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Utah I – Zwischen Werkstatt und Nationalparks

Teil 3 unseres Roadtrips durch die USA

Utah
11. April – 23. April 2025

Endlich ging es nach Utah. Auf diesen Bundesstaat hatten wir uns am meisten gefreut, da es hier nicht nur 5 spektakuläre Nationalparks gibt, die wir besuchen wollten, sondern auch unzählige Wanderungen und Mountainbike-Trails, die auf uns warteten. Deswegen wollten wir auch keine Zeit verlieren, sondern direkt in den Zion Nationalpark durchstarten.

Eigentlich.

Denn Moby hatte wieder andere Pläne für uns – der Motor ging plötzlich erneut in den Notlauf. Shit!

Here we go again…

Zwischenstopp in Kanab

Diesmal waren wir zum Glück nicht ganz so weit außerhalb der Zivilisation wie beim ersten Mal und hatten es nur 20 Meilen bis in die nächste Kleinstadt, Kanab. Wieder recherchierte ich nach Werkstätten und fand Little’s Diesel Service. Das klang vielversprechend, da es sich hier zumindest schon mal um einen Dieselspezialisten zu handeln schien.

Dennoch war die Begeisterung seitens des Werkstattchefs Billy Little (ja, sein echter Name und nein, er war ganz und gar nicht Little) eher verhalten, als wir mit unserem Ducato auf den Hof rollten. Für das Anstecken des Diagnosegerätes würden schon mal pauschal 100 USD anfallen, Arbeitsstunden schlagen mit 125 USD plus Steuer zu Buche. Er konnte nicht garantieren, dass seine Software mit unserem Auto kommunizieren würde. Zum Glück haben wir ja unser eigenes Diagnosetool und philosophierten so mit Billy über die möglichen Gründe und Ursachen für den Fehlercode P0089.

Sein Tipp war erstmal den Dieselfilter zu checken und zu wechseln, um einen Defekt der Pumpe oder Sedimente im Kraftstoffsystem auszuschließen. Dies deckte sich mit unseren Onlinerecherchen, und einen neuen Dieselfilter hatten wir zum Glück auch schon dabei. Aber freitagnachmittags war natürlich kein spontaner Termin in der Werkstatt zu bekommen – wir sind eben nicht mehr in Lateinamerika.

Wir bekamen einen Termin für den folgenden Dienstag, setzten den Fehlercode zurück und fuhren vom Hof und weiter zu unserem eigentlichen Ziel:

Zion Nationalpark

Diesen erreichten wir nun natürlich wesentlich später als geplant und so trafen wir leider auf keinen Parkranger mehr, um Kartenmaterial abzustauben und Pläne zu besprechen. Die öffentlich zugänglichen Infos reichten aber aus, um einen Plan für den nächsten Tag zu machen. Wie immer konnten wir auf dem Gelände des NP nicht nächtigen und bezogen wieder mal einen Platz auf BLM Land, außerhalb der Parkgrenzen.

Von dort aus ging es am nächsten Morgen in aller Frühe rein in den Nationalpark – früh sein ist hier ein Muss, da der Zion zu den beliebtesten Nationalparks des Landes gehört und es hier quasi immer brechend voll ist.

Wir betraten den Park vom Osten kommend und mussten dafür durch einen schmalen Tunnel. Fahrzeuge über 2,40 m Breite benötigen ein spezielles, 15 USD teures Permit, da der Tunnel für einen gesperrt wird und quasi einspurig gemacht wird. Offiziell sind wir 2,42 m breit, aber zum Glück wurde es dann doch nicht ganz so genaugenommen und wir durften ohne Permit und zusätzliche Kosten durch den Tunnel fahren – der immer noch breiter war als so ziemlich jeder Tunnel in Lateinamerika oder rund um den Gardasee in Italien, wo sich kein Mensch um Automaße kümmert. 😉

Gleich nach dem Tunnel begannen die unglaublichen Aussichten auf die bis zu 600 m hohen Steilwände des Zion Canyons (Name checken). Wie soll man sich da aufs Autofahren konzentrieren?

