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Der Dempster Highway – das nördliche Ende unserer Panamericana

Teil 5 unseres Roadtrips durch Kanada

9. – 19. August 2025
Yukon & Northwest Territories

Rückkehr nach Kanada

Am frühen Nachmittag des 9. Augusts erreichten wir den Grenzübergang auf dem höchsten Punkt des Top of the World Highways. Immerhin in 1.300 Metern Höhe, was für hiesige Verhältnisse recht hoch ist (da können die Pässe in den Anden nur lachen).

Ein netter Grenzbeamter fragte, woher wir kommen und wie lange wir in Kanada bleiben wollen. Wir antworteten 180 Tage (die maximale Anzahl für Europäer). Das schien bei dem Beamten ein paar Alarmglocken auszulösen.
Das zwar noch freundliche, aber doch sehr bestimmte Verhör begann: Warum, wo wollt ihr hin, was macht ihr beruflich, wer sind eure Arbeitgeber, wieso habt ihr so lange frei, wie viele Ersparnisse habt ihr, wann reist ihr zurück nach Deutschland, plant ihr illegal zu arbeiten, arbeitet ihr online, seid ihr Gypsies, etc.? Wir kamen ganz schön ins Schwitzen und befürchteten schon, er würde uns die Einreise verweigern oder nur einen kurzen Transfer erlauben.

Irgendwann wurde der Ton wieder netter und der Beamte erklärte uns, dass es für sie tatsächlich verdächtig sei, wenn Ausländer gezielt nach 180 Tagen Aufenthalt fragen, da dies in der Regel nur Menschen machen, die entweder heimatlos (und oft auch mittellos) sind oder eben digitale Nomaden, die sie nicht im Land haben wollen, da sie keine Steuern zahlen. So weit, so verständlich.
Wir versicherten ihm, dass nichts von beidem in unserem Fall zutraf und wir nicht planten, illegal im Land zu bleiben, und auch schon die Rückreise geplant hatten (naja, zumindest haben wir mal darüber gesprochen). Dies stellte ihn schließlich zufrieden und wir durften ohne weitere Kontrollen wieder nach Kanada einreisen und 6 Monate bleiben. Puh, Glück gehabt.

Willkommen zurück im Yukon!

Die Landschaft entlang des Top of the World Highways blieb weiterhin beeindruckend und schön, und der Schotterbelag war perfekt geebnet, sodass wir viel zügiger als erwartet vorankamen – auch als uns ein Regenschauer einholte. Dieser ließ den Van ganz schön vermatscht aussehen – ein Vorgeschmack auf unser nächstes großes Abenteuer…

Dawson City

Eine kurze Fluss-Fährfahrt brachte uns schließlich nach Dawson City, eine ehemalige Goldgräberstadt am Yukon River und Ausgangsort für unsere Reise in die Northwest Territories.

Wir stellten den Van am Ortsrand ab und erkundeten zu Fuß die kleine Stadt, die mit ihren bunten Holzhausfassaden und staubigen Straßen echten Wild-West-Charme versprühte. Fast schon zu künstlich, für unseren Geschmack.

Wir verirrten uns seit langem mal wieder in ein Restaurant und gönnten uns griechische Küche – was auch sonst, so hoch oben in Kanada. 😉

Für den nächsten Tag hatten wir dann eine lange To-Do-Liste, denn uns stand ein besonderes Abenteuer bevor:

Der Dempster Highway

Der Dempster Highway ist eine der berühmtberüchtigtsten und außergewöhnlichsten Straßen Nordamerikas – und die einzige öffentliche Route Kanadas, die bis hinauf an den Arktischen Ozean (das Nordpolarmeer) führt. Auf knapp 900 Kilometern verbindet sie Dawson City im Yukon mit dem Ort Tuktoyaktuk in den Northwest Territories.

Erst seit 2017 kann man die ganze Strecke mit dem Auto zurücklegen. Vorher endete die Straße in der Stadt Inuvik, 148 km vor Tuktoyaktuk. Erst mit dem Bau und der Freigabe des letzten Abschnitts zwischen Inuvik und Tuk (wie die Locals es nennen) wurde der Arktische Ozean erstmals ganzjährig über Kanadas Straßennetz erreichbar. Vorher war Tuk nur per Boot oder Flugzeug erreichbar oder im Winter über temporäre Eisstraßen.

