Teil 11 unseres Roadtrips durch die USA
9. – 16. juli 2025
We made it!
Nach fast genau 4 Jahren auf dieser Reise, erreichten wir am 9. Juli Alaska, den 49. Bundesstaat der USA. Damit können wir nun offiziell sagen: Wir sind die Panamericana, von Argentinien bis nach Alaska gefahren. Und das, sogar noch vor unserer offiziellen Einreise nach Alaska. Denn das (bei Panam-Reisenden) berühmte „Welcome to Alaska“-Schild, stand überraschenderweise noch vor dem Grenzposten. Das war definitiv ein besonderer Moment auf unserer Reise, der natürlich bildlich festgehalten werden musste.


Dann wurde es ernst, wir überschritten „The Last Frontier“ wie es hier oben heißt und erreichten das Grenzbüro, über das diverse Geschichten kursieren. Für manche ist es ein total einfacher, unkomplizierter Grenzübergang, andere hatten hier eher negative Erfahrungen mit sehr unfreundlichen Beamten und strengen Kontrollen gemacht. Für uns war es eine Mischung: sehr nette Beamte und eine sehr genaue Kontrolle. Aber eins nach dem anderen.
Erst wurden unsere Pässe, das I-94 Formular und das ESTA (Visa Waiver) kontrolliert und die üblichen Fragen gestellt: was sind eure Pläne für die USA, wie lange wollt ihr bleiben, was macht ihr beruflich, wann geht es zurück nach Deutschland, etc. Dann sollten wir den Van parken und ins Büro kommen, um erneut unsere Fingerabdrücke abzugeben – das übliche Standardvorgehen.
Allerdings fing uns am Parkplatz direkt ein Beamter der Landwirtschafts- und Lebensmittelbehörde ab. Dieser wollte wissen, was wir an Lebensmitteln, Pflanzen, Samen, tierischen Produkten, Holz, etc. bei uns haben. Dies beantworteten wir wahrheitsgemäß. Ich war diesmal sogar bereit, meine letzten Möhren und eine halbe Salatgurke zu opfern. Der Beamte betrat dann auch den Van und schaute in den Kühlschrank und unsere Vorratskisten. Den Reis nahm er ganz genau unter die Lupe, warum auch immer. Letztendlich durften wir alles behalten, inklusive der Möhren und der Gurke und eines Apfels, den wir noch übrig hatten. So genau waren wir zuletzt in Chile und Argentinien kontrolliert worden.
Danach erfolgte die Abgabe der Fingerabdrücke und ein kurzer Schwatz mit den Grenzbeamten, und schon erhielten wir erneut 90 Tage Aufenthalt und waren damit erneut in die USA eingereist.
Willkommen in Alaska!
Inzwischen war es schon Abend, auch wenn die Sonne noch hoch oben am Himmel stand. Dadurch, dass Alaska noch mal eine Stunde hinter Yukonzeit liegt, war es hier nicht ganz so lange hell, wie zuletzt in Kanada, aber die Sonne ging dennoch erst nach 23 Uhr unter.
Kurz nach der Grenze, fanden wir einen netten Platz an einem kleinen See, wo wir den Abend verbrachten, und erstmal versuchten zu realisieren, dass wir jetzt quasi am Ziel unserer Panamericana angelangt waren – zumindest was die Länder und Regionen anging.


Alaska ist ein Bundesstaat der Superlative: Mit rund 1,7 Millionen Quadratkilometern ist es fast fünfmal so groß wie Deutschland, hat aber nur etwa 730.000 Einwohner – also weniger als einen Menschen pro Quadratkilometer. Weniger als 20 % der Fläche von Alaska ist per Straße erreichbar, selbst die Hauptstadt Juneau kann nur mit dem Schiff oder Flugzeug erreicht werden.

