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2023 Blogbeiträge Bolivien Länder Südamerika

La Paz – eine Woche in der höchsten Stadt der Welt

Teil 6 unseres Roadtrips durch Bolivien

Eins vorneweg: La Paz kann man nicht beschreiben, La Paz muss man erlebt haben!
Wir hatten bereits so einiges über die Stadt gehört, und wenig davon war positiv. Die meisten Overlander beklagten sich vor allem über die chaotischen Verkehrsverhältnisse, dieser riesigen Stadt Stadt. So richtig Lust auf Großstadttrubel hatten wir auch nicht, aber es gab ein-zwei Dinge, die wir erledigen und besorgen mussten und dazu bot sich eine Großstadt einfach an. Wir beschlossen also, uns einen Platz am Rande der Stadt zu suchen und max. 1-2 Nächte dort zu bleiben.

Doch es kam mal wieder anders.

Von anderen Reisenden bekamen wir einen kleinen Campingplatz am Stadtrand empfohlen. Erst erschien uns dieser zu teuer, aber dann lasen wir, dass der Besitzer auch Automechaniker ist und sich so ziemlich mit jedem Fahrzeug auskennt.  Das kam uns gerade recht, also steuerten wir am 3. Juni den Campingplatz Las Lomas an.
Marcos, der Besitzer, hatte uns vorab eine genaue Anfahrtsbeschreibung zukommen lassen, da man Google Maps in dieser Stadt vergessen kann. Trotz der fixen Wegpunkte, versuchte Google uns quer durch die Stadt zu führen, dabei machte der Verkehr von La Paz schon am Stadtrand seinem Ruf alle Ehre. Es war ein heilloses Durcheinander, immer wieder wurden wir von links und rechts von Minibussen und Motorrädern geschnitten, es hupte von vorne und hinten, plötzlich standen wir mitten in einer Baustelle, die von Straßenverkäufern belagert wurde. Umleitungen waren, wie immer in Bolivien, so gut wie nicht ausgeschildert und unklar, immer wieder kreuzten Hunde und Menschen die Fahrbahn, ohne sich um den Verkehr zu kümmern, kurzum – sowohl Fahrer als auch Beifahrerin brauchten hier starke Nerven. 😉

Aber irgendwann war es geschafft und wir kamen, mit Einbruch der Dunkelheit, heil auf dem Campingplatz an. Dort trafen wir auf einige andere Overlander aus Deutschland, Ecuador, Holland und der Schweiz, u. a. auch zwei bereits bekannte Gesichter. Wir waren also in bester Gesellschaft.

Camping Las Lomas

Unterwegs in und über La Paz

Bevor wir uns den Erledigungen und Reparaturen zuwandten, schauten wir uns am nächsten Tag erstmal die Stadt an. Offiziell liegt die Stadt auf einer Höhe von 3.600m über dem Meeresspiegel. Das ist aber bestenfalls ein Mittelwert. Es gibt Stadtteile, die auf 3.400müM liegen, der höchste Stadtteil, El Alto, liegt jedoch auf 4.200müM. Crazy! Um sich in der Stadt zu bewegen, kann man sich entweder in einen der besagten Minibusse setzten, welche man einfach am Straßenrand heranwinkt, oder man nimmt die relativ neue Seilbahn.

Unterwegs über den Dächern von La Paz

Ein Netz aus acht verschiedenen Seilbahnen (das größte urbane Seilbahn-Netz der Welt) spannt sich quer über die Stadt mit der wohl ungewöhnlichsten Topografie. Während unter einem der Wahnsinn tobt, schwebt man mit der Bahn in vollkommener Ruhe und Entspanntheit über die Stadt und kann die unglaubliche Aussicht auf die Stadt und die umliegenden 6.000m Berger genießen.

Ausblick über La Paz & die Berge

Man merkt sofort, dass die Einwohner von La Paz sehr stolz auf ihre Bahn sind. Alle Gondeln wirken wie neu, an jeder Station stehen Reinigungskräfte, die nach jedem Gast die Kabine auswischen. Nirgendwo liegt Müll rum, nichts ist beschmiert oder verschmutzt. Auch gilt innerhalb der Gondeln und Stationen immer noch die Maskenpflicht.

Allein die Seilbahn ist also schon eine Sehenswürdigkeit an sich.
Aber natürlich haben wir uns auch in der Stadt selbst einiges angeschaut. So besuchten wir u. a. den sogenannten Hexenmarkt, auf dem allerhand Tinkturen und Kräuter verkauft werden, die gegen so manches Zipperlein helfen sollen. Es gibt aber auch die weniger schönen Dinge, wie z. B. tierische Opfergaben in Form von toten Lamababys. ☹

Hexenmarkt in La Paz

Natürlich gab es auch wieder Fußgängerzonen voller Souvenirgeschäfte, Kathedralen und Plätze und auch das ein oder andere spannende Museum.

Marktstraße in La Paz

Unser Favorit war das Nationalmuseum für Ethnographie und Folklore, insbesondere die Maskensammlung der verschiedenen indigenen Stämme und die alten schwarz-weiß Fotografien aus den 1930er-1990er Jahren, hatten es uns angetan.

Im Museum…
🙂

Ein weiteres Highlight war die Cholita Wrestling Show. Cholita ist die Bezeichnung der indigenen Frauen. Die traditionell gekleideten Damen waren alles andere als zimperlich und legten wahrlich eine irrwitzige Show auf’s Parkett. Die Röcke flogen nur so!

Ein paar Männer kamen auch zum Einsatz.

Aber ansehnlicher waren eindeutig die (anfangs noch) eleganten Cholitas.

Klassische Cholita
Zimperlich waren sie nicht…

Was für ein Spektakel, welches wir zusammen mit Laura und Pietro aus der Schweiz besuchten, die mit uns auf dem Campingplatz standen. Die beiden sind mit ihrem Defender in Südamerika unterwegs und wir waren uns in vorherigen Wochen schon ein paar Mal begegnet. Der gemeinsame Abend endete mit einem Besuch in einem koreanischen Restaurant, bevor wir uns dann am nächsten Tag mal unseren technischen und mechanischen Problemchen zuwandten.

Bremsen, Bolzen & Co.

Marcos schaute sich noch mal unsere Bremsen an und empfahl uns, die Beläge doch langsam mal zu tauschen. Nach 95.000km hatten es besonders die hinteren Beläge auch nötig. Leider hatten wir aber bisher in Bolivien keine passenden Ersatzteile finden können, da es den Ducato dort nicht gibt. Aber Marcos hatte die richtigen Kontakte und konnte die Bremsbeläge für hinten und sogar vorne auftreiben. Also ließen wir Beides gleich von ihm reparieren. Dabei fiel aber leider auf, dass bei der Schweiß-Aktion in Chile (damals beim ersten Reifenwechsel), ein Radbolzen und das dazugehörige Gegengewinde Schaden genommen hatten. Also mussten ein neuer Bolzen und ein Gewindeschneider her. Auch das konnte Marcos auftreiben und so wurde bis 21 Uhr abends an Moby rumgedoktert und geschraubt, bis es schließlich geschafft war.

Alt vs. Neu. Das war nötig 😉

Wieder was erledigt. Wir nutzten die Zeit auf dem Campingplatz für weitere Erledigungen und ToDos, arbeiteten mal wieder den üblichen Admin Kram ab und buchten dann zum Abschluss noch ein besonderes Abenteuer.

Death Road – mit dem Mountainbike über die einst gefährlichste Straße der Welt

In Bolivien gibt es die einst als gefährlichste Straße der Welt geltende, sogenannte „Death Road“. Die an den meisten Stellen nur ca. 3m breite Straße, welche auf insgesamt 80km ca. 3.500hm überwindet, war bis 2007 die Hauptverbindung zwischen La Paz und der Region Yungas. Den Namen Death Road verdankt sie den zahllosen, oftmals tödlichen Unfällen, welche sich auf ihr ereignet haben. Da es auf der gesamten Strecke keine Leitplanken gibt und sich hier LKWs, Busse, Autos und Co. gleichermaßen entlangquälten, kam es oft zu Abstürzen oder auch Felsabbrüchen, Steinschlägen und Erdrutschen.

Seit 2007 gibt es eine neue Umgehungsstraße und die alte Death Road ist für den Verkehr gesperrt und wird nur noch von lokalen Anwohnern genutzt. Aktuell ist sie aber nicht komplett befahrbar, da ein Erdrutsch auf halber Strecke die Straße zumindest für Autos blockiert. Mit den Fahrrädern kann sie aber noch befahren werden und das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen.

Wir schlossen uns einer Tour an, die einen zum Start hinauf auf 4.670m Höhe brachte. Dort ging es dann ab auf die Bikes und los zum insgesamt 63km langen Downhill.

Bereit für die Abfahrt 🙂

Die Strecke führte zunächst noch über eine geteerte Serpentinenstraße, bevor man irgendwann auf die wirkliche Death Road gelangt. Ab dort ist die Straße dann nur noch grob geschottert und es gilt bis heute Linksverkehr, damit Autofahrer im Falle von Gegenverkehr, auf der Seite des Abgrunds sitzen und diesen besser im Blick haben.

Traumhafte Landschaft!

Uns kamen jedoch nur eine Handvoll Autos entgegen, was die Straße inzwischen viel weniger gefährlich macht, es sei denn, man wird übermütig und fliegt aus der Kurve, was leider immer noch regelmäßig geschieht. Erst vor einigen Monaten gab es den letzten tödlichen Unfall mit einem Radfahrer und auch in unserer Gruppe, stürzte eine Teilnehmerin so schwer, dass die Tour für sie vorbei war.

Allzu schnell fahren wollten wir aber gar nicht, die Landschaft entlang der Strecke ist nämlich unglaublich schön. Man fühlt sich, als würde man durch einen Dschungel fahren. Um uns herum, war alles grün und wir hatten auch in der Höhe totales Glück mit dem Wetter, strahlenden Sonnenschein und freie Sicht, was hier absolut keine Selbstverständlichkeit ist.

Die Strecke führte auch unter einigen kleinen Wasserfällen durch und immer wieder durch kleine Dörfer und Kommunen, und natürlich Aussichtspunkte.

Die Tour endete schließlich in Yolosa, wo wir in einem Hotel noch ein Mittagessen bekamen, und die Möglichkeit gehabt hätten, den Pool zu nutzen. Das schien zwar sehr einladend, beim genaueren Hinsehen, ließen die hygienischen Zustände in dem Hotel allerdings mehr als zu wünschen übrig, selbst für bolivianische Standards.

Wir verzichteten also darauf, allerdings holte mich in der Nacht dann dennoch das Essen ein. Ich hatte mir, zum ersten Mal auf dieser Reise, ordentlich den Magen verdorben und hing daher den nächsten Tag ganz schön in den Seilen. Wir blieben also einen weiteren Tag auf dem Campingplatz, bevor es dann am Samstag den 10. Juni, nach einer Woche in dieser verrückten und besonderen Stadt, weiter ging.
Unser letztes Ziel in Bolivien (und das erste Ziel in Peru), war der Titicaca See.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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Sajamas einzigartige Vulkanlandschaft

Teil 5 unseres Roadtrips durch Bolivien

Wir arbeiteten uns langsam, aber sicher in den Norden von Bolivien vor.

In der Stadt Oruro, wollten wir eigentlich auch einen Tag verbringen, vor allem, weil es dort ein Gaswerk geben sollte, das unsere 11l Gasflasche auffüllen könnte – das ist in Bolivien nämlich gar nicht so einfach, da hier auch nur Tauschflaschen gehandelt werden und natürlich die Anschlüsse ganz anders sind als in Deutschland und Europa.

Doch schon die Anfahrt nach Oruro ließ es uns ganz anders werden.
Bolivien gehört bekanntermaßen zu den ärmsten Ländern Südamerikas, dementsprechend steht Mülltrennung und Recycling dort nicht an oberster Stelle und es gibt im Grunde genommen kaum einen Straßengraben ohne Müll. Auch haben wir in vielen Ecken schon illegale Müllkippen gesehen – was aber auch in Argentinien und Chile nicht viel anders war. Aber das, was wir rund um Oruro sahen, war eine ganz andere Hausnummer. Gefühlt fuhren wir über mehrere Kilometer quer durch eine Mülldeponie. Das Straßenbild war geprägt von Abfällen aller Art, Bauschutt, leere Ölfässer, alte Autoreifen, Plastikplanen und Fetzen überall, schrottreife Autos und dazwischen zerfallene Häuser und Baracken und jede Menge Hunde – lebende die im Müll wühlten, aber auch dutzende überfahrene Tiere. Absolut grauenvoll! Dieser Anblick lies unsere Lust auf die Erkundung der Stadt schwinden und auch nachdem wir das Ortsschild passiert hatten und schon mitten in der Stadt waren, verbesserte sich das Bild kaum. Müll und Schrott auf den Straßen, überquellende Mülltonnen, in denen verwahrloste Hunde wühlten. Wir hatten genug. Wir beschlossen nur das Gaswerk anzufahren und dann schnell wieder die Flucht zu ergreifen.

Ein leider typisches Straßenbild in Oruro

Am Gaswerk angekommen, wollte man uns direkt wieder abweisen, aber Christian blieb hartnäckig, bis schließlich ein Mitarbeiter des Gaswerks ein Einsehen hatte, und mit unseren Adaptern los zog, um zu überprüfen, ob man da was machen könnte. Leider kam der Mitarbeiter kopfschüttelnd zurück, auch mit Adapter war nichts zu machen. Also zogen wir unverrichteter Dinge von Dannen – Hauptsache weg!

Nationalpark Sajama

Unser nächstes Ziel war dafür umso schöner und sollte eins unserer absoluten Highlights in Bolivien werden: der Sajama Nationalpark, im Nordosten des Landes und nahe der Grenze zu Chile. Namensgeber des Parks, ist der über 6.500m hohe Vulkan Sajama, der noch als aktiv gilt. Außerdem ist er der zweithöchste Vulkan des Kontinents.

Vulkan Sajama

Die Landschaft rund um den Vulkan ist einzigartig. Wohin man auch schaut, man ist umgeben von über 6.000m hohen Bergen und Vulkanen, dazu die ewig weite wüstenartige Landschaft, grasende Lamas und Alpakas, heiße Quellen die zu warmen Flüssen werden und die Landschaft durchziehen – einfach traumhaft!

Sajama Nationalpark

Das kleine Dorf Sajama liegt auf 4.200m über dem Meeresspiegel. Dort positionierten wir uns und erkundeten die Umgebung.

Unser erster Ausflug führte uns hinauf auf ca. 5.000m und über die Grenze nach Chile, zu den Lagunas Alturas. Um zum Trailhead zu gelangen, hieß es eine abenteuerliche, sandige Piste zu bezwingen. Von anderen Reisenden, die einige Monate vorher auch mit einem (kleineren) Ducato dort waren, hatten wir gehört, dass es herausfordernd, aber machbar sein sollte. Also starteten wir frohen Mutes, mussten aber bereits nach wenigen hundert Metern aufgeben – die vor uns liegende Flußquerung war tiefer als erhofft und der Boden sehr weich und sandig. Wir befürchteten, mit der Hinterachse hängen zu bleiben, also ließen wir Vernunft walten und fuhren Moby Dick zurück ins Dorf und nahmen uns stattdessen ein Taxi zum Startpunkt der Wanderung.
Gute Entscheidung – im Verlauf wurde die Piste immer ausgewaschener, der Sand immer tiefer und weicher und die ein oder andere steile Rampe war auch dabei. Mit unserem 3.5 Tonnen Fronttriebler wären wir dort niemals hochgekommen. Keine Ahnung wie unsere Reisebekanntschaft ihren Ducato da hochbekommen hatten.

Hier war der Weg für uns zu Ende

Dann konnte die Wanderung aber endlich los gehen. Von 4.600müM ging es hinauf und über die Grenze nach Chile und dort standen wir dann, ganz ohne Grenzprozess, vor der ersten Lagune.

Laguna Altura Nr. 1

Nur wenige Kilometer weiter, erwartete uns die zweite, noch schöner gelegene Lagune.

Laguna Altura Nr. 2

Unglaublich schön!!
Zurück ging es über den gleichen Weg, der uns noch an den heißen, sulfurhaltigen Quellen und Geysiren vorbeiführte. Hier blubberte und qualmte es mal wieder an allen Ecken und Enden. Und das mineralische Wasser, zauberte die schönsten Farben in die heißen Becken.

Sajama Geysire

Zur Krönung grasten unweit der Quellen auch wieder fotogene Lamas und Alpakas auf der Wiese.

Lamas überall

Abgesehen von den kochenden Geysiren, gibt es im Nationalpark auch einige heiße Quellen, in denen man baden kann. Eine davon, besuchten wir im Anschluss noch. Da es sich um eine kleine, private Einrichtung etwas außerhalb vom Dorf handelte, welche von Tour Anbietern nicht angefahren wird, hatten wir die heißen Becken ganz für uns alleine. Und dazu dieser Ausblick.

Heißes Becken, Wüste, unser Zuhause & der Vulkan Sajama

Wir durften sogar über Nacht bleiben und konnten somit sogar den Aufgang des Vollmonds über dem Sajama beobachten. Traumhaft. Definitiv einer der schönsten Plätze auf der ganzen Reise!

Vollmond über dem Sajama

Zum Frühstück gesellte sich dann eine Lama- und Alpaka Herde zu uns. Dazu diese Landschaft – ein wahrgewordener Fotografentraum!

Umzingelt von Alpakas
Glückliches Kamerakind 🙂

Ein weiterer Grund für unseren Ausflug in den Sajama Nationalpark, war der 6.052m hohe Stratovulkan Acotango. Seitdem wir in Chile auf den 5.600m hohen Cerro Toco gestiegen waren, ging uns der Gedanke nicht aus dem Kopf einen 6.000er zu besteigen. Hier war das RELATIV einfach möglich. Zurück im Dorf sprachen wir mit zwei Guides und legten uns fest: am kommenden Freitag, den 2. Juni wollten wir es wagen. Akklimatisiert sollten wir nach der langen Zeit in der Höhe ja sein.

Um im Training zu bleiben, bestiegen wir am Tag vorher noch den „Monte Cielo“, quasi den kleinen Hausberg von Sajama, auf 4.600müM, zu dem ein schnurgerade Weg direkt aus dem Dorf heraus führt. Hier konnte noch nicht mal ich mich verlaufen. 😉

Der Weg war recht eindeutig. 😉

Beim Aufstieg, durchquerte man auch die kläglichen Überreste, des einst höchst gelegenen Waldes der Welt. Ein Großteil der Bäume wurde jedoch abgeholzt. Am Mirador angekommen, hatte man von dort noch mal einen anderen Blick auf den Sajama und natürlich die umliegende Landschaft.

