Teil 1 unseres Roadtrips durch Kolumbien
Am 19. August reisten wir in Kolumbien ein. In diesem Land hatte 2015 unsere einjährige Weltreise begonnen, diesmal sollte es das letzte Land für uns auf diesem Kontinent sein.
Der Grenzübertritt war mal wieder ein bisschen komplizierter. Diesmal lag es aber nicht an aufwendigen Fahrzeugkontrollen, sondern schlichtweg daran, dass man bei der temporären Einfuhr eines Fahrzeugs ein umfangreiches Dokument ausfüllen muss, welches von der Fahrgestell- und Motorkennnummer bis zur Schuhgröße des Fahrers nahezu alle möglichen und unmöglichen Informationen einforderte. Aber wir kamen natürlich vorbereitet. Christian hatte sich bereits online informiert und alle notwendigen Zahlen, Daten und Fakten zusammengetragen, sodass wir „nur“ zwei lange Stunden für den ganzen Prozess benötigten. Und schon waren wir im 25. Land dieser langen Reise angekommen. 😊
Santuario Las Lajas
Unser erstes Ziel war das „Santuario Las Lajas“. Wir sind ja sonst keine großen Kirchengänger, aber diese Wallfahrtskirche wurde direkt in den Felsen eines kleinen Canyons gebaut und steht einfach spektakulär da.
Um zur Kirche zu gelangen, gibt es eine Seilbahn, an deren oberen Ende wir einen Platz für die Nacht fanden. Runter zur Kirche nahmen wir es sportlich und gingen zu Fuß. Allerdings war es nicht gerade unsere beste Idee, eine Wallfahrtskirche an einem Sonntagmorgen zu besichtigen. Da war ganz schön was los.
Dennoch ein toller Anblick.
Bergauf nahmen wir dann aber doch gerne die Seilbahn in Anspruch.
Bei unserer Einreise an einem Samstag war es uns aus verschiedenen Gründen leider nicht gelungen, eine in Kolumbien vorgeschriebene Personenschutzversicherung (SOAT) abzuschließen, welche man aber zwingend benötigt, um hier legal am Straßenverkehr teilnehmen zu können (im Gegensatz zu einem Führerschein 😉). Daher wollten wir erstmal keine weiten Strecken zurücklegen und mieteten uns für zwei Tage im Garten einer kolumbianischen Familie ein, die gerne ihre Türen und Tore für internationale Overlander öffnet.
In der „Villa Margarita“ in Pasto trafen wir auf weitere Reisende aus den USA und aus Deutschland, welche ihre Panamericana-Tour in Kanada begonnen hatten und nun auf dem Weg in den Süden waren. So entstand erneut ein geselliger und spannender Austausch, welcher beiderseits die Vorfreude auf kommende Länder und Abenteuer steigen ließ.
Kolumbiens „Death Road“
Nachdem das Versicherungsthema erledigt war, ging die Reise weiter und wir machten uns auf den Weg, um die angeblich gefährlichste Straße Kolumbiens zu befahren, welche den verheißungsvollen Namen „Trampolin de la Muerte“ trägt, was so viel bedeutet wie Sprungbrett in den Tod. Klingt doch einladend, oder?
Das dachten wir uns zumindest und nachdem wir uns nach einer weiteren Zwischenübernachtung bei der lokalen Polizei nach dem Zustand der Straße erkundigt hatten, hieß es Reifendruck verringern und los geht’s.
Anders als die „Death Road“ in Bolivien, dient die Strecke nach wie vor als Hauptverbindungsstraße zwischen den Orten Sibundoy und Mocoa und wird täglich von jeglichen Fahrzeugen, Bussen und auch Schwertransporten genutzt.
Vor uns lagen knapp 80km auf einer zumeist einspurig und schmalen geschotterten Erdpiste, voller Kurven die direkt am tiefen Abgrund entlang führen. Leitplanken sind rar gesät und wenn es sie gibt, oft nicht mehr so ganz intakt.
Was die Straße abgesehen davon so gefährlich macht, ist dass es hier bei Regen (der hier sehr häufig fällt) regelmäßig zu Erdrutschen kommt, die gerne mal die halbe Straße wegreißen. Außerdem ist die Straße an mehreren Stellen überspült, da überall kleine und große Wasserfälle an den Hängen runterkommen, was bei Regen wiederum dazu führen kann, das Autos vom starken Wasserstrom mitgerissen werden. So kommt es hier jährlich zu vielen Unfällen mit dutzenden Toten.
