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Goldener Herbst in den Rocky Mountains – Teil 1

Teil 8 unseres Roadtrips durch Kanada

11. – 16. September 2025
Alberta

Endlich waren wir zurück in den Rocky Mountains! Und wir hatten bestes Spätsommerwetter, welches uns laut Vorhersage auch für ein paar Tage erhalten bleiben sollte. Wir ahnten da noch nicht, wie lange uns die Sonne in diesem Herbst treu bleiben würde und wie viele Kilometer wir in den nächsten Wochen wandern und radeln würden.

Jasper-Nationalpark

Aber nun kamen wir erstmal wieder im Jasper-Nationalpark an und waren bereit für die erste Wanderung, die uns auf den Sulphur Skyline Trail führte. 4 Kilometer (one way) und 700 Höhenmeter, also kurz und knackig. Durch den schattigen Wald bahnten wir uns unseren Weg hinauf.

Unterwegs begegneten wir einem älteren Herrn, der trotz Gehstock festen Schrittes auf dem sehr unebenen und steilen Trail unterwegs war. Als wir ihn schließlich überholten, sagte er zu uns: „It’s nice to be young“. So kamen wir kurz ins Gespräch und er ließ uns schließlich sein Alter schätzen. Wir tippten beide auf Mitte/Ende 70. Aber wir lagen falsch, der junge Mann hatte stolze 96 Jahre in den Beinen und war dafür wirklich noch mehr als gut in Schuss. Da sieht man es mal wieder: Wandern hält jung. 😉 Bis ganz auf den Gipfel wollte der Herr heute aber nicht mehr, da war er früher schon mal. Er wollte gleich umdrehen und zurück zu seiner Busgruppe laufen, von denen hätte ihn keiner begleiten wollen, sagte er etwas abschätzig. Scheinbar waren nicht mehr alle so gut zu Fuß und abenteuerlustig wie er.

Für uns ging es weiter hinauf und schließlich ließen wir die Baumgrenze hinter uns. Nun wurde es noch mal richtig steil und rutschig, dafür gab es Aussicht, die leider durch die anhaltenden Waldbrände weiter getrübt war. Aber irgendwie hatte das auch was. Der Rauch ließ alles wie ein Gemälde wirken.

Wir legten unsere obligatorische Käsebrot-Pause ein und erhielten prompt Gesellschaft von neugierigen Chipmunks.

Schließlich ging es wieder retour zum Van und zu einem Platz in der Wildnis, kurz vor den Eingangstoren zum Nationalpark – denn innerhalb des Parks darf man ja nicht freistehen und wir wollten uns diesmal das Geld für Campingplätze sparen.

Home Sweet Home

Zudem lag unser nächstes Wanderziel auch wieder fernab aller Campingplätze, denn am nächsten Morgen ging es noch mal raus zum Maligne Lake. Hier waren wir am 1. Juli schon mal gewandert und hatten dabei Elche und einen Grizzly gesehen. Dieses mal erspähten wir auf dem Weg dorthin „nur“ einen Wapiti-Hirsch im Unterholz, aber wir waren ja auch zum Wandern hier.

Diesmal erklommen wir die andere Seite des Maligne Lake. Es ging hinauf auf den Opal Hill. Die Wanderung dorthin gilt als die steilste Tour im Jasper-Nationalpark. Auf nur 2,5 Kilometern legten wir 570 Höhenmeter zurück. Also ja, es war steil.

So wurde es uns, trotz inzwischen schon nur noch einstelliger Temperaturen am Morgen, dann wenigstens schnell warm. Angekommen am höchsten Punkt, war auch hier die Aussicht auf den größten natürlichen See der kanadischen Rockies leider sehr getrübt vom Rauch in der Luft. Wir erkannten kaum das andere Seeufer, von wo aus wir beim letzten Mal den Baldy Hill bestiegen hatten.

Im weiteren Verlauf wurde die Tour dann flacher und führte uns über weite Wiesen, wo sich schon die Herbstfarben in voller Pracht zeigten. So schön!

Dann folgte der ebenso steile Abstieg und wir statteten dem Seeufer noch mal einen Besuch ab.

Seeufer des Maligne Lake

Columbia Icefield Parkway

Nach einer weiteren Nacht auf unserem Wildcampingspot zog es uns am nächsten Tag schließlich weiter Richtung Banff-Nationalpark. Um dorthin zu gelangen, fuhren wir zum zweiten Mal über den wunderschönen 265 km langen Columbia Icefield Parkway, der die beiden Nationalparks miteinander verbindet. Immer am Fluss entlang, eröffneten sich hinter jeder Kurve neue fantastische Ausblicke, und auch diesmal hielten wir wieder unzählige Male an, um die Szenerie zu bestaunen. Berge, Gletscher, Flüsse, Seen – einfach so schön!

Natürlich stoppten wir auch noch mal an unserem Lieblingssee, dem Peyto Lake, der wie ein Wolfskopf geformt ist.

