krill, Plattentektonik, Navigation auf See, Knotenkunde, und, und, und.
Natürlich war auch das Antarktis Abkommen ein Thema. Der sogenannte Antarktis Vertrag, wurde 1959 von 12 Ländern unterzeichnet (inzwischen haben bereits 55 Länder unterzeichnet) und regelt, dass der unbewohnte Kontinent ausschließlich friedlicher Nutzung und besonders der wissenschaftlichen Forschung vorbehalten bleibt. Keiner der Staaten kann Besitzanspruch erheben, es darf nicht nach Bodenschätzen wie Öl, Mineralien, etc. gesucht werden und keine militärische Nutzung erfolgen. Oberstes Ziel ist es, das ökologische Gleichgewicht zu wahren.
Auf den Außendecks der Ocean Endeavour konnte man, wenn der Seegang es zuließ, außerdem die verschiedenen Seevögel-Arten beobachten, wie z. B. Albatrosse und Sturmvögel. Was für uns anfangs noch recht langweilig klang, war dann doch ganz schön interessant. Die größten Sturmvögel haben z. B. eine Flügelspannweite von 3.5 Meter. Sie können bis zu 60 Jahre alt werden und gehen nur 1x im Jahr zum Nisten an Land. Den Rest der Zeit verbringen sie in der Luft. Sie schlafen auch im fliegen! Ähnlich wie einige Wal- und Delfinarten, können sie nämlich eine ihrer Gehirnhälften abschalten und somit in der Luft schlafen, während die andere Hirnhälfte darauf achtet, nicht abzustürzen. Ist das nicht unglaublich?
Willkommen in der Antarktis!
Somit verging die Zeit recht schnell und nach 1.5 Tagen auf See, war dann auch das Schlimmste überstanden. Wir hatten den 60. Breitengrad überschritten und waren nun schon ganz offiziell im Antarktischen Gebiet und im südlichen Ozean angekommen. Gegen Ende des zweiten Tages, beruhigte sich das Meer, da wir nun auch schon recht nah an den ersten Inseln der Antarktis waren. Später am Abend, sahen wir dann auch zum ersten Mal wieder Land und die ersten kleinen Eisberge.
Das war übrigens um 21 Uhr abends. So weit südlich wird es im dortigen Sommer nachts kaum richtig dunkel, auch wenn es total neblig und bewölkt ist. Die Sonne geht schon zwischen 3 Uhr und 4 Uhr morgens wieder auf (wenn sie denn aufgeht).
Am nächsten Morgen waren wir dann endlich so richtig angekommen und lagen vor Wiencke Island vor Anker. Für den Vormittag stand der erste Landgang an. Und der war gleich ein Highlight, wir besuchten nämlich das sogenannte „Pinguin Postamt“, offiziell Port Lockroy.
Um an Land zu kommen, musste man sich warm und vor allem wasserfest einpacken, denn der Landgang erfolgte mit den sogenannten Zodiac Booten, da die großen Expeditionsschiffe nicht direkt an Land anlegen können und dürfen. Zum Glück werden einem bei den Expeditionen immer dicke, feste Muckboots und wasserfeste, robuste Jacken zur Verfügung gestellt. Somit war man bestens gerüstet. Tatsächlich ist im antarktischen Sommer, die Kälte dort unten kaum ein Thema. Die Temperaturen bewegten sich zwischen -3 bis plus 2 Grad.
Mit den Zodiacs ging es immer in kleinen 10er Gruppen an die jeweiligen Anlegestellen (welche übrigens immer vom Expeditionsteam vorbereitet werden mussten, sprich die Crew ging vorab an Land und legte Wege und Treppen an, um den Passagieren den Landgang überhaupt erst zu ermöglichen).
Mehr als 100 Personen dürfen niemals gleichzeitig an Land gehen. Essen und trinken waren an Land verboten, auch sich hinsetzen oder Dinge ablegen durfte man nicht, damit nicht unbeabsichtigt Keime oder Viren eingeschleppt werden. Alles, was man mit an Land nahm, wurde vorher vom Expeditionsteam genauestens geprüft und ggfs. gesäubert und desinfiziert. Das galt selbstverständlich auch für die Schuhsohlen der Boots, die vor und nach jedem Landgang gesäubert wurden. Die Vorschriften sind wirklich sehr streng und wurden von unserem Team akribisch eingehalten. Ein unglaublicher logistischer Aufwand und Organisation.
Landgang in Port Lockroy
Wofür dieser Aufwand betrieben wurde, war einem aber schnell klar, nachdem man erstmal Fuß in diese unglaubliche und einmalige Landschaft gesetzt hatte.
Die Hütte am Port Lockroy ist eine ehemalige britische Forschungsstation aus den 60er Jahren und heute ein kleines Museum. Im Inneren ist alles originalgetreu erhalten, inkl. Mobiliar, Küchenutensilien, Konservendosen, Funkgeräte, etc.
Außerdem dient Port Lockroy bis heute als das südlichste Postamt der Welt, von dort können tatsächlich Postkarten versendet werden. Draußen erwarten einen hunderte, wenn nicht tausende Gentoo Pinguine (im deutschen auch Eselspinguine genannt). Daher auch der Name Pinguin Postamt.
Vorschrift war, immer min. 5 Meter Abstand zu den Tieren zu halten, um sie nicht zu stören. Aber das interessierte die Pinguine herzlich wenig. Teilweise watschelten sie direkt vor oder hinter einem her und schienen vollkommen unbeeindruckt von uns zu sein. Auch beim Liebesakt, ließen sie sich nicht stören. 😉
Ich habe wirklich Tränen gelacht und wir hätten den kleinen Kerlen stundenlang zu schauen können, wie sie um uns rumliefen, auf den Bäuchen rutschten (das machen sie übrigens, wenn ihnen zu warm wird, um sich abzukühlen), sich gegenseitig jagten und neckten, manchmal auch ankeiften.
Um alles noch perfekter zu machen, schneite es die ganze Zeit dicke Flocken, was eine geradezu märchenhafte Stimmung erzeugte. Das Ganze fühlte sich fast schon unwirklich an. Hier zu stehen, gemeinsam auf unserem 7. Kontinent, inmitten von Pinguinen, im tiefen Schnee. Es verschlug uns echt die Sprache. Was für ein Erlebnis!
Irgendwann mussten wir uns dann aber doch losreisen, es ging zurück aufs große Schiff und während uns der italienische Küchenchef mit einem reichhaltigen Mittagessen versorgte, lotste uns unser ukrainischer Kapitän weiter zum nächsten Anlegepunkt.
Schneeschuhwanderung am Damoy Point
Für den Nachmittag stand ein Besuch bei einer weiteren, ehemaligen Forschungsstation an, der Damoy Hütte. Während ein Großteil der Passagiere dort einfach nur an Land ging, die Hütte besichtigte und eine weitere Gentoo Pinguin Kolonie besuchte, hatten wir uns für eine Schneeschuhwanderung angemeldet – etwas was schon ganz lange auf meiner persönlichen Bucketlist stand. Wobei ich mir nie zu träumen gewagt hätte, dass sich dieser Wunsch dann in der Antarktis erfüllen würde. Aber so war es. Wiederrum dick eingepackt und ausgerüstet mit Schneeschuhen und Stöcken, ging es schließlich los über Wiencke Island.
Unser Guide auf dieser Tour war Bismarck, ein Argentinier mit deutsch-italienischen Vorfahren, welcher tatsächlich nach einem Nachfahren von Otto von Bismarck benannt wurde, mit dem sein Großvater befreundet war. Für Bismarck war diese Expedition bereits seine 84. Reise in die Antarktis. Man könnte also sagen, dass er sich da unten ganz gut auskennt. 😉 Er führte uns kreuz und quer über die ca. 2m dicke Schneedecke, vorbei an Pinguinen (die sich teilweise in die Schneeschuh-Menschenschlange einreihten und ein Stück mitliefen). Es schneite die ganze Zeit fleißig weiter, somit hatten wir leider keine Aussicht, was dem Erlebnis aber keinen Abbrucht tat.
Schließlich kamen wir auch an der türkisfarbenen Damoy Hütte an, wo John, der britische Historiker uns schon erwartete, und die Geschichte der Hütte erzählte. Er war in den 70er Jahren auch persönlich dort und Teil eines Forschungsprojektes, somit bekamen wir wirklich Informationen und Geschichten aus erster Hand.
Was für ein großartiger Tag!
Tag zwei in der Antarktis
Tag zwei machte deutlich, dass man in der Antarktis so viel planen kann wie man will. Das letzte Wort hat immer das Wetter, welches sich von jetzt auf gleich ändern kann. Während beim Frühstück noch alles ruhig und sonnig aussah und sich alle auf den bevorstehenden Landgang freuten, zog es sich plötzlich zu. Vor lauter Nebel und Schnee war kaum noch was zu sehen, das Wetter erzeugte eine geradezu melancholische Lichtstimmung.
Auch der Wind nahm zu, so dass aus dem Landgang und der geplanten Kajaktour leider nichts wurde. Stattdessen blieben alle auf der Ocean Endeavour und wir durchfuhren den schmalen Niemeyer Kanal und die Gerlache Strait, was spannende Ausblicke auf die verschneite Küste und Eisberge bereit hielt (nachdem sich Nebel und Schnee so schnell verzogen hatten, wie sie aufgetreten waren).
Neben den ganzen Eisbergen entdeckten wir auch wieder zwei Buckelwale in der Ferne im Wasser und hatten das seltene Glück, diese beim Fressen oberhalb der Wasseroberfläche beobachten zu können. Dazu tauchen, die zur Art der Bartenwale gehörenden Tiere, mit geöffnetem Maul auf und sieben anschließend unter Wasser Krill und Plankton durch die Barten wieder aus.
Das es zu dieser Jahreszeit noch so viel Schnee und vor allem auch Neuschnee in der Antarktis gibt, ist ungewöhnlich. Lt. Unseres Expeditionsteams ist es die schneereichste Saison, welche die Meisten bis jetzt erlebt haben. Was für uns schön aussah, ist für die Pinguine leider nicht so gut, da diese im November eigentlich schon Brutzeit haben. Um zu brüten, brauchen sie aber eine schneefreie Fläche, da sonst die Eier, oder besser gesagt, die Embryos erfrieren. Wenn es in den nächsten Tagen und Wochen im Dezember also nicht ordentlich taut, könnte es sein, dass viele Gentoo Pinguine in dieser Saison kinderlos bleiben.
Der Polar Plunge
Als sich das Wetter am späten Vormittag etwas besserte und die Wellen abebbten, organisierte das Expeditionsteam spontan das nächste Highlight der Reise: den sogenannten Polar Plunge – den Sprung in den südlichen Ozean! Wer geht nicht gern in -1 Grad kaltem Wasser baden?!
Wir warfen uns in die Badesachen und dann ging es ab zur Gangway, von der aus eigentlich die Zodiacs bestiegen werden. Die Schiffsärztin versicherte mir noch kurz, dass ich mir keine Gedanken machen müsste, falls ich einen Herzstillstand erleiden sollte – sie hätte den Defibrillator schon parat stehen! 😉 Na dann!
Zur Sicherheit bekamen wir noch ein Seil umgebunden und dann ging es gemeinsam ab ins kalte Nass!
Und das war verdammt kalt! Als ich wieder auftauchte, blieb mir erstmal die Luft weg. Aber wach waren wir dann auf jeden Fall beide! Christian sprang direkt noch mal kopfüber ins Wasser, mir reichte der eine Energie-Kick. Zum Aufwärmen gab es für jeden noch einen Wodka Shot und dann eine heiße Dusche.
Landgang in Neko Harbour
Am Nachmittag besserte sich das Wetter insgesamt. Die Sonne kam raus, brachte Eis und Schnee zum strahlen und es war sogar fast windstill.
Somit stand einem weiteren Landgang nichts im Wege. Diesmal legten wir vor Neko Harbour an. Über einen felsig-eisigen Strand gelangten wir an Land und setzten hier zum ersten Mal Fuß auf das Antarktische Festland.
Auch hier erwarteten uns wieder Gentoo Pinguine und auch die ersten Chinstrap Pinguine (auf Deutsch: Zügelpinguine). Wie der Name schon verrät, heißen die kleinen Kerle so, weil sie einen schwarzen Strich unter dem Gesicht haben.
Ein kleiner Pfad führte uns auf eine Anhöhe, von der man einen Blick auf den Deville Gletscher hatte – und noch mehr Pinguine!
Am gegenüberliegenden Hang lösten sich immer wieder kleinere Schneelawinen, aber zum Glück keine Eisbrocken. Das hätte nämlich zu einer kleinen Tsunamiwelle am Strand führen können, was den Rückweg zum Schiff erschwert hätte. Alles nicht so ohne da unten…
Nach der kleinen Wanderung inmitten von Schnee, Eis und Pinguinen, ging es wieder in die Zodiac Boote, mit denen wir noch eine kleine Runde in der Bucht drehten, bevor es zurück zum Schiff ging. Und wieder hatten wir Glück, in der Bucht tummelten sich neben den ganzen Eisbergen und Pinguinen auch mindestens zwei oder drei Buckelwale, die immer wieder ihre Rücken- und Schwanzflossen sehen ließen.
Was für ein Erlebnis! Die Antarktis machte uns wirklich sprachlos!
