Teil 2 unseres Roadtrips durch Kanada
28. – 30. Juni 2025
Nachdem uns der Regen vorangetrieben hatte, erreichten wir schließlich den Ort Banff, in der Provinz Alberta, wo wir tatsächlich mit Sonnenschein empfangen wurden. Na also, Kanada. Geht doch!
Banff Nationalpark
Banff ist, wie der Name schon vermuten lässt, auch der Ausgangspunkt zum Banff-Nationalpark, Kanadas berühmtesten Park in den Rocky Mountains. Auch erinnerte uns Banff gleich ein bisschen an Bariloche in Argentinien. Hübsch gemacht, aber auch sehr touristisch. Die vielen urigen Holzhäuser entlang der Hauptstraße waren allesamt Souvenirläden, Restaurants, Bars, Galerien und Agenturen.


Wie fast immer steuerten wir zuerst mal das Visitor Center an, um Infos für den Nationalpark, Shuttles und Aktivitäten zu bekommen. Denn der Canada Day am 1. Juli stand kurz bevor und dementsprechend war es überall mega voll, da ganz Kanada frei hatte. So fanden wir auch heraus, dass wir die Seen, die wir als nächstes besuchen wollten, nur mit reservierungspflichtigen und teuren Shuttles erreichen können. Eine kurze Recherche später war uns klar: zu den Bedingungen, ohne uns! Wir fassten daher einen anderen Plan und verbrachten erstmal noch den Rest des Nachmittags in Banff selbst.
Ein kurzer Spaziergang brachte uns zu den Vermilion Lakes, die am Ortsrand im schönsten Blau leuchteten, natürlich eingerahmt von Bergen.



Aber das war nur ein Vorgeschmack auf das, was uns in den nächsten Tagen noch erwartete.
Lake Morraine & Lake Louise
Gleich am nächsten Morgen steuerten wir in aller Frühe das kleine Örtchen Lake Louise an, welches den gleichen Namen wie einer der bekanntesten Seen der Region trägt. Dort fanden wir tatsächlich einen kostenfreien Parkplatz, der auch kein zeitliches Limit hatte, wie nahezu alle anderen Plätze in der Region. Ein echter Glückstreffer. Hier packten wir nach dem Frühstück, bei noch recht frostigen Temperaturen, die Bikes aus und machten uns dann hinauf auf den 14 km langen Weg zum Lake Morraine. Wer ‚See in Kanada‘ googelt, bekommt zu 99 % ein Bild von genau diesem See angezeigt, der nahezu unnatürlich türkisblau leuchtend, inmitten der Rocky Mountains liegt. Es ist DAS Kalenderblatt und Postkartenmotiv des Landes.
Dementsprechend beliebt ist dieses Ziel natürlich auch, und da Parkplätze begrenzt sind, kann man in den Sommermonaten nur mit einem kostenpflichtigen Shuttlebus hinauffahren, der oft schon Tage und Wochen im Voraus ausgebucht ist – erst recht an einem langen Feiertagswochenende.
Auf solche Massen haben wir ja ohnehin keine Lust, und glücklicherweise gilt die Straßensperrung nicht für Fahrräder. So radelten wir gemütlich hinauf auf circa 1800 Meter ü. M. und bekamen ganz nebenbei schon gigantische Aussichten auf die Rockies.



Schließlich erreichten wir den See und konnten uns selbst davon überzeugen, dass die Bilder nicht lügen. Der Lake Morraine ist wirklich so türkisblau wie auf den Postkarten und die ganze Szenerie wirkt fast wie ein Gemälde (von Bob Ross, daher steht auch immer eine Tanne mitten im Bild 😉).

Absolut surreal!



