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Traumparks & Alptraum-Probleme

Teil 7 unseres Roadtrips durch die USA

21. Mai – 3. Juni 2025
Kalifornien

Nach knapp 5 Wochen hatten wir Utah nun hinter uns gelassen und waren zurück im schönen Kalifornien. Bevor es an die Küste gehen sollte, standen noch zwei Nationalparks auf unserem Plan. Den Anfang machte der Sequoia Nationalpark. Sequoias sind Riesenmammutbäume und die wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Sequoia Nationalpark

Nach einer Nacht an einer wenig romantischen Tankstelle brachen wir früh am Morgen auf in den auf 2.400 Metern Höhe gelegenen Nationalpark. Die lange Fahrt am Vortag war ohne weitere Zwischenfälle verlaufen und wir hofften, dass es nun so weitergehen würde – aber nach ca. 20 Minuten Fahrt ging der Van wieder in den Notlauf – diesmal war es wieder ein Fehlercode, der auf das Hochdruck-AGR hinwies (welches ja neu ist). Es war zum Verrücktwerden! Wir löschten die Codes aus dem System und setzten unsere Fahrt vorsichtig fort – was anderes blieb uns hier eh nicht übrig.

So erreichten wir schließlich das Herzstück des Parks und standen plötzlich inmitten der Riesenmammutbäume – die ihren Namen zu Recht tragen!

Im Park steht auch der (angeblich) größte Baum der Welt, genannt General Sherman. Er ist zwar nicht der höchste Baum und auch nicht der dickste, aber der größte, was das Volumen betrifft. Somit darf dieser Oschi scheinbar diesen Titel tragen.

General Sherman

Durch den Wald führte ein 5 km kurzer Wanderweg, der uns an allerhand beeindruckenden Baumformationen und ein paar Murmeltieren vorbeiführte. Da bekam man fast einen steifen Nacken vom vielen Hochschauen.

An vielen Bäumen sahen wir Brandspuren. Laut Infotafeln im Park ist dies tatsächlich gut für die Bäume, denn dadurch härtet die Rinde noch weiter ab und schützt so die empfindlicheren Baumkronen, die fleißig weiter in den Himmel wachsen können.

Schließlich zog es uns weiter durch den Park und vorbei am Tunnel Log – das ist ein rund 6 Meter dicker Baumstamm, der über die Straße gefallen ist und kurzerhand durchtunnelt wurde, sodass normale PKWs hindurchfahren können. Für unseren Moby Dick war die Durchfahrtshöhe leider zu niedrig, aber ein Foto war drin.

Danach erklommen wir zu Fuß die 350 Stufen des Moro Rocks – ein frei stehender Fels, von dessen Spitze wir einen 360-Grad-Rundumblick über den Nationalpark und die Berge in der Ferne hatten.

Auch danach hatten wir noch nicht genug und unternahmen, nach einer kurzen Mittagspause, eine weitere Wanderung. Diesmal folgten wir einem Flusslauf und erreichten schließlich den Tokopah Wasserfall, der dank der anhaltenden Schneeschmelze ordentlich Wasser führte.

Und als wäre das noch nicht schön genug, saß am Ende des Trails ein gar nicht scheues, dickes Gelbbauch-Murmeltier und ließ sich ausgiebig beobachten (und von manchen Leuten auch füttern).

So süß!!

Auf dem Rückweg testeten wir mal das Wasser an und mussten feststellen – das war arschkalt! Schon nach wenigen Sekunden taten uns die nassen Füße weh. Baden war hier also nicht angesagt.

Kalt!

Mit abgekühlten Füßen fühlten wir uns bereit für eine weitere Wanderung. Es ging hoch hinaus auf dem Little Baldy Trail, der uns im Zickzack über einen steilen Hang führte, vorbei an noch mehr Murmeltieren und grasenden Rehen.
Schließlich erreichten wir den felsigen Gipfel und konnten von dort unter anderem auf den Mt. Whitney schauen. Dieser Berg ist mit 4.421 Metern der höchste Berg der unteren 48 Bundesstaaten (der höchste Berg der USA steht in Alaska und Hawaii hat ja auch ein paar sehr hohe Berge bzw. Vulkane).

