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Tequila! Unterwegs im Bundesstaat Jalisco

Teil 22 unseres Roadtrips durch Mexiko

7. – 20. Dezember 2024

Im Winterquartier der Schmetterlinge

Es war nun endgültig Zeit, mal was Neues in Mexiko zu entdecken. So zog es uns nun in den Bundesstaat Michoacan.

Hier waren wir im Frühjahr schon mal kurz gewesen (siehe unser Beitrag über Zentralmexiko), damals war aber nicht die richtige Jahreszeit für die Monarchfalter – das sind die orangefarbenen Schmetterlinge, welche hier auf 3.300 m Höhe im Wald überwintern.
Wenn ich ein Schmetterling wäre, hätte ich mir ehrlich gesagt ein noch wärmeres Plätzchen gesucht. Wir waren nämlich überrascht festzustellen, dass hier in der Nacht das Thermometer auf nahezu 0 Grad sank. Das war seit langem mal wieder die erste Bewährungsprobe für unsere Heizung – die sie aber bestand. Sie sprang an und wir hatten es warm genug, sodass wir sogar trotzdem noch den Grill vorm Van auspackten, und auf unserer schönen, einsamen Waldlichtung noch ein kleines Winter-BBQ veranstalteten.

Am nächsten Morgen schmissen wir uns in die Wanderklamotten und machten uns auf zu den Monarchfaltern. Aber es war mal wieder Sonntag und wir waren überrascht, dass über diese ruckeligen Waldwege ein Omnibus nach dem anderen schaukelte, vollbesetzt mit mexikanischen Sonntagsausflüglern. Da hatten wir ja wieder mal ein schlechtes Timing.

Aber wir waren zumindest früh dran und sind in der Regel besser zu Fuß als die meisten Sonntagsausflügler. So marschierten wir an den großen Gruppen vorbei und ließen auch die Leute hinter uns, die sich auf den Pferden, die man dort mieten konnte, hinaufbringen ließen (ganze 750 Meter weit).

Irgendwann erreichten wir einen etwas breiteren Waldpfad, auf dem sich einige Menschen versammelt hatten und in die Ferne schauten. Erst dann begriffen wir, dass die Schmetterlinge hier zu tausenden, vermutlich sogar millionenfach in den Bäumen hingen, wie Traubenreben.

Dadurch, dass es noch so früh und relativ kühl war, waren die meisten Falter scheinbar noch am Schlafen. Erst nach und nach lösten sich die Flattertiere von den Bäumen und flogen durch die Luft. Leider blieben sie dabei in weiter Entfernung, sodass ich meine Entscheidung bereute, das lichtstarke, kürzere Objektiv, anstatt der Telelinse auf die Kamera gesetzt zu haben. So blieb auch mir nur der Blick in die Ferne und ein Blick durch ein Fernglas, welches die Parkmitarbeiter zur Verfügung stellten.

Schärfer wurde es leider nicht

Irgendwie hatten wir uns das anders vorgestellt. Die Menschenmassen taten ihr Übriges. Als wir uns auf den Rückweg machten, kamen uns die ganzen Busladungen an Menschen entgegen, die sich mit Decken und Plastiktüten voller Snacks den Berg in den Wald hochschnauften. Sonntage sind in Mexiko einfach anders. 😉

Guadalajara

Zurück auf unserer Lichtung beschlossen wir, noch am gleichen Tag weiterzufahren. Der Platz war zwar schön, aber nachts einfach zu kalt für unseren Geschmack.

So erreichten wir noch am gleichen Abend den Bundesstaat Jalisco, wo wir uns am Lago Chapala, dem größten See des Landes, ein einigermaßen ruhiges Plätzchen suchten. Erst am nächsten Morgen entdeckten wir, wie schön dieses Plätzchen eigentlich war.

Ich fühlte mich aber nicht so fit und so beschlossen wir, gleich weiterzufahren, anstatt noch Zeit am See zu verbringen.

Unser Ziel war die Hauptstadt von Jalisco und zweitgrößte Stadt des Landes: Guadalajara (GDL).
Zu dieser Stadt hat vor allem Christian schon seit vielen Jahren Verbindungen, da hier ein wichtiger Standort von Continental ist. Ein Bekannter und ehemaliger Arbeitskollege stammt aus Guadalajara und arbeitete dort, bevor er vor einigen Jahren mit seiner Familie nach Deutschland (zeitweise auch Wetzlar) zog.
Für uns stand vor vielen Jahren sogar mal die Überlegung im Raum, als Expats für Continental nach Guadalajara zu gehen. Daraus wurde aber aus verschiedenen Gründen nichts. Daher kamen wir erst jetzt zum ersten Mal nach GDL.