Mirador Monte Cielo

Die Besteigung des 6.052m hohen Acotango

In der darauffolgenden Nacht ging es um 4 Uhr morgens los. Zusammen mit drei anderen Reisenden und unserem Guide Mario, machten wir uns auf zum 1.5 Stunden entfernten Acotango. Auf 5.300m startete die Tour. Es fing gerade an zu dämmern und es war mit -12 Grad bitterkalt.

Man kann uns das Zähneklappern förmlich ansehen 😉

Dick eingepackt ging es los. Die dünne Luft machte sich sofort bemerkbar, aber wir ließen uns Zeit und es langsam angehen. Doch nach wenigen Minuten traf mich von jetzt auf gleich die Höhenkrankheit, und zwar mit allem was dazugehört: mir wurde übel und schwindelig, vor meinen Augen begann es zu flimmern, in meinen Ohren piepste es ganz laut und ich verlor die Orientierung. Innerhalb einer Sekunde war das Abenteuer Acotango für mich vorbei. Woran es lag, ließ sich nur spekulieren. In all den Wochen in der Höhe, hatten weder Christian noch ich Probleme und ausgerechnet dort traf es mich. Es blieb mir nichts anderes übrig als frustriert, enttäuscht, traurig und wütend auf mich selbst wieder abzusteigen und im Auto zu warten. Mir war einfach nur zum Heulen zumute, vielleicht habe ich sogar ein bisschen geheult, aber es half ja nix. Zum Glück ließen die Symptome auf 5.300m sofort nach und ich hatte genügend Podcasts dabei, um mir die Zeit zu vertreiben, während die anderen sich auf zum Gipfel machten.

Die Tour hatte es auf jeden Fall in sich: auf nur 3.5km galt es 710hm zu überwinden und das in dieser ohnehin schon schwindelerregenden Höhe. Stellenweise betrug die Steigung 60%. Das war alles andere als ein Spaziergang. Aber dafür war die Aussicht gigantisch!

Ausblick über den Sajama Nationalpark

Auf ca. 5.800müM begann die vereiste Schneedecke. Dort hieß es dann die Steigeisen auspacken und langsam, aber sicher die letzten Meter auf dem schmalen Grat überwinden, auf dem sich vereiste Schneebretter gebildet hatten. Hier hieß es doppelt vorsichtig und konzentriert sein, links und rechts ging es steil hinab. Dazu die dünne Luft, für jeden Schritt, brauchte es zwei Atemzüge.

Besteigung des Acotango

Nach gut 5 Stunden war es dann aber endlich geschafft: Christian hatte seinen ersten 6.000er bezwungen. Ein Wahnsinns Glücksgefühl!

6.000m bezwungen!

Es blieben ca. 15 Minuten zum Staunen und Genießen (und Durchatmen), bevor es wieder retour zum Auto ging. Der Rückweg lief natürlich bedeutend schneller, besonders die steile Geröll-Passage, wurde einfach wie beim Skifahren, rutschend genommen. So dauerte der Abstieg weniger als 2 Stunden und dann waren alle wieder ziemlich glücklich, aber auch ganz schön erschöpft bei mir am Auto und es ging zurück nach Sajama. Was für ein Abenteuer – wenn auch diesmal nur für einen von uns.

Zurück im Ort, machten wir uns gleich wieder auf zu den heißen Quellen. Diesmal hatten wir sie nicht ganz für uns allein – scheinbar war Freitag Badetag im Ort. Viele Familien nutzten die Becken, um sich selbst UND ihre Wäsche dort zu waschen. Wie gesagt, Natur- und Umweltschutz ist hier noch ein ausbaufähiges Thema. Die Menschen haben ganz andere Probleme. Immerhin tummelten sich die Einheimischen am Ende des Beckens, wo auch der Abfluss in den Fluss war, sodass wir weiter vorne im Becken, von Shampoo und Waschmittel verschont blieben. Und außerdem war da ja noch die Aussicht, mit der man sich ablenken konnte.

Besser geht’s nicht!

Nachts hatten wir das gesamte Areal wieder für uns alleine, Vollmond inklusive und zum Frühstück, erschienen auch wieder unsere felligen, flauschigen Freunde.

So süß!
Einfach einmalig schön!

Wir genossen noch den Vormittag in dieser traumhaften Umgebung, bevor wir uns dann doch losrissen und uns auf den Weg nach La Paz machten. Dort waren wir zumindest endlich mal wieder unter 4.000m… wenn auch nur knapp und auch nur zeitweise.

Aber dazu dann demnächst mehr. 😊

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Die Cordillera Oriental: Cochabamba & Toro Toro

Teil 4 unseres Roadtrips durch Bolivien

Cochabamba

Am 23. Mai erreichten wir Cochabamba. Die Stadt liegt 2.560m über dem Meeresspiegel in der Cordillera Oriental (den östlichen Anden) und ist mit knapp 630.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Boliviens. Dementsprechend chaotisch ging es auch hier mal wieder auf den Straßen zu und entsprechend eng war auch die Parkplatzauswahl. Wir mussten vier verschiedene bewachte Parkplätze anfahren, bis wir einen fanden, der zum einen 24 Stunden geöffnet hatte und uns zum anderen auch im Auto übernachten lassen wollte. Die Bolivianer sind selbst keine großen Camper und viele kennen tatsächlich das Konzept Wohnmobil kaum oder gar nicht. Umso verwunderter, waren oft die Blicke, die wir bekamen, wenn wir erklärten das wir im Auto wohnen und was wir in unserem Kastenwagen so alles verbaut haben. 😉

Letztendlich hatten wir dann am späten Nachmittag aber unser Plätzchen gefunden und machten uns auf in die Stadt, die vom Reiseführer als ein Ort angepriesen wurde, in dem man gerne länger bleibt.

Doch schon unser erster Eindruck war: das trifft auf uns wohl nicht zu. Wir liefen über den zentralen „Plaza 14 de Septiembre“, wo eine Zeltstadt aufgebaut war und einige Menschen offenbar gegen etwas protestierten. Von den Straßenlaternen baumelten gebastelte, lebensgroße Puppen und auf großen Bannern, wurde Solidarität mit zwei Personen bekundet, die offensichtlich einer Art Gewerkschaft angehörten und umgekommen waren?! Das Ganze wurde von schwer bewaffneten Polizisten bewacht. Worum es genau ging, erschloss sich uns nicht und es blieb auch alles friedlich, dennoch schaffte es keine Atmosphäre zum Wohlfühlen.

Plaza 14 de Septiembre in Cochabamba

Aber es gab ja vermeintlich noch mehr zu entdecken, so schlenderten wir durch die Gassen der eher schlichten Altstadt, bestaunten die bunten Collectivos, also die lokale Version eines Stadtbusses, bis wir schließlich vor einer Pizzeria landeten, die mit einem Bulli im Schaufenster und guten Bewertungen lockte. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und so endete der erste Abend in Cochabamba mit einer leckeren Pizza.

Den nächsten Vormittag verbrachten wir kopfüber in unserer Technikbox. Unser Ladebooster boostete nicht mehr, somit luden unsere Aufbaubatterien nicht mehr ordentlich. Zum Glück ist Christian ein alter Elektroniker und ich schmal genug gebaut, um an den Fahrrädern vorbei, halb in unsere vollbeladene Garage zu klettern, um am Gerät die Einstellungen und blinkenden LEDs zu überprüfen. Vermutlich gaben wir ein skurriles Bild ab, gut, dass uns keiner sehen konnte! 😉
Schließlich fand sich das Problem und die Lösung dafür und nachdem das erledigt war, machten wir uns auf in die Stadt und stürzten uns kopfüber in den angeblich größten Markt von Südamerika.

Die Märkte in Bolivien sind ja sowieso eins unserer Highlights, so viel frische Produkte wie hier sieht man wirklich selten auf einem Haufen. Dazu gab es hier aber auch noch alles andere, was man sich so vorstellen kann: Haushaltswaren, Partydeko, Kosmetika, Eisenwaren, Elektronik, Blumen, Fahrräder + Zubehör, Kostüme, Möbel, Matratzen, Backutensilien, Tiere, und und und.

Markt in Cochabamba

Statt einer großen Markthalle, verteilte sich der Markt auf mehrere Hallen, fand aber auch unter freiem Himmel und am Straßenrand statt.

Blumen gab’s am Straßenrand

Gar nicht so einfach da wieder rauszufinden. 😉
Nachdem wir uns mit Saltenas, der bolivianischen Version von Empanadas, gestärkt hatten, machten wir uns am Nachmittag auf den Weg zum „Palacio Portales“. Diese prunkvolle Stadtvilla des einstigen Zinn-Barones Simon Patino steht auf einem riesigen, parkähnlichen Anwesen, mitten in Cochabamba. Allerdings steht sie seit ihrer Fertigstellung im Jahr 1927 leer und wie wir bei einer Führung erfuhren, hat auch niemals jemand in diesem Palast gewohnt.

Palacio Portales

Der Erbauer verstarb, bevor er jemals einziehen konnte und seine Nachfahren hatten kein Interesse an der Villa, da es im ganzen Land verteilt weitere prunkvolle Besitztümer gibt. Im Inneren des Hauses sah es aus, als wäre Versace explodiert – Gold und Brokat überall, dazu dunkle, schwere Holzmöbel. Inspiriert von seinen Reisen nach Europa, hatte jeder Raum eine andere Stilrichtung. Die Bäder waren dem Londoner Stil der damaligen Zeit angelehnt, im Tanzsaal mischten sich italienische und spanische Einrichtungsstile, es gab einen Raum, welcher der Alhambra nachempfunden war und einen französischen Speisesaal mit Wandteppichen und Deckenfresken. Fotografieren war im Inneren nicht erlaubt, vermutlich wäre bei diesem Prunk auch die Linse geplatzt. Was für eine Verschwendung, in einem armen Land wie Bolivien, so ein riesiges Anwesen einfach leer stehen zu lassen.

Im Keller befand sich ein Museum, mit einigen Gemälden und Skulpturen aber wesentlich spannender, war die zufällige Begegnung, die wir hatten, als wir das Anwesen gerade verlassen hatten. Auf der Straße trafen wir auf Rui aus Peru und kamen irgendwie mit ihm ins Gespräch und quatschten uns eine Stunde lang fest, sprachen im wörtlichen Sinne über Gott und die Welt, bevor sich unsere Wege wieder trennten. Eine dieser zufälligen Begegnungen, die uns vermutlich ewig in Erinnerung bleiben werden…

Wir verbrachten eine zweite Nacht in der Stadt, hatten dann aber auch schon wieder genug vom Großstadtgetümmel. Es zog uns wieder ins Grüne, somit nahmen wir Kurs auf das Dörfchen Toro Toro, im gleichnamigen Nationalpark gelegen.

Nationalpark Toro Toro: auf den Spuren der Dinos

Schon die Fahrt nach Toro Toro war landschaftlich wunderschön und sehr abwechslungsreich, führte durch weite Felslandschaften und vorbei an grünen Feldern und war, zu unserer Überraschung, auch größtenteils frisch geteert.

Unterwegs nach Toro Toro

Ausgerechnet die letzten steilen Kilometer, auf 3.000müM waren aber noch Baustelle und führten über ruckelige Erdpisten und enge Kurven, mitten durch die schweren Baumaschinen. So kamen wir doch noch mal kurz ins Schwitzen, bevor wir endlich im Ort Toro Toro ankamen.

Toro Toro erinnerte uns dann doch stark an San Pedro de Atacama oder auch Uyuni – die Straßen waren entweder Erdpisten oder grob gepflastert mit ordentlichen Schlaglöchern, die Häuser aus Lehm und Stroh waren alle flach und unverputzt, jedes zweite Haus war Wohnraum und Minimarkt zugleich und das Straßenbild prägten wieder unzählige struppige Hunde und natürlich die bunt gekleideten Bolivianerinnen, mit ihren langen Zöpfen und großen Hüten.

Typische Straßenszene in Toro Toro

An der Info des Nationalparks und im Büro der hier mal wieder obligatorischen Tourguides, versorgten wir uns noch mit allen notwendigen Informationen, bevor wir einen Stellplatz direkt an der Sporthalle des Ortes bezogen, wo wir wie immer viele neugierige Blicke ernteten.

Ein kurzer Spaziergang durch den Ort machte deutlich, worum es hier hauptsächlich geht: Dinosaurier. Hauptattraktion des Nationalparks, sind die vielen versteinerten Fußspuren und Fossilien von verschiedensten Dinos.

T-Rex war auch schon da

Am nächsten Morgen ging es los zur ersten Tour. In Begleitung eines Guides (praktisch jeder Dorfbewohner, der nicht im Handwerk oder in der Landwirtschaft tätig ist, ist hier ein „Guide“) und einem weiteren Reisenden, ging es los zu den ersten Dino-Spuren, welche direkt am Ortsrand gefunden wurden. Sowohl die großen Pflanzenfresser als auch die fleischfressenden Dinos, scheinen dort vor vielen Millionen Jahren vorbeigekommen zu sein.

Dino-Fußspuren eines Pflanzenfressers
Fußabdruck eines Fleischfressers

Danach setzte sich unsere Wanderung fort und es ging zu dem für uns noch viel spannenderen Ziel, dem Toro Toro Canyon.

Toro Toro Canyon Mirador

Nachdem wir den Ausblick vom Mirador genossen hatten, ging es über 1.000 Stufen, 250hm hinab in den Canyon zum Ziel und Highlight der Wanderung, dem Wasserfall El Vergel.

El Vergel

Wunderschön! Nach einer kleinen Stärkung hieß es dann aber wieder raus aus dem Canyon und die 1.000 Stufen wieder hinauf. Das erwies sich auf 2.700hm als ganz schön mühselig und schweißtreibend. 😉

Am nächsten Tag tauchten wir dann noch tiefer in den Nationalpark ein. Wieder mit einem Guide und drei weiteren Reisenden, ging es mit einem 35 Jahre alten Mitsubishi Allrad, ca. 1 Stunde raus aus Toro Toro und rauf auf 3.700müM, in die „Ciudad de Itas“ – die einstige Inka Stadt aus Steinen mit ihrem Höhlenlabyrinth.   

Vorbei an einem kleinen Canyon, stiegen wir durch eine Felsspalte hinab in die Höhlen, welche in Millionen von Jahren durch Regen, Wind und Wetter geformt wurden. Dies hat fantastische Formen erzeugt.

Ciudad de Itas

Das Herzstück der Ciudad de Itas, ist die Kathedrale genannte Höhle, welche wirklich beeindruckend war.

„Die Kathedrale“

Schließlich kletterten wir wieder hinaus aus dem Höhlenlabyrinth, über Stock, Steine und manchmal auch Leitern und es ging mit dem Auto weiter zum nächsten Ziel, dem Turu Rumi. Was genau sich dahinter verbarg, konnte man uns vorab nicht genau sagen. Es blieb felsig, wir mussten klettern und stellenweise fast schon krabbeln, um durch einen Tunnel in eine Höhle zu gelangen, in der früher angeblich Pumas gejagt und getötet wurden. Vorbei an zwei kleinen Lagunen, gab es noch mehr Felsen und Aussicht, aber kein wirkliches Highlight.

Turu Rumi

Die Krönung war jedoch, dass uns der Guide erklärte, dass Turu Rumi Stier bedeuten würde und dass es am Ende des Weges einen Stierförmigen Felsen geben sollte, nach dem diese „Attraktion“ benannt worden sei. Der Fels entpuppte sich, naja, als Fels eben, auf den von Hand (!) zwei etwas spitzere Steine gesteckt worden waren, um es wie einen Stier aussehen zu lassen, was noch nicht mal gelungen war. Der Witz des Tages. Alles in allem hatten wir bei diesem Stopp das Gefühl, dass hier versucht worden war, für die Touristen noch eine zusätzliche Attraktion zu kreieren, die eigentlich keine ist…

Finde den Stier!

Zurück im Dorf bezogen wir für die kommenden zwei Nächte einen etwas abgelegeneren Platz an der Kirche, wo wir die nächsten Tage einfach mal wieder zum nichts tun nutzten.

Als wir uns aber nachmittags mal die nähere Umgebung auf eigene Faust, bei einem Spaziergang ansehen wollten, bekamen wir zu spüren, dass dies hier wirklich nicht gewünscht ist und die Locals es ernst meinen, mit der ständigen Begleitung durch einen „Guide“. Nahezu jeder der uns außerhalb des Ortskerns begegnete, fragte uns, wo denn unser Guide sei. Der Streuner der uns beständig auf Schritt und Tritt folgte, ging leider nicht als Guide durch. 😉

Umgebung von Toro Toro

Am Ortsrand saß dann tatsächlich jemand, der „verirrte Touristen“ wie uns, zurück ins Dorf schickte, angeblich aus Sicherheitsgründen, in Wahrheit jedoch sicher aus monetären Gründen, da hier mit jedem noch so kleinem Spaziergang oder Aktivität Geld verdient werden soll. Einerseits verständlich, angesichts der hiesigen Lebensumstände, aber in diesem Fall schon eher unverschämt.

Aber immerhin ein bisschen Auslauf und Aussicht hatten wir bekommen und somit ging es zurück zum Van und nach vier Tagen und Nächten, machten wir uns auf den Rückweg nach Cochabamba und von dort weiter in den Norden.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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Am Rande des bolivianischen Amazonas

Teil 3 unseres Roadtrips durch Bolivien

Nach den ganzen Höhen, Bergen, Wüsten, Kakteen und Städten wurde es mal wieder Zeit für etwas Luftfeuchtigkeit und grüne Landschaft, somit nahmen wir Kurs auf das Amazonasgebiet von Bolivien, wobei uns vorher schon klar war, dass wir nicht ganz tief eintauchen wollten. Dafür bräuchte es vermutlich ein geländegängigeres Auto und stärkere Nerven. 😉

Samaipata & der Nationalpark Amboro

Als erstes Ziel, hatten wir uns das 4.000-Seelen Dorf Samaipata rausgesucht, welches am Rande des Nationalparks Amboro liegt und nur noch auf 1.640m über dem Meeresspiegel. Der Weg dorthin, führte uns zwei Tage lang durch bergige und immer grüner werdende Landschaften.

Unterwegs nach Samaipata

Angekommen in Samaipata, waren wir positiv überrascht: der kleine Ort, mit den bunt bemalten Hauswänden, machte auf Anhieb einen sympathischen und angenehmen Eindruck.