Auch viele andere Orte liegen so abgelegen, dass man nur per Flugzeug, Boot oder Schneemobil dorthin gelangt. Wer hier reist, findet eine Landschaft voller Extreme: über 100.000 Gletscher, schier unendliche Wälder, arktische Tundra, Permafrostböden und natürlich den Mt. Denali, den mit 6.190 Metern höchsten Berg Nordamerikas.
Dazu kommt eine Tierwelt, die man sonst kaum irgendwo so erleben kann – von Grizzlys, Elchen und Karibus bis zu Eisbären, Walen, Seeottern und Weißkopfseeadlern. Hier geht es wirklich noch wild zu.
Und während im Sommer die Mitternachtssonne dafür sorgt, dass es nie dunkel wird, leuchten im Herbst und Winter die Polarlichter über dieser scheinbar endlosen Wildnis. Kein anderer US-Bundesstaat ist so groß, so unerschlossen und zugleich so reich an Naturwundern. Und wir waren nun mittendrin und ganz schön aufgeregt, was uns hier erwarten würde.
Unseren ersten vollen Tag in Alaska begannen wir etwas gemächlicher, die vielen langen Fahrtage steckten uns noch etwas in den Knochen. Wir genossen die Sonne, sportelten ein bisschen und beschäftigten uns mit unserer Reiseplanung durch Alaska – das hatten wir bisher auch nicht wirklich gemacht. Kurzentschlossen buchten wir eine Bootstour durch den Prince William Sound bei Valdez – somit stand dann auch unser nächstes Ziel fest.
Einkaufsstopp mit Hindernissen
Doch vorher legten wir noch einen Stopp im Ort Tok ein, um dort unsere dezimierten Vorräte wieder aufzufüllen. Hier bekamen wir dann einen ersten Eindruck von den Lebensmittelpreisen in Alaska. Ich sag mal so: Die nächsten Wochen würde unsere Diät etwas weniger vielfältig als sonst aussehen. Besonders Obst und Gemüse war hier in den kleineren Supermärkten doch recht teuer, somit mussten wir bei unserer Auswahl sehr wählerisch sein.
Beim Tanken fiel Christian dann auf, dass seine Kreditkarte weg war. Die musste blöderweise beim letzten Tankstopp in Kanada liegengeblieben sein. Shit! 🤯
Wir riefen bei der Tankstelle an, und erfuhren, dass die Karte zum Glück noch da war – zusammen mit einem Dutzend anderer. Scheinbar lassen die Leute dort öfter mal ihre Karten liegen, was vermutlich daran liegt, dass man sie vor dem Tankvorgang drinnen abgeben muss, wo die Belastung dann automatisch erfolgt. So hat der Tankstellenbesitzer keinen Grund, jemandem hinterherzurennen, und der Kunde keinen Grund, noch mal hineinzugehen – deshalb bleibt die Karte gerne mal liegen. Normalerweise zahlt man in Nordamerika nämlich immer direkt per Karte an der Zapfsäule, ganz ohne menschlichen Kontakt.
So wussten wir nun zumindest, dass die Karte in Sicherheit war und nicht gesperrt werden musste, aber mal eben wieder nach Kanada einreisen, um sie abzuholen, war keine Option. Aber auf die Overlander Community ist Verlass. In der Panamericana-WhatsApp-Gruppe fragte Christian, ob demnächst jemand über den gleichen Weg nach Alaska einreisen würde und die Karte mitbringen könnte. Tatsächlich meldeten sich Joachim und seine Frau Susanne, die in wenigen Tagen dort vorbeikommen würden. So vereinbarten wir mit den beiden ein Treffen, irgendwo in Alaska, zum Austausch der Karte. Problem (vorerst) gelöst. Bis dahin brachten wir eben ausschließlich meine Kreditkarte zum Glühen. 😉
Valdez & Prince William Sound
Nun machten wir uns aber auf den Weg nach Valdez. Eigentlich ist schon der Weg dorthin ein echtes Highlight, durch den Keystone Canyon, mit jeder Menge Berge, Gletscher und Aussichtspunkten. Aber der alaskische Sommer zeigte sich von seiner trüben Seite, die dichte Wolkendecke hing tief und es nieselte die meiste Zeit unserer Fahrt. Dadurch führten aber zumindest die Wasserfälle ordentlich Wasser.



In Valdez angekommen, begrüßte uns der kalte Regen. Von wegen Sommer. Dennoch drehten wir eine Runde durch den kleinen, sehr überschaubaren Ortskern.




Im Visitorcenter holten wir uns ein paar Infos zu evtl. Bärensichtungen ein. Denn im Juli und August sind die Flüsse hier voller Lachse, die zum Laichen und Sterben zurück an ihren Geburtsort kommen. Das lockt Bären, aber auch Vögel und Seelöwen an, die sich gerne am reichen Fischbuffet bedienen. Leider waren bis dato noch keine Bären gesichtet worden, aber die Lachse waren schon da. Davon überzeugten wir uns dann auch gleich selbst, an einer Lachsfarm, wo im Wasser wirklich die Hölle los war.
Tausende Tiere versuchten, gegen den Strom am Wehr hoch zuschwimmen, was absolut aussichtslos war bei Ebbe. Bei Flut hingegen, kommen sie über das Wehr hinauf und werden dann durch eine Art Schleuse, in die Lachsfarm hineingeleitet, wo sie ablaichen und dann schließlich sterben.