Zurück am Van suchten wir uns wieder ein schönes Waldplätzchen, außerhalb der Parkgrenzen, und verbrachten dort eine ruhige Nacht.

Yosemite Nationalpark

Am nächsten Tag beschlossen wir uns spontan dazu, gleich in den nächsten Nationalpark durchzustarten, ins Yosemite Valley. Dieser Park stand ganz weit oben auf unserer Reisewunschliste, und eigentlich hatten wir dort unbedingt vor dem Memorial Day (Montag, 26. Mai) einige Tage verbringen wollen, aber diesen Plan hatte unser Werkstattdrama in St. George leider zunichte gemacht.
Nun stand der Memorial Day aber unmittelbar vor der Tür und das Wochenende davor war erfahrungsgemäß eins der überfülltesten Wochenenden im Park. Aber der Donnerstag vor dem langen Wochenende blieb uns noch und wir hatten sogar noch einen Platz auf einem Campingplatz im Park ergattern können – mit 36 USD nicht ganz billig, aber auch längst nicht so teuer wie z. B. in Zion, wo ein Platz ja über 90 USD gekostet hätte.

So brachen wir also zeitig auf (ausnahmsweise mal ohne Fehlermeldungen und Notlauf), um gegen Mittag im Yosemite-Nationalpark anzukommen. Vor den Toren stauten sich schon die Autos und es dauerte ewig, bis wir am Visitor Center einen Parkplatz gefunden hatten. Die Ranger*innen waren wie gewohnt hilfsbereit und bestens informiert und wir hatten im Nu einen Plan für die kommenden 1,5 Tage in der Tasche.

Noch vom Visitor Center aus unternahmen wir die ersten kleinen Spazierwanderungen im Valley und standen schon bald vor dem beeindruckenden Yosemite Fall – dem mit 740 Metern höchsten Wasserfall von Nordamerika.

Was für ein Anblick! Man musste nur die drölfmillionen anderen Menschen um einen herum ausblenden – der Park war wirklich brechend voll mit Menschen.

Schließlich bezogen wir unseren Campspot auf dem Upper-Pines-Campground, wo wir ein schattiges Plätzchen mit Bärenschrank und Klohäuschen für unser Geld bekamen (Luxus wie Stromanschluss oder Duschen gibt’s hingegen nicht). Den Bärenschrank braucht man, um seine Lebensmittel bärensicher zu verschließen – denn im Yosemite Park gibt es viele Schwarzbären, die gerne mal zum Naschen vorbeikommen. Für Leute, die dort im Zelt campten, war so ein Bärenschrank also essenziell.

Als wir uns auf den Weg zur nächsten kleinen Wanderung machten, liefen uns dann auch glatt drei große Bären über den Weg. Surreal!!!

Unsere Wanderung brachte uns schließlich zum Mirror Lake, wo sich eigentlich die umliegenden Felsen im Wasser spiegeln sollten. Das funktioniert aber nicht, wenn gerade Menschen im See baden, so wie zu dem Zeitpunkt, als wir dort waren. Schön war es aber trotzdem.

Mirror Lake

Eigentlich wollten wir den See umrunden, doch plötzlich war der Weg komplett überspült. Auch hier war die Schneeschmelze noch in vollem Gange und daher waren auch noch einige Wege gesperrt.

Aber diese kleinen Wanderungen waren eh nur Vorgeplänkel. Wir wollten natürlich die großen und langen Wanderungen im Park machen. Deshalb begann der nächste Morgen wieder sehr früh und gegen 7 Uhr machten wir uns hinauf zur Kante des Yosemite Falls.

Über 6 Kilometer ging es im Zickzack ca. 1000 Höhenmeter die Steilwand hinauf. Immer wieder offenbarten sich dabei unglaubliche Ausblicke auf das wirklich unglaublich schöne Yosemite Valley, den ikonischen Half Dome und die anderen Granitfelsen sowie auf den Yosemite Wasserfall selbst.

Ein Traum!

Yosemite Fall & Valley

Schließlich erreichten wir das Plateau oberhalb des Wasserfalls, wo noch mal eine schmale, steile Treppe zur Abbruchkante führte.

