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Zwischen Seen, Bergen und Bären

Teil 6 unseres Roadtrips durch Kanada

19. – 31. august 2025
yukon, Alaska & British Columbia

Von Dawson City aus, machten wir uns auf den Weg zurück nach British Columbia. Aber so schnell ließ uns der Yukon natürlich nicht los – immerhin ist er 474.391 km² groß. Da wir durch die Aktion mit unseren Bremsen einiges an Zeit verloren hatten, fuhren wir an diesem Nachmittag nicht mehr allzu weit und fanden ca. eine Stunde außerhalb von Dawson City unverhofft einen mega schönen Platz an einem See.

Dort ließen wir uns bei schönstem Wetter nieder und waren für den Rest des Tages bestens damit unterhalten, die Biber zu beobachten, die im See hin und her schwammen und eifrig Stöckchen sammelten, um ihre Biberburg zu bauen. Was für ein Schauspiel!

Bis zum Einbruch der Dunkelheit saßen wir draußen und wären gerne noch ein bisschen länger hiergeblieben, aber der nächste Tag begann mit Regen. Somit zog es uns dann doch schon weiter und zurück nach Whitehorse, die größte Stadt des Yukon.

Whitehorse 2.0

Doch vor uns lag ein laaaanger Fahrtag, durch den gefühlt unendlichen Yukon, vorbei an Bäumen und Seen ohne Ende. Das Wetter war da wesentlich abwechslungsreicher: Von Regen, dichtem Nebel und schließlich Sonnenschein war alles mal dabei. Unterwegs passierten wir zwei Großbaustellen, sodass der Van schließlich wieder aussah wie nach dem Dempster. Na, danke!

An einer Baustellenampel trafen wir auf ein liegengebliebenes, älteres Wohnmobil, welches von einem schon sehr betagten Ehepaar gelenkt wurde. Der Mann bat uns um Überbrückungshilfe, obwohl seine Batterie neu war und im Cockpit des Wohnmobils alle Lämpchen an waren. Es sah also nicht nach einem Batterieproblem aus. Da es an der Ampel sowieso länger dauerte, halfen wir aber gerne aus und überbrückten das Fahrzeug – wie erwartet sprang die Kiste aber nicht an. Wir tauschten noch ein paar Ideen aus, kamen aber letztendlich nicht weiter. Schließlich kam das Pilotfahrzeug, welches Fahrzeuge hier durch die Baustelle manövriert, und rief einen weiteren Bauarbeiter zu Hilfe. Somit ging für uns die Fahrt dann weiter.

Gut eine Stunde später, bei einer Pipi-Pause an einer Rest-Area, holte uns das Ehepaar dann wieder ein – das Wohnmobil lief wieder. Der zu Hilfe gerufene Bauarbeiter hatte helfen können, offensichtlich hatte sich ein Kabel losgerüttelt – die beiden waren nämlich mit der Kiste auch den Dempster gefahren. Die beiden fuhren jedenfalls einen heißen Reifen und hatten uns dann alsbald auch schon wieder abgehängt.

Am späten Nachmittag erreichten wir schließlich Whitehorse. Diesmal fühlte es sich ganz anders an, hier zu sein. Bei unserem ersten Besuch hier, auf dem Weg hoch in den Norden, war dies unser letzter großer Versorgungsstopp, mit großen Supermärkten und guter Infrastruktur und vielen ToDos. Wir waren „damals“ beide schon recht angespannt, in Erwartung dessen, was uns oben in Alaska und den Northwest-Territories alles Ungewisses erwarten würde.

Die Stadt war zwar inzwischen nicht schöner geworden, aber diesmal fühlte es sich für uns an, als kämen wir zurück in die Zivilisation. Wir waren beide erleichtert und hatten irgendwie das Gefühl, es geschafft zu haben. Das Abenteuer Hoher Norden war überstanden.

Wir bezogen auch diesmal wieder die kostenfreien RV-Plätze am Yukon-Fluss und verbrachten hier zwei Tage damit, einfach herunterzukommen, ein bisschen Sport zu machen und an ein paar Projekten zu arbeiten.

Moby muckt!

Am 23. August, Tag 1.500 unserer Reise, wollten wir dann eigentlich weiterziehen. Wir füllten unsere Vorräte und verpassten Moby noch mal eine ordentliche Wäsche – diesmal sogar mit Reinigungsschaum, der noch mal einiges an Dempster-Resten löste. Nach einem Tankstopp wollten wir dann nur noch fix was im Supermarkt besorgen und dann raus aus der Stadt. Aber Moby hatte mal wieder andere Pläne. Er sprang plötzlich nicht mehr an. Dasselbe Verhalten wie ein paar Wochen zuvor in Dawson City – alle Lichter gingen an, aber der Motor machte keinen Mucks. Dann erschien plötzlich die Anzeige: „Vorglühkerzen kontrollieren lassen“.

Wie bitte? 😲

Wir lasen den Fehlerspeicher des Steuergeräts aus und bekamen einen Fehlercode, der darauf hinwies, dass das Vorglühkerzenrelais eine Macke hatte. Wir recherchierten und suchten und fanden das Teil schließlich mal wieder äußerst schwer zugänglich verbaut.

Das Teil sah aber eigentlich gut aus, es war nur äußerlich nass, vermutlich durch die Autowäsche. Ob es dadurch zum Kurzschluss gekommen war? Mit dem Multimeter maß Christian das Teil durch, es schien so weit alles in Ordnung, Strom kam an. Wir recherchierten weiter und probierten und suchten, aber irgendwie kamen wir nicht weiter. Wir waren hier erstmal gestrandet – natürlich an einem Samstagnachmittag. Vor Montag würde keine Werkstatt aufhaben – und hinkommen würden wir ja auch nicht, ohne dass uns einer abschleppte. So hatten wir uns Tag 1.500 unserer Reise nicht vorgestellt. 😢

Dazu kam noch, dass wir quasi direkt vor einem Schild parkten, das besagte, dass man dort auf gar keinen Fall mit einem Wohnmobil über Nacht stehen darf. Na super.
Dies ließ sich mit dem netten Filialleiter des Supermarkts aber schnell klären. Der hatte zum Glück Verständnis für unsere missliche Lage und erlaubte uns, bis Montag dort zu stehen. Immerhin standen wir hier gerade und brauchten uns um Vorräte auch keine Sorgen zu machen. Haha. 🫠

Wir machten das Beste daraus und stießen dennoch auf 1.500 Tage Reise an – mit allen Höhen und Tiefen eben.

Cheers to 1.500 Tage Weltreise

Über Nacht arbeiteten unsere Köpfe weiter und am Sonntagmorgen kam uns die Erkenntnis, dass selbst mit defekten Glühkerzen und Relais der Van zumindest leiern müsste beim Anlassen. Ob es doch schon wieder der Anlasser war, der uns Probleme machte?

Christian friemelte weiter im Motorraum rum und ich tippte mir die Finger wund, auf der Suche nach der Lösung. Schließlich fand ich ein Ducato-Forum in Großbritannien, wo mir sehr findige Hobby-Mechaniker dabei halfen, das Problem zu identifizieren. Es dauerte einige Stunden und es ging mehrfach hin und her mit verschiedenen Tests und Messungen – schließlich fanden wir aber heraus: Wir haben kein Problem mit den Glühkerzen, dem Anlasser oder Feuchtigkeit im Relais – wir haben einen Massefehler!

Christian baute das Masseband, welches Strom vom Motor zum Anlasser bringt, aus, und siehe da: Das Ding war total oxidiert und die Schraube, welche den Stromkreislauf schließt, total verrostet und voller Schmodder. Da konnte ja gar kein Strom mehr fließen.

Die beiden Übeltäter

Ich besorgte im Autozubehör nebenan (der zum Glück am Sonntag geöffnet hat) einen passenden Reiniger, Christian machte alles sauber, baute es wieder ein und siehe da: Moby sprang an wie ’ne Eins! Als wäre nie was gewesen. 🙌

Die Fehlercodes waren auch verschwunden und unser somit Problem gelöst. Was für eine Erleichterung! Und ein Glück, dass uns das Problem nicht auf dem Dempster eingeholt hatte.
Sicherheitshalber blieben wir aber noch einen Tag länger in Whitehorse und bestellten auf Anraten meiner neuen Ducato-Freunde aus UK am Montagmorgen bei Chrysler ein neues Masseband, da das alte nach den Jahren jetzt doch schon ein bisschen gelitten hatte.

Immerhin waren wir jetzt wieder mobil und steuerten somit wieder einen etwas schöneren Stellplatz an, wo wir die Zeit nutzten, um nun auch endlich unseren Keller/Garage vom Dempster-Dreck zu befreien. Die Fahrräder und alles andere darin waren noch unter einer dicken Staubschicht begraben, der wir nun zu Leibe rückten.

Unser Kellerinhalt – ein 1000-Teile-Puzzle, das nur mein Mann lösen kann.

Nachdem dann die Bestellung für das Masseband getätigt war, hatten wir bis zu dessen Lieferung nun zwei Tage Zeit. Die wollten wir keinesfalls in Whitehorse verbringen, so zog es uns weiter in das ca. 1,5 Stunden entfernte Carcross.

Carcross & Umgebung

Den hübschen kleinen Ort ließen wir aber erstmal links liegen und bogen gleich zum Montana Mountainbike Park ab, der mega schön gelegen war.

Hier kamen die frisch gesäuberten Räder endlich mal wieder zum Einsatz.

Nach der erfolgreichen Ausfahrt suchten wir uns ein schönes Plätzchen oberhalb des Windy-Arm-Lakes. Der machte seinem Namen später am Nachmittag alle Ehre. Es wurde ganz schön windig, aber da wir geschickt geparkt hatten, konnten wir zumindest im Windschatten des Vans noch ein bisschen draußen sitzen und die schöne Umgebung bestaunen.

Haus am See

Als ich gegen Mitternacht aus dem Fenster schaute, traute ich meinen Augen erst nicht. War das eine besonders helle Wolke am Himmel, oder leuchtete da was? Und tatsächlich – wir sahen unsere ersten Polarlichter der Saison, direkt vor unserer Haustür.

Und auch der nächste Tag hielt eine Überraschung bereit. Ich saß lesend vor dem Van, als Christian plötzlich ganz aufgeregt von seinem Spaziergang zurückkam. „Anne, da liegt ein Bär vorm Van“. Und ich so: „Häh?“ Ich sah keinen Bären – bis ich aufstand. Da lag tatsächlich, keine 30 Meter von uns entfernt, ein zimtfarbener Schwarzbär im Gras und fraß genüsslich die Beeren, die dort wuchsen.