Buntes Samaipata

Im Garten einer Familie, fanden wir einen sicheren und sauberen Stellplatz, wo wir zufällig auf ein Paar aus der Schweiz trafen, mit denen wir auch schon länger virtuell in Kontakt standen. Geraldine und Michele (und ihr süßer Hund Boris) reisen mit ihrem schönen T4 Syncro ebenfalls quer durch Südamerika. So entstand mal wieder ein spannender Austausch unter Gleichgesinnten. 😊

In den kommenden Tagen unternahmen wir die Touren in die Umgebung. Wie so oft in Bolivien, konnte man dort wenige Dinge auf eigene Faust angehen, stattdessen musste man für die verschiedenen Touren und Besuche des Nationalparks, eine Tour oder zumindest ein Taxi und einen Guide buchen.

Das taten wir dann auch und unternahmen zuerst die Wanderung zum sogenannten „Ellbogen der Anden“, dem Codo de los Andes. Mit einem Jeep brachte man uns zum Startpunkt der Wanderung und dann ging es, wie immer, sofort steil bergauf. Wir fanden uns umgeben von grünen Bergen und Hügeln wieder und kamen alsbald am sogenannten „Mini-Machu-Picchu“ vorbei, einem Berg, der eine ähnliche Form wie die berühmte Inka Stätte in Peru hat.

Blick auf den sogenannten „Mini-Machu Picchu“

Von dort aus ging es weiter steil hinauf, bis wir schließlich auf einem Bergkamm ankamen, von wo aus wir eine unglaubliche Rundumsicht auf den vor uns liegenden Canyon und natürlich den „Ellbogen der Anden“ hatten.

Codo de los Andes – der Ellbogen der Anden
Codo de los Andes – der Ellbogen der Anden

Traumhaft schön und noch mal eine ganz andere Seite von Bolivien.
Von dort an ging es erstmal bergab. Über einen schmalen Trampelpfad, immer am Abgrund entlang – definitiv nix für schwache Nerven und Menschen, die nicht schwindelfrei sind.

Angekommen am Fluß im Canyon, war es erstmal Zeit für eine Stärkung, bevor es weiter ging, immer bergauf und bergab, bis zum eigentlichen Ziel der Wanderung – den Cascadas Cuevas. Verschiedene Wasserfälle, in deren Becken man auch baden konnte. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen.

Baden unterm Wasserfall

Zurück in Samaipata, buchten wir für den nächsten Tag direkt die nächste Tour. Diesmal ging es auch wirklich rein in den Amboro Nationalpark. Die „Stars“ des Parks, sind die Helechos Gigantes – die Riesenfarne.

Riesenfarne im Amboro Nationalpark

Diese Art von Farnbäumen, gibt es nur an 5 Orten auf der Welt, wir kennen sie u.a. schon aus Australien und Neuseeland.

Die Bäume genannten Gewächse sind tatsächlich keine Bäume, denn sie haben keine Wurzeln. Der Stamm der Farne ist mehr oder weniger hohl und dient der Pflanze als Wasserflasche, in ihm sammelt sich Wasser, welches die Pflanze mit Nährstoffen versorgt. Die Farne sterben auch niemals, es sei denn ein Brand vernichtet sie. Wenn sie umstürzen oder abbrechen, können sie auch in der horizontalen weiterleben. Sie wachsen jedes Jahr nur wenige Millimeter, sodass die meisten Farne, welche uns umgaben, schon tausende Jahre alt gewesen sein müssen. Absolut faszinierend!

Umgeben von Riesenfarnen

Die knapp 9km lange Strecke durch den Wald ging stetig auf und ab, es war ordentlich matschig und rutschig. Schließlich führte uns unser Guide auf einen Aussichtspunkt. Allerdings befanden wir uns hier mitten in den Wolken und es wehte ein starker Wind. Viel zu sehen war daher nicht. 😅

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts! 😉
OK, doch zumindest ein bisschen Aussicht gab es.

Zwischendurch konnte man aber doch immer mal einen kurzen Blick auf die umgebende Landschaft erhaschen. Der zweite Mirador war dann zum Glück windgeschützt und bot freie Sicht über die weite Landschaft.

Mirador Nr. 2 bot mehr Sicht

Zurück am Ausgangspunkt der Wanderung, erfolgte die abenteuerliche, steile und ruckelige Rückfahrt ins Dorf, die zu unserer großen Überraschung von einem Automatik-Minivan gemeistert wurde, worauf der Fahrer sichtlich stolz war. 😅

Wir verbrachten zwei weitere Nächte etwas außerhalb des Dorfes und saßen einen Regentag aus, bevor wir noch das kleine Weingut Landsua besuchten. Auch in Bolivien wird tatsächlich Wein angebaut, das größte und ertragreichste Weinanbaugebiet befindet sich aber weiter südlich, in Tarija, nahe der Grenze zu Argentinien und Chile. Diesen Umweg wollten wir nicht in Kauf nehmen und freuten uns daher, dass es auch hier in der Höhe in Samaipata ein kleines Weingut gab. Wir bekamen eine kurze Führung, bevor wir zwei Weine probieren durften.

Weingut Landsua

Ehrlich gesagt, gehören die bolivianischen Weine nicht unbedingt zu unseren Favoriten, aber dennoch hat sich der Besuch gelohnt. Nicht zuletzt wegen der süßen Katze, die nicht von meinem Schoß wich.

Besser als jeder Wein!

Santa Cruz de la Sierra

Wir verließen das Weingut dann aber doch ohne Katze, dafür mit einer Flasche Wein, und machten uns auf zum nächsten Ziel, der größten und einwohnerstärksten Stadt Boliviens, Santa Cruz de la Sierra, am Rande des Amazonas und auf nur noch 400m über dem Meeresspiegel. Tiefer kommt man in Bolivien kaum. So viel Sauerstoff, was für eine Wohltat! 😉 Allerdings begrüßte uns Santa Cruz auch mit starkem Regen, was natürlich für die Region keine Seltenheit ist. Aber bei ohnehin schon 90% Luftfeuchtigkeit, war das ein krasser Umschwung für uns. Das war’s dann auch mit meinen glatten Haaren! 😉

Verregnetes Santa Cruz

Zuerst steuerten wir in Santa Cruz eine FIAT Werkstatt an, seit den vielen Autowäschen und der Fahrt auf dem Salar de Uyuni, knarzte nämlich unser Auto ganz schön und auch die Handbremse hielt nicht mehr so gut.

Die Mechaniker in der Werkstatt waren erstmal überfragt, den FIAT Ducato gibt es in Bolivien nämlich nicht (komisch, da es ihn in allen umliegenden Ländern in Südamerika sehr wohl gibt). Christian setzte alle seine Überredungskünste ein, bis sich die Mechaniker schließlich doch mal die knarzenden und quietschenden Stellen anschauten. Die Diagnose lautete: die Bremsen an der Hinterachse müssen gemacht, die Blattfedern gefettet und die Handbremse nachgestellt werden. Das war am Freitagnachmittag um 17h aber selbst in Bolivien nicht mehr möglich, somit bat man uns am Montagmorgen wiederzukommen.

Somit hatten wir ein ganzes Wochenende in Santa Cruz vor uns. Wir fanden einen wenig schönen, aber dafür sicher bewachten Parkplatz direkt in der Innenstadt, von wo aus wir uns auf in die Altstadt machten.

Kathedrale von Santa Cruz de la Sierra

Außerdem fanden wir eine sehr gute, italienische Pizzeria, es gab sogar Burrata. Definitiv ein Santa-Cruz Highlight! 😉 Viel mehr Highlights gab es dann aber auch nicht mehr. Santa Cruz hat wenig wirkliche Sehenswürdigkeiten, die vorhandenen Museen waren entweder geschlossen oder schlichtweg nicht unser Fall. Auch sahen wir hier eine ganz andere Seite von Bolivien. Es gibt viel weniger indigene Menschen, kaum Frauen in traditioneller Kleidung, die ganze Stadt ist eher westlich geprägt, viele der Läden, Cafés und Restaurants könnte man so auch in Frankfurt, Lissabon, San Francisco oder London finden.

Am Stadtrand reiht sich eine riesige Shopping Mall an die nächste, ganz im amerikanischen Stil. Wir waren überrascht hier Marken wie z. B. Armani zu finden, oder auch Flagship Stores verschiedener Sportmarken und sogar Burger King und Starbucks stand zur Auswahl. Das hatte es bisher in ganz Bolivien noch nicht gegeben. Definitiv ist das Amazonasgebiet eine andere Welt als die Hochebene und die Andenregion.

Am Montagmorgen standen wir als erste vor der Werkstatt, wo man uns fast eine Stunde lang erstmal in die Kundenkartei aufnahm, und allerhand Daten abfragte. Nachdem wir gerade im Wartebereich Platz genommen hatten, wo wir auf die Reparatur warten wollten, kam aber auch schon wieder der Kundenbetreuer zu uns mit der Botschaft: leider darf euer Van nicht in die Werkstatthalle, die Hebebühnen sind nur bis 4 Tonnen ausgelegt. Das unser Van nur 3.5t wiegt, war egal, der Werkstattleiter wollte keine Verantwortung übernehmen.
Hmpf, dass hätte man aber schon am Freitag entscheiden können. Und der größte Witz: sie verwiesen uns an ihre Zweigstelle, wo Nutzfahrzeuge, LKWs und Busse verkauft und repariert werden. Ja Mensch, danke für nix. Das hätten sie uns doch gleich sagen können.

Somit ging der Werkstatt Marathon weiter, wir fuhren ans andere Ende der Stadt, wo uns der wahrscheinlich netteste Mechaniker von Bolivien bediente, der sogar englisch sprach, total begeistert war von unserem rollenden Zuhause war und der sich geduldig alles anschaute und prüfte und sich anschließend noch mal fast eine Stunde Zeit nahm, um Christian alles zu erklären.

Das Fazit: eigentlich musste nichts akut gemacht werden, die Bremsen waren noch nicht an der Verschleißgrenze, die Handbremse wurde mit wenigen Handgriffen nachgestellt, die Blattfedern gefettet und schon konnten wir wieder, endlich ohne Knarzen und Quietschen, vom Hof rollen.

Zurück in die Höhe

Damit hatten wir jetzt aber auch erstmal genug von Werkstätten und Großstadtgewusel, es zog uns wieder ins Grüne. Unser nächstes Ziel war die Stadt Cochabamba, in den östlichen Anden gelegen. Es ging also wieder raus aus dem Amazonasgebiet und langsam, aber stetig zurück in die Höhe.

Die wunderschöne und größtenteils relativ gut ausgebaute Strecke, führte um den nördlichen Teil des Amboro Nationalparks, wir fuhren also mitten durch den Regenwald, umgeben von Palmen, Bananenpflanzen und natürlich Farnen.

Bananenstand am Straßenrand

Wie fast überall in Bolivien, fand man am Straßenrand entlang der Strecke alles, was man sich an Obst und Gemüse nur vorstellen kann. Als Christian den ersten Stand mit Kokosnüssen entdeckte, legte er beinahe eine Vollbremsung hin, sodass wir endlich zu unseren ersten frischen Kokosnüssen kamen, was uns immer an unsere Zeit in Brasilien erinnert, wo diese täglich mehrmals auf dem Speiseplan standen.

Kokosnuss-Shopping

Bevor es nach Cochabamba gehen sollte, wollten wir noch eine kleine Wanderung im Regenwald unternehmen, daher verbrachten wir eine Nacht auf einem Wanderparkplatz, auf dem es wilde Affen geben sollte. Diese blieben allerdings in den Bäumen – der Regenwald machte seinem Namen nämlich alle Ehre, es regnete stark, bis in den Morgen hinein und war dicht bewölkt, sodass unsere Wanderung buchstäblich ins Wasser fiel.

Also ging die wilde Fahrt direkt weiter und ehe wir uns versahen, waren wir wieder auf 3.150m über dem Meeresspiegel, wo wir an einer Lagune eine Pause einlegten, um uns wieder an die deutlich dünnere Luft zu gewöhnen.

Lagune auf 3.150müM

Von dort aus ging es dann zum Glück wieder ein bisschen bergab, bis wir auf das auf ca. 2.560m gelegene Cochabamba trafen, was auch wieder einige Überraschungen für uns bereithielt.

Aber dazu demnächst mehr. 😊

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2023 Blogbeiträge Bolivien Länder Südamerika

Potosi & Sucre – unterwegs in hohen Städten

Teil 2 unseres Roadtrips durch Bolivien

Nachdem wir Uyuni hinter uns gelassen hatten, führte uns die Strecke nach Potosi vorbei an felsigen Berglandschaften, Quinoa Feldern und jeder Menge Lamas. Auf halber Strecke verbrachten wir eine Nacht irgendwo im Nirgendwo, umgeben von sichtlich irritierten Lamas.

Lamas in unserem Vorgarten

Potosi – Stadt der Silbermienen

Am nächsten Morgen ging es dann zeitig los ins auf 4.060m ü.M. gelegene Potosi. Da wir erfahrungsgemäß in diesen Höhen nicht gut schlafen können, es nachts recht kalt wird und unsere Heizung zu dem Zeitpunkt schon einige Probleme mit der dünnen Luft hatte, wollten wir nur einen Tag in der Stadt verbringen und vor Einbruch der Dunkelheit etwas abfahren. Aber jetzt hieß es erstmal ankommen. Potosis Straßen sind dafür bekannt sehr eng und sehr steil zu sein, was in dieser Höhe kein Spaß ist mit einem 3,5 Tonnen Van. Dementsprechend hatten wir unsere liebe Mühe, auf den bewachten Parkplatz zu kommen, den wir uns vorab rausgesucht hatten. Mit viel gutem Zureden (und Vollgas) schafften wir es aber dann doch durch die engen Kurven und Gässchen, auch wenn es rund um uns herum, aus allen Richtungen ständig wild hupte. Besonders geduldig scheinen die Bolivianer im Straßenverkehr nicht zu sein.

Zu Fuß machten wir uns auf den Weg in die schöne Altstadt Potosis, welche mit farbenfrohen Kolonialbauten und Kirchen, und Kathedralen beeindruckte.

Kathedrale in Potosi
In der Altstadt von Potosi

Doch nicht nur die Spanier haben ihren Einfluss in Potosi hinterlassen, auch der Baustil der Jesuiten ist an einigen Orten in der Stadt zu erkennen, so zum Beispiel am „Torre de la Compania de Jesus“, den wir kurzentschlossen bestiegen. Der Torre war früher mal Teile einer Kirche, heute ist jedoch nur der Turm original erhalten, der Rest der Kirche musste abgerissen und neu aufgebaut werden und wurde schließlich zu einer Schule umfunktioniert. Vom Turm aus, der durch die gefühlt engste Wendeltreppe der Welt erreicht werden konnte, hatte man einen Rundumblick über die Stadt, und auf den allgegenwärtigen Cerro Rico.

Ausblick über die Stadt & auf den Cerro Rico

Der Cerro Rico gehört zu den wichtigsten Wahrzeichen Boliviens, denn er brachte einst den Reichtum ins Land, da in seinem Inneren im 16. Jahrhundert, scheinbar unerschöpfliche Silbermienen gefunden wurden. Noch heute gibt es über 300 Silbermienen, wovon immer noch viele in Betrieb sind.

Das üppige Silbervorkommen weckte die Gier der Spanier, die hier damals noch an der Macht waren. Vom 16. bis 18. Jahrhundert ließen sowohl Spanien als auch Argentinien ihre Münzen in der „Casa de la Moneda“ (dem Haus des Geldes) herstellen, was Potosi einst zur reichsten Stadt auf dem ganzen amerikanischen Kontinent machte und ihr wirtschaftlich zu einem ähnlichen Ansehen wie z. B. London verhalf.

Die Casa de la Moneda dient heute als Museum, welches als eines der besten Südamerikas gehandelt wird. Natürlich ließen wir uns das nicht entgehen und besuchten, nach einem deftigen und wie so oft Fleisch lastigen Mittagessen, das Museum. Das gesamte Gebäude befindet sich noch in Originalzustand. In der Gießerei, wo das Erz geschmolzen wurde, um das reine Silber von anderen Metallen zu trennen, und anschließend in Barren gegossen wurde, konnte man noch die Rußspuren vom Feuer an der Decke erkennen. Viele der bis zu 400 Jahre alten Gerätschaften waren noch erhalten. Ebenso die von Eseln oder Pferden angetriebenen Maschinen, mit denen die Silberbarren „geplättet“ wurden, bevor sie zu Münzen verarbeitet und geprägt wurden.

Maschinen mit denen die Silberbarren geplättet wurden

Wirklich sehr eindrucksvoll. Es hätte auch die Möglichkeit gegeben, eine aktive Silbermiene zu besuchen, davon nahmen wir aber rasch Abstand, da dies nicht nur eine gefährliche, stickige und enge Angelegenheit ist, auch arbeiten bis heute noch Kinder illegal in den Mienen und für willige Touristen, werden auch gerne Mal kleine Shows mit Sprengstoff abgezogen. Diese Art von Tourismus wollten wir definitiv nicht unterstützen.

Somit begnügten wir uns mit einem Spaziergang durch die Altstadt, bevor es am späten Nachmittag wieder raus aus dem wuseligen Potosi ging und „hinab“ zu einem Stellplatz, auf nur noch 3.200m ü.M.

Dort mussten wir dann leider feststellen, dass unsere Dieselheizung nun gar nicht mehr mitmachen wollte. Sie sprang zwar nach mehreren Anläufen doch noch an, allerdings war der Abgasgeruch im Auto so stark, das ich schon befürchtete, dass wir uns selbst vergasen. Als unser Gaswarner kurze Zeit später ansprang, war klar, dass hier dringend was gemacht werden musste. Christian war bereits länger mit dem Hersteller in Kontakt und hatte einen groben Plan, was zu tun war, um die Brennkammer der Heizung zu reinigen und sie damit hoffentlich wieder gangbar zu machen.

Sucre – die weiße Hauptstadt

Nach einer kühlen Nacht fuhren wir aber erstmal weiter zu unserem nächsten Ziel: Sucre, die Hauptstadt Boliviens.

Sucre liegt auf knapp unter 3.000m ü.M. (so tief waren wir seit San Pedro nicht mehr gewesen) und trägt den Beinamen „die weiße Stadt“. Warum, wurde uns schnell klar als wir durch die schöne Altstadt spazierten, welche seit 1991 zum UNESCO Weltkulturerbe zählt.

