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Zwischen Seen, Bergen und Bären

Teil 6 unseres Roadtrips durch Kanada

19. – 31. august 2025
yukon, Alaska & British Columbia

Von Dawson City aus, machten wir uns auf den Weg zurück nach British Columbia. Aber so schnell ließ uns der Yukon natürlich nicht los – immerhin ist er 474.391 km² groß. Da wir durch die Aktion mit unseren Bremsen einiges an Zeit verloren hatten, fuhren wir an diesem Nachmittag nicht mehr allzu weit und fanden ca. eine Stunde außerhalb von Dawson City unverhofft einen mega schönen Platz an einem See.

Dort ließen wir uns bei schönstem Wetter nieder und waren für den Rest des Tages bestens damit unterhalten, die Biber zu beobachten, die im See hin und her schwammen und eifrig Stöckchen sammelten, um ihre Biberburg zu bauen. Was für ein Schauspiel!

Bis zum Einbruch der Dunkelheit saßen wir draußen und wären gerne noch ein bisschen länger hiergeblieben, aber der nächste Tag begann mit Regen. Somit zog es uns dann doch schon weiter und zurück nach Whitehorse, die größte Stadt des Yukon.

Whitehorse 2.0

Doch vor uns lag ein laaaanger Fahrtag, durch den gefühlt unendlichen Yukon, vorbei an Bäumen und Seen ohne Ende. Das Wetter war da wesentlich abwechslungsreicher: Von Regen, dichtem Nebel und schließlich Sonnenschein war alles mal dabei. Unterwegs passierten wir zwei Großbaustellen, sodass der Van schließlich wieder aussah wie nach dem Dempster. Na, danke!

An einer Baustellenampel trafen wir auf ein liegengebliebenes, älteres Wohnmobil, welches von einem schon sehr betagten Ehepaar gelenkt wurde. Der Mann bat uns um Überbrückungshilfe, obwohl seine Batterie neu war und im Cockpit des Wohnmobils alle Lämpchen an waren. Es sah also nicht nach einem Batterieproblem aus. Da es an der Ampel sowieso länger dauerte, halfen wir aber gerne aus und überbrückten das Fahrzeug – wie erwartet sprang die Kiste aber nicht an. Wir tauschten noch ein paar Ideen aus, kamen aber letztendlich nicht weiter. Schließlich kam das Pilotfahrzeug, welches Fahrzeuge hier durch die Baustelle manövriert, und rief einen weiteren Bauarbeiter zu Hilfe. Somit ging für uns die Fahrt dann weiter.

Gut eine Stunde später, bei einer Pipi-Pause an einer Rest-Area, holte uns das Ehepaar dann wieder ein – das Wohnmobil lief wieder. Der zu Hilfe gerufene Bauarbeiter hatte helfen können, offensichtlich hatte sich ein Kabel losgerüttelt – die beiden waren nämlich mit der Kiste auch den Dempster gefahren. Die beiden fuhren jedenfalls einen heißen Reifen und hatten uns dann alsbald auch schon wieder abgehängt.

Am späten Nachmittag erreichten wir schließlich Whitehorse. Diesmal fühlte es sich ganz anders an, hier zu sein. Bei unserem ersten Besuch hier, auf dem Weg hoch in den Norden, war dies unser letzter großer Versorgungsstopp, mit großen Supermärkten und guter Infrastruktur und vielen ToDos. Wir waren „damals“ beide schon recht angespannt, in Erwartung dessen, was uns oben in Alaska und den Northwest-Territories alles Ungewisses erwarten würde.

Die Stadt war zwar inzwischen nicht schöner geworden, aber diesmal fühlte es sich für uns an, als kämen wir zurück in die Zivilisation. Wir waren beide erleichtert und hatten irgendwie das Gefühl, es geschafft zu haben. Das Abenteuer Hoher Norden war überstanden.

Wir bezogen auch diesmal wieder die kostenfreien RV-Plätze am Yukon-Fluss und verbrachten hier zwei Tage damit, einfach herunterzukommen, ein bisschen Sport zu machen und an ein paar Projekten zu arbeiten.

Moby muckt!

Am 23. August, Tag 1.500 unserer Reise, wollten wir dann eigentlich weiterziehen. Wir füllten unsere Vorräte und verpassten Moby noch mal eine ordentliche Wäsche – diesmal sogar mit Reinigungsschaum, der noch mal einiges an Dempster-Resten löste. Nach einem Tankstopp wollten wir dann nur noch fix was im Supermarkt besorgen und dann raus aus der Stadt. Aber Moby hatte mal wieder andere Pläne. Er sprang plötzlich nicht mehr an. Dasselbe Verhalten wie ein paar Wochen zuvor in Dawson City – alle Lichter gingen an, aber der Motor machte keinen Mucks. Dann erschien plötzlich die Anzeige: „Vorglühkerzen kontrollieren lassen“.