Der Bär bemerkte uns schließlich auch, ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen, sondern fraß weiter, bis scheinbar alle Beeren vertilgt waren. Dann erhob er sich und trottete gemächlich wieder ins Unterholz.

Bye bye Bärli

Crazy! Da fährt man wochen- und monatelang durch die Wildnis und hofft darauf, einen Bären zu sehen, und dann kommt der Kollege einfach zu uns, vor die Haustür. Allerdings machte uns von nun an jedes Rascheln im Gebüsch etwas nervös und wir gingen nicht mehr ohne unser Bärenspray vor die Tür. Aber der Bär ließ sich nicht mehr blicken und nach der zweiten Nacht an diesem schönen Platz, machten wir uns auf den Weg zurück nach Whitehorse, um unser Masseband abzuholen.

Doch nun legten wir erst noch einen Stopp im Örtchen Carcross ein. In Carcross haben sich zwei First Nations Stämme zusammengetan, daher sah man im (leider sehr touristischen) Ort jede Menge traditionelle Wandgemälde und Handwerkskunst.

Allerdings kamen mit uns zusammen sage und schreibe sieben (!) Busladungen voller Kreuzfahrt-Touristen an, die vermutlich in Skagway (Alaska) vor Anker lagen. Horror! Wie die Lemminge strömten die Touris aus den Bussen und schon mit gezückten Geldbeuteln in die kleinen Shops, um dort überteuerten Tant zu kaufen und die Wege zu verstopfen. Da hatten wir ausnahmsweise mal schlechtes Timing.

Dementsprechend fiel unser Spaziergang durch den Ort auch eher kurz und zügig aus. Am schönen kleinen „Stadtstrand“ hätte man es glatt noch länger aushalten können (so weit drangen die Kreuzfahrt-Touris auch nicht vor), aber es war noch immer ganz schön, windig und kühl. Somit begnügten wir uns mit einem Eis und fuhren dann schon wieder weiter.

Aber nicht, ohne kurz an der angeblich kleinsten Wüste Nordamerikas zu stoppen. Naja, vielleicht ist es auch einfach nur ein großer, unbebauter Sandkasten.

Carcross Desert

In Whitehorse nahmen wir unser neues Masseband in Empfang, besorgten noch ein paar Kleinigkeiten und dann ging es endgültig weiter gen Süden.

Zurück in British Columbia

Die Nacht verbrachten wir wieder mal irgendwo an einem Seeufer, bevor uns ein weiterer langer Fahrtag endlich zurück nach British Columbia brachte und gleich an den nächsten See.

Am Eddontenajon Lake konnten wir direkt bis an die Wasserkante vorfahren und wurden zudem mit dem perfekten Wetter begrüßt. Also zögerten wir nicht lange und sprangen rein ins Wasser – das deutlich kälter war als das Nordpolarmeer oben in Tuk. Aber was für eine Kulisse!

Auch der nächste Tag versprach sehr schön zu werden, und wir überlegten hin und her, ob wir nicht einen Tag lang bleiben sollten. Aber wir wollten unbedingt noch mal Bären beim Lachsfischen sehen und das Zeitfenster dafür schloss sich so langsam schon. Also rissen wir uns los und machten uns auf nach Stewart, dem kleinen Ort kurz vor Alaska.

Ausflug nach Alaska

Wieder führte uns die Straße vorbei am Bear Glacier, den wir diesmal viel besser sahen als bei unserem ersten Besuch.

Bear Glacier

Angekommen in Stewart, packten wir dann die Räder aus und radelten mal fix rüber nach Hyder, Alaska.

Wer sich nicht erinnert: Anfang Juli waren wir hier schon mal kurz mit dem Van und hatten gehofft, schon einen Bären zu sehen. Wir sahen auch einen Schwarzbären, aber nur am Straßenrand. Die Lachse waren damals noch nicht auf der Durchreise. Das war nun anders. Wir waren aber fast schon am Ende der Lachssaison, was die vielen Lachs-Leichen im Fluss deutlich machten (den bestialischen Gestank lasse ich mal unerwähnt).

Dennoch versuchten wir noch mal unser Glück am Fish Creek Wildlife Observatory. Als wir dort ankamen, ließ uns der zuständige Ranger gleich wissen, dass gerade zwei Grizzlies im Fluss stünden. Also Kamera raus und nichts wie hin. Und da waren sie dann. Mama-Bär und ihr schon nicht mehr ganz so Junges, die gemeinsam Lachse angelten.

Grizzlies beim angeln

Zwar waren die beiden relativ weit weg von uns, aber durch die Telelinse konnte ich genau beobachten, wie sie einen Fisch nach dem anderen aus dem Wasser zogen und entweder noch im Fluss verspeisten oder raus ans Ufer schleppten. So irre, das endlich mal live zu sehen!

Wir blieben, bis die beiden schließlich außer Sichtweite waren – erst dann wurde uns bewusst, dass wir ja gleich am Fluss entlang zurückradeln würden. Na, immerhin waren die beiden jetzt satt und hoffentlich nicht scharf auf menschlichen Nachtisch. 😅

Wir radelten also zurück Richtung Kanada und noch einmal durch den Ghost-Town Hyder, wo auch jetzt, in der Hochsaison, nichts los war.

Der kanadische Grenzbeamte nahm es dann wieder sehr genau – wobei wir diesmal, auf unseren Rädern ja zumindest keinen Eindruck von illegal einreisenden Gypsies machen konnten. Dennoch stellte er die üblichen Fragen zu unseren Reiseplänen, zur Aufenthaltsdauer, zum Arbeitgeber etc. und hieß uns dann erneut willkommen in Kanada. Jetzt bleiben wir aber auch erstmal hier!

Clements Lake

Nachdem wir die Räder wieder im Van verstaut hatten, steuerten wir dann den Stellplatz an, den wir schon bei unserem ersten Besuch entdeckt hatten und der bisher einer unserer liebsten Stellplätze in Kanada war. Und diesmal war es noch besser, da wir perfektes Sommerwetter hatten und auch kaum noch Mücken unterwegs waren. Wir ergatterten wieder den besten Platz direkt am Seeufer, mit Blick auf den Berg mit dem klangvollen Namen „Mount Shorty Stevenson“ und verbrachten hier zwei Tage mit Relaxen, Baden, Arbeiten und Sporteln.

Absolut genial.
Nur meine Joggingrunde musste leider ausfallen. Ich war gerade losgelaufen, als ca. 100 Meter vor mir ein Schwarzbär aus dem Unterholz kletterte. Äh, nein danke, da blieb ich dann doch lieber in Sicherheit rund um den Van. Auch wenn Schwarzbären eigentlich viel zu süß aussehen, um gefährlich wirken zu können. Darauf ankommen lassen, wollte ich es dann doch lieber nicht.

Zufällig stießen hier am zweiten Abend auch Donna und York wieder zu uns, die beiden Ostkanadier, die wir in Inuvik kennengelernt hatten. Kanada ist eben doch ein Dorf!

Nach der zweiten Nacht rissen wir uns dann aber auch hier wieder los – da warteten noch ein paar Bikeparks auf uns, die wir schon lange auf der Liste hatten.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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Der Dempster Highway – das nördliche Ende unserer Panamericana

Teil 5 unseres Roadtrips durch Kanada

9. – 19. August 2025
Yukon & Northwest Territories

Rückkehr nach Kanada

Am frühen Nachmittag des 9. Augusts erreichten wir den Grenzübergang auf dem höchsten Punkt des Top of the World Highways. Immerhin in 1.300 Metern Höhe, was für hiesige Verhältnisse recht hoch ist (da können die Pässe in den Anden nur lachen).

Ein netter Grenzbeamter fragte, woher wir kommen und wie lange wir in Kanada bleiben wollen. Wir antworteten 180 Tage (die maximale Anzahl für Europäer). Das schien bei dem Beamten ein paar Alarmglocken auszulösen.
Das zwar noch freundliche, aber doch sehr bestimmte Verhör begann: Warum, wo wollt ihr hin, was macht ihr beruflich, wer sind eure Arbeitgeber, wieso habt ihr so lange frei, wie viele Ersparnisse habt ihr, wann reist ihr zurück nach Deutschland, plant ihr illegal zu arbeiten, arbeitet ihr online, seid ihr Gypsies, etc.? Wir kamen ganz schön ins Schwitzen und befürchteten schon, er würde uns die Einreise verweigern oder nur einen kurzen Transfer erlauben.

Irgendwann wurde der Ton wieder netter und der Beamte erklärte uns, dass es für sie tatsächlich verdächtig sei, wenn Ausländer gezielt nach 180 Tagen Aufenthalt fragen, da dies in der Regel nur Menschen machen, die entweder heimatlos (und oft auch mittellos) sind oder eben digitale Nomaden, die sie nicht im Land haben wollen, da sie keine Steuern zahlen. So weit, so verständlich.
Wir versicherten ihm, dass nichts von beidem in unserem Fall zutraf und wir nicht planten, illegal im Land zu bleiben, und auch schon die Rückreise geplant hatten (naja, zumindest haben wir mal darüber gesprochen). Dies stellte ihn schließlich zufrieden und wir durften ohne weitere Kontrollen wieder nach Kanada einreisen und 6 Monate bleiben. Puh, Glück gehabt.

Willkommen zurück im Yukon!

Die Landschaft entlang des Top of the World Highways blieb weiterhin beeindruckend und schön, und der Schotterbelag war perfekt geebnet, sodass wir viel zügiger als erwartet vorankamen – auch als uns ein Regenschauer einholte. Dieser ließ den Van ganz schön vermatscht aussehen – ein Vorgeschmack auf unser nächstes großes Abenteuer…

Dawson City

Eine kurze Fluss-Fährfahrt brachte uns schließlich nach Dawson City, eine ehemalige Goldgräberstadt am Yukon River und Ausgangsort für unsere Reise in die Northwest Territories.

Wir stellten den Van am Ortsrand ab und erkundeten zu Fuß die kleine Stadt, die mit ihren bunten Holzhausfassaden und staubigen Straßen echten Wild-West-Charme versprühte. Fast schon zu künstlich, für unseren Geschmack.