In Sucres Altstadt
In Sucres Altstadt

Wir fühlten uns sofort wohl, was nicht nur daran lag, dass wir hier einen schönen Stellplatz, im Garten einer netten Bolivianerin fanden, sondern auch daran, dass wir hier zum ersten Mal seit Wochen wieder auf durchgängig geteerte Straßen und Wege trafen, was den Vorteil hat, dass alles viel sauberer ist. Endlich konnten wir auch mal wieder vorm Van in der Sonne sitzen, ohne sofort komplett einzustauben.

Aber auch abgesehen davon, hatte die Stadt viel zu bieten: wir besuchten u.a. drei spannende Museen. Das Museo Tesoro beschäftigt sich mit den Bodenschätzen des Landes. Neben Silber, Lithium, Borax und vielen anderen Mineralien, gibt es auch einiges an einzigartigen
(Halb-)Edelsteinen unter der bolivianischen Erde des Pantanal Gebietes (an der Grenze zu Brasilien und Paraguay).

Einzigartiger, zweifarbiger Halbedelstein, aus dem bolivianischen Pantanal

In der „Casa de la Libertad”, ging es um die Geschichte des Landes und der Stadt. Wir trafen auf uns bereits bekannte südamerikanische Persönlichkeiten wie Simon Bolivar und General Sucre, nach denen Land und Hauptstadt benannt wurden, aber auch auf die eigentliche Heldin des Landes: die Freiheitskämpferin Juana de Arzuduy de Padilla. Nachdem Juana ihren Mann und vier ihrer fünf Söhne im Krieg verloren hatte, übernahm sie kurzerhand die Verantwortung und führte als Generalin eine 10.000 Mann starke Kriegstruppe an. Sie leitete waghalsige Manöver zur Eroberung von Gebieten gegen die eigentlich überlegenen Spanier ein und brachte so die Unabhängigkeit von Bolivien entscheidend voran.

Casa Libertad

Eigentlich hätte man das Land nach ihr benennen sollen, statt nach Bolivar.

Das Museum „Arte Indigena“ beschäftigt sich mit den verschiedenen Trachten und Kostümen des Landes. Die Webkultur ist hier allgegenwärtig, die verschiedenen indigenen Völker haben nicht nur alle ihre eigenen Sprachen und Bräuche, sondern unterscheiden sich auch durch ihre Outfits. Im Museum konnte man sogar einer Dame beim Weben der sogenannten „Untergrund-Webtechnik“ zuschauen. Das immer rot-schwarze Muster, zeigt eine Unterwelt voller Dämonen, Gottheiten und Fabelwesen. Zwar nicht ganz unser Geschmack, aber faszinierend. Eine unglaublich aufwändige und filigrane Arbeit.

Dame bei der Erstellung der Untergrund Webtechnik

Außerdem unternahmen wir auch wieder eine spannende Walking Tour durch die Stadt. Unser Guide Jhonny wusste nicht nur viele historisch und geschichtliche Fakten zu berichten, sondern führte uns auch in die lokale Kneipenszene ein, in einer Ecke der Stadt, in die sich Touristen und Reisende sonst sicher nicht verirren. Hier bekamen wir das Nationalgetränk Chicha vorgesetzt, ein fermentiertes und gezuckertes Maisgetränk, mit ordentlich Umdrehungen. Serviert wurde dies in einer besonderen Karaffe, die klar machte, wer in dieser Kneipe die Zielgruppe ist. 😉

Christian & seine Chicha

Die Chicha musste aber verdient werden, somit wurden wir in das Spiel „Sapo“ eingeführt. Sapo bedeutet Kröte, und das Spiel besteht daraus, Münzen auf ein gelochtes Spielbrett zu werfen, in dessen Mitte eine dicke Kröte thront. Wer das Maul der Kröte trifft, hat gewonnen. Ansonsten bekommt man für die verschiedenen Löcher, unterschiedliche Punktzahlen.

Sapo im Hinterhof

Ein großer Spaß und am Ende gab es dann doch Chicha für alle (nur für’s Protokoll: wir haben gegen Jhonny gewonnen!). 😉

Außerdem führte uns Jhonny noch auf den lokalen Markt. Dieser entpuppte sich als wahres Schlaraffenland! Bolivien hat nicht nur mineralische Bodenschätze, sondern hier wächst auch sonst wirklich alles, was man sich nur wünschen kann. Das Angebot an frischem und lokalem Obst und Gemüse war schier unendlich.

Markt in Sucre
Markt in Sucre

Ein Paradies!! Neben exotischen und uns bisher unbekannten Früchten wie Chirimoya und Flor de Jamaica, durften wir auch die eher deftigen Speisen probieren, wie z. B. die lokale Bratwurst oder auch die in Bolivien berühmte Sopa de Mani – Erdnusssuppe.

Sopa de Mani (kostete übrigens umgerechnet 0,61€)

Der Markt war von da an für uns ein tägliches Ziel, um uns mit frischen Lebensmitteln einzudecken. Auch hausgemachten Käse und Brot konnte man hier erstehen und besonders der Ziegen- und Schafskäse einer Dame, hatte es uns angetan. Hier schauten wir innerhalb einer Woche gleich drei Mal vorbei.

Käsefrau unseres Vertrauens.

Wir entdeckten auch ein kleines Restaurant, welches sich etwas von der deftigen, lokalen Einheitsküche abhob. Hier wurde nur mit lokalen und saisonalen Produkten gekocht. Wir probierten das 6-Gänge Menü, wovon 5 Gänge rein vegetarisch waren – eine absolute Seltenheit in Bolivien, bzw. ganz Südamerika. Jeder Gang wurde von dem Koch serviert, der diesen zubereitet hatte und der einem dann die Zutaten und verwendeten Kräuter genau erklärte. Zu jedem Gericht gab es das passende Getränk, was meistens aus einem Schnapsglas voll Saft plus einer lokalen Spirituose, oder auch mal einem lokalen Wein bestand. Ein fantastisches Erlebnis!

Heizungsreparatur in 3 Akten

Wenn wir nicht gerade durch die Stadt liefen und die kulinarischen Köstlichkeiten austesteten, waren wir mit der Säuberung und Reparatur unserer Dieselheizung beschäftigt. Dies erwies sich mal wieder als größeres Projekt, was nicht nur am komplizierten Ein- und Ausbau lag, den Christian mit viel Vorbereitung, Planung, Zeit, Geduld, Schweiß und Nerven gewissenhaft meisterte, sondern vor allem daran, dass es schier unmöglich schien die passenden Teile oder auch nur Reinigungsmittel zu erhalten. Wir verbrachten in Summe locker 1,5 Tage in der Ferreteria (=Eisenwarenladen) Straße, auf der Suche nach Terpentin, Verdünner oder Bremsenreiniger. Egal wen wir fragten, wir bekamen nur leere oder fragende Blicke, Kopfschütteln und den Verweis zum jeweiligen Nachbarladen zurück. Wir versuchten unser Glück auch in der Zweiradmechaniker-Straße und natürlich auch in der Automechaniker Straße (in Südamerika, wie auch in Asien, gibt es oft Straßen, in denen sich immer die gleichen Gewerke an einem Ort ansiedeln). Es war zum verrückt werden. Schließlich fanden wir doch noch ein Reinigungsmittel, dass uns passend erschien und einen Mann, der uns einen halben Liter Verdünnung in eine leere Cola Flasche abfüllte. Damit versuchten wir unser Glück.

Christian & das Heizungspuzzle

Christian baute also die Heizung aus, zerlegte sie in ihre Einzelteile und säuberte die wirklich sehr verrußte Brennkammer. Damit war auch klar, dass es wirklich daran gelegen hatte, dass die Heizung nicht mehr lief.

Aber da war ja noch das Problem mit dem starken Abgasgeruch. Auch dafür fand sich der Grund: das Auspuffrohr der Heizung war an einer Stelle durchgerostet und gebrochen, was nach 4 Jahren in Benutzung sicher mal vorkommen kann. Dadurch war das Abgas in unseren Wohnraum gelangt. Somit begann erneut die Suche nach einem passenden Ersatzteil, was sich als Ding der Unmöglichkeit herausstellte. Ein flexibles Rohr in dieser Beschaffenheit und Größe war in ganz Sucre nicht zu bekommen. Auch der Hersteller konnte uns nur empfehlen, ein Ersatzteil in Deutschland zu bestellen, da die Vertriebspartner in anderen südamerikanischen Ländern, offenbar keinen Versand nach Bolivien veranlassen können. Manchmal muss es einfach kompliziert sein…

Wir versuchten also erstmal das Ding zu flicken, zunächst mit einem hitzebeständigen 2-Komponenten-Epoxy-Kleber, das funktionierte zwar, aber nach dem ersten Testlauf war klar, dass diese Lösung keine lange Halbwertzeit haben würde. Also marschierte Christian noch mal los und suchte sich einen Metaller, der uns das Auspuffrohr auseinanderschnitt und ein Stück Stahlrohr einsetzte.

Auspuffrohr-Bastelei

Nicht schön, aber sicher selten und erstmal funktional. Nachdem auch das wieder eingebaut war und der Testlauf zu unserer Zufriedenheit verlief, konnten wir uns wieder auf die schönen Dinge konzentrieren: essen gehen in Sucre! 😉

Endlich was zu essen!

Wir verbrachten noch ein entspanntes Wochenende in Sucre, bevor es nach über einer Woche in dieser schönen Stadt, dann doch mal wieder weiter ging.

Ausflug nach Tarabuco

Immer sonntags, findet ca. 2h entfernt von Sucre, im Örtchen Tarabuo, ein Handwerks- und Wochenmarkt statt. Wir hatten uns sagen lassen, dass man hier noch authentische Souvenirs erstehen und außerdem das bolivianische Landleben kennenlernen kann. Also machten wir uns auf nach Tarabuco.

Willkommen in Tarabuco

Tatsächlich konnte man hier u. a. die Stoffe und Materialien finden, die wir im Museum Arte Indigena in Sucre kennengelernt hatten und viele Menschen, trugen hier noch die typischen Trachten ihres Volkes.

Handwerksmarkt in Tarabuco

Auch sonst wurde wieder angeboten und verkauft, was der Garten so hergab.

Wildes Markttreiben

Wir wurden von einer Dame angesprochen, die uns auf eine Ausstellung mit indigener Kunst hinwies, wo man auch „sicher essen“ könnte, wie sie es ausdrückte. Tatsächlich sind wir ja sonst nicht pingelig, wenn es darum geht auch mal was am Straßenrand zu probieren. Hier jedoch landeten viele undefinierbare Fleischfetzen und vor allem auch Innereien auf den Grills am Straßenrand, das war uns dann doch zu wild. Somit folgten wir dem Rat der Dame und landeten in einer kleinen Cooperativa, die sich für die Indigenas in der Region einsetzen. Es gab ein paar Gemälde und Zeichnungen lokaler „Künstler“ zu sehen und einen schönen Garten, in dem wir ein leckeres und günstiges Mittagessen serviert bekamen.

Außerdem lernten wir hier eine neue Frucht kennen: Tumbo. Tumbo wächst ähnlich wie Maracujas an einer Art Kletterpflanze mit sehr schönen Blüten. Die Konsistenz ist der Maracuja ebenfalls sehr ähnlich, der Geschmack ist jedoch eine Mischung aus Maracuja und Banane. Verrückt und extrem lecker!

Tumbo Frucht

Als wir uns später auf dem Markt auf die Suche nach eben dieser Frucht machten, trafen wir dabei auf Doris aus Köln, mit der wir ins Gespräch kamen. Die 60-jährige Latein- und Religionslehrerin hatte sich gerade ihren Lebenstraum erfüllt, ein Sabbatjahr genommen, ist nach Argentinien geflogen, hat sich dort 3 Pferde gekauft, einen Guide gemietet und ist knapp 3 Monate lang mit ihm durch das nördliche Patagonien geritten. Nun ist sie gerade dabei den Rücktransport für sich und eins der Pferde zu organisieren, was gar nicht so leicht war. Was für eine zufällige, spannende und inspirierende Begegnung.

Am frühen Nachmittag verließen wir Tarabuco, machten uns auf den Weg zurück Richtung Sucre und von dort weiter zu unserem nächsten Ziel: der Region Santa Cruz, am Rande des Amazonas.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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2023 Allgemein Blogbeiträge Bolivien Länder Südamerika

Das bolivianische Altiplano & der Salar der Uyuni

Teil 1 unseres Roadtrips durch Bolivien

Willkommen in Bolivien!
Das Land der Vielfalt, sei es im Hinblick auf die zahlreichen Bodenschätze, der diversen Flora und Fauna oder dem Fakt, das Bolivien die größte multi-ethnische Gesellschaft in ganz Südamerika hat. Rund 60% der Bevölkerung sind indigener Abstammung. Nicht umsonst nennt sich Bolivien selbst eine “Plurination“. Es gibt 36 identifizierte, ethnische Gruppen und ebenso viele anerkannte Sprachen. Die kommenden Wochen sollten also in jeglicher Hinsicht bunt, spannend, aber sicher auch herausfordernd werden und unsere Vorfreude war riesig! 😊

Road to Uyuni

Nachdem wir am 27. April am späten Nachmittag erfolgreich nach Bolivien eingereist waren, dämmerte es schon. Somit verbrachten wir die erste Nacht wenig idyllisch, direkt nach der Grenzstation, zwischen LKWs und einigen verlassenen Häusern. Am nächsten Morgen ging es dann frisch los, Richtung Uyuni. Vor uns lagen knapp 250km auf der Straße Nr. 701, die uns als zwar ungeteerte, aber gut ausgebaute Strecke beschrieben worden war. Naja, offensichtlich hat man in Südamerika eine andere Definition von gut ausgebaut. Aber das hätten wir uns ja eigentlich schon denken können…

Die staubige Schotterpiste wurde von unzähligen Baustellen unterbrochen – so viel zum Thema gut ausgebaut. Anders als in Europa, waren die Baustellen-Umleitungen hier nicht sonderlich präpariert, es waren halt ausgefahrene Sandpisten, teilweise mit ordentlichen Steigungen. Wir hielten ein paar Mal die Luft an und hofften inständig, uns nicht irgendwo festzufahren. Einmal blieb vor uns ein SUV kurz stecken und wir dachten schon, das wars dann jetzt für uns, aber zum Glück ging alles gut, Moby kämpfte sich wacker durch, auch wenn er das ein oder andere Mal „ins Schwimmen“ kam.

Was noch hinzu kam, war der Gegenverkehr. Der bestand zu 90% aus rasenden LKWs. Jedes Mal, wenn uns einer entgegenkam, war für einige Sekunden die Sicht weg, da wir komplett in Sand und Staub gehüllt wurden. Als wir nach knapp 80km das erste Mal wieder auf Teer trafen, war ich kurz davor den Boden zu küssen. 😉 Aber die Freude hielt nicht lange an, bald fanden wir uns wieder auf Ripio, also auf einer Wellblech-Schotterpiste, wieder und so blieb es auch, bis wir nach 6 Stunden Fahrt endlich in Uyuni ankamen. Halleluja!

Die staubige Piste nach Uyuni

Uyuni kannten wir bereits von unserem kurzen Aufenthalt in 2015, nach der Jeep Tour über den Salar, aber hier hatte sich scheinbar nicht viel verändert. Ähnlich wie in San Pedro, sind auch hier nahezu alle Straßen ungeteert, es ist dreckig, sandig und staubig. Die Häuser sind alle max. 3-stöckig und aus einer Mischung aus Lehm, Stroh und sandigen Steinen gebaut. Verputzt wird hier nichts. Alles ist einheitlich grau-braun. Dazu die vielen zotteligen Straßenhunde und der Plastikmüll, der vom Wind durch die Straßen gefegt wird – ehrlich gesagt ist das kein Ort zum Ankommen und wohl fühlen.

Das einzig schöne Bauwerk in Uyuni – der Uhrenturm

Was das Straßenbild etwas aufhellt, sind jedoch die Bolivianer. Besonders die Frauen stechen hervor, nahezu alle tragen die landestypische Bekleidung: mehrlagige, bunte, knielange Röcke, darunter dicke Strümpfe und Sandalen, bunte Blusen & gestrickte Umhänge und natürlich das wichtigste Accessoire: einen Hut. Außerdem haben fast ausnahmslos alle Frauen diese wunderschönen, dicken, langen schwarzen Haare, um die man sie wirklich nur beneiden kann. Die Haarpracht wird zumeist auf dem Rücken zu zwei langen Zöpfen geflochten und gerne mit bunten Bommeln verziert.

Typisches Outfit einer indigenen Bolivianerin

Handtaschen trägt hier kaum eine Person, mal abgesehen von multifunktionalen Plastiktüten. Was die Leute mit sich tragen, wird in landestypischen bunten Tüchern auf den Rücken gebunden. Seien es Kleinkinder, Einkäufe, Feuerholz oder Produkte, die sie auf dem Markt oder am Straßenrand verkaufen wollen. Mit einem Mal waren wir hier wirklich in einem komplett anderen Kulturkreis gelandet. Super spannend!

Wir nutzen den angebrochenen Tag, um den Van innen und außen vom Sand und Salz der letzten 250km zu befreien und holten uns die ersten Infos zu den Jeeptouren ins bolivianische Hochland ein. Auf der Suche nach einem einigermaßen „sauberen“ Stellplatz, wurden wir bei einem Hotel am Ortsrand fündig. Die herzliche Besitzerin überschlug sich fast vor Gastfreundlichkeit und bot uns an alles zu benutzen, was wir nur wollten. Wir durften für ein kleines Trinkgeld windgeschützt und einigermaßen staubfrei, auf dem Hof vorm Haus parken und konnten sogar den Luxus eines Badezimmers genießen.

Da wir uns nicht länger als unbedingt nötig in Uyuni aufhalten wollten, buchen wir am nächsten Tag direkt eine dreitägige Jeeptour und erledigten alle dafür notwendigen Besorgungen. Nach der zweiten Nacht vorm Hotel, ging es am 30. April schließlich los.

Jeeptour durchs bolivianische Altiplano

Zusammen mit den Holländerinnen Veerle und Veronique, dem Briten Jordan, dem US-Amerikaner Sean und unserem bolivianischen Fahrer und Guide Luis, begann die Tour mit dem Besuch des „Cemeterio de Trenes“, also dem Eisenbahnfriedhof, am Rande von Uyuni. Seit den 1940er Jahren, rosten die ausrangierten Loks hier langsam aber sicher vor sich hin.
Dort war die Hölle los als wir ankamen, da natürlich alle Jeeptouren zur gleichen Zeit starten. Da wir den Ort schon kannten und auch wussten, dass wir später selbst noch mal herkommen würden, konnten wir das entspannt betrachten und machten nur einige wenige Fotos.

