Spontane Ideen sind oft die Besten
Bosnien Herzegowina (abgekürzt BiH) hatten wir für diese Reise eigentlich gar nicht auf dem Schirm. Wir wollten uns ja eher in Küstennähe aufhalten und nicht sooo tief in den Balkan eintauchen. Aber warum eigentlich? Beim blättern im Reiseführer fiel mir Sarajevo ins Auge. Eine Stadt, die sicher nicht nur ich, seit den 90er Jahren, leider mit einem verbinde: Krieg. Ich konnte mir gar nicht vorstellen wie es da heute wohl aussieht und wie es sein muss, dort zu leben. Trotzdem, oder gerade deswegen, reizte es mich schon länger einfach mal hinzureisen. Und jetzt saßen wir da, im Hinterland von Kroatien, nur noch ca. 18 km von der bosnischen Grenze entfernt. Bis Sarajevo waren es nur noch 3,5 Stunden Fahrtzeit und wir hatten ja Zeit. Sowieso noch ein bisschen mehr, da wir ja auf unsere Batterielieferung nach Dubrovnik warten mussten. Also entschieden wir am Montag, den 23. August, spontan: Wir fahren nach BiH!
Nach dem Frühstück in Gala packten wir alles zusammen und düsten los Richtung Grenze. Unser erster Grenzübertritt von der EU in ein nicht-EU Land. Wir waren gespannt ob es hier etwas strenger zugehen würde, aber wir mussten nur kurz die Pässe und Impfnachweise vorzeigen und schon waren wir in Bosnien Herzegowina und damit im fünften Land auf dieser Reise, eingereist.
Direkt nach der Grenze änderte sich die Landschaft und wir wähnten uns schon irgendwo in Nordamerika: große Weite, lange, gerade Straßen, ein paar Berge links und rechts, ein paar Tannenbäume und Sträucher und kleine, bunte A-förmige Häuser. So hatten wir uns BiH definitiv nicht vorgestellt. Die Landschaft änderte sich schnell, bald schon war alles viel grüner und noch bergiger. Und die Straßen wurden zunehmend schlechter. Aber gut, so hat man wenigstens mehr Zeit sich alles anzuschauen. 😉
Am Jablanicko See legten wir einen kurzen Mittagsstopp ein und fuhren dann direkt durch bis Sarajevo. Dort hatten wir uns einen kleinen Campingplatz oberhalb der Stadt rausgesucht, wo wir für zwei Tage unser Lager aufschlugen. Unser „Camp Monna“ wurde von Nadja und ihrem Vater geleitet. Zu unserer Überraschung wurden wir auf Deutsch begrüßt. Nadja erzählte uns später, dass sie und ihre Familie, wie so viele andere auch, während des Jugoslawienkriegs nach Deutschland geflohen waren und viele Jahre in Berlin lebten. Vor einigen Jahren kehrten sie dann zurück nach BiH und haben sich nebenbei den kleinen, einfachen Campingplatz aufgebaut. Nadjas Vater hat alles selbst gebaut, von den Außenduschen, der improvisierten „Waschküche“ bis hin zum Baumhaus und der Aussichtsterrasse auf Sarajevo, die auf jeden Fall das Highlight des Platzes ist.
Geschichtsunterricht in Sarajevo
Von unserem Nachtlager aus, waren es ca. 2,3 km steiler „Abstieg“ in die Innenstadt. Für den Rückweg wurde uns empfohlen ein Taxi zu nehmen. Das stellte sich später noch als recht abenteuerlich raus…
Wir machten uns also auf den Weg in die City von Sarajevo und steuerten dort auch direkt das „Museum of Crimes Against Humanity & Genocide 1992-1995“ an, um mehr über die jüngste Geschichte von Sarajevo und vor allem, den Jugoslawienkriegs zu erfahren.
Was wir dort sahen und lernten war mehr als eindrucksvoll und bewegend. Nach einer kurzen Zusammenfassung über die Zusammensetzung von Jugoslawien und dem geschichtlichen Ablauf des schrittweisen Zerfalls in den 90ern, gelangte man in mehrere Räume, in denen Geschichten von Opfern und Überlebenden geschildert wurden. Anhand von Bildern, Texten und Artefakten wie z. B. blutverschmierter und verdreckter Kleidung, Kinderspielzeug, improvisierten Werkzeugen und anderer persönlicher Gegenstände der Opfer wurde eindrucksvoll erzählt, was sich in den 90er Jahren alles im ehemaligen Jugoslawien abgespielt hat. Unglaubliche Geschichten von Gewalt, Hass, Folter, Vergewaltigungen, Verschleppungen, Hinrichtungen, Genozid und Massengräbern. Unglaublich. Nach dem zweiten Raum konnte ich mir die weiteren Geschichten kaum noch anschauen, mir war richtig schlecht von all dem sinnlosen Elend. Unglaublich das sowas vor nicht mal 30 Jahren mitten in Europa geschehen konnte.