Wir verirrten uns seit langem mal wieder in ein Restaurant und gönnten uns griechische Küche – was auch sonst, so hoch oben in Kanada. 😉

Für den nächsten Tag hatten wir dann eine lange To-Do-Liste, denn uns stand ein besonderes Abenteuer bevor:

Der Dempster Highway

Der Dempster Highway ist eine der berühmtberüchtigtsten und außergewöhnlichsten Straßen Nordamerikas – und die einzige öffentliche Route Kanadas, die bis hinauf an den Arktischen Ozean (das Nordpolarmeer) führt. Auf knapp 900 Kilometern verbindet sie Dawson City im Yukon mit dem Ort Tuktoyaktuk in den Northwest Territories.

Erst seit 2017 kann man die ganze Strecke mit dem Auto zurücklegen. Vorher endete die Straße in der Stadt Inuvik, 148 km vor Tuktoyaktuk. Erst mit dem Bau und der Freigabe des letzten Abschnitts zwischen Inuvik und Tuk (wie die Locals es nennen) wurde der Arktische Ozean erstmals ganzjährig über Kanadas Straßennetz erreichbar. Vorher war Tuk nur per Boot oder Flugzeug erreichbar oder im Winter über temporäre Eisstraßen.

Die Strecke führt durch einsame Wildnis, vorbei an borealen Wäldern, am beeindruckenden Tombstone-Gebirge, das von vielen auch Patagonien Nordamerikas genannt wird, über das Richardson-Gebirge und hinein in die arktische Tundra. Bei Kilometer 405 überquert man sogar den Polarkreis.

Asphalt sucht man hier vergeblich – der Dempster ist eine raue Schotterpiste voller Schlaglöcher, gebaut auf Permafrost, die je nach Wetter zwischen staubtrocken, tief schlammig oder auch spiegelglatter Eisfläche schwankt. Schnee ist hier auch im August keine Seltenheit (was Reisefreunde von uns leider am eigenen Leib erfahren mussten).

Versorgungspunkte sind rar, es gibt unterwegs nur an drei Orten Tankstellen, eine kleine Auswahl an Lebensmitteln, einfache Unterkünfte oder kleine Werkstätten. Über weite Strecken herrscht kein Mobilfunkempfang, und wer unterwegs liegen bleibt, muss sich meist selbst helfen können – oder sehr viel Geld bezahlen, um abgeschleppt zu werden.

Ursprünglich als Versorgungsroute für Ölfelder geplant, ist der Dempster Highway heute ein Symbol für Abenteuer, Einsamkeit und unendliche Weite.

Dafür wollten wir natürlich gewappnet sein, daher erledigten wir in Dawson noch mal einen (sehr teuren) Großeinkauf, füllten Wasser- und Dieselvorräte, befreiten Moby Dick vom Alaska-Dreck und brachten sogar eine von uns mühsam auf Maß geschnittene Plexiglas-Schutzscheibe vor unserer Windschutzscheibe an – der Dempster ist nämlich berühmt berüchtigt für Reifenplatzer und Steinschläge. Und da Windschutzscheiben hier ein teurer Spaß sind (Kaskoversicherung haben wir keine), wollten wir so gut wie möglich vorsorgen.

Als wir alles erledigt hatten und eigentlich schon mal aus der Stadt herausfahren wollten, um nahe dem Startpunkt des Dempsters zu übernachten, kam dann ein kleiner Schock: Moby sprang nicht mehr an. Christian drehte den Zündschlüssel, alle Lampen, Lüftung und Radio gingen an, aber der Motor zuckte nicht. WTF! 🤯
Es konnte ja wohl nicht schon wieder der Anlasser sein. Wir schalteten alle Verbraucher aus und zwei Startversuche später sprang Moby auch wieder an. Die Batteriespannung schien einigermaßen normal, im Fehlerspeicher war auch nichts hinterlegt. Hatte er sich nur verschluckt? Kein Bock auf Schotterpiste? Ein Problem mit dem Zündschloss? Unsere Internetrecherche brachte viele mögliche Ursachen, die meisten konnten wir ausschließen. Es blieb das Thema mit der Batteriespannung, die schien beim Anlassen stärker als normal abzusinken. Wir beschlossen daher, die Nacht in der Stadt zu verbringen und am nächsten Morgen erst noch mal bei einer Werkstatt vorbeizuschauen, um ggf. die Batterie noch zu tauschen. Eine Panne auf dem Dempster wollten wir auf keinen Fall riskieren.

Bis zum nächsten Morgen sprang der Van mehrfach problemlos an, alles schien normal. In der Werkstatt wurde die erst 1,5 Jahre alte Batterie getestet und auch dabei kam heraus: alles in Ordnung. Alle Werte waren normal, es gab keinen Anhaltspunkt, dass etwas nicht stimmte. Also schauten wir uns tief in die Augen und beschlossen: Wir wagen es. Auf zum Dempster Highway!

Start auf dem Dempster Highway

Nach ca. 30 Minuten erreichten wir den offiziellen Startpunkt der (Tor-)Tour. Ab dem Schild lagen nun 880 km bis zum Nordpolarmeer vor uns.

Und der Dempster zeigte sich gleich zu Anfang von seiner „besten“ Seite – kaum hatten wir den Teer hinter uns gelassen, begann die Schlaglochpiste. Wir kamen nur selten über den zweiten Gang hinaus. Aber wenigstens staubte es nicht so, denn es hatte in der Nacht ein bisschen geregnet. Die Wettervorhersage war für die kommenden Tage eigentlich auch gut gewesen, doch das Wetter hielt sich nicht daran und überraschte uns nach wenigen Kilometern mit Regen – und davon nicht wenig. Innerhalb von Minuten waren die Schlaglöcher zu tiefen Pfützen geworden, durch die die uns überholenden LKWs gnadenlos durchbretterten.

Als wir nach 74 km unseren ersten Stopp im Tombstone Territorial Park einlegten, sah der Van schon aus, als hätten wir die gesamten 1800 Kilometer bereits hinter uns. Zudem sahen wir vom schönen Tombstone Gebirge genau: nichts! Der Nebel hing bis zum Boden und es war einfach nur eklig, nass und kalt draußen. Somit mussten wir uns dieses Dempster-Highlight wohl für den Rückweg aufheben.

Wie Sie sehen, sehen sie fast nix.

Trotz des besch… Wetters und der wirklich mega schlechten Straße legten wir am ersten Tag noch 230 Kilometer zurück. Unseren Platz für die Nacht fanden wir etwas abseits des Highways, auf einem einfachen Schotterplatz am Fluss. Viel zu sehen war davon dank des Nebels aber nicht.

Dirty Moby

Wenige Minuten nach uns kam noch ein Pickup mit riesigem Wohnwagen auf den Platz gerollt. Auch solche Gespanne wagen sich auf den Dempster. Obwohl es ausreichend Platz gegeben hätte, stellten sich die Leute direkt neben uns. Soweit kein Problem, draußen aufhalten wollte sich sowieso keiner. Allerdings packte der Fahrer des Gespanns gleich mal zwei große Generatoren aus, die er quasi direkt neben unserem Schlafzimmerfenster platzierte – und auch gleich anwarf. Na danke! 🙄
Bis 22 Uhr hielten wir den immensen Krach aus (als würde man neben einem Rasenmäher sitzen), dann ging Christian rüber und fragte freundlich, ob sie die Dinger nicht mal ausstellen können – was sie dann auch irgendwann taten. Immerhin. Wir werden aber wohl nie verstehen, warum die Leute hier in Nordamerika die dicksten und teuersten Riesen-RVs fahren, aber von Solar und Batterien scheinbar noch nie was gehört haben. Na ja.

Die Nacht war dann ruhig und kalt, und als am nächsten Morgen die Generatoren wieder ansprangen, waren wir auch schon bereit zur Weiterfahrt – diesmal sogar ohne Regen! Das Wetter war ab sofort auf unserer Seite, der Himmel wurde zunehmend blauer und die Sonne schien und trocknete die Pfützen aus. Dennoch kamen wir maximal im 3. Gang voran, dank Schlaglöchern und feinster Wellblechpiste und weil der Boden vom Vortag noch so aufgeweicht und matschig war, dass wir wie auf Schmierseife fuhren. Nix für schwache Nerven.

Aber dafür konnten wir ja jetzt die uns umgebende Landschaft bewundern, eine weite Tundra, voller kleiner Seen.

Schließlich erreichten wir den „Ort“ Eagle Plains. Dort gibt es ganze 9 Einwohner, aber immerhin eine Tankstelle, ein kleines Hotel und eine Werkstatt. Auch eine Autowäsche hätte es gegeben, und wir überlegten kurz, die dicken Matschklumpen vom Vortag abzuwaschen. Aber die Wäsche sollte hier pauschal 40 kanadische Dollar kosten (ca. 25 €), daher verzichteten wir gerne. Auch Tanken musste leider ausfallen – der Diesel war leer. Naja, zum Glück haben wir ca. 1.000 km Reichweite und einen Reservekanister dabei, von daher war es noch nicht dringend.

Nächster Stopp: Polarkreis

Wir fuhren weiter, bis uns ein blauer Crafter mit Bremer Nummernschild entgegenkam. Moment mal, den kennen wir doch! So kam es zu einem spontanen Wiedersehen mit Max und Merle (aka Anschnallen Abfahrt). Zuletzt hatten wir uns in El Salvador getroffen. Seitdem waren wir immer wieder mal in Kontakt, aber zu einem Treffen hat es nie gereicht. Dann eben hier, auf einer Schotterstraße, kurz vorm Ende der Welt.

Wir, Max, Merle, Lotta & Justus

Die beiden hatten Lotta und Justus im Schlepptau, die ihr Panamerica-Abenteuer gerade erst begonnen haben. So klein ist die Overlander-Welt.

Wenige Kilometer weiter erreichten wir den ersten Meilenstein des Dempster Highways: Wir überschritten bzw. überfuhren den Polarkreis. Mit unserem rollenden Zuhause. Crazy!

Ab hier waren es nun „nur noch“ 475 km bis zu unserem Ziel.
Wir steuerten aber schon bald unseren Platz für die Nacht an, diesmal etwas versteckter gelegen, sodass uns keine Generatoren finden konnten. Hier wollten wir uns noch ein bisschen bewegen, da die langen, rumpeligen Fahrtage uns sonst kirre machen.

Aber erstmal hieß es wieder klar Schiff machen, denn durch das nun so schöne und trockene Wetter hatte sich die Straße in eine Staubpiste verwandelt, der in unserem Van in jede Ritze kroch und leider auch in den Innenraum kam. Vorsorglich hatten wir einen Plastikvorhang vor den Hecktüren installiert und auch das Bett mit einer Plastikplane abgedeckt – das stellte sich als ziemlich gute Idee heraus, aber dennoch war das eine riesige Sauerei.