Wenn das Wetter nicht mitspielt…
Leider endete dieser ereignisreiche zweite Tag aber mit einer Hiobsbotschaft: beim abendlichen Recap, informierte uns der Expeditionsleiter Alex, dass die Wettervorhersage für die kommenden Tage leider nicht gut aussah. Besonders für die Drake Passage waren schwere Stürme und Unwetter vorhergesagt, was die weitere Planung unserer Reise maßgeblich beeinflusste. Normalerweise hätten zwei weitere Tage in der Antarktis auf dem Plan gestanden und der Besuch, der South Shetland Islands. Aber auch dort war die Wetter und Windvorhersage verheerend, sodass das Expeditionsteam und der Kapitän entschlossen hatten, einen weiteren Tag in der Region, in der wir uns bereits befanden zu verbringen und dann einen Tag verfrüht die Rückreise anzutreten. Auf diese Art würden wir dem Schlimmsten in der Drake Passage entgehen.
Das Schlimmste, hätte laut Vorhersage Windstärken von 80 – 110kmh und 8-10 Meter hohe, frontale Wellen bedeutet, was die Geschwindigkeit des Schiffs soweit verringert hätte, dass wir vier statt zwei Tage für die Drake Passage benötigt hätten, unter den wohl schlimmsten und auch gefährlichsten Bedingungen, die man sich vorstellen kann. Das wiederum hätte zur Folge gehabt, dass das Schiff verspätet in Ushuaia angekommen wäre und die meisten Passagiere somit ihre Rückreisetermine verpasst hätten. Kurzum: der ursprüngliche Plan war zu gefährlich und nicht umsetzbar.
Zunächst war die Enttäuschung unter den Passagieren groß, auch wenn die Entscheidung selbstverständlich absolut nachvollziehbar war und keiner im Sturm in der Drake Passage gefangen sein wollte. Trotzdem war es natürlich unglaublich schade, nun nur drei Tage wirklich in der Antarktis zu sein und dann schon wieder zwei lange, stürmische Seetage vor sich zu haben.
Aber der weiße Kontinent entschädigte uns und alle Mitreisenden auf seine Art.
Dazu schon ganz bald mehr im zweiten Teil (der wird auch kürzer, versprochen)! 😊
Nach vier langen und windigen Fahrtagen kamen wir am 29. Oktober endlich in El Calafate an.
El Calafate ist der Ausgangspunkt für Ausflüge zum berühmten Perito Moreno Gletscher. Dieser gehört zu den größten Auslassgletschern der südamerikanischen Anden und ist einer der wenigen Gletscher der Welt, der sich trotz Klimaerwärmung nicht zurück bildet, sondern stabil ist – bis jetzt. Bereits 2015 waren wir schon mal hier und absolut fasziniert von der blauen Eismasse. Dementsprechend freuten wir uns nun wieder hier zu sein, noch dazu mit unserem eigenen Häuschen auf Rädern. 😊
Bevor es aber zum Gletscher ging, kamen wir erstmal an. Nach ein paar Einkäufen im Ort, suchten wir uns einen ruhigen Stellplatz entlang des Ufers des Lago Argentinos und waren erstmal froh durchatmen zu können. Zwar ging auch hier etwas Wind, aber es war lange nicht mehr so stürmisch wie in den vorhergegangenen Tagen.
Der nächste Morgen zeigte sich sogar windstill und wir konnten endlich mal wieder draußen sitzen und frühstücken. Noch dazu mit Blick auf den See, ein paar Wildgänsen und rosa Flamingos. Ein Traum!
Wir machten uns einen entspannten Tag, schwangen uns auf die Räder und fuhren am See entlang, rein in den Ort. Zuerst besuchten wir die Laguna Nimez, ein kleines Naturschutzgebiet am Rande von El Calafate in dem man verschiedene endemische Vogelarten beobachten kann und vor allem auch wieder Flamingos in der Lagune sieht.
Vögel beobachten macht hungrig, entsprechend gönnten wir uns anschließend ein deftiges patagonisches Essen im Ort und natürlich ein Eis. Wir bummelten noch ein bisschen durch die Stadt und beobachteten später bei einem Bier in der Sonne das geschäftige Treiben in diesem touristischen Örtchen, was uns nach den anstrengenden Fahrtagen gerade recht kam. Das alles bei kaum Wind und strahlendem Sonnenschein. Das fühlte sich fast wie Urlaub an. 😉
Am nächsten Tag machten wir uns dann auf zum Gletscher. Vorher besuchten wir aber noch das „Glaciarium“, das Gletschermuseum von El Calafate. Das hatten wir 2015 aus Zeitgründen nicht anschauen können. Im unglaublich gut gemachten und spannenden Museum erfuhren wir allerhand über die Beschaffenheit und Besonderheit der verschiedenen Gletscherformen auf der ganzen Welt, sowie die stellenweise dramatischen Auswirkungen der Klimaerwärmung, die natürlich auch in Patagonien ihre Spuren hinterlässt.
Frisch weitergebildet ging es dann in den 80km entfernten Nationalpark „Los Glaciares“. Schon bei der Anfahrt konnte man hier und da einen Blick auf den Perito Moreno Gletscher erhaschen. Und überhaupt war die ganze Landschaft einfach nur traumhaft!
Im Nationalpark und am Gletscher angekommen, machten wir uns sogleich auf, die verschiedenen Boardwalks, welche am gegenüberliegenden Seeufer zum Gletscher verlaufen, zu erkunden. Die unterschiedlichen Wege führen einen immer mehr oder weniger nah an den Gletscher heran und offenbaren immer neue, beeindruckende Ausblicke auf das blau leuchtende Eis:
Absolut faszinierend! Die ganze Zeit hörte man es im Eis knacken und rumpeln und ab und an konnten wir auch wieder beobachten, wie der Gletscher kalbte und kleine und große Eisbrocken ins Wasser fielen.
Auch wenn wir schon mal dort waren, es verliert einfach nicht die Faszination. Stundenlang beobachteten wir die Eismasse und wie die abgebrochenen Eisschollen, über den See trieben.
Kurz vor Parkschließung, rissen wir uns dann aber doch los, und machten uns wieder auf den Rückweg nach El Calafate, wo wir eine weitere Nacht am Lago Argentino verbrachten.
Am nächsten Morgen ging es dann voller Vorfreude los nach El Chaltén, einem unserer absoluten Sehnsuchtsorte auf dieser Welt und Auslöser dieser Reise. Und unsere Zeit dort wurde noch so viel besser als erwartet und erhofft!
Nachdem wir Sierra de la Ventana hinter uns gelassen hatten, lagen wieder mal einige Kilometer bis zu unserem nächsten Ziel – der Peninsula Valdés – vor uns. Nach einer stürmischen Übernachtung am Meer, kamen wir am 17. Oktober schließlich in der Stadt Puerto Madryn an, dem „Eingangstor“ zur Peninsula Valdés. Offiziell waren wir nun auch schon in Patagonien. Bevor es zum Einkaufen ging, legten wir noch einen raschen Mittagsstopp am Meer ein. Beim Blick aus dem Fenster, wunderte ich mich über die komische schwarz-weiße Ente, die da am Ufer schwamm.
Beim zweiten Blick erkannte ich den Pinguin, der sich vollkommen entspannt auf der Wasseroberfläche treiben ließ. Was für eine Begrüßung! Die perfekte Einstimmung auf die kommenden Tage voller Wildlife. Nachdem Kühlschrank und Wassertank gefüllt waren, machten wir uns auf zur Halbinsel.
Die Peninsula Valdés
Die gesamte Halbinsel ist ein Naturschutzgebiet und die Argentinier achten hier sehr auf ihre Flora und Fauna. Nachdem wir die Einfahrt passiert hatten, legten wir einen Stopp im Besucherzentrum ein, wo es neben allerhand Informationen zur Region, auch ein Walskelett zu sehen gab.
Versorgt mit allen nötigen Infos, fuhren wir dann nach Puerto Piramides, dem einzigen kleinen Ort auf der Halbinsel und Zentrum für alle Aktivitäten. Vorab hatten wir uns schon einen Anbieter für eine Whale Watching Tour rausgesucht. Diesen steuerten wir auch als Erstes an, um eine Tour für die nächsten Tage fix zu machen. Beim Blick auf die Wind- und Wettervorhersage, empfahl man uns aber doch lieber noch heute eine Tour zu machen, da es in den nächsten Tagen deutlich windiger und somit auch welliger werden sollte. Wir hatten totales Glück gerade 45 Minuten vor der letzten Tour des Tages angekommen zu sein, auf der es noch zwei freie Plätze gab und so sprangen wir natürlich sofort spontan mit auf.
Schon das ins Wasser kommen war ein Erlebnis für sich. Alle Boote werden in Puerto Piramides nämlich mit Traktoren ins Wasser geschoben und später auch wieder hinausgezogen.
Das hatten wir so auch noch nicht gesehen.
Vorbei am Seelöwen-Felsen, ging es dann raus aufs Meer und es dauerte nicht lange, bis sich die ersten Glattwale (auch genannt Südkaper) sehen ließen.
Erst waren die Tiere noch weit weg vom Boot und man sah mal die Köpfe, mal die Flossen oder die Rücken auftauchen. Später kamen wir ihnen noch ganz nahe. Minutenlang, schwammen zwei Wale gemeinsam neben unserem Boot her, tauchten immer wieder mal auf, um Blas abzulassen (so nennt man es, wenn der Wal Luft aus seinem Blasloch „pustet“) oder die Flossen in die Luft zu strecken. Dazu noch das schöne Sonnenuntergangs-Licht – einfach wunderschön!
Wir haben zwar schon öfters mal solche Waltouren, an verschiedenen Orten auf der Welt gemacht, aber es ist doch immer wieder etwas Besonderes, diesen sanften Riesen so nahe zu kommen. Und südliche Glattwale sahen wir dort zum ersten Mal. Glattwale werden zwischen 14-18 Meter lang und können bis zu 80 Tonnen schwer werden. Damit sind sie sogar noch größer als z. B. Buckelwale.
Zurück von der Tour, konnten wir direkt am Strand von Puerto Piramides unser Nachtlager aufschlagen. Auf dem Rest der Halbinsel, ist campen nämlich strengstens verboten. Die freundlichen Ranger waren da sehr deutlich! Hier waren wir auch zum ersten Mal nicht mehr so ganz allein. In den nächsten Tagen gesellten sich bis zu acht weiteren Fahrzeugen aus aller Welt zu uns an den Strand.
Am nächsten Morgen konnten wir schon beim Frühstücken die Wale draußen auf dem Meer beobachten. Wahnsinn! Danach machten wir uns aber auf den Weg die Halbinsel zu erkunden. Unsere Camper-Bekanntschaft aus Pinamar hatte uns schon gewarnt: alle Straßen auf Valdés sind nur geschottert und nicht besonders angenehm zu fahren. Und er behielt Recht. Vor uns lagen am ersten Tag 160 geschotterte Kilometer. Zwar war die Piste gut präpariert und wurde auch ununterbrochen mit schweren Maschinen glattgezogen, allerdings bildete sich durch die permanente Befahrung innerhalb kürzester Zeit auf der Oberfläche eine Art Wellblech-Struktur, die einem das Fahrzeug bis in die letzte Ecke durchrüttelt. In einem Camper macht das natürlich besonders viel „Spaß“ und es ist unglaublich laut. Kurz gesagt, mehr als 25km/h konnten wir fast nie fahren.
Aber auch so kamen wir irgendwann an unserem Ziel an, dem Punta Norte, wie der Name schon sagt, ganz im Norden der Insel. Von dort aus, sollte man von September bis Dezember die Chance haben, Orcas vorbeischwimmen zu sehen. Außerdem liegen hier auch einige Seelöwen und Seeelefanten am Strand rum. Um die Tiere nicht zu stören, darf man nicht runter an den Strand, aber von verschiedenen Aussichtsplattformen und Wegen aus, hatte man einen super Ausblick auf die Buchten.
Orcas sahen wir leider keine, weit in der Ferne tauchte nur hier und da mal ein Blas auf. Dafür lief mir ein Armadillo, ein Zwerggürteltier, über den Weg.
Zurück in Puerto Piramides, bekamen wir noch einen traumhaften Sonnenuntergang geboten und am nächsten Morgen, warteten schon wieder die Wale zum Frühstück auf uns.
Dann ging es wieder ab auf die Schotterpiste, diesmal wollten wir uns die Ostseite der Insel anschauen. Wieder zog sich die Strecke ganz schön, auch wenn hunderte Guanakos und doppelt so viele Schafe ihr Bestes gaben, unterwegs ein bisschen für Abwechslung am Straßenrand zu sorgen. 😉
Die Strecke führte auch an rosafarbenen Salinen vorbei, welche unter dem Meeresspiegel liegen.
Nach 80km und über drei Stunden kamen wir schließlich an der Caleta Valdés, einer Bucht ganz im Osten, an. Dort erwarteten uns wieder jede Menge Seeelefanten und nur eine Bucht weiter auch die ersten Magellan Pinguine.
Bei den Pinguinen war deutlich zu merken, dass zum Zeitpunkt unseres Besuchs Paarungs- und Nestbauzeit war. Immer wieder ertönten eselhafte Laute, wenn mal wieder einer der kleinen Kerle nach seinem Partner rief. Auch ein kleines Tänzchen wurde für uns aufgeführt:
Wale, Wale, Wale!
Nach der dritten Nacht hieß es dann am nächsten Tag Abschied nehmen aus Valdés, es ging zurück nach Puerto Madryn und von dort weiter an die Bucht des Golfo Nuevo. Von anderen Reisenden hatten wir gehört, dass man hier direkt am Strand stehen kann und die Wale einem quasi direkt vor die Füße schwimmen. Und genauso war es dann auch!
