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2023 Allgemein Blogbeiträge Bolivien Länder Südamerika

Das bolivianische Altiplano & der Salar der Uyuni

Teil 1 unseres Roadtrips durch Bolivien

Willkommen in Bolivien!
Das Land der Vielfalt, sei es im Hinblick auf die zahlreichen Bodenschätze, der diversen Flora und Fauna oder dem Fakt, das Bolivien die größte multi-ethnische Gesellschaft in ganz Südamerika hat. Rund 60% der Bevölkerung sind indigener Abstammung. Nicht umsonst nennt sich Bolivien selbst eine “Plurination“. Es gibt 36 identifizierte, ethnische Gruppen und ebenso viele anerkannte Sprachen. Die kommenden Wochen sollten also in jeglicher Hinsicht bunt, spannend, aber sicher auch herausfordernd werden und unsere Vorfreude war riesig! 😊

Road to Uyuni

Nachdem wir am 27. April am späten Nachmittag erfolgreich nach Bolivien eingereist waren, dämmerte es schon. Somit verbrachten wir die erste Nacht wenig idyllisch, direkt nach der Grenzstation, zwischen LKWs und einigen verlassenen Häusern. Am nächsten Morgen ging es dann frisch los, Richtung Uyuni. Vor uns lagen knapp 250km auf der Straße Nr. 701, die uns als zwar ungeteerte, aber gut ausgebaute Strecke beschrieben worden war. Naja, offensichtlich hat man in Südamerika eine andere Definition von gut ausgebaut. Aber das hätten wir uns ja eigentlich schon denken können…

Die staubige Schotterpiste wurde von unzähligen Baustellen unterbrochen – so viel zum Thema gut ausgebaut. Anders als in Europa, waren die Baustellen-Umleitungen hier nicht sonderlich präpariert, es waren halt ausgefahrene Sandpisten, teilweise mit ordentlichen Steigungen. Wir hielten ein paar Mal die Luft an und hofften inständig, uns nicht irgendwo festzufahren. Einmal blieb vor uns ein SUV kurz stecken und wir dachten schon, das wars dann jetzt für uns, aber zum Glück ging alles gut, Moby kämpfte sich wacker durch, auch wenn er das ein oder andere Mal „ins Schwimmen“ kam.

Was noch hinzu kam, war der Gegenverkehr. Der bestand zu 90% aus rasenden LKWs. Jedes Mal, wenn uns einer entgegenkam, war für einige Sekunden die Sicht weg, da wir komplett in Sand und Staub gehüllt wurden. Als wir nach knapp 80km das erste Mal wieder auf Teer trafen, war ich kurz davor den Boden zu küssen. 😉 Aber die Freude hielt nicht lange an, bald fanden wir uns wieder auf Ripio, also auf einer Wellblech-Schotterpiste, wieder und so blieb es auch, bis wir nach 6 Stunden Fahrt endlich in Uyuni ankamen. Halleluja!

Die staubige Piste nach Uyuni

Uyuni kannten wir bereits von unserem kurzen Aufenthalt in 2015, nach der Jeep Tour über den Salar, aber hier hatte sich scheinbar nicht viel verändert. Ähnlich wie in San Pedro, sind auch hier nahezu alle Straßen ungeteert, es ist dreckig, sandig und staubig. Die Häuser sind alle max. 3-stöckig und aus einer Mischung aus Lehm, Stroh und sandigen Steinen gebaut. Verputzt wird hier nichts. Alles ist einheitlich grau-braun. Dazu die vielen zotteligen Straßenhunde und der Plastikmüll, der vom Wind durch die Straßen gefegt wird – ehrlich gesagt ist das kein Ort zum Ankommen und wohl fühlen.

Das einzig schöne Bauwerk in Uyuni – der Uhrenturm

Was das Straßenbild etwas aufhellt, sind jedoch die Bolivianer. Besonders die Frauen stechen hervor, nahezu alle tragen die landestypische Bekleidung: mehrlagige, bunte, knielange Röcke, darunter dicke Strümpfe und Sandalen, bunte Blusen & gestrickte Umhänge und natürlich das wichtigste Accessoire: einen Hut. Außerdem haben fast ausnahmslos alle Frauen diese wunderschönen, dicken, langen schwarzen Haare, um die man sie wirklich nur beneiden kann. Die Haarpracht wird zumeist auf dem Rücken zu zwei langen Zöpfen geflochten und gerne mit bunten Bommeln verziert.

Typisches Outfit einer indigenen Bolivianerin

Handtaschen trägt hier kaum eine Person, mal abgesehen von multifunktionalen Plastiktüten. Was die Leute mit sich tragen, wird in landestypischen bunten Tüchern auf den Rücken gebunden. Seien es Kleinkinder, Einkäufe, Feuerholz oder Produkte, die sie auf dem Markt oder am Straßenrand verkaufen wollen. Mit einem Mal waren wir hier wirklich in einem komplett anderen Kulturkreis gelandet. Super spannend!

Wir nutzen den angebrochenen Tag, um den Van innen und außen vom Sand und Salz der letzten 250km zu befreien und holten uns die ersten Infos zu den Jeeptouren ins bolivianische Hochland ein. Auf der Suche nach einem einigermaßen „sauberen“ Stellplatz, wurden wir bei einem Hotel am Ortsrand fündig. Die herzliche Besitzerin überschlug sich fast vor Gastfreundlichkeit und bot uns an alles zu benutzen, was wir nur wollten. Wir durften für ein kleines Trinkgeld windgeschützt und einigermaßen staubfrei, auf dem Hof vorm Haus parken und konnten sogar den Luxus eines Badezimmers genießen.

Da wir uns nicht länger als unbedingt nötig in Uyuni aufhalten wollten, buchen wir am nächsten Tag direkt eine dreitägige Jeeptour und erledigten alle dafür notwendigen Besorgungen. Nach der zweiten Nacht vorm Hotel, ging es am 30. April schließlich los.

Jeeptour durchs bolivianische Altiplano

Zusammen mit den Holländerinnen Veerle und Veronique, dem Briten Jordan, dem US-Amerikaner Sean und unserem bolivianischen Fahrer und Guide Luis, begann die Tour mit dem Besuch des „Cemeterio de Trenes“, also dem Eisenbahnfriedhof, am Rande von Uyuni. Seit den 1940er Jahren, rosten die ausrangierten Loks hier langsam aber sicher vor sich hin.
Dort war die Hölle los als wir ankamen, da natürlich alle Jeeptouren zur gleichen Zeit starten. Da wir den Ort schon kannten und auch wussten, dass wir später selbst noch mal herkommen würden, konnten wir das entspannt betrachten und machten nur einige wenige Fotos.

Rush Hour auf dem Eisenbahnfriedhof

Danach ging es weiter zum ersten großen Highlight der Tour und ab auf den Salar de Uyuni – den mit über 10.000km² größten Salzsee der Welt. Vorbei an den blubbernden Ojos del Salar, ging es weiter zum Rallye Dakar Denkmal, welches inzwischen Farbe bekommen hat (bei unserem ersten Besuch 2015 war es noch weiß).

Ojos del Salar

Direkt daneben, befindet sich das Flaggenmonument.

Flaggenmonument auf dem Salar de Uyuni

Hier darf jeder der möchte, sich mit seiner Landesflagge verewigen. Wir hatten immerhin einen unserer Sticker dabei, der nun einen der Fahnenmaste ziert.

Von dort ging es dann ab aufs scheinbar endlose Salz.

Salz ohne Ende

Nachdem der passende Spot gefunden war, begann die Fotosession. Luis musste sich also auch als Fotograf betätigen. Und er kam vorbereitet. Er hatte eine Godzilla Figur dabei, somit entstanden einige lustige Bilder. 😊

Auf der Flucht vor Godzilla

Unsere treuen Begleiter Theo und Söt kamen natürlich auch zum Einsatz und ganz groß raus!

Der nächste Stopp war ein weiteres Highlight: die Insel Incahuasi. Mitten auf dem Salar, thront diese kleine, von tausenden Kakteen bewachsene Insel. Die riesigen Kakteen haben schon viele Jahre auf dem stacheligen Buckel, sie wachsen pro Jahr im Durchschnitt nur 1mm.

Isla Incahuasi, mitten auf dem Salzsee

Über die Insel führt ein kleiner Wanderweg, von wo aus man immer neue Ausblicke auf die umliegende, weiße Landschaft bekam. Unglaublich, dieser Ort.

Isla Incahuasi

Bevor es in die Unterkunft für die Nacht ging, bestaunten wir noch den Sonnenuntergang über dem Salar.

Sonnenuntergang über dem Salar de Uyuni

Die erste Nacht verbrachten wir dann in einem Salzhotel. Dort ist wirklich alles aus Salz: Wände, Möbel, Dekoration, alles. Nur am Essen fehlt es tatsächlich.

Unser romantisches Zimmer aus Salz 😉

Der zweite Tag führte uns an verschiedenen Lagunen vorbei. Zunächst stoppten wir an der Laguna Canapa. Hier fühlten wir uns sofort wieder wie in einer anderen Welt. Die Lagune, die Berge, die Flamingos, die Vicunas, das Zusammenspiel der pastelligen Farben, ohne harte Kontraste. Unbeschreiblich schön. Fast schon surreal!

Laguna Canapa
Flamingos in der Laguna Canapa

Weiter ging es zur Laguna Hedionda, auch „Stinky Lagune“ genannt, da es hier ziemlich nach faulen Eiern stinkt, was an den weißen Sulfurablagerungen liegt. Die Flamingos schien es jedoch nicht zu stören.