Wir hatten jedoch einen sonnigen Tag abgepasst und hofften, dass der Regen vom Vorabend der Strecke nicht allzu viel angetan hatte. Die Schotterpiste war in relativ gutem Zustand, da sind wir inzwischen ganz anderes gewöhnt. Auch geht die Strecke nie über 2.800m Höhe hinaus, somit kamen wir problemlos und gut voran und waren immer ganz froh, wenn mal ein größerer LKW vor uns fuhr, dann war nämlich klar, wer an den einspurigen Engstellen Vorfahrt hatte. 😊
Das langsame hinter-dem-LKW-hertuckern hatte auch den Vorteil, dass wir mehr Zeit hatten die traumhafte Landschaft zu genießen, durch die wir mal wieder fuhren. Grün so weit das Auge reichte!
Alles in allem hatten wir Glück, sowohl mit dem Wetter, als auch mit dem Gegenverkehr. Nur 1-2 Mal mussten wir zurücksetzen oder mal rechts ran fahren, um Gegenverkehr durchzulassen. Die überspülten Stellen waren nie tiefer als 30cm und zum Glück gab es auch keine frischen Erdrutsche. So erreichten wir nach ca. 4 Stunden Fahrtzeit unser Ziel, Mocoa.
Hier fuhren wir aber nur durch und weiter nach San Augustin, wo wir die Nacht verbrachten. Im Ort hätte es Prä-Kolumbianische Ausgrabungsstätten gegeben aber die interessierten uns ehrlich gesagt nicht weiter. Wir haben in Peru einfach genug Ton, Steine und Scherben gesehen. 😉
Die Tatacoa Wüste
Somit ging es am nächsten Morgen schon wieder weiter und zum nächsten landschaftlichen Highlight in Kolumbien: der Tatacoa Wüste. Eine Wüste mitten im tropisch grünen Kolumbien? Wir konnten es uns auch kaum vorstellen, wurden dann aber eines Besseren belehrt.
Zugegebenermaßen ist die Wüste mit 330 km² aber auch recht klein. Wir kamen pünktlich zum Sonnenuntergang an und liefen noch ein Stück durch die bizarre rote Landschaft und naschten ein paar der leckeren, pinken Kaktusbeeren.
Eigentlich wollten wir am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang noch mal in die Wüste rein laufen, jedoch wurden wir statt von Sonne von Regen geweckt. Von wegen Wüste! Und bei Regen darf man tatsächlich nicht reinlaufen, da der Untergrund sofort aufweicht und wie frischer Beton an den Schuhen klebt. Also warteten wir ab, bis die Sonne sich zeigte und innerhalb weniger Minuten war alles trocken genug, sodass wir doch noch ein Stück durch die rote Wüste laufen konnten.
Es wurde dann jedoch schnell zu heiß, das Thermometer stieg auf 38 Grad – nicht gerade unsere bevorzugte Wandertemperatur.
20 Autominuten entfernt, fand man sich im grauen Teil der Wüste wieder. Auch hier führte ein kurzer Rundweg durch die Wüstenlandschaft, die in unseren Augen aber nicht ganz so beeindruckend war, wie der rote Teil.
Dafür gab es hier aber ein künstlich angelegtes Schwimmbad, welches durch eine unterirdische Wasserquelle gespeist wird. Da mussten wir nicht lange überlegen, auch wenn das Ambiente etwas knasthaft anmutete, dank Maschendrahtzaun am Beckenrand.
Hauptsache nicht schwitzen!
Erfrischt konnte die Reise dann weiter gehen. In der Wüste gab es leider keinen Schattenparkplatz für uns und es wurde einfach zu heiß im Auto, daher verließen wir die Tatacoa Wüste nach einem Tag schon wieder und machten uns wieder auf in grünere Gefilde und unsere Lieblingsregion in Kolumbien: die Zona Cafetera.
Aber dazu demnächst mehr. 😊
Eine Antwort auf „Sprungbrett in die Wüste“
„Ton Steine Scherben“ 😂