Teil 8 unseres Roadtrips durch die USA
3. – 12. Juni 2025
Zurück im Yosemite Nationalpark
Mit frischer Kupplung, aber immer noch vielen Sorgen und Fragen rund um unseren Van im Gepäck, starteten wir die 350 Kilometer lange Testfahrt zurück in den Yosemite-Nationalpark. Ich hatte ganz schön Bauchschmerzen während der Fahrt und hoffte, dass alles gut gehen würde. Aber siehe da – alles lief glatt, der Van fuhr einwandfrei und wir kamen ohne Zwischenfälle im Yosemite Valley an.
Wir bezogen ein nettes Plätzchen im Wald, von wo aus wir am nächsten Morgen eigentlich eine lange Wanderung starten wollten. Als wir aber abends alles vorbereiteten und uns die GPS-Tracks für den Trail anschauten, stellten wir fest, dass der Trail teilweise noch unter Schnee lag und die Flussquerungen uns zum Baden gezwungen hätten. Durch hüfttiefes, eisiges Wasser zu waten, klang nicht allzu verlockend für uns. Also schmissen wir die Pläne um und starteten stattdessen am nächsten Morgen die Fahrt über die Tioga Road – eine Passstraße, die sich bis auf 3000 Meter oberhalb des Yosemite Valleys hinaufschlängelt, mit vielen Aussichtspunkten, Seen und kleinen Wanderungen.
An einem dieser Aussichtspunkte legten wir eine erste Pause ein und bestaunten die Rückseite des Half Domes.



Als wir dann weiterfahren wollten, hatte Moby schon wieder eine Überraschung für uns: Er sprang nicht mehr an. Christian drehte den Zündschlüssel, alle Lämpchen im Cockpit gingen an, das Radio spielte, alles sah normal aus, aber im Motorraum tat sich nichts. WTF! 🤯
Das klang nach einem Anlasser-Problem. Christian legte sich unters Auto, und ich unternahm weitere Startversuche. Wir hörten das Klacken des Magnetschalters und sonst nichts. Eindeutig der Anlasser.
Wir telefonierten kurz mit Justin, der unsere Vermutung bestätigte und uns den Hammer-Trick empfahl. Das probierten wir natürlich auch, während gerade der Schnee-Regen einsetzte. Oh Mann!
Aber auch mit dem Hammer ließ sich der Anlasser nicht zum Drehen ermutigen. Also blieb nur anschieben, um den Motor starten zu können. Aber bei strömendem Regen und einem 3,5 Tonnen schweren Van, der natürlich auch noch leicht bergauf bewegt werden musste… ach ja. Wir machten erstmal Mittagspause.
Schließlich ließ der kalte Regen nach und weitere Besucher kamen, um die Aussicht zu bestaunen. Die quatschten wir an, und als wir schließlich 5 – 6 Personen zusammenhatten, schoben diese den Van aus der Parklücke. Ich manövrierte den Van so hin, dass wir ein Stück bergab rollen konnten, wodurch mir dann das Starten der Kiste gelang. Dabei hätte ich zwar fast eine Dame umgefahren, die völlig unbeeindruckt von dem ganzen Schauspiel und meinem Hupen über den Parkplatz schlich, aber ein bisschen Schwund ist ja immer.
Hauptsache war, dass der Van wieder lief – und so musste es jetzt bleiben. Daher fuhren wir den Rest der Tioga Road auch nicht mehr ab und machten uns stattdessen auf ins Tal, wo wir einen Platz auf einem Campground reserviert hatten. Den Nationalpark wollten wir uns trotz dieser neuen Herausforderungen nicht nehmen lassen.
Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir unseren Campspot, wo wir Moby abstellten und den Anlasser dann erneut testeten, aber wie erwartet sprang der Van auch hier nicht mehr an. Naja, dort standen wir erstmal gut und ich wollte endlich mehr vom Park entdecken.
Christian hingegen wollte natürlich unser Problem lösen, auch wenn es aussichtslos erschien. Während ich mich also aufs Rad schwang und durch das Valley fuhr, blieb er am Van und versuchte, das genaue Problem zu identifizieren und ggf. zu reparieren. Ich würde mal behaupten, dass ich an diesem Nachmittag mehr Freude hatte.