Rush Hour auf dem Eisenbahnfriedhof

Danach ging es weiter zum ersten großen Highlight der Tour und ab auf den Salar de Uyuni – den mit über 10.000km² größten Salzsee der Welt. Vorbei an den blubbernden Ojos del Salar, ging es weiter zum Rallye Dakar Denkmal, welches inzwischen Farbe bekommen hat (bei unserem ersten Besuch 2015 war es noch weiß).

Ojos del Salar

Direkt daneben, befindet sich das Flaggenmonument.

Flaggenmonument auf dem Salar de Uyuni

Hier darf jeder der möchte, sich mit seiner Landesflagge verewigen. Wir hatten immerhin einen unserer Sticker dabei, der nun einen der Fahnenmaste ziert.

Von dort ging es dann ab aufs scheinbar endlose Salz.

Salz ohne Ende

Nachdem der passende Spot gefunden war, begann die Fotosession. Luis musste sich also auch als Fotograf betätigen. Und er kam vorbereitet. Er hatte eine Godzilla Figur dabei, somit entstanden einige lustige Bilder. 😊

Auf der Flucht vor Godzilla

Unsere treuen Begleiter Theo und Söt kamen natürlich auch zum Einsatz und ganz groß raus!

Der nächste Stopp war ein weiteres Highlight: die Insel Incahuasi. Mitten auf dem Salar, thront diese kleine, von tausenden Kakteen bewachsene Insel. Die riesigen Kakteen haben schon viele Jahre auf dem stacheligen Buckel, sie wachsen pro Jahr im Durchschnitt nur 1mm.

Isla Incahuasi, mitten auf dem Salzsee

Über die Insel führt ein kleiner Wanderweg, von wo aus man immer neue Ausblicke auf die umliegende, weiße Landschaft bekam. Unglaublich, dieser Ort.

Isla Incahuasi

Bevor es in die Unterkunft für die Nacht ging, bestaunten wir noch den Sonnenuntergang über dem Salar.

Sonnenuntergang über dem Salar de Uyuni

Die erste Nacht verbrachten wir dann in einem Salzhotel. Dort ist wirklich alles aus Salz: Wände, Möbel, Dekoration, alles. Nur am Essen fehlt es tatsächlich.

Unser romantisches Zimmer aus Salz 😉

Der zweite Tag führte uns an verschiedenen Lagunen vorbei. Zunächst stoppten wir an der Laguna Canapa. Hier fühlten wir uns sofort wieder wie in einer anderen Welt. Die Lagune, die Berge, die Flamingos, die Vicunas, das Zusammenspiel der pastelligen Farben, ohne harte Kontraste. Unbeschreiblich schön. Fast schon surreal!

Laguna Canapa
Flamingos in der Laguna Canapa

Weiter ging es zur Laguna Hedionda, auch „Stinky Lagune“ genannt, da es hier ziemlich nach faulen Eiern stinkt, was an den weißen Sulfurablagerungen liegt. Die Flamingos schien es jedoch nicht zu stören.

Flamingos in der Laguna Hedionda

Wir kamen noch an einer weiteren Lagune vorbei, bevor wir durch den „Paso del Inca“ auf 4.500m ü.M. rumpelten. Hier entschied Luis, dass es ein guter Zeitpunkt zum Mittagessen wäre, so gab es ein Picknick aus dem Kofferraum.

Rustikales Kofferraum-Picknick

Es dauerte nicht lange, bis sich zwei Viscachas zu uns gesellten. Die süße Mischung aus Hase und Chinchilla war scheinbar Menschen gewöhnt und blieb unweit von uns sitzen und hoffte, dass ein paar Möhrchen abfallen würden (was dann natürlich auch passierte).

Viscacha, auch Andenhase genannt

Nach der Mittagspause ging es vorbei am „Arbol de Piedra“, dem Baum aus Stein, bis zu meinem persönlichen Highlight der Tour: der Laguna Colorada.

Laguna Colorada

Durch im Wasser enthaltene Mikroorganismen, leuchtet das Wasser bei Wind rot. Die unzähligen Flamingos und die umgebenden Vulkane, tun ihr Übriges, um diesen Anblick so besonders zu machen.

Flamingos in der Laguna Colorada

Im Vergleich zu 2015, darf man inzwischen aber scheinbar nicht mehr überall und nah ran an die Laguna. Somit sahen wir diesmal keine Lamas am Ufer grasen, was beim letzten Mal noch der Fall war. Dennoch auch beim zweiten Mal noch ein unglaublicher Anblick.

Zum Abschluss des Tages, ging es noch mal hoch hinaus. Auf knapp 5.000m ü.M. trafen wir auf die Geysiere „Sol de Manana“. Angetrieben von einem unterirdischen Vulkan, blubbert und dampft es hier aus allen Ecken und Enden. Der schwefelige Geruch und die dünne Luft machten es nicht gerade angenehm dazwischen herumzulaufen, aber der Anblick war schon faszinierend.

Sol de Manana in Action

Dann ging es wieder ein Stück runter aus der Höhe, auf 4.300m ü.M. und zum rustikalen Hostel für die Nacht. Ohne warmes Wasser und Heizung, waren die neben dem Hostel liegenden heißen Quellen schon verlockend. Die 10 Minuten Fußweg durch nächtliche Minusgerade, nahmen mir aber die Lust auf dieses Erlebnis, somit wagte sich Christian allein, bzw. in Begleitung zwei unserer Mitreisenden, ins warme Becken.

Heiße Quellen bei Nacht

Nach einer kalten und nicht ganz so prickelnden Nacht (auf über 4.000m schlafen will gelernt sein), führte uns der dritte und letzte Tourentag als erstes in die sogenannte Dali-Wüste. Diese verdankt ihren Namen schlicht daher, dass sich jemand beim Anblick der Landschaft an ein Dali Gemälde erinnert fühlte.

Desierto de Dali

Vielleicht nur was für Kunstkenner. 😉 Die umliegenden 12-farbigen Berge, fanden wir da fast spannender.

12-farbige Berge

Bevor wir unseren Mitfahrer Jordan an der Grenze nach Chile absetzten, statteten wir den Lagunas Blanca & Verde noch einen Besuch ab. Die hatten wir ja schon vom Cerro Toco aus gesehen. Ähnlich wie bei der Laguna Colorada, sorgen Mikroorganismen und Algen hier für eine Verfärbung des Wassers – allerdings nur bei Wind sichtbar, da dieser die Wasseroberfläche aufwirbelt. Da es bei unserem Besuch windstill war, hatten einfach beide Lagunen dieselbe Färbung.

Lagunas Blanca & Verde

Trotzdem schön!

Nun stand uns der lange, rumpelige Rückweg nach Uyuni bevor. Aber ein Ass hatte Luis noch im Ärmel: die Laguna Mystica. Vorbei an Felsformationen und grasenden Lamas, führte ein Trampelpfad zu einer versteckten Lagune. Mit ein bisschen klettern, gelangten wir hinauf auf einen Aussichtspunkt mit tollem Rundumblick.

Familie Lama
Laguna Mystica

Danach hieß es aber wirklich 4 Stunden durchhalten, bis wir schließlich wieder im staubigen Uyuni ankamen. Dort bezogen wir wieder den Hof des Hotels, genossen eine lange, heiße Dusche und ließen erstmal wieder alles Erlebte und Gesehene sacken.

Auch beim zweiten Mal war diese Tour wie eine Reise in eine andere Welt und an Naturschönheit schwer zu toppen. Außerdem waren wir echt froh mit unserer Entscheidung, wieder auf eine organisierte Tour zurückzugreifen, statt diese endlosen Sand- und Schotterpisten mit dem Van zu bezwingen. Einige andere Reisende, die wir getroffen haben, hatten dies auch ohne Offroad-Fahrzeug gewagt und die Meisten sind nicht schadfrei rausgekommen bzw. haben nach eigener Aussage die Tour nicht genießen können, da die Pisten Mensch und Maschine wirklich alles abverlangen und viele Nerven kosten.

Moby Dick on Salt!

Aber eins der Highlights wollten wir auf jeden Fall mit dem eigenen Van erleben – die Fahrt auf den Salar de Uyuni. Also ging es am nächsten Morgen auf zum Unterbodenversiegeln, um die Karosserie bestmöglich vor Salzkorrosion zu schützen und dann los Richtung Salar.

Der erste Stopp war wieder das Dakar- und das Flaggenmonument.

Rallye Dakar Monument
Flaggenmonument

Danach suchten wir uns ein schönes Plätzchen auf dem Salzsee. Sich auf 10.000km² für einen Spot zu entscheiden, ist gar nicht so einfach. 😉

Zuhause auf dem Salar de Uyuni

Natürlich machten wir erneut unzählige Fotos und spielten mit den Perspektiven.

Am späten Nachmittag zog es uns zur Kakteeninsel, Isla Incahuasi, wo wir die Nacht verbringen wollten. Dies war für uns ein weiterer großer Meilenstein dieser Reise, auf den wir uns schon lange gefreut hatten.

Unser Zuhause vor der Isla Incahuasi

Nach Sonnenuntergang waren wir (bis auf einen französischen LKW-Camper, der auf der anderen Seite der Insel stand) die einzigen Menschen weit und breit. Und wir hatten Vollmond, dadurch leuchtete die endlos weiße Salzoberfläche fast taghell.  

Wohl einer unserer spektakulärsten Stellplätze ever!

Wohl einer der schönsten und besondersten Campingspots den wir auf dieser Reise hatten. Zum Sonnenaufgang erklommen wir am nächsten Morgen dann noch mal die Insel.

Sonnenaufgang an der Isla Incahuasi
Sonnenaufgang an der Isla Incahuasi

Was für ein unglaublicher Ort!

Nach dem gemütlichen Frühstück, mitten auf dem Salar, machten wir uns auf den Rückweg nach Uyuni, wo wir noch mal einen Stopp auf dem Eisenbahn-Friedhof einlegten, den wir diesmal ganz für uns hatten.

Train Cemetery in Uyuni

Dann ging es schnurstracks in die Autowäscherei, um das Salz wieder loszuwerden. Da dies unser dritter Besuch in nur einer Woche war, gehörten wir hier schon zu den Stammkunden und wurden nicht ohne Selfies vom Hof gelassen.

Drei Daumen für einen sauberen Van!

Wir füllten noch unseren Tank auf, was in Bolivien nicht immer so einfach ist. Touristen zahlen hier, staatlich geregelt, den doppelten Preis für Benzin und Diesel und manche Tankstellen, lassen einen als Ausländer auch nicht tanken, da ihnen der Aufwand mit der Abrechnung zu groß ist. Dies ist uns bisher zwar nur 1-2x passiert, aber es wird immer ein bisschen gemauschelt.
In Uyuni bekamen wir z. B. 10 Liter zum offiziellen Touristenpreis für 10 Bolivianos, inkl. Quittung. Die restlichen Liter erhielten wir für einen leicht reduzierten Preis, á 8 Bolivianos, ohne Quittung. Wir zahlten somit immer noch knapp 50% mehr als die Bolivianer und die Differenz wanderte vermutlich in die Tasche des Tankwarts, aber so ist das hier eben, das Spiel muss man mitmachen, wenn man einen vollen Tank möchte und selbst der offizielle „Touri-Preis“ ist mit umgerechnet 1.20€ pro Liter noch relativ human.

Sobald das erledigt war, ging es endlich raus aus dem staubig, dreckigen Uyuni. Als nächstes nahmen wir Kurs auf die Stadt der Silbermienen, Potosi, auf 4.000m ü.M.

Aber dazu demnächst mehr… 😊

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Die Atacama Wüste

Der 7. und letzte Teil unseres Roadtrips durch Chile

Am 19. April reisten wir ein (vorerst) letztes Mal nach Chile ein. Wir überschritten auf 4.350m ü.M. die Grenze am Paso da Jama und während wir noch ein wenig Argentinien hinterher trauerten, packte Chile direkt die großen Aussichten aus.

Ab in die Wüste!

Wir waren nun auf dem direkten Weg in die Atacama Wüste und schon hier, auf der Passstraße, schienen wir auf einem anderen Planeten gelandet zu sein. In der Ferne sahen wir die ersten schneebedeckten Vulkanspitzen, davor lag die schier unendliche Wüstenlandschaft, gespickt mit einigen Salzseen und blauen Lagunen.

Salar Loyoques

Wir kamen vorbei am Salar Loyoques, der Laguna Tara, vor der die Vicunas „grasten“ und den Felsen des Salar Tara.

Vicunas vor der Laguna Tara

Dabei arbeiteten wir uns kontinuierlich und kaum merklich weiter bergauf. Beim Blick auf meine Sport-Uhr stellte ich irgendwann fest, dass wir auf knapp 4.800m über dem Meeresspiegel waren. Unser und Mobys Rekord bis dahin! Zum Vergleich: wir standen hier quasi auf der Spitze des Mont Blanc. Mit unserem Van!

Vulkanblick auf 4.800m über dem Meeresspiegel

Von dort aus ging es dann langsam wieder bergab. Unser Ziel, San Pedro de Atacama, liegt auf 2.500m ü.M. somit hatten die Bremsen einiges zu tun. Zum Glück gab es weiterhin links und rechts der Straße viel zu sehen und somit unzählige Gründe anzuhalten.

Schließlich tauchte auch der ikonische Vulkan Licancabur auf, der mit knapp 6.000m Höhe, auf der Grenze zwischen Chile und Bolivien steht.

Vulkan Licancabur

San Pedro de Atacama

Wir erreichten San Pedro am späten Nachmittag und waren von der eindrucksvollen Fahrt und den vielen Höhenmetern so platt, dass wir es gar nicht mehr in den Ort selbst schafften, sondern einfach am Ortsrand stehen blieben und erstmal alles sacken ließen.

Am nächsten Tag machten wir uns dann auf ins „Pueblo“ wie die Locals den Ort nennen. Sofort stellten wir fest, dass sich seit unserem ersten Besuch in 2015 kaum was verändert hatte. Im ganzen Ort sind immer noch sämtliche Straßen ungeteert, staubig und sandig. Im Ortskern reiht sich Hostel, an Restaurant, an Souvenirgeschäft, an Reiseagentur. Denn San Pedro ist der Hub der Atacama Wüste. Von hier aus gehen alle Touren in die Umgebung, in der es sonst kaum größere Ortschaften gibt. Dementsprechend ist die Backpackerdichte hier sehr groß.

Spaziergang durch San Pedro de Atacama

Wir erkannten sogar einige Kneipen und Bars wieder und fanden auch die Agentur, bei der wir damals unseren Bolivien Trip gebucht hatten, wieder. In einer anderen Agentur ließen wir uns über die verschiedenen Touren und Wegbeschaffenheiten der Umgebung aufklären, wohlwissend, dass wir keine davon buchen würden, da wir ja alles mit dem Van machen wollten.
Es gab jedoch eine Ausnahme: eine Stargazing Tour. Die Atacama Wüste ist nicht nur der trockenste Ort der Welt, sondern auch der dunkelste. Der Mangel an größeren Orten, Flughäfen und Städten sorgt dafür, dass es so gut wie keine Lichtverschmutzung gibt und durch die Trockenheit, stören auch kaum Nebel oder Wolken die Sicht. Daher gibt es hier unzählige Sternwarten und private Anbieter, die Sternbeobachtungstouren anbieten. Auch das hatten wir 2015 schon gemacht und dabei durch riesige Teleskope, unglaubliche Dinge am Himmel gesehen. Dies wollten wir noch mal erleben und buchten noch für die gleiche Nacht eine Tour.

Wir hatten Glück und eine mondlose Nacht erwischt, sodass die Milchstraße hell über uns leuchtete, man innerhalb weniger Minuten mehrere Sternschnuppen sah und man auch mit bloßem Auge sogar Planeten erkennen konnte. Der Astrologe, der die Tour leitete, erklärte uns alles Mögliche über die Entstehung von Sternen und Planeten, zeigte Sternenbilder und Formationen und schließlich, konnte man durch 6 verschiedene Teleskope einen Blick in den Himmel werfen. Vom Zoom in die Milchstraße bis hin zu Doppelsternen konnte man verschiedene Dinge entdecken. So faszinierend!

Zum Schluss schoss ein Fotograf dann sogar noch ein paar Bilder.

Die Milchstraße leuchtete!

Definitiv eins meiner Lieblingsfotos von uns.  😊

Salzige Lagunen & das „Valle de la Luna“

Am nächsten Tag machten wir uns dann auf die Atacama Wüste zu entdecken. Wir wussten ja nun, wann die organisierten Touren wo sein würden und wählten daher eine antizyklische Route, sodass wir viele Ort fast für uns allein hatten.

Wir starteten bei den Ojos del Salar, zwei Kreisrunde, blau leuchtende Süßwasserlagunen, mitten in der Wüste.

Ojo del Salar

Hier war tatsächlich außer uns niemand! Auch bei der Laguna Tebinquinche direkt nebenan, waren wir weit und breit die Einzigen.

Laguna Tebinquiche

Der nächste Stopp war die Laguna Cejar – eine Lagune mit einem Salzgehalt von 40%, noch mehr als im toten Meer. In dieser Lagune darf man noch immer baden und brauchte hier nicht viel zu tun, um sich über Wasser zu halten. 😊

Laguna Cejar
Laguna Cejar

Als wir hier gegen 14 Uhr fertig waren, fielen die Bushorden ein und es war vorbei mit der Ruhe. Wir hatten also perfektes Timing.

Für uns ging es dann weiter ins Valle de la Luna – das Mondtal. Wiederum fühlten wir uns, als würden wir durch ein natürliches Freilichtmuseum fahren. Verschiedenste Felsformationen, inmitten einer unendlichen Wüstenlandschaft.

Im Valle de la Luna

Immer wieder konnte man anhalten und kleine Wanderungen machen. Belohnt wurde man mit spektakulären Aussichten. Wirklich ein bisschen wie auf dem Mond.

Im Valle de la Luna

Highlight des Parks ist die Duna Mayor – die große Sanddüne.

Duna Mayor

Zum Sonnenuntergang gerieten wir dann doch noch in die Massen. Teil des Valle de la Lunas und beliebtester Spot zum Sonnenuntergang schauen, ist der Coyote Felsen. Von dort aus überblickt man ein felsiges Tal, dass vom Abendlicht wunderschön in Szene gesetzt wurde.

Blick vom Coyote Felsen

Trotz hunderter Leute um uns herum, ziemlich schön.