Flamingos in der Laguna Hedionda

Wir kamen noch an einer weiteren Lagune vorbei, bevor wir durch den „Paso del Inca“ auf 4.500m ü.M. rumpelten. Hier entschied Luis, dass es ein guter Zeitpunkt zum Mittagessen wäre, so gab es ein Picknick aus dem Kofferraum.

Rustikales Kofferraum-Picknick

Es dauerte nicht lange, bis sich zwei Viscachas zu uns gesellten. Die süße Mischung aus Hase und Chinchilla war scheinbar Menschen gewöhnt und blieb unweit von uns sitzen und hoffte, dass ein paar Möhrchen abfallen würden (was dann natürlich auch passierte).

Viscacha, auch Andenhase genannt

Nach der Mittagspause ging es vorbei am „Arbol de Piedra“, dem Baum aus Stein, bis zu meinem persönlichen Highlight der Tour: der Laguna Colorada.

Laguna Colorada

Durch im Wasser enthaltene Mikroorganismen, leuchtet das Wasser bei Wind rot. Die unzähligen Flamingos und die umgebenden Vulkane, tun ihr Übriges, um diesen Anblick so besonders zu machen.

Flamingos in der Laguna Colorada

Im Vergleich zu 2015, darf man inzwischen aber scheinbar nicht mehr überall und nah ran an die Laguna. Somit sahen wir diesmal keine Lamas am Ufer grasen, was beim letzten Mal noch der Fall war. Dennoch auch beim zweiten Mal noch ein unglaublicher Anblick.

Zum Abschluss des Tages, ging es noch mal hoch hinaus. Auf knapp 5.000m ü.M. trafen wir auf die Geysiere „Sol de Manana“. Angetrieben von einem unterirdischen Vulkan, blubbert und dampft es hier aus allen Ecken und Enden. Der schwefelige Geruch und die dünne Luft machten es nicht gerade angenehm dazwischen herumzulaufen, aber der Anblick war schon faszinierend.

Sol de Manana in Action

Dann ging es wieder ein Stück runter aus der Höhe, auf 4.300m ü.M. und zum rustikalen Hostel für die Nacht. Ohne warmes Wasser und Heizung, waren die neben dem Hostel liegenden heißen Quellen schon verlockend. Die 10 Minuten Fußweg durch nächtliche Minusgerade, nahmen mir aber die Lust auf dieses Erlebnis, somit wagte sich Christian allein, bzw. in Begleitung zwei unserer Mitreisenden, ins warme Becken.

Heiße Quellen bei Nacht

Nach einer kalten und nicht ganz so prickelnden Nacht (auf über 4.000m schlafen will gelernt sein), führte uns der dritte und letzte Tourentag als erstes in die sogenannte Dali-Wüste. Diese verdankt ihren Namen schlicht daher, dass sich jemand beim Anblick der Landschaft an ein Dali Gemälde erinnert fühlte.

Desierto de Dali

Vielleicht nur was für Kunstkenner. 😉 Die umliegenden 12-farbigen Berge, fanden wir da fast spannender.

12-farbige Berge

Bevor wir unseren Mitfahrer Jordan an der Grenze nach Chile absetzten, statteten wir den Lagunas Blanca & Verde noch einen Besuch ab. Die hatten wir ja schon vom Cerro Toco aus gesehen. Ähnlich wie bei der Laguna Colorada, sorgen Mikroorganismen und Algen hier für eine Verfärbung des Wassers – allerdings nur bei Wind sichtbar, da dieser die Wasseroberfläche aufwirbelt. Da es bei unserem Besuch windstill war, hatten einfach beide Lagunen dieselbe Färbung.

Lagunas Blanca & Verde

Trotzdem schön!

Nun stand uns der lange, rumpelige Rückweg nach Uyuni bevor. Aber ein Ass hatte Luis noch im Ärmel: die Laguna Mystica. Vorbei an Felsformationen und grasenden Lamas, führte ein Trampelpfad zu einer versteckten Lagune. Mit ein bisschen klettern, gelangten wir hinauf auf einen Aussichtspunkt mit tollem Rundumblick.

Familie Lama
Laguna Mystica

Danach hieß es aber wirklich 4 Stunden durchhalten, bis wir schließlich wieder im staubigen Uyuni ankamen. Dort bezogen wir wieder den Hof des Hotels, genossen eine lange, heiße Dusche und ließen erstmal wieder alles Erlebte und Gesehene sacken.

Auch beim zweiten Mal war diese Tour wie eine Reise in eine andere Welt und an Naturschönheit schwer zu toppen. Außerdem waren wir echt froh mit unserer Entscheidung, wieder auf eine organisierte Tour zurückzugreifen, statt diese endlosen Sand- und Schotterpisten mit dem Van zu bezwingen. Einige andere Reisende, die wir getroffen haben, hatten dies auch ohne Offroad-Fahrzeug gewagt und die Meisten sind nicht schadfrei rausgekommen bzw. haben nach eigener Aussage die Tour nicht genießen können, da die Pisten Mensch und Maschine wirklich alles abverlangen und viele Nerven kosten.

Moby Dick on Salt!

Aber eins der Highlights wollten wir auf jeden Fall mit dem eigenen Van erleben – die Fahrt auf den Salar de Uyuni. Also ging es am nächsten Morgen auf zum Unterbodenversiegeln, um die Karosserie bestmöglich vor Salzkorrosion zu schützen und dann los Richtung Salar.

Der erste Stopp war wieder das Dakar- und das Flaggenmonument.

Rallye Dakar Monument
Flaggenmonument

Danach suchten wir uns ein schönes Plätzchen auf dem Salzsee. Sich auf 10.000km² für einen Spot zu entscheiden, ist gar nicht so einfach. 😉

Zuhause auf dem Salar de Uyuni

Natürlich machten wir erneut unzählige Fotos und spielten mit den Perspektiven.

Am späten Nachmittag zog es uns zur Kakteeninsel, Isla Incahuasi, wo wir die Nacht verbringen wollten. Dies war für uns ein weiterer großer Meilenstein dieser Reise, auf den wir uns schon lange gefreut hatten.

Unser Zuhause vor der Isla Incahuasi

Nach Sonnenuntergang waren wir (bis auf einen französischen LKW-Camper, der auf der anderen Seite der Insel stand) die einzigen Menschen weit und breit. Und wir hatten Vollmond, dadurch leuchtete die endlos weiße Salzoberfläche fast taghell.  

Wohl einer unserer spektakulärsten Stellplätze ever!

Wohl einer der schönsten und besondersten Campingspots den wir auf dieser Reise hatten. Zum Sonnenaufgang erklommen wir am nächsten Morgen dann noch mal die Insel.

Sonnenaufgang an der Isla Incahuasi
Sonnenaufgang an der Isla Incahuasi

Was für ein unglaublicher Ort!

Nach dem gemütlichen Frühstück, mitten auf dem Salar, machten wir uns auf den Rückweg nach Uyuni, wo wir noch mal einen Stopp auf dem Eisenbahn-Friedhof einlegten, den wir diesmal ganz für uns hatten.

Train Cemetery in Uyuni

Dann ging es schnurstracks in die Autowäscherei, um das Salz wieder loszuwerden. Da dies unser dritter Besuch in nur einer Woche war, gehörten wir hier schon zu den Stammkunden und wurden nicht ohne Selfies vom Hof gelassen.

Drei Daumen für einen sauberen Van!

Wir füllten noch unseren Tank auf, was in Bolivien nicht immer so einfach ist. Touristen zahlen hier, staatlich geregelt, den doppelten Preis für Benzin und Diesel und manche Tankstellen, lassen einen als Ausländer auch nicht tanken, da ihnen der Aufwand mit der Abrechnung zu groß ist. Dies ist uns bisher zwar nur 1-2x passiert, aber es wird immer ein bisschen gemauschelt.
In Uyuni bekamen wir z. B. 10 Liter zum offiziellen Touristenpreis für 10 Bolivianos, inkl. Quittung. Die restlichen Liter erhielten wir für einen leicht reduzierten Preis, á 8 Bolivianos, ohne Quittung. Wir zahlten somit immer noch knapp 50% mehr als die Bolivianer und die Differenz wanderte vermutlich in die Tasche des Tankwarts, aber so ist das hier eben, das Spiel muss man mitmachen, wenn man einen vollen Tank möchte und selbst der offizielle „Touri-Preis“ ist mit umgerechnet 1.20€ pro Liter noch relativ human.

Sobald das erledigt war, ging es endlich raus aus dem staubig, dreckigen Uyuni. Als nächstes nahmen wir Kurs auf die Stadt der Silbermienen, Potosi, auf 4.000m ü.M.

Aber dazu demnächst mehr… 😊

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2023 Blogbeiträge Chile Länder Südamerika

Die Atacama Wüste

Der 7. und letzte Teil unseres Roadtrips durch Chile

Am 19. April reisten wir ein (vorerst) letztes Mal nach Chile ein. Wir überschritten auf 4.350m ü.M. die Grenze am Paso da Jama und während wir noch ein wenig Argentinien hinterher trauerten, packte Chile direkt die großen Aussichten aus.

Ab in die Wüste!

Wir waren nun auf dem direkten Weg in die Atacama Wüste und schon hier, auf der Passstraße, schienen wir auf einem anderen Planeten gelandet zu sein. In der Ferne sahen wir die ersten schneebedeckten Vulkanspitzen, davor lag die schier unendliche Wüstenlandschaft, gespickt mit einigen Salzseen und blauen Lagunen.

Salar Loyoques

Wir kamen vorbei am Salar Loyoques, der Laguna Tara, vor der die Vicunas „grasten“ und den Felsen des Salar Tara.