Die Stellplatzsuche gestaltete sich hier mal wieder schwieriger. Die bewachten Parkplätze, die wir ansteuerten, waren entweder zu voll, zu teuer, schlossen zu früh oder wollten uns schlicht und ergreifend nicht aufnehmen. Hmpf!
So parkten wir erstmal in einer Seitenstraße einer ruhigen Wohngegend, was sich letztendlich als Glücksgriff herausstellte. Die Nachbarschaft, genannt „Las Americas“, ist eine der besseren Gegenden der Stadt. Überall hingen Kameras, nachts war es total ruhig und wir konnten fußläufig alle Sehenswürdigkeiten erreichen. Dementsprechend fühlten wir uns hier sicher und gut aufgehoben, auch wenn wir dann feststellen mussten, dass wir vor einer Art Vergnügungspark parkten. Allabendlich, von ca. 18-23 Uhr, dröhnte Mariah Carey und Co. aus den Boxen, denn natürlich war aktuell Weihnachten das Motto.

Aber das störte uns nicht weiter, da wir damit beschäftigt waren, die Stadt zu erkunden. Wie so oft schlossen wir uns auch hier wieder einer Walking Tour durch die Stadt an, und lernten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Geschichten der Stadt kennen.

Obwohl GDL die zweitgrößte Stadt von Mexiko ist, lässt sich die Atmosphäre keineswegs mit der 4-mal größeren Mexiko-Stadt vergleichen. Hier ging es eindeutig wuseliger und typisch-mexikanischer zu. Die Altstadt war schön anzuschauen, aber schon bald wurden die Gebäude weniger prunkvoll und die Geschäfte lokaler, weniger international und kosmopolitisch.

GDL

Da Jalisco als das kulturelle Zentrum des Landes gilt, aufgrund vieler berühmter Persönlichkeiten, die aus diesem Staat kommen, und der Herkunft der Mariachi-Kultur und des Tequilas, gab es dementsprechend auch viele Läden, wo man von den berühmten Cowboyhüten bis zu den passenden Stiefeln, ganzen Outfits und Accessoires alles kaufen konnte.

Was mich dabei am meisten amüsierte, war die Art und Weise wie man sich hier in den Läden vor Diebstahl schützt. Dafür saßen nämlich – vor den Läden, in der Fußgängerzone – Männer und Frauen auf Leitern, um so von außen und oben das Geschehen im Inneren der vollgestopften Läden überblicken zu können. Das nenne ich mal eine ABM!

Ansonsten herrschte in der Stadt natürlich auch Weihnachtstrubel. Die Krippe wurde gerade hinter der berühmten Kathedrale der Stadt aufgebaut, ein riesiger Weihnachtsbaum stand auch schon parat und überall in der Innenstadt gab es sogenannte Foto-Opps. Familien konnten sich inmitten eines künstlichen Weihnachtssettings, umgeben vom Weihnachtsmann, dem Grinch und Disneyfiguren, mit Hüten und sonstigen Kopfschmück-Accessoires verziert, fotografieren lassen. Die Schlangen vor diesen Dingern waren an einigen Abenden schier unendlich und wir haben uns bei der Beobachtung der ganzen Szenerie köstlich amüsiert.

Ohne Donald Duck isses einfach kein Weihnachten! 😉

Auch kulinarisch gab es wieder einiges zu entdecken. Die lokale Spezialität war geschmortes Ziegenfleisch und wir aßen hier außerdem die leckersten Baja-Fish-Tacos die wir bisher in Mexiko hatten. Es blieb also deftig.

Ein paar spannende Museen gab es auch mal wieder. Wir bewunderten ein Mammutskelett und die Wand- und Deckenmurals des berühmtesten Malers der Stadt, Jose Clemente Orozco, der auch ein Kollege und Freund von Diego Rivera war.

Für mich stand noch ein besonderer Termin an, denn ich hatte endlich eine Tätowiererin gefunden, der ich meine zarte Haut anvertraute und die mir ein paar bleibende Reise-Souvenirs verpasste.

Nebenbei kamen Majo und ich ins Gespräch übers Mountainbikefahren, was sie nämlich auch gerne macht. Sie hatte DEN Tipp für uns – etwas außerhalb der Stadt gibt es den sogenannten „Bosque Primavera“ (übersetzt: der Frühlingswald) in dem es tatsächlich einen Bikepark gab. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen.