Absolut unglaublich!! In dieser Bucht tummelten sich hunderte von Glattwalen. Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Egal wo man hinschaute, tauchte eine Walflosse auf, manchmal sah man die Tiere sogar springen und miteinander interagieren. Sie kamen manchmal so nah an den Strand das man sogar ihre Laute hören konnte.
Als mich nach der ersten Nacht meine senile Bettflucht schon vor 6 Uhr aus dem Bett trieb, setzte ich mich nach vorne in die Fahrerkabine und beobachtete einfach dieses unglaubliche Naturschauspiel, dass sich mir bot. Direkt vor unserem Van konnte ich minutenlang ein Muttertier mit ihrem Kalb beobachten, wie sie gemeinsam zu spielen, sich jagten, im Kreis umeinander herschwammen und zu plantschen schienen. Absolut magisch!
Mit den Rädern erkundeten wir später noch die anderen Buchten in der Gegend und tatsächlich kamen die Tiere an einigen Stellen noch näher ans Ufer, als wir es von unserem Platz bisher kannten. Wir hatten teilweise schon Bedenken, dass eines der Tiere stranden könnte.
Einfach unglaublich (ich weiß ich wiederhole mich), aber sowas hätten wir nicht für möglich gehalten. Wir blieben zwei weitere Tage und Nächte in der Bucht und feierten dort auch in Christians Geburtstag rein. Trotz all der Faszination und Naturschönheit, hatte er sich dann aber einen „Wellnesstag“ gewünscht. Also gönnten wir uns ein schönes Hotel in Puerto Madryn, wo es im angeschlossenen Spa eine Massage gab, bevor wir es uns abends in einem Restaurant direkt am Meer gut gehen ließen.
Auf zu den Pinguinen!
Nach dem kurzen Hotelurlaub ging es am Folgetag weiter. Wir fuhren ca. 2 Stunden die Ostküste entlang, bis zu unserem nächsten Ziel: dem Punta Tombo. Dort erwartete uns die größte Magellan Pinguin Kolonie des südamerikanischen Kontinents. Bis zu 60.000 Tiere verbringen einen Teil des Jahres hier. Wie schon in Valdés, war natürlich auch hier gerade Paarungs- und Brutzeit. Im liebevoll gestalteten Museum erfuhren wir, dass die Pinguine jedes Jahr um den 18.10. herum ihre Eier legen und dann ca. 40 Tage brüten. Somit haben eigentlich alle Magellan Pinguine fast am gleichen Tag Geburtstag. 😉 Beim Brüten herrscht Gleichberechtigung: die ersten 15-20 Tage übernimmt die Frau das Bebrüten der Eier, während der Mann auf Nahrungsjagd geht, danach lösen sie sich gegenseitig ab. Sind die Kleinen dann erstmal geschlüpft, wechseln sie sich tageweise mit dem Hüten der Kinder und dem Jagen ab. Das ist doch mal gelebte Emanzipation. 😉
Nach dem lehrreichen Museumsbesuch ging es dann aber los zu den Pinguinen. Über ein Netz von kilometerlangen Wegen und Boardwalks kann man sich zum eigentlichen Punta Tombo (eine kleine Bucht) vorarbeiten. Links und rechts vom Weg lagen die süßen Vögel in ihren Bruthöhlen und Nestern und ab und an, kreuzte auch mal einer der kleinen Kameraden den Weg.
So süß! Und die Tiere waren völlig entspannt und nahmen kaum Notiz von den zahlreichen Besuchern.
Am Strand konnte man dann auch beobachten, wie die Kollegen etwas unbeholfen zum Wasser watschelten, um sich dann umso eleganter in die Wellen zu stürzen und ihre Runden zu drehen.
Wir verbrachten knapp 2 Stunden damit die Tiere zu beobachten, bevor wir uns wieder auf den Weg machten und die Küste noch ein Stück weiter entlangfuhren.
Camarones
Wir landeten schließlich in Camarones, ein verschlafenes kleines Küstenörtchen, in dem nicht viel geboten war, außer einem schönen Stellplatz am Meer. Und das genügte uns auch erstmal.
Nachdem sich das Wetter am nächsten Tag fast schon sommerlich zeigte, beschlossen wir noch ein bisschen zu bleiben und schwangen uns auf die Räder, um die Küste und Strände abzuradeln.
Die Tour führte uns auf die Bundesstraße Ruta 1, was ja erstmal nicht nach einer angenehmen Radstrecke klingt. Allerdings war die Bundesstraße hier mal wieder eine Bundes-Schotterpiste auf der so gut wie kein Verkehr herrschte. Während unserer gesamten Tour sahen wir drei oder vier Autos. Ansonsten hatten wir traumhafte Ausblicke auf die Küste.
Nach einem Picknick am Strand, ging es schließlich zurück zum Van. Nach der zweiten Nacht in Camarones brachen wir am nächsten Morgen auf.
Viento, mucho viento!
Wir hatten uns aus verschiedenen Gründen dazu entschieden, statt ganz in den Süden, erstmal nach El Calafate und anschließend nach El Chaltén, im Westen des Landes, zu fahren. El Chaltén ist für uns ein ganz besonderer Ort in Patagonien und ich wollte unbedingt meinen Geburtstag dort verbringen. Dafür nahmen wir auch gerne vier volle Fahrtage auf uns (Argentinien ist einfach verdammt groß).
Lange Fahrtage sind an sich ja schon recht anstrengend, allerdings wurde Patagonien in den kommenden Tagen seinem Ruf und dem hier geltenden, inoffiziellen Motto gerecht: Viento, mucho viento! Das heißt übersetzt: Wind, viel Wind! Es war vier Tage lang, dauerhaft unglaublich windig und stürmisch, so dass es einiges an Mühe und Anstrengung kostete, den Van gerade auf der Straße zu halten. Auch die Stellplatzsuche wurde dadurch entsprechend erschwert. Außerdem waren wir mehr oder weniger vier Tage im Auto gefangen, da es bei dem Wind nicht möglich war sich draußen aufzuhalten. Da kann es dann doch schon mal eng werden auf unseren 6m²…
Im Rückblick haben sich diese Strapazen aber mehr als gelohnt und nachdem wir erstmal in El Calafate angekommen waren, war all das auch schnell vergessen.
Nach den vielen Tagen in der Natur und in den Weinreben von Mendoza, zog es uns wieder zurück an die Küste. Unser Ziel war die Hauptstadt Argentiniens, Buenos Aires. Vor uns lagen somit 2,5 lange Fahrtage, auf Argentiniens schier endlosen und meist gerade Straßen.
Am 6. Oktober kamen wir endlich in Buenos Aires an. Schon auf unserer ersten Weltreise in 2015 hat uns die Stadt unglaublich gut gefallen, mit ihren zahlreichen bunten Viertel, welches jedes einzeln betrachtet, schon eine Stadt für sich ist. Eigentlich wollten wir uns den Trubel mit dem Van ersparen, aber die Stadt zog uns einfach magisch an. Nur für einen Tag, nahmen wir uns vor. Natürlich wurden drei Tage daraus. Es ging einfach nicht anders! 😉
Das lag aber u. a. auch daran, dass wir an eine nette Uber Fahrerin gerieten, die uns einen Kontakt vermittelte, bei dem wir spontan unsere Seitenscheiben tönen konnten, womit wir schon lange geliebäugelt hatten. Aber von Anfang an!
Buenos Aires
Noch am Ankunftstag schlossen wir uns, wie so oft, einer Walking Tour durch das Zentrum an. Diese Touren sind einfach die beste Art, einen schnellen Überblick über die Stadt zu bekommen und vor allem etwas über die Geschichte zu lernen.
Von unserem bewachten Parkplatz, mitten in der Stadt, zog es uns am Abend ins Viertel San Telmo, wo wir in einem japanisch-peruanischen Fusion-Restaurant leckeres Sushi genossen. Wir wurden dort von einer sehr netten Kellnerin bedient, die uns begeistert erzählte, dass sie vor ein paar Jahren schon mal in Deutschland war. Ausgerechnet in Wolfsburg, bei VW, da ihr Mann dort beruflich zu tun hatte. Sie zeigte sich höflich angetan von der Stadt, aber wir versprachen ihr, dass Deutschland deutlich mehr zu bieten hätte und sie beim nächsten Besuch vielleicht mal einen Ausflug an die Küste oder in die Berge machen sollte.
Für einen Absacker zog es uns später noch ins Ausgehviertel in San Telmo. Für den Rückweg gönnten wir uns dann ein Uber-Taxi, welches von Rosana gelenkt wurde. Als wir sie zu ihren sehr dunkel getönten Scheiben befragten, bot sie sofort an, dass sie uns den Kontakt vermitteln könnte. Außerdem hätte ihr Mann einen bewachten Parkplatz im Viertel La Boca, da könnte ihr Bekannter sich um die Scheiben kümmern und wir unseren Van sicher parken. Das klang eigentlich alles viel zu gut, um wahr zu sein, aber schließlich stimmten wir am nächsten Tag alles weitere mit ihr per WhatsApp ab und verabredeten uns für den späten Nachmittag in La Boca.
Vorher schlenderten wir noch durch das bunte Palermo, ein buntes, alternatives Künstlerviertel in B.A. wo es neben jeder Menge Streetart auch immer Märkte, individuelle Boutiquen, spannende Restaurants und Straßenmusik gibt.
Nachmittags ging es dann rein nach La Boca, eins der berüchtigtsten Viertel von B.A. Die Häuser sind hier bunt angemalt, an jeder Ecke erklingt Tango Musik und es wird auf der Straße und vor Restaurants getanzt.
Außerdem steht hier das Fußball Stadion der Bocas Juniors, einer der großen Fußballmannschaften in Argentinien und Erzrivalen der Atletico Riverplates, ein Team, welches ebenfalls aus Buenos Aires kommt. An Spieltagen, sollte man sich hier nicht in den falschen Farben kleiden…
Maradona hat mal für Bocas Juniors gespielt und wenn man so durch das Viertel läuft, bekommt man den Eindruck das wäre immer noch so und der Mann noch am Leben. An nahezu jeder Hauswand prangt sein Bild, er wird hier mindestens genauso verehrt und gehuldigt wie in Neapel.
Tagsüber herrscht in La Boca also ein buntes und lautes treiben, abends sieht das etwas anders aus, da hat das Viertel nicht unbedingt den sichersten Ruf und man sollte vermeiden zu später Stunde allein durch dunkle Gassen zu laufen. Aber das ist ja ehrlich gesagt in den meisten Großstädten, überall auf der Welt nicht anders.
Dennoch hätten wir uns dieses Viertel normalerweise nicht unbedingt für eine Übernachtung ausgesucht. Aber dank Rosanas Mann Marco, konnten wir einen privaten und bewachten Parkplatz ansteuern. Wie verabredet, trafen wir dort auf den Bekannten von Rosana, der uns seine verschiedenen Tönungsfolien zeigte und sich dann sogleich an die Arbeit machte, unsere Seitenscheiben zu verdunkeln.
Das Ganze dauerte knapp 1,5 Stunden und kostete uns gerade mal 18€. 😊
Damit war die Gastfreundschaft unserer neuen, argentinischen Bekannten aber noch nicht am Ende. Eigentlich war der Privatparkplatz komplett an Dauerparker aus dem Viertel vermietet und für unseren Van gab es auch keinen ausreichend großen und hohen Platz für die Nacht. Aber noch während die Arbeiten an unseren Scheiben gemacht wurden, führte Marco ein paar Telefonate mit seinen Mietern und arrangierte etwas um, sodass wir doch auf seinem Gelände stehen bleiben und noch eine Nacht in B.A. verbringen konnten. Frischwasser und eine Toilette gab es auch, somit hatten wir fast schon einen privaten Campingplatz, mitten in La Boca. Und das alles nur, wegen einer Uber-Fahrt. 😊 Wir bedankten uns am nächsten Tag mit einem Beitrag in die Kaffeekasse und ein paar Alfajores (eine lokale Süßigkeit mit jeder Menge Schokolade & Caramel), was zu weiteren überschwänglichen Dankes-WhatsApp führte. Die Argentinier sind wirklich unglaublich herzliche Menschen!
Am nächsten Tag zog es uns noch in das Memoria Museum, genannt ESMA, welches sich intensiv mit der Militär Diktatur beschäftigt, unter der Argentinien von 1976 – 1983 gestanden hat. Das Museum befindet sich in einem Gebäude, in dem damals die verschleppten Gefangenen gehalten und gefoltert wurden. Neben den persönlichen Geschichten der Überlebenden, konnte man also teilweise auch die Räumlichkeiten sehen, in denen sich die Gräueltaten abgespielt haben. Wieder mal ein sehr bewegender Museumsbesuch, der einem erschreckend deutlich vor Augen führt, wozu Menschen doch fähig sind….
Entlang der Ostküste
Danach ging es dann aber doch raus aus der Stadt und weiter die Küste entlang. Im Badeort Punta Lara fanden wir einen schönen Platz, direkt am Ufer des Rio Plata. Nachdem es bei unserer Ankunft dort noch sehr stürmisch war, zeigte sich der nächste Tag überraschend sonnig und frühlingshaft, sodass wir spontan den Sonntag dort verbrachten. Allein blieben wir aber nicht, Sonntage sind traditional Familientag in Argentinien. So auch hier: sämtliche Familien aus der Umgebung schien es bei dem schönen Wetter auch ans Wasser zu ziehen, zum picknicken, grillen, Mate trinken, angeln, Fußballspielen, etc.