Vicunas vor der Laguna Tara

Dabei arbeiteten wir uns kontinuierlich und kaum merklich weiter bergauf. Beim Blick auf meine Sport-Uhr stellte ich irgendwann fest, dass wir auf knapp 4.800m über dem Meeresspiegel waren. Unser und Mobys Rekord bis dahin! Zum Vergleich: wir standen hier quasi auf der Spitze des Mont Blanc. Mit unserem Van!

Vulkanblick auf 4.800m über dem Meeresspiegel

Von dort aus ging es dann langsam wieder bergab. Unser Ziel, San Pedro de Atacama, liegt auf 2.500m ü.M. somit hatten die Bremsen einiges zu tun. Zum Glück gab es weiterhin links und rechts der Straße viel zu sehen und somit unzählige Gründe anzuhalten.

Schließlich tauchte auch der ikonische Vulkan Licancabur auf, der mit knapp 6.000m Höhe, auf der Grenze zwischen Chile und Bolivien steht.

Vulkan Licancabur

San Pedro de Atacama

Wir erreichten San Pedro am späten Nachmittag und waren von der eindrucksvollen Fahrt und den vielen Höhenmetern so platt, dass wir es gar nicht mehr in den Ort selbst schafften, sondern einfach am Ortsrand stehen blieben und erstmal alles sacken ließen.

Am nächsten Tag machten wir uns dann auf ins „Pueblo“ wie die Locals den Ort nennen. Sofort stellten wir fest, dass sich seit unserem ersten Besuch in 2015 kaum was verändert hatte. Im ganzen Ort sind immer noch sämtliche Straßen ungeteert, staubig und sandig. Im Ortskern reiht sich Hostel, an Restaurant, an Souvenirgeschäft, an Reiseagentur. Denn San Pedro ist der Hub der Atacama Wüste. Von hier aus gehen alle Touren in die Umgebung, in der es sonst kaum größere Ortschaften gibt. Dementsprechend ist die Backpackerdichte hier sehr groß.

Spaziergang durch San Pedro de Atacama

Wir erkannten sogar einige Kneipen und Bars wieder und fanden auch die Agentur, bei der wir damals unseren Bolivien Trip gebucht hatten, wieder. In einer anderen Agentur ließen wir uns über die verschiedenen Touren und Wegbeschaffenheiten der Umgebung aufklären, wohlwissend, dass wir keine davon buchen würden, da wir ja alles mit dem Van machen wollten.
Es gab jedoch eine Ausnahme: eine Stargazing Tour. Die Atacama Wüste ist nicht nur der trockenste Ort der Welt, sondern auch der dunkelste. Der Mangel an größeren Orten, Flughäfen und Städten sorgt dafür, dass es so gut wie keine Lichtverschmutzung gibt und durch die Trockenheit, stören auch kaum Nebel oder Wolken die Sicht. Daher gibt es hier unzählige Sternwarten und private Anbieter, die Sternbeobachtungstouren anbieten. Auch das hatten wir 2015 schon gemacht und dabei durch riesige Teleskope, unglaubliche Dinge am Himmel gesehen. Dies wollten wir noch mal erleben und buchten noch für die gleiche Nacht eine Tour.

Wir hatten Glück und eine mondlose Nacht erwischt, sodass die Milchstraße hell über uns leuchtete, man innerhalb weniger Minuten mehrere Sternschnuppen sah und man auch mit bloßem Auge sogar Planeten erkennen konnte. Der Astrologe, der die Tour leitete, erklärte uns alles Mögliche über die Entstehung von Sternen und Planeten, zeigte Sternenbilder und Formationen und schließlich, konnte man durch 6 verschiedene Teleskope einen Blick in den Himmel werfen. Vom Zoom in die Milchstraße bis hin zu Doppelsternen konnte man verschiedene Dinge entdecken. So faszinierend!

Zum Schluss schoss ein Fotograf dann sogar noch ein paar Bilder.

Die Milchstraße leuchtete!

Definitiv eins meiner Lieblingsfotos von uns.  😊

Salzige Lagunen & das „Valle de la Luna“

Am nächsten Tag machten wir uns dann auf die Atacama Wüste zu entdecken. Wir wussten ja nun, wann die organisierten Touren wo sein würden und wählten daher eine antizyklische Route, sodass wir viele Ort fast für uns allein hatten.

Wir starteten bei den Ojos del Salar, zwei Kreisrunde, blau leuchtende Süßwasserlagunen, mitten in der Wüste.

Ojo del Salar

Hier war tatsächlich außer uns niemand! Auch bei der Laguna Tebinquinche direkt nebenan, waren wir weit und breit die Einzigen.

Laguna Tebinquiche

Der nächste Stopp war die Laguna Cejar – eine Lagune mit einem Salzgehalt von 40%, noch mehr als im toten Meer. In dieser Lagune darf man noch immer baden und brauchte hier nicht viel zu tun, um sich über Wasser zu halten. 😊

Laguna Cejar
Laguna Cejar

Als wir hier gegen 14 Uhr fertig waren, fielen die Bushorden ein und es war vorbei mit der Ruhe. Wir hatten also perfektes Timing.

Für uns ging es dann weiter ins Valle de la Luna – das Mondtal. Wiederum fühlten wir uns, als würden wir durch ein natürliches Freilichtmuseum fahren. Verschiedenste Felsformationen, inmitten einer unendlichen Wüstenlandschaft.

Im Valle de la Luna

Immer wieder konnte man anhalten und kleine Wanderungen machen. Belohnt wurde man mit spektakulären Aussichten. Wirklich ein bisschen wie auf dem Mond.

Im Valle de la Luna

Highlight des Parks ist die Duna Mayor – die große Sanddüne.

Duna Mayor

Zum Sonnenuntergang gerieten wir dann doch noch in die Massen. Teil des Valle de la Lunas und beliebtester Spot zum Sonnenuntergang schauen, ist der Coyote Felsen. Von dort aus überblickt man ein felsiges Tal, dass vom Abendlicht wunderschön in Szene gesetzt wurde.

Blick vom Coyote Felsen

Trotz hunderter Leute um uns herum, ziemlich schön.

Sonnenuntergang über dem Valle de la Luna

Lagunas Altiplanicos & Salar de Talar

Am nächsten Tag machten wir uns auf zu den sogenannten Lagunas Altiplanicos und dem Salar de Talar. Nach zwei Stunden Fahrt, wovon die letzten 25 Minuten wieder besonders holprig, steil und abenteuerlich waren, erreichten wir zunächst die Laguna Miscanti, auf 4.200m ü.M. gelegen.

Laguna Miscanti

Der dahinterliegende gleichnamige Vulkan ist knapp 6.000m hoch. Die Anden sind wirklich noch mal eine andere Hausnummer als die europäischen Alpen. Direkt nebenan, liegt die Laguna Miniques, welche ebenfalls von einem mächtigen Vulkan bewacht wird.

Laguna Miniques

Von dort aus, ging es noch mal knapp 30 Minuten weiter, zum Salar de Talar, welcher auch Aguas Calientes III oder Piedras Rojas genannt wird. Warum man drei verschiedene Namen für ein und denselben Salszee benötigt, konnte man uns nicht erklären. War uns dann aber auch egal, es war nämlich extrem schön!

Blick auf den Salar de Talar
Salar de Talar/Piedras Rojas

Was für eine unglaubliche Landschaft. Wir konnten das alles kaum erfassen! Auch der Rückweg nach San Pedro mit der langsam untergehenden Sonne, bot eine traumhafte Kulisse. Die vielen Lamas am Straßenrand machten es gleich noch mal schöner.

Rückweg nach San Pedro
Überall Lamas 🙂

El Tatio Geysiere

Wir verbrachten einen weiteren Tag in San Pedro, bevor wir uns am Nachmittag zum nächsten Ziel aufmachten, den El Tatio Geysieren. El Tatio besteht aus über 80 aktiven Geysieren und bildet das größte Geysier-Feld in der südlichen Hemisphäre und das drittgrößte weltweit. Die Geysiere liegen (wie sollte es auch anders sein) auf 4.320m ü.M. und sind besonders bei Sonnenaufgang aktiv, wenn das ca. 85 Grad heiße Wasser, in der noch kalten Außenluft verdampft (es kann dort bis zu -30 Grad kalt werden), oder auch mal explosionsartig, blubbernd und zischend aus der Erde schießt.  

Die organisierten Touren zu diesem Spektakel starten daher um 4 Uhr morgens zu den, von San Pedro 80km entfernten, Geysieren. Die Schotterstraße dorthin, ist allerdings für ihren meist schlechten Zustand bekannt, dass wollten wir uns im Dunkeln ersparen und fuhren daher schon am Vorabend unseres Besuchs dorthin. Ein weiterer Vorteil: wir sahen wenigstens etwas von dieser traumhaften Landschaft.

Unterwegs zu den El Tatio Geysieren
Unterwegs zu den El Tatio Geysieren

Die netten Parkranger ließen uns auf dem Besucherparkplatz übernachten und gaben uns noch hilfreiche Tipps, für den Besuch am nächsten Morgen. Dies wurde also unsere erste Nacht im Van, auf über 4.000m über dem Meeresspiegel. Ob das unsere Heizung mitmachen würde?