Bikepark im Bosque Primavera

Nach knapp einer Woche in der Stadt nahmen wir also Kurs auf den Bosque. Leider ließ man uns an einem Freitagnachmittag nicht mehr rein – die Zufahrt mit einem Auto ist nämlich für Nichtmitglieder irgendeines Vereins nur bis 13 Uhr gestattet. Häh? Ein Wald mit Öffnungszeiten? Die Logik erschloss sich uns nicht, aber was soll’s

Also packten wir die Räder dort am „Eingang zum Wald“ aus und machten uns auf den Bikes auf den Weg zu den Trails. Das war nämlich noch erlaubt. Versteh‘ einer die Mexikaner und ihre Wälder. 😉

So konnten wir aber das Gelände schon mal für den nächsten Tag auskundschaften und fanden auch schon einen spannenden Trail, der uns schließlich zurück zum Van brachte.

Wir übernachteten auf einer freien Fläche vor dem Eingang und wurden nachts leider mal wieder geweckt. Die Polizei stand gegen 1:30 Uhr mit Taschenlampen vor unserem Van und wollte wissen, was wir dort machen. Blöde Frage! Aber schließlich ließen sie uns dortbleiben und verabschiedeten sich wieder.
Morgens um sieben wurden wir dann erneut geweckt, da rund um uns herum Motoren brummten und sich Leute unterhielten. Zu unserer Überraschung hatte sich der Platz mit Dutzenden Autos gefüllt und Menschen, die ihre Mountainbikes abluden. Offensichtlich ging es hier früh los.

Wir machten uns nun aber erstmal mit dem Van auf den Weg in den Wald, was jetzt wieder möglich war, und parkten dort, etwas zentraler zu den zahlreichen Trails. Nach dem Frühstück packten wir wieder die Räder aus und mischten uns unter die anderen Fahrer. Dank Majo fanden wir sofort die spannendsten und flowigsten Trails und drehten letztendlich drei volle Runden durch den Park, was mal wieder absolut genial war.

Die Infrastruktur war echt super, an vielen Ecken, mitten im Wald, gab es sogar Stationen vom Roten Kreuz, falls sich mal einer übernimmt. Diesen Dienst mussten wir zum Glück nicht in Anspruch nehmen, dafür kehrten wir aber in eine der zahlreichen Hütten ein, wo es zwar leider kein Radler gab, aber immerhin Kokoswasser und leckeres Essen. An so etwas könnten wir uns glatt gewöhnen.

So früh, wie alle gekommen waren, zogen sie auch wieder ab. Als wir gegen 14:30 Uhr an unseren Parkplatz zurückkamen, waren außer uns kaum noch Leute da. Komisch. Aber uns war es recht, so verbrachten wir einen entspannten Nachmittag, einen noch entspannteren Abend und eine absolut ruhige und einsame Nacht im Bosque Primavera.

Waldcamping

Am nächsten Morgen ging es wieder bereits um 7 Uhr los und der Parkplatz füllte sich innerhalb weniger Minuten. Uns tat nach zwei Tagen im Sattel aber der Hintern ausreichend weh, daher zogen wir weiter und verbrachten noch mal eine Nacht in GDL (nur wegen der leckeren Fish-Tacos), bevor wir uns dann in einen kleinen Ort mit einem sehr berühmten Namen aufmachten: Tequila.

Tequila in Tequila

Und ja, das ist der Ort, aus dem der gleichnamige Schnaps kommt. Auf dem Gelände der Destillerie Puntual, fanden wir im Garten von Jose einen schönen Platz. Die Destillerie ist unter Overlandern sehr bekannt, nahezu jeder Mexikoreisende verirrt sich mal dorthin und verbringt ein paar Tage inmitten von Agavenfeldern. Denn um diese dreht sich hier natürlich alles.

Noch am gleichen Nachmittag bekamen wir eine Tour von Jose, zusammen mit unseren französischen Parkplatz-Nachbarn. Die supernette 4-köpfige Familie aus der Bretagne ist mit einem riesigen LKW unterwegs. Die Eltern übersetzten den Kids im Grundschulalter geduldig jeden Schritt der Tequila-Produktion – früh übt sich.

Moby und sein kleiner, französischer Freund

Jose führte uns also über sein Anwesen und erklärte, wie aus den blauen Agaven Tequila gemacht wird: Die Pflanzen müssen erstmal 9 Jahre wachsen, erst dann sind sie reif für die Ernte. Die Blätter landen zumeist einfach auf dem Kompost, denn für den Schnaps werden nur die riesigen Herzen der Pflanze benötigt.