Aber wir hatten noch nicht genug und wanderten noch mal 1,5 Kilometer weiter, über den Yosemite Creek, der den Wasserfall speist. Von dort noch ein Stück weiter hinauf, zum Yosemite Point, von wo aus es 800 Meter steil hinabging und die Aussicht noch mal spektakulärer war. Die Bilder werden der Wirklichkeit nicht gerecht und mir gehen die Superlativen aus, um diese Landschaft zu beschreiben.

Wow!

Einfach so schön – und kaum jemand da, außer uns.

Bester Platz!

Danach folgte der unangenehme Teil – der steile Abstieg. Inzwischen war es fast schon Mittag und wir waren überrascht, dass uns so viele Menschen in der Mittagshitze entgegenkamen. Da wird der steile Aufstieg gleich noch mal anstrengender. Aber zum Glück wird man unterwegs immer mal wieder von der Gischt des Wasserfalls abgekühlt.

Nach einer kurzen Pause am Van ging es dann weiter durch den Park. Wir statteten dem Bridalvail Fall (Brautschleier Wasserfall) noch einen Besuch ab, der uns innerhalb von Sekunden durchnässt hatte. Kaum vorstellbar, dass dieser Wasserfall im Sommer kaum existent sein soll.

Bridalvail Fall

Der nächste Stopp war der sogenannte Tunnel View. Der Blick von dort auf das Valley sah aus, als würden wir auf eine Fototapete schauen. Dieser Ort ist absolut surreal!!!

Tunnel View
Bild in Bild Funktion 😉

Aber es kam noch besser. Eine der Passstraßen im Park, die Glacier Road, war gerade erst nach der Winterpause eröffnet worden. Am Straßenrand lag hier und da noch etwas Schnee. Ansonsten wäre das die perfekte Rennradstrecke gewesen. Die Aussichtspunkte entlang dieser Straße waren noch mal beeindruckender und einfach unbeschreiblich – da bekamen wir vor Ehrfurcht fast feuchte Augen.

Wow!

Vom Ende der Straße aus, dem Glacier Point, hatten wir diese Aussicht auf das gesamte Valley, mit all seinen ikonischen Felsen und Wasserfällen. Absolut unbeschreiblich.

Und dann war da noch DIE Kurve. Seitdem wir den Van haben, wollte ich schon immer ein Foto von ihm in genau dieser Kurve machen, mit dem ikonischen Half Dome im Hintergrund. Zwar hatte ich da ursprünglich noch gedacht, dass wir diese Reise mit einem coolen VW-Bus machen, aber dem Ducato stand sie mindestens genauso gut (auch wenn wir uns leider ziemlich beeilen mussten, da die Straße stark frequentiert war).

Die Kurve aller Kurven

Vollkommen geplättet von all diesen Bildern und Eindrücken bahnten wir uns dann schließlich am späten Nachmittag unseren Weg raus aus dem Park und wieder mal rein in den Wald, auf BLM-Land. Wir schmiedeten aber noch am selben Abend Pläne, wann wir nach dem langen Wochenende wieder zurückkommen würden, um noch weitere Wanderungen im Park zu machen. Voller Vorfreude buchten wir uns schon zwei Campground-Übernachtungen für die kommende Woche. Aber dazu sollte es nicht kommen…

Rückfahrt mit Hindernissen

Das lange Wochenende wollten wir an der Küste verbringen. Als Anlaufpunkt hatten wir uns das hübsche Städtchen Monterey herausgesucht, unweit des berühmten Küsten-Highways No. 1 gelegen. Doch noch bevor wir da ankamen, muckte Moby wieder auf. In der Stadt Los Banos, wo wir nur kurz zum Einkaufen hielten, ging der Van gleich zweimal kurz hintereinander in den Notlauf – wieder mit AGR- und Turbofehlercodes.