Irgendwann standen wir wieder in der Fußgängerzone und wussten gar nicht so recht wohin mit uns. Vor einer Kirche sprach uns Sara, von „Travel Bosnia“ an, ob wir nicht Lust hätten, uns der Walking Tour durch die Stadt anzuschließen. Nach dem Museum waren wir nicht in Stimmung, sagten aber für die Tour am nächsten Vormittag zu.
Wir liefen noch ein bisschen durch die Innenstadt. Natürlich fällt sofort auf, dass nicht alle Fassaden wieder hergerichtet wurden, an vielen Hauswänden, Kirchen und Moscheen sind noch Löcher und Überreste von Schüssen und Granatsplittern zu sehen. Außerdem gibt es in der Stadt die sogenannten „Roses of Sarajevo“ zu entdecken. Das sind Einschläge von Granaten auf dem Boden, die bewusst nicht repariert wurden, sondern mit roter Farbe gefüllt wurden. Auch sie erinnern an die verheerenden Folgen des Krieges.
Abgesehen davon ist Sarajevo aber eine moderne und lebendig, bunte Stadt. Im Kneipenviertel war auch am Montagabend viel los und beim umherlaufen, landeten wir auch irgendwann im muslimischen Teil der Stadt, wo rege Basarstimmung herrschte. Was es damit auf sich hat, erfuhren wir dann am nächsten Tag.
Nach einem deftigen, bosnischen Abendessen schnappten wir uns dann ein Taxi und ließen uns zum Campingplatz zurückfahren. Das war noch mal eine Erfahrung für sich. Die Straßen rund um Sarajevo sind so steil und eng, dass man nur hoffen kann das kein Gegenverkehr kommt und man gezwungen ist anzuhalten und ggfs. zurückzusetzen. Ich saß auf der Rückbank hinter dem Fahrer und sah die ganze Zeit nur den Himmel oder Hauswände, die bedrohlich nahekamen. Der Fahrer gab Vollgas um die steilen, teils nur gepflasterten Straßen hochzukommen. Irgendwann fing er parallel noch an auf sein Handy zu schauen – er hatte sich wohl verfahren. Also ging es kurz rückwärts und dann wieder steil die nächste Piste hoch, bis wir endlich am Campingplatz ankamen. Nicht nur wir waren erleichtert, auch der Taxifahrer schnaufte erst mal ordentlich durch und lachte verlegen. So viel vorab: am nächsten Tag sind wir dann doch lieber hochgelaufen.
Am nächsten Morgen ging es dann aber erstmal los zur Walking Tour durch die Stadt. Mit Sara als Guide hatten wir echt Glück – sie studiert Geschichte und scheint echt darin aufzugehen. Sie kannte so viele Zahlen, Daten und Fakten zur Stadt, das aus der geplanten 90 Minuten Tour, am Ende eine fast 2,5-stündige Tour wurde. Natürlich ging es nicht nur um die jüngste Geschichte von Sarajevo und den Bosnienkrieg, sondern wir erfuhren auch welchen Einfluss das Ottomanische Reich hatte (daher auch der orientalische Teil der Stadt und die vielen Moscheen), gefolgt von den Austro-Hungaren (welche den Stil im anderen Teil der Stadt geprägt haben) und dem Attentat auf Franz Ferdinand, was letztendlich den Ersten Weltkrieg auslöste.
Zum Abschluss gab es noch Empfehlungen für das beste Burek und Cevapcici der Stadt. Außerdem probierten wir noch einen bosnischen Kaffee, der mit einem türkischen Mokka zu vergleichen ist. Lecker!
Den Nachmittag verbrachten wir mit einem weiteren Museumsbesuch, der „Galerija 11/07/95“, in welcher der Jugoslawienkrieg anhand von eindrucksvollen Fotografien und Videos aufgearbeitet wird.
Außerdem besuchten wir noch die City Hall von Sarajevo. Dieses außergewöhnliche Gebäude, welches viele Stilrichtungen ineinander vereint, war früher mal die Bibliothek und Archiv der Stadt, bis sie 1992 dem Krieg zum Opfer fiel und nahezu vollständig ausbrannte. Alle Bücher und Aufzeichnungen gingen dabei verloren. Was für ein Verlust! Sie wurde wiederaufgebaut und 2014 offiziell wiedereröffnet, dient seitdem aber als Museum.