Im Wasser hockten mehrere riesige Seelöwen und lauerten nur auf ihre Chance, sich einen Lachs zu schnappen. Ein unglaubliches Schauspiel!






Außerdem sahen wir hier auch unsere ersten Seeotter. Ich glaube, es gibt kein goldigeres Tier (außer vielleicht Murmelbären).



Seeotter treiben gerne auf dem Rücken durchs Wasser und knacken dabei mit ihren beiden Pfoten Muscheln oder was sie sonst so Essbares gefunden haben. Wenn sie schlafen, wickeln sie sich in Wasserpflanzen ein und haken sich beieinander unter, um nicht abzutreiben. Wie süß ist das bitte??
Nach einer verregneten Nacht besuchten wir am nächsten Tag das kleine, kostenfreie Museum des Orts, welches viel Spannendes über die First Nations von Alaska vermittelte und ebenso die Tierwelt des Bundesstaates zeigte. Wir sind sonst keine Fans von ausgestopften Tieren, aber die dort ausgestellten Exemplare waren wirklich beeindruckend. Wann kommt man einem Elch oder einem Eisbären schon mal so nahe?






Als das Wetter aufklarte, unternahmen wir eine kleine Spazierwanderung an den Sound, gefolgt von einem Besuch in der lokalen Brauerei. So lässt sich ein trüber Tag dann doch durchaus aushalten.



Nachmittags schauten wir wieder bei der Lachsfarm vorbei, wo wir wieder die Seelöwen beobachten und sogar die Nacht verbringen konnten.


Für den nächsten Tag hatten wir die Bootstour durch den Prince William Sound gebucht. Wir hofften inständig, dass das Wetter mitspielen würde – und wir hatten Glück. Kaum hatte der Katamaran den Hafen von Valdez verlassen, riss der Himmel auf und die Sonne kam durch. So hatten wir die Beste Aussicht auf Berge, Wasserfälle, dutzende Fischerboote und natürlich jede Menge Wildlife.




Wieder begegneten uns Seeotter, aber auch hunderte Seelöwen, die an den Stränden faul in der Sonne lagen.



Meine große Hoffnung war endlich Puffins und Orcas zu sehen. Die Puffins ließen nicht lange auf sich warten – auch wenn sie zu weit draußen waren, um sie gut mit der Kamera einzufangen. Die Vögel sind nämlich wesentlich kleiner als wir dachten, ungefähr so groß wie eine Taube.


Die Orcas blieben leider unter Wasser, aber dafür sahen wir ein paar Buckelwale.




Highlight der Tour, war der Columbia-Gletscher. Dieser Gletscher fließt auf einer Breite von 10 Kilometern in den Sound, gehört aber leider zu den am schnellsten schrumpfenden Gletschern der Welt. Dementsprechend sind die 10 km heute auch schon nicht mehr durchgängig, sondern in zwei Abschnitte aufgeteilt.

Je näher wir dem Gletscher kamen, desto kälter wurde es auch, trotz Sonnenschein. Um uns herum schwammen kleine und große Eisschollen und -berge und die Aussicht war einfach nur beeindruckend. Das Erlebnis erinnerte uns ein kleines bisschen an die Antarktis.






Nach 7 Stunden erreichten wir wieder den Hafen in Valdez, wo wir eine weitere Nacht an der Lachsfarm verbrachten. „Leider“ sahen wir auch diesmal nur Seelöwen und keine Bären, aber dafür schienen die Seelöwen einen Rat abzuhalten. Anders kann ich mir nicht erklären, warum sie da so im Wasser hockten.


