Teil 7 unseres Roadtrips durch Kanada
31. August – 11. Septebmer 2025
britisch columbia & Alberta
Mountainbiking in Burns Lake
Wir blieben noch ein bisschen in British Columbia und erreichten als Nächstes die Stadt Burns Lake, die zwar den See im Namen trägt, jedoch an einem anderen See liegt, dem Kager Lake. Und an diesem wiederum gibt es einen Bikepark, den wir uns mal aus der Nähe anschauen wollten. Was das Beste war: Direkt am See und Bikepark, gibt es auch einen kostenlosen Campingplatz, mit schön angelegten, aber dennoch natürlichen Parzellen, Picknicktischen, Feuerstellen und den obligatorischen Plumpsklos.


Also perfekte Bedingungen, für ein gelungenes Wochenende.
Nach einer ruhigen Nacht schwangen wir uns am nächsten Morgen gleich auf die Bikes und machten uns auf, die Trails zu erkunden. Wir merkten schnell, dass diese alle schweinische Namen hatten: von Ferkel über Schwein & Bohnen, Schweinswolf oder auch einfach nur Schinken.



Genauso gut wie die Beschilderung, waren auch die Trails selbst angelegt, sodass wir mal wieder beide voll auf unsere Kosten kamen. Der Wald begann hier schon allmählich, sich herbstlich zu verfärben, eben genauso, wie man sich Biken in Kanada vorstellt.




Nachdem wir ordentlich ins Schwitzen gekommen waren (Lift gab’s hier nämlich mal wieder keinen), war der See zum Abkühlen nicht weit. Mit einem Bier in der Hand, gleich noch mal erfrischender.



Das war so lange spaßig, bis ich merkte, dass mich irgendwas am Bein kitzelte: Ein Blutegel bahnte sich gerade den Weg an mir hoch. Igitt! 🤢Danach war der Badespaß dann erstmal vorbei.
Den Abend verbrachten wir mit Grillen und beschlossen, noch einen zweiten Tag dort zu bleiben. Ich ging davon aus, um Fahrrad zu fahren, aber Christian wollte sich endlich mal unsere Dieselheizung vorknöpfen. Deren Reinigung und Wartung waren längst überfällig und da der Winter nicht mehr weit war, auch dringend nötig.
Also hieß es mal wieder: Alles aus dem Keller räumen, das Teil ausbauen, aufschrauben, reinigen, reinigen, reinigen, diverse Kleinteile austauschen, wieder zusammenpuzzeln und wieder einbauen. Das war auch genauso aufwendig, fummelig und kleinteilig, wie es klingt.



Zudem stellte Christian fest, dass der Dieselschlauch, der die Heizung mit Treibstoff versorgt, porös war und einen Riss hatte – das erklärte dann wohl auch die Startschwierigkeiten der Heizung. Diese hatten uns in der Vergangenheit immer mal wieder Kopfzerbrechen bereitet. Da hatten wir des Rätsels Lösung und wussten nun, dass wir zeitnah Ersatz besorgen mussten. Während Christian sich also mit diesem dreckigen „Spaß“ beschäftigte und nebenbei auch noch den ebenfalls undicht gewordenen Auspuff der Heizung erneuerte und endlich unser neues Masseband einsetzte, machte ich noch mal alleine den Bikepark unsicher.
Wir wunderten uns beide über das trübe Wetter, denn eigentlich waren blauer Himmel und Sonnenschein vorhergesagt. Stattdessen sahen wir die Sonne nur als verschwommenen, orangenen Punkt am Himmel stehen. Eine kurze Onlinerecherche bestätigte unsere Befürchtung: Es waren mal wieder Waldbrände in BC und Alberta zugange, die die ganze Luft verpesteten. Daher wunderte mich abends auch nicht, dass ich so ein Kratzen im Hals hatte, das ist ein typisches Symptom bei der schlechten Luftqualität.