Vom Rio Plata ging es dann aber endlich wieder ans Meer. Nach einem langen Fahrtag kamen wir am späten Nachmittag in Pinamar an. Pinamar ist eines DER Sommerurlaubsziele der Argentinier. Die Schönen und Reichen des Landes haben in der Gegend oft ihre Sommer- und Ferienhäuser. Die Baustile könnten nicht unterschiedlicher sein, mal sehr traditionell, mal eher futuristisch. Oder wie Christian so treffend formulierte: von Maui bis Schwarzwald ist für Jeden was dabei. 😉
Eigentlich hatten wir hier auch nur eine Nacht geplant, aber der nächste Tag war herrlich sommerlich, strahlend blauer Himmel, der endlose Sandstrand, die perfekten Wellen die ununterbrochen an den Strand rollten… wir fanden einen Platz mit direktem Meerblick (fuhren uns kurz mal wieder fest) und verbrachten den Tag in Pinamar und Umgebung. Mit den Rädern erkundeten wir die Nachbarschaft und gönnten uns in einer Strandbar ein paar leckere Meeresfrüchte.
Bei einem langen Standspaziergang fanden wir auch so einige, große Meeresfrüchte.
Auf unserem Parkplatz lernten wir wiederum einen netten argentinischen Camper kennen, der uns gleich seine Nummer gab, für den Fall, dass wir mal Hilfe brauchen sollten. Außerdem hatte Maximo jede Menge Tipps für uns und unsere Weiterreise. U. a. empfahl er uns noch einen Stopp in Mar del Plata einzulegen, da es dort neben den besten Fisch- und Meeresfrüchterestaurants auch Seelöwen direkt am Hafen geben sollte.
Den Tipp nahmen wir gerne an und er hatte nicht zu viel versprochen. Das Essen schmeckte und die Seelöwen waren auch am Start.
Die Kollegen lagen wirklich direkt am Pier des alten Hafens, inmitten von rostigen alten Fischerbooten. Uns erinnerte die Szenerie fast ein bisschen an San Francisco.
Als wir später die Küste entlang, etwas aus der Stadt rausfuhren, um einen ruhigen Stellplatz zu finden, sahen wir dann plötzlich etwas in der Ferne aus dem Wasser ragen. Wir wollten es erst beide nicht glauben, aber da waren wirklich Wale, Glattwale um genau zu sein, die hier einfach mal so vorbeischwammen.
Völlig begeistert blieben wir natürlich stehen, um das Treiben ein bisschen zu beobachten. Da ahnten wir noch nicht, dass wir ein paar Tage später noch sehr viel mehr von diesen schwimmenden Riesen sehen würden und das auch deutlich näher…
Schließlich fanden wir auch einen schönen Platz an den Klippen vor der Stadt. Nachts um halb drei wurden wir aber recht unsanft geweckt, da ein starker Sturm aufzog und der Van so stark ins Schaukeln geriet, dass wir entschlossen, umzuparken.
Wildlife in Sierra de la Ventana
Am Morgen war der ganze Spuk aber vorbei und es ging zurück an die Küste. Nachdem wir unsere Vorräte aufgefüllt hatten, ging es dann weiter und etwas weg von der Küste, ins Hinterland nach Sierra de la Ventana, wo wir etwas wandern und Rad fahren wollten. Wieder mal fanden wir einen sehr schönen Platz direkt an einem Fluß, wo wir drei Tage und Nächste blieben.
Direkt vor unserer Schiebetür spielte sich jede Menge Wildlife ab. So konnten wir u. a. eine ganze Capybara Familie beobachten, die sich im Fluß vergnügte und teilweise von den Wildpferden, die ebenfalls am anderen Ufer standen, „gejagt“ wurden.
Außerdem flogen jede Menge große und kleine Vögel und Bussarde durch die Lüfte, die immer auf unser Essen lauerten und dazu noch jede Menge bunte Papageien. Mit so viel tierischer Abwechslung hatten wir hier gar nicht gerechnet.
Bei unserer 45km langen Radtour durch die Gegend, sahen wir dann auch die ersten Armadillos, also Zwerg-Gürteltiere, in freier Wildbahn. Verrückt!
Das Wetter zeigte sich drei Tage lang von seiner besten Seite, sodass wir die Abende wieder grillend vorm Van verbringen konnten. Bevor es nach der dritten Nacht weiter ging, erklommen wir noch den Hausberg des Ortes, welcher den verheißungsvollen Namen „Cerro del Amor“, also Liebesgipfel, trägt. Ganz so wild romantisch war es dann aber doch nicht. 😉
Unser nächstes großes Ziel war die Halbinsel Valdez, welche für jede Menge Meeres-Wildlife bekannt ist und auch schon Teil Patagoniens ist. Vor uns lagen nun also wieder zwei lange Fahrtage und wir waren schon mehr als gespannt, was uns dort erwarten würde!
Nach unserem Ausflug zur Lagune und den entspannten Tagen im Canyon, zog es uns weiter Richtung Westen, nach Mendoza. Zunächst blieben wir aber noch im Umland von Mendoza, an der Grenze der Region zum La Rioja.
Bei der abendlichen Stellplatzsuche fuhren wir uns dann erstmal im weichen Sandboden fest. Mit ein bisschen buddeln und mit Hilfe von Steinen und unseren Auffahrrampen, kamen wir aber zum Glück nach zwei Versuchen wieder frei und fanden ganz in der Nähe ein Plätzchen mit festerem Untergrund, für die Nacht.
Am nächsten Morgen ging es dann weiter zu unserem ersten Ziel in der Region: dem Parque Provincial Ischigualasto. Ein ziemlicher Zungenbrecher, selbst für die Einheimischen. 😉 Aufgrund der extremen Trockenheit in der Region, wird die Gegend rund um den Park auch „Valle de la Luna“ genannt, also Tal des Mondes. Uns erwartete eine Landschaft, die wirklich nicht von dieser Welt schien.
Durch den Park, führt ein 42km langer Rundkurs. Um diesen zu erkunden, muss man sich einer geführten Tour anschließen, mit dem eigenen Auto. Immer zur vollen Stunde, startet also eine Autokarawane los durch den Park. Vorneweg, fährt ein Parkranger, der an den acht Stationen der Tour, allerhand zur Landschaft, Flora und Fauna im Park erklärt (wenn auch nur in Spanisch, daher haben wir nicht immer alles zu 100% verstanden).
Neben der beeindruckenden Landschaft und kuriosen Felsformationen, wie z. B. den Bowlingkugeln, dem U-Boot (manch einer sagt auch Lokomotive, ich fand der Fels sah aus wie E.T.) und dem Pils, bekamen wir auch wieder Guanakos zu sehen.
Des Weiteren gab es auch ein paar längst ausgestorbene Tiere zu sehen, neben der Landschaft, ist der Ischigualasto Park nämlich dafür bekannt, dass hier hunderte Dinosaurierskelette entdeckt wurden. Daher darf man sich auch nur in Begleitung und auf einem festen Rundkurs durch den Park bewegen, denn immer noch sind Geologen und Paläontologen damit beschäftigt, hier Skelette und Fossilien freizulegen, was man im angeschlossenen Museum auch sehen konnte.
Nach einer Übernachtung auf dem zum Park gehörigen „Campingplatz“, ging es dann schon weiter. Unser nächstes Ziel war der Ort San Juan, wo wir vor allem praktische Dinge erledigten und Christian einen neuen Haarschnitt bekam. Da wir einen Tag auf unsere Wäsche warten mussten, suchten wir uns für die Übernachtung ein nahegelegenes Weingut raus, wo wir nach einer kleinen Tour und Verkostung, die Nacht direkt auf dem Hof verbringen durften. Wie praktisch mal wieder!
Nach einem weiteren Fahrtag und einer Zwischenübernachtung im Umland, ging es dann aber endlich rein nach Mendoza. In Mendoza fällt sofort auf, dass alles etwas weitläufiger ist. Die Straßen sind breiter als in anderen Städten, es gibt viele kleinere Plätze statt, wie in anderen Städten üblich, nur einen großen Hauptplatz mit Kirche und prunkvollen Gebäuden. Warum das so ist, erfuhren wir später, als wir uns mal wieder einer Walkingtour anschlossen. Mendoza wurde 1861 von einem schweren Erdbeben erschüttert, bei dem ein Großteil der Stadt zerstört wurde. Da klar war, dass es früher oder später wieder zu einem heftigen Erdbeben kommen kann, dachte man mit und erbaute die Stadt so wie sie heute ist. Alle Häuser sind (mehr oder weniger) Erdbeben sicher gebaut, falls doch mal eins umfällt, sind die Straßen und Bürgersteige so breit angelegt, dass dennoch genügend Platz für Rettungskräfte ist und hoffentlich nicht allzu viele Menschen von Trümmerteilen o.ä. erschlagen werden. Statt einem großen, dicht bebauten Versammlungsplatz, gibt es viele kleine schöne Plätze und Parks in der Stadt, so wie z. B. den Plaza Espana, der uns sehr an Sevilla erinnerte.
Auch sonst gefiel uns die Stadt und der dort herrschende Vibe auf Anhieb. Zwar kann Mendoza (auch aufgrund des Erdbebens) nicht mit historisch, prunkvollen Gebäuden punkten, aber alles dreht sich hier um Outdoor-Erlebnisse und natürlich auch Bergtouren in den nicht weit entfernten Nationalpark Aconcagua. Der Aconcagua ist mit 6.960m der höchste Berg Argentiniens und die höchste Erhebung in den Anden. Angefixt durch all die Outdoor-Läden und Tourenanbieter, machten wir uns schlau, wie die aktuellen Bedingungen im Nationalpark so waren. Da in der Region zum Zeitpunkt unserer Reise, Ende September, gerade erst der Winter zu Ende ging, lag in den Höhen natürlich noch ordentlich Schnee und die Besteigung des Aconcaguas war noch nicht möglich (nicht das wir das ernsthaft vorgehabt hätten! 😉) Aber ein paar der tiefer gelegenen Hikes im Park sollten schon geöffnet sein, somit stand unser nächstes Ziel fest.
Bevor es aber in die Berge ging, ließen wir es uns noch ein bisschen in Mendoza gut gehen und besuchten hier auch eins der typischen Steakhäuser, genannt Parilla, wo es ordentlich gegrilltes argentinisches Rindfleisch gab.
Mendoza ist natürlich auch als Weinregion bekannt und um darüber mehr zu erfahren, machten wir uns am nächsten Tag auf ins benachbarte Lujan de Cuyo, wo sich eine Bodega an die andere reiht. Wir schwangen uns auf die Räder und wollten uns ein paar der Bodegas anschauen – kamen aber nicht weit. Bereits in der ersten Familien Bodega Gieco, wurden wir so nett empfangen, dass wir direkt zum Mittagessen im schönen Garten sitzen blieben.
Die Gläser für die Weinverkostung wurden ordentlich gefüllt, sodass wir es danach nur noch zu einem weiteren Weingut schafften – alles andere hätte im Vollrausch geendet. Auch wenn die Weinreben jahreszeitbedingt noch recht kahl waren, konnte sich die Kulisse dennoch sehen lassen.
Der nächste Tag führte uns zunächst zu einem Reifenhändler. Ein paar Tage zuvor war uns nämlich aufgefallen, dass einer unser Hinterreifen immer wieder deutlich an Luft verlor. Die Jungs in der Werkstatt schauten sich alles sofort an, das kleine Loch war schnell gefunden und nach ca. 20 Minuten war der Reifen geflickt und wieder aufgezogen. Kostenpunkt: 2.80€ inkl. Trinkgeld! Das ist mal ein Service.
Mit frischem Reifendruck machten wir uns dann auf Richtung Berge. Wir kamen zunächst bis nach Potrerillos, wo wir einen Blick auf den türkisblauen See warfen und uns im Touri-Office mit Infos zu Wanderungen und MTB Touren eindeckten. Für eine schnelle Besteigung des kleinen Hausbergs, genannt „Cerro Cocodrillos“, reichte die Zeit am Nachmittag noch.
Wir verbrachten eine Nacht am Rande des Sees, bevor es am nächsten Morgen über die Ruta 7 weiter hinein in die Anden ging, immer Richtung Aconcagua. Alle Locals mit denen wir vorab über unsere Pläne im Nationalpark gesprochen hatten, hatten uns schon gewarnt, dass auf der Ruta 7 ein LKW am anderen fährt, da dies ein beliebter Transporter-Grenzübergang rüber nach Chile ist. Und sie sollten Recht behalten. Ein LKW nach dem anderen donnerte an uns vorbei. Das machte die Landschaft jedoch nicht weniger schön.
Allerdings erklärten sich dadurch auch die unzähligen Plastikflaschen am Straßenrand. Nach einer Weile fiel mir auf, dass selbst Cola und Wasserflaschen alle mehr oder weniger gefüllt mit einer gelben Flüssigkeit am Straßenrand lagen. Irgendwann fiel dann der Groschen – das waren „Trucker-Toiletten“, die hier scheinbar achtlos aus dem Fenster in die Landschaft geworfen werden. *würg*
Im Park angekommen, war dieser eher unangenehme Eindruck jedoch schnell vergessen. Nachdem wir uns noch mal bei den Parkrangern schlau gemacht hatten und die Permits/Eintrittskarten für den kleinen Hike im Park erstanden hatten, ging es warm eingepackt los zur 8km langen Loop-Wanderung, rund um die Laguna Horcones, auf rund 3.000m Höhe.
Wie erwartet lag dort oben noch einiges an Schnee und es wehte ein wirklich eisiger Wind. Aber der Weg war gut zu begehen und die ersten Ausblicke auf den Aconcagua ließen nicht lange auf sich warten.