Nach Sonnenuntergang wurde es rasch kalt, es waren -10 Grad für die Nacht vorhergesagt. Es musste also klappen. Nach zwei Fehlversuchen, erhöhten wir die Luftzufuhr für die Heizung und zum Glück sprang sie dann auch an. Allerdings mussten wir sie über Nacht auf voller Power laufen lassen, was die ohnehin schon sehr trockene Luft, noch trockener machte. Auch der starke Dieselgeruch war nicht besonders angenehm. In Kombination mit der ohnehin schon dünnen Luft dort oben, war dies nicht gerade unsere angenehmste Nacht. Viel Schlaf bekamen wir beide nicht ab. Wir waren fast schon froh als es endlich 5 Uhr war und wir aufstehen konnten, um pünktlich um 5:45 Uhr die Tickets für die Geysiere kaufen zu können.

Wie es sich für echte Almans gehört, waren wir dann um 6 Uhr auch die ersten, welche den El Tatio Park befuhren. Man konnte die Geysiere schon rauchen sehen und desto heller es wurde, desto stärker blubberte und qualmte es auch um uns herum.

El Tatio Geysiere im Sonnenaufgang
Geysier in Action

Als dann endlich die Sonne über den Berg kam, gaben die Geysiere Vollgas. Was für ein Spektakel!

Inmitten der Geysiere

Gegen 9 Uhr, war dann fast der ganze Spuk vorbei. Wenn die Außentemperatur steigt, sieht man nur noch kleine, unscheinbare Rauchwolken aus den vorher noch weiß rauchenden Bodenlöchern kommen. Es war also höchste Zeit zum Frühstücken und dann wieder abfahren, nach San Pedro. Dauerhaft sind diese Höhen über 4.000m schon ziemlich anstrengend.

Orga-Tag in der Wüste

Den Nachmittag verbrachten wir daher auch recht entspannt in San Pedro. Wobei es in der Wüste auch ohne große Höhen körperlich recht anstrengend ist. Die extrem trockene Luft verursachte bei uns beiden eine ständig gereizte und blutige Nase, die Haut wurde total trocken, egal wie viel wir cremten, und schuppte sich, die Lippen platzten auf, die Nagelhaut an den Fingern riss ein. Wegen der trockenen Luft kratzte Christian ständig der Hals und wer empfindlich ist, dem brennen auch die Augen, was in Anbetracht des ganzen Sand, Salz und Staub hier in der Luft kein Wunder ist. Dementsprechend sah es natürlich auch im Van immer recht staubig aus, was auf die Dauer auch echt nervig war. Aber das gehört wohl dazu. Und ein Gutes hatte die fehlende Luftfeuchtigkeit: ich hatte endlich auch mal ohne langes föhnen ganz glatte Haare. 😉

Auch am nächsten Tag ließen wir es erstmal ruhig angehen und nutzten die Zeit, für organisatorische Dinge. U. a. gingen wir spontan zum Notar, um ein leidiges, bürokratisches Thema in Deutschland endlich voran treiben zu können. Zum Glück geht sowas in Südamerika sehr unbürokratisch. Man geht zum Notarbüro, zieht eine Nummer, wartet, bis man aufgerufen wird und trägt sein Anliegen vor. Das war in Spanisch gar nicht mal so einfach, aber dank Google Translate wurden wir uns schließlich einig und ich bekam meine benötigten Beglaubigungen und Stempel. Es folgte ein Kopier-, Scan- und Postmarathon, bevor wir am Nachmittag beim Reifenhändler einfielen, um dort zwei neue AT-Reifen auf unseren Van ziehen zu lassen. Auch hier war das Motto: reinkommen, drankommen. Termine braucht man hier nicht. Die kleine Werkstatt hatte sogar die passende Hebebühne für unseren Van, um noch die Spur einzustellen.

Die „Besteigung“ des 5.604m hohen Cerro Toco

Nach 75 Minuten war auch das alles erledigt und wir machten uns auf den Weg zu einem Stellplatz außerhalb von San Pedro, auf halber Strecke zu unserem nächsten Ziel: dem Cerro Toco. Der Cerro Toco ist ein 5.604m hoher Berg, dessen Gipfel recht einfach zu besteigen ist. Man kann nämlich auf bis 5.300m ü. M. hinauffahren, da sich dort oben ein Observatorium befindet. Einen Fünftausender hatten wir noch nie erklommen und die Möglichkeit es hier so einfach umzusetzen, war zu verlockend. Lt. der Agenturen im Ort, war die Besteigung nur mit einem Guide und in Begleitung möglich, wir wussten aber von unserer Reisebekanntschaft Sebastian & Anja, dass es auch ohne möglich war und man auch mit einem Fiat Ducato bis auf über 5.000m hinauf kam.

Wir verbrachten die Nacht zur Akklimatisierung wieder auf 3.500m ü.M. und machten uns am nächsten Morgen zeitig auf zum Trailhead des Cerro Toco. Zur Hälfte war die Strecke noch geteert, die letzten 1.000hm, verteilt auf 10km ging es aber über eine teilweise recht steile und kurvige Schotterstraße. Zum Glück hatten wir inzwischen einiges an Erfahrung und so schafften wir es mit unserem rollenden Zuhause tatsächlich hinauf bis zum Observatorium, auf 5.150m über dem Meeresspiegel.

Moby Dick auf 5.150m über dem Meeresspiegel

Von dort ging es noch mal 150hm hinauf, allerdings war die Straße für unseren Van nicht mehr fahrbar, auch die ankommenden Tourenjeeps, schalteten hier alle in den Allradgang. Also hieß es ein bisschen mehr laufen für uns. Aber dafür waren wir ja auch da!

Ausgestattet mit einem paar Wanderstöcken und einem Besenstiel, den Christian sich aus Ermangelung an einem Stöckeverleih gekauft hatte, machten wir uns auf zur Besteigung des Cerro Toco. Wie es so meine Art ist, marschierte ich rasch vorweg und musste nach wenigen Metern einsehen, dass mein übliches Tempo in dieser Höhe nicht machbar war. Die Luft war echt verdammt dünn. Es dauerte ein paar Minuten, bis wir unseren Laufrhythmus gefunden hatten, aber dann zogen wir alsbald an den geführten Touren, welche ja viel weiter oben gestartet waren, vorbei und arbeiteten uns Meter für Meter hinauf.

Blick zurück, Richtung Parkplatz & San Pedro

An manchen Stellen war der Weg recht schmal und größtenteils mit einer vereisten Schneedecke bedeckt. Dort staute es sich dann immer wieder mal und wir kamen uns vor, wie am berühmten Hillary Steig am Mt. Everest. 😉

Vorbei an den Gruppen, ging es hoch hinaus

Ansonsten war der Weg wirklich nicht schwierig oder technisch zu gehen und nach knapp 2 Stunden, hatten wir die 2.5km und 450 hm geschafft und standen (für einige Minuten) ganz allein auf dem 5.604m hohen Gipfel des Cerro Toco! Was für ein irres Gefühl!

Der 5.604m hohe Gipfel des Cerro Toco
We made it!

Und die Aussicht von hier oben! Vor uns lag der Vulkan Licancabur, dahinter konnte man das bolivianische Hochland mit der Laguna Blanca erkennen und sogar, in weiter Ferne, die Geysiere Sol de Manana, rauchen sehen. Zur anderen Seite erstreckte sich der Paso Jama, den wir ja eine Woche zuvor gefahren waren, sowie natürlich die Atacama Wüste und San Pedro de Atacama.

Blick auf den Vulkan Licancabur, Vulkan Juriques, sowie die Laguna Blanca & die Hochebene von Bolivien

Atemberaubend – im wahrsten Sinne des Wortes. 😊
Wir machten unzählige Fotos und genossen anschließend einfach die Aussicht bei einem Snack und einer Kanne Coca-Tee, was angeblich gegen die Höhenkrankheit helfen soll.

Der Abstieg lief dann bedeutend einfacher und schneller als der Aufstieg. Als wir jedoch am Van ankamen, meldeten sich bei uns beiden schon die Kopfschmerzen an. Die Belastung in dieser Höhe ist doch nicht so ohne. Aber das war es Wert. Wir fuhren langsam hinab und zurück nach San Pedro, auf 2.500m ü.M. wo sich, nach einem Eis, die Symptome auch schnell besserten. Was für ein Erlebnis! Ein absolutes Highlight für uns und der perfekte Abschluss unserer Zeit in Chile.

Abschied aus Chile

Am nächsten Tag machten wir uns auf nach Bolivien. Nach einem Zwischenstopp in Calama, wo wir noch schnell ein paar Vorräte auffüllten und den Van vom Wüstenstaub und Salz befreiten, nahmen wir Kurs auf den Grenzübergang Ollagüe, am Fuße des gleichnamigen, aktiven Vulkans.

Vulkan Ollagüe

Hatten wir schon erwähnt das die Landschaft hier wirklich nicht von dieser Welt ist?

Der Grenzprozess verlief schnell und unkompliziert, der Abschied aus Chile war auch weniger emotional als aus Argentinien, was nicht nur an den mürrischen Grenzbeamten lag, sondern auch daran, dass uns generell die Menschen in Chile zwar nie unfreundlich oder abweisend begegnet sind, aber im Vergleich zu anderen südamerikanischen Völkern, eher spröde und nicht so nahbare Genossen sind.

Und so landschaftlich einmalig und schön Chile auch ist – sie lassen es sich teuer bezahlen. Alles kostet Eintritt und muss vorab umständlich gebucht und organisiert werden. Und auch generell sind die Lebenshaltungskosten in Chile sehr hoch, vieles ist sogar teurer als in Deutschland (z. B. besonders Obst & Gemüse und mein Grundnahrungsmittel Eiscreme!), die Stellplatzsuche war oft schwierig (oder teuer) und auch für uns wichtige Dinge wie z. B. Wasser auftanken waren nicht so einfach wie in den meisten anderen Ländern, die wir bis jetzt bereist haben.
Dennoch haben wir insgesamt drei unvergessliche Monate in Chile verbracht, vieles erlebt und gesehen und schließen ganz sicher nicht aus, noch mal wieder zukommen… 😊

An der bolivianischen Grenze empfing uns eine sehr nette Grenzbeamtin, mit dem schönen Namen Annabel Rivera Flores. Nach dem üblichen Papierkram hieß sie uns herzlich willkommen in Bolivien und gab uns gleich noch ein paar Reisetipps mit auf den Weg. Ein vielversprechender Start.