Wie bitte? 😲

Wir lasen den Fehlerspeicher des Steuergeräts aus und bekamen einen Fehlercode, der darauf hinwies, dass das Vorglühkerzenrelais eine Macke hatte. Wir recherchierten und suchten und fanden das Teil schließlich mal wieder äußerst schwer zugänglich verbaut.

Das Teil sah aber eigentlich gut aus, es war nur äußerlich nass, vermutlich durch die Autowäsche. Ob es dadurch zum Kurzschluss gekommen war? Mit dem Multimeter maß Christian das Teil durch, es schien so weit alles in Ordnung, Strom kam an. Wir recherchierten weiter und probierten und suchten, aber irgendwie kamen wir nicht weiter. Wir waren hier erstmal gestrandet – natürlich an einem Samstagnachmittag. Vor Montag würde keine Werkstatt aufhaben – und hinkommen würden wir ja auch nicht, ohne dass uns einer abschleppte. So hatten wir uns Tag 1.500 unserer Reise nicht vorgestellt. 😢

Dazu kam noch, dass wir quasi direkt vor einem Schild parkten, das besagte, dass man dort auf gar keinen Fall mit einem Wohnmobil über Nacht stehen darf. Na super.
Dies ließ sich mit dem netten Filialleiter des Supermarkts aber schnell klären. Der hatte zum Glück Verständnis für unsere missliche Lage und erlaubte uns, bis Montag dort zu stehen. Immerhin standen wir hier gerade und brauchten uns um Vorräte auch keine Sorgen zu machen. Haha. 🫠

Wir machten das Beste daraus und stießen dennoch auf 1.500 Tage Reise an – mit allen Höhen und Tiefen eben.

Cheers to 1.500 Tage Weltreise

Über Nacht arbeiteten unsere Köpfe weiter und am Sonntagmorgen kam uns die Erkenntnis, dass selbst mit defekten Glühkerzen und Relais der Van zumindest leiern müsste beim Anlassen. Ob es doch schon wieder der Anlasser war, der uns Probleme machte?

Christian friemelte weiter im Motorraum rum und ich tippte mir die Finger wund, auf der Suche nach der Lösung. Schließlich fand ich ein Ducato-Forum in Großbritannien, wo mir sehr findige Hobby-Mechaniker dabei halfen, das Problem zu identifizieren. Es dauerte einige Stunden und es ging mehrfach hin und her mit verschiedenen Tests und Messungen – schließlich fanden wir aber heraus: Wir haben kein Problem mit den Glühkerzen, dem Anlasser oder Feuchtigkeit im Relais – wir haben einen Massefehler!

Christian baute das Masseband, welches Strom vom Motor zum Anlasser bringt, aus, und siehe da: Das Ding war total oxidiert und die Schraube, welche den Stromkreislauf schließt, total verrostet und voller Schmodder. Da konnte ja gar kein Strom mehr fließen.

Die beiden Übeltäter

Ich besorgte im Autozubehör nebenan (der zum Glück am Sonntag geöffnet hat) einen passenden Reiniger, Christian machte alles sauber, baute es wieder ein und siehe da: Moby sprang an wie ’ne Eins! Als wäre nie was gewesen. 🙌

Die Fehlercodes waren auch verschwunden und unser somit Problem gelöst. Was für eine Erleichterung! Und ein Glück, dass uns das Problem nicht auf dem Dempster eingeholt hatte.
Sicherheitshalber blieben wir aber noch einen Tag länger in Whitehorse und bestellten auf Anraten meiner neuen Ducato-Freunde aus UK am Montagmorgen bei Chrysler ein neues Masseband, da das alte nach den Jahren jetzt doch schon ein bisschen gelitten hatte.

Immerhin waren wir jetzt wieder mobil und steuerten somit wieder einen etwas schöneren Stellplatz an, wo wir die Zeit nutzten, um nun auch endlich unseren Keller/Garage vom Dempster-Dreck zu befreien. Die Fahrräder und alles andere darin waren noch unter einer dicken Staubschicht begraben, der wir nun zu Leibe rückten.

Unser Kellerinhalt – ein 1000-Teile-Puzzle, das nur mein Mann lösen kann.