Die Strecke führt durch einsame Wildnis, vorbei an borealen Wäldern, am beeindruckenden Tombstone-Gebirge, das von vielen auch Patagonien Nordamerikas genannt wird, über das Richardson-Gebirge und hinein in die arktische Tundra. Bei Kilometer 405 überquert man sogar den Polarkreis.

Asphalt sucht man hier vergeblich – der Dempster ist eine raue Schotterpiste voller Schlaglöcher, gebaut auf Permafrost, die je nach Wetter zwischen staubtrocken, tief schlammig oder auch spiegelglatter Eisfläche schwankt. Schnee ist hier auch im August keine Seltenheit (was Reisefreunde von uns leider am eigenen Leib erfahren mussten).

Versorgungspunkte sind rar, es gibt unterwegs nur an drei Orten Tankstellen, eine kleine Auswahl an Lebensmitteln, einfache Unterkünfte oder kleine Werkstätten. Über weite Strecken herrscht kein Mobilfunkempfang, und wer unterwegs liegen bleibt, muss sich meist selbst helfen können – oder sehr viel Geld bezahlen, um abgeschleppt zu werden.

Ursprünglich als Versorgungsroute für Ölfelder geplant, ist der Dempster Highway heute ein Symbol für Abenteuer, Einsamkeit und unendliche Weite.

Dafür wollten wir natürlich gewappnet sein, daher erledigten wir in Dawson noch mal einen (sehr teuren) Großeinkauf, füllten Wasser- und Dieselvorräte, befreiten Moby Dick vom Alaska-Dreck und brachten sogar eine von uns mühsam auf Maß geschnittene Plexiglas-Schutzscheibe vor unserer Windschutzscheibe an – der Dempster ist nämlich berühmt berüchtigt für Reifenplatzer und Steinschläge. Und da Windschutzscheiben hier ein teurer Spaß sind (Kaskoversicherung haben wir keine), wollten wir so gut wie möglich vorsorgen.

Als wir alles erledigt hatten und eigentlich schon mal aus der Stadt herausfahren wollten, um nahe dem Startpunkt des Dempsters zu übernachten, kam dann ein kleiner Schock: Moby sprang nicht mehr an. Christian drehte den Zündschlüssel, alle Lampen, Lüftung und Radio gingen an, aber der Motor zuckte nicht. WTF! 🤯
Es konnte ja wohl nicht schon wieder der Anlasser sein. Wir schalteten alle Verbraucher aus und zwei Startversuche später sprang Moby auch wieder an. Die Batteriespannung schien einigermaßen normal, im Fehlerspeicher war auch nichts hinterlegt. Hatte er sich nur verschluckt? Kein Bock auf Schotterpiste? Ein Problem mit dem Zündschloss? Unsere Internetrecherche brachte viele mögliche Ursachen, die meisten konnten wir ausschließen. Es blieb das Thema mit der Batteriespannung, die schien beim Anlassen stärker als normal abzusinken. Wir beschlossen daher, die Nacht in der Stadt zu verbringen und am nächsten Morgen erst noch mal bei einer Werkstatt vorbeizuschauen, um ggf. die Batterie noch zu tauschen. Eine Panne auf dem Dempster wollten wir auf keinen Fall riskieren.

Bis zum nächsten Morgen sprang der Van mehrfach problemlos an, alles schien normal. In der Werkstatt wurde die erst 1,5 Jahre alte Batterie getestet und auch dabei kam heraus: alles in Ordnung. Alle Werte waren normal, es gab keinen Anhaltspunkt, dass etwas nicht stimmte. Also schauten wir uns tief in die Augen und beschlossen: Wir wagen es. Auf zum Dempster Highway!

Start auf dem Dempster Highway

Nach ca. 30 Minuten erreichten wir den offiziellen Startpunkt der (Tor-)Tour. Ab dem Schild lagen nun 880 km bis zum Nordpolarmeer vor uns.