Der andere Nachteil an dem trüben Wetter war, dass wir nicht genügend Solarpower hereinbekamen. Somit mussten wir nach zwei Tagen an diesem schönen Ort weiterziehen, um unsere Batterien zu laden.
Prince George
So zog es uns weiter nach Prince George, die Stadt, in der wir auf dem Weg in den Norden schon mal einen Stopp eingelegt hatten, und unseren Steinschlag in der Windschutzscheibe reparieren ließen. Auch hier gab es einen Bikepark, den wir uns anschauen wollten, aber leider musste ich dann feststellen, dass das Kratzen in meinem Hals nicht vom Qualm in der Luft kam, sondern sich als eine schöne, dicke Erkältung herausstellte. Na danke!
Somit fiel der Bikepark flach und wir verbrachten zwei Tage in der Stadt, die ich zum Auskurieren und Christian zum Arbeiten nutzte. Naja. 🤧
Bevor es weitergehen sollte, schauten wir noch bei einer Reifenwerkstatt vorbei, denn es war mal wieder an der Zeit, unsere Reifen zu rotieren. Außerdem wollten wir bei der Gelegenheit gleich noch mal nach unserer immer noch kaum funktionierenden Handbremse und dem Quietschen, das seit dem Dempster Highway noch immer nicht ganz verschwunden war, schauen lassen.
Wir kamen gleich dran, die Reifen wurden rotiert und der nette Mechaniker schaute in unserem Beisein nochmal über die hintere Bremsanlage. Es gelang ihm, an der Handbremse etwas nachzujustieren, sodass diese nun tatsächlich wieder besser greift, und auch noch ein paar letzte Steinchen aus der Anlage herauszuholen. Schließlich war alles erledigt und wir wollten weiter und uns auf den Weg Richtung Alberta machen.
Beim Herunterbremsen an einer Ampel am Ortsausgang erklang dann plötzlich ein ohrenbetäubendes, schleifend-quietschendes Geräusch, bei dem mir sofort das Herz in die Hose rutschte. Christian hingegen blieb ganz ruhig und meinte, das wäre die Bremse des Sattelschleppers neben uns gewesen. Aber nein, das war unsere Bremse. Auch bei der nächsten Testbremsung erklang wieder das Geräusch, das ich kaum beschreiben kann, und wir drehten schnurstracks um und fuhren zurück zur Werkstatt.
Schnell war klar: Der Mechaniker hatte beim Zurückbau der Bremsanlage hinten rechts eine Schraube der Bremszange nicht richtig angezogen. Diese hatte sich gelöst und war schließlich herausgefallen, sodass die Bremszange beim Bremsen über die Scheibe gewandert war – was dieses schreckliche Geräusch ausgelöst hatte. Holy Shit! 🤯
Wir wussten bereits, dass diese Bremszangen selbst in Europa aktuell kaum zu bekommen sind und wenn, dann sehr teuer waren. Schrauben sind hier in Nordamerika auch immer so eine Sache, da hier oft keine metrischen Schrauben verwendet werden.
In dem Fall hatten wir aber Glück – eine passende Schraube konnte bei einem Baumarkt nebenan aufgetrieben werden und die Zange und Scheibe hatten keinen Schaden genommen. So wurde alles wieder zusammengesetzt, diesmal auch richtig angezogen, und nach ca. einer Stunde waren wir endlich abfahrtsbereit. Auf den Schreck hätte ich gerne verzichtet.
Nun konnte es aber endlich weitergehen.
Unterwegs nach Edmonton
Ursprünglich hatten wir geplant, von Prince George aus wieder in die Rocky Mountains abzubiegen. Aber durch meine blöde Erkältung war ich leider nicht fit genug fürs Wandern oder Mountainbiken. Außerdem stand unser Hochzeitstag vor der Tür und so beschlossen wir, die nächsten Tage in einer Stadt, statt in der Natur zu verbringen.
Wir nahmen Kurs auf Edmonton, die Hauptstadt der Provinz Alberta. Natürlich mussten wir dafür wieder einiges an Strecke machen – sonst wäre es ja nicht Kanada.
Nach einer unruhigen Nacht zwischen LKWs an einer Rest Area irgendwo entlang des Highway 1 fuhren wir am nächsten Morgen durch den Jasper-Nationalpark, wo der Himmel immer noch trüb war vom ganzen Qualm. Sehnsüchtig schaute ich auf die vorbeiziehenden Berge, aber Wandern war einfach nicht drin in dem Moment. Immerhin erspähten wir am Fahrbahnrand aber ein paar Mountaingoats, die ich immer wieder aufs Neue faszinierend finde.






Etwa 2 Stunden außerhalb von Edmonton fanden wir einen verlassenen Campingplatz, wo wir uns ein Plätzchen im Wald suchten, um dort noch einen Tag zu verbringen, bevor es weiter nach Edmonton ging. Während ich weiter darauf wartete, dass sich die Erkältung verzog, tauschte Christian noch erfolgreich den Dieselschlauch an unserer Heizung aus, die nun wieder perfekt ansprang. Somit waren wir jetzt bereit für den Winter.