Nachdem dann die Bestellung für das Masseband getätigt war, hatten wir bis zu dessen Lieferung nun zwei Tage Zeit. Die wollten wir keinesfalls in Whitehorse verbringen, so zog es uns weiter in das ca. 1,5 Stunden entfernte Carcross.

Carcross & Umgebung

Den hübschen kleinen Ort ließen wir aber erstmal links liegen und bogen gleich zum Montana Mountainbike Park ab, der mega schön gelegen war.

Hier kamen die frisch gesäuberten Räder endlich mal wieder zum Einsatz.

Nach der erfolgreichen Ausfahrt suchten wir uns ein schönes Plätzchen oberhalb des Windy-Arm-Lakes. Der machte seinem Namen später am Nachmittag alle Ehre. Es wurde ganz schön windig, aber da wir geschickt geparkt hatten, konnten wir zumindest im Windschatten des Vans noch ein bisschen draußen sitzen und die schöne Umgebung bestaunen.

Haus am See

Als ich gegen Mitternacht aus dem Fenster schaute, traute ich meinen Augen erst nicht. War das eine besonders helle Wolke am Himmel, oder leuchtete da was? Und tatsächlich – wir sahen unsere ersten Polarlichter der Saison, direkt vor unserer Haustür.

Und auch der nächste Tag hielt eine Überraschung bereit. Ich saß lesend vor dem Van, als Christian plötzlich ganz aufgeregt von seinem Spaziergang zurückkam. „Anne, da liegt ein Bär vorm Van“. Und ich so: „Häh?“ Ich sah keinen Bären – bis ich aufstand. Da lag tatsächlich, keine 30 Meter von uns entfernt, ein zimtfarbener Schwarzbär im Gras und fraß genüsslich die Beeren, die dort wuchsen.

Der Bär bemerkte uns schließlich auch, ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen, sondern fraß weiter, bis scheinbar alle Beeren vertilgt waren. Dann erhob er sich und trottete gemächlich wieder ins Unterholz.

Bye bye Bärli

Crazy! Da fährt man wochen- und monatelang durch die Wildnis und hofft darauf, einen Bären zu sehen, und dann kommt der Kollege einfach zu uns, vor die Haustür. Allerdings machte uns von nun an jedes Rascheln im Gebüsch etwas nervös und wir gingen nicht mehr ohne unser Bärenspray vor die Tür. Aber der Bär ließ sich nicht mehr blicken und nach der zweiten Nacht an diesem schönen Platz, machten wir uns auf den Weg zurück nach Whitehorse, um unser Masseband abzuholen.

Doch nun legten wir erst noch einen Stopp im Örtchen Carcross ein. In Carcross haben sich zwei First Nations Stämme zusammengetan, daher sah man im (leider sehr touristischen) Ort jede Menge traditionelle Wandgemälde und Handwerkskunst.

Allerdings kamen mit uns zusammen sage und schreibe sieben (!) Busladungen voller Kreuzfahrt-Touristen an, die vermutlich in Skagway (Alaska) vor Anker lagen. Horror! Wie die Lemminge strömten die Touris aus den Bussen und schon mit gezückten Geldbeuteln in die kleinen Shops, um dort überteuerten Tant zu kaufen und die Wege zu verstopfen. Da hatten wir ausnahmsweise mal schlechtes Timing.

Dementsprechend fiel unser Spaziergang durch den Ort auch eher kurz und zügig aus. Am schönen kleinen „Stadtstrand“ hätte man es glatt noch länger aushalten können (so weit drangen die Kreuzfahrt-Touris auch nicht vor), aber es war noch immer ganz schön, windig und kühl. Somit begnügten wir uns mit einem Eis und fuhren dann schon wieder weiter.

Aber nicht, ohne kurz an der angeblich kleinsten Wüste Nordamerikas zu stoppen. Naja, vielleicht ist es auch einfach nur ein großer, unbebauter Sandkasten.

Carcross Desert

In Whitehorse nahmen wir unser neues Masseband in Empfang, besorgten noch ein paar Kleinigkeiten und dann ging es endgültig weiter gen Süden.

Zurück in British Columbia

Die Nacht verbrachten wir wieder mal irgendwo an einem Seeufer, bevor uns ein weiterer langer Fahrtag endlich zurück nach British Columbia brachte und gleich an den nächsten See.

Am Eddontenajon Lake konnten wir direkt bis an die Wasserkante vorfahren und wurden zudem mit dem perfekten Wetter begrüßt. Also zögerten wir nicht lange und sprangen rein ins Wasser – das deutlich kälter war als das Nordpolarmeer oben in Tuk. Aber was für eine Kulisse!