Hier hätte auch Dexter sein Unwesen treiben können
Dempster-Idyll

Northwest Territories

Nach einer ruhigen Nacht begrüßte uns morgens wieder die Sonne und wir setzten die wilde Fahrt gen Norden fort. Bald schon erreichten wir die Northwest Territories (quasi ein neues Bundesland) und ab dort war die Straße in deutlich besserem Zustand. Ich schaltete zum ersten Mal in den 5. Gang (wenn auch nur ganz kurz).

Im weiteren Verlauf standen uns zwei kurze Fährfahrten bevor, um über einen Fluss zu kommen. Im Winter, wenn alles zugefroren ist, kann man hier einfach übers Eis fahren. Beide Fähren sind kostenlos, effizient und schnell. Sie fahren immer, wenn sie voll sind, oder wenn jemand am anderen Ufer ankommt. Also mega easy!

Vor der ersten Fähre hatten wir großes Glück – in der Kurve vor dem Fährweg hatte sich ein Unfall ereignet. Ein Tanklaster war umgekippt, daher wurde die Straße kurz nach uns gesperrt und die Fähre stoppte für mehrere Stunden ihren Dienst. Schon in den Videos anderer Reisender hatten wir gesehen, dass die Fähren oft das Nadelöhr hier oben sind. Denn wenn es mal einen Defekt gibt, kann es schon mal mehrere Tage dauern, bis jemand kommt, um sie zu reparieren. Anschlusstermine sollte man sich also lieber keine planen.

Nach der zweiten Fährfahrt erreichten wir den nächsten „Ort“ auf der Strecke, McPherson. Dort gab es Diesel und wir nutzten dies, um unseren Tank aufzufüllen – auch wenn es mit 2,50 CAD pro Liter ca. doppelt so teuer war wie im Rest von Kanada. Aber durchaus verständlich hier oben.

Tankstelle auf dem Dempster Highway

Inuvik & Endspurt

Begleitet von einer permanenten Staubwolke (drinnen wie draußen), erreichten wir am Nachmittag schließlich die Stadt Inuvik, die mit 3.200 Einwohnern größte Stadt entlang des Dempsters und auch eine der nördlichsten Städte in Kanada. Inuvik bedeutet in der Sprache der indigenen Inuvialuit, der Hauptbevölkerungsgruppe hier oben, so viel wie „Ort der Menschen“.

Bevor wir uns hier umschauten, mussten wir erstmal wieder den Van herrichten. Denn schon, wie am Vortag hatte sich hier einiges an Staub gesammelt – auf der Plane auf unserem Bett sah es aus wie in einem Sandkasten. Der Horror für Menschen mit Putzfimmel (also mich). Und wo wir schon mal dabei waren, verpassten wir Moby dann auch gleich eine Außenwäsche. Die war auch mehr als nötig, da der Van so staubig war, dass man nichts mehr anfassen konnte, ohne sich komplett einzusauen. In den Radkästen hatte sich kiloweise Matsch angesammelt, der festklebte wie Beton. Wieder mal einer der Momente, in denen ich mich fragte, warum wir uns das eigentlich antun…

Es blieb noch Zeit für einen kurzen Spaziergang durch die „Innenstadt“. Viel zu sehen gab es allerdings nicht, die Iglu-Kirche ist eins der wenigen Highlights hier.

Iglu-Kirche

Auch im Supermarkt schauten wir uns interessehalber mal um. Wir hatten ja genügend Vorräte dabei, was bei den Apothekenpreisen da oben auch mehr als sinnvoll war. Keine Ahnung, wie sich das die lokale Bevölkerung leisten kann.

Zurück am Van lernten wir ein nettes Paar aus Ostkanada kennen, dem wir in den kommenden Tagen und Wochen noch öfter begegnen sollten. Donna und York fahren das nordamerikanische Pendant zu unserem Ducato und waren ganz angetan von unserem Ausbau und unserer Reise. York sprach dazu ein bisschen Deutsch, da er, wie gefühlt jeder zweite Kanadier, deutsche Vorfahren hat.

Schließlich verarztete Christian noch den Van, indem er alle Ritzen mit Duct-Tape abklebte, und so hoffte, unser Staubproblem etwas eindämmen zu können.

Duct-Tape regelt

Das Ende unserer Panamericana

Ein bisschen half es tatsächlich, als wir am nächsten Morgen unsere Reise fortsetzten und die letzten Kilometer nach Tuk in Angriff nahmen. Diese 148 Kilometer hatten es noch mal in sich, die Straße war Wellblechpiste pur, und wir brauchten ganze 4 Stunden, bis wir schließlich vor dem langersehnten Ortsschild von Tuktoyaktuk standen.

Wow, wir hatten es (fast) geschafft. Die letzten Meter bis zum Ende der Straße und zum Ufer des Nordpolarmeers waren dann ganz schön emotional. Und dann standen wir da, am Ende der Straße, am Meer und vor dem Schild, das alle Panamerica-Reisenden kennen.

Angekommen!

In 3 Jahren und 1 Tag sind wir von Montevideo bis runter nach Ushuaia, mit dem Schiff in die Antarktis, und dann bis ganz nach hier oben gefahren. Mit unserem Zuhause. Mit allem, was dazwischenlag, durch Patagonien, über die Anden, vorbei am Darian Gap, schwitzend durch Zentralamerika und mit einigen Pleiten, Pech und Pannen durch Mexiko und Nordamerika. Mit allen Hochs und Tiefs, die eben so dazugehören. Holy Shit! Wir haben es geschafft. Panamericana: Check! ✅

Und was für ein Glück wir hatten. Denn hier oben, wo selbst im Sommer die Durchschnittstemperatur nur bei 15 Grad liegt, wurden wir mit blauem Himmel, strahlendem Sonnenschein und unglaublichen 24 Grad empfangen. Besser geht’s wohl nicht!

Darauf erstmal ein Eis!

Was dazu noch richtig cool war: Direkt dort, gleich neben dem Schild, konnten wir auch campen. Also stellten wir Moby ans Ufer des Nordpolarmeers und schmissen uns in unsere Badeklamotten. Denn wer in der Antarktis im Südpolarmeer baden geht, der muss natürlich auch hier oben ins Wasser. Wir liefen ein paar Meter zum offiziellen „Badestrand“ und sprangen ins Wasser, was zu unserer Überraschung nicht annähernd so kalt war, wie wir es uns vorgestellt hatten.

Das Meerwasser ist da oben übrigens auch nicht so salzig wie anderswo, da durch die tiefen Temperaturen sich das Salz weiter unten sammelt und zudem das schmelzende Gletschereis aus der Arktis das Salzwasser quasi verdünnt.

Was für ein unglaubliches Gefühl, hier zu sein.

Wir nutzten das schöne Wetter und die langen Tage natürlich gebührend aus, unternahmen einen Spaziergang durch den kleinen Ort und saßen bis fast um Mitternacht draußen, beobachteten, wie die Sonne ganz langsam unterging und der Mond gleichzeitig aufging.

Wie besonders dieser Tag war, wurde uns dann am nächsten Morgen noch mal bewusst. Als ich das Rollo öffnete, sah ich nichts außer Grau, Nebel und Regen. Statt 24 Grad wurde es nicht wärmer als 8 Grad. Das nenn’ ich mal Timing. Dementsprechend hielt uns auch nichts mehr in Tuk und uns stand ja nun die ebenso lange Rückfahrt bevor, auf die ich ehrlich gesagt noch weniger Lust hatte als auf den Weg hinauf.

Take the long way home…

Noch mal legten wir einen kurzen Stopp in Inuvik ein, besorgten ein paar Kleinigkeiten, füllten noch mal Wasser und Diesel auf und schauten noch schnell im Visitor Center vorbei, was zumindest ein bisschen über die lokale Kultur und Tierwelt hier oben vermitteln konnte. Denn Tiere hatten wir auf den gesamten 900 Kilometern mal wieder so gut wie keine gesehen.

Wir fuhren noch weiter bis kurz vor die erste Flussfähre, wo wir die Nacht an einem kleinen See verbrachten. Dort begann der nächste Tag mal wieder verregnet. Kaum waren wir wieder losgefahren, lief vor uns ein Schwarzbär über die Straße. Der Bär war nicht nur klatschnass, sondern auch wesentlich größer als seine Artgenossen, die wir bisher gesehen hatten. Und schüchtern war er auch nicht. Wir vermuten, dass er öfters mal aus vorbeifahrenden Autos und LKWs gefüttert wurde, denn je langsamer wir fuhren, desto näher kam er uns.

Also lieber schnell weg, bevor der Kollege auf die Idee kam, am Auto hochzuklettern…

Wir brachten einen langen, grauen und tristen Fahrtag hinter uns. Zweimal Fähre fahren, einmal noch auftanken in Eagle Plains und dann wieder einen Stellplatz suchen. Die Strecke zog sich ganz schön und war gefühlt noch länger als auf dem Hinweg. Um nicht ganz verrückt zu werden, rafften wir uns noch zu einer Runde Sport auf und legten am nächsten Morgen wieder früh ab, um so bald wie möglich wieder in der Zivilisation zu sein.

Tombstone Territorial Park

Aber wir hatten uns ja noch ein Highlight fürs Ende aufgehoben: den Tombstone Territorial Park. Kurz bevor wir diesen erreichten, klarte der Himmel endlich wieder auf und wir sahen, was wir bei der Hinfahrt am ersten Tag alles an Landschaft verpasst hatten. Wow, was für ein Anblick!

Es war aber auch verrückt zu sehen, wie schnell sich hier die Jahreszeiten ändern. Gerade mal eine Woche waren wir auf dem Dempster unterwegs gewesen. Und die Fireweeds, die am ersten Tag unserer Reise noch geblüht hatten, waren jetzt schon größtenteils verblüht und die ersten Blätter verfärbten sich schon gelblich.

Diesmal sahen wir sogar die Berge

Schließlich erreichten wir den Ausgangspunkt zum Grizzly Lake Hike. Eine nur 6 km lange Wanderung, die aber perfekt war, um unsere eingerosteten Beine wiederzubeleben. Durch einen moosigen Wald stiegen wir steil hinauf und wurden schließlich mit der Aussicht auf die Tombstone Mountains belohnt, die manch einer mit Patagonien vergleicht. Unserer Meinung nach können die Berge aber nicht ganz mit dem Fitz Roy und Co. mithalten, aber es war definitiv ein mega-schöner Ausblick.