Und auch am türkisfarbenen Bow Lake vertraten wir uns kurz noch mal die Beine und staunten über das Panorama. Man könnte ja meinen, das wird mit der Zeit langweilig. Aber nein, wird es nicht. Einfach zu schön, diese Landschaft hier.

In der Nähe des Bow Lakes wollten wir am nächsten Tag wandern und hatten daher gehofft, auf dem nahegelegenen Campingplatz noch ein Plätzchen zu ergattern. Aber da hatten wir Pech, denn nicht nur dieser Campingplatz war bereits voll bis in die letzte Ecke, auch fast alle anderen Campingplätze im Banff-NP waren restlos ausgebucht. Crazy. Wir hatten ja gehofft, dass es im September schon ein bisschen ruhiger werden würde. Dem war leider nicht so. So landeten wir erneut auf dem altbekannten Overflow-Parkplatz, wo Campen für 12 CAD pro Nacht geduldet wird.

Nicht gerade schön und auch direkt am Highway und der Bahnlinie gelegen, aber besser, als aus dem Park herausfahren zu müssen.

Banff-Nationalpark

Von dort aus ging es am nächsten Morgen in aller Frühe zurück Richtung Bow Lake. Direkt gegenüber lag der Trailhead für unsere nächste Wanderung zum Lake Helen. Unterwegs erspähten wir einen kleinen Schwarzbären, der am Straßenrand saß und scheinbar irgendwas naschte.

Schwarzbär am Morgen

Nach dem Frühstück marschierten wir dann los. Diesmal lagen 6 km (one way) und 550 hm Aufstieg vor uns – also relativ moderat, für Rocky-Mountain-Verhältnisse.

Der Trail verlief über einen gut gepflegten, von Wurzeln übersäten Weg durch den Wald, an dessen Rand die letzten Blaubeeren der Saison wuchsen. Dementsprechend war die Wahrscheinlichkeit, hier einem Bären zu begegnen, recht hoch – aber leider (oder zum Glück) erspähten wir keinen weiteren Pelzträger. Dafür blitzte irgendwann der gegenüberliegende Crowfoot-Gletscher zwischen den Bäumen hervor, welcher über dem Lake Bow in den Bergen hängt. So sieht es zumindest aus.

Crowfoot Gletscher & Bow Lake

Was für ein Anblick mal wieder! Angekommen am höchsten Punkt, eröffnete sich dann schließlich der Blick ins andere Tal und noch mehr Berge, Berge, Berge. Noch immer lag ein bisschen Rauch in der Luft, dennoch war die Aussicht grandios.

Der Weg verlief nun flacher über den breiten Bergrücken, bis wir schließlich den Helen Lake erreichten, in dem sich der dahinterliegende Gipfel spiegelte.

Lake Helen

Eigentlich hatten wir hier unser Wanderziel erreicht, aber wir sahen, dass noch ein Weg weiter hinaufging. Also liefen wir natürlich weiter und wurden mit weiteren Aussichten auf den See – und natürlich die Berge – belohnt.

Über den gleichen Weg ging es schließlich zurück zum Van und zurück auf unseren Overflow-Parkplatz. Dort fing es plötzlich an zu regnen – der erste Regen, den wir seit Whitehorse sahen. Schade für uns, aber sicher gut für die anhaltenden Waldbrände in der Region.

Der nächste Tag blieb zwar trocken, war aber recht trüb, sodass wir einen Pausentag einlegten und ein paar praktische Dinge erledigten, wie zum Beispiel unsere Gasflasche befüllen zu lassen. Dank der guten Infrastruktur in Kanada geht das hier an fast jeder normalen Tankstelle. Der Rest des Tages verging mit Arbeiten, Lesen und Sporteln dann auch wie im Flug, und abends wurden wir mit zarten Anklängen von Polarlichtern überrascht.

Devils Thumb

Der nächste Tag versprach dann wieder sommerlich zu werden und unser Pausentag zahlte sich aus. Diesmal hatten wir uns nämlich eine etwas längere und anstrengendere Tour herausgesucht. Um 6 Uhr klingelte der Wecker und wir machten uns auf zum Lake Louise. Der Parkplatz zu diesem See ist von Frühjahr bis Sommer jeden Tag voll und völlig überrannt, und unglaublich teuer ist er noch dazu. Da wir diesmal aber direkt vom See aus wandern wollten, zahlten wir zähneknirschend die 36 CAD (ca. 23 €) Parkgebühr, frühstückten und machten uns auf zum „Teufelsdaumen“. Diesmal lagen 8,5 Kilometer (one way), aber auch 1.100 Höhenmeter vor uns.

So früh am Morgen war es am Seeufer noch angenehm ruhig, ganz anders als wir es zuletzt im Juli erlebt hatten. Zudem tauchte die aufgehende Sonne alles in ein traumhaftes Morgenlicht.

Dann begann unser Aufstieg. Zunächst ging es noch gemächlich, immer im Zickzack durch den Wald, bis wir den circa 400 Meter höher gelegenen Lake Agnes erreichten.