Als wir die City Hall betraten, sprach uns nach einigen Minuten ein Mann an, wie sich herausstellt der Leiter der neuen Bibliothek. Wie es der Zufall wollte, fand am nächsten Tag eine Jubiläumsveranstaltung in der City Hall statt, zu der er uns herzlich einlud. Nachdem er gegangen war, stellte sich uns ein weiterer Herr vor: Tarek, der in der Verwaltung der City Hall arbeitet und mit der Organisation des Events beschäftigt war. Er gab uns zunächst einige Tipps was wir uns anschauen sollten, doch dann kamen wir ins Gespräch und schließlich bat er uns, ihm in den Keller zu folgen. Dort befand sich die eigentliche Hauptausstellung der City Hall, mit der ganzen Geschichte der Stadt, welche aber in den letzten Monaten komplett überarbeitet wurde und daher zum Zeitpunkt unseres Besuchs geschlossen war. Der Großteil der Ausstellungsvitrinen war noch leer, aber wir durften einen exklusiven Blick in die Räumlichkeiten werfen. Anhand von bereits vorhandenen Exponaten und Bildern, erklärte uns Tarek noch mal viel zur Geschichte und wie es während des Kriegs in der Stadt ausgesehen hat. Er lebte selbst während der Belagerung in der Stadt und konnte uns erahnen lassen, was für eine schreckliche Zeit das gewesen sein musste. Nachdem er gut eine halbe Stunde seiner Zeit geopfert hatte, musste er aber wieder los und wir konnten uns die restlichen Räume der City Hall auf eigene Faust anschauen.
Allein an dem Tag haben wir wahrscheinlich mehr über Geschichte gelernt als in X Jahren Schulunterricht. Nach so vielen Eindrücken fielen wir abends nur noch hundemüde ins Bett (der steile Spaziergang rauf zum Campingplatz hat sicher auch geholfen).
Weiter nach Herzegowina…
Am nächsten Tag ging es dann raus aus Sarajevo und weiter nach Mostar, etwa 2,5 Stunden südöstlich von Sarajevo gelegen und somit offiziell im Landesteil Herzegowina. Mostar ist vor allem für seine Altstadt und die „Stari Most“ – die alte Brücke bekannt. Wir wählten diesmal einen praktischen, stadtnahen Parkplatz und machten uns auf in die wirklich schöne Altstadt. Über eine schmale Gasse, mit rutschig-glatten Pflastersteinen, gelangt man hier nach wenigen Minuten mehr oder weniger automatisch zur Brücke, der Stari Most. Diese spannt sich (je nach Wasserstand) ca. 20m über den Neretva Fluß.
Die Brücke wurde originalgetreu nachgebaut, nachdem auch sie im Krieg in den 90er Jahren komplett zerstört wurde. Aber nicht nur dass sie so schön aussieht macht die Brücke besonders, außerdem gibt es hier den sogenannten „Bridge Divers Club“. Wer hier Mitglied ist (was übrigens auch für interessierte Touristen möglich ist, die sich als würdig erweisen), darf von der Brücke springen. Das Ganze ist nicht nur eine Touristenattraktion, sondern wird schon seit Jahrhunderten praktiziert. Wir hatten mal wieder ein besonderes Timing – als wir dort waren, veranstaltete Red Bull hier nämlich einen Wettkampf. Daher waren diesmal nicht nur die Mitglieder des Divers Club auf der Brücke und sprangen, sondern auch die Profi-Athleten, die von der schmalen Brüstung der Brücke noch Saltos schlugen. Wahnsinn!
Nachdem wir uns das Spektakel ein paar Minuten angeschaut hatten, zog es uns weiter durch die Altstadt. Auch hier sieht man unzählige Spuren des Krieges. Zwischen neuen und alten Häusern, stehen auch einige Ruinen, an denen noch die Granateinschläge erkennbar sind.
Eine der Moscheen der Stadt kann besichtigt werden und wir durften sogar rauf auf das Minarett.