Aber wie schon befürchtet, war der See hoffnungslos überlaufen. Auf dem kleinen Aussichtspunkt drängelten sich die Massen und benahmen sich wie die letzten Idioten. Anders kann man es nicht sagen. Es wurde angerempelt und geschubst, ständig stellte sich jemand direkt vor uns, oder drückte einen Selfiestick an uns vorbei. Es wurde stundenlang posiert, manche Leute hatten Kostüme und verschiedene Outfits dabei und veranstalteten ihr privates Insta- und TikTok-Shooting. Holy… Genießen konnte man diesen Ort also nicht wirklich.
Doch die Situation entspannte sich, sobald wir uns ein paar Meter vom See wegbewegten. Wandern wollte hier scheinbar kaum einer. Für uns ging es steil hinauf und über eine Bergflanke voller Wildblumen, die wieder mal wunderschöne Aussichten auf insgesamt 10 Gipfel bot.




Unser Ziel war der Eiffel Lake, ein kleiner See, der von ebendiesen genannten 10 Gipfeln eingerahmt wurde. Hier war keiner außer uns – und ein paar Murmeltieren. Eins kam uns ganz nah und ließ sich nicht beim Fressen beirren.




So goldig, diese Viecher.
Zurück am Seeufer hatten uns dann die Massen wieder, aber auch hier war zumindest weniger los als auf dem Aussichtspunkt am Anfang. So liefen wir das Seeufer ab und fanden tatsächlich auch ein ruhiges Plätzchen für unser Picknick mit Ausblick.



Wir schwangen uns auf die Räder und nahmen die Abfahrt in Angriff, die uns dann noch am Lake Louise vorbeiführte.
Der Lake Louise ist um einiges größer als der Lake Morraine, aber ebenfalls wunderschön türkis und eingerahmt von hohen Gipfeln – fast ein bisschen wie die Laguna Perron in Peru.

Aber auch hier war die Hölle los. Menschen überall und interessanterweise, hauptsächlich indische Familien. Außerhalb von Indien haben wir noch nie so viele Inder auf einem Haufen gesehen.

Auch hier wurde posiert und fotografiert, was das Zeug hielt, ohne Rücksicht auf Verluste. Wir hielten es ganze 5 Minuten am Ufer aus, bis es uns zu viel wurde. Die Leute waren wirklich teilweise so rücksichtslos, dass es keinen Spaß machte. Wir liefen noch ein bisschen am Ufer entlang und hatten schließlich genug – mit den Rädern ging es zurück zum Van, wo 54 km Wandern und Radfahren auf dem Tacho standen. Also ein gelungener Sonntag. 😊
Scenic Road nach Jasper
Am nächsten Morgen brachen wir auch wieder zeitig auf, denn wir hatten einige Sightseeing-Stopps geplant. Direkt an den Banff-Nationalpark grenzt der Jasper-Nationalpark und entlang der fast 300 km langen Scenic Route, welche die beiden Parks verbindet, gibt es nahezu unzählige Stopps mit einem landschaftlichen Highlight am anderen.
Als Erstes legten wir einen Stopp am Peyto Lake ein. Schon wieder ein türkisblauer See in den Rockies. Aber auch dieser war besonders. Nicht nur, weil er wie ein Wolfskopf geformt ist. Die ganze Landschaft drumherum ist absolut atemberaubend und mit Bildern kaum zu vermitteln.

Wir wanderten ein bisschen herum und kraxelten weiter den Berg hinauf, um eine noch bessere Aussicht zu bekommen. Wie immer war außerhalb des eigentlichen Aussichtspunktes kein Mensch und wir hatten diesen Ausblick ganz für uns allein.


Bis jetzt unser Lieblingsspot in den Rockies.
Der nächste Stopp war der Mistaya Canyon, eine kleine Schlucht, durch die der gleichnamige Fluss rauscht. Die Kulisse war typisch Kanada: Berge, Tannen, Schnee und leuchtend blaues Wasser. Wunderschön!