Sonnenuntergang über dem Valle de la Luna

Lagunas Altiplanicos & Salar de Talar

Am nächsten Tag machten wir uns auf zu den sogenannten Lagunas Altiplanicos und dem Salar de Talar. Nach zwei Stunden Fahrt, wovon die letzten 25 Minuten wieder besonders holprig, steil und abenteuerlich waren, erreichten wir zunächst die Laguna Miscanti, auf 4.200m ü.M. gelegen.

Laguna Miscanti

Der dahinterliegende gleichnamige Vulkan ist knapp 6.000m hoch. Die Anden sind wirklich noch mal eine andere Hausnummer als die europäischen Alpen. Direkt nebenan, liegt die Laguna Miniques, welche ebenfalls von einem mächtigen Vulkan bewacht wird.

Laguna Miniques

Von dort aus, ging es noch mal knapp 30 Minuten weiter, zum Salar de Talar, welcher auch Aguas Calientes III oder Piedras Rojas genannt wird. Warum man drei verschiedene Namen für ein und denselben Salszee benötigt, konnte man uns nicht erklären. War uns dann aber auch egal, es war nämlich extrem schön!

Blick auf den Salar de Talar
Salar de Talar/Piedras Rojas

Was für eine unglaubliche Landschaft. Wir konnten das alles kaum erfassen! Auch der Rückweg nach San Pedro mit der langsam untergehenden Sonne, bot eine traumhafte Kulisse. Die vielen Lamas am Straßenrand machten es gleich noch mal schöner.

Rückweg nach San Pedro
Überall Lamas 🙂

El Tatio Geysiere

Wir verbrachten einen weiteren Tag in San Pedro, bevor wir uns am Nachmittag zum nächsten Ziel aufmachten, den El Tatio Geysieren. El Tatio besteht aus über 80 aktiven Geysieren und bildet das größte Geysier-Feld in der südlichen Hemisphäre und das drittgrößte weltweit. Die Geysiere liegen (wie sollte es auch anders sein) auf 4.320m ü.M. und sind besonders bei Sonnenaufgang aktiv, wenn das ca. 85 Grad heiße Wasser, in der noch kalten Außenluft verdampft (es kann dort bis zu -30 Grad kalt werden), oder auch mal explosionsartig, blubbernd und zischend aus der Erde schießt.  

Die organisierten Touren zu diesem Spektakel starten daher um 4 Uhr morgens zu den, von San Pedro 80km entfernten, Geysieren. Die Schotterstraße dorthin, ist allerdings für ihren meist schlechten Zustand bekannt, dass wollten wir uns im Dunkeln ersparen und fuhren daher schon am Vorabend unseres Besuchs dorthin. Ein weiterer Vorteil: wir sahen wenigstens etwas von dieser traumhaften Landschaft.

Unterwegs zu den El Tatio Geysieren
Unterwegs zu den El Tatio Geysieren

Die netten Parkranger ließen uns auf dem Besucherparkplatz übernachten und gaben uns noch hilfreiche Tipps, für den Besuch am nächsten Morgen. Dies wurde also unsere erste Nacht im Van, auf über 4.000m über dem Meeresspiegel. Ob das unsere Heizung mitmachen würde?

Nach Sonnenuntergang wurde es rasch kalt, es waren -10 Grad für die Nacht vorhergesagt. Es musste also klappen. Nach zwei Fehlversuchen, erhöhten wir die Luftzufuhr für die Heizung und zum Glück sprang sie dann auch an. Allerdings mussten wir sie über Nacht auf voller Power laufen lassen, was die ohnehin schon sehr trockene Luft, noch trockener machte. Auch der starke Dieselgeruch war nicht besonders angenehm. In Kombination mit der ohnehin schon dünnen Luft dort oben, war dies nicht gerade unsere angenehmste Nacht. Viel Schlaf bekamen wir beide nicht ab. Wir waren fast schon froh als es endlich 5 Uhr war und wir aufstehen konnten, um pünktlich um 5:45 Uhr die Tickets für die Geysiere kaufen zu können.

Wie es sich für echte Almans gehört, waren wir dann um 6 Uhr auch die ersten, welche den El Tatio Park befuhren. Man konnte die Geysiere schon rauchen sehen und desto heller es wurde, desto stärker blubberte und qualmte es auch um uns herum.

El Tatio Geysiere im Sonnenaufgang
Geysier in Action

Als dann endlich die Sonne über den Berg kam, gaben die Geysiere Vollgas. Was für ein Spektakel!

Inmitten der Geysiere

Gegen 9 Uhr, war dann fast der ganze Spuk vorbei. Wenn die Außentemperatur steigt, sieht man nur noch kleine, unscheinbare Rauchwolken aus den vorher noch weiß rauchenden Bodenlöchern kommen. Es war also höchste Zeit zum Frühstücken und dann wieder abfahren, nach San Pedro. Dauerhaft sind diese Höhen über 4.000m schon ziemlich anstrengend.

Orga-Tag in der Wüste

Den Nachmittag verbrachten wir daher auch recht entspannt in San Pedro. Wobei es in der Wüste auch ohne große Höhen körperlich recht anstrengend ist. Die extrem trockene Luft verursachte bei uns beiden eine ständig gereizte und blutige Nase, die Haut wurde total trocken, egal wie viel wir cremten, und schuppte sich, die Lippen platzten auf, die Nagelhaut an den Fingern riss ein. Wegen der trockenen Luft kratzte Christian ständig der Hals und wer empfindlich ist, dem brennen auch die Augen, was in Anbetracht des ganzen Sand, Salz und Staub hier in der Luft kein Wunder ist. Dementsprechend sah es natürlich auch im Van immer recht staubig aus, was auf die Dauer auch echt nervig war. Aber das gehört wohl dazu. Und ein Gutes hatte die fehlende Luftfeuchtigkeit: ich hatte endlich auch mal ohne langes föhnen ganz glatte Haare. 😉

Auch am nächsten Tag ließen wir es erstmal ruhig angehen und nutzten die Zeit, für organisatorische Dinge. U. a. gingen wir spontan zum Notar, um ein leidiges, bürokratisches Thema in Deutschland endlich voran treiben zu können. Zum Glück geht sowas in Südamerika sehr unbürokratisch. Man geht zum Notarbüro, zieht eine Nummer, wartet, bis man aufgerufen wird und trägt sein Anliegen vor. Das war in Spanisch gar nicht mal so einfach, aber dank Google Translate wurden wir uns schließlich einig und ich bekam meine benötigten Beglaubigungen und Stempel. Es folgte ein Kopier-, Scan- und Postmarathon, bevor wir am Nachmittag beim Reifenhändler einfielen, um dort zwei neue AT-Reifen auf unseren Van ziehen zu lassen. Auch hier war das Motto: reinkommen, drankommen. Termine braucht man hier nicht. Die kleine Werkstatt hatte sogar die passende Hebebühne für unseren Van, um noch die Spur einzustellen.

Die „Besteigung“ des 5.604m hohen Cerro Toco

Nach 75 Minuten war auch das alles erledigt und wir machten uns auf den Weg zu einem Stellplatz außerhalb von San Pedro, auf halber Strecke zu unserem nächsten Ziel: dem Cerro Toco. Der Cerro Toco ist ein 5.604m hoher Berg, dessen Gipfel recht einfach zu besteigen ist. Man kann nämlich auf bis 5.300m ü. M. hinauffahren, da sich dort oben ein Observatorium befindet. Einen Fünftausender hatten wir noch nie erklommen und die Möglichkeit es hier so einfach umzusetzen, war zu verlockend. Lt. der Agenturen im Ort, war die Besteigung nur mit einem Guide und in Begleitung möglich, wir wussten aber von unserer Reisebekanntschaft Sebastian & Anja, dass es auch ohne möglich war und man auch mit einem Fiat Ducato bis auf über 5.000m hinauf kam.

Wir verbrachten die Nacht zur Akklimatisierung wieder auf 3.500m ü.M. und machten uns am nächsten Morgen zeitig auf zum Trailhead des Cerro Toco. Zur Hälfte war die Strecke noch geteert, die letzten 1.000hm, verteilt auf 10km ging es aber über eine teilweise recht steile und kurvige Schotterstraße. Zum Glück hatten wir inzwischen einiges an Erfahrung und so schafften wir es mit unserem rollenden Zuhause tatsächlich hinauf bis zum Observatorium, auf 5.150m über dem Meeresspiegel.

Moby Dick auf 5.150m über dem Meeresspiegel

Von dort ging es noch mal 150hm hinauf, allerdings war die Straße für unseren Van nicht mehr fahrbar, auch die ankommenden Tourenjeeps, schalteten hier alle in den Allradgang. Also hieß es ein bisschen mehr laufen für uns. Aber dafür waren wir ja auch da!

Ausgestattet mit einem paar Wanderstöcken und einem Besenstiel, den Christian sich aus Ermangelung an einem Stöckeverleih gekauft hatte, machten wir uns auf zur Besteigung des Cerro Toco. Wie es so meine Art ist, marschierte ich rasch vorweg und musste nach wenigen Metern einsehen, dass mein übliches Tempo in dieser Höhe nicht machbar war. Die Luft war echt verdammt dünn. Es dauerte ein paar Minuten, bis wir unseren Laufrhythmus gefunden hatten, aber dann zogen wir alsbald an den geführten Touren, welche ja viel weiter oben gestartet waren, vorbei und arbeiteten uns Meter für Meter hinauf.

Blick zurück, Richtung Parkplatz & San Pedro

An manchen Stellen war der Weg recht schmal und größtenteils mit einer vereisten Schneedecke bedeckt. Dort staute es sich dann immer wieder mal und wir kamen uns vor, wie am berühmten Hillary Steig am Mt. Everest. 😉

Vorbei an den Gruppen, ging es hoch hinaus

Ansonsten war der Weg wirklich nicht schwierig oder technisch zu gehen und nach knapp 2 Stunden, hatten wir die 2.5km und 450 hm geschafft und standen (für einige Minuten) ganz allein auf dem 5.604m hohen Gipfel des Cerro Toco! Was für ein irres Gefühl!

Der 5.604m hohe Gipfel des Cerro Toco
We made it!

Und die Aussicht von hier oben! Vor uns lag der Vulkan Licancabur, dahinter konnte man das bolivianische Hochland mit der Laguna Blanca erkennen und sogar, in weiter Ferne, die Geysiere Sol de Manana, rauchen sehen. Zur anderen Seite erstreckte sich der Paso Jama, den wir ja eine Woche zuvor gefahren waren, sowie natürlich die Atacama Wüste und San Pedro de Atacama.

Blick auf den Vulkan Licancabur, Vulkan Juriques, sowie die Laguna Blanca & die Hochebene von Bolivien

Atemberaubend – im wahrsten Sinne des Wortes. 😊
Wir machten unzählige Fotos und genossen anschließend einfach die Aussicht bei einem Snack und einer Kanne Coca-Tee, was angeblich gegen die Höhenkrankheit helfen soll.

Der Abstieg lief dann bedeutend einfacher und schneller als der Aufstieg. Als wir jedoch am Van ankamen, meldeten sich bei uns beiden schon die Kopfschmerzen an. Die Belastung in dieser Höhe ist doch nicht so ohne. Aber das war es Wert. Wir fuhren langsam hinab und zurück nach San Pedro, auf 2.500m ü.M. wo sich, nach einem Eis, die Symptome auch schnell besserten. Was für ein Erlebnis! Ein absolutes Highlight für uns und der perfekte Abschluss unserer Zeit in Chile.

Abschied aus Chile

Am nächsten Tag machten wir uns auf nach Bolivien. Nach einem Zwischenstopp in Calama, wo wir noch schnell ein paar Vorräte auffüllten und den Van vom Wüstenstaub und Salz befreiten, nahmen wir Kurs auf den Grenzübergang Ollagüe, am Fuße des gleichnamigen, aktiven Vulkans.

Vulkan Ollagüe

Hatten wir schon erwähnt das die Landschaft hier wirklich nicht von dieser Welt ist?

Der Grenzprozess verlief schnell und unkompliziert, der Abschied aus Chile war auch weniger emotional als aus Argentinien, was nicht nur an den mürrischen Grenzbeamten lag, sondern auch daran, dass uns generell die Menschen in Chile zwar nie unfreundlich oder abweisend begegnet sind, aber im Vergleich zu anderen südamerikanischen Völkern, eher spröde und nicht so nahbare Genossen sind.

Und so landschaftlich einmalig und schön Chile auch ist – sie lassen es sich teuer bezahlen. Alles kostet Eintritt und muss vorab umständlich gebucht und organisiert werden. Und auch generell sind die Lebenshaltungskosten in Chile sehr hoch, vieles ist sogar teurer als in Deutschland (z. B. besonders Obst & Gemüse und mein Grundnahrungsmittel Eiscreme!), die Stellplatzsuche war oft schwierig (oder teuer) und auch für uns wichtige Dinge wie z. B. Wasser auftanken waren nicht so einfach wie in den meisten anderen Ländern, die wir bis jetzt bereist haben.
Dennoch haben wir insgesamt drei unvergessliche Monate in Chile verbracht, vieles erlebt und gesehen und schließen ganz sicher nicht aus, noch mal wieder zukommen… 😊

An der bolivianischen Grenze empfing uns eine sehr nette Grenzbeamtin, mit dem schönen Namen Annabel Rivera Flores. Nach dem üblichen Papierkram hieß sie uns herzlich willkommen in Bolivien und gab uns gleich noch ein paar Reisetipps mit auf den Weg. Ein vielversprechender Start.

Aber dazu dann demnächst mehr… 😊

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Im hohen Norden von Argentinien

Der 11. und letzte Teil unseres Roadtrips durch Argentinien

Für den Norden von Argentinien, nahmen wir uns zum Abschluss noch mal zwei Wochen Zeit.

Valle Fertil & La Rioja

Nach der aufregenden Einreise über den Paso de Agua Negra, durchfuhren wir zunächst ein zweites Mal das Valle Fertil, in dem u. a. der Ischigualasto Park liegt, den wir im September letzten Jahres besucht hatten.

Blick ins Valle Fertil

Diesmal genossen wir die Landschaft aber nur durch die Windschutzscheibe, denn unser Ziel war die Stadt La Rioja, in der gleichnamigen Region des Landes. Dort angekommen, füllten wir zunächst mal wieder alle Vorräte günstig auf und bezogen danach ein Plätzchen im Grünen, umgeben von dicht bewachsenen Bergen und mit Blick auf die Stadt.

Unser Häuschen in La Rioja

Ostern am See

Nach einer Nacht ging es auch schon weiter gen Norden. Ostern stand vor der Tür und wir hofften, irgendwo ein nettes Plätzchen an einem See zu finden und dort das Wochenende entspannt zu verbringen.
Wir landeten im Dorf La Puerta, wo es einen schönen See gab. Leider sagte uns die Auswahl an Stellplätzen aber nicht zu und außerdem waren schon viele Locals vor Ort und hatten sich ebenfalls für das lange Wochenende häuslich eingerichtet, inkl. laut dröhnender Musikboxen und rücksichtsloser Müllentsorgung. Dort wollten wir nicht bleiben, also ging es nach nur einer Nacht schon wieder weiter, bis wir schließlich an einem Stausee ankamen, wo zu unserer Überraschung, nur ein paar Angler waren und ansonsten nur tierische Gefährten: wilde Esel, Pferde, Kühe und Hunde.

Campen mit Esel

Hier schlugen wir unser Lager auf und wunderten uns mit jedem Tag mehr, wieso hier so wenig los war. Das sah Argentinien gar nicht ähnlich, schon gar nicht an einem Osterwochenende. Normalerweise wird schon an normalen Wochenenden jedes Fluss- oder Seeufer von Familien bevölkert, die grillen, feiern und sonst was treiben. Aber wir hatten auch nichts gegen Ruhe und Einsamkeit. Statt menschlicher Gesellschaft, bekamen wir jeden Tag Streunerbesuch.

Große Streunerliebe!

Wir genossen das entspannte Wochenende und nutzten die Zeit zum Sporteln, Lesen und Grillen. Einmal kamen auch mal wieder die Mountainbikes zum Einsatz, wir drehten eine Runde um den Stausee und legten im 15km entfernten Dorf Los Altos einen Stopp ein, um ein paar Lebensmittel zu kaufen und vor allem Hundefutter zu besorgen. Die Streuner waren mir nämlich alle viel zu dünn! 😉

Unterwegs am See

Valle de Tafi & Amaicha del Valle

Am Ostermontag, der in Argentinien übrigens kein Feiertag ist, setzten wir unsere Reise fort. Statt der Ruta 40, entschieden wir uns für die Panoramaroute durch das Valle de Tafi, ein grünes Tal, durch das sich eine kurvenreiche Straße hinauf zum Stausee La Angostura schlängelt.

Stausee La Angostura

Am See verbrachten wir eine Nacht, bevor wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Cafayate machten. Was wir dabei gar nicht auf dem Schirm hatten war, dass wir dafür wieder einen 3.000m hohen Pass überqueren mussten. Auch diese Strecke erwies sich wieder als Panoramaroute und bot tolle Ausblicke auf die Umgebung.

Mal wieder auf über 3.000m ü.M.

Die Landschaft änderte sich aber erneut, als wir ins nächste Tal, das sogenannte Amaicha del Valle, abfuhren. Mit einem Mal waren wir wieder in der Wüste und umgeben von Felsen und Kakteen.

Abfahrt ins Amaicha del Valle

Cafayate

Am frühen Nachmittag kamen wir in Cafayate an. Cafayate selbst liegt auf 1.600m ü.M. und ist vor allem für einige der besten Weingüter des Landes bekannt. Aber auch die Landschaft rund herum kann sich sehen lassen! Wein und Landschaft – für uns die perfekte Kombination. 😊

Als erstes besichtigten wir das regionale Weinmuseum, in dem man viel über das Leben in der Region erfahren konnte, aber eben auch insbesondere über den Weinanbau, der hier einen wichtigen Stellenwert hat. Zwischen Cafayate und dem noch weiter nördlich gelegenen Salta, wird Wein in bis zu 3.000m Höhe angebaut. Das ist Weltrekord! Und schmecken tut es auch noch!

Cafayate

Wir drehten eine Runde durch den Ortskern, gönnten uns zwei Eis für umgerechnet 2 € (in Chile zahlt man meistens 8 €) und machten uns am späten Nachmittag auf zu einer Ziegenkäsemanufaktur, am Rande der Kleinstadt. Dort bekamen wir zunächst eine kleine Führung, vorbei an den Ziegen, die gerade mit den Resten der Weinlese gefüttert wurden, was dem Käse eine besondere Note verleihen soll. Nach einem kurzen Blick in die Produktionshalle, durfte dann verkostet werden. Dazu gab es ein Gläschen Torrontes, der typische Weißwein der Region.