Später am Abend schlossen wir uns wieder einer Walking Tour an. Shava, der Guide, ist in Mostar geboren und aufgewachsen und kennt die Stadt und ihre Geschichte wie kein anderer (Brückenspringer war er übrigens auch mal!). Wir erfuhren wieder viel Historisches und einiges zum Bosnienkrieg. Shava selbst war 17 als der Krieg begann und meldete sich freiwillig bei der Armee. So fand er sich selbst im Kampf gegen Freunde und Familienmitglieder wieder. Auch von ihm lernten wir wieder einiges über die Geschichte von Jugoslawien. Die ganzen Berichte und Eindrücke nahmen uns doch schon ganz schön mit, später beim Abendessen saßen wir recht wortkarg zusammen und schüttelten abwechselnd immer nur mit dem Kopf. Das Ganze muss man erstmal verarbeiten.
Am nächsten Morgen machten wir uns vor dem Frühstück noch mal auf in die Altstadt und zur Stari Most. Ich wollte dann doch noch mal ein paar Fotos ohne Menschenmassen und Red Bull Athleten haben. Nach dem anschließenden Frühstück im Van zog es uns schließlich weiter.
Als erstes steuerten wir den kleinen, mittelalterlichen Ort Pocitelj an. In der dortigen Altstadt aus dem 15. Jahrhundert fühlt man sich wirklich wie in einer anderen Welt. Wir wanderten hier ein bisschen herum, bis wir zur alten Festung gelangten. In anderen Teilen Europas wäre eine solche Ruine sicherlich als einsturzgefährdet abgesperrt, aber dort kann man munter drin rum kraxeln. Wir ließen es uns auch nicht nehmen und stiegen hoch in den alten Turm, von wo aus man eine schöne Aussicht auf den Ort und den Fluss hat.
Der nächste Stopp entlang unserer Route war Blagaj. Hier entspringt der Buna Fluß und sprudelt unterirdisch, als eine der stärksten Quellen der Welt, aus den dramatischen Karststeinklippen. Direkt in diese Klippen gebaut, liegt ein ca. 600 Jahre altes Derwischkloster. Hier sparten wir uns aber den Eintritt und gingen stattdessen lieber frische Forellen essen. Man muss Prioritäten setzen! 😉
Den Rest des Nachmittags verbrachte wir etwas außerhalb des Örtchens Studenci. Hier gab es nichts Spannendes, außer einen Stellplatz im Grünen, direkt an einem Fluß mit Badestelle. Wir stellten uns auf eine ruhige Nacht ein – da hatten wir die Rechnung aber ohne den Besitzer der nahegelegenen Bar gemacht. Der hatte just für diesen Abend einen Musiker engagiert. Obwohl kaum Publikum zu sehen war, spielte dieser bis ca. 0:30h die heißesten Folklore-Hits des Balkans.
Trotzdem ging es für uns am nächsten Morgen früh raus und weiter zu den nahegelegenen Kravica Wasserfällen. Am kleinen Nationalpark war noch nichts los als wir ankamen, nicht mal die Souvenirshops hatten schon geöffnet. Dank der frühen Uhrzeit und des bedeckten Himmels, hatten wir die Wasserfälle ganz für uns allein. Da machte auch ein bisschen Nieselregen nichts aus.
Tagsüber ist hier sicher mehr los, da man in dem Becken vor den Wasserfällen auch baden darf. Uns hat es so leer aber deutlich besser gefallen.
Als nächstes Ziel hatten wir uns den Ort Trebinje ausgesucht, der angeblich einer der schönsten Orte in Herzegowina sein soll. Unser Highlight im Ort war allerdings der kleine Eisenwarenladen, in dem Christian exakt die zwei Schrauben, Muttern, Spreng- und Unterlegscheiben fand, die er gesucht hat. Übrigens zum unschlagbaren Preis von 1 Mark (die Währung in BiH sind „Konvertible Mark“, welche den exakten Umrechnungskurs von der D-Mark zum Euro haben. Da wird einem ganz nostalgisch zumute!). Ansonsten konnten wir dem Ort leider nichts abgewinnen.
Uns zog es wieder raus aus der Stadt und rein in die Natur. Nach einigem Suchen fanden wir mal wieder einen tollen freien Stellplatz, mit super Aussicht auf das vor uns liegende Tal und die Berge
Hier verbrachten wir den Nachmittag und Abend mit Sport und Essen (also unsere Lieblingsbeschäftigungen). Nachts gab’s ein ordentliches Gewitter, der Sonnenaufgang am nächsten Morgen war dafür umso schöner. Später zog sich der Himmel aber wieder zu, sodass wir die Zeit mal wieder für etwas „Arbeit“ nutzten und am Blog feilten.