Angekommen im Visitorcenter staunten wir über den Andrang so früh am Morgen – schon um 8 Uhr morgens waren nahezu alle Parkplätze voll und die Autos stauten sich bereits am südlichen Eingangstor in den Park. Crazy!

Wie schon am Grand Canyon darf man innerhalb des Parks in den Frühlings- und Sommermonaten nicht mit dem eigenen Fahrzeug fahren. Es gibt dafür wieder kostenlose Shuttlebusse, auf die wir auch hier wieder keine Lust hatten. Also schwangen wir uns auf die Fahrräder und radelten die Scenic Route durch den Park gemütlich ab. Bei den Aussichten kamen wir auf jeden Fall nicht sonderlich schnell voran.

Zwischendurch legten wir immer wieder Stopps an Aussichtspunkten und für kleine Wanderungen ein.

Aber natürlich wollten wir den Park nicht nur vom Canyon sehen, sondern auch hinauf in die Berge. Auf unserem Rückweg zu unserem Stellplatz ergatterten wir einen der sehr limitierten Parkplätze vor einem Mini-Hike, der einem diese spektakuläre Aussicht über die zwei Canyons im Park bot.

Für eine noch bessere Aussicht wanderten wir am nächsten Tag außerhalb der Parkgrenzen. Um zum Start der Wanderung zu kommen, mussten wir einen Shuttle in Anspruch nehmen, da die Anfahrt je nach Jahreszeit nur mit hohen 4×4 Fahrzeugen zu bestreiten ist. Wir mussten allerdings feststellen, dass die Piste scheinbar gerade frisch abgezogen worden war und selbst unser Moby hier vermutlich problemlos drüber gekommen wäre. Na ja. So hatten wir 14 USD investiert, um 5,5 km lang durch einen Wald zu wandern, bis wir schließlich an diesem Aussichtspunkt, genannt „Observation Point“ ankamen, welcher vermutlich die schönste Aussicht über den Nationalpark bietet.

Ausblick vom Observation Point

Auch den Chipmunks gefiel es hier scheinbar. Eine Handvoll dieser süßen kleinen Viecher sprang die ganze Zeit um uns herum und versuchte etwas Essbares abzugreifen.

Vom Observation Point aus sahen wir auch hinab auf den sogenannten „Angels Landing“ Felsen.

Der prägnante Felsen der vor mir vorragt, ist Angels Landing

Dieser stellt die beliebteste und härteste Wanderung im Nationalpark dar, da die letzten 1,3 km auf einem steilen, schmalen und ausgesetzten Felsgrat langlaufen. Da dies nicht gerade ungefährlich ist, ist der Zugang hier limitiert und man braucht ein Permit, welches nur über eine Lotterie erhalten werden kann. Mit 6 USD ist man dabei und wir versuchten unser Glück dreimal – leider erfolglos.

Aber bis zum Beginn des Felsgrats kann man auch ohne Permit laufen, was wir dann am dritten Tag im Park machten. Der Trail, der als schwierig und anstrengend ausgeschildert war, hätte in Wahrheit mal wieder nicht besser präpariert sein können. Der erste Abschnitt war betoniert, sodass man sogar mit einem Rollstuhl noch hochgekommen wäre. Es war aber zugegebenermaßen sehr steil – aber schön.

Schließlich erreichten wir den Skeletton Point, von wo aus der Felsgrat zum Angels Landing beginnt. Dort saßen zwei Ranger, welche die Permits kontrollierten – hereinschleichen klappte also leider nicht.

Aber auch von dort war die Aussicht mal wieder gigantisch. und wir begnügten uns schließlich damit, bevor es wieder retour ging.

Ein letztes Mal fuhren wir über die Panoramastraße und durch den Tunnel, raus aus dem Park und zurück nach Kanab, wo wir am nächsten Morgen unseren Termin bei Billy Little hatten.