Mich machte das so nervös, dass ich beschloss, erstmal nicht weiterzufahren, bis ein Mechaniker draufgeschaut hatte. Aber es war Samstag und in dieser Kleinstadt Hilfe zu finden, erschien mir aussichtslos. Diesmal fand Christian aber eine Werkstatt, die auch samstags geöffnet hatte. Dort kreuzten wir also unangemeldet auf und trafen auf Tom – einen vor über 40 Jahren ausgewanderten Österreicher, der etwas eigen und sehr wortkarg war. Aber er war Dieselmechaniker und hörte sich geduldig unsere Arie an …
Als Erstes ließ er uns dann aber wissen, dass er Fiat-Motoren nicht mag. Naja, danke für die Info. Wir rätselten mit ihm hin und her, woran es liegen könnte, wirklich Hand anlegen wollte er aber nicht. Unsere Vermutungen drehten sich wieder um Injektoren, AGRs, Luftmassenmesser etc. Weiter kamen wir nicht, aber er meinte auch, erstmal vorsichtig weiterfahren, bis die nächste Ersatzteillieferung mit den zwei fehlenden Injektoren ankommt, und diese austauschen – vielleicht würde das unser Problem lösen. Vielleicht wollte er uns aber auch nur vom Hof bekommen.

Wir überlegten hin und her und fuhren schließlich weiter und die restlichen 1,5 Stunden bis zur Küste – zum Glück ohne weitere Zwischenfälle.

Monterey & Highway 1

In Monterey angekommen, staunten wir schon bei der Durchfahrt über diesen herausgeputzten Ort, der voller hübscher Häuser war, die fast wie eine Filmkulisse wirkten. Zum Anhalten und Sightseeing hatten wir aber aktuell keine Nerven – zu sehr trieben uns die Probleme mit dem Van um. Während ich einen kleinen Spaziergang am Meer unternahm, tauchte Christian weiter in seine Autotechnik-Rabbitholes ab.

Schließlich hatten wir eine neue Theorie – eine verschmutzte oder defekte Drosselklappe könnte das Problem sein. Diese ist Teil der Abgasrückführung und Luftversorgung. Wenn die ähnlich aussah wie unser Hochdruck-AGR, könnte das dem Motor das Leben schwer machen. Dies wollten wir als Nächstes untersuchen lassen, wenn wir einen fähigen Mechaniker gefunden hatten.

Jetzt war aber Wochenende und wir brachen daher am Sonntagmorgen auf, zum Highway 1, der parallel zur Pazifikküste verläuft. Die Küste ist hier wunderschön und wild, aber wirklich daran erfreuen konnten wir uns nicht. Ich hatte während der Fahrt den Laptop auf dem Schoß, um die Werte unseres Diagnosetools auszulesen. Parallel recherchierte ich online, was die Werte bedeuten, ob sie normal sind, auf Fehler hinweisen … Und Moby half fleißig mit, indem er nun ca. alle 30 Minuten in den Notlauf ging.

Nach einigen schönen Fotostopps brachen wir die Tour schließlich ab. Das hatte so alles keinen Sinn mehr und unsere baldige Rückkehr ins Yosemite Valley war somit auch gestorben und das Geld für die Campingplatzreservierung auch futsch – Erstattung gibt’s da nämlich keine.

Es ging zurück nach Monterey, wo wir einen Waschsalon ansteuerten und die Wartezeit mit weiteren Recherchen überbrückten. Ich fand einen Notfall-Mechaniker-Service, der angeblich auch am Wochenende arbeitete. An diesem Sonntag wollte er nicht mehr ran, aber der Feiertag am Montag sei für ihn kein Thema. Wir vereinbarten einen Termin für Montagmorgen und recherchierten dennoch weiter.

Schließlich fühlte sich Christian informiert genug, um sich selbst der Drosselklappe anzunehmen. Diese ist bei unserem Van leicht zugänglich, und da in den USA die Läden auch sonntags aufhaben, platzierten wir uns vor einem Auto Zone (das ist sowas wie ATU bei uns), kauften Reinigungsmittel und legten los, Moby Dick zu zerlegen.

Schnell hatte Christian die Drosselklappe in der Hand und die sah tatsächlich aus wie Sau.

Aber auch nach der Reinigung zeigten sich keine anderen Werte – wir vermuteten also, das Ding sei kaputt. Aber was dann noch hinzukam – Christian entdeckte einen Ölfleck unterm Auto: Offenbar verloren wir jetzt auch noch Öl?! WTF?