Nun standen uns nur noch 60 km bis zurück in die Zivilisation bzw. auf die Teerstraße bevor. Die Schlaglöcher gaben noch mal alles, aber dann war es schließlich geschafft. Halleluja – wir haben 1.800 Kilometer Dempster Highway pannenfrei überlebt. 🥳

Was für ein Erlebnis und was für ein Gefühl, hier oben angekommen zu sein. Trotzdem bleibt es ein einmal und nie wieder für uns. Aber warum sollte man sich das auch ein zweites Mal antun?

Dawson City 2.0

Über feinsten Teer ging es zurück nach Dawson City, wo wir direkt die Waschanlage bzw. den öffentlich zugänglichen Hochdruckreiniger (mehr isses nicht) ansteuerten. Das Klebeband kam ab, die Plexiglasscheibe, die uns sehr gute Dienste geleistet hatte, kam runter und wir verpassten Moby eine ordentliche Dusche – wenn auch ohne Seife, die gibt’s hier nicht.

Als wir vom Waschplatz fuhren, erklang ein unschönes Quietschen. Mist, war doch was kaputtgegangen? Wir versuchten zu lokalisieren, was da los war. Scheinbar hatte sich was an der Hinterachse oder in der Bremse verhakt. Also zurück auf den Waschplatz. Während ich langsam vor- und zurückfuhr, versuchte Christian noch mal, alles aus den Radkästen und den Bremsscheiben herauszuholen. Tatsächlich rieselten noch einige Steinchen raus, das Quietschen blieb aber. Aber das war nun ein Problem für den nächsten Tag.

Wir bezogen einen Platz am Ortsrand und ließen die vergangene Woche erstmal sacken.

Am nächsten Morgen klapperten wir dann die beiden Mechaniker in der Stadt ab, die aber keine Zeit für uns hatten und uns auf Dienstag vertrösteten. Na gut, wir hatten auch so genug zu tun. Auf einem Campingplatz jagten wir drei Ladungen Wäsche durch und drehten den Van einmal auf links, um dem ganzen Dreck und Staub zu Leibe zu rücken.

Nach getaner Arbeit gönnten wir uns abends ein besonderes Dawson-City-Highlight. Denn in so einer alten Goldgräberstadt gibt es natürlich auch ein buntes Vergnügungsangebot. Wir kehrten bei Diamond Tooth Gerties ein, Kanadas ältestem Casino mit Cancan Show. Wir lernten ein paar nette US-Amerikaner kennen, mit denen wir uns die erste Show von Gertie und ihren Tänzerinnen ansahen und dabei den schlechtesten Burger aller Zeiten aßen. Naja, man kann wohl nicht alles haben.

Die Show war dafür echt gut, die Sängerin und der Sänger gaben alles und die drei Tänzerinnen schwangen die Beine und Röcke, sodass einem schwindelig werden konnte.

Auch für die zweite Show blieben wir noch, mit noch mehr Gesang und Tanz. Anschließend kamen wir mit einer der Sängerinnen ins Gespräch, die uns erzählte, dass sie in der Saison an jeweils 6 Abenden in der Woche hier die Show aufführen und vorher nur 3 Wochen Zeit haben, alle Choreografien zu lernen. Schon ein Wahnsinns-Programm.

Für die Mitternachtsshow fehlte uns das Sitzfleisch, und außerdem wollten wir am nächsten Morgen wieder früh in der Werkstatt sein. Aber dort wurden wir wieder vertröstet, sodass wir schließlich beschlossen, selbst Hand anzulegen.

Auf dem Hof der Werkstatt bockten wir Moby auf und nahmen das erste Rad ab. Beim Wackeln am Schutzblech hinter der Bremsscheibe rieselten auch schon die ersten Steinchen heraus. Der Werkstattmeister schaute kurz vorbei und ermutigte uns, damit weiterzumachen, er war sich sicher, dass das unser Problem sei – scheinbar waren wir nicht die einzigen, die diese Souvenirs vom Dempster mitbringen. So rüttelten und schüttelten wir so lange, bis keine Steinchen mehr herauskamen, und lernten nebenbei noch ein deutsches Paar kennen, das mit ihrem Landcruiser die Panam bereist und einen Differenzialschaden hatte. Dann doch lieber nur ein paar Steinchen in der Bremse … Auch zwei Jungs aus den Staaten leisteten uns noch Gesellschaft, sodass uns zumindest nicht langweilig wurde bei all der Arbeit.

Irgendwann war es dann geschafft und das Schleifgeräusch so gut wie weg. Wir belohnten uns mit einem Eis und dann wurde es Zeit, Dawson City den Rücken zu kehren. Wir hatten jetzt genug vom ganz hohen Norden und wollten jetzt endlich wieder weiter in den Süden – denn da warteten noch ein paar Berge und Bären auf uns…

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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Unterwegs in den Yukon

Teil 4 unseres Roadtrips durch Kanada

5. – 9. Juli 2025
British Columbia, Alaska & Yukon

Tagesausflug nach Alaska

Es ging weiter durch den Westen von Kanada und immer weiter gen Norden. Ein langer Fahrtag brachte uns schließlich nach Stewart, einen kleinen Ort an der Grenze zu Alaska. Allerdings nicht ins „richtige“ Alaska. Über die Grenze kommt man von Stewart aus nur in das Geisterdorf Hyder, in dem nur wenige US-Amerikaner leben. Es gehört aber geografisch zu den südlichen, zerstückelten Ausläufern des 49. US-Amerikanischen Bundesstaats.
Aber das wollten wir uns erst am nächsten Tag anschauen, daher bezogen wir erstmal ein schönes Plätzchen am Clements Lake, mitten im Wald. Auf dem Weg zum Stellplatz kamen wir nicht nur am Bear Glacier vorbei, sondern begegneten auch einem kleinen Schwarzbär am Straßenrand.

Bear Glacier
Schwarzbär auf Wanderschaft

Immer wieder ein besonderes Erlebnis, einen Bären in freier Wildbahn zu sehen.

Und der Stellplatz, den wir dann fanden, zog sofort in die Top 3 der schönsten Campspots in Kanada ein.

Was will man mehr?

Ein Träumchen – abgesehen von den unzähligen Stechmücken, die es uns leider unmöglich machten, abends lange draußen zu sitzen. Dabei war es hier nun schon fast bis um Mitternacht noch hell.
Trotz der schönen Lage und Aussicht machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zum Grenzübergang nach Alaska.

Die Einreise gestaltete sich denkbar einfach: einfach durchfahren, es gibt nämlich keine Passkontrollen auf amerikanischer Seite, da man von Hyder aus nicht weiter nach Alaska oder in andere Teile der USA vordringen kann. Und trotzdem waren wir somit schon wieder zurück in den USA!

Willkommen in Alaska

Natürlich waren wir nicht ohne Grund hier, denn wir hofften, endlich Bären beim Lachse fischen beobachten zu können. Dafür gibt es in Hyder eine spezielle Beobachtungsstation, genannt Fish Creek Wildlife Observation. Zwar waren wir noch recht früh in der Saison, die offiziell erst Mitte Juli beginnt, aber wenn wir schon mal in der Gegend sind… Ein netter Ranger begrüßte uns, machte uns aber gleich wenig Hoffnung auf Bärensichtungen. Bis jetzt waren nur vereinzelt Lachse im Fluss, daher vergnügten sich die Bären noch im Wald und fraßen Beeren, statt Fisch.

Doch kaum verließen wir die Anlage, lief da wieder ein Schwarzbär über die Straße.

Schwarzbär

Immerhin! Aber die Lachse und Bären waren nicht der einzige Grund, warum wir hier waren. Über eine 36 km lange Schotterpiste gelangt man nämlich von Hyder zurück auf kanadischen Boden und hinauf zum Salmon Glacier, dem fünftgrößten Gletscher von Kanada. Also rumpelten wir die Piste hinauf und wurden schon bald mit den ersten Aussichten auf den Zeh des Gletschers belohnt.

Wahnsinn! Und der Anblick wurde besser und besser, je höher wir kamen. Auf circa 1100 Metern angekommen, bestaunten wir dann den Gletscher in seiner gesamten Größe, was sich wirklich nur mit „Beeindruckend“ beschreiben lässt.

Salmon Glacier

Von Reisefreunden hatten wir einen Tipp bekommen, dass es ganz in der Nähe Eishöhlen zu bestaunen gäbe. Allerdings überraschte uns dort oben mal wieder Schnee – Anfang Juli war auch hier noch alles unter einer dicken, weißen Schicht begraben. Dementsprechend war der Weg, der ohnehin nur ein inoffizieller Trampelpfad war, kaum zu finden. Wir wagten es natürlich trotzdem, ausgestattet mit Microspikes und Wanderstöcken, und gewannen schnell an Höhe.

Doch je weiter wir ins „Hinterland“ vordrangen, desto dicker, aber auch instabiler wurde die slushige-Schneedecke. Irgendwann versanken wir bei jedem Schritt wadentief im Schnee und nach wie vor war kein eindeutiger Weg zu erkennen. Für so eine Expedition ins Ungewisse waren wir einfach nicht ausgestattet. Somit machten wir schließlich kehrt und schlitterten zurück, Richtung Van und Salmon Glacier.

Theoretisch hätten wir sogar dort oben übernachten können, aber es zog uns weiter, wir wollten nun so schnell wie möglich in den hohen Norden kommen, um dort möglichst viel Sommer zu haben. Daher rumpelten wir die 36 km Piste wieder hinunter und kehrten zurück nach Kanada.

Im Gegensatz zu den USA hat die kanadische Regierung einen Grenzposten zwischen Hyder und Stewart platziert und wir waren mehr als überrascht, wie ernst die Beamten ihren Job dort nahmen. Sie waren viel strenger und genauer als ihr Kollege, der uns von Seattle einreisen lassen hatte. Wir wurden regelrecht verhört, freundlich, aber doch kritisch und bestimmt. Der Beamte wollte genau wissen, wie viel Bargeld wir haben, Alkohol, Tabak, Drogen, Feuerholz, Tierhäute, etc. Dabei wusste der vermutlich genauso gut wie wir, dass wir ja erst wenige Stunden zuvor hinübergefahren waren und dass es in Hyder so gut wie nichts zu kaufen gibt. Es folgten detaillierte Fragen zu unseren Reiseplänen, Berufen, etc. und schließlich ließ er uns wieder einreisen. Glück gehabt. In Hyder hätten wir nicht festsitzen wollen. 😉

Yukon

So fuhren wir an diesem Nachmittag noch ein Stück weiter und übernachteten mal wieder irgendwo, an einer Rest Area am Straßenrand. Der nächste Tag war noch mal ein kompletter Fahrtag. Acht Stunden waren wir unterwegs, bis wir schließlich die Provinz Yukon erreichten und damit offiziell den Norden von Kanada.