Aber dazu dann demnächst mehr… 😊

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2023 Argentinien Blogbeiträge Länder Südamerika

Im hohen Norden von Argentinien

Der 11. und letzte Teil unseres Roadtrips durch Argentinien

Für den Norden von Argentinien, nahmen wir uns zum Abschluss noch mal zwei Wochen Zeit.

Valle Fertil & La Rioja

Nach der aufregenden Einreise über den Paso de Agua Negra, durchfuhren wir zunächst ein zweites Mal das Valle Fertil, in dem u. a. der Ischigualasto Park liegt, den wir im September letzten Jahres besucht hatten.

Blick ins Valle Fertil

Diesmal genossen wir die Landschaft aber nur durch die Windschutzscheibe, denn unser Ziel war die Stadt La Rioja, in der gleichnamigen Region des Landes. Dort angekommen, füllten wir zunächst mal wieder alle Vorräte günstig auf und bezogen danach ein Plätzchen im Grünen, umgeben von dicht bewachsenen Bergen und mit Blick auf die Stadt.

Unser Häuschen in La Rioja

Ostern am See

Nach einer Nacht ging es auch schon weiter gen Norden. Ostern stand vor der Tür und wir hofften, irgendwo ein nettes Plätzchen an einem See zu finden und dort das Wochenende entspannt zu verbringen.
Wir landeten im Dorf La Puerta, wo es einen schönen See gab. Leider sagte uns die Auswahl an Stellplätzen aber nicht zu und außerdem waren schon viele Locals vor Ort und hatten sich ebenfalls für das lange Wochenende häuslich eingerichtet, inkl. laut dröhnender Musikboxen und rücksichtsloser Müllentsorgung. Dort wollten wir nicht bleiben, also ging es nach nur einer Nacht schon wieder weiter, bis wir schließlich an einem Stausee ankamen, wo zu unserer Überraschung, nur ein paar Angler waren und ansonsten nur tierische Gefährten: wilde Esel, Pferde, Kühe und Hunde.

Campen mit Esel

Hier schlugen wir unser Lager auf und wunderten uns mit jedem Tag mehr, wieso hier so wenig los war. Das sah Argentinien gar nicht ähnlich, schon gar nicht an einem Osterwochenende. Normalerweise wird schon an normalen Wochenenden jedes Fluss- oder Seeufer von Familien bevölkert, die grillen, feiern und sonst was treiben. Aber wir hatten auch nichts gegen Ruhe und Einsamkeit. Statt menschlicher Gesellschaft, bekamen wir jeden Tag Streunerbesuch.

Große Streunerliebe!

Wir genossen das entspannte Wochenende und nutzten die Zeit zum Sporteln, Lesen und Grillen. Einmal kamen auch mal wieder die Mountainbikes zum Einsatz, wir drehten eine Runde um den Stausee und legten im 15km entfernten Dorf Los Altos einen Stopp ein, um ein paar Lebensmittel zu kaufen und vor allem Hundefutter zu besorgen. Die Streuner waren mir nämlich alle viel zu dünn! 😉

Unterwegs am See

Valle de Tafi & Amaicha del Valle

Am Ostermontag, der in Argentinien übrigens kein Feiertag ist, setzten wir unsere Reise fort. Statt der Ruta 40, entschieden wir uns für die Panoramaroute durch das Valle de Tafi, ein grünes Tal, durch das sich eine kurvenreiche Straße hinauf zum Stausee La Angostura schlängelt.

Stausee La Angostura

Am See verbrachten wir eine Nacht, bevor wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Cafayate machten. Was wir dabei gar nicht auf dem Schirm hatten war, dass wir dafür wieder einen 3.000m hohen Pass überqueren mussten. Auch diese Strecke erwies sich wieder als Panoramaroute und bot tolle Ausblicke auf die Umgebung.

Mal wieder auf über 3.000m ü.M.

Die Landschaft änderte sich aber erneut, als wir ins nächste Tal, das sogenannte Amaicha del Valle, abfuhren. Mit einem Mal waren wir wieder in der Wüste und umgeben von Felsen und Kakteen.

Abfahrt ins Amaicha del Valle

Cafayate

Am frühen Nachmittag kamen wir in Cafayate an. Cafayate selbst liegt auf 1.600m ü.M. und ist vor allem für einige der besten Weingüter des Landes bekannt. Aber auch die Landschaft rund herum kann sich sehen lassen! Wein und Landschaft – für uns die perfekte Kombination. 😊

Als erstes besichtigten wir das regionale Weinmuseum, in dem man viel über das Leben in der Region erfahren konnte, aber eben auch insbesondere über den Weinanbau, der hier einen wichtigen Stellenwert hat. Zwischen Cafayate und dem noch weiter nördlich gelegenen Salta, wird Wein in bis zu 3.000m Höhe angebaut. Das ist Weltrekord! Und schmecken tut es auch noch!

Cafayate

Wir drehten eine Runde durch den Ortskern, gönnten uns zwei Eis für umgerechnet 2 € (in Chile zahlt man meistens 8 €) und machten uns am späten Nachmittag auf zu einer Ziegenkäsemanufaktur, am Rande der Kleinstadt. Dort bekamen wir zunächst eine kleine Führung, vorbei an den Ziegen, die gerade mit den Resten der Weinlese gefüttert wurden, was dem Käse eine besondere Note verleihen soll. Nach einem kurzen Blick in die Produktionshalle, durfte dann verkostet werden. Dazu gab es ein Gläschen Torrontes, der typische Weißwein der Region.

Käse-Tasting mit Aussicht

Zwei Käsesorten schafften es in unseren Kühlschrank, bevor es dann zurück in die Stadt ging. Dort testeten wir bei den „Bad Brothers“ noch ein paar Weine aus der Region, bevor wir uns dann ausnahmsweise mal im Dunkeln auf Stellplatzsuche machten. Das vermeiden wir eigentlich, aber im Ort fanden wir einfach kein ruhiges oder geeignetes Plätzchen, das uns zusagte. Also ging es raus aus der Stadt und rein in die Weinfelder und kakteengesäumten Hügel der Umgebung.

Nach einer abenteuerlichen Anfahrt fanden wir dann einen scheinbar geeigneten Platz irgendwo im Nirgendwo, und sahen erst bei Sonnenaufgang, wo wir da eigentlich gelandet waren.

Campen zwischen Bergen & Kakteen

Nicht so schlecht, oder?
Und das Beste war, das Weingut Piatelli, in dem wir uns für eine Tour & Tasting angemeldet hatten, war nur 5 Minuten entfernt.

Weingut Piatelli

Die Tour durch das noble Weingut war mal wieder super interessant gemacht und wie immer gab es auch hier noch etwas Neues zu lernen, über die Weinherstellung im Hochland. Das spannende bei diesem Weingut war, dass sie auch eine Bodega in Mendoza haben und beim Tasting, konnte man jeweils einen Wein der gleichen Traube aus Mendoza und einen aus Cafayate probieren und (versuchen) die Unterschiede rauszuschmecken, die sich aus der Bodenbeschaffenheit und Höhenlage ergeben. Wir können nur so viel sagen: uns haben alle Weine gut geschmeckt. 😊 Zum Weingut gehört auch ein schönes Restaurant, wo wir uns im Anschluss noch ein sehr gutes (und günstiges) 5-Gänge Menü gönnten, natürlich mit den passenden Weinen aus dem eigenen Hause.

Lecker!

Den Nachmittag nutzten wir dann zum Ausnüchtern auf dem Hof des Weinguts, bevor wir uns wieder einen Stellplatz zwischen Kakteen suchten. Die Landschaft rund um Cafayate hatte es uns echt angetan!

Stellplatz bei Cafayate

Quebrada de Cafayate

Somit blieben wir hier auch noch zwei weitere Nächte, bevor wir uns auf den Weg ins 200km entfernte Salta machten. Die Strecke dorthin hatte es in sich. Diesmal aber nicht wegen der Wegbeschaffenheit, ausnahmsweise erwartete uns mal eine sehr gut geteerte Straße. Diese führte jedoch durch den „Quebrada de Cafayate“, also die Cafayate Schlucht. Man kam sich vor wie in einem Freilichtmuseum der Natur. Zunächst kamen wir an den „Los Colorados“ vorbei, rot leuchtenden Felsformationen, in denen man eine kleine Wanderung unternehmen konnte.

Los Colorados
Quebrade de Cafayate

Der Wahnsinn. Es folgten weitere Felsformationen wie z. B. ein natürliches Amphitheater, in dem standesgemäß ein Panflötenspieler für stimmungsvolle Atmosphäre sorgte.

Das Amphitheater

Vorbei an mehreren Aussichtspunkten, ging es schließlich zum „Teufelsschlund“.

Der Teufelsschlund

Unglaublich diese Natur!

Salta – La Linda

Am späten Nachmittag erreichten wir Salta, die Hauptstadt der Region. Nachdem wir für Moby einen bewachten Stellplatz gefunden hatten, ging es direkt los in die Stadt, wo wir uns mal wieder einer Walking Tour anschlossen, welche uns einen guten ersten Überblick über die Stadt verschaffte.

