Teil 3 unseres Roadtrips durch Guatemala
3. – 7. April 2024
Am 3. April ging es zurück über die Grenze nach Guatemala (ja, wir hinken aktuell ganz schön hinterher was unsere Reiseberichte angeht).
Wie schon beim ersten Mal, verlief der Grenzübertritt ziemlich einfach und unkompliziert, nur unser Timing war diesmal nicht so gut, denn wir gerieten in eine große Seabridge-Reisegruppe.
Seabridge ist eine Firma, die in erster Linie Reisemobile aller Art rund um die Welt verschifft, aber auch Gruppenreisen anbietet, für alle die sich die Panamericana oder auch die Seidenstraße nicht auf eigene Faust zutrauen. Rund 20 Fahrzeuge aus dem DACH-Raum, vom VW Bus bis zum riesigen Expeditions-LKW, waren hier gemeinsam unterwegs und gerade dabei, ihre Fahrzeuge temporär nach Guatemala einzuführen. Uns wurde dann auch schnell klar, warum der Großteil dieser Reisenden nicht auf eigene Faust unterwegs waren, es herrschte großes Chaos, Anspannung und Verwirrung. Also mussten wir etwas länger warten als geplant, aber schließlich waren wir und Moby wieder bereit, Guatemala weiter zu erkunden.
Lago Izabal
Wir steuerten sogleich ein Ziel im Nordosten des Landes an, den Lago Izabal. Am späten Nachmittag erreichten wir den größten See des Landes und bezogen ein Plätzen direkt am Ufer, im Balneario Playa Escondida. Bei 38 Grad Außentemperatur sprangen wir natürlich sofort noch eine Runde ins Wasser, welches aber auch mindestens Körpertemperatur hatte, von Erfrischung konnte man da nicht mehr sprechen.
Auch die Nacht war wieder entsprechend schwül-warm, aber gut bewacht konnten wir auf dem Privatgelände des Balnearios mit offenen Türen schlafen, was die Sache einigermaßen erträglich machte. Der nächste Tag brachte dann starken Wind, dadurch fühlten sich die heißen Temperaturen nicht mehr ganz so extrem an. Wir nutzten die entspannte und ruhige Umgebung dafür einige Dinge abzuarbeiten und nach einer zweiten Nacht, brachen wir dann auf zum anderen Seeufer, in die Stadt Rio Dulce.
Rio Dulce & Livingston
In der Stadt ging es deutlich trubeliger zu. Entlang der Hauptstraße rahmten dicht bepackte Marktstände die Fahrspuren ein, es galt wieder einigen Sonnenschirmen auszuweichen. Zudem war es in der Stadt extrem laut, da zwei Hauptverkehrsadern durch sie hindurch laufen, die vor allem vom Schwerverkehr stark frequentiert werden. Anders als bei uns in Deutschland, dürfen LKWs hier mit der Motorbremse arbeiten, was extremen Krach verursacht. Wir füllten also nur fix unserer Vorräte auf und ließen die Innenstadt schnell wieder hinter uns.
Etwas außerhalb der Stadt und direkt am Seeufer liegt das ‚Castillo San Felipe‘, eine Festung aus dem 16. Jahrhundert die sehr gut erhalten ist und besichtigt werden kann.
Überraschenderweise war das auch ziemlich spannend, da die Festung im Inneren einem Labyrinth glich. So gelangte man in so manchen Wachturm, mit tollen Aussichten und Kanonen, und durch Geheimtunnel zum Beispiel vom Gefängnis in die kleine Kapelle.
Auf dem Parkplatz der Festung fanden wir auch unseren Campspot für die nächsten zwei Nächte. Dieser war zwar wenig schön, dafür günstig, ruhig, sicher und praktisch. Denn am nächsten Tag unternahmen wir einen Bootstour, welche vom See, in den Rio Dulce führte, bis hinauf nach Livingston – eine der wenigen Städte an der winzig kleinen Karibikküste von Guatemala.
Um 9 Uhr morgens ging es los. Wir bestiegen eine sogenannte Lancha und beobachteten am Seeufer noch, wie die Locals ihre Wäsche, Geschirr und Kinder wuschen. Zusammen mit weiteren Touristen aus England, Kanada, Österreich und Holland begann dann die Tour die uns zunächst, vorbei an unzähligen Seerosen, durch kleine Kanäle führte, an dessen Ufern nette Hotels aber auch imposante Privathäuser standen, mit eigenen Bootsanlegestegen und der ein oder anderen Yacht im Vorgarten.