Kaum auf dem Campspot angekommen, parkte jedoch direkt neben uns ein Typ seinen Pickup mitsamt XXL-Wohnanhänger ein. So weit, so gut. Kaum begann es zu dämmern, packte er dann natürlich seinen Stromgenerator aus und platzierte ihn in unmittelbarer Nähe zu unserem Schlafzimmerfenster … Ein Déjà-vu!
Irgendwann gegen Mitternacht fragten wir mal freundlich an, ob er das Teil bald mal ausmachen könnte. Die Antwort fiel frostig aus: Nein! Er braucht Strom die ganze Nacht. Vor seinem Trailer lagen inzwischen schon mehrere leere Bierdosen und der Typ war auch wenig sympatisch, daher gingen wir weiteren Diskussionen aus dem Weg und parkten mitten in der Nacht noch mal um. Auch das gehört manchmal zum Vanlife. So hatten wir dann wenigstens eine ruhige Nacht und brachen am nächsten Vormittag auch schon auf nach Edmonton.
Edmonton
Edmonton ist, wie bereits erwähnt, die Hauptstadt der Provinz Alberta und hat rund 1,2 Millionen Einwohner. Davon merkten wir am Sonntagnachmittag jedoch nichts. Während entlang der schön angelegten Wege am Fluss, wo wir parkten, noch ein paar Spaziergänger und Sportler unterwegs waren, war die Innenstadt so gut wie ausgestorben. Man sah kaum jemanden auf der Straße, alle Läden waren geschlossen (was auch eher untypisch ist für Nordamerika), und die einzigen Leute, die wir sahen, waren offensichtlich obdachlose Menschen. Hm, nicht gerade ein prickelnder erster Eindruck.



Wir hatten zwei Museen herausgesucht, die wir uns anschauen wollten, und mussten dann leider feststellen, dass beide um 16 Uhr schlossen. Somit schafften wir nur noch den Besuch eines Museums, des Royal Alberta Museums, wo ebenfalls tote Hose war und uns gerade noch genug Zeit blieb, die dort gezeigte Orca-Ausstellung anzuschauen, bevor wir hinausgeworfen wurden.




Somit standen wir wieder auf den leeren Straßen von Edmonton Downtown, wo wir immerhin auf ein (dünn besuchtes) Street-Festival trafen, wo allerdings eine Wrestling-Show statt Livemusik geboten wurde. Andere Länder, andere Sitten, oder wie war das?

Am nächsten Tag, unserem 13. Hochzeitstag, gaben wir der Stadt noch mal eine Chance und schlossen uns mal wieder einer Walking Tour an. Diese dauerte drei zähe Stunden, bot aber ehrlich gesagt auch nicht viel Spannendes. Die nette Führerin zeigte uns so „spannende Sachen“ wie die Einwanderungsbehörde, das Bürgeramt und ein paar schöne Murals. Außerdem erklärte sie uns, dass die Stadt gerade bemüht sei die Innenstadt zu beleben, die in den letzten Jahren wohl stark vernachlässigt worden war. So kam es uns auch vor. Immerhin gab es einen komplett neuen Ice-District mit einem brandneuen Eishockeystadium und entsprechenden Läden rundherum, aber auch hier schien außerhalb der Spiele eher tote Hose zu sein. Es fällt uns echt schwer, was Positives über die Stadt zu sagen. Zudem wird es hier im Winter bis zu -40 Grad kalt – einen Besuch im Winter können wir also erst recht nicht empfehlen.






Auf der Suche nach einem Eis, verliefen wir uns dann noch in eine ganz dunkle Ecke der Stadt und trafen auf ein Lager voller schwerst Drogenabhängiger, offensichtlich verwirrter und obdachloser Menschen. Gruselig, aber leider allgegenwärtige Realität in den meisten Großstädten Nordamerikas.
Zur Feier des Tages gönnten wir uns ein Bierchen in einer netten Brauerei abends die angeblich beste Pizza der Stadt (die erste seit Mexiko), die aber leider auch nicht so der Brüller war.


Naja, so bleibt der Gesamteindruck von Edmonton eher unterdurchschnittlich. Wir hoffen weiter, dass die restlichen Großstädte in Kanada da vielleicht mehr zu bieten haben.
Elk Island Nationalpark
Zumindest war nach den zwei Tagen meine Erkältung gänzlich auskuriert und wir bereit für ein bisschen mehr Action. Von zwei Kanadiern, die wir bei der Walking Tour kennengelernt hatten, hatten wir erfahren, dass es ganz in der Nähe von Edmonton einen schönen kleinen Nationalpark gibt, Elk Island. Statt Elchen, wie der Name vermuten lässt, trifft man hier hauptsächlich auf Bisons. Und kaum hatten wir die Parkgrenze passiert, stand da auch schon die erste wilde Bisonherde parat.