Salta gilt als eine der schönsten Städte von Argentinien und trägt nicht umsonst den Beinamen „La Linda“ – die Schöne. In der Stadt gibt es noch einige Kolonialbauten und über 80 Kirchen, eine schöner als die andere.

Unterwegs in Salta
Nur eine von über 80 Kirchen in Salta

Uns hat besonders die farbenfrohe Kirche „La Vina, Parroquia Nuestra Senora de la Candelaria“ gefallen.

In Salta mag man es bunt!

Wir verbrachten das ganze Wochenende in Salta, schlenderten durch die Parkanlagen der Stadt, erklommen den Hausberg „Cerro Bernardo“, probierten die angeblich besten Empanadas des Landes und besuchten ein paar Museen.

Ein besonderes Highlight war sicher das „Museum für Hochgebirgsarchäologie“, welches sich mit der Inka Kultur beschäftigt. Der Fokus liegt hier auf einem ganz besonderen Ritual, nämlich dem der Kinderopferung im 16. Jahrhundert.
Die Inkas glaubten, dass wenn sie ein Kind auf einem der über 6000m hohen Vulkane in den Anden opfern, sie die Götter besänftigen könnten und mit Glück, guten Ernten und Reichtum beschenkt werden. Dafür wurden besonders schöne Kinder aus hoch angesehenen Familien ausgesucht. Sie wurden dann mit Alkohol und Drogen betäubt und auf den 6.739m hohen Vulkan Llullaillaco getragen, wo sie lebendig, zusammen mit Spielzeugen und Schmuck in ein Erdloch gesetzt wurden, wo sie dann vermutlich im Schlaf erfroren. Grausam, aber eben Teil des damaligen Glaubens der Inkas. Aufgrund der kalten Temperaturen wurden die Leichen der Kinder mumifiziert und gelten heute als die besterhaltenen Mumien der Welt. 1999 fand man zwei dieser Kinder, welche abwechselnd im Museum gezeigt werden. Grausam und faszinierend zugleich!

Mumifizierter Junge

Jujuy

Nach dem Wochenende in Salta ging es noch ein Stück weiter in den Norden und in die Stadt Jujuy. Spätestens hier wurde uns dann die Nähe zu Bolivien bewusst, man sah es in den Gesichtern der Menschen (der Anteil der indigenen Bevölkerung ist hier deutlich höher als im mittleren und südlichen Teil des Landes), dem wuseligen treiben in der Stadt und auf den Speisekarten der Restaurants.

Spaziergang durch Jujuy

Wir blieben nicht allzu lange in Jujuy, erledigten nur ein paar Besorgungen und gönnten uns ein Mittagsmenü für umgerechnet 2.50€ pro Person.

Humahuaca & die bunten Berge von Hornocal

Am Nachmittag machten wir uns auf den Weg nach Humahuaca, von wo aus wir die „bunten Berge“ besuchen wollten. Eigentlich hatten wir dies für den nächsten Tag geplant, entschieden uns dann aber spontan noch am gleichen Tag hinauf auf 4.300m ü.M. zu fahren, zum Mirador Serrania de Hornocal, dem Aussichtspunkt auf die 14-farbigen Berge.

Auf diesen Ausblick freuten wir uns nun schon seit langem. Denn kurz nach unserer Ankunft in Montevideo im August 2022, hatten wir Willeke und Ivo kennengelernt, ein holländisches Paar, welches seit über 15 Jahren in Peru lebt und letztes Jahr eine Motorradtour durch die südamerikanischen Nachbarländer gemacht hatten. Sie hatten uns ein Bild der Berge gezeigt und von der Tour vorgeschwärmt und seitdem stand dieser Punkt auf unserer Reisewunschliste. Zu dem Zeitpunkt hätten wir aber nicht gedacht, dass es 8 Monate dauern würde, bis wir endlich dort ankamen und dass es gleichzeitig unser nördlichster und fast letzter Punkt in Argentinien sein würde.

Aber jetzt mussten wir erstmal dort ankommen. Wie so oft schlängelte sich eine mal mehr, mal weniger steile Schotterstraße den Berg hinauf. Von den bunten Bergen war noch nichts zu sehen, diese offenbarten sich erst, als wir auf dem Gipfel ankamen.

Die 14-farbigen Berge

Vom Parkplatz aus führte ein Trampelpfad zum eigentlichen Aussichtspunkt. Leider war die Sicht nicht ganz klar, dennoch boten die bunten Berge einen tollen Anblick.

Der kurze, aber steile Weg zurück, brachte uns in der Höhe ganz schön ins Schnaufen. Und die Ausfahrt vom Parkplatz war so steil, dass Moby auch erstmal wieder nicht vom Fleck kam, wir mussten eine kleine Ehrenrunde über den Parkplatz drehen, um Anlauf zu nehmen. Dann ging es aber problemlos. Die dünne Luft ist sowohl für Mensch als auch für Maschine echt nicht zu unterschätzen.

Pünktlich zum Sonnenuntergang fanden wir im „Tal“, auf 2.800m ü.M. einen idyllischen Platz zwischen Kakteen, von wo aus wir am nächsten Morgen das bunte Dörfchen Humahuaca besuchten.

Humahuaca

Neben bunt bemalten Hauswänden gab es jede Menge Souvenierstände mit Lama- und Alpacawolldecken, bunten Umhängen, Hüten und was man eben sonst noch so in den Anden benötigt.

Humahuaca

Salinas Grandes

Vorbei an weiteren bunten Bergen in Purmamarca, ging es wieder über einen über 4.000m hohen Pass, bevor wir auf der anderen Seite auf die Salinas Grandes trafen, die großen Salzseen von Argentinien. Diese liegen auf einer Höhe von 3.400m ü.M. und sind mit einer Größe von 4.700km² längst nicht so groß wie der Salar de Uyuni in Bolivien, dennoch erinnerte uns die Szenerie natürlich stark an unsere Bolivien Reise in 2015, welche wir ja schon bald wiederholen würden.

Salinas Grandes

Wir liefen über den See aus Salz, beobachteten die alten Mercedes Rundhauber, welche das Salz abtransportierten und machten natürlich auch die obligatorischen Spaßfotos.

Spaß auf Salz

Grenzübertritt am Paso da Jama

Wir verließen die salzige Umgebung und suchten uns bei Susques einen Platz für unsere nun wirklich letzte Nacht in Argentinien. Wir fanden ein nettes, windgeschütztes Plätzchen, allerdings auf 3.600m ü.M. Das war unsere bis dahin höchste Nacht und sollte die Feuerprobe (zum Glück nicht wörtlich genommen) für unsere Dieselheizung werden. Offiziell ist die Funktion der Heizung nur bis auf eine Höhe von 2.700-3.000m ü.M. garantiert. Bei -8 Grad Außentemperatur mussten wir aber heizen, also wagten wir es und nach anfänglichem qualmen und stinken, funktionierte auch alles wunderbar und wir hatten es muckelig warm im Van.

Unser letzter Stellplatz in Argentinien

Am nächsten Morgen leistete uns eine kleine Lama Herde Gesellschaft beim Frühstück.

Lamas zum Frühstück

Etwas wehmütig machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zur Grenze. Um den Abschied etwas zu erleichtern, hatten wir uns einen besonders schönen Grenzübergang ausgesucht, den Paso da Jama. Der Grenze liegt hier auf 4.350m ü.M. und die Landschaft war wie so oft sehr besonders.

Unterwegs zum Paso da Jama

Wir sahen noch einige Vicunas, bevor wir kurz vor der Grenze noch schnell unsere letzten frischen Essensvorräte verkochten, damit diese nicht dem chilenischen Zoll zum Opfer fielen. Auf 4.100m ü.M. dauert das Kochen allerdings etwas länger als gewöhnlich, die Möhren waren auch nach 20 Minuten kochen noch ganz schön bissfest.

Kochen in luftigen Höhen

Dann ging es zum Grenzposten. Praktischerweise erfolgte die Ausreise aus Argentinien und die Einreise nach Chile hier im selben Gebäude. Nach 1.5 Stunden war alles erledigt. Und wir erklommen die letzten Höhenmeter zur offiziellen Grenze.

Grenzübergang am Paso da Jama, auf 4.350m. ü.M.
Muchas gracias y adios Argentina. Te extranaremos!

Hier endete unsere Zeit in Argentinien nun offiziell. Von den 8 Monaten in Südamerika, haben wir fast genau 5 Monate allein in diesem unglaublich großen, schönen, abwechslungsreichen, umwerfenden und vielfältigen Land verbracht. Land und Leute sind uns richtig ans Herz gewachsen und wir sind uns einig, dass wir auf jeden Fall noch ein drittes Mal hinreisen werden. Schon allein um NOCH MAL Patagonien zu bereisen (alle guten Dinge sind schließlich 3!).

Wehmütig passierten wir die Grenze und machten uns auf den Weg in die Atacama Wüste. Chile begrüßte uns mit einer unglaublichen Landschaft und brachte uns und den Van bald auf einen neuen Höhenrekord, sodass der Abschiedsschmerz dann doch schnell vergessen war.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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Chiles Norden: Vino, Pisco & Pasos

Teil 6 unseres Roadtrips durch Chile

Maipo Valley

Am 27. März ließen wir die Küste hinter uns und machten uns wieder auf den Weg ins Landesinnere von Chile, ins Maipo Valley. Die Landschaft änderte sich rasch, es wurde immer trockener, karger und wüstenartiger. Schließlich fanden wir uns inmitten von mannshohen, blühenden Kakteen wieder.