Palmer & Hatcher Pass
Am nächsten Tag verließen wir Valdez wieder und machten uns auf den Weg nach Palmer. Dort warteten nicht nur ein Walmart auf uns, wo die Preise dann glücklicherweise doch „nur“ fast so hoch wie im Rest der USA waren, sondern auch eine freie Autowerkstatt, bei der wir vorsprachen. Christian war nämlich eine Undichtigkeit an unserem Getriebe aufgefallen. Die sah noch nicht schlimm aus, aber nach den Erfahrungen der letzten Monate, wollten wir auch keine neuen Katastrophen riskieren.
Die Werkstatt hatte erwartungsgemäß spontan keine Zeit für uns, sagte aber zu, die Reparatur und den Austausch des Getriebeöls vorzunehmen, wenn wir die Teile besorgen würden. Glücklicherweise schien nur eine kleine, günstige Dichtung undicht zu sein, und wir hatten die Vermutung, dass dies vielleicht auch nur daran lag, dass Justin, bei der Reparatur der Kupplung, ein nicht ganz ideales Getriebeöl eingefüllt hatte, welches zwar unseren Spezifikationen entsprach, aber eine andere Viskosität hatte, sprich dünnflüssiger war. Dadurch könnte es sich an der Dichtung herausdrücken. Das richtige Getriebeöl hatten wir bereits online gefunden und den Dichtring gab es als Ersatzteil bei Dodge/Chrysler, für den, zum Fiat Ducato, baugleichen Promaster.
Dringend war die Angelegenheit nicht, Termine hatten ohnehin einige Tage Vorlauf, so machten wir uns mit vollen Vorräten auf in die Natur…
Wir drangen in schwindelerregende Höhen vor – auf spektakuläre 1200 Meter. Einer der höchsten befahrbaren Pässe in Alaska. Da sind wir ja ganz andere Zahlen gewöhnt.

Dort angekommen, unternahmen wir zwei kleine Wanderungen.
Ein teilweise noch unter Schnee liegender Trail, führte uns steil hinauf zum Gold Cord Lake. Zu unserer Überraschung war auch der noch größtenteils schneebedeckt. Dass hier Sommer war, war scheinbar beim Wetter noch nicht angekommen.



Dennoch gingen einige ganz Mutige dort baden. Wir verzichteten und genossen lieber die Aussicht.

Der zweite Trail führte uns, vorbei an einer verlassenen Goldmine, zum Summit Lake, der ebenfalls noch stellenweise mit Schnee und Eis bedeckt war. Aber Hauptsache Aussicht!




4. Vanniversary an den Reed Lakes
Der nächste Tag war der 16. Juli und somit jährte sich unser Reisebeginn zum vierten Mal. Wahnsinn!
Niemals hätten wir gedacht, so lange unterwegs zu sein. In vier Jahren, von Blasbach bis Alaska. Das soll uns erstmal mal einer nachmachen. 😉
Der Tag begann sonnig und windstill, was perfekte Voraussetzungen, für unsere geplante Wanderung zu den Reed Lakes war. Als wir, kurz nachdem die Sonne über die Berge gekrochen war, über den grün bewachsenen und auf beiden Seiten blühenden Trail wanderten, fühlte es sich hier oben das erste Mal an wie Sommer.





Traumhaft! Schöner hätten wir uns unser 4. Vanniversary nicht vorstellen können.
Der Trail wurde zunehmend steiler und wir mussten mehrmals einen kleinen Fluss überqueren. Irgendwann waren die Blumenwiesen verschwunden und wir fanden uns in einem Felsenmeer, inmitten von Felsbrocken, so groß wie Kleinwagen.




Dort mussten wir drüber und dabei immer wieder den Fluss queren. Ganz schön anstrengend.
Unterwegs begegneten uns die ersten Murmeltiere, die uns neugierig beobachteten.



Schließlich erreichten wir den Lower Reed Lake. Inzwischen hatte sich der Himmel etwas zugezogen und wir sahen den See erstmal nicht – denn auch der lag noch unter einer dünnen Schneedecke. Nur eine kleine Ecke war schon frei und offenbarte ein bisschen türkisblaues Wasser.

Die Schneemengen überraschten uns jeden Tag aufs Neue. 😅
Wir wanderten weiter, stetig bergauf, bis auch der Trail durch den Schnee führte – hier kamen dann wieder die Microspikes zum Einsatz. Mit deren Hilfe kamen wir gut voran und erreichten schließlich den Upper Reed Lake. Ihr dürft einmal raten: Genau, der war auch noch größtenteils zugefroren und lag unter einer dünnen Schneedecke.




Sommer in Alaska eben. Dennoch verbrachten wir hier unsere wohlverdiente Mittagspause, bevor wir uns wieder unseren Weg zurückbahnten, über Schnee, Flüsse, Murmeltierwiesen, Felsbrocken und schließlich wieder unser blühendes Blumenmeer.



Was für eine geniale Tour! Erst hinterher erfuhren wir, dass erst einen Tag vorher ein Bär auf dem Trail gesehen worden war. Den hatten wir leider (oder zum Glück?) verpasst. Schade!
Nach so viel Natur, zog es uns als Nächstes in die größte Stadt von Alaska: Anchorage.
Aber dazu dann demnächst mehr. 😊
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