Eine Werkstattkette um die Ecke hatte noch geöffnet, also packten wir schnell zusammen, fuhren dort vor und bettelten einen Mechaniker an, kurz mal einen Blick unters Auto zu werfen. Der war aber ganz entspannt – es sah nach einem Leck an der Ölwanne aus. Das ließ seinen Puls erstmal nicht ansteigen, scheinbar. Christian ging es da ganz anders. Machen konnten die Mechaniker an diesem Sonntag Nachmittag aber nichts mehr, also sparten wir uns auch dieses Thema für den nächsten Morgen auf…

Werkstatt-Vanlife und jede Menge Fragen

Am nächsten Morgen standen wir dann vor der Werkstatt von Justin, der sich Mobile Mechanic nennt und nicht nur in seiner Werkstatt schraubt, sondern auf Wunsch auch beim Kunden zu Hause oder wo man halt liegengeblieben ist. Er hatte noch nie an einem Ducato gearbeitet, war aber zuversichtlich, unserem Problem auf die Schliche zu kommen. Na dann! Wir und er ahnten noch nicht, dass wir in den nächsten Wochen viel Zeit miteinander verbringen würden…

Als Erstes schaute er sich die Drosselklappe an und war sich sicher – das Ding tat, was es soll (womit er recht hatte). Hier sah er keinen Handlungsbedarf. Das Ölleck identifizierte er als defekte Ölwannendichtung – die kann nach 7 Jahren schon mal kaputtgehen. Als Ersatzteil gab es die in den USA aber nicht, die mussten wir also wieder in Europa bestellen und einige Tage warten. Auch erstmal kein großes Problem, da der Verlust minimal war.

Bei den Fehlercodes tippte er nun auch darauf, dass wir vermutlich so viel Dreck im System hatten, durch die defekten Injektoren und verstopften AGRs, dass man alles mal ordentlich durchreinigen müsste. Einfacher gesagt als getan. Aber Justin machte sich gleich dran und zerlegte mal wieder alles im Motorraum in seine Einzelteile. Jedes zugängliche Rohr, jedes Bauteil, jeder Stecker, jedes Kabel wurde gereinigt, so gut es ging (was durchaus nötig war). Inzwischen waren auch unsere zuvor bestellten Ersatzteile angekommen, u. a. auch die zwei fehlenden Injektoren.

Diese holten wir im ca. 1 Stunde entfernten San Jose ab und verbanden dies gleich mit einer ausgiebigen Testfahrt, für die wir allerdings die AGRs absteckten. Und siehe da – keine Fehlermeldungen. Also erzeugten doch diese Dinger unsere Probleme?

Am nächsten Tag machte sich Justin dann daran, die beiden Injektoren zu tauschen. Wieder kamen die alten Teile einfach raus, das Einsetzen der Neuteile war allerdings knifflig, da nicht so leicht zugänglich. Es dauerte doppelt so lang wie angesetzt und kostete uns und Justin einige Nerven. Die Probefahrt verlief dann aber einwandfrei – auch mit wieder eingesteckten AGRs. War das nun vielleicht doch die Lösung unseres Problems?

Wir verbrachten den Abend und die Nacht wieder in Monterrey, nahe dem Strand, wo wir wenigstens zwischendurch mal auf andere Gedanken kamen.

Abschalten fiel uns zu diesem Zeitpunkt aber mehr als schwer. Wir waren nervlich beide ganz schön am Ende. Wenn das Auto nicht nur Fortbewegungsmittel, sondern auch Zuhause und Zukunftsplanung ist, dann kann so eine verzwickte Situation schon ganz schön nervenaufreibend sein. Ganz zu schweigen von den Kosten, die bis jetzt schon angefallen waren. Aktuell leben wir ja wieder nur von Erspartem, da wir ohne entsprechendes Visum in den USA nicht arbeiten können und dürfen, nicht mal remote. Und die wirkliche Ursache unseres Problems war ja auch noch nicht gefunden und somit kein Ende in Sicht. Wir waren ziemlich verzweifelt und ratlos. 🙁

Kupplungs-Drama

Am nächsten Morgen, einem Freitag, wollten wir dann zurück in die Werkstatt. Es gab noch ein paar Kleinigkeiten zu machen und zu überprüfen. Aber dann bekamen wir plötzlich ein ganz anderes und dafür viel dringenderes Problem: Mitten in der Fahrt fiel plötzlich das Kupplungspedal durch und kam nicht wieder zurück – schalten war nicht mehr möglich. Christian konnte den Van gerade noch so auf einen Firmenparkplatz rollen lassen, und da standen wir dann. Wir verloren auch Bremsflüssigkeit – also das gleiche Phänomen wie genau 2 Jahre zuvor in Cusco/Peru. Wieder schien das Ausrücklager unserer Kupplung im Arsch zu sein. Das durfte doch nicht wahr sein! Wir riefen Justin zur Hilfe, der wenige Minuten später ankam und unseren Verdacht bestätigte.