Käse-Tasting mit Aussicht

Zwei Käsesorten schafften es in unseren Kühlschrank, bevor es dann zurück in die Stadt ging. Dort testeten wir bei den „Bad Brothers“ noch ein paar Weine aus der Region, bevor wir uns dann ausnahmsweise mal im Dunkeln auf Stellplatzsuche machten. Das vermeiden wir eigentlich, aber im Ort fanden wir einfach kein ruhiges oder geeignetes Plätzchen, das uns zusagte. Also ging es raus aus der Stadt und rein in die Weinfelder und kakteengesäumten Hügel der Umgebung.

Nach einer abenteuerlichen Anfahrt fanden wir dann einen scheinbar geeigneten Platz irgendwo im Nirgendwo, und sahen erst bei Sonnenaufgang, wo wir da eigentlich gelandet waren.

Campen zwischen Bergen & Kakteen

Nicht so schlecht, oder?
Und das Beste war, das Weingut Piatelli, in dem wir uns für eine Tour & Tasting angemeldet hatten, war nur 5 Minuten entfernt.

Weingut Piatelli

Die Tour durch das noble Weingut war mal wieder super interessant gemacht und wie immer gab es auch hier noch etwas Neues zu lernen, über die Weinherstellung im Hochland. Das spannende bei diesem Weingut war, dass sie auch eine Bodega in Mendoza haben und beim Tasting, konnte man jeweils einen Wein der gleichen Traube aus Mendoza und einen aus Cafayate probieren und (versuchen) die Unterschiede rauszuschmecken, die sich aus der Bodenbeschaffenheit und Höhenlage ergeben. Wir können nur so viel sagen: uns haben alle Weine gut geschmeckt. 😊 Zum Weingut gehört auch ein schönes Restaurant, wo wir uns im Anschluss noch ein sehr gutes (und günstiges) 5-Gänge Menü gönnten, natürlich mit den passenden Weinen aus dem eigenen Hause.

Lecker!

Den Nachmittag nutzten wir dann zum Ausnüchtern auf dem Hof des Weinguts, bevor wir uns wieder einen Stellplatz zwischen Kakteen suchten. Die Landschaft rund um Cafayate hatte es uns echt angetan!

Stellplatz bei Cafayate

Quebrada de Cafayate

Somit blieben wir hier auch noch zwei weitere Nächte, bevor wir uns auf den Weg ins 200km entfernte Salta machten. Die Strecke dorthin hatte es in sich. Diesmal aber nicht wegen der Wegbeschaffenheit, ausnahmsweise erwartete uns mal eine sehr gut geteerte Straße. Diese führte jedoch durch den „Quebrada de Cafayate“, also die Cafayate Schlucht. Man kam sich vor wie in einem Freilichtmuseum der Natur. Zunächst kamen wir an den „Los Colorados“ vorbei, rot leuchtenden Felsformationen, in denen man eine kleine Wanderung unternehmen konnte.

Los Colorados
Quebrade de Cafayate

Der Wahnsinn. Es folgten weitere Felsformationen wie z. B. ein natürliches Amphitheater, in dem standesgemäß ein Panflötenspieler für stimmungsvolle Atmosphäre sorgte.

Das Amphitheater

Vorbei an mehreren Aussichtspunkten, ging es schließlich zum „Teufelsschlund“.

Der Teufelsschlund

Unglaublich diese Natur!

Salta – La Linda

Am späten Nachmittag erreichten wir Salta, die Hauptstadt der Region. Nachdem wir für Moby einen bewachten Stellplatz gefunden hatten, ging es direkt los in die Stadt, wo wir uns mal wieder einer Walking Tour anschlossen, welche uns einen guten ersten Überblick über die Stadt verschaffte.

Salta gilt als eine der schönsten Städte von Argentinien und trägt nicht umsonst den Beinamen „La Linda“ – die Schöne. In der Stadt gibt es noch einige Kolonialbauten und über 80 Kirchen, eine schöner als die andere.

Unterwegs in Salta
Nur eine von über 80 Kirchen in Salta

Uns hat besonders die farbenfrohe Kirche „La Vina, Parroquia Nuestra Senora de la Candelaria“ gefallen.

In Salta mag man es bunt!

Wir verbrachten das ganze Wochenende in Salta, schlenderten durch die Parkanlagen der Stadt, erklommen den Hausberg „Cerro Bernardo“, probierten die angeblich besten Empanadas des Landes und besuchten ein paar Museen.

Ein besonderes Highlight war sicher das „Museum für Hochgebirgsarchäologie“, welches sich mit der Inka Kultur beschäftigt. Der Fokus liegt hier auf einem ganz besonderen Ritual, nämlich dem der Kinderopferung im 16. Jahrhundert.
Die Inkas glaubten, dass wenn sie ein Kind auf einem der über 6000m hohen Vulkane in den Anden opfern, sie die Götter besänftigen könnten und mit Glück, guten Ernten und Reichtum beschenkt werden. Dafür wurden besonders schöne Kinder aus hoch angesehenen Familien ausgesucht. Sie wurden dann mit Alkohol und Drogen betäubt und auf den 6.739m hohen Vulkan Llullaillaco getragen, wo sie lebendig, zusammen mit Spielzeugen und Schmuck in ein Erdloch gesetzt wurden, wo sie dann vermutlich im Schlaf erfroren. Grausam, aber eben Teil des damaligen Glaubens der Inkas. Aufgrund der kalten Temperaturen wurden die Leichen der Kinder mumifiziert und gelten heute als die besterhaltenen Mumien der Welt. 1999 fand man zwei dieser Kinder, welche abwechselnd im Museum gezeigt werden. Grausam und faszinierend zugleich!

Mumifizierter Junge

Jujuy

Nach dem Wochenende in Salta ging es noch ein Stück weiter in den Norden und in die Stadt Jujuy. Spätestens hier wurde uns dann die Nähe zu Bolivien bewusst, man sah es in den Gesichtern der Menschen (der Anteil der indigenen Bevölkerung ist hier deutlich höher als im mittleren und südlichen Teil des Landes), dem wuseligen treiben in der Stadt und auf den Speisekarten der Restaurants.

Spaziergang durch Jujuy

Wir blieben nicht allzu lange in Jujuy, erledigten nur ein paar Besorgungen und gönnten uns ein Mittagsmenü für umgerechnet 2.50€ pro Person.

Humahuaca & die bunten Berge von Hornocal

Am Nachmittag machten wir uns auf den Weg nach Humahuaca, von wo aus wir die „bunten Berge“ besuchen wollten. Eigentlich hatten wir dies für den nächsten Tag geplant, entschieden uns dann aber spontan noch am gleichen Tag hinauf auf 4.300m ü.M. zu fahren, zum Mirador Serrania de Hornocal, dem Aussichtspunkt auf die 14-farbigen Berge.

Auf diesen Ausblick freuten wir uns nun schon seit langem. Denn kurz nach unserer Ankunft in Montevideo im August 2022, hatten wir Willeke und Ivo kennengelernt, ein holländisches Paar, welches seit über 15 Jahren in Peru lebt und letztes Jahr eine Motorradtour durch die südamerikanischen Nachbarländer gemacht hatten. Sie hatten uns ein Bild der Berge gezeigt und von der Tour vorgeschwärmt und seitdem stand dieser Punkt auf unserer Reisewunschliste. Zu dem Zeitpunkt hätten wir aber nicht gedacht, dass es 8 Monate dauern würde, bis wir endlich dort ankamen und dass es gleichzeitig unser nördlichster und fast letzter Punkt in Argentinien sein würde.

Aber jetzt mussten wir erstmal dort ankommen. Wie so oft schlängelte sich eine mal mehr, mal weniger steile Schotterstraße den Berg hinauf. Von den bunten Bergen war noch nichts zu sehen, diese offenbarten sich erst, als wir auf dem Gipfel ankamen.

Die 14-farbigen Berge

Vom Parkplatz aus führte ein Trampelpfad zum eigentlichen Aussichtspunkt. Leider war die Sicht nicht ganz klar, dennoch boten die bunten Berge einen tollen Anblick.

Der kurze, aber steile Weg zurück, brachte uns in der Höhe ganz schön ins Schnaufen. Und die Ausfahrt vom Parkplatz war so steil, dass Moby auch erstmal wieder nicht vom Fleck kam, wir mussten eine kleine Ehrenrunde über den Parkplatz drehen, um Anlauf zu nehmen. Dann ging es aber problemlos. Die dünne Luft ist sowohl für Mensch als auch für Maschine echt nicht zu unterschätzen.

Pünktlich zum Sonnenuntergang fanden wir im „Tal“, auf 2.800m ü.M. einen idyllischen Platz zwischen Kakteen, von wo aus wir am nächsten Morgen das bunte Dörfchen Humahuaca besuchten.

Humahuaca

Neben bunt bemalten Hauswänden gab es jede Menge Souvenierstände mit Lama- und Alpacawolldecken, bunten Umhängen, Hüten und was man eben sonst noch so in den Anden benötigt.

Humahuaca

Salinas Grandes

Vorbei an weiteren bunten Bergen in Purmamarca, ging es wieder über einen über 4.000m hohen Pass, bevor wir auf der anderen Seite auf die Salinas Grandes trafen, die großen Salzseen von Argentinien. Diese liegen auf einer Höhe von 3.400m ü.M. und sind mit einer Größe von 4.700km² längst nicht so groß wie der Salar de Uyuni in Bolivien, dennoch erinnerte uns die Szenerie natürlich stark an unsere Bolivien Reise in 2015, welche wir ja schon bald wiederholen würden.

Salinas Grandes

Wir liefen über den See aus Salz, beobachteten die alten Mercedes Rundhauber, welche das Salz abtransportierten und machten natürlich auch die obligatorischen Spaßfotos.

Spaß auf Salz

Grenzübertritt am Paso da Jama

Wir verließen die salzige Umgebung und suchten uns bei Susques einen Platz für unsere nun wirklich letzte Nacht in Argentinien. Wir fanden ein nettes, windgeschütztes Plätzchen, allerdings auf 3.600m ü.M. Das war unsere bis dahin höchste Nacht und sollte die Feuerprobe (zum Glück nicht wörtlich genommen) für unsere Dieselheizung werden. Offiziell ist die Funktion der Heizung nur bis auf eine Höhe von 2.700-3.000m ü.M. garantiert. Bei -8 Grad Außentemperatur mussten wir aber heizen, also wagten wir es und nach anfänglichem qualmen und stinken, funktionierte auch alles wunderbar und wir hatten es muckelig warm im Van.

Unser letzter Stellplatz in Argentinien

Am nächsten Morgen leistete uns eine kleine Lama Herde Gesellschaft beim Frühstück.

Lamas zum Frühstück

Etwas wehmütig machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zur Grenze. Um den Abschied etwas zu erleichtern, hatten wir uns einen besonders schönen Grenzübergang ausgesucht, den Paso da Jama. Der Grenze liegt hier auf 4.350m ü.M. und die Landschaft war wie so oft sehr besonders.

Unterwegs zum Paso da Jama

Wir sahen noch einige Vicunas, bevor wir kurz vor der Grenze noch schnell unsere letzten frischen Essensvorräte verkochten, damit diese nicht dem chilenischen Zoll zum Opfer fielen. Auf 4.100m ü.M. dauert das Kochen allerdings etwas länger als gewöhnlich, die Möhren waren auch nach 20 Minuten kochen noch ganz schön bissfest.

Kochen in luftigen Höhen

Dann ging es zum Grenzposten. Praktischerweise erfolgte die Ausreise aus Argentinien und die Einreise nach Chile hier im selben Gebäude. Nach 1.5 Stunden war alles erledigt. Und wir erklommen die letzten Höhenmeter zur offiziellen Grenze.

Grenzübergang am Paso da Jama, auf 4.350m. ü.M.
Muchas gracias y adios Argentina. Te extranaremos!

Hier endete unsere Zeit in Argentinien nun offiziell. Von den 8 Monaten in Südamerika, haben wir fast genau 5 Monate allein in diesem unglaublich großen, schönen, abwechslungsreichen, umwerfenden und vielfältigen Land verbracht. Land und Leute sind uns richtig ans Herz gewachsen und wir sind uns einig, dass wir auf jeden Fall noch ein drittes Mal hinreisen werden. Schon allein um NOCH MAL Patagonien zu bereisen (alle guten Dinge sind schließlich 3!).

Wehmütig passierten wir die Grenze und machten uns auf den Weg in die Atacama Wüste. Chile begrüßte uns mit einer unglaublichen Landschaft und brachte uns und den Van bald auf einen neuen Höhenrekord, sodass der Abschiedsschmerz dann doch schnell vergessen war.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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Chiles Norden: Vino, Pisco & Pasos

Teil 6 unseres Roadtrips durch Chile

Maipo Valley

Am 27. März ließen wir die Küste hinter uns und machten uns wieder auf den Weg ins Landesinnere von Chile, ins Maipo Valley. Die Landschaft änderte sich rasch, es wurde immer trockener, karger und wüstenartiger. Schließlich fanden wir uns inmitten von mannshohen, blühenden Kakteen wieder.

Für den nächsten Tag (unser 21. Jahrestag!) hatten wir uns zwei Weingüter rausgesucht. Zuerst besuchten wir das Weingut Santa Rita. Was uns als schönes Familienweingut beschrieben worden war, entpuppte sich als Weinfabrik. Hier war alles auf Masse ausgelegt – mehrere Millionen Flaschen pro Jahr und vermutlich ebenso viele Besucher und Touristen wurden hier abgefertigt. Noch dazu schienen wir mehr über Wein zu wissen als unser Gastgeber, daher war dies sicher kein Highlight, auch wenn das Weingut an sich sehr schön war.

Weingut Santa Rita

Auch das zum Weingut gehörige Andenmuseum war sehr sehenswert und zeigte viele Stücke der Osterinsel-Kultur und anderen indigenen Stämmen in Chile.

Im privaten Andenmuseum von Santa Rita

Für den Abend hatten wir uns für die Sunset Tour auf dem Weingut Alyan angemeldet. Dies war nun wirklich ein Familienweingut und weitaus weniger Massenabfertigung. Der kleine Haken hier allerdings: wir waren die einzigen europäischen Gäste, außer uns waren fast nur Brasilianer bei der Tour dabei und eine Handvoll Argentinier. Dementsprechend wurde die komplette Tour in „portunol“ durchgeführt, also einer bunten Sprachenmischung aus spanisch und portugiesisch.

Weingut Alyan

Es gab aber auch 7 verschiedene Weine zu probieren und spätestens nach dem 4. Glas verstanden wir alles, was die Brasilianer sagten und diese wiederum trauten sich plötzlich englisch zu sprechen. Somit wurde es ein feuchtfröhlicher und lustiger Abend. Ach ja, den Sonnenuntergang gab es natürlich auch.

🙂

Fahrt zum Paso Los Libertadores

Nach einer Nacht auf dem Weingut, nahmen wir uns am nächsten Morgen den sogenannten „Paso Los Libertadores“ vor, eine Passstraße und Grenzübergang nach Argentinien. Nach Argentinien wollten wir zwar (noch) nicht, aber die Passstraße ist ein echtes Highlight, da sie sich mit über 27 Haarnadelkurven, auf 2.700m ü.M. hochschlängelt und dabei tolle Ausblicke offenbart. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen, also ging es, nur zum Fahrspaß, hoch hinaus.

Haarnadelkurven am Paso Los Libertadores

Zurück an die Küste

Nach einer Übernachtung, am Beginn der Passstraße, zog es uns schon wieder Richtung Küste. Bei La Ligua fanden wir einen Traumstrand an dem sich schier endlos die Wellen direkt am Strand brachen, aber leider war es hier viel zu windig um zu bleiben. Daher fuhren wir noch weiter nach Norden, in den bei Chilenen beliebten Sommerferienort La Serena. Die Sommerferien waren ja längst vorbei, somit war nicht allzu viel los und hier konnte man auch direkt am Meer stehen.

Coquimbo bei Nacht

Wir verbrachten ein verlängertes Wochenende rund um La Serena und den Nachbarort Coquimbo. Während Christian den Skatepark unsicher machte, besuchte ich u. a. das Archäologische Museum, wo es eine weitere Maoi Statue von den Osterinseln zu sehen gab. Einfach faszinierend, diese Dinger!

Moai Statue in La Serena

Valle de Elqui

Wir behielten unsere Zick-zack-Route bei und steuerten als nächstes wieder ein Ziel im chilenischen Inland an, das Valle de Elqui. Das Elqui-Tal besticht nicht nur durch seine wüstenartige Landschaft, sondern ist besonders für den dortigen Weinanbau bekannt. In den grünen Oasen inmitten der sonst kargen Landschaft, wachsen nämlich überwiegend Muskateller Trauben, welche hier ausschließlich für die Herstellung von Pisco verwendet werden, die Hauptzutat unseres Lieblingscocktails, Pisco Sour.

Valle de Elqui

Pisco schmeckt ähnlich wie der italienische Grappa, allerdings handelt es sich nicht um einen solchen Tresterbrand. Stattdessen wird der hochprozentige Stoff aus den ganzen Muskateller Trauben gemacht, sprich es wird der Fruchtsaft, die Schale und die Kerne verwendet.

Im Örtchen Pisco besuchten wir die Destillerie „Los Nichos“, wo wir den gesamten Prozess in einer privaten Führung erklärt bekamen und anschließend natürlich auch verkosten durften.

Pisco Destillerie Los Nichos

Grenzübergang am Paso de Agua Negra

Nach einem Spaziergang durch den Ort, in dem sich wirklich alles nur um den Schnaps dreht, nahmen wir Kurs auf ein besonderes Highlight des südamerikanischen Kontinents: den Paso de Agua Negra. Die ca. 160km lange Passstraße führt einen durch die unglaublichste Landschaft auf 4.700m ü.M., wo die Grenze zwischen Chile und Argentinien liegt. Das ist der höchste Grenzübergang in Südamerika (aber noch nicht die höchste Passstraße, wie wir später rausfinden sollten).