Unterwegs gab es nicht viel zu sehen, nur Millionen von Bäumen und Tausende von Seen. Alles sehr schön, aber irgendwann auch sehr eintönig. Immerhin kreuzte aber auch wieder ein Schwarzbär unseren Weg.

Schwarzbär III

Wir steuerten den Ort Watson Lake an, denn dort gibt es ein Must-See für jeden Panamericana-Reisenden: den Sign Post Forest.

Sign Post Forest

Der Sign Post Forest hat seinen Ursprung im Jahr 1942, als ein Soldat mit Heimweh, der dort oben beim Bau des Alaska Highways half, ein Ortsschild seines Heimatdorfs aufstellte. Diese Aktion fand offenbar viele Nachahmer und über die Jahre wurde es zur Tradition, dass alle Reisenden, die hier vorbeikommen, ein Schild dazuhängen. So trafen wir hier auf unzählige Ortsschilder aus aller Welt, aber auch Nummernschilder, selbstgebastelte Schilder und auch sonst alles, was man sich so vorstellen kann.

Wir wollten kein Nummernschild opfern und hatten auch kein geklautes Ortsschild von Blasbach dabei, daher verewigten wir uns nur mit einem unserer Sticker, am Frankfurt-Schild, was sich für uns am heimischsten anfühlte.

Die Nacht verbrachten wir an einem nahegelegenen Fluss, bevor wir am nächsten Tag wieder ordentlich Strecke machten und am späten Nachmittag endlich die Hauptstadt des Yukon erreichten: Whitehorse.

Wie man auf den Bildern erkennen kann, wird hier noch die Goldgräber-Tradition aufrechterhalten. Die Häuserfassaden wirkten teilweise wie aus einem Wild-West-Themenpark, hier und da traf man auf indigene Geschichte und ansonsten viel Yukon und eben Goldgräber-Kommerz. So richtig begeisterte uns das nicht.

Inzwischen war es hier nachts fast bis 1 Uhr hell, sodass auch nächtliche Besucher wie der Fuchs nicht unentdeckt blieben.

Nachbar Fuchs

Für uns war Whitehorse nun der letzte Ort, wo wir noch mal unsere Vorräte einigermaßen günstig aufstocken konnten. Denn Alaska hat den Ruf, sehr teuer zu sein, und weiter nördlich gibt es keine großen Supermarktketten mehr.

Also legten wir einen Besorgungstag ein, mit Einkaufen, Waschen und sonstigen Kleinigkeiten. Wir verbrachten eine letzte Nacht auf kanadischem Boden, irgendwo im Nirgendwo, entlang des Alaska Highways.

Dieser führte uns dann am nächsten Tag, durch unzählige Baustellen, Bodenwellen und ungeteerte Teilstrecken, schnurstracks nach Alaska. Diesmal aber so richtig. Wir waren ganz schön aufgeregt und gespannt auf diesen besonderen Reiseabschnitt!

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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Rocky Mountains – Teil 2

Teil 3 unseres Roadtrips durch Kanada

1. – 4. Juli 2025

Jasper Nationalpark

Unser erster voller Tag im Jasper-Nationalpark begann wieder gewohnt früh. Denn wir hatten uns eine lange Wanderung vorgenommen und der Trailhead lag noch eine Stunde entfernt von unserem Campingplatz.

Leider begrüßte uns der Tag aber mit Regen – und einer undichten Stelle an unserem vorderen Dachfenster, zu der es munter reintropfte. Na toll, da muss uns Christian wohl demnächst mal wieder aufs Dach steigen… 🙄

Aber das musste warten, jetzt wollten wir erstmal was von Jasper sehen. Unser Ziel war der größte natürliche See in den Rockies, der Lake Maligne. Doch schon auf dem Weg dorthin warteten ein paar tierische Überraschungen. Plötzlich stand da ein riesiger Elch am Straßenrand und ließ sich nicht im Geringsten beim Fressen stören.

Hello Mr. Moose

Auf den Fotos kommt gar nicht rüber, wie riesig diese Tiere sind. Wesentlich größer als jedes Pferd, jeder Hirsch oder jede Kuh, die uns bis dato über den Weg gelaufen sind. Wahnsinn.

Und kaum hatten wir uns von Mr. Moose losgerissen, kreuzte auch schon ein Grizzly die Straße. Ich war so perplex, dass ich die Kamera gar nicht schnell genug greifen konnte. Somit gibt es nur noch einen Grizzly-Po als Beweis.

Grizzly Po

Und dann war da auch noch eine Elchkuh, die neben uns im Gebüsch auftauchte. Was für ein Start in den Tag (der übrigens Canada Day, Kanadas wichtigster Nationalfeiertag, war):

Mrs. Moose

Baldy Hill Trail

Am Parkplatz am See angekommen, hatten wir erst mal gar keine Augen für den See selbst, denn wir wollten hoch in die Berge. Also machten wir uns auf den 7 km langen Aufstieg zum Baldy Hill. Der Trail begann noch ganz gemächlich, durch einen Tannenwald, und wurde aber bald steil und steiler. Dafür war die Aussicht on point.

Schließlich erreichten wir den 2.400 Meter hohen Gipfel und bekamen dort den Mund nicht zu. Soweit das Auge reichte, sahen wir nur Berggipfel und Gletscher am Horizont herausragen, und vor unseren Füßen lag der Lake Maligne.

Baldy Hill Ausblick

Und wie es sich gehört, bewunderten wir die Aussicht nicht alleine, sondern hatten Gesellschaft von gleich mehreren Murmeltieren.

Der Wahnsinn mal wieder!

Auf dem Rückweg nahmen wir eine andere Variante des Weges und liefen dabei über einen Kamm, der noch mal neue Ausblicke auf den See und die umliegenden Berge eröffnete. Einfach so beeindruckend!

Zurück am Parkplatz schauten wir dann natürlich auch noch mal am Seeufer vorbei, was sich durchaus auch sehen lassen konnte – auch wenn hier wesentlich mehr los war, als oben auf dem Gipfel.

Die Bootstour über den Maligne wäre sicher auch schön gewesen, da man nur auf diesem Wege, zu den kleinen Inseln im See gelangt, aber leider war dieser Spaß mal wieder zu teuer für uns.
So blieb es bei einem kurzen Spaziergang, bevor wir den Rückweg antraten, der uns wieder eine Wildlife-Begegnung bescherte. Diesmal stand da ein mächtiger Waipiti-Hirsch am Straßenrand und posierte für alle vorbeifahrenden Parkbesucher.

Jasper Town

Völlig geflashed von den ganzen Eindrücken, statteten wir der Kleinstadt Jasper einen Besuch ab. Der Ort kam nicht ganz so touristisch daher wie zuletzt Banff, aber auch hier gab es alles, was sich das Touristenherz wünscht. Wir brauchten aber nur ein paar Infos aus dem Visitor Center und Fleisch für den Grill. Denn wir kehrten wieder auf einem netten Campingplatz ein, wo wir abends bis zum Sonnenuntergang um 23:00 Uhr draußen saßen.

Am nächsten Tag, der wieder sonnig begann, wollten wir die Füße etwas schonen und schwangen uns daher auf die Mountainbikes.
Rund um den Ort Jasper gibt es ein riesiges Trailsystem, welches sowohl für Wanderer als auch für Mountainbikefahrer freigegeben ist. So kann man sich nach Belieben seine Cross-Country-Tour selbst zusammenstellen. Das musste man uns natürlich nicht zweimal sagen. 🤩

Es ging immer wieder bergauf und bergab, über herrliche Naturpfade, kreuz und quer über Wurzeln, Steine und auch dicht bewachsene Singletrails. Genial! Immer wieder kamen wir auch an kleinen und großen Seen vorbei.

Schließlich spuckte uns der Trail irgendwo oberhalb von Jasper aus, von wo aus wir uns wieder unseren Weg zurück in den Ort bahnten, alles zusammenpackten und auftankten, um dann auch schon weiter zu düsen.

Wir sind uns aber sicher, hier nach unserem Ausflug in den hohen Norden noch mal herzukommen und uns mehr Zeit zu nehmen für all die Trails, die da noch auf uns warten.

Prince George

Nach einer Nacht an einer mückenverseuchten Rest Area, irgendwo im Nirgendwo, erreichten wir am nächsten Tag die Stadt Prince George. Hier gab es zum ersten Mal seit Vancouver wieder vernünftige Einkaufsmöglichkeiten, sprich große Supermärkte wie Walmart und Co. Eigentlich wollten wir auch nur fix unsere Vorräte auffüllen und weiterfahren, aber auf dem Weg in die Stadt hatte uns ein entgegenkommender LKW einen fetten Steinschlag in der Windschutzscheibe verpasst. Hmpf.

Bevor dieser sich weiter ausbreitete, wollten wir die Sache lieber flicken lassen. So vereinbarten wir für den nächsten Morgen einen Termin bei einer Art kanadischem Carglass (repariert, Carglass tauscht aus).
Als wir uns gerade auf den Weg zu einem Platz für die Nacht machen wollten, entdeckte ich aus dem Augenwinkel einen Zelt-Pavillon, in dem ein junger Kerl auf einem Klappstuhl hockte und mit Windschutzscheibenreparatur warb. Echt jetzt? Kurzerhand fuhren wir dort vor und der Typ fackelte auch nicht lange. Er schaute sich den Steinschlag an, holte sein Werkzeug, und 10 Minuten später war das Problem gelöst und der Steinschlag versiegelt. Kostenpunkt: 45€. Na also, geht doch.

Wenn sich doch immer alle Probleme so schnell und einfach lösen ließen.
Dennoch verbrachten wir die Nacht am Stadtrand von Prince George, bevor es am nächsten Morgen weiterging, in Richtung Alaska. Dort kamen wir dann auch wesentlich schneller an als gedacht.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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Rocky Mountains – Teil 1

Teil 2 unseres Roadtrips durch Kanada

28. – 30. Juni 2025

Nachdem uns der Regen vorangetrieben hatte, erreichten wir schließlich den Ort Banff, in der Provinz Alberta, wo wir tatsächlich mit Sonnenschein empfangen wurden. Na also, Kanada. Geht doch!