Vorbei an der teils zugefrorenen Lagune, konnte man noch weiter ins Tal hineinlaufen, bis zu einer Fluss Überquerung, von wo aus dann quasi die Besteigung des Berges offiziell beginnt. Für die komplette Besteigung braucht man jedoch mindestens 12-19 Tage. Das machen wir dann vielleicht ein anderes Mal… 😉
Zurück am Van ging es für die Nacht wieder raus aus dem Park und etwas weiter runter, wo kein Schnee lag und die Temperaturen etwas angenehmer waren. Auf knapp 2.000m fanden wir einen windgeschützten Platz, direkt an der antiken Puente Picheuta.
Aber wir hatten natürlich noch nicht genug von den Bergen! Am nächsten Morgen ging es daher zurück Richtung Potrerillos und von dort weiter in den kleinen Naturpark „Cordon del Plata“. Nach einer abenteuerlichen Anfahrt auf einer 12km langen und steilen Serpentinen-Schotterpiste, kamen wir wieder auf 3.000m Höhe an und begannen von dort die kurze aber knackige Wanderung zum Veguitas Tal. Auf nur 1.5km hatten wir 200hm zu überwinden, was man in der Höhenlage dann schon ordentlich merkt. Nachdem wir ein letztes, rutschiges Schneefeld überwunden hatten, eröffnete sich dieser imposante Ausblick auf diverse 4.000-5.000m hohe Berge.
Da hatte sich die holprige Anfahrt doch schon wieder gelohnt! Auch unser Stellplatz für die Nacht konnte sich sehen lassen, auch wenn sich später am Abend der Himmel zuzog und wir am nächsten Morgen zu Graupelschauer aufwachten.
Somit ging es nach dem Frühstück wieder raus aus dem Park und noch mal zurück Richtung Mendoza. Wir nutzten den trüben Tag, um einiges zu erledigen und abzuarbeiten, bevor es am nächsten Morgen noch mal rein in die Stadt ging.
Nach einer weiteren Nacht in Mendoza, nahmen wir uns als nächstes das Uco Valley vor – das bekannteste Weinanbaugebiet rund um Mendoza. Auch hier reiht sich ein Weingut ans nächste. Da fiel die Auswahl gar nicht so leicht. Durch Zufall entdeckte ich ein kleines Familienweingut, die Bodega Giaquinta, bei dem wir auch spontan zum Tasting mit Exklusivführung vorbeischauen konnten. Wir wurden direkt auf den heimischen Hof gewunken und durften vor der hauseigenen Kapelle unser Nachtlager aufschlagen.
Dann begann die Tour, mal wieder komplett auf Spanisch und mit Händen und Füßen. Auf diesem Familienweingut, das mehr einem landwirtschaftlichen Betrieb glich, wird nämlich wirklich noch alles per Hand gemacht, vom Pflanzen der Reben, über die Ernte, die komplette Verarbeitung, bis hin zum Abfüllen und Etikettieren der Flaschen. Mit den ganzen schickimicki Weingütern, die es sonst so in der Gegend gibt, hatte das herzlich wenig zu tun.
Schließlich durfte natürlich auch probiert werden und die nette Dame meinte es wirklich gut mit uns. Insgesamt bekamen wir 8 verschiedene Weine vorgesetzt. Ein Glück hatten wir den Stellplatz für die Nacht schon sicher. 😉
Der nächste Tag führte uns ins Weingut Andeluna, was das komplette Kontrastprogramm war. Hier war alles deutlich größer, schicker, teurer und für den Tourismus gemacht. Vor allem Amerikaner schien es hier hinzuverschlagen. Wir fanden uns in einer lustigen Gruppe aus Chicagoern wieder, was schon allein sprachlich gesehen mal wieder eine angenehme Abwechslung zu unseren Spanischbemühungen war.
Dann hatten wir aber erstmal wieder genug Wein, es ging wieder raus ins Grüne. Bei Manzano Historico, wollten wir eine Wanderung zu einem Wasserfall unternehmen. Nachdem wir uns mal wieder eine Schotterpiste hochgequält hatten, starteten wir frohen Mutes zur Wanderung. Was vielversprechend begann, endete dann aber abrupt, da der Wanderweg überspült und unpassierbar war. Die Alternative wäre klettern am steilen Fels gewesen, das war uns dann doch zu heikel für den Spaß.
Damit ich meinen nötigen Auslauf bekam und nicht noch unleidlich wurde 😉, trennten wir uns für den Rückweg kurzerhand auf: ich schwang mich aufs Rad und Christian fuhr den Van zurück zu dem Stellplatz, den wir uns schon vorab vorm Ort rausgesucht hatten.
Bevor wir das Uco Valley ganz hinter uns ließen, besuchten wir am nächsten Morgen noch ein letztes Weingut, was sich wirklich noch mal lohnte. Auch in der Bodega Monteviejo erhielten wir eine Führung durch die hochprofessionelle Anlage und bekamen einige neue Einblicke in die Weinherstellung in Mendoza.
Dann ging es weiter zum letzten Stopp unserer Tour durch die Region Mendoza: zum Canyon Atuel. Trotz Funkloch blieben wir hier drei Tage hängen. Nach der ersten Übernachtung im Canyon, fuhren wir die ca. 50km lange Schotterstraße durch den gesamten Canyon einmal mit dem Van ab. Die Strecke führt einen an div. Felsformationen vorbei, die Namen tragen wie z. B. die Elefanten und der Astronaut. Nicht immer konnten wir die gesuchten Formen im Fels erkennen, aber vielleicht fehlte uns hier und da einfach die Phantasie.
Das Highlight war sicher der Blick auf den türkisblauen Stausee, am Ende des Canyons.
Unglaublich schön und eindrucksvoll! Nach der Durchfahrung beschlossen wir, eine weitere Nacht im Canyon zu verbringen. Als wir zurück zu unserem Stellplatz fahren wollten, standen wir aber plötzlich vor einer Polizeisperre. Irgendwo in der Gegend war ein Feuer ausgebrochen und aus Sicherheitsgründen, wurde der Canyon daher gesperrt. Somit begann recht spät am Tag die Suche nach einem alternativen Stellplatz, die sich in der Gegend leider als nicht so einfach erwies. Eine kleine Ehekrise später, entschlossen wir uns dann die Nacht auf einem eher zweckmäßigen und sehr exponierten Parkplatz am Eingang des Canyons zu verbringen. Am nächsten Morgen war die Sperrung aufgehoben und wir fuhren wieder rein, um uns dann auf die Räder zu schwingen, und den Canyon noch mal mit dem MTB zu erkunden.
Nach einer weiteren Nacht im Canyon ging es am nächsten Tag dann aber schließlich weiter und zurück in die Zivilisation. Vor uns lagen wieder ein paar lange Fahrtage, wir hatten uns nämlich entschieden zurück an die Ostküste und nun doch noch mal nach Buenos Aires reinzufahren.
Am 6. September ging es auf nach Argentinien. Auf den ersten Grenzübergang waren wir sehr gespannt, hört man doch allerhand Geschichten von teilweise ganz einfachen, bis hochkomplizierten und zeitintensiven Grenzübergängen in Südamerika, bei denen einem das ganze Auto auf links gedreht wird.
Der erste südamerikanische Grenzübergang
Frohen Mutes steuerten wir also den Grenzübergang Fray Bentos an. Wie zu erwarten war, stauten sich auf der uruguayischen Seite bereits Kilometer lang die LKWs. Selbstsicher fuhren wir an den LKWs vorbei und den PKW-Schildern hinterher. Vermutlich hätten wir die LKW-Fahrspur auch gar nicht nutzen können. Wir haben noch nie so tiefe Fahrspuren in einer Teerstraße gesehen. Wahrscheinlich hätte unser Moby mittig aufgesetzt, wenn wir darüber hätten fahren müssen.
Am Ausreise-Grenzposten angelangt wurden alle Papiere kontrolliert: Reisepässe, Fahrzeugschein und das KFZ-Einfuhrdokument, das wir am Hafen in Montevideo erhalten hatten. Danach wurden wir zur zweiten Station geschickt, dem Zoll (mal wieder!). Diesmal wurde aber nur gefragt, ob wir was zu verzollen hätten, was wir verneinten. Nach erneuter Prüfung der Unterlagen, erhielten wir diese zurück und durften über die 5,3km lange Brücke rüber nach Argentinien fahren. Gespannt warteten wir auf ein Schild, das uns im Land willkommen heißen würde, aber es kam nix, außer wieder einer LKW-Schlange, vor dem vermeintlichen argentinischen Grenzposten. Wieder nahmen wir die PKW-Spur und fuhren gaaaanz langsam (wie wir es in Bosnien gelernt haben 😉) am unbesetzten Grenzposten vorbei. Der Posten wirkte verwaist und verrammelt. Irgendwann schaute ein Mann um die Ecke und deutete uns an, zügiger weiterzufahren. In der Erwartung auf einen weiteren Grenzposten zu treffen, fuhren wir also weiter, vorbei an den unzähligen LKWs und Planschbecken-tiefen Schlaglöchern. Selten hatten wir so einen chaotischen und heruntergekommenen Grenzübergang gesehen.
Immer noch war kein Schild aufgetaucht, geschweige denn ein weiterer Grenzposten oder sonst irgendwie offiziell aussehender Beamter/in. Irgendwann stellten wir fest, dass wir bereits auf der Landstraße auf dem Weg in die nächste Stadt waren, ohne Einreisestempel im Pass und ohne neues Fahrzeugdokument, welches unser Einreisedatum, etc. bestätigte. Irgendwas mussten wir doch verpasst haben?! Also drehten wir um und fuhren noch mal zurück zur Grenze.
Natürlich landeten wir nun auf der falschen Seite und mussten uns erstmal hinter den LKWs einreihen, welche rüber nach Uruguay reisen wollten. Da es weder vor noch zurück ging, machte Christian sich zu Fuß auf den Weg, eine vermeintlich zuständige Person zu finden, um zu klären, was wir verpasst hatten. Zunächst erklärte uns aber einer der LKW-Fahrer, dass es hier eben so sei – die Grenzbeamten wären so schlecht bezahlt, dass sie schlicht keinen Bock hätten zu arbeiten und daher alle Privatfahrzeuge einfach so passieren ließen.
Das wollten wir natürlich so erstmal nicht glauben und fragten uns weiter durch. Schließlich fanden wir doch sowas wie einen Grenzbeamten, der einen Blick auf unsere Unterlagen warf und uns dann zu verstehen gab (in höchst kauderwelschigem Spanisch) das alles in Ordnung sei und das Ausreisedokument aus Uruguay ausreichen würde. Wir fragten mehrfach nach um ganz sicher zu sein, bevor wir auf dem Acker von einem Grenzübergang wieder wendeten und nun auch gefühlt offiziell nach Argentinien einreisten. Was für ein chaotischer Start! Aber ab jetzt wurde es nur noch besser!
Rosario & Cordoba
Nachdem wir uns in der nächstgrößeren Stadt mit Vorräten und argentinischen Pesos eingedeckt hatten, fanden wir einen Platz an einem kleinen Fluß-Strandbad, wo wir den Tag erstmal sacken ließen. Nach einem Frühstück in der Sonne, machten wir uns dann am nächsten Morgen auf Richtung Rosario. Was auf der Landkarte aussah wie ein Katzensprung, entpuppte sich als Tagestour, sodass wir vor Rosario noch einen Stopp bei Arroyo del Ceibo einlegten. Aus Mangel an Alternativen, landeten wir hier tatsächlich mal wieder auf einem Campingplatz. Aber was für einem! Ein riesiges Gelände mit kleinen Bungalows die man mieten kann, mittendrin ein kleiner Streichelzoo, ein Pool, Spiel- und Grillplätze, und und und.
Und das Beste war: wir waren die einzigen Gäste, da aktuell ja noch Wintersaison war! 😊 Wir hatten also freie Platzwahl und absolute Ruhe und ließen uns im hinteren Teil des Geländes nieder, unterhalb von Bäumen, in denen hunderte grüne Papageien nisteten.
Der nächste Tag war unser 10. Hochzeitstag, welcher auch wieder mit einem entspannten Frühstück in der Sonne begann, bevor wir uns dann auf nach Rosario machten.
Rosario wird als das kleine Buenos Aires beschrieben und da es uns in B.A. 2015 so gut gefallen hatte, hatten wir nun auch an die kleine Schwester große Erwartungen. So ganz wurden diese aber ehrlich gesagt nicht erfüllt. Es gibt zwar viele nette Ecken aber so im Großen und Ganzen, machte die Stadt doch eher einen heruntergekommenen Eindruck auf uns. Trotzdem machten wir uns zwei schöne Tage, besuchten das „Monumento Nacional a La Bandera“, wo der „Designer“ der argentinischen Flagge begraben liegt, was uns jetzt weniger interessierte als der Aussichtsturm, auf den man hochfahren kann, um einen Blick auf die Stadt zu haben.
Außerdem besuchten wir das „Museo de la Memoria“ welches sich auf künstlerische und bewegende Art mit der Militärdiktatur auseinandersetzt, unter welcher Argentinien von 1976 – 1983 gelitten hat und welche tausende Opfer gefordert hat.
Unser nächstes Ziel war Cordoba, Argentiniens zweitgrößte Stadt und angeblich auch kulturelles Zentrum des Landes. Was auf der Landkarte wieder nach einer überschaubaren Strecke aussah, entpuppte sich als 400km lange Tour, so dass wir wieder eine Zwischenübernachtung, diesmal sehr zweckmäßig, hinter einer Tankstelle, einlegten.