Kanab

Wie vereinbart, führten wir den Wechsel des Dieselfilters durch. Wir waren erleichtert, als sich die schlimmste Befürchtung, nämlich dass die Dieselpumpe beschädigt ist und Metallspäne in den Kreislauf gebracht hat, nicht bewahrheitete. So tauschten wir den Filter und waren ehrlich gesagt wenig überrascht, als der schwarze Qualm dennoch weiterhin aus dem Auspuff austrat. Die Lösung war das also nicht gewesen. Gemeinsam mit den Mechanikern rätselten wir weiter und beschlossen die Sache erstmal weiter zu beobachten und weiterzufahren – auf weitere Untersuchungen wollte sich die Werkstatt nicht so recht einlassen, da deren Systeme ja nicht mit unserem Van kommunizieren konnten – und sie hatten auch viel zu tun.

Wir erledigten ein paar Alltäglichkeiten wie Einkaufen und Autowaschen und dann ging es auch schon weiter in den nächsten, nur 2 Stunden entfernten Nationalpark:

Bryce Canyon

Der Bryce Canyon ist bekannt für seine Hoodoos genannten Felsformationen – das sind extrem erodierte Sandsteintürme, die hier in der Landschaft stehen und einem das Gefühl geben, auf einem anderen Planeten gelandet zu sein.

Auf dem Weg dorthin durchfuhren wir noch den Red Canyon, der uns auch schon mit offenen Mündern staunen ließ.

Im Bryce Canyon angekommen mussten wir wieder über die Massen staunen – es waren aber inzwischen auch Osterferien, bzw. Spring Break, wie es in den USA heißt. Daher waren auch viele Familien unterwegs und vermutlich noch mal mehr los als sonst schon.

Die Rangerin, mit der wir im Visitorcenter sprachen, sah auch schon entsprechend mitgenommen aus und erklärte uns, dass es heute besonders schlimm sei. Sie hatten sogar zum ersten Mal den Park sperren müssen, da es keinen einzigen Parkplatz mehr gegeben hatte.

Wir ließen uns von ihr beraten, welcher Hike am besten für uns geeignet sein würde – denn wir wollten natürlich so viel wie möglich sehen, aber den Massen entfliehen. Sie empfahl uns daher den längsten Hike im Park, den (nur) 13 km langen Fairytail Loop, mit 650 hm.

Früh am nächsten Morgen, nach einer Nacht auf BLM Land, brachen wir dorthin auf, frühstückten und schnürten die Wanderschuhe. Der Hike führte zunächst über den Rand des Canyons und gab von dort schon spektakuläre Aussichten frei.

Dann begann der Abstieg und spätestens ab hier fühlten wir uns wirklich wie im Märchen – auf einem fremden Planeten. Diese Farben und Felsformationen waren wirklich verrückt.

Und die Rangerin behielt Recht – wir begegneten kaum anderen Wanderern, da die meisten Besucher lieber an der Oberfläche des Canyons bleiben oder kürzere Wanderungen unternehmen. Selbst schuld, können wir da nur sagen.

Nach etwa über 3 Stunden waren wir schließlich zurück am Van und beschlossen, noch ein paar Aussichtspunkte im Park abzuklappern. So bekamen wir weitere Ausblicke auf den Canyon und die ein oder andere natürliche Brücke – und natürlich noch mehr Hoodoos.

Uns war aber zu viel los und schließlich traten wir den Rückweg an – für die kommende Nacht waren nämlich zweistellige Minusgrade und Schnee vorhergesagt worden. Es war eine richtige Kaltfront im Anmarsch, und die wollten wir nicht in den Bergen erleben – der Bryce Canyon liegt nämlich auf 2.200 bis 2.700 Metern.

Oster-Zwangspause in Kanab

Es ging also zurück nach Kanab und wieder ging der Motor unterwegs in den Notlauf, diesmal mit einem anderen Fehlercode, der sich als defekter Temperatursensor am DPF (Dieselpartikelfilter) herausstellte. Aha, also plagte das unseren Moby?!
Die Recherche bestätigte, dass dieses Problem den schwarzen Rauch verursachen könnte (neben vielen anderen Sachen).

Wir telefonierten mit Billy, der dies ebenfalls bestätigte und sich einverstanden zeigte, den Austausch des Teils vorzunehmen, wenn wir das Ersatzteil besorgen können.