Aber natürlich wollten wir auch ein bisschen wandern. Das ging am nächsten Ziel: dem Parker Ridge. Im Zick-zack ging es steil den Berg hinauf, bis wir auf dem blühenden Ridge ankamen und mal wieder eine umwerfende 360-Grad-Rundumsicht hatten.



Das eigentliche Highlight lag etwas versteckt, quasi um die Ecke. Wir folgten einem kleinen Trampelpfad, der schließlich den Blick auf den Saskatchewan-Gletscher freigab, der sich in einen (natürlich) türkisfarbenen Schmelzwassersee ergießt, der dann in einen Fluss übergeht, welcher sich durch das bewaldete Tal schlängelt. Ein absoluter Wahnsinns-Ausblick, der uns gedanklich nach Patagonien zurückversetzte.

Absolut überwältigend!


Und es ging nicht weniger beeindruckend weiter. Als Nächstes erreichten wir das Columbia Icefield, welches 6 Gletscher umfasst, die teilweise bis an die Straße heranragen. Das Icefield markiert auch die Grenze zwischen den beiden Nationalparks.
Ein Gletscher, der direkt von der Straße aus zugänglich ist, ist der Athabasca-Gletscher. Auf diesen kann man sogar drauf wandern oder eine teure Tour buchen, die einen mit lustig aussehenden Offroad-Bussen aufs Eis bringt. Wir sind nach wie vor keine Fans davon, auf Gletscher zu laufen, die es ohnehin schon schwer genug haben. Auch der Athabasca-Gletscher leidet unter der Klimaerwärmung und büßt durchschnittlich 5 Meter pro Jahr ein. Entlang des Weges markierten Schilder eindrucksvoll, wie groß der Gletscher einst mal war.



Dank der vielen Besucher sah der Gletscherrand auch schon ziemlich mitgenommen aus, ganz braun und abgelatscht. Wir begnügten uns daher mit dem Blick aus der Ferne und zogen dann bald schon weiter.

Aber weit kamen wir nicht, denn plötzlich standen da zwei weiße Mountaingoats (Bergziegen) am Straßenrand und fraßen in aller Ruhe.


So coole Tiere!
Nach den ganzen Eindrücken waren wir an diesem Tag schon ziemlich übersättigt, aber einen Stopp nahmen wir dann doch noch mit – den Athabasca-Wasserfall. Ähnlich wie am Mistaya Canyon, rauscht der La Biche Fluss hier mit unglaublicher Wucht durch die Felslandschaft.

Absolut beeindruckend – wenn da nicht mal wieder die Massen gewesen wären. Auch hier war die Hölle los und man kam kaum dazu, mal einen ungestörten Blick auf die Wasserfälle zu werfen, geschweige denn ein Foto ohne Menschen zu machen. Es wurde wieder mal gedrängelt ohne Ende, dabei war hier mehr als genug Platz, aber irgendwie waren die Leute an diesem langen Wochenende alle etwas ungezügelt.
Uns reichte es nun jedenfalls. Wir bezogen einen Platz auf einem einfachen Campingplatz – denn innerhalb der Nationalparkgrenzen ist Freistehen nicht erlaubt. Mit 24 Kanadadollar (CAD) war der Platz aber gar nicht mal so teuer und es gab sogar (kalte) Duschen. Das hatten wir ewig nicht mehr.


Hier bemerkten wir dann aber auch zum ersten Mal die Brandspuren aus dem letzten Jahr. Kanada wird ja nahezu jeden Sommer von heftigen Waldbränden heimgesucht und 2024 hatte es Jasper besonders schlimm getroffen. Auch rund um den Campingplatz standen viele verkohlte Baumleichen.

Aufgrund der immensen Schäden sind auch in diesem Jahr noch einige Ecken des Jasper-Nationalparks gesperrt. Aber dennoch gab es mehr als genug zu sehen und wir hatten schon viele Pläne für die kommenden Tage.
Aber dazu dann demnächst mehr, im zweiten Teil… 😊
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