Am frühen Samstagnachmittag kamen wir schließlich in Cordoba an, fanden einen bewachten Parkplatz und machten uns auf die Stadt zu erkunden. Wir mussten dann aber leider feststellen, dass Samstags in Argentinien um 14 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden. Auch in der zweitgrößten Stadt des Landes. Alle Läden waren bereits dabei zu schließen, die Markthalle, die wir uns anschauen wollten ebenfalls, genauso wie das Museum, welches wir uns rausgesucht hatten. Und vor Montag würden diese Einrichtungen auch nicht wieder öffnen. Auch sonst waren viele Straßen und Gassen einfach leer. Wir fanden ein etwas belebteres Ausgehviertel, was uns auch sehr gut gefiel, aber nur zum ausgehen waren wir ja nicht in der Stadt. Um nicht doch noch zu versumpfen, verließen wir die schöne Stadt nach einem halben Tag schon wieder, mit der Option, auf dem Rückweg noch mal her zu kommen und mehr zu entdecken.
Zuckerbrot & Aliens
Uns verschlug es wieder ins Grüne. Wir landeten in einem kleinen Dorf an einem Fluß, von wo aus wir uns am nächsten Morgen aufmachten, um eine kleine Wanderung zu unternehmen. Nachdem es in Uruguay mit dem Pan de Azucar nicht geklappt hatte, nahmen wir uns nun hier in Nordargentinien den gleichnamigen Berg bei Cosquin vor. Normalerweise fährt dort sogar ein kleiner 2-er Sessellift hinauf, der auf uns wie ein Spielzeug wirkte. Aktuell war der Lift ohnehin wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb, aber wir wollten ja sowieso laufen!
Laut Karte sollte es auch einen schönen Wanderweg durchs Grüne geben, den fanden wir aber nicht. Wir landeten zwei mal in einer Sackgasse, im dichten Gestrüpp am Fuße des Berges. Auch die zahlreichen Einheimischen, die wir fragten, waren ratlos. Alle schienen nur den Schotterweg hoch zum Lift zu kennen, den auch zahlreiche Autos und Motorräder nahmen. So blieb uns nichts anderes übrig, als diesen Weg zu bewandern, bis aus der Fahrspur schließlich wirklich ein Wanderweg wurde und es steil hinauf auf den 1.290m hohen „Cerro Pan de Azucar“ ging. Wörtlich übersetzt heißt der Berg also Zuckerbrot-Gipfel. 😉 Die Aussicht konnte sich auf jeden Fall sehen lassen.
Nach der erfolgreichen Wanderung verschlug es uns an einen kleinen Stausee, wo bedingt durch den sonnigen und frühlingshaften Sonntag, allerhand los war. Dutzende Familien picknickten, angelten oder fuhren mit ihren Quads und Crossmopeds durch die Landschaft. Natürlich erregte unser Nummernschild und die Länderflaggen auf unserer Hecktüre hier wie so oft jede Menge Aufmerksamkeit und wir wurden mehrfach neugierig angesprochen, nach unserer Reiseroute befragt und im Land willkommen geheißen. 😊
Außerdem erzählte man uns, dass wir hier an einem ganz besonderen Ort seien. Auf den Bergen hinter dem See, sollen nämlich vor ein paar Jahren Ufos gesichtet und Außerirdische gelandet sein. Tatsächlich hatten wir bei der Anfahrt im Ort einige Alienfiguren gesehen und uns schon gewundert, was es damit wohl auf sich hat.
Später wurden wir dann aufgeklärt, worum es sich bei den Ufos wirklich gehandelt hat – um Satelliten der Firma Starlink nämlich – eines der zahlreichen Unternehmen von Hr. Musk. Diese wurden dort vor einigen Jahren ins All geschossen, was zu den nächtlichen Licht-Sichtungen führte und die Alien-Gerüchte in die Welt setzte. Herrlich!
Sobald die Sonne untergegangen war, hatten wir den See ganz für uns allein – und das andere Camp-Mobil, ein alter Ford Pickup mit Kabine, welcher Rafael und Patricia gehört, zwei Argentinier, die bereits seit zwei Jahren Vollzeit ihr eigenes Heimatland bereisen und irgendwann aber auch mal nach Europa möchten, um dort mit dem Motorrad alles zu erkunden.
Der folgende Montag war herrlich sonnig und am See war kaum was los, sodass wir beschlossen noch einen weiteren Tag und Nacht zu blieben. Wir packten endlich mal die Räder aus und drehten eine Runde um den Stausee und beobachteten abends, wie der Vollmond hinter den Bergen aufging und den See beleuchtete.
Wer braucht da schon Ufos?
Nach der zweiten Nacht brachen wir wieder auf, aber nicht ohne dutzende Geheimtipps und Empfehlungen von Patricia und Rafael, welche unsere weitere Reise maßgeblich beeinflusst haben.
Landschaft ohne Ende
Wir füllten unsere Vorräte auf und brachten wieder einen langen Fahrtag hinter uns, auf ewig geradeaus laufenden Straßen, den Anden immer weiter entgegen. Immerhin legten wir hier nun schon die ersten Kilometer auf der berühmten Ruta 40 zurück. Was die Route 66 für die USA ist, ist die Ruta 40 für Argentinien. Man sieht kaum ein Auto ohne einen entsprechenden Aufkleber auf der Heckscheibe – und natürlich haben wir inzwischen auch so einen! 😊
Wir landeten schließlich im absoluten Funkloch, am Fuße der „Cuesta de Miranda“, eine 2.040m hohe Passstraße an der Grenze zwischen Nord- und Zentralargentinien, welche immer wieder unglaubliche Ausblicke auf die traumhaft schöne Landschaft offenbart.
Nach der Überfahrung, landeten wir in Villa Union, ein kleiner, verschlafener Ort, wo wir die ersten argentinischen Weinreben sahen. Wir füllten hier aber nur unseren Tank und machten uns dann auf in den noch kleineren Ort Vinchina. Von dort aus starten nämlich die Touren zur Laguna Brava auf 4.330m Höhe, was ein Tipp von Patricia und Rafael war. Hinter Vinchina wird aus der geteerten Bundesstraße eine Bundes-Schotterpiste, welche sich, mit ein paar geteerten Unterbrechungen, knapp 50km lang, durch einen Canyon und unglaubliche Landschaft, bis hinauf zur Lagune schlängelt. Man kann entweder eine 4×4 Offroad Tour buchen, oder selbst mit dem eigenen Fahrzeug in einer geführten Kolonne hinauf zur Lagune fahren. In den Sommermonaten ist dies auch problemlos mit einem Van möglich, da aktuell aber noch Schnee in der Höhe lag, riet uns der Guide beim Anblick unseres Vans doch davon ab. Also stimmten wir der 4×4 Tour zu, verbrachten die Nacht vor der Tour jedoch schon auf halber Strecke, im Canyon.
Dort sammelte uns der Guide am nächsten Morgen ein und dann ging es rauf zur Lagune. Im Nachhinein waren wir echt froh unseren Moby nicht da hochgequält zu haben. Die Schotterpiste war zwar gut präpariert, aber es rüttelte und schüttelte doch ganz ordentlich, selbst im 4×4 Jeep.
Desto höher wir kamen, desto mehr veränderte sich die Landschaft. Wir sahen dutzende Kondore und auch die ersten Guanacos dieser Reise.
Auf knapp 3.500m hatte sich dann auch noch ein Van eines der Tourenanbieter festgefahren. Die waren wohl auch zu optimistisch und die Gruppe kam an dem Tag definitiv nicht hoch zur Lagune, sondern musste freigeschaufelt werden, bevor sie umdrehen konnten.
Nach zwei Stunden kam unser 4×4 Trupp schließlich an der Lagune an und bei dem Anblick, war uns selbst die dünne Höhenluft egal.
Einfach wunderschön!
Schließlich ging es wieder retour und zurück zu unserem Van. Da uns die Landschaft so gut gefiel, beschlossen wir noch ein bisschen in der Gegend zu bleiben. Auf 2.000m Höhe fanden wir einen Stellplatz, eigentlich nur am Straßenrand, aber Autos fuhren hier sowieso kaum, wenn dann nur die Jeeptouren hoch zur Lagune und das auch nur tagsüber. Somit hatten wir einen traumhaften, ruhigen Platz, mit einem wirklich atemberaubenden Panorama.
Genau für solche Momente und Gelegenheiten wollten wir diesen Kontinent unbedingt noch mal mit unserem eigenen Van bereisen. Ohne unser Häuschen auf Rädern, hätte es hier keine Möglichkeit gegeben, diese Gegend so intensiv zu erleben.
Wir bleiben schließlich zwei weitere Tage. Das Wetter verwöhnte uns mit bis zu 30 Grad und strahlendem Sonnenschein. Wir fuhren die endlos lange geradeaus Straße noch mal mit den Rädern ab und konnten uns an der Kulisse gar nicht satt sehen.
Als dann die Vorräte langsam zu Neige gingen, machten wir uns auf den Rückweg aus dem Canyon, bis wir wieder in Villa Union ankamen, wo Tanks und Kühlschrank neu gefüllt werden konnten.
Anschließend standen uns wieder einige Kilometer und lange Fahrtage bevor – als nächstes ging es nämlich weiter in die Provinz Mendoza, in Zentralargentinien. Den ganz hohen Norden von Argentinien sparen wir uns nämlich für später auf…
Am 12. August ging es auch für uns endlich los – ab über den großen Teich nach Südamerika, genauer gesagt nach Montevideo.
Unsere Anreise dauerte leider etwas länger als geplant. Mit Air Europa flogen wir zunächst von Frankfurt nach Madrid, wo noch alles in Ordnung und im Zeitplan war. Doch dann verzögerte sich das Boarding für die Maschine nach Montevideo. Aus 30 Minuten wurde eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden… schlussendlich begann das Boarding über fünf Stunden später als geplant, sodass wir von 21:00 Uhr bis fast 5 Uhr morgens schlaflos am Flughafen abhingen. Auch während der 12 Stunden Flugzeit fanden wir leider nicht viel Schlaf, sodass wir schließlich ziemlich übermüdet am 13.08. mittags in Montevideo ankamen.
Das Gute daran war, dass unser Zimmer im Hotel Puerto Mercado, direkt in der Altstadt von Montevideo und nur einen Katzensprung vom Hafen entfernt, dafür schon bezugsfertig war und wir erstmal durchatmen konnten. Am liebsten wären wir gleich ins Bett gefallen, aber um nicht noch mehr Jetlag mitzunehmen, machten wir uns stattdessen auf in die Altstadt. Diese war ordentlich besucht. Obwohl es noch Winter war, hatten wir einen sehr sonnigen Tag erwischt und in allen Lokalen und Cafés, saßen die Leute draußen und genossen das schöne Wetter.
Ansonsten machte die Altstadt aber einen eher verlassenen und heruntergekommen Eindruck. Erst später erfuhren wir, dass es bis vor einigen Jahren noch wesentlich schlimmer dort ausgesehen hatte und es außerdem der gefährlichste Teil der Stadt war. Auch heute noch sieht man an vielen Ecken Obdachlose die schon morgens Alkohol und Drogen auf offener Straße konsumieren. Nach Einbruch der Dunkelheit sollte man daher eher nicht mehr durch die Gassen laufen. Aus dem gleichen Grund, machen auch fast alle Läden und Restaurants in der Altstadt spätestens um 17 Uhr Feierabend.
Nachdem wir uns auch etwas zu essen gegönnt hatten, zog es uns gleich weiter ans Meer – davon gibt es in Montevideo nämlich eine ganze Menge. Die Strandpromenade, welche Rambla Sur genannt wird, erstreckt sich über 20km. Nicht alles ist einladender Sandstrand, aber es gibt immer wieder kleine und große schöne Strandabschnitte, wo im Sommer sicher fleißig gebadet wird.
Da das Wetter am darauffolgenden Sonntag noch schöner und wirklich fast schon sommerlich war, liehen wir uns kurzentschlossen zwei „Mountainbikes“ und fuhren die Rambla einmal ab. Gefühlt waren alle Bewohner von Montevideo auf den Beinen! Wer nicht ebenfalls auf dem Rad saß, ging spazieren, joggte, angelte oder unterhielt die vorbeiziehenden Passanten mit lauter Musik aus seiner/ihrer Boombox!
Da aus den geplanten fünf Tagen in Montevideo letztendlich zwei Wochen wurden, hatten wir eine Menge Zeit die Stadt zu erkunden. Wie so oft schlossen wir uns auch wieder einer Stadtführung an, besuchten das Fußballstadion und das dazugehörige Museum, schauten alle großen und kleinen Plazas der Stadt an, besuchten die lokalen Märkte, das Fotografiemuseum und gönnten uns auch einmal ein Steak im „Mercardo del Puerto“, eine alte Markthalle, wo sich eine Parrilla, sprich Grillrestaurant, an die andere reiht.
Auch das sogenannte Andenmuseum besuchten wir. Anders als der Name vermuten lässt, geht es hier nicht um die Bergkette des Kontinents, sondern um den Flugzeugabsturz einer uruguayischen Rugby Mannschaft im Oktober 1972, der vor allem dadurch weltweit Berühmtheit erlangte, dass 16 Personen nicht nur den Absturz in den Anden, sondern auch die anschließenden 14 Tage auf 4.000m in Eis, Schnee und Kälte überlebten. Nicht zuletzt, weil sie sich von den verstorbenen Kameraden ernährten. Das Museum wurde übrigens von einem Deutschen ins Leben gerufen und auch nach wie vor geleitet. Die gesamte Ausstellung war sehr spannend gemacht und echt eindrucksvoll.