Noch vor Ort recherchierte er nach dem passenden Teil und schaffte das fast Unmögliche: Eine Chrysler Werkstatt in der Nähe hatte noch genau eins dieser Teile auf Lager, was fast einem 6er im Lotto glich. Die meisten Promaster in den USA haben ja keine manuelle Kupplung, da es sich um Automatikfahrzeuge handelt. Justins Kollege Ricardo machte sich gleich auf den Weg, um das Teil für uns abzuholen und Justin versprach uns, das Ausrücklager übers Wochenende einzubauen. Kostenpunkt: 2.000 USD (und das war schon ein Freundschaftspreis). Mir blieb kurz die Luft weg und meine Augen liefen über.

Jetzt mussten wir den Van aber erstmal in die 15 Minuten entfernte Werkstatt bekommen, über den Freeway. Auch das übernahm Justin, mit einer sehr unentspannten Beifahrerin, während Christian den 40 Jahre alten Celica von Justin fuhr (Justin besitzt an die 30 Autos, die meisten davon alte Schätzchen). Langweilig wird es bei uns definitiv nie…

Justin manövrierte den Van also mit jeder Menge Zwischengas bis in seine Werkstatt, und da standen wir dann und waren noch verzweifelter und ratloser als zuvor. Es konnte doch nicht sein, dass dies gerade alles auf einmal passierte.

Wir verbrachten die Nacht hinter der Werkstatt. Am nächsten Vormittag erschien Justin mit zwei seiner kleinen Töchter, mit denen er vermutlich lieber seinen Samstag verbracht hätte. Der Van kam auf die Hebebühne und Justin und Christian legten mit dem kompletten Ausbau von Getriebe & Co. los. Eine ganz schöne Scheißarbeit!

Nebenbei bespaßte ich die beiden Mädels, so hatte ich wenigstens Ablenkung. Haha.

Nach acht Stunden war das Gröbste geschafft und wir hatten das defekte Teil in der Hand – und das neue schien zum Glück wirklich zu passen. Was wir auch herausfanden, ist, dass das Teil, welches uns in Peru verbaut wurde, inzwischen von einem Nachfolger abgelöst wurde, da das alte wohl fehleranfällig war. Vermutlich hatten wir da also einfach Pech gehabt. Zusätzlich hatten die Peruaner aber auch einen zweiten Dichtungsring mit verbaut, der da eigentlich nicht hingehörte und nun dementsprechend deformiert war – vielleicht hatte auch das zum Versagen beigetragen. Wer weiß, und ehrlich gesagt, isses jetzt auch egal.

Da nun schon mal alles da unten draußen war, inspizierten die Jungs nun auch gleich mal die weiteren, schwer erreichbaren Innereien des Vans. Es zeigten sich weitere Rußablagerungen und ein Ölleck an einem Schlauch, der zum Turbo ging. Gut, dass wir das entdeckt hatten und Justin es flicken konnte – denn das Neuteil gab es hier natürlich nicht.

Das Niederdruck-AGR war nun auch einfach erreichbar und wurde gereinigt, und das gleiche versuchten wir mit dem AGR-Kühler – dieser ist nämlich eine bekannte Engstelle im Abgassystem und sah, was man von außen erkennen konnte, auch echt verdreckt und zugesetzt aus. Unsere ganzen Recherchen der letzten Tage hatten darauf hingedeutet, dass dies die Ursache für unsere Fehlermeldungen sein könnte (wieso, weshalb, warum ist zu technisch und langweilig, um es aufzuführen). Eine Reinigung im eingebauten Zustand ist aber nahezu nicht möglich (wir versuchten es dennoch) und ein Ausbau hätte noch mal mehrere Stunden Arbeit bedeutet – etwas, das wir uns hier in den USA schlichtweg nicht leisten konnten.