Von Pisco ging es also los zur chilenischen Grenze. Denn ausreisen muss man schon bevor man sich auf die Passstraße begibt. Der Prozess war schnell erledigt und wir informierten die Grenzbeamten, dass wir eine Nacht unterwegs verbringen wollten und somit erst am nächsten Tag nach Argentinien einreisen würden. Das ist wichtig, denn die Grenzposten der beiden Länder kommunizieren täglich miteinander, wer da so auf der Straße unterwegs ist und kontrollieren, dass jeder sicher auf der jeweils anderen Seite ankommt, da diese Höhen ja nicht ganz ungefährlich sind und es unterwegs natürlich auch keinen Handyempfang gibt. Und auf 160km kann viel passieren.

Wir fuhren noch ca. 34km die Straße entlang, bis auf ca. 3.200m ü.M. der Teer endete und die Schotterstraße begann. Der Straßenbelag sollte sich auch bis Argentinien nicht mehr ändern. Zur Akklimatisierung verbrachten wir eine Nacht an einer Lagune auf 3.200m, bevor wir am nächsten Morgen die übrigen Kilometer und 1.500hm in Angriff nahmen.

Stellplatz an der Lagune auf 3.200m ü.M.

Gut erholt und akklimatisiert ging es nach dem Frühstück also rauf auf schwindelerregende Höhen. Langsam, aber sicher, arbeiteten wir uns auf der Schotterstraße voran. Aber schnell fahren würde hier sowieso niemand wollen. Die Landschaft ist einfach unglaublich. Wir mussten ständig anhalten, um Fotos zu machen und die Aussicht zu genießen.

Unterwegs auf dem Paso Agua Negra

Wie auf einem anderen Planeten! Und zum Glück war kaum etwas los auf der Strecke, denn wenn uns mal jemand entgegen kam, sahen wir vor lauter Staub erstmal nichts mehr. Die meisten Fahrzeuge, die uns entgegen kamen, waren Motorräder. Die Fahrer*innen konnten einem auf der Staubpiste echt leid tun. Die meisten die wir sahen, waren von Kopf bis Fuß beige gepudert. 😉

Unterwegs auf dem Paso Agua Negra

Bis auf 4.300m ging es einigermaßen sanft hinauf, dann wurde die Piste steiler und die Kurven enger, sodass wir größtenteils nur noch im ersten und manchmal zweiten Gang vorankamen. In der vorletzten Kurve vor dem höchsten Punkt, auf ca. 4.600m ü.M. passierte es dann. Beim Zurückschalten in den ersten Gang, ging Moby aus und kam nach dem Neustart nicht mehr vorwärts. Die Luft war zu dünn, die Straße zu steil, der Van zu schwer. Mist! Ein klassischer Fahrfehler, wir hätten die Kurve im ersten Gang und mit mehr Schwung nehmen müssen. Aber noch bevor wir dazu kamen einen zweiten Anlauf zu nehmen, hielt plötzlich neben uns ein SUV. Das war und blieb das erste und einzige Auto, welches uns an dem Tag überholte.

Sofort stieg ein Mann aus, der sich als Adrian vorstellte und uns auf Spanisch zu verstehen gab, dass wir auf keinen Fall den Motor ausmachen sollen. Wir sollten einfach kurz warten, sie würden uns jetzt abschleppen!

Noch bevor wir widersprechen konnten (wir hätten nämlich gerne selbst weiter rum probiert), parkte der SUV vor uns und holte ein Abschleppseil raus. Wenige Minuten später hing der Van am Seil und Adrian übernahm von Christian das Steuer. Christian gesellte sich in den SUV zu Juan Pablo und seiner Freundin Caroline, zwei Kolumbianer, die in Chile leben und Adrian, den Argentinier, der nun neben mir im Van saß, als Anhalter unterwegs aufgesammelt hatten, um ihn mit zurück nach Argentinien zu nehmen. Sowas kannste dir net ausdenken… 😉

Juan Pablo hatte jedenfalls schon öfter (deutschen) Wohnmobilen an der Stelle aus der Patsche geholfen und war daher nicht überrascht das auch wir nicht weitergekommen waren. Juan Pablo zog uns die ca. 600 fehlenden Meter hinauf, bis es wieder flacher wurde. Von dort aus kamen wir aus eigener Kraft weiter und die letzten Meter, bis zur offiziellen Grenze. Alle Beteiligten hatten an der kleinen Abschleppaktion viel Spaß und wir knipsten noch viele Fotos zusammen, bevor sich unsere Wege dann wieder trennten.

Die Abschleppcrew!

Und dann standen wir da, auf 4.780m ü.M., (also ca. auf der Spitze des Matterhorns) mit unserem rollenden Zuhause und überschritten zum 5. Mal die Grenze von Chile nach Argentinien.

Moby an Südamerikas höchstem Grenzübergang auf 4.780m ü.M.

Was für ein tolles Erlebnis. Und es war ja noch nicht vorbei. Der Weg runter nach Argentinien war mindestens genauso schön und aufregend wie der chilenische Teil. Die Landschaft blieb nicht von dieser Welt. Wir fanden sogar noch ein paar Schneefelder.

Schneereste am Paso Agua Negra

Langsam und bremsenschonend schlängelten wir uns bis zur argentinischen Grenzstation auf 1.900hm. Nach der erfolgreichen Einreise suchten wir uns nur noch einen ruhigen Stellplatz, mal wieder an einem Fluss, wo wir das erlebte erstmal sacken ließen und uns von den schwindelerregenden Höhen erholten.

Am nächsten Morgen ging es dann weiter mit unserem Roadtrip durch den Norden von Argentinien. Dazu dann demnächst mehr. 😊

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Chiles Norden: Von der Küste in die Großstadt (und zurück)

Teil 5 unseres Roadtrips durch Chile

Nach über zwei Wochen rund um Pucon, ging es am 14. März über die Panamericana ca. 450km weiter gen Norden. Unser nächstes Ziel war die Region Maule, in der das Colchagua Valley liegt – eins der bekanntesten Weinanbaugebiete von Chile.

Colchagua Valley

Nach einer Zwischenübernachtung an einem Fluß, kamen wir schließlich im Örtchen Santa Cruz an, dem Herzstück des Colchagua Valleys. Nach einem Bummel durch den Ort, steuerten wir das Weingut „Viu Manent“ an. Hier gab es nach einer geschichtlichen Einführung und einem Spaziergang durch die Weinreben eine Verkostung mit 5 leckeren Weinen. Zum Glück konnten wir im Anschluss den Rest des Abends und die Nacht direkt auf dem Weingut verbringen.

Cheers to life!

Pichilemu

Um nicht Gefahr zu laufen noch mehr Weingüter zu besuchen, machten wir uns auf den Weg an die Pazifikküste, genauer gesagt, in den Ort Pichilemu. Pichilemu ist die Surf-Hauptstadt von Chile. In Puerto Varas hatten wir Maureen und Ignazio kennengelernt, die aus der Stadt kommen und uns empfahlen unbedingt dort vorbeizuschauen.

Leider war nach unserer Ankunft vom Strand und Meer nicht viel zu sehen – es herrschte ein dichter Nebel über dem Ort. Später erfuhren wir, dass dies dort keine Seltenheit ist und aufgrund eines besonderen Mikroklimas in der Region öfter auftritt.

Am trüben Strand von Pichilemu

Nach einem kurzen Strandspaziergang machten wir uns auf Stellplatzsuche. Sobald wir Pichilemu hinter uns ließen, zeigte sich wieder die Sonne. Die Strecke führte an Salinen vorbei, bis wir schließlich wieder an einem Flussufer fündig wurden. Dort verbrachten wir zwei entspannte Sommertage. In der zweiten Nacht gesellte sich eine chilenische Großfamilie zu uns. Innerhalb von Minuten entstand eine kleine Zeltstadt hinter uns und es wurde bis spät in die Nacht gegrillt, getrunken und gefeiert.

Ein Wal am Flußufer

Wir gaben Pichilemu noch mal eine zweite Chance und diesmal hatten wir deutlich mehr Wetterglück und wir konnten sehen, warum dieser Ort so beliebt ist. Die Strandpromenade verläuft auf einer Klippe über dem Meer. Von dort aus, hatte man perfekte Sicht auf die Wellenreiter und auch die schwarzen Pelikane, die auf Futterjagd waren.

An der Promenade von Pichilemu

Wie es der Zufall wollte, trafen wir auch noch mal auf Maureen und Ignazio, die ebenfalls dabei waren sich in die Wellen zu stürzen. Die beiden gaben uns noch einige Tipps für den Rest von Chile und dann trennten sich unsere Wege wieder.

Für uns ging es weiter die Küste entlang, Richtung Santiago. Vorher legten wir aber noch einen weiteren Stopp am Meer ein. Im Örtchen Navidad war es aber so stürmisch, dass wir am Meer keine ruhige Minute gehabt hätte, somit landeten wir wieder an einem Flussufer, wo es deutlich ruhiger zuging.

So lässt es sich „arbeiten“ 😉

Santiago de Chile

Am nächsten Mittag ging es von dort los nach Santiago, die Hauptstadt von Chile. Dort hatten wir ab dem nächsten Tag ein kleines Apartment im Stadtzentrum gemietet, genauso wie wir es auch 2015 schon gemacht hatten. Ruhige und einigermaßen schöne Stellplätze gab es nämlich keine in der Stadt, geschweige denn Campingplätze. Wir steuerten einen bewachten Parkplatz an, auf dem wir die erste Nacht verbrachten. Diese Erfahrung bestätigte unsere Entscheidung – es war so laut und mit über 30 Grad am Tag auch so heiß, dass wir es im Van vermutlich nicht lange in der Stadt ausgehalten hätten.

So bezogen wir am Montag den 20.03. unser kleines Apartment im 22. Stock eines Hochhauses, von dem aus man einen Blick über die Dächer der Stadt hatte – naja, nur über das angrenzende Viertel. Die 7 Mio. Einwohnerstadt Santiago ist nicht gerade überschaubar.

Ausblick aus unserem Apartment

Wir verbrachten fünf spannende Tage in der Stadt und genossen nach all der Natur in den vergangenen Monaten, mal wieder das Big City Life.

Trotz Sommerhitze erkundeten wir fast alles zu Fuß, schauten uns die verschiedenen Viertel an, gingen in Museen, erklommen die Hausberge in der Stadt, futterten uns durch die vielen, fantastischen asiatischen Restaurants, tranken den ein oder anderen Pisco Sour und machten etwas, was wir zuletzt 2019 gemacht hatten: wir gingen ins Kino! 😊

Blick vom Cerro Lucia auf die Innenstadt
Plaza de Armas

Wie immer in größeren Städten, schlossen wir uns auch hier einer Walking Tour an, in der wir viel über die Diktatur in den 70er und 80er Jahren erfuhren, aber auch über die Studentenaufstände der vergangenen Jahre. Im Vergleich zu unserem ersten Besuch in 2015, hat sich die Stadt stark gewandelt. Überall sieht man die Spuren der Aufstände, in Form von beschmierten Hauswänden. Nahezu jedes Haus, Gebäude und Ladengeschäft in der Stadt ist mit Parolen und Tags beschmiert. Zahlreiche Läden sind verrammelt und verlassen, die Covid Pandemie und die Aufstände haben viele Geschäftsleute in die Knie gezwungen.

Auch kamen während der Pandemie viele Flüchtlinge ins Land, vor allem Venezuelaner*innen und Menschen aus den Mittelamerikanischen Ländern. Ein Großteil von ihnen lebt inoffiziell und in großer Armut, an vielen Stellen in der Stadt haben sich wilde Zeltcamps gebildet. Überall in den Straßen verkaufen Menschen, was sie gerade so übrighaben: abgetragene Kleidung, verschiedene Kabel und Stecker, gebrauchte Haushaltswaren, oder auch hausgemachtes Essen (von dem man aus hygienischen Gründen lieber Abstand nehmen sollte, wie unser Tourguide sagte). So entspannt und ruhig, wie wir Santiago in Erinnerung hatten, war es jedenfalls nicht mehr.

Ein besonderes Erlebnis hatte Santiago noch für uns bereit: als wir gerade in der Stadt unterwegs waren und in einer Apotheke standen, bebte plötzlich der Boden und alles um uns herum. Die Glasvitrinen klirrten, Produkte fielen aus den Regalen. Wir sahen uns und die Verkäuferin ratlos an, die dann nur stammelte: Terremoto – ein Erdbeben. So schnell wie es begonnen hatte, war der Spuk auch wieder vorbei, aber der Schreck saß uns und allen Menschen um uns herum ganz schön in den Knochen. Sofort holten alle ihre Handys raus und riefen ihre Lieben und Familien an, um zu hören, ob alles OK ist.

Zum Glück war es nur ein kleines Erdbeben, mit 5,4 auf der Richterskala und das Epizentrum lag einige Kilometer außerhalb von Santiago. Lt. den Medien war niemand zu Schaden gekommen, obwohl sich sogar an einem Hügel in Santiago eine kleine Steinlawine gelöst hatte. 
Die ganze Region rund um Santiago ist sehr Erdbeben gefährdet, alle Schäden, die bei einem Beben unter 7 auf der Richterskala entstehen, können nicht mal versichert werden. Aber Alltag ist es deswegen noch lange nicht. 

Nach fünf Tagen Großstadtleben, zogen wir wieder zurück in unser kleines, rollendes Zuhause und setzten unsere Reise fort.  

Bevor wir Santiago ganz hinter uns ließen, besuchten wir noch eins der Weingüter, welche am Rande der Stadt liegen. Wie schon 2015, landeten wir wieder beim Weingut Cousino Macul. Unser erster Besuch von damals war uns in äußerst guter Erinnerung geblieben und auch diesmal bekamen wir wieder eine sehr nette Führung und ein Tasting. Auch war die Gruppe, mit der wir zusammengewürfelt wurden, war sehr nett und wir kamen direkt mit allen ins Gespräch und tauschten Reisetipps aus, was die Führung schließlich etwas länger werden ließ als eigentlich geplant und dazu führte, dass unsere Gastgeberin etwas ungeduldig wurde.

Weinverkostung bei Cousino Macul

Valparaiso & Vina del Mar

Nach einer Nacht außerhalb der Stadt, zog es uns weiter zu unserem nächsten Ziel: die Küstenstadt Valparaiso, auch Valpo genannt. Auch dort waren wir 2015 schon mal für zwei Tage und hier hatte sich auch deutlich weniger verändert als in Santiago oder anderen Teilen von Chile. Das bunte Valparaiso versprühte immer noch denselben künstlerisch-abgeranzten Charme wie damals.

Buntes Valparaiso

Valparaiso war mal die wichtigste Hafenstadt des Kontinents, bis zur Eröffnung des Panama Kanals. Heute spielt der Hafen nur noch eine untergeordnete Rolle, dennoch hat er das Gesicht der Stadt geprägt. Die vielen bunten Häuser sind z. B. dadurch entstanden, dass sich die Hausbesitzer früher einfach alte Containerwände für die Verkleidung ihrer Häuser geholt haben. Um diese farblich zu gestalten, nahm man die Farbreste von Schiffrestaurationen. Die bunten Hauswände sind bis heute geblieben und wurden teilweise noch weiter verschönert – Valpo ist auch die Stadt der Murals.

Es gibt kaum eine Hauswand, welche nicht mit einem dieser Kunstwerke verschönert wurde. Von lebensechten Portraits von Mensch und Tier, über sozial kritische Murals bis hin zu Comiczeichnungen ist alles dabei.

Wie schon in Santiago, schlossen wir uns auch in Valpo wieder einer Walking Tour an und erfuhren dabei auch viel über die Bedeutung einzelner Murals und deren Künstler.

Valparaiso ist aber auch die Stadt der Hügel. Insgesamt gibt es über 20 Stück. Man muss hier definitiv gut zu Fuß sein, oder kann alternativ mit einem der 8 Aufzüge bzw. Zahnradbahnen steil hinauf (oder hinab) fahren.

So sieht Aufzug fahren in Valpo aus

Jeder Hügel ist ein Viertel für sich. Vom ruhigen Anwohnerviertel bis hin zum Künstlerviertel ist alles vertreten und es macht Spaß, sich in den verwinkelten Gassen zu verlieren und sich überraschen zu lassen, wo man landet. Dank der bunten Wände gibt es überall genug zu sehen, sodass einem sicher nicht langweilig wird. Wirklich eine spannende Stadt!

Nach zwei Tagen in Valparaiso, verschlug es uns einen Ort weiter, nach Vina del Mar, quasi die vorzeigbare Schwester von Valpo. Statt bunter Häuser findet man hier eher hübsche Stadtvillen und moderne, große Hotels. Dennoch hat auch Vina del Mar seinen Charme.

Wir schauten uns zuerst eine Maoi Figur an. Von diesen berühmten Statuen der Osterinseln, gibt es weltweit nur drei Stück außerhalb des Archipelagos. Und eine davon steht in Vina.

Moai Statue in Vina del Mar

Beim Anblick der knapp 3m hohen Statue bekamen wir schon auch Lust die Osterinseln zu besuchen, aber leider ist das ein sehr teures Unterfangen. Somit müssen die Osterinseln weiter auf uns warten. Stattdessen begnügten wir uns mit einem Spaziergang an der Promenade von Vina, bis hin zur berühmten „Reloj del Flores“, der Blumenuhr, dem Wahrzeichen der Stadt.

Reloj del Flores – die Blumenuhr

Warum darum so ein Hype gemacht wird, wurde uns nicht ganz klar, wenn man direkt davorsteht, kann man nicht mal die Uhrzeit ablesen, aber na gut. 😉

Wir fuhren noch einen Ort weiter, nach Concon. Concon wurde uns vor allem als DIE Stadt für gute Fisch- und Meeresfrüchterestaurants angepriesen, zuerst landeten wir jedoch auf der großen Sanddüne, am Eingang der Stadt. Die Düne ist nicht ganz so hoch und eindrucksvoll wie die Dune du Pilat in Frankreich, dennoch ein besonderer Anblick, so eine Düne mitten zwischen zwei Orten, gegenüber einem Einkaufszentrum.

So viel Sand und keine Förmchen!

Wir erklommen die ca. 35m hohe Düne für einen Ausblick zurück bis Valaparaiso und über den Pazifik.

Später wurden wir direkt am Meer gleich in doppelter Hinsicht fündig – wir fanden einen schönen Platz für Moby und ein fantastisches peruanisches Fischrestaurant, in dem wir einen schönen Abend verbrachten. Das fühlte sich fast wie Urlaub an.

Eigentlich sind wir nur zum essen hier! 😉

Der nächste Tag begrüßte uns mit diesigem Regenwetter, also ließen wir die Küste wieder hinter uns und machten uns auf ins Maipo Valley, dem größten Weinanbaugebiet von Chile.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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