Für den nächsten Tag (unser 21. Jahrestag!) hatten wir uns zwei Weingüter rausgesucht. Zuerst besuchten wir das Weingut Santa Rita. Was uns als schönes Familienweingut beschrieben worden war, entpuppte sich als Weinfabrik. Hier war alles auf Masse ausgelegt – mehrere Millionen Flaschen pro Jahr und vermutlich ebenso viele Besucher und Touristen wurden hier abgefertigt. Noch dazu schienen wir mehr über Wein zu wissen als unser Gastgeber, daher war dies sicher kein Highlight, auch wenn das Weingut an sich sehr schön war.

Weingut Santa Rita

Auch das zum Weingut gehörige Andenmuseum war sehr sehenswert und zeigte viele Stücke der Osterinsel-Kultur und anderen indigenen Stämmen in Chile.

Im privaten Andenmuseum von Santa Rita

Für den Abend hatten wir uns für die Sunset Tour auf dem Weingut Alyan angemeldet. Dies war nun wirklich ein Familienweingut und weitaus weniger Massenabfertigung. Der kleine Haken hier allerdings: wir waren die einzigen europäischen Gäste, außer uns waren fast nur Brasilianer bei der Tour dabei und eine Handvoll Argentinier. Dementsprechend wurde die komplette Tour in „portunol“ durchgeführt, also einer bunten Sprachenmischung aus spanisch und portugiesisch.

Weingut Alyan

Es gab aber auch 7 verschiedene Weine zu probieren und spätestens nach dem 4. Glas verstanden wir alles, was die Brasilianer sagten und diese wiederum trauten sich plötzlich englisch zu sprechen. Somit wurde es ein feuchtfröhlicher und lustiger Abend. Ach ja, den Sonnenuntergang gab es natürlich auch.

🙂

Fahrt zum Paso Los Libertadores

Nach einer Nacht auf dem Weingut, nahmen wir uns am nächsten Morgen den sogenannten „Paso Los Libertadores“ vor, eine Passstraße und Grenzübergang nach Argentinien. Nach Argentinien wollten wir zwar (noch) nicht, aber die Passstraße ist ein echtes Highlight, da sie sich mit über 27 Haarnadelkurven, auf 2.700m ü.M. hochschlängelt und dabei tolle Ausblicke offenbart. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen, also ging es, nur zum Fahrspaß, hoch hinaus.

Haarnadelkurven am Paso Los Libertadores

Zurück an die Küste

Nach einer Übernachtung, am Beginn der Passstraße, zog es uns schon wieder Richtung Küste. Bei La Ligua fanden wir einen Traumstrand an dem sich schier endlos die Wellen direkt am Strand brachen, aber leider war es hier viel zu windig um zu bleiben. Daher fuhren wir noch weiter nach Norden, in den bei Chilenen beliebten Sommerferienort La Serena. Die Sommerferien waren ja längst vorbei, somit war nicht allzu viel los und hier konnte man auch direkt am Meer stehen.

Coquimbo bei Nacht

Wir verbrachten ein verlängertes Wochenende rund um La Serena und den Nachbarort Coquimbo. Während Christian den Skatepark unsicher machte, besuchte ich u. a. das Archäologische Museum, wo es eine weitere Maoi Statue von den Osterinseln zu sehen gab. Einfach faszinierend, diese Dinger!

Moai Statue in La Serena

Valle de Elqui

Wir behielten unsere Zick-zack-Route bei und steuerten als nächstes wieder ein Ziel im chilenischen Inland an, das Valle de Elqui. Das Elqui-Tal besticht nicht nur durch seine wüstenartige Landschaft, sondern ist besonders für den dortigen Weinanbau bekannt. In den grünen Oasen inmitten der sonst kargen Landschaft, wachsen nämlich überwiegend Muskateller Trauben, welche hier ausschließlich für die Herstellung von Pisco verwendet werden, die Hauptzutat unseres Lieblingscocktails, Pisco Sour.

Valle de Elqui

Pisco schmeckt ähnlich wie der italienische Grappa, allerdings handelt es sich nicht um einen solchen Tresterbrand. Stattdessen wird der hochprozentige Stoff aus den ganzen Muskateller Trauben gemacht, sprich es wird der Fruchtsaft, die Schale und die Kerne verwendet.

Im Örtchen Pisco besuchten wir die Destillerie „Los Nichos“, wo wir den gesamten Prozess in einer privaten Führung erklärt bekamen und anschließend natürlich auch verkosten durften.

Pisco Destillerie Los Nichos

Grenzübergang am Paso de Agua Negra

Nach einem Spaziergang durch den Ort, in dem sich wirklich alles nur um den Schnaps dreht, nahmen wir Kurs auf ein besonderes Highlight des südamerikanischen Kontinents: den Paso de Agua Negra. Die ca. 160km lange Passstraße führt einen durch die unglaublichste Landschaft auf 4.700m ü.M., wo die Grenze zwischen Chile und Argentinien liegt. Das ist der höchste Grenzübergang in Südamerika (aber noch nicht die höchste Passstraße, wie wir später rausfinden sollten).

Von Pisco ging es also los zur chilenischen Grenze. Denn ausreisen muss man schon bevor man sich auf die Passstraße begibt. Der Prozess war schnell erledigt und wir informierten die Grenzbeamten, dass wir eine Nacht unterwegs verbringen wollten und somit erst am nächsten Tag nach Argentinien einreisen würden. Das ist wichtig, denn die Grenzposten der beiden Länder kommunizieren täglich miteinander, wer da so auf der Straße unterwegs ist und kontrollieren, dass jeder sicher auf der jeweils anderen Seite ankommt, da diese Höhen ja nicht ganz ungefährlich sind und es unterwegs natürlich auch keinen Handyempfang gibt. Und auf 160km kann viel passieren.

Wir fuhren noch ca. 34km die Straße entlang, bis auf ca. 3.200m ü.M. der Teer endete und die Schotterstraße begann. Der Straßenbelag sollte sich auch bis Argentinien nicht mehr ändern. Zur Akklimatisierung verbrachten wir eine Nacht an einer Lagune auf 3.200m, bevor wir am nächsten Morgen die übrigen Kilometer und 1.500hm in Angriff nahmen.

Stellplatz an der Lagune auf 3.200m ü.M.

Gut erholt und akklimatisiert ging es nach dem Frühstück also rauf auf schwindelerregende Höhen. Langsam, aber sicher, arbeiteten wir uns auf der Schotterstraße voran. Aber schnell fahren würde hier sowieso niemand wollen. Die Landschaft ist einfach unglaublich. Wir mussten ständig anhalten, um Fotos zu machen und die Aussicht zu genießen.

Unterwegs auf dem Paso Agua Negra

Wie auf einem anderen Planeten! Und zum Glück war kaum etwas los auf der Strecke, denn wenn uns mal jemand entgegen kam, sahen wir vor lauter Staub erstmal nichts mehr. Die meisten Fahrzeuge, die uns entgegen kamen, waren Motorräder. Die Fahrer*innen konnten einem auf der Staubpiste echt leid tun. Die meisten die wir sahen, waren von Kopf bis Fuß beige gepudert. 😉

Unterwegs auf dem Paso Agua Negra

Bis auf 4.300m ging es einigermaßen sanft hinauf, dann wurde die Piste steiler und die Kurven enger, sodass wir größtenteils nur noch im ersten und manchmal zweiten Gang vorankamen. In der vorletzten Kurve vor dem höchsten Punkt, auf ca. 4.600m ü.M. passierte es dann. Beim Zurückschalten in den ersten Gang, ging Moby aus und kam nach dem Neustart nicht mehr vorwärts. Die Luft war zu dünn, die Straße zu steil, der Van zu schwer. Mist! Ein klassischer Fahrfehler, wir hätten die Kurve im ersten Gang und mit mehr Schwung nehmen müssen. Aber noch bevor wir dazu kamen einen zweiten Anlauf zu nehmen, hielt plötzlich neben uns ein SUV. Das war und blieb das erste und einzige Auto, welches uns an dem Tag überholte.

Sofort stieg ein Mann aus, der sich als Adrian vorstellte und uns auf Spanisch zu verstehen gab, dass wir auf keinen Fall den Motor ausmachen sollen. Wir sollten einfach kurz warten, sie würden uns jetzt abschleppen!

Noch bevor wir widersprechen konnten (wir hätten nämlich gerne selbst weiter rum probiert), parkte der SUV vor uns und holte ein Abschleppseil raus. Wenige Minuten später hing der Van am Seil und Adrian übernahm von Christian das Steuer. Christian gesellte sich in den SUV zu Juan Pablo und seiner Freundin Caroline, zwei Kolumbianer, die in Chile leben und Adrian, den Argentinier, der nun neben mir im Van saß, als Anhalter unterwegs aufgesammelt hatten, um ihn mit zurück nach Argentinien zu nehmen. Sowas kannste dir net ausdenken… 😉

Juan Pablo hatte jedenfalls schon öfter (deutschen) Wohnmobilen an der Stelle aus der Patsche geholfen und war daher nicht überrascht das auch wir nicht weitergekommen waren. Juan Pablo zog uns die ca. 600 fehlenden Meter hinauf, bis es wieder flacher wurde. Von dort aus kamen wir aus eigener Kraft weiter und die letzten Meter, bis zur offiziellen Grenze. Alle Beteiligten hatten an der kleinen Abschleppaktion viel Spaß und wir knipsten noch viele Fotos zusammen, bevor sich unsere Wege dann wieder trennten.

Die Abschleppcrew!

Und dann standen wir da, auf 4.780m ü.M., (also ca. auf der Spitze des Matterhorns) mit unserem rollenden Zuhause und überschritten zum 5. Mal die Grenze von Chile nach Argentinien.