Das sind ganz schön riesige Oschis und auch die größten Landsäugetiere Nordamerikas! Bis zu 1.200 kg schwer kann so ein männlicher Bison werden. Und obwohl sie so behäbig aussehen, können sie bis zu 65 km/h schnell rennen. Also sollte man ihnen lieber nicht in die Quere kommen (auch wenn es reine Pflanzenfresser sind). Nach wenigen Metern lag dann auch ein stattlicher Bison direkt am Straßenrand.


Erfreulicherweise waren hier im Park mal wieder viele Wanderwege auch für Mountainbikes freigegeben. So zögerten wir nicht lange und schwangen uns auf die Räder, für eine gemütliche 22 km Runde um ein paar Seen und Felder, wo eigentlich weitere Bisonherden sein sollten. Aber die Kollegen hatten scheinbar gerade andere Pläne – wir trafen auf genau ein einziges Bison und sahen ansonsten keinerlei Getier. Naja. Schön war’s trotzdem mal wieder aktiv zu sein.





Weiter nördlich im Park legten wir noch einen Stopp an einem schönen See ein, der aber leider zum Baden gesperrt war, da hier ein Blaualgenproblem herrschte. Schade. So verlief unser Parkbesuch doch etwas kürzer als geplant, aber immerhin verabschiedeten uns noch zwei Bisons, bevor wir die Parkgrenzen hinter uns ließen und uns auf Stellplatzsuche machten.

Im Örtchen Bruderheim wurden wir schließlich fündig und fanden einen Parkplatz direkt an einem kleinen, ganz neu aussehenden Skatepark. Perfekt für Christian, so bekam der noch ein bisschen mehr Auslauf auf seinem Rollbrett.



Türkische Hilfsbereitschaft in Edmonton
Nach einer ruhigen Nacht ging es am nächsten Vormittag noch mal zurück nach Edmonton, für einen Einkaufsstopp.
Kurzentschlossen fuhren wir dann noch mal bei einer Werkstatt vorbei, wir hatten nämlich einen Tipp bekommen, dass es hier Mechaniker geben sollte, die sich gut mit Ducatos auskennen. Und wir hatten ein sporadisches Geräusch, das wir gerne mal abklären lassen wollten. So landeten wir in der Werkstatt CRC Auto Repair, die von türkischen Auswanderern geführt wird, die sich auf deutsche Autos spezialisiert haben. Dementsprechend stand der Hof voller BMWs, Mercedes und Audis und nun auch ein Fiat Ducato.
Und tatsächlich, obwohl die Auftragsbücher und Hebebühnen voll waren, baten uns die netten Mechaniker, kurz zu warten. Scheinbar löste der Ducato Heimatgefühle aus, da die Jungs in der Vergangenheit viel an den Teilen geschraubt hatten und sich daher bestens auskannten.
Schließlich unternahm einer der Mechaniker eine Testfahrt, und kurze Zeit später lagen zwei weitere seiner Kollegen unterm Auto und fanden das Problem auch gleich: Das Gummi der Motorhalterung, die Motor und Getriebe stabil hält, war ausgeschlagen und dadurch das Ganze etwas locker. Zum Glück nichts Akutes, aber mittelfristig musste das Teil ausgetauscht werden. Ein schneller Check bei Chrysler brachte zutage, dass das Teil vom Ram Promaster vermutlich nicht passt. Daher mussten wir mal wieder das Ersatzteil in Europa bestellen. Aber da es ja nicht eilig war, kein Problem.
Als Bezahlung wollten die Jungs nicht mehr als einen Handschlag, und schon waren wir wieder auf der Bahn und bereit, Edmonton erstmal hinter uns zu lassen. Wir planten da aber schon, später vielleicht wieder hierherzukommen, da die Werkstatt und die Mechaniker wirklich einen super Eindruck machten. Da ahnten wir noch nicht, dass das Ganze mal wieder etwas komplizierter werden würde… Aber das war noch Zukunftsmusik.
Jetzt wollten wir aber endlich zurück in die Rocky Mountains!
Noch einmal verbrachten wir eine Nacht auf dem verlassenen Campingplatz, zwei Stunden außerhalb der Stadt, wo wir diesmal ungestört von Generatoren blieben, und am nächsten Morgen ging es dann schon in Wanderklamotten zurück zum Jasper-Nationalpark und endlich wieder in die Berge.
Aber dazu dann demnächst mehr. 😊
Übrigens: Wenn dir unsere Reiseberichte gefallen und du uns auf unserer Reise unterstützen möchtest, freuen wir uns über einen Beitrag in unsere Diesel-Kasse. Das geht ganz einfach mit diesem PayPal Link.






















































































































































































































































































































































































































































































































