Auch der nächste Tag versprach sehr schön zu werden, und wir überlegten hin und her, ob wir nicht einen Tag lang bleiben sollten. Aber wir wollten unbedingt noch mal Bären beim Lachsfischen sehen und das Zeitfenster dafür schloss sich so langsam schon. Also rissen wir uns los und machten uns auf nach Stewart, dem kleinen Ort kurz vor Alaska.

Ausflug nach Alaska

Wieder führte uns die Straße vorbei am Bear Glacier, den wir diesmal viel besser sahen als bei unserem ersten Besuch.

Bear Glacier

Angekommen in Stewart, packten wir dann die Räder aus und radelten mal fix rüber nach Hyder, Alaska.

Wer sich nicht erinnert: Anfang Juli waren wir hier schon mal kurz mit dem Van und hatten gehofft, schon einen Bären zu sehen. Wir sahen auch einen Schwarzbären, aber nur am Straßenrand. Die Lachse waren damals noch nicht auf der Durchreise. Das war nun anders. Wir waren aber fast schon am Ende der Lachssaison, was die vielen Lachs-Leichen im Fluss deutlich machten (den bestialischen Gestank lasse ich mal unerwähnt).

Dennoch versuchten wir noch mal unser Glück am Fish Creek Wildlife Observatory. Als wir dort ankamen, ließ uns der zuständige Ranger gleich wissen, dass gerade zwei Grizzlies im Fluss stünden. Also Kamera raus und nichts wie hin. Und da waren sie dann. Mama-Bär und ihr schon nicht mehr ganz so Junges, die gemeinsam Lachse angelten.

Grizzlies beim angeln

Zwar waren die beiden relativ weit weg von uns, aber durch die Telelinse konnte ich genau beobachten, wie sie einen Fisch nach dem anderen aus dem Wasser zogen und entweder noch im Fluss verspeisten oder raus ans Ufer schleppten. So irre, das endlich mal live zu sehen!

Wir blieben, bis die beiden schließlich außer Sichtweite waren – erst dann wurde uns bewusst, dass wir ja gleich am Fluss entlang zurückradeln würden. Na, immerhin waren die beiden jetzt satt und hoffentlich nicht scharf auf menschlichen Nachtisch. 😅

Wir radelten also zurück Richtung Kanada und noch einmal durch den Ghost-Town Hyder, wo auch jetzt, in der Hochsaison, nichts los war.

Der kanadische Grenzbeamte nahm es dann wieder sehr genau – wobei wir diesmal, auf unseren Rädern ja zumindest keinen Eindruck von illegal einreisenden Gypsies machen konnten. Dennoch stellte er die üblichen Fragen zu unseren Reiseplänen, zur Aufenthaltsdauer, zum Arbeitgeber etc. und hieß uns dann erneut willkommen in Kanada. Jetzt bleiben wir aber auch erstmal hier!

Clements Lake

Nachdem wir die Räder wieder im Van verstaut hatten, steuerten wir dann den Stellplatz an, den wir schon bei unserem ersten Besuch entdeckt hatten und der bisher einer unserer liebsten Stellplätze in Kanada war. Und diesmal war es noch besser, da wir perfektes Sommerwetter hatten und auch kaum noch Mücken unterwegs waren. Wir ergatterten wieder den besten Platz direkt am Seeufer, mit Blick auf den Berg mit dem klangvollen Namen „Mount Shorty Stevenson“ und verbrachten hier zwei Tage mit Relaxen, Baden, Arbeiten und Sporteln.

Absolut genial.
Nur meine Joggingrunde musste leider ausfallen. Ich war gerade losgelaufen, als ca. 100 Meter vor mir ein Schwarzbär aus dem Unterholz kletterte. Äh, nein danke, da blieb ich dann doch lieber in Sicherheit rund um den Van. Auch wenn Schwarzbären eigentlich viel zu süß aussehen, um gefährlich wirken zu können. Darauf ankommen lassen, wollte ich es dann doch lieber nicht.

Zufällig stießen hier am zweiten Abend auch Donna und York wieder zu uns, die beiden Ostkanadier, die wir in Inuvik kennengelernt hatten. Kanada ist eben doch ein Dorf!

Nach der zweiten Nacht rissen wir uns dann aber auch hier wieder los – da warteten noch ein paar Bikeparks auf uns, die wir schon lange auf der Liste hatten.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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« von 2 »
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