Diese werden gespalten und unter Hochdruck in einem riesigen Kessel „eingekocht“. Die weiche Masse wird dann mehrmals gemahlen und gefiltert, bis nur noch Flüssigkeit übrigbleibt. Diese wird zweimal destilliert und schon hat man Tequila Blanco.

Der braune Tequila Reposado lagert für 3 bis 6 Monate in Holzfässern, bevor er in Flaschen gefüllt wird. Der noch etwas braunere Tequila Aneja darf 3 Jahre im Fass bleiben, der noch mal dunklere Tequila Extra Anejo bleibt für ganze 10 Jahre im Fass. Und dann gibt es noch eine Luxus-Version, die für 25 Jahre in Fässern lagert. Wir durften alles von Blanco bis Extra Anejo probieren und mein Fazit war: Am besten schmeckt das Zeug immer noch in der Margarita. Sorry, José! So pur ist das nicht ganz mein Fall. Christian fand da schon etwas mehr Gefallen an der Sache.

Wir verbrachten schließlich noch ein paar Tage bei José und erkundeten natürlich auch den kleinen Ort Tequila, der bunt und touristisch daherkam.

Allerdings zu touristisch für unseren Geschmack. Alle paar Minuten zog ein fahrendes Fass an uns vorbei, vollbesetzt mit durstigen und gröhlenden Touristen. Ansonsten wurde man mit Souvenirs schier erschlagen.
Wir genehmigten uns daher nur eine Margarita (wenn man schon mal da ist) und bezogen dann wieder unser Gartenplätzchen bei José, wo wir die Zeit auch zum Waschen und Arbeiten nutzten.

Aber da war ja noch der 3.000 m hohe Vulkan Tequila, dem der Ort und der Schnaps ihren Namen zu verdanken haben. Auf den führte laut unserer Recherche sogar eine Art Straße, also machte ich den Vorschlag, dort hochzuradeln. Startpunkt: Josés Destillerie, auf ca. 1300 m Höhe, Entfernung 20km und dazwischen 1.680 Höhenmeter. Eine echte Schnapsidee… Wir fahren ja gerne bergauf und quälen uns auch gerne mal, aber 20km über eine, wie sich dann herausstellte, steinige Piste, auf der man sich jeden Meter verdienen muss und es nie mal rollen lassen kann, war schon ne Nummer.

Mit mehr Pausen, als wir hier zugeben wollen, kamen wir aber dann doch irgendwann oben an und standen vor ein paar Sendemasten, wo ein paar Arbeiter irgendwas am Ausschachten waren und dabei lauthals sangen und mexikanischen Hip-Hop hörten. Ich glaube, die Jungs waren genauso überrascht wie wir, als wir vor ihnen standen.

Ein paar Meter weiter gab es aber doch so etwas wie einen Aussichtspunkt, wo wir einen Blick in den zugewachsenen Krater und auf die Felsspitze werfen konnten, die den höchsten Punkt des Vulkans markiert.

Was für eine Tour. Und die Abfahrt war dank des unebenen Untergrunds nicht viel weniger anstrengend. Nach wenigen hundert Metern taten uns die Hände und Arme weh, von dem ganzen Geruckel.

Zurück am Van waren wir dementsprechend platt und erstmal nicht mehr scharf auf Fahrradfahren.

Am nächsten Tag bekamen wir neue Nachbarn, die wir schon aus den unendlichen Weiten des Social Media kannten und mit denen wir uns in den vergangenen Wochen viel ausgetauscht hatten. Das war mal eine nette Überraschung! Spontan hatten wir einen schönen Abend mit Franzi, Sebastian und ihrem 4-jährigen Sohn Finn, der gleich einen Narren an mir gefressen hatte und mich dazu verdonnerte, mit ihm und seinen Matchbox Autos zu spielen. 🫠

Am nächsten Tag wurde es dann aber Zeit für uns weiterzuziehen. Inzwischen war schon der 20. Dezember und somit Weihnachten nicht mehr weit.
Eigentlich hatten wir geplant, Weihnachten mal wieder am Strand zu feiern, aber unsere Stellplatzrecherche war eher ernüchternd – es schien nichts Brauchbares zu geben, außer überteuerten RV-Parks voller amerikanischer und kanadischer „Snowbirds“ (Rentner, die im Süden überwintern).

Da wir keine Lust hatten, ewig zu suchen und am Ende frustriert auf einem überfüllten Campingplatz zu landen, schmissen wir unsere Pläne spontan über Bord und fuhren stattdessen zurück zum Lago Chapala. Wie sich herausstellte, war das eine ziemlich gute Entscheidung.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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