Als ich schließlich zurück zum Campground kam, war der Status Quo noch der gleiche, aber wir wussten nun mit Gewissheit, dass der Anlasser hinüber war. Unsere Pechsträhne hielt also an. Ich frage mich wirklich, wo wir uns so das Karma verhagelt haben?
Passender Ersatz für den Anlasser wäre mit Justins Hilfe sogar in den USA zu bekommen gewesen, aber zum doppelten Preis vom gleichen Anlasser in Deutschland. Also bestellten wir nach vielen Recherchen und langem Hin und Her das Teil aus Europa. Wir hatten ja sowieso noch einige Tage Zeit, da wir im Park noch einiges vorhatten und uns die Freude daran nicht gänzlich nehmen lassen wollten. Auch wenn es uns bei weitem nicht leichtfiel, bei all dem Stress der letzten Wochen diese wunderschöne Umgebung zu genießen. Wir waren beide nervlich doch ziemlich am Anschlag. 😢
Zudem blieb das Problem, dass wir täglich den Stellplatz wechseln mussten, da wir keine zusammenhängende Reservierung für dieselbe Parzelle auf dem Campground erhielten. Da wir am nächsten Mogen aber sehr früh loswollten, hängten wir stattdessen einen Zettel in die Windschutzscheibe, mit dem wir die nach uns kommenden Camper über unser Problem informierten und sie baten, unseren eigentlich reservierten Platz zu beziehen.
Wanderung zum Clouds Rest
So marschierten wir um 6 Uhr morgens los und machten uns auf zu unserer bisher längsten Wanderung. Vor uns lagen 33 km und fast 2000 hm – und das durch den (unserer Meinung nach) schönsten Nationalpark der USA.
Schon nach wenigen Kilometern erreichten wir den Vernal-Wasserfall, der dank Schneeschmelze so viel Wasser führte, dass wir direkt mal kalt geduscht wurden.

Entlang des Wasserfalls führten uns Stufen hinauf, bis zur Abbruchkante des Wasserfalls, was ein irrer Anblick war, wie der rauschende Fluss hier einfach in die Tiefe stürzte.

Von dort ging es weiter, stetig bergauf, vorbei am Nevada-Wasserfall, zu dem wir später zurückkehren würden.

Danach wurde es dann richtig steil, und der Trail führte uns zumeist durch den Wald, bis wir schließlich die Baumgrenze erreichten. Von dort ging es felsig weiter und hinauf, auf den mit 3.065 Metern höchsten Punkt des Nationalparks, genannt Clouds Rest.




Von dort aus hatten wir eine bombastische 360-Grad-Rundumsicht über das gesamte Valley, die umliegenden Berge, Seen und natürlich den ikonischen Half Dome. Der absolute Wahnsinn!!



Dieser Ausblick war die Strapazen allemal wert gewesen. Wir legten eine wohlverdiente Mittagspause ein, beobachteten die Chipmunks und bekamen nicht genug von der Aussicht.


Dann folgte der unangenehme Teil: der lange Abstieg. Angekommen am Nevada-Wasserfall, nahmen wir einen anderen Abzweig, der uns noch zu dessen Abbruchkante führte, und dann, über den John Muir Trail, hinab zurück ins Valley.


Nach 10,5 Stunden kamen wir wieder an unserem Campground an – wo uns schon ein Ranger erwartete.
Rusty, der Ranger, war gar nicht so begeistert von unserer Vorgehensweise und glaubte uns erstmal nicht, dass der Van wirklich nicht mehr ansprang. Das ließ sich aber leicht beweisen und dann wurde Rusty auch ganz freundlich. Scheinbar versuchen öfters mal Leute, einen Campspot zu belegen, indem sie behaupten, ein kaputtes Vehikel zu haben, was sich dann als Lüge herausstellt.
So ließ er uns an dem Spot stehen bleiben, bat uns aber am nächsten Morgen, den Platz zeitgerecht zu räumen, was wir gerne zusagten – wir hatten nämlich einen weitaus besseren Spot für die dritte Nacht reservieren können.
Unsere Camp-Nachbarn, die von unserem Problem wussten, hatten schon zugesagt, uns am nächsten Morgen mit vereinten Kräften anzuschieben. Somit genossen wir noch den restlichen Nachmittag und sprangen auch mal kurz in den kalten Merced Fluss (also ich zumindest, Christian hat gekniffen).