Lake Agnes

Der Lake Agnes ist ein beliebtes Wanderziel für sich, denn hier steht ein sogenanntes Teehaus, wo es nicht nur Tee, sondern auch andere Getränke und kleine Speisen gibt – in traumhafter Kulisse. Wir bestaunten aber erstmal nur die Kulisse. Das Teehaus, wo die Leute selbst früh am Morgen schon Schlange standen, hoben wir uns für später auf.

Unsere Tour ging um den Lake Agnes herum und dann wurde es bald wieder steil.

Über acht steile Serpentinen, eingerahmt von herbstlich gefärbten Bäumen, bahnten wir uns, zusammen mit vielen anderen Wanderern, den Weg hinauf zum sogenannten „Big Beehive“ (großer Bienenstock), ein knubbeliger Felsvorsprung, der tolle Ausblicke auf den Lake Louise, und den gleichnamigen Ort mit seinem Skigebiet bietet.

Für die meisten Wanderer, endete hier der Aufstieg. Man kann entweder auf dem gleichen Weg zurück zum Lake Agnes laufen, oder auf der anderen Seite, direkt zum Lake Louise absteigen. Aber wir wollten weiter hinauf und zum Devils Thumb (Teufelsdaumen). Dieser Berg heißt nicht ohne Grund so, denn es handelt sich um einen von unten senkrecht aussehenden Berg, der hier ein bisschen isoliert in der Landschaft steht.

Blick zum Devils Thumb

Es dauerte auch nicht lange und wir mussten auf allen vieren klettern, um weiter hinaufzukommen.

Bisschen steil!

Ein schmaler Trail führte uns an einer Felswand entlang und wir bekamen Ausblick auf den Victoria Gletscher, welcher den Lake Louise speist. Ein wahnsinnig beeindruckender Anblick!

Dann folgte der letzte steile Abschnitt, es ging gefühlt senkrecht die Wand hoch, aber leider über rutschigen, sandigen, losen Erdboden. Wir hangelten uns an allem hinauf, was irgendwie fest erschien: Äste, Wurzeln, Felsen, und schließlich ging es dann über große Felsbrocken die letzten Höhenmeter hinauf auf des Teufels Daumenspitze. Von dessen Kante blickten wir hinab auf den Lake Agnes zur Linken, und den Lake Louise zur Rechten. Vor uns lag der Big Beehive, auf dem wir eben noch gestanden hatten, und in der Ferne Berge, Berge, Berge. Crazy!

Ausblick vom Devils Thumb

Und in unserem Rücken: noch mehr Berge und Gletscher. Für uns die mit Abstand schönste und spektakulärste Wanderung und Aussicht im Banff Nationalpark!

Eine Stunde verbrachten wir hier oben und staunten über die Landschaft. Wie immer, bekamen wir Gesellschaft von Chipmunks, die auf Krümel unserer Käsebrote hofften.

Dann begann der nicht so angenehme Teil: der Abstieg. Zum Glück hatte ich meine Gamaschen und Microspikes eingepackt, die halfen tatsächlich auch auf dem sandigen Erdboden, mehr Grip zu bekommen, und so schlitterten wir hinab, bis wir schließlich wieder auf dem Big Beehive standen und von dort runter zum Lake Agnes wanderten. Dort war es dann Zeit für eine heiße Schokolade mit Seeblick.

Und dann erfuhren wir noch, wofür der Heli da war, den wir schon am Morgen dort gesehen hatten. Der flog nämlich nun ein ums andere Mal über uns hinweg und transportierte an einem langen Seil Tonnen ab. Schnell war klar – der leert die Toiletten hier oben und transportiert die menschlichen Hinterlassenschaften irgendwo ins Tal. Na, lecker. Aber spannend anzusehen.

Die süße Trinkschokolade weckte noch ein paar Lebensgeister, so beschlossen wir, noch eine kleine Extrarunde zu drehen. Wir wanderten noch mal 2 Kilometer weiter, auf den Little Beehive. Dieser gab noch mal neue Ausblicke auf den türkisblauen Lake Louise frei, und wir blickten noch mal zurück auf den Big Beehive und den Devils Thumb.

Was für ein besonderer Fleck Erde!

Dann folgte der noch lange Abstieg ans Seeufer, wo uns die Massen wieder empfingen. Aber selbst der Slalom durch die Menschenmassen konnte uns heute nicht die Laune verderben. Was für eine geniale Tour und ein perfekter Tag!

Auch für diese Nacht zog es uns noch mal zurück auf den Overflow-Parkplatz, der uns von Tag zu Tag unsympathischer wurde, was natürlich an den Massen von Menschen lag, die sich hier drängten, und vor allem an den Mietcampern und Dickschiffen, die rund um die Uhr die Generatoren laufen hatten. Aber für die nächsten Tage hatten wir sowieso andere Ziele und Pläne außerhalb von Banff. Von daher hielten wir es dort noch mal gut aus, bevor es am nächsten Morgen wieder weiterging.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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