Bedingt durch das trübe Wetter, ging der defekten Batterie mal wieder der Solarsaft aus, daher mussten wir für die nächste Nacht leider wieder auf einen Campingplatz. Unweit von Trebinje fanden wir einen kleinen, einfachen Platz, an dem wir uns mit Strom versorgen konnten. Auch dort hätte man eigentlich direkt im klaren Fluss baden können, aber das Wetter war und blieb leider zu usselig, nass und kühl. Als es doch mal kurz aufklarte, nutzten wir die Zeit für ein heißes Federball-Match, von dem man sich in BiH vermutlich heute noch erzählt… 😉
Grenzübertritt mit Hindernissen…
Am nächsten Morgen war das schöne Wetter wieder da und für uns hieß es Abschied nehmen aus BiH und wieder zurück nach Kroatien. Eigentlich ein ganz einfacher Prozess: an der bosnischen Grenze ausreisen und an der kroatischen wieder einreisen.
Als wir an die bosnische Grenzstation kamen, saß aber keiner im Hüttchen und die Schranke war offen. Weit und breit war niemand zu sehen. Nach einigen Sekunden warten, beschlossen wir einfach weiterzufahren. Wenige Meter weiter, an der kroatischen Grenze hieß es dann aber: ihr könnt nicht einreisen, weil ihr nicht ordnungsgemäß aus BiH ausgereist seid. Die Grenzer aus BiH hatten bei den Kollegen in Kroatien angerufen und die schickten uns postwendend zurück nach BiH.
Wir machten also eine flotte Wendung und fuhren zurück an die bosnische Grenze. Dort wurden wir gebeten das Auto abzustellen, Christian musste aussteigen. Eine sehr streng schauende Grenzbeamtin belehrte ihn daraufhin, dass wir illegal aus Bosnien Herzegowina ausgereist wären. Dies sei eine Straftat und muss mit 150€ bezahlt werden. Wir konnten es erstmal nicht glauben. Erklärungsversuche waren unerwünscht. Christian musste die Papiere nehmen und mit in die „Grenzstube“ kommen. Ich blieb derweil verdutzt im Auto sitzen. Nach einigen Minuten kam Christian zurück, um seinen Geldbeutel zu holen. 115€ Strafe verkündete er mir. Mist, aber immerhin schon mal etwas weniger!
Er ging wieder zurück in die Grenzstube und kam nach zwei Minuten wieder freudestrahlend zum Auto: die Strafe wurde erlassen, wir dürfen ausreisen. Häh? Wie jetzt?
Nachdem Christian von einem weiteren Grenzbeamten noch mal belehrt und ermahnt worden war, diskutierten die Beamten untereinander. Der Preis für die Strafe ging immer weiter runter, irgendwann waren es nur noch 80€, die sie haben wollten. Dann begannen die Beamten Fragen zu stellen: wo wart ihr in Bosnien Herzegowina gewesen, wo wollt ihr hin in Kroatien, was habt ihr dort vor? Christian versuchte alles möglichst neutral und unverfänglich zu beantworten, wer weiß auf was die aus waren. Irgendwann fiel aber der Groschen bei den Beamten: „ach, ihr macht Urlaub hier? Das im Auto ist deine Frau? Das ist ein Wohnmobil? OK, kein Problem, dann könnt ihr weiterfahren. Schönen Urlaub noch!“
Ehrlich gesagt verstehen wir bis heute nicht so genau, warum wir dann letztendlich doch nichts zahlen mussten, wir hatten ja eindeutig einen Fehler gemacht, aber so war es uns natürlich deutlich lieber. So haben wir wenigstens noch eine weitere Reise-Anekdote. Und: wir werden sicher nie wieder an einer Grenzstation einfach so durchfahren. Ehrenwort!
Eine knappe Woche sind wir durch Bosnien Herzegowina gereist, eigentlich viel zu wenig Zeit für dieses schöne Land. Abschließend können wir sagen, dass BiH auf unserer bisherigen Reise definitiv DAS Highlight war und uns in so vielerlei Hinsicht überrascht hat: die wunderschöne und vielfältige Landschaft, das trubelig, bunte und vielseitige Sarajevo, die herzlichen Menschen aller Glaubensrichtungen, die trotz der jüngsten Geschichte so freundlich und offen auf einen zugehen und gerne ihre Geschichte mit einem teilen. Wir haben in der Woche so unglaublich viel gelernt und dadurch noch mal ein ganz anderes Bild auf den Balkan gewonnen.
Mal schauen was der Balkan noch für uns bereit hält. Als nächstes (nach dem kurzen Zwischenstopp in Dubrovnik) stand Montenegro auf unserem Reiseplan. Was wir jetzt schon sagen können: auch Montenegro hat uns landschaftlich überrascht und umgehauen. Dazu dann demnächst mehr…