Radtour durchs Yosemite Valley
Am nächsten Morgen brachten wir also den Van wieder zum Laufen, drehten ein paar Runden durchs Valley, um die Batterien zu laden, tankten Wasser auf und bezogen dann unser neues, sonniges Plätzchen. Den Motor stellten wir zwischenzeitlich natürlich nicht ab, da wir dann jedes Mal einen Trupp Menschen benötigt hätten, um den Van wieder anzuschieben und zu starten.

Dann schwangen wir uns wieder auf die Räder (diesmal beide) und quälten unsere müden Beine noch mal durch das Yosemite Valley und hinauf zum Tunnel View, wo wir bei unserem ersten Besuch im Park schon mal kurz gestoppt hatten. Aber dieser Fototapetenblick ist einfach zu schön, um ihn nur einmal zu haben.




Zurück an der Küste
Nach einem entspannten Abend suchten wir uns am nächsten Vormittag wieder ein paar starke Nachbarn zusammen und ließen uns erneut anschieben. Nun mussten wir den Park leider in einem Rutsch verlassen, also ging es über 350 Kilometer wieder zurück Richtung Küste und nach Marina, zu Justins Werkstatt. Zum Glück verlief auch diese lange Fahrt ohne neue (oder alte) Komplikationen, was uns zumindest ein bisschen Mut machte. Von einem Wochenende hinter der Werkstatt hatten wir zwar nicht geträumt, aber so war es einfach am praktischsten und einfachsten, um den Van nicht noch zigmal anschieben zu müssen.
In Marina war der „June Gloom“ noch in vollem Gange, sodass uns zwei ziemlich trübe Tage bevorstanden. Während es im Hinterland schon richtig sommerlich und überwiegend sonnig war, ist es besonders im Juni an der Pazifikküste hier immer sehr bewölkt und diesig, was daran liegt, dass die warme Luft vom Inland auf die kalte Pazifikluft trifft. Erst ab Juli verschwindet dieses Phänomen so langsam und man hat mehr sonnige Tage an der Küste.
Um nicht ganz in Tristesse zu versinken, packten wir am Sonntagvormittag die Räder wieder aus und machten uns, entlang des Küstenradwegs, auf ins 20 Kilometer entfernte Monterey.



Dort angekommen schauten wir uns endlich mal ein bisschen was von der hübschen Stadt an. Entlang der Waterfront und des historischen Zentrums gab es vor allen Dingen viele alte Sardinenfabriken zu sehen, die inzwischen zu Restaurants und Shops umfunktioniert wurden.



Zudem bestaunten wir die wirklich schönen Häuser im viktorianischen Stil, die hier standen wie in einer Filmkulisse. Dazwischen sprangen hunderte Eichhörnchen herum und auch Rehe und Hirsche, sodass wir uns wie in einem Disney-Film fühlten.





Und im Wasser hockten natürlich die Seelöwen und sahen einfach süß aus.



Neues aus der Werkstatt…
Zurück in der Werkstatt legte Justin am Montag gleich mit dem Van los. Der Anlasser und das Software-Tool für unser AGR-Problem (Abgasrückführung) waren noch nicht angekommen, aber zumindest die neue Ölwannendichtung konnte schon mal eingebaut werden. Auch das verlief nicht ganz problemlos, aber gemessen an den letzten Baustellen war es dennoch ein Klacks.
Mittags kamen dann auch Anlasser und SW-Tool an. Der Anlasser war schnell gewechselt und Moby sprang wieder an wie eine Eins. Immerhin etwas!