Inzwischen beliefen sich unsere Kosten für Teile und Arbeit schon auf 6000 USD – das sind der bis vier Monate gut leben für uns. Und Ersatz für den Kühler hatten wir ja auch keinen parat.
So langsam saß uns auch die Zeit im Nacken, von unseren 90 Tagen in den USA waren nur noch 20 Wochen übrig, bis wir das Land verlassen mussten. Wenn sich dieses Thema nicht bald lösen würde, könnte das auch das Ende unserer Reise bedeuten, oder aber die Rückkehr nach Mexiko, um dort weitere Reparaturen vorzunehmen, wo es zumindest ein wenig günstiger wäre.

Nach acht Stunden waren jedenfalls alle durch, die Kids mussten nach Hause und wir verbrachten die Nacht auf der Hebebühne. Vanlife, wie man es sich vorstellt – nicht!

Leben auf der Hebebühne

Am Sonntag ging es dann weiter, denn der ganze Krempel musste ja zurückgebaut werden. Ich dachte ja, das wäre der einfachere Part… Die Jungs brauchten gemeinsam 14 Stunden und waren erst nach Mitternacht mit allem fertig – vor allem mit den Nerven. Es war wirklich eine Sauarbeit, alles wieder zusammenzubauen, und mit jeder Menge Kraftaufwand verbunden. Schließlich war aber alles wieder an Ort und Stelle und Justin bescheinigte Christian, das Zeug zum KFZ-Mechaniker zu haben.
Der Van stand wieder auf seinen eigenen Rädern und wir drehten eine Testrunde ums Haus – bei der die DPF-Lampe anging, zum ersten Mal. Das Ding wollte sich jetzt dringend regenerieren – wir hatten aber um 1.30 Uhr keinen Nerv mehr, durch die Gegend zu fahren. Also versuchten wir eine Zwangsregenerierung im Stand, die aber fehlschlug – die AGRs waren noch abgesteckt, somit baute sich nicht die notwendige Temperatur für den Brennvorgang auf. So viel zu dem Thema. Wir brauchten dringend eine Lösung! Wir vertagten das Problem aber erstmal auf den nächsten Morgen.

Etwas ausgeruhter steckten wir die AGRs wieder an und siehe da – innerhalb von Minuten hatte sich der DPF wieder freigebrannt, alles funktionierte einwandfrei. Hatte die Reinigung der Teile im Motorraum vielleicht doch was gebracht?
Die Engstelle blieb aber der AGR-Kühler, der nachweislich dicht war. Wieder war es Justin, der uns zur Rettung kam. Er hatte eine Firma gefunden, die (halblegal) Softwaremodifikationen anbietet, um die AGRs aus dem System auszuprogrammieren – alles andere funktioniert dann wie gewohnt, der Motor kann besser verbrennen, da kein Abgas mehr umgeleitet wird – allerdings steigen die Abgas-Emissionen… Das würde aber keinen interessieren, bis wir das nächste Mal in Deutschland zum TÜV müssen. Und dafür könnte man alles wieder einprogrammieren. Das klang nach einer guten Lösung für uns. Zudem saß die Firma sogar in Deutschland.
Also malträtierten wir die Leute mit unseren Fragen und bestellten das Teil letztendlich – für weitere schlappe 1000 USD. Immer noch schweineteuer, aber günstiger als der Ausbau und Ersatz des Kühlers oder eine Rückreise nach Mexiko. Inzwischen waren wir auch so verzweifelt, dass wir uns an alles klammerten.

Jetzt wurde es aber dringend Zeit, uns erstmal von den Strapazen der letzten Woche zu erholen, bevor wir gänzlich verrückt wurden. Auf die Ölwannendichtung warteten wir noch, das Leck war nicht so schlimm, das Teil für die SW-Manipulation war auch noch unterwegs, und bis dahin wollten wir was Schönes sehen und zurück in den Yosemite-Nationalpark.

Mit etwas Bauchschmerzen und Anspannung machten wir uns also auf in den 350 km entfernten Nationalpark. Überraschenderweise kamen wir auch ohne Zwischenfälle, Fehlermeldungen und Notläufe dort an. Aber Moby hatte bald schon was Neues für uns in Petto…

Aber dazu dann demnächst mehr.

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