So begann die Recherche-Odyssee, denn es gab mehr als einen Temperatursensor, welcher betroffen sein könnte… Gemeinsam recherchierten wir, bis uns die Köpfe qualmten. Mir wurde es irgendwann zu technisch, aber Christian verschwand natürlich, wie üblich bei solchen Themen, in einem DPF-Rabbit-Hole und las alles, was es zu dem Thema zu lesen gab, und schaute dutzende YouTube-Tutorials, die sich damit beschäftigten. Gefühlt stündlich präsentierte er mir neue Erkenntnisse und Diagnosen, mögliche Ursachen und neue Theorien. Wir hatten schon spannendere und angenehmere Themen…

Nachts (wegen der Zeitverschiebung) telefonierte er mehr als einmal mit Fiat Händlern und Teilehändlern in Deutschland und Osteuropa und zwischendurch auch immer mit Billy Little. Schließlich waren wir uns sicher, den richtigen Sensor identifiziert zu haben und bestellten das Teil. Lieferzeit: 14 Tage. Oh nein!! So lange wollten wir nicht festsitzen, da unsere Zeit in den USA ja sehr begrenzt ist.
Aber ausnahmsweise überraschte uns DHL Express mal positiv – wir bestellten am Donnerstag vor Ostern und am darauffolgenden Dienstag, also gerade mal nach 5 Tagen, war das Teil schon in Kanab, in der Werkstatt von Billy.

Die Wartezeit überbrückten wir an unserem schönen Stellplatz an einem kleinen See und mit kleineren Ausflügen rund um Kanab, wo es glücklicherweise auch einiges zu entdecken gab.

Mit den Rädern besuchten wir zum Beispiel die Sandhöhlen am Rande der Stadt, wo früher Sand für die Glasproduktion abgebaut wurde.

Gleich nebenan befand sich das „Best Friends Animal Sanctuary“, Nordamerikas größte No-Kill Tierschutzorganisation. Durchschnittlich 1.800 Tiere sind hier zu Hause, während sie auf Adoption oder medizinische Behandlung warten.

Wir bekamen überraschenderweise eine kostenlose Tour über das riesige Areal und durften zwischendurch auch mal Katzen und Schweine streicheln.

Hätte das mit unseren Ersatzteilen noch länger gedauert, hätten wir hier auch ein paar Tage volontieren und mit anpacken können, aber dann ging es ja doch ganz schnell.

Am Mittwochmorgen erfolgte der Austausch des Temperatursensors, der zum Glück recht schnell und einfach ging und uns bestätigte, dass der alte Sensor defekt gewesen war. Wir waren total erleichtert und hofften, dass dies nun endlich die Lösung unseres Problems war. Klarheit würde aber nur eine ausgedehnte Testfahrt bringen, so beschlossen wir, weiterzuziehen.

Escalante Staircase National Monument

Unser nächstes Ziel war kein Nationalpark, sondern ein nahegelegenes National Monument, genannt Escalante Staircase, was im Grunde genommen einem Nationalpark gleicht.

Vor uns lagen 1,5 Stunden Fahrtzeit, aber schon nach wenigen Minuten fiel uns auf, dass der schwarze Rauch weiterhin da war. Wir telefonierten noch mal mit Billy, der inzwischen auch nicht mehr weiterwusste und darauf tippte, dass der DPF selbst eine Macke hatte – dieser funktionierte laut unseres Diagnosetools aber tadellos und war auch nicht verstopft. Da der Van aber auch sonst keine Fehlercodes ausgab, beschlossen wir erstmal weiterzufahren – notfalls war Billys Werkstatt ja nicht weit.

Und siehe da, nach einigen weiteren Kilometern wurde der Qualm allmählich weniger und verschwand schließlich. Vielleicht hatte sich da nur noch ein Rest Dreck abbauen müssen?! Wir waren auf jeden Fall erleichtert und hoffnungsvoll – aber leider nicht lange.
Da kam noch einiges mehr auf uns zu… ☹

Aber dazu dann demnächst mehr.

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