Was für ein Kontrast zu den eben noch gesehenen indigenen Frauen, die ihre Haushaltstätigkeiten im See verrichteten.
Vorbei an kleinen Inseln voller Vögel, ging es hinein in einen Wald aus Mangroven und zu heißen Quellen, die am Ufer in den Fluss strömten.
Auf ein Bad in den heißen Quellen verzichteten wir, uns war warm genug, auch wenn es morgens tatsächlich ein bisschen geregnet und dadurch abgekühlt hatte. Nach 2,5 Stunden erreichten wir schließlich das bunte Livingston.
So richtig wollte sich das erhoffte Karbikfeeling dort aber nicht einstellen. Der erste und auch der zweite Eindruck der kleinen Stadt war sehr heruntergekommen und ärmlich. In Livingston leben hauptsächlich Garifunas, Nachkommen der afrikanischen Sklaven die im 17. und 18. Jahrhundert nach Zentralamerika verkauft wurden.
Die Garifunas gehören zu den ärmsten Menschen des Landes, was man hier deutlich sehen konnte. Viele der einfachen Hütten waren wirklich sehr heruntergekommen, zwischen den Häusern hatten sich Kanäle voller Müll gebildet und auch sonst konnten wir wenig charmante Ecken entdecken.
Auch die Stadtstrände waren alles andere als schön und uns fehlte die Zeit, die weiter entfernt liegenden Strände zu besuchen. So begnügten wir uns mit einem Restaurantbesuch, wo uns eine herzliche Garifuna überschwänglich freundlich empfing und uns versicherte, dass sie auch trotz Stromausfall (was dort keine Seltenheit ist) noch für uns kochen könne. Prima, denn wir waren gekommen, um die lokale Spezialität ‚Topado‘ zu probieren. Eine würzige Suppe auf Kokosnussbasis mit einem Ganzen, gebratenen Fisch, Krebsfleisch und Garnelen. Köstlich, wenn auch nicht einfach zu essen.
Wenig später war es auch schon wieder Zeit für die Rückreise. So ging es erneut über den fotogenen Rio Dulce und zurück zum Castillo, wo wir noch mal in den See sprangen und den Nachmittag in der Hängematte schaukelnd ausklingen ließen.
Auf dem Weg zurück zum Van, beobachteten wir einen Mann, der große, runde lila-farbene Früchte aus einem Baum pflückte. Er bot uns sofort ein paar der Früchte an, die sich als „Caimito“ herausstellten und im Inneren aus weichem Fruchtfleisch bestanden, welches eine süße-weißliche Milch absondert. Die Kerne umgibt, ähnlich wie bei der Kakao- oder Kaffeebohne eine säuerliche Membran, was zusammen wirklich lecker war.
Canyon Boqueron & El Estor
Nach der zweiten Nacht in Rio Dulce war es Zeit weiterzuziehen. Ich war zufällig bei der Recherche auf einen kleinen Canyon in der Nähe des Sees gestoßen. Dort kreuzten wir auf und fanden raus, dass man mit einem kleinen Holzboot ein Stück in den Canyon reinfahren konnte, um anschließend im Fluss baden zu können. Das ließen wir uns, bei schon wieder weit über 30 Grad natürlich nicht zweimal sagen.
Mit einer Nussschale von Holzboot fuhren wir ein paar Minuten flussaufwärts, bis es nur noch zu Fuß weiterging. So wanderten wir in Badesachen noch ein paar hundert Meter durch den Fluss, umgeben von 100m hohen Steilwänden und Stalaktiten. Was für eine Kulisse!
Und das Wasser war glasklar und herrlich kühl. Einfach genial!
Zurück am Van fuhren wir noch ein Stück weiter am See entlang und landeten noch im bunten El Estor. Hier ging es ganz schön kitschig zu, die lange Promenade war gesäumt von bunten Figuren, Brunnen und Skulpturen.
Dort hielt es uns jedoch nicht lange, wir beschlossen weiter in den Nordwesten des Landes zu fahren und zu einer der Hauptattraktionen des Landes, der berühmten Maya Stadt Tikal.
Aber dazu dann demnächst mehr. 😊
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