Und der Dempster zeigte sich gleich zu Anfang von seiner „besten“ Seite – kaum hatten wir den Teer hinter uns gelassen, begann die Schlaglochpiste. Wir kamen nur selten über den zweiten Gang hinaus. Aber wenigstens staubte es nicht so, denn es hatte in der Nacht ein bisschen geregnet. Die Wettervorhersage war für die kommenden Tage eigentlich auch gut gewesen, doch das Wetter hielt sich nicht daran und überraschte uns nach wenigen Kilometern mit Regen – und davon nicht wenig. Innerhalb von Minuten waren die Schlaglöcher zu tiefen Pfützen geworden, durch die die uns überholenden LKWs gnadenlos durchbretterten.

Als wir nach 74 km unseren ersten Stopp im Tombstone Territorial Park einlegten, sah der Van schon aus, als hätten wir die gesamten 1800 Kilometer bereits hinter uns. Zudem sahen wir vom schönen Tombstone Gebirge genau: nichts! Der Nebel hing bis zum Boden und es war einfach nur eklig, nass und kalt draußen. Somit mussten wir uns dieses Dempster-Highlight wohl für den Rückweg aufheben.

Wie Sie sehen, sehen sie fast nix.

Trotz des besch… Wetters und der wirklich mega schlechten Straße legten wir am ersten Tag noch 230 Kilometer zurück. Unseren Platz für die Nacht fanden wir etwas abseits des Highways, auf einem einfachen Schotterplatz am Fluss. Viel zu sehen war davon dank des Nebels aber nicht.

Dirty Moby

Wenige Minuten nach uns kam noch ein Pickup mit riesigem Wohnwagen auf den Platz gerollt. Auch solche Gespanne wagen sich auf den Dempster. Obwohl es ausreichend Platz gegeben hätte, stellten sich die Leute direkt neben uns. Soweit kein Problem, draußen aufhalten wollte sich sowieso keiner. Allerdings packte der Fahrer des Gespanns gleich mal zwei große Generatoren aus, die er quasi direkt neben unserem Schlafzimmerfenster platzierte – und auch gleich anwarf. Na danke! 🙄
Bis 22 Uhr hielten wir den immensen Krach aus (als würde man neben einem Rasenmäher sitzen), dann ging Christian rüber und fragte freundlich, ob sie die Dinger nicht mal ausstellen können – was sie dann auch irgendwann taten. Immerhin. Wir werden aber wohl nie verstehen, warum die Leute hier in Nordamerika die dicksten und teuersten Riesen-RVs fahren, aber von Solar und Batterien scheinbar noch nie was gehört haben. Na ja.

Die Nacht war dann ruhig und kalt, und als am nächsten Morgen die Generatoren wieder ansprangen, waren wir auch schon bereit zur Weiterfahrt – diesmal sogar ohne Regen! Das Wetter war ab sofort auf unserer Seite, der Himmel wurde zunehmend blauer und die Sonne schien und trocknete die Pfützen aus. Dennoch kamen wir maximal im 3. Gang voran, dank Schlaglöchern und feinster Wellblechpiste und weil der Boden vom Vortag noch so aufgeweicht und matschig war, dass wir wie auf Schmierseife fuhren. Nix für schwache Nerven.

Aber dafür konnten wir ja jetzt die uns umgebende Landschaft bewundern, eine weite Tundra, voller kleiner Seen.

Schließlich erreichten wir den „Ort“ Eagle Plains. Dort gibt es ganze 9 Einwohner, aber immerhin eine Tankstelle, ein kleines Hotel und eine Werkstatt. Auch eine Autowäsche hätte es gegeben, und wir überlegten kurz, die dicken Matschklumpen vom Vortag abzuwaschen. Aber die Wäsche sollte hier pauschal 40 kanadische Dollar kosten (ca. 25 €), daher verzichteten wir gerne. Auch Tanken musste leider ausfallen – der Diesel war leer. Naja, zum Glück haben wir ca. 1.000 km Reichweite und einen Reservekanister dabei, von daher war es noch nicht dringend.

Nächster Stopp: Polarkreis

Wir fuhren weiter, bis uns ein blauer Crafter mit Bremer Nummernschild entgegenkam. Moment mal, den kennen wir doch! So kam es zu einem spontanen Wiedersehen mit Max und Merle (aka Anschnallen Abfahrt). Zuletzt hatten wir uns in El Salvador getroffen. Seitdem waren wir immer wieder mal in Kontakt, aber zu einem Treffen hat es nie gereicht. Dann eben hier, auf einer Schotterstraße, kurz vorm Ende der Welt.