Banff Nationalpark

Banff ist, wie der Name schon vermuten lässt, auch der Ausgangspunkt zum Banff-Nationalpark, Kanadas berühmtesten Park in den Rocky Mountains. Auch erinnerte uns Banff gleich ein bisschen an Bariloche in Argentinien. Hübsch gemacht, aber auch sehr touristisch. Die vielen urigen Holzhäuser entlang der Hauptstraße waren allesamt Souvenirläden, Restaurants, Bars, Galerien und Agenturen.

Wie fast immer steuerten wir zuerst mal das Visitor Center an, um Infos für den Nationalpark, Shuttles und Aktivitäten zu bekommen. Denn der Canada Day am 1. Juli stand kurz bevor und dementsprechend war es überall mega voll, da ganz Kanada frei hatte. So fanden wir auch heraus, dass wir die Seen, die wir als nächstes besuchen wollten, nur mit reservierungspflichtigen und teuren Shuttles erreichen können. Eine kurze Recherche später war uns klar: zu den Bedingungen, ohne uns! Wir fassten daher einen anderen Plan und verbrachten erstmal noch den Rest des Nachmittags in Banff selbst.

Ein kurzer Spaziergang brachte uns zu den Vermilion Lakes, die am Ortsrand im schönsten Blau leuchteten, natürlich eingerahmt von Bergen.

Aber das war nur ein Vorgeschmack auf das, was uns in den nächsten Tagen noch erwartete.

Lake Morraine & Lake Louise

Gleich am nächsten Morgen steuerten wir in aller Frühe das kleine Örtchen Lake Louise an, welches den gleichen Namen wie einer der bekanntesten Seen der Region trägt. Dort fanden wir tatsächlich einen kostenfreien Parkplatz, der auch kein zeitliches Limit hatte, wie nahezu alle anderen Plätze in der Region. Ein echter Glückstreffer. Hier packten wir nach dem Frühstück, bei noch recht frostigen Temperaturen, die Bikes aus und machten uns dann hinauf auf den 14 km langen Weg zum Lake Morraine. Wer ‚See in Kanada‘ googelt, bekommt zu 99 % ein Bild von genau diesem See angezeigt, der nahezu unnatürlich türkisblau leuchtend, inmitten der Rocky Mountains liegt. Es ist DAS Kalenderblatt und Postkartenmotiv des Landes.

Dementsprechend beliebt ist dieses Ziel natürlich auch, und da Parkplätze begrenzt sind, kann man in den Sommermonaten nur mit einem kostenpflichtigen Shuttlebus hinauffahren, der oft schon Tage und Wochen im Voraus ausgebucht ist – erst recht an einem langen Feiertagswochenende.

Auf solche Massen haben wir ja ohnehin keine Lust, und glücklicherweise gilt die Straßensperrung nicht für Fahrräder. So radelten wir gemütlich hinauf auf circa 1800 Meter ü. M. und bekamen ganz nebenbei schon gigantische Aussichten auf die Rockies.

Schließlich erreichten wir den See und konnten uns selbst davon überzeugen, dass die Bilder nicht lügen. Der Lake Morraine ist wirklich so türkisblau wie auf den Postkarten und die ganze Szenerie wirkt fast wie ein Gemälde (von Bob Ross, daher steht auch immer eine Tanne mitten im Bild 😉).

Absolut surreal!

Aber wie schon befürchtet, war der See hoffnungslos überlaufen. Auf dem kleinen Aussichtspunkt drängelten sich die Massen und benahmen sich wie die letzten Idioten. Anders kann man es nicht sagen. Es wurde angerempelt und geschubst, ständig stellte sich jemand direkt vor uns, oder drückte einen Selfiestick an uns vorbei. Es wurde stundenlang posiert, manche Leute hatten Kostüme und verschiedene Outfits dabei und veranstalteten ihr privates Insta- und TikTok-Shooting. Holy… Genießen konnte man diesen Ort also nicht wirklich.

Doch die Situation entspannte sich, sobald wir uns ein paar Meter vom See wegbewegten. Wandern wollte hier scheinbar kaum einer. Für uns ging es steil hinauf und über eine Bergflanke voller Wildblumen, die wieder mal wunderschöne Aussichten auf insgesamt 10 Gipfel bot.

Unser Ziel war der Eiffel Lake, ein kleiner See, der von ebendiesen genannten 10 Gipfeln eingerahmt wurde. Hier war keiner außer uns – und ein paar Murmeltieren. Eins kam uns ganz nah und ließ sich nicht beim Fressen beirren.

Eiffel Lake

So goldig, diese Viecher.

Zurück am Seeufer hatten uns dann die Massen wieder, aber auch hier war zumindest weniger los als auf dem Aussichtspunkt am Anfang. So liefen wir das Seeufer ab und fanden tatsächlich auch ein ruhiges Plätzchen für unser Picknick mit Ausblick.

Wir schwangen uns auf die Räder und nahmen die Abfahrt in Angriff, die uns dann noch am Lake Louise vorbeiführte.

Der Lake Louise ist um einiges größer als der Lake Morraine, aber ebenfalls wunderschön türkis und eingerahmt von hohen Gipfeln – fast ein bisschen wie die Laguna Perron in Peru.

Lake Louise

Aber auch hier war die Hölle los. Menschen überall und interessanterweise, hauptsächlich indische Familien. Außerhalb von Indien haben wir noch nie so viele Inder auf einem Haufen gesehen.

Massenansturm am Lake Louise

Auch hier wurde posiert und fotografiert, was das Zeug hielt, ohne Rücksicht auf Verluste. Wir hielten es ganze 5 Minuten am Ufer aus, bis es uns zu viel wurde. Die Leute waren wirklich teilweise so rücksichtslos, dass es keinen Spaß machte. Wir liefen noch ein bisschen am Ufer entlang und hatten schließlich genug – mit den Rädern ging es zurück zum Van, wo 54 km Wandern und Radfahren auf dem Tacho standen. Also ein gelungener Sonntag. 😊

Scenic Road nach Jasper

Am nächsten Morgen brachen wir auch wieder zeitig auf, denn wir hatten einige Sightseeing-Stopps geplant. Direkt an den Banff-Nationalpark grenzt der Jasper-Nationalpark und entlang der fast 300 km langen Scenic Route, welche die beiden Parks verbindet, gibt es nahezu unzählige Stopps mit einem landschaftlichen Highlight am anderen.

Als Erstes legten wir einen Stopp am Peyto Lake ein. Schon wieder ein türkisblauer See in den Rockies. Aber auch dieser war besonders. Nicht nur, weil er wie ein Wolfskopf geformt ist. Die ganze Landschaft drumherum ist absolut atemberaubend und mit Bildern kaum zu vermitteln.

Peyto Lake

Wir wanderten ein bisschen herum und kraxelten weiter den Berg hinauf, um eine noch bessere Aussicht zu bekommen. Wie immer war außerhalb des eigentlichen Aussichtspunktes kein Mensch und wir hatten diesen Ausblick ganz für uns allein.

Bis jetzt unser Lieblingsspot in den Rockies.

Der nächste Stopp war der Mistaya Canyon, eine kleine Schlucht, durch die der gleichnamige Fluss rauscht. Die Kulisse war typisch Kanada: Berge, Tannen, Schnee und leuchtend blaues Wasser. Wunderschön!

Aber natürlich wollten wir auch ein bisschen wandern. Das ging am nächsten Ziel: dem Parker Ridge. Im Zick-zack ging es steil den Berg hinauf, bis wir auf dem blühenden Ridge ankamen und mal wieder eine umwerfende 360-Grad-Rundumsicht hatten.

Das eigentliche Highlight lag etwas versteckt, quasi um die Ecke. Wir folgten einem kleinen Trampelpfad, der schließlich den Blick auf den Saskatchewan-Gletscher freigab, der sich in einen (natürlich) türkisfarbenen Schmelzwassersee ergießt, der dann in einen Fluss übergeht, welcher sich durch das bewaldete Tal schlängelt. Ein absoluter Wahnsinns-Ausblick, der uns gedanklich nach Patagonien zurückversetzte.

Saskatchewan-Gletscher

Absolut überwältigend!

Und es ging nicht weniger beeindruckend weiter. Als Nächstes erreichten wir das Columbia Icefield, welches 6 Gletscher umfasst, die teilweise bis an die Straße heranragen. Das Icefield markiert auch die Grenze zwischen den beiden Nationalparks.

Ein Gletscher, der direkt von der Straße aus zugänglich ist, ist der Athabasca-Gletscher. Auf diesen kann man sogar drauf wandern oder eine teure Tour buchen, die einen mit lustig aussehenden Offroad-Bussen aufs Eis bringt. Wir sind nach wie vor keine Fans davon, auf Gletscher zu laufen, die es ohnehin schon schwer genug haben. Auch der Athabasca-Gletscher leidet unter der Klimaerwärmung und büßt durchschnittlich 5 Meter pro Jahr ein. Entlang des Weges markierten Schilder eindrucksvoll, wie groß der Gletscher einst mal war.

Dank der vielen Besucher sah der Gletscherrand auch schon ziemlich mitgenommen aus, ganz braun und abgelatscht. Wir begnügten uns daher mit dem Blick aus der Ferne und zogen dann bald schon weiter.

Athabasca Gletscher

Aber weit kamen wir nicht, denn plötzlich standen da zwei weiße Mountaingoats (Bergziegen) am Straßenrand und fraßen in aller Ruhe.

So coole Tiere!

Nach den ganzen Eindrücken waren wir an diesem Tag schon ziemlich übersättigt, aber einen Stopp nahmen wir dann doch noch mit – den Athabasca-Wasserfall. Ähnlich wie am Mistaya Canyon, rauscht der La Biche Fluss hier mit unglaublicher Wucht durch die Felslandschaft.

Athabasca Falls

Absolut beeindruckend – wenn da nicht mal wieder die Massen gewesen wären. Auch hier war die Hölle los und man kam kaum dazu, mal einen ungestörten Blick auf die Wasserfälle zu werfen, geschweige denn ein Foto ohne Menschen zu machen. Es wurde wieder mal gedrängelt ohne Ende, dabei war hier mehr als genug Platz, aber irgendwie waren die Leute an diesem langen Wochenende alle etwas ungezügelt.