Moby an Südamerikas höchstem Grenzübergang auf 4.780m ü.M.

Was für ein tolles Erlebnis. Und es war ja noch nicht vorbei. Der Weg runter nach Argentinien war mindestens genauso schön und aufregend wie der chilenische Teil. Die Landschaft blieb nicht von dieser Welt. Wir fanden sogar noch ein paar Schneefelder.

Schneereste am Paso Agua Negra

Langsam und bremsenschonend schlängelten wir uns bis zur argentinischen Grenzstation auf 1.900hm. Nach der erfolgreichen Einreise suchten wir uns nur noch einen ruhigen Stellplatz, mal wieder an einem Fluss, wo wir das erlebte erstmal sacken ließen und uns von den schwindelerregenden Höhen erholten.

Am nächsten Morgen ging es dann weiter mit unserem Roadtrip durch den Norden von Argentinien. Dazu dann demnächst mehr. 😊

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Chiles Norden: Von der Küste in die Großstadt (und zurück)

Teil 5 unseres Roadtrips durch Chile

Nach über zwei Wochen rund um Pucon, ging es am 14. März über die Panamericana ca. 450km weiter gen Norden. Unser nächstes Ziel war die Region Maule, in der das Colchagua Valley liegt – eins der bekanntesten Weinanbaugebiete von Chile.

Colchagua Valley

Nach einer Zwischenübernachtung an einem Fluß, kamen wir schließlich im Örtchen Santa Cruz an, dem Herzstück des Colchagua Valleys. Nach einem Bummel durch den Ort, steuerten wir das Weingut „Viu Manent“ an. Hier gab es nach einer geschichtlichen Einführung und einem Spaziergang durch die Weinreben eine Verkostung mit 5 leckeren Weinen. Zum Glück konnten wir im Anschluss den Rest des Abends und die Nacht direkt auf dem Weingut verbringen.

Cheers to life!

Pichilemu

Um nicht Gefahr zu laufen noch mehr Weingüter zu besuchen, machten wir uns auf den Weg an die Pazifikküste, genauer gesagt, in den Ort Pichilemu. Pichilemu ist die Surf-Hauptstadt von Chile. In Puerto Varas hatten wir Maureen und Ignazio kennengelernt, die aus der Stadt kommen und uns empfahlen unbedingt dort vorbeizuschauen.

Leider war nach unserer Ankunft vom Strand und Meer nicht viel zu sehen – es herrschte ein dichter Nebel über dem Ort. Später erfuhren wir, dass dies dort keine Seltenheit ist und aufgrund eines besonderen Mikroklimas in der Region öfter auftritt.

Am trüben Strand von Pichilemu

Nach einem kurzen Strandspaziergang machten wir uns auf Stellplatzsuche. Sobald wir Pichilemu hinter uns ließen, zeigte sich wieder die Sonne. Die Strecke führte an Salinen vorbei, bis wir schließlich wieder an einem Flussufer fündig wurden. Dort verbrachten wir zwei entspannte Sommertage. In der zweiten Nacht gesellte sich eine chilenische Großfamilie zu uns. Innerhalb von Minuten entstand eine kleine Zeltstadt hinter uns und es wurde bis spät in die Nacht gegrillt, getrunken und gefeiert.

Ein Wal am Flußufer

Wir gaben Pichilemu noch mal eine zweite Chance und diesmal hatten wir deutlich mehr Wetterglück und wir konnten sehen, warum dieser Ort so beliebt ist. Die Strandpromenade verläuft auf einer Klippe über dem Meer. Von dort aus, hatte man perfekte Sicht auf die Wellenreiter und auch die schwarzen Pelikane, die auf Futterjagd waren.

An der Promenade von Pichilemu

Wie es der Zufall wollte, trafen wir auch noch mal auf Maureen und Ignazio, die ebenfalls dabei waren sich in die Wellen zu stürzen. Die beiden gaben uns noch einige Tipps für den Rest von Chile und dann trennten sich unsere Wege wieder.

Für uns ging es weiter die Küste entlang, Richtung Santiago. Vorher legten wir aber noch einen weiteren Stopp am Meer ein. Im Örtchen Navidad war es aber so stürmisch, dass wir am Meer keine ruhige Minute gehabt hätte, somit landeten wir wieder an einem Flussufer, wo es deutlich ruhiger zuging.

So lässt es sich „arbeiten“ 😉

Santiago de Chile

Am nächsten Mittag ging es von dort los nach Santiago, die Hauptstadt von Chile. Dort hatten wir ab dem nächsten Tag ein kleines Apartment im Stadtzentrum gemietet, genauso wie wir es auch 2015 schon gemacht hatten. Ruhige und einigermaßen schöne Stellplätze gab es nämlich keine in der Stadt, geschweige denn Campingplätze. Wir steuerten einen bewachten Parkplatz an, auf dem wir die erste Nacht verbrachten. Diese Erfahrung bestätigte unsere Entscheidung – es war so laut und mit über 30 Grad am Tag auch so heiß, dass wir es im Van vermutlich nicht lange in der Stadt ausgehalten hätten.

So bezogen wir am Montag den 20.03. unser kleines Apartment im 22. Stock eines Hochhauses, von dem aus man einen Blick über die Dächer der Stadt hatte – naja, nur über das angrenzende Viertel. Die 7 Mio. Einwohnerstadt Santiago ist nicht gerade überschaubar.

Ausblick aus unserem Apartment

Wir verbrachten fünf spannende Tage in der Stadt und genossen nach all der Natur in den vergangenen Monaten, mal wieder das Big City Life.

Trotz Sommerhitze erkundeten wir fast alles zu Fuß, schauten uns die verschiedenen Viertel an, gingen in Museen, erklommen die Hausberge in der Stadt, futterten uns durch die vielen, fantastischen asiatischen Restaurants, tranken den ein oder anderen Pisco Sour und machten etwas, was wir zuletzt 2019 gemacht hatten: wir gingen ins Kino! 😊

Blick vom Cerro Lucia auf die Innenstadt
Plaza de Armas

Wie immer in größeren Städten, schlossen wir uns auch hier einer Walking Tour an, in der wir viel über die Diktatur in den 70er und 80er Jahren erfuhren, aber auch über die Studentenaufstände der vergangenen Jahre. Im Vergleich zu unserem ersten Besuch in 2015, hat sich die Stadt stark gewandelt. Überall sieht man die Spuren der Aufstände, in Form von beschmierten Hauswänden. Nahezu jedes Haus, Gebäude und Ladengeschäft in der Stadt ist mit Parolen und Tags beschmiert. Zahlreiche Läden sind verrammelt und verlassen, die Covid Pandemie und die Aufstände haben viele Geschäftsleute in die Knie gezwungen.

Auch kamen während der Pandemie viele Flüchtlinge ins Land, vor allem Venezuelaner*innen und Menschen aus den Mittelamerikanischen Ländern. Ein Großteil von ihnen lebt inoffiziell und in großer Armut, an vielen Stellen in der Stadt haben sich wilde Zeltcamps gebildet. Überall in den Straßen verkaufen Menschen, was sie gerade so übrighaben: abgetragene Kleidung, verschiedene Kabel und Stecker, gebrauchte Haushaltswaren, oder auch hausgemachtes Essen (von dem man aus hygienischen Gründen lieber Abstand nehmen sollte, wie unser Tourguide sagte). So entspannt und ruhig, wie wir Santiago in Erinnerung hatten, war es jedenfalls nicht mehr.

Ein besonderes Erlebnis hatte Santiago noch für uns bereit: als wir gerade in der Stadt unterwegs waren und in einer Apotheke standen, bebte plötzlich der Boden und alles um uns herum. Die Glasvitrinen klirrten, Produkte fielen aus den Regalen. Wir sahen uns und die Verkäuferin ratlos an, die dann nur stammelte: Terremoto – ein Erdbeben. So schnell wie es begonnen hatte, war der Spuk auch wieder vorbei, aber der Schreck saß uns und allen Menschen um uns herum ganz schön in den Knochen. Sofort holten alle ihre Handys raus und riefen ihre Lieben und Familien an, um zu hören, ob alles OK ist.

Zum Glück war es nur ein kleines Erdbeben, mit 5,4 auf der Richterskala und das Epizentrum lag einige Kilometer außerhalb von Santiago. Lt. den Medien war niemand zu Schaden gekommen, obwohl sich sogar an einem Hügel in Santiago eine kleine Steinlawine gelöst hatte. 
Die ganze Region rund um Santiago ist sehr Erdbeben gefährdet, alle Schäden, die bei einem Beben unter 7 auf der Richterskala entstehen, können nicht mal versichert werden. Aber Alltag ist es deswegen noch lange nicht. 

Nach fünf Tagen Großstadtleben, zogen wir wieder zurück in unser kleines, rollendes Zuhause und setzten unsere Reise fort.  

Bevor wir Santiago ganz hinter uns ließen, besuchten wir noch eins der Weingüter, welche am Rande der Stadt liegen. Wie schon 2015, landeten wir wieder beim Weingut Cousino Macul. Unser erster Besuch von damals war uns in äußerst guter Erinnerung geblieben und auch diesmal bekamen wir wieder eine sehr nette Führung und ein Tasting. Auch war die Gruppe, mit der wir zusammengewürfelt wurden, war sehr nett und wir kamen direkt mit allen ins Gespräch und tauschten Reisetipps aus, was die Führung schließlich etwas länger werden ließ als eigentlich geplant und dazu führte, dass unsere Gastgeberin etwas ungeduldig wurde.

Weinverkostung bei Cousino Macul

Valparaiso & Vina del