Ansonsten nutzten wir die Zeit fleißig für Online-Spanischkurse mit Carlos, aus Venezuela und natürlich für die nötigen Vorbereitungen für die Abholung unseres Vans im Hafen und arbeiteten noch ein paar offene Blogartikel ab. 😉
Am 26. August war es dann endlich soweit – wir konnten unseren Moby aus dem Container befreien (wie das genau ablief, haben wir hier bereits beschrieben). Nach einer letzten Nacht im Hotel, ging es am darauffolgenden Tag endlich los mit der Reise.
Endlich wieder Vanlife!
Zunächst mussten praktische Dinge, wie tanken, Gas, Wasser und Kühlschrank auffüllen erledigt werden. Dann begann die Stellplatzsuche für die erste Nacht. Ausgerechnet unser Starttag war der erste stürmische Regentag, seitdem wir in Uruguay waren. Daher fielen die schönen, freien Stellplätze direkt am Strand leider raus und wir landeten für die erste Nacht auf einem eher praktischen Parkplatz, leicht geschützt hinter ein paar Büschen.
Dafür hatten wir einen besonderen Nachbarn. Das kleine blaue Auto neben uns, beherbergte nämlich auch ein Paar und ihren Hund, die mit diesem Auto die Panamericana bereisen.
Der nächste Tag zeigte sich deutlich freundlicher und wir machten uns auf nach Piriapolis, einem beliebten Küsten- und Ferienort der Uruguayer. Stürmisch war es allerdings immer noch, daher hielt es uns nicht lange am Strand, sondern wir fuhren ein Stückchen ins Landesinnere, um den zweithöchsten Gipfel von Uruguay zu besteigen: den Cerro Pan de Azucar mit sagenhaften 389m Höhe!
Als wir im dazugehörigen Park ankamen, wurden wir aber sogleich aufgeklärt, dass der Trail auf den Gipfel aktuell geschlossen sei, wegen der starken Regenfällen in der Nacht zuvor. Aber bis zum ersten Mirador könnten wir laufen. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und stapften los. Zu unserer Überraschung, fanden wir uns dann aber in einem Wildtierpark wieder. Eigentlich sind wir keine Fans von Zoos und anderen Parks, in denen Tiere gehalten werden, aber jetzt waren wir schon mal hier und Capybaras, Nasenbären, einen Puma und einen Jaguar sieht man ja nicht alle Tage!
Die Capybaras hatten es mir gleich angetan, die süßen Wasserschweine, die aussehen wie viel zu groß geratene Meerschweinchen, hätte ich stundenlang beobachten können!
Später am Nachmittag steuerten wir dann noch den Punta Ballena an. Ballena ist spanisch für Wal und wie der Name vermuten lässt, soll diese Landzunge der perfekte Ort sein, um Wale zu sehen. Die Jahreszeit stimmte auch, von Juni bis November tummeln sich die großen Meeressäuger für gewöhnlich an der uruguayischen Küste und können oftmals direkt vom Strand aus gesichtet werden.
Insgesamt verbrachten wir drei Nächte am Punta Ballena, weil uns der Stellplatz und natürlich auch die Aussicht bis rüber nach Cuidad del Este so gut gefiel. Aber die Wale ließen sich leider nicht blicken.
Nach der ersten Nacht ging unser Küsten-Roadtrip weiter, zunächst nach Punta del Este, eine der bekanntesten Städte von Uruguay und der beliebteste Sommer-Ferienort. Hier liegt seit 1982 die „Mano del Arena“ am Strand, übersetzt die Hand im Sand, welche ein beliebtes Fotomotiv ist, welches wir natürlich auch mitgenommen haben.
Wir unternahmen noch einen Versuch den Pan de Azucar zu erklimmen, leider wurden wir aber wieder von einem Parkwächter abgefangen, der Trail war angeblich immer noch zu nass zum Bewandern. Schade! Somit ging es zurück zum Punta Ballena und am nächsten Tag weiter die Küste entlang, auf Leuchtturm-Tour.
Wir hatten gehofft auf den ein oder anderen Turm rauf zu können, aber aufgrund der Jahreszeit waren die meisten für Besucher geschlossen. Wir fuhren die Küste hinauf bis Punta del Diablo, was ebenfalls ein beliebter Ferienort sein soll, der während unseres Besuchs aber noch im Winterschlaf war. Von dort aus ist es bis Brasilien schon nur noch ein Katzensprung! Dies war für uns der nördlichste Punkt in Uruguay, es ging zurück nach Paloma, wo wir direkt unterm Leuchtturm eine ruhige Nacht verbrachten.
Den nächsten Tag ließen wir langsam angehen und fuhren am Nachmittag noch mal zurück zum Punta Ballena, wo die Wale aber leider nach wie vor unter Wasser blieben. Der verregnete nächste Tag war dann ein Erledigungstag für einkaufen, waschen und Co. und wir arbeiteten uns schon mal vor Richtung Colonia del Sacramento, wo wir den nächsten Tag verbrachten.
In Colonia del Sacramento waren wir 2015 schon mal, um dort meinen Geburtstag zu verbringen. Damals sind wir von Buenos Aires mit dem Schiff über den Rio Plata gekommen, diesmal brachten wir unser Zuhause gleich mit und bummelten durch die kolonialen Gässchen des Ortes.
Viel hatte sich seit 2015 auf den ersten Blick nicht verändert, wir erkannten einiges wieder, z. B. die zahlreichen alten Oldtimer, die am Straßenrand vor sich hin rotten.
Wir genossen ein leckeres Mittagessen mit Meerblick, bevor es später am Nachmittag wieder raus aus der Stadt ging und zu einem schönen Stellplatz, direkt am Ufer des Rio Plata, am Rande eines kleinen Dörfchens. Was nur als Zwischenübernachtung geplant war, gefiel uns so gut, dass wir hier drei Tage blieben.
Nach der ersten Nacht unternahmen wir einen Ausflug ins nahegelegene Carmelo, das Herz des uruguayischen Weinanbaugebietes. Hier hatte Christian die kleine Familien-Bodega Zubizarreta rausgesucht, wo wir von der Dame des Hauses eine Führung bekamen und natürlich den leckeren Wein probieren durften.
Zurück an unserem Stellplatz packten wir dann noch den Grill aus und genossen den lauen frühlingshaften Abend, inkl. farbenreichen Sonnenuntergang.
Nach drei Tagen rissen wir uns dann aber doch los und machten uns auf Richtung argentinischer Grenze. Nach einem weiteren Zwischenstopp bei Mercedes, ging es am 6. September zum ersten Grenzübergang in Südamerika. Der lief eigentlich problemlos, aber doch irgendwie anders als erwartet…
Am 4. Juni hatte Deutschland uns nach 324 Tagen wieder. Nach einer Übernachtung in Monzernheim und einem schönen Abend mit unseren Freunden, ging es am Sonntag den 5. Juni schließlich los auf Überraschungsmission. Als erstes fuhren wir nach Lohra, um uns bei meinen Eltern zum Mittagessen einzuladen. Zum Glück kocht meine Mutter gewohnheitsgemäß immer für min. 4 Personen. 😉
Nach einer Nacht in der heimischen Einfahrt, ging es dann am nächsten Tag weiter nach Blasbach, wo wir Christians Eltern überraschten. Sagen wir mal so, einer von den Beiden war nicht sofort begeistert von unserem „Überfall“, da das traditionelle „Willkommen-Zuhause-Schmücken“ nicht wie geplant stattfinden konnte.
Letztendlich freuten sich dann aber doch alle (glaube ich?!) und nun begann unser insgesamt 10-wöchiger Heimaturlaub. Unser Domizil schlugen wir in Blasbach, auf einer Wiese vor Christians Elternhaus, auf. Hier genossen wir den scheinbar endlosen Sommer, mit dem Luxus, ein Badezimmer und alle anderen Annehmlichkeiten, die man so brauchen könnte, direkt vor der heimischen Schiebetür zu haben.
Gemeinsam mit Christians Eltern ging es Mitte Juni zunächst mal für ein paar Tage rauf an die Nordsee, wo wir nach 20 Jahren auch endlich mal den Dauercampingplatz der Beiden in Hooksiel besuchten. Gemeinsam unternahmen wir Ausflüge nach Neuharlingersiel, Schillig, Jever und natürlich auch an den Strand (wenn das Wasser mal da war 😉) und feierten den 77. Geburtstag von Hans, gemeinsam an der Küste.
Nach ein paar schönen Tagen ging es für uns schließlich weiter, über Oldenburg nach Bremen. Hier wartete schon das nächste langersehnte Highlight. Gemeinsam mit Freunden hatten wir bereits vor einem dreiviertel Jahr Tickets für das diesjährige Hurricane Festival in Scheeßel gekauft, um „The Killers“ zu sehen. Wir machten ein ganzes, gemeinsames Wochenende in Bremen daraus, mit jeder Menge Sightseeing, leckerem Essen und Cocktails.
Danach ging es zurück in unsere Homebase, wo vor allem Arbeit auf uns wartete. Bevor der Van nämlich aufs Schiff gehen sollte, standen einige Veränderungen und Upgrades auf dem Plan. Wir, oder besser gesagt Christian, bauten neue Batterien ein, einen neuen Kühlschrank, optimierten den Garagenstauraum, nähten Moskitonetze für Heckfenster/Hecktüren und bauten einen weiteren Hängeschrank für die Küche. Was eigentlich überschaubar klingt, hielt uns aber doch ganz schöne lange und intensiv auf Trab.
Zwischendurch standen aber auch immer wieder angenehmere Dinge und Ausflüge an. So ging es Ende Juni zum Beispiel noch mal für ein Wochenende nach Lohra, um Hartmuts 70. Geburtstag vorzubereiten und ordentlich zu feiern.
Anschließend schauten wir noch bei meinem Bruder vorbei und drehten eine Runde in seinem Opel Manta. Nach über 16 Jahren, durfte ich sogar mal persönlich ans Steuer! 😉
Ich bleib dann aber doch lieber beim Kastenwagen fahren… 😉
Das nächste Highlight unseres Sommers folgte einige Tage später: Endlich fand das seit 2020 immer wieder verschobene Pearl Jam Konzert in Frankfurt statt.
Am Wochenende drauf, ging es dann zusammen mit unseren Freunden Stephi und Tako und ausnahmsweise mal ohne Van, für zwei Tage nach Köln. Stephi und ich bekamen frische Tinte unter die Haut, die Jungs begnügten sich mit Kölsch trinken…
Nun war es schon Anfang Juli und unsere Verschiffung rückte immer näher. Daher hieß es zu Hause fleißig weitermachen mit den Optimierungen. Zwischendurch bauten wir sogar mal ein provisorisches Tor auf, um zu testen, ob wir den Van nicht vielleicht doch zum Verschiffen in einen Container bekommen würden. Und siehe da: der Test zeigte, dass es mit ein-zwei Adaptierungen möglich sein würde…
Also wechselten wir kurzfristig noch mal von der RoRo Verschiffung zur Containerverschiffung, was glücklicherweise auch so kurzfristig vor der geplanten Abfahrt noch möglich war.
Wenige Tage bevor es für den Van nach Hamburg ging, bekamen wir Besuch in unserem privaten kleinen Lager. Gemeinsam mit Laura und Ben überlegten wir vielleicht einen Campingplatz in der Heimat zu eröffnen, entschieden uns dann aber doch dafür, unsere Reise wie geplant fortzusetzen… 😉
Am 17. Juli war es dann so weit: wir machten uns auf den Weg nach Hamburg, wo unser Moby Dick am nächsten Tag in einen Container gepackt wurde. Wie das genau ablief und was es alles an Vor- und Nachbereitungen mit sich brachte, werden wir demnächst noch mal separat behandeln.
Nachdem alles geschafft, und der Van sicher „verpackt“ war, verbrachten wir noch einen Tag im schönen Hamburg, bevor es am nächsten Mittag, mit dem 9€ Ticket ausgestattet, in diversen Bummelzügen und Bussen zurück bis nach Wetzlar ging. Was für eine Tour… aber zumindest lies uns die Bahn nicht im Stich und wir kamen irgendwann abends wieder in Blasbach an.
Nun blieben uns noch 3,5 Wochen, bis wir selbst dem Van hinterher reisen und nach Uruguay fliegen würden. Und diese Zeit verlief leider etwas anders als gedacht…
Eigentlich hatten wir geplant, für diese Zeit in Christians Elternhaus zu wohnen, da meine Schwiegereltern im Urlaub an der Nordsee sein wollten. Leider kam den beiden aber Corona dazwischen, somit stand das ganze Haus quasi unter Quarantäne und wir brauchten eine andere Lösung.
Zu unserem Glück, erklärten sich Tine (Christians Schwester) und ihr Mann Stephan bereit uns übergangsweise aufzunehmen. Die beiden hatten nämlich Urlaub und brauchten daher Stephans Arbeitszimmer nicht, wo wir dann für knapp 2 Wochen die Couch bezogen.
Anfangs waren wir alle vier noch etwas skeptisch, ob das mit dem WG-Leben zwischen uns so gut funktionieren würde. Letztendlich waren wir aber alle überrascht, wie gut es gepasst hat. Wir hatten bei und mit den Beiden wahrscheinlich die schönste und entspannteste Zeit unseres Heimaturlaubs. Wir verbrachten gemeinsame Grillabende, fachsimpelten ewig über Fahrräder und brachten den Kaffeevollautomaten zum Glühen (was für ein Luxus!).