Wir, Max, Merle, Lotta & Justus

Die beiden hatten Lotta und Justus im Schlepptau, die ihr Panamerica-Abenteuer gerade erst begonnen haben. So klein ist die Overlander-Welt.

Wenige Kilometer weiter erreichten wir den ersten Meilenstein des Dempster Highways: Wir überschritten bzw. überfuhren den Polarkreis. Mit unserem rollenden Zuhause. Crazy!

Ab hier waren es nun „nur noch“ 475 km bis zu unserem Ziel.
Wir steuerten aber schon bald unseren Platz für die Nacht an, diesmal etwas versteckter gelegen, sodass uns keine Generatoren finden konnten. Hier wollten wir uns noch ein bisschen bewegen, da die langen, rumpeligen Fahrtage uns sonst kirre machen.

Aber erstmal hieß es wieder klar Schiff machen, denn durch das nun so schöne und trockene Wetter hatte sich die Straße in eine Staubpiste verwandelt, der in unserem Van in jede Ritze kroch und leider auch in den Innenraum kam. Vorsorglich hatten wir einen Plastikvorhang vor den Hecktüren installiert und auch das Bett mit einer Plastikplane abgedeckt – das stellte sich als ziemlich gute Idee heraus, aber dennoch war das eine riesige Sauerei.

Hier hätte auch Dexter sein Unwesen treiben können
Dempster-Idyll

Northwest Territories

Nach einer ruhigen Nacht begrüßte uns morgens wieder die Sonne und wir setzten die wilde Fahrt gen Norden fort. Bald schon erreichten wir die Northwest Territories (quasi ein neues Bundesland) und ab dort war die Straße in deutlich besserem Zustand. Ich schaltete zum ersten Mal in den 5. Gang (wenn auch nur ganz kurz).

Im weiteren Verlauf standen uns zwei kurze Fährfahrten bevor, um über einen Fluss zu kommen. Im Winter, wenn alles zugefroren ist, kann man hier einfach übers Eis fahren. Beide Fähren sind kostenlos, effizient und schnell. Sie fahren immer, wenn sie voll sind, oder wenn jemand am anderen Ufer ankommt. Also mega easy!

Vor der ersten Fähre hatten wir großes Glück – in der Kurve vor dem Fährweg hatte sich ein Unfall ereignet. Ein Tanklaster war umgekippt, daher wurde die Straße kurz nach uns gesperrt und die Fähre stoppte für mehrere Stunden ihren Dienst. Schon in den Videos anderer Reisender hatten wir gesehen, dass die Fähren oft das Nadelöhr hier oben sind. Denn wenn es mal einen Defekt gibt, kann es schon mal mehrere Tage dauern, bis jemand kommt, um sie zu reparieren. Anschlusstermine sollte man sich also lieber keine planen.

Nach der zweiten Fährfahrt erreichten wir den nächsten „Ort“ auf der Strecke, McPherson. Dort gab es Diesel und wir nutzten dies, um unseren Tank aufzufüllen – auch wenn es mit 2,50 CAD pro Liter ca. doppelt so teuer war wie im Rest von Kanada. Aber durchaus verständlich hier oben.

Tankstelle auf dem Dempster Highway

Inuvik & Endspurt

Begleitet von einer permanenten Staubwolke (drinnen wie draußen), erreichten wir am Nachmittag schließlich die Stadt Inuvik, die mit 3.200 Einwohnern größte Stadt entlang des Dempsters und auch eine der nördlichsten Städte in Kanada. Inuvik bedeutet in der Sprache der indigenen Inuvialuit, der Hauptbevölkerungsgruppe hier oben, so viel wie „Ort der Menschen“.

Bevor wir uns hier umschauten, mussten wir erstmal wieder den Van herrichten. Denn schon, wie am Vortag hatte sich hier einiges an Staub gesammelt – auf der Plane auf unserem Bett sah es aus wie in einem Sandkasten. Der Horror für Menschen mit Putzfimmel (also mich). Und wo wir schon mal dabei waren, verpassten wir Moby dann auch gleich eine Außenwäsche. Die war auch mehr als nötig, da der Van so staubig war, dass man nichts mehr anfassen konnte, ohne sich komplett einzusauen. In den Radkästen hatte sich kiloweise Matsch angesammelt, der festklebte wie Beton. Wieder mal einer der Momente, in denen ich mich fragte, warum wir uns das eigentlich antun…

Es blieb noch Zeit für einen kurzen Spaziergang durch die „Innenstadt“. Viel zu sehen gab es allerdings nicht, die Iglu-Kirche ist eins der wenigen Highlights hier.

Iglu-Kirche

Auch im Supermarkt schauten wir uns interessehalber mal um. Wir hatten ja genügend Vorräte dabei, was bei den Apothekenpreisen da oben auch mehr als sinnvoll war. Keine Ahnung, wie sich das die lokale Bevölkerung leisten kann.

Zurück am Van lernten wir ein nettes Paar aus Ostkanada kennen, dem wir in den kommenden Tagen und Wochen noch öfter begegnen sollten. Donna und York fahren das nordamerikanische Pendant zu unserem Ducato und waren ganz angetan von unserem Ausbau und unserer Reise. York sprach dazu ein bisschen Deutsch, da er, wie gefühlt jeder zweite Kanadier, deutsche Vorfahren hat.

Schließlich verarztete Christian noch den Van, indem er alle Ritzen mit Duct-Tape abklebte, und so hoffte, unser Staubproblem etwas eindämmen zu können.

Duct-Tape regelt

Das Ende unserer Panamericana

Ein bisschen half es tatsächlich, als wir am nächsten Morgen unsere Reise fortsetzten und die letzten Kilometer nach Tuk in Angriff nahmen. Diese 148 Kilometer hatten es noch mal in sich, die Straße war Wellblechpiste pur, und wir brauchten ganze 4 Stunden, bis wir schließlich vor dem langersehnten Ortsschild von Tuktoyaktuk standen.

Wow, wir hatten es (fast) geschafft. Die letzten Meter bis zum Ende der Straße und zum Ufer des Nordpolarmeers waren dann ganz schön emotional. Und dann standen wir da, am Ende der Straße, am Meer und vor dem Schild, das alle Panamerica-Reisenden kennen.

Angekommen!

In 3 Jahren und 1 Tag sind wir von Montevideo bis runter nach Ushuaia, mit dem Schiff in die Antarktis, und dann bis ganz nach hier oben gefahren. Mit unserem Zuhause. Mit allem, was dazwischenlag, durch Patagonien, über die Anden, vorbei am Darian Gap, schwitzend durch Zentralamerika und mit einigen Pleiten, Pech und Pannen durch Mexiko und Nordamerika. Mit allen Hochs und Tiefs, die eben so dazugehören. Holy Shit! Wir haben es geschafft. Panamericana: Check! ✅

Und was für ein Glück wir hatten. Denn hier oben, wo selbst im Sommer die Durchschnittstemperatur nur bei 15 Grad liegt, wurden wir mit blauem Himmel, strahlendem Sonnenschein und unglaublichen 24 Grad empfangen. Besser geht’s wohl nicht!

Darauf erstmal ein Eis!

Was dazu noch richtig cool war: Direkt dort, gleich neben dem Schild, konnten wir auch campen. Also stellten wir Moby ans Ufer des Nordpolarmeers und schmissen uns in unsere Badeklamotten. Denn wer in der Antarktis im Südpolarmeer baden geht, der muss natürlich auch hier oben ins Wasser. Wir liefen ein paar Meter zum offiziellen „Badestrand“ und sprangen ins Wasser, was zu unserer Überraschung nicht annähernd so kalt war, wie wir es uns vorgestellt hatten.

Das Meerwasser ist da oben übrigens auch nicht so salzig wie anderswo, da durch die tiefen Temperaturen sich das Salz weiter unten sammelt und zudem das schmelzende Gletschereis aus der Arktis das Salzwasser quasi verdünnt.

Was für ein unglaubliches Gefühl, hier zu sein.

Wir nutzten das schöne Wetter und die langen Tage natürlich gebührend aus, unternahmen einen Spaziergang durch den kleinen Ort und saßen bis fast um Mitternacht draußen, beobachteten, wie die Sonne ganz langsam unterging und der Mond gleichzeitig aufging.

Wie besonders dieser Tag war, wurde uns dann am nächsten Morgen noch mal bewusst. Als ich das Rollo öffnete, sah ich nichts außer Grau, Nebel und Regen. Statt 24 Grad wurde es nicht wärmer als 8 Grad. Das nenn’ ich mal Timing. Dementsprechend hielt uns auch nichts mehr in Tuk und uns stand ja nun die ebenso lange Rückfahrt bevor, auf die ich ehrlich gesagt noch weniger Lust hatte als auf den Weg hinauf.

Take the long way home…

Noch mal legten wir einen kurzen Stopp in Inuvik ein, besorgten ein paar Kleinigkeiten, füllten noch mal Wasser und Diesel auf und schauten noch schnell im Visitor Center vorbei, was zumindest ein bisschen über die lokale Kultur und Tierwelt hier oben vermitteln konnte. Denn Tiere hatten wir auf den gesamten 900 Kilometern mal wieder so gut wie keine gesehen.

Wir fuhren noch weiter bis kurz vor die erste Flussfähre, wo wir die Nacht an einem kleinen See verbrachten. Dort begann der nächste Tag mal wieder verregnet. Kaum waren wir wieder losgefahren, lief vor uns ein Schwarzbär über die Straße. Der Bär war nicht nur klatschnass, sondern auch wesentlich größer als seine Artgenossen, die wir bisher gesehen hatten. Und schüchtern war er auch nicht. Wir vermuten, dass er öfters mal aus vorbeifahrenden Autos und LKWs gefüttert wurde, denn je langsamer wir fuhren, desto näher kam er uns.

Also lieber schnell weg, bevor der Kollege auf die Idee kam, am Auto hochzuklettern…

Wir brachten einen langen, grauen und tristen Fahrtag hinter uns. Zweimal Fähre fahren, einmal noch auftanken in Eagle Plains und dann wieder einen Stellplatz suchen. Die Strecke zog sich ganz schön und war gefühlt noch länger als auf dem Hinweg. Um nicht ganz verrückt zu werden, rafften wir uns noch zu einer Runde Sport auf und legten am nächsten Morgen wieder früh ab, um so bald wie möglich wieder in der Zivilisation zu sein.

Tombstone Territorial Park

Aber wir hatten uns ja noch ein Highlight fürs Ende aufgehoben: den Tombstone Territorial Park. Kurz bevor wir diesen erreichten, klarte der Himmel endlich wieder auf und wir sahen, was wir bei der Hinfahrt am ersten Tag alles an Landschaft verpasst hatten. Wow, was für ein Anblick!

Es war aber auch verrückt zu sehen, wie schnell sich hier die Jahreszeiten ändern. Gerade mal eine Woche waren wir auf dem Dempster unterwegs gewesen. Und die Fireweeds, die am ersten Tag unserer Reise noch geblüht hatten, waren jetzt schon größtenteils verblüht und die ersten Blätter verfärbten sich schon gelblich.

Diesmal sahen wir sogar die Berge

Schließlich erreichten wir den Ausgangspunkt zum Grizzly Lake Hike. Eine nur 6 km lange Wanderung, die aber perfekt war, um unsere eingerosteten Beine wiederzubeleben. Durch einen moosigen Wald stiegen wir steil hinauf und wurden schließlich mit der Aussicht auf die Tombstone Mountains belohnt, die manch einer mit Patagonien vergleicht. Unserer Meinung nach können die Berge aber nicht ganz mit dem Fitz Roy und Co. mithalten, aber es war definitiv ein mega-schöner Ausblick.

Nun standen uns nur noch 60 km bis zurück in die Zivilisation bzw. auf die Teerstraße bevor. Die Schlaglöcher gaben noch mal alles, aber dann war es schließlich geschafft. Halleluja – wir haben 1.800 Kilometer Dempster Highway pannenfrei überlebt. 🥳

Was für ein Erlebnis und was für ein Gefühl, hier oben angekommen zu sein. Trotzdem bleibt es ein einmal und nie wieder für uns. Aber warum sollte man sich das auch ein zweites Mal antun?

Dawson City 2.0

Über feinsten Teer ging es zurück nach Dawson City, wo wir direkt die Waschanlage bzw. den öffentlich zugänglichen Hochdruckreiniger (mehr isses nicht) ansteuerten. Das Klebeband kam ab, die Plexiglasscheibe, die uns sehr gute Dienste geleistet hatte, kam runter und wir verpassten Moby eine ordentliche Dusche – wenn auch ohne Seife, die gibt’s hier nicht.

Als wir vom Waschplatz fuhren, erklang ein unschönes Quietschen. Mist, war doch was kaputtgegangen? Wir versuchten zu lokalisieren, was da los war. Scheinbar hatte sich was an der Hinterachse oder in der Bremse verhakt. Also zurück auf den Waschplatz. Während ich langsam vor- und zurückfuhr, versuchte Christian noch mal, alles aus den Radkästen und den Bremsscheiben herauszuholen. Tatsächlich rieselten noch einige Steinchen raus, das Quietschen blieb aber. Aber das war nun ein Problem für den nächsten Tag.

Wir bezogen einen Platz am Ortsrand und ließen die vergangene Woche erstmal sacken.

Am nächsten Morgen klapperten wir dann die beiden Mechaniker in der Stadt ab, die aber keine Zeit für uns hatten und uns auf Dienstag vertrösteten. Na gut, wir hatten auch so genug zu tun. Auf einem Campingplatz jagten wir drei Ladungen Wäsche durch und drehten den Van einmal auf links, um dem ganzen Dreck und Staub zu Leibe zu rücken.

Nach getaner Arbeit gönnten wir uns abends ein besonderes Dawson-City-Highlight. Denn in so einer alten Goldgräberstadt gibt es natürlich auch ein buntes Vergnügungsangebot. Wir kehrten bei Diamond Tooth Gerties ein, Kanadas ältestem Casino mit Cancan Show. Wir lernten ein paar nette US-Amerikaner kennen, mit denen wir uns die erste Show von Gertie und ihren Tänzerinnen ansahen und dabei den schlechtesten Burger aller Zeiten aßen. Naja, man kann wohl nicht alles haben.

Die Show war dafür echt gut, die Sängerin und der Sänger gaben alles und die drei Tänzerinnen schwangen die Beine und Röcke, sodass einem schwindelig werden konnte.

Auch für die zweite Show blieben wir noch, mit noch mehr Gesang und Tanz. Anschließend kamen wir mit einer der Sängerinnen ins Gespräch, die uns erzählte, dass sie in der Saison an jeweils 6 Abenden in der Woche hier die Show aufführen und vorher nur 3 Wochen Zeit haben, alle Choreografien zu lernen. Schon ein Wahnsinns-Programm.

Für die Mitternachtsshow fehlte uns das Sitzfleisch, und außerdem wollten wir am nächsten Morgen wieder früh in der Werkstatt sein. Aber dort wurden wir wieder vertröstet, sodass wir schließlich beschlossen, selbst Hand anzulegen.

Auf dem Hof der Werkstatt bockten wir Moby auf und nahmen das erste Rad ab. Beim Wackeln am Schutzblech hinter der Bremsscheibe rieselten auch schon die ersten Steinchen heraus. Der Werkstattmeister schaute kurz vorbei und ermutigte uns, damit weiterzumachen, er war sich sicher, dass das unser Problem sei – scheinbar waren wir nicht die einzigen, die diese Souvenirs vom Dempster mitbringen. So rüttelten und schüttelten wir so lange, bis keine Steinchen mehr herauskamen, und lernten nebenbei noch ein deutsches Paar kennen, das mit ihrem Landcruiser die Panam bereist und einen Differenzialschaden hatte. Dann doch lieber nur ein paar Steinchen in der Bremse … Auch zwei Jungs aus den Staaten leisteten uns noch Gesellschaft, sodass uns zumindest nicht langweilig wurde bei all der Arbeit.

Irgendwann war es dann geschafft und das Schleifgeräusch so gut wie weg. Wir belohnten uns mit einem Eis und dann wurde es Zeit, Dawson City den Rücken zu kehren. Wir hatten jetzt genug vom ganz hohen Norden und wollten jetzt endlich wieder weiter in den Süden – denn da warteten noch ein paar Berge und Bären auf uns…

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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