Uns reichte es nun jedenfalls. Wir bezogen einen Platz auf einem einfachen Campingplatz – denn innerhalb der Nationalparkgrenzen ist Freistehen nicht erlaubt. Mit 24 Kanadadollar (CAD) war der Platz aber gar nicht mal so teuer und es gab sogar (kalte) Duschen. Das hatten wir ewig nicht mehr.

Hier bemerkten wir dann aber auch zum ersten Mal die Brandspuren aus dem letzten Jahr. Kanada wird ja nahezu jeden Sommer von heftigen Waldbränden heimgesucht und 2024 hatte es Jasper besonders schlimm getroffen. Auch rund um den Campingplatz standen viele verkohlte Baumleichen.

Überreste des Feuers 2024

Aufgrund der immensen Schäden sind auch in diesem Jahr noch einige Ecken des Jasper-Nationalparks gesperrt. Aber dennoch gab es mehr als genug zu sehen und wir hatten schon viele Pläne für die kommenden Tage.

Aber dazu dann demnächst mehr, im zweiten Teil… 😊

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2025 Blogbeiträge Kanada Nordamerika

Kanada: Start mit Hindernissen

Teil 1 unseres Roadtrips durch Kanada

21. – 27. Juni 2025
british Columbia

Welcome to Canada!

Nach der ganzen Odyssee mit der Beschaffung der Neuteile für unsere defekte Handbremse erreichten wir am Nachmittag des 21. Juni den Grenzübergang „Peace Arch“ nach Kanada.

Grenze nach Kanada – nicht mehr als eine Mautstation

Aber Moment – wir hatten die Info, dass wir unser ESTA irgendwo auf US-amerikanischer Seite noch offiziell (elektronisch) abstempeln lassen mussten, um nachzuweisen, dass wir das Land fristgerecht verlassen hatten. Aber da war nirgends ein Grenzposten der USA, geschweige denn ein Platz zum Anhalten, um jemanden fragen zu können.

So standen wir plötzlich schon vor dem netten kanadischen Grenzbeamten. Dieser kontrollierte nur unsere Pässe und stellte zwei, drei Standardfragen wie z. B. „Wo kommt ihr her, wo wollt ihr in Kanada hin, wie lange möchtet ihr bleiben und wie geht die Reise danach weiter?“ Wir waren so perplex, dass wir all seine Fragen viel zu lange und ausschweifend beantworteten, bis er uns schließlich unterbrach und sagte: „OK, welcome to Canada, you have 180 days. Save travels.”

Damit ist dieser Grenzübergang vermutlich der einfachste unserer gesamten Reise in den Amerikas. 😀

Wir entlockten dem netten Mann noch die Info, dass die US-amerikanische Grenzbehörde automatisch über unsere Ausreise bzw. Einreise nach Kanada informiert werden würde, somit war auch dieses Thema erledigt und wir mussten erstmal realisieren: Wir waren jetzt echt in Kanada. Dem letzten uns noch völlig unbekannten Land auf dieser Reise. Wohoo!

Vancouver

Unser erstes Ziel in Kanada war die größte Stadt in der Provinz British Columbia – Vancouver. Viele Reisende hatten uns von dieser Großstadt vorgeschwärmt, dementsprechend hoch waren unsere Erwartungen. Der Funke wollte aber nicht so recht überspringen. Vielleicht lag es daran, dass wir mit Seattle ja gerade erst eine Großstadt besucht hatten. Aber auch das trübe, kühle Wetter das uns begrüßte, tat sein Übriges. Mit durchschnittlich 200 Regentagen im Jahr ist Vancouver jedenfalls keine Traumstadt für uns.

Wir parkten den Van in einem ruhigen Wohngebiet, von wo aus wir die Stadt mit dem Bus erkundeten. Als Erstes schauten wir uns Granville Island an, eine kleine Insel in der Stadt, auf der ein täglicher Markt stattfindet, der von frischen Lebensmitteln, Souvenirs und Streetfood alles Mögliche anbietet. Die Auswahl war riesig und die Preise gesalzen, wobei Kanada tatsächlich etwas günstiger ist als die USA.

Bei einem Spaziergang durch Downtown Vancouver sahen wir dann aber auch die weniger schönen Seiten einer Großstadt. Während auf der einen Straßenseite gerade ein Mann unsanft von zwei Polizisten festgenommen und auf dem Boden liegend in Handschellen gelegt wurde, wurde gegenüber gerade, vor einer Art Drogenausgabe oder Obdachlosenunterkunft, ein lebloser Mann von offensichtlich unter dem Einfluss von Drogen stehenden Mitmenschen wiederbelebt. Holy …

Viele Menschen machen sich ja immer große Sorgen vor Städten in Lateinamerika. Aber so viel offensichtlichen Drogenkonsum, Obdachlosigkeit und Kriminalität wie in den USA und in Vancouver haben wir in zwei Jahren in ganz Lateinamerika zusammen nicht gesehen. Hier gehören solche Szenen scheinbar zum Alltag, andere Passanten schienen nicht beeindruckt.

Abends holten wir unseren Kinobesuch nach – der war hier mit umgerechnet 36€ halb so teuer wie noch in Seattle. Das warten hatte sich also gelohnt.

Am nächsten Morgen kümmerten wir uns erstmal wieder um den Van. Ich hatte bei der Werkstattrecherche einen italienischen Mechaniker (Elia) gefunden, der viel Erfahrung mit Fiat Ducatos hat. Bei dem sprachen wir vor und ließen die besorgten Ersatzteile checken. Alles passte und wir bekamen für Mittwoch einen Termin für die Reparatur. Somit hatten wir mehr Zeit in Vancouver als geplant und nutzten diese für eine Walkingtour, die etwas langatmiger ausfiel, als uns lieb war. Die Tourleiterin wurde nicht müde, uns zu jedem historischen Gebäude alle Details, vom Architekten bis hin zur Anzahl der Fenster und der verwendeten Baumaterialien, runterzubeten. Naja. Ein paar spannende Sachen waren dann aber doch auch dabei, so dass es sich am Ende doch gelohnt hat.

Am Mittwoch gaben wir Moby dann in der Werkstatt ab. Elia bestand leider darauf, dass wir nicht beim Van bleiben durften, somit richteten wir uns in einem Café ein und warteten darauf, dass der Van fertig wurde.
Nachmittags konnten wir ihn dann wieder abholen. Die Reparatur war scheinbar problemlos geglückt und wir haben nun hinten neue Bremsscheiben und Parkbremsbeläge. Doch bei der Testfahrt, bzw. beim Testparken, merkten wir sofort: Die Handbremse hält immer noch nicht. Elia schob dies auf die Teile. Diese waren OEM-Qualität und nicht original Fiat (logisch). Zudem vermutete er, dass eins der Seile auch einen Schaden hatte. Er versuchte noch, ein bisschen nachzujustieren, und wir überlegten hin und her, wie wir die Sache nun am besten lösen könnten.

Letztendlich ist so eine Handbremse aber nicht essenziell, somit beschlossen wir, es jetzt erstmal beim aktuellen Status zu belassen und mit Parkklötzen zu arbeiten und die Reise so fortzusetzen, bis wir Zeit und Muße haben, die Originalteile aus Europa zu bestellen. Ärgerlich, da wir natürlich dennoch viel Geld für Teile und Reparatur zahlen mussten, aber wir konnten es nicht ändern. 😩

Jetzt wollten wir erstmal was von Kanada sehen!

Yoho-Nationalpark

Wir füllten unsere Vorräte und verließen nach 5 Tagen endlich die Stadt. Um möglichst noch frühzeitig im Juli in Alaska anzukommen, hatten wir beschlossen, auf dem Weg nach oben in Kanada erstmal nur die großen Nationalparks in den Rocky Mountains mitzunehmen und uns dann auf dem Rückweg etwas mehr Zeit zu lassen, um den Rest zu entdecken.

So landeten wir am späten Nachmittag an einem schönen Platz am Lake Revelstoke. Genauso hatten wir uns Kanada vorgestellt:  

Lake Revelstoke

Eigentlich war der Plan gewesen, als Erstes den Ort Whistler zu besuchen. Whistler ist eins der berühmtesten Skigebiete von Kanada – und im Sommer ein riesiger Bikepark. Doch leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung: Für die kommenden Tage war nur Regen, Regen, Regen vorhergesagt. Zeit, den auszusitzen, hatten wir nicht, also ging es weiter in den Yoho-Nationalpark. Für dort war die Vorhersage zumindest etwas besser. Aber das Wetter hielt sich nicht daran.

Als wir das Visitor Center des Parks erreichten, zog sich der Himmel schon wieder zu. Vollgepackt mit Infos und Ideen für die kommenden Tage machten wir uns dennoch frohen Mutes auf zur Umrundung des Emerald Lakes – ein türkisblauer See inmitten der Rockies. Doch kaum waren wir losmarschiert, begann der Regen – und blieb uns bis zum Ende treu.

Trotzdem schön, aber wie schön muss das erst mit Sonne sein?

Ausnahmsweise übernachteten wir auf einem Campground im Park. Mit umgerechnet 9€ war der auch supergünstig. Wir hatten Glück – in diesem Sommer kosten die Nationalparks keinen Eintritt und alle Campgroundpreise sind um 25 % reduziert. Angeblich eine Aktion der Regierung, um mehr Leute im Sommer in die Natur zu bringen. Dabei gelten Kanadier ohnehin schon als sehr aktives und outdoor-affines Volk. Es mangelte uns jedenfalls nicht an Gesellschaft, egal wo wir hinkamen.

Für den nächsten Tag hatten wir uns eine 22km lange Wanderung zu einem Eisfeld rausgesucht. Doch als wir morgens das Rollo öffneten, sahen wir nichts außer Nebel und Wolken. Das Wetter war einfach nicht auf unserer Seite. Bei den Aussichten, eine Tour in die Berge zu machen, erschien uns sinnlos.

Daher begnügten wir uns mit dem Besuch des 373 Meter hohen Takkakaw Fall, Kanadas zweithöchstem Wasserfall. Dorthin führte ein kurzer Wandertrail und wir wurden dabei sogar kurz von der Sonne überrascht.

Da auch für den nächsten Tag kein besseres Wetter vorhergesagt war, ging es dann auch schon weiter für uns. Wir werden auf dem Rückweg noch mal unser Glück im Yoho-Nationalpark versuchen.

Nun stand erstmal Banff auf dem Plan – Kanadas beliebtester Nationalpark.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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