Ansonsten hatten wir ohne Van und Auto ja nun jede Menge Zeit. Einen Teil davon verbrachten wir auf unseren Rennrädern, die nun endlich wieder ordentlich bewegt wurden. Ansonsten trafen wir uns so oft es ging mit alten und neuen Freunden und Familie und genossen einfach den Sommer in der Heimat.
Anfang August ging es noch mal raus aus Deutschland. Gemeinsam mit Stephi, verbrachten wir ein Geburtstags-Wochenende bei Tako im schönen, holländischen Leiden, wo wir es uns noch mal gut gehen ließen und natürlich auch noch mal ans Meer fuhren.
Für die letzten Tage in Deutschland bezogen wir eine kleine Ferienwohnung in Blasbach, von wo es dann am 12. August ab zum Flughafen ging.
Was für ein Sommer! Die 10 Wochen in der Heimat waren zwar ganz schön vollgepackt und zwischendurch auch mal ganz schön stressig, aber alles in allem hatten wir eine richtig schöne Zeit in Deutschland, haben viel erlebt und konnten viel Zeit mit Freunden und Familie verbringen.
Vor allem aber sind wir dankbar für die ganze Hilfe und Unterstützung, die wir erfahren haben. Angefangen von der vollausgestatteten Werkstatt meines Schwiegervaters, wo Christian wahrscheinlich alles mindestens einmal in der Hand gehabt hat und auf links gedreht hat. Was Hansi nicht hatte, hatte Stephan dann zum Glück im Keller, oder eben einer der hilfsbereiten Nachbarn.
Außerdem gab es immer irgendwo ein Bett & eine Dusche für uns, wir durften den gesamten Familien-Fuhrpark ausleihen, wurden bekocht und verpflegt, chauffiert und abgeholt. Also fast wie früher! 😉
So schön wie es auch war, trotzdem freuten wir uns, als es am 12. August endlich los ging. Wir träumen nun schon so lange von diesem großen Abenteuer „Vanlife in Südamerika“, haben so lange geplant, gespart und vorbereitet, jetzt wurde es also höchste Zeit das es los ging.
Inzwischen sind wir schon etwas über drei Wochen in Uruguay unterwegs und müssen uns fast täglich noch selbst kneifen, weil wir gar nicht glauben können das der Traum jetzt endlich Wirklichkeit wird…
Am 22. Mai ging es über die spanischen Pyrenäen, direkt rüber in den französischen Teil der Bergkette. Das Panorama blieb weiterhin spektakulär.
In der Nähe eines kleinen Bergsees legten wir eine Fahr- und Mittagspause ein und beratschlagten erstmal, wie es weiter gehen sollte. Eigentlich hatten wir beide noch Lust in den Bergen zu bleiben und wandern zu gehen, die Wettervorhersage für die kommenden Tage war jedoch unbeständig und als es dann beim Mittagessen anfing zu tröpfeln, nahmen wir dies als Zeichen und beschlossen spontan, doch schon an die Atlantikküste durchzufahren.
Aus den Bergen ans Meer
Gesagt, getan! Wenige Stunden später fanden wir uns am Meer wieder, genauer gesagt in La Teste-de-Buch an der berühmten ‚Dune du Pilat‘. Mit rund 110m ist diese eine der höchsten Wanderdünen der Welt. Trotz „Behelfsleiter“ war der Aufstieg ganz schön steil und mühsam!
Oben angekommen, bot sich eine tolle Aussicht auf das Meer und die umliegenden Wälder (welche nur wenige Wochen später tragischerweise größtenteils den schlimmen Waldbränden in dieser Gegend zum Opfer gefallen sind). Auch ein paar Gleitschirmflieger versuchten von dort oben ihr Glück.
Ganz in der Nähe der Düne, fanden wir, zusammen mit einigen anderen Campern, unter Pinienbäumen einen schönen Stellplatz direkt am Meer. Nach einem farbenfrohen Sonnenuntergang setzte ein ordentliches Gewitter ein, welches den Van mal wieder ganz schön zum schaukeln brachte.
Auch der nächste Tag begann regnerisch und grau, was uns jedoch nicht davon abhielt unser nächstes Ziel an der Atlantikküste anzusteuern: Arcachon.
Das süße Küstenstädtchen und die angrenzende Umgebung war ein Tipp unserer Freundin Ameline und sie hatte definitiv nicht zu viel versprochen. Die vier Stadtteile sind nach den Jahreszeiten benannt. Im Ortsteil Ville d’Ete (der Sommerstadt) befindet sich nicht nur der lange Stadtstrand und die angrenzende Promenade, mit ihren schönen Bistros, Brasseries und Cafés, sondern auch die angrenzenden Einkaufsstraßen, welche mit jeder Menge individuellen kleinen Boutiquen und Lädchen lockten.
An der kleinen Patisserie „Dunes Blanches“ konnten wir nicht vorbeigehen. Christian musste natürlich die gleichnamige, lokale Süßspeisen-Spezialität testen, hinter der sich nichts anderes, als ein kleiner Windbeutel verbirgt.
Danach zog es uns in die Ville d’Hiver. In der Winterstadt gibt es neben einem mit Rosenbüschen übersätem und duftendem Park, in dem sich die Bewohner zum Boules spielen treffen, vor allem unzählige, wunderschöne und extravagante Villen aus dem 19. Jahrhundert zu bewundern.
Für die Nacht zog es uns wieder raus aus der Stadt und weiter zum Cap Ferret. Beim Cap Ferret handelt es sich um eine kleine Landzunge, wo die Schönen und Reichen aus der Gegend ihre Eigenheime (und/oder Feriendomizile) stehen haben. Auch für unser rollendes Eigenheim fanden wir ein einigermaßen windgeschütztes Plätzchen in der Nähe des langen Sandstrands, wo wir trotz stürmischen Wetters noch einen Spaziergang wagten und anschließend den Nachmittag und die Nacht verbrachten.
Streifzug durchs Weinparadies
Dann ging es weiter ins Bordeaux. Doch bevor wir uns in die Stadt und die Weinregion stürzten, legten wir einen Tag Pause an einem kleinen Weiher ein. Nachdem das Wetter dann auch wieder auf unserer Seite war, verbrachten wir einen halben Tag in Bordeaux, wo es uns wirklich sehr gut gefallen hat. Vor allem durften wir hier feststellen, dass es scheinbar doch viele Franzosen gibt, die gerne und gut englisch sprechen können. Das machte uns die Verständigung um einiges leichter. 😉
Nach einem hervorragenden Mittagessen zog es uns schließlich noch ins Weinmuseum, wo es auch die ersten guten Tropfen zu probieren gab. Davon inspiriert, ging es dann weiter hinein ins Bordeaux und auf zum ersten Weingut. Schließlich landeten wir in Salleboeuf, beim Weingut „Domaine de la Grave“, wo wir nach der Verkostung auch direkt in den Weinreben übernachten durften.
Der nächste Tag führte uns nach Saint Emilion, der wohl bekannteste Ort im Bordeaux und die inoffizielle Wein-Hauptstadt der Region. Neben den lokalen Weingütern sind auch alle anderen Chateaus aus der Region vertreten, jeder Laden verkauft hier scheinbar nur das Beste vom Besten, alles dreht sich um Chateaus, Grand Crus und natürlich auch Pomerol, den wohl teuersten Tropfen des Bordeaux. Wir schlenderten durch den Ort, der von diversen Busgruppen gut besucht war, testeten auch hier wieder ein bisschen Wein und als wir genug von all dem Trubel hatten, suchten wir uns auf eigene Faust ein kleines Chateau in der Nähe raus.
Wir landeten im Chateau Balac in Saint-Laurent-Médoc, wo wir vom Besitzer und Winzer höchst persönlich eine kleine Tour bekamen und – natürlich – auch hier wieder Wein probieren durften.
Vom Chateau aus, ging es wieder an die Küste, wo wir uns inmitten von alten Fischerhütten wiederfanden. Da gerade Ebbe war, konnten wir uns trockenen Fußes ein wenig umschauen und fanden nicht nur den leckeren Salicorn (auch bekannt als Queller oder Meeresspargel), sondern auch die Überreste der Fischer-Ausbeute: Austernschalen
Entlang der Atlantikküste
Auch der nächste Tag begann wettertechnisch eher durchwachsen. Somit beschlossen wir einen längeren Fahrtag einzulegen und steuerten als nächstes Nantes an. Allerdings sind wir nicht nach Nantes reingefahren, sondern legten nur einen Stopp in der Nähe ein, in Saint-Brevin-les-Pins. Ich hatte nämlich mal wieder in Bild von etwas entdeckt, dass ich unbedingt mal mit eigenen Augen sehen wollte.
Bei diesem Gebilde handelt es sich um das sogenannte Serpent d’Océan (die Schlange des Ozeans), welche je nach Wasserstand mal mehr oder weniger aus dem Wasser ragt.
Nach dem kurzen Fotostopp ging es dann aber auch schon weiter, mit Kurs auf die Normandie. Dort fanden wir ein ruhiges Plätzchen auf einem Wanderparkplatz. Wie bestellt, besserte sich das Wetter ab hier wieder, sodass wir uns am nächsten Morgen gleich auf die Räder schwangen und zum nächsten Sightseeing-Highlight unseres kleinen Frankreich-Roadtrips aufbrachen: zum Mont Saint Michel.
Beim Mont Saint Michel handelt es sich um eine kleine, vorgelagerte Felseninsel, auf der die Abtei Saint-Michel thront.
So schön wie das Ganze auch anzuschauen ist, so voll war es hier aber auch. So viele Menschen auf einem Haufen hatten wir lange nicht mehr gesehen. Durch die engen Gässchen der kleinen Insel drängelten sich Busladungen voller Menschen aus aller Welt. Die Besichtigung der Abtei selbst ersparten wir uns daher. Schließlich ging es mit den Rädern zurück zu unserem Stellplatz, wo wir eine weitere Nacht verbrachten.
Einmal quer durchs Land…
Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Loire. Bevor wir uns dort wieder in die Weinregion stürzten, verbrachten wir einen entspannten Tag an einem Fluß, wo wir mal wieder den Grill auspackten.
Von einem netten Franzosen, den wir in Spanien trafen, hatten wir den Tipp bekommen, ein bestimmtes Weingut in Bourgueil zu besuchen. Leider stellte sich heraus, dass dieses aber derzeit für Besucher geschlossen war, so landeten wir direkt in Bourgueil, schlenderten dort über den Samstagsmarkt, vorbei am Stadt-Chateau und durch die verwinkelten Gässchen und fanden in einem kleinen Weinladen schließlich auch den Wein, der uns empfohlen wurde.
Direkt an der Loire, fanden wir später auch wieder einen ruhigen Stellplatz, von wo aus es am nächsten Tag schon wieder weiter ging, ins nächste Weingebiet. Es gibt in Frankreich einfach zu viele davon! 😉
So landeten wir schließlich in Chablis. Der kleine charmante Ort war schnell erkundet und wir landeten – wie sollte es auch anders sein – mal wieder in einem Chateau, bei dem wir den ein oder anderen Weißwein aus der Region verkosten konnten.
Unser letztes geplantes Ziel in Frankreich war das Elsass, aber bevor wir dort ankamen, legten wir noch einen Stopp auf halber Strecke ein, an einem See mit viel Nichts drum herum. Bis auf ein paar Spaziergänger und Angler kam hier niemand vorbei und wir verbrachten einen entspannten Nachmittag und eine ruhige Nacht dort.
Letzter Stopp: Elsass
Dann ging es aber wirklich weiter ins Elsass. Nach einem Stadtbummel durch Kaysersberg, fanden wir einem traumhaften Stellplatz mit Aussicht auf die Vogesen, in der Nähe von Orbey.
Direkt von dort starteten wir am nächsten Morgen auch unsere Mountainbike Tour durch die Vogesen. Auf 35km hatten wir von flowigen Waldpfaden, Ausblicken auf den Lac Noire, steinigen und steilen Trails, tierischen Begegnungen bis hin zu staubigen Feldwegen alles dabei.
Am nächsten Tag kam dann endlich auch der langersehnte Besuch an: Basti und Elli hatten inzwischen auch ihre Reise im selbst ausgebauten LKW gestartet und gemeinsam mit den Beiden, verbrachten wir die letzten Tage unserer Europareise im Elsass.
Direkt nach der Ankunft ging es erstmal los zu einer kleinen Wanderung zum Lac Noire, bevor später am Abend der Grill und der Wein ausgepackt wurden. 😊
Für den nächsten Tag hatten wir uns dann eine etwas längere Wanderung vorgenommen, diesmal ging es rund um den Lac Blanc, inklusive Flammkuchenpause auf halber Strecke.
Auch der kurze Regenschauer zwischendurch konnte uns nicht abhalten und machte die Tour und die Aussichten auch nicht weniger spektakulär.
Bevor es für uns endgültig zurück nach Deutschland ging, verbrachten wir noch einen Vormittag gemeinsam in Kaysersberg. Dann hieß es auch schon wieder Abschied nehmen. Während für die Beiden ihre Reise jetzt nun erst richtig begann, endete unsere offiziell, als wir gegen 17 Uhr die Grenze nach Deutschland passierten.
Aber ein kleines Highlight wartete noch auf uns, bevor wir wieder ganz in der Heimat ankamen: auf einem Weingut (wo auch sonst? 😉) in Monzernheim trafen wir uns mit Laura, Ben und den beiden Kids und verbrachten einen weiteren schönen Abend mit guten Freunden. Erst am nächsten Tag machten wir uns dann auf zur Verwandtschaft, die noch nichts von ihrem „Glück“ ahnte…