Nun widmeten wir uns der SW-Lösung. Mithilfe des bestellten Geräts lasen wir unsere Steuergerät-Software aus, übermittelten diese an die Firma in Deutschland und erhielten über Nacht eine neue Software-Version, die mithilfe des Geräts auf unser Steuergerät aufgespielt wurde. Dies führte dazu, dass die AGRs nun aus dem „Gehirn“ unseres Vans ausprogrammiert wurden. Moby weiß also nicht mehr, dass er noch AGRs hat, und steuert diese nicht mehr an. Die Klappen bleiben geschlossen, der Motor bekommt nur noch Frischluft statt recycelter Abgase, kann sauberer verbrennen – Problem gelöst. Allerdings haben wir nun geringfügig höhere CO2-Werte, sind also vermutlich kein Euro-6-Diesel mehr. Aber das nehmen wir nun gerne in Kauf, statt noch mehrere tausende Euro in Reparaturen zu versenken. Das ist ein Problem für unsere Zukunfts-ichs.
Eine Testfahrt bestätigte, dass alles funktionierte, und wir hofften, am Dienstagmorgen nun endlich loszukommen. Aber das wäre ja zu einfach gewesen…
Ölleck 2.0
Wir entdeckten am Morgen zwei kleine Ölflecken unter dem Auto. 😩
Erst vermuteten wir Überreste vom Wechsel der Ölwannendichtung, aber da schien alles sauber und trocken… Mithilfe einer Endoskopkamera fanden wir den Übeltäter: Der Ölschlauch, der vom Turbolader weg geht, den wir während des Kupplungswechsels geflickt hatten, schien wieder undicht zu sein. Zum Glück hatten wir den auf Verdacht mal mitbestellt und somit das Ersatzteil da. Aber, um daranzukommen, muss eigentlich noch mal das gesamte Getriebe raus. Ein Vorgang, der noch mal mehrere tausende Dollar kosten würde.
Wir waren kurz vorm Durchdrehen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Aber auch hier war wieder Verlass auf Justin. Obwohl der nun weiß Gott schon genug mit uns durchhatte, bot er an, den Austausch minimalinvasiv zu versuchen. Er flexte dafür kurzerhand eins seiner Werkzeuge ab, um so besser an die Engstelle im Motorraum zu kommen. Dann legte er los.
Zusammen mit seinem Kollegen Ricardo waren sie noch mal 5 Stunden lang beschäftigt, um an dieses verfluchte kleine Teil zu kommen. Justin, der eigentlich sehr ausgeglichen, geduldig und die Ruhe selbst ist, fluchte doch ein ums andere Mal, und mir wurde angst und bange, wie es wohl weitergehen würde.
Aber, nach 5 Stunden war es geschafft, das neue Teil saß, und bei der Untersuchung des alten Schlauchs fiel uns schließlich ein Mini-kleines Loch mitten im Metallschlauch auf, das offenbar die ursprüngliche Undichtigkeit verursacht hatte. So klein wie ein Kariesloch im Zahn.
Wir blieben vorsichtshalber eine weitere Nacht in der Nähe, unternahmen eine etwas längere Testfahrt und prüften am nächsten Morgen nochmal, ob alles trocken war. Justin kam noch mal vorbei, schaute auch noch mal unters Auto und gab uns grünes Licht.
Endlich konnten wir Monterey verlassen. So richtig entspannt waren wir allerdings immer noch nicht. Nach so einer Pechsträhne wird es vermutlich auch nie mehr so richtig entspannt werden. Da fährt jetzt immer ein gewisses Misstrauen mit, ob auch wirklich alles in Ordnung ist. Zudem hat uns all das finanziell ganz schön angeschlagen. Insgesamt sind 8.500 € in Reparaturen, Teile und Versandkosten gegangen, ganz zu schweigen von den vielen Nerven, die uns das gekostet hat.
Damit wird unsere Reise nun anders weitergehen als gehofft und geplant und definitiv früher beendet sein, was uns natürlich sehr traurig macht. 😢
Aber jetzt schauten wir erstmal nach vorne und machten uns auf den Weg, mehr von Kalifornien und der Westküste zu entdecken.
Golden Gate Bridge
Das nächste große Highlight wartete auch schon auf uns: die Golden Gate Bridge in San Francisco.

Eigentlich hätten wir gerne noch mal ein paar Tage in der Stadt verbringen wollen. Zuletzt waren wir vor 12 Jahren dort, auf einem Zwischenstopp auf dem Rückweg von Hawaii. Doch da wir nun so viel Zeit in Werkstätten verloren hatten, beließen wir es bei einem Blick aus der Ferne. Aber mit unserem Van über DIE Brücke zu fahren, ließen wir uns nicht nehmen.
Das war definitiv ein kleiner USA-Meilenstein für uns.



Nun warteten noch ein paar spannende Nationalparks und besonders große Bäume auf uns.
Aber dazu dann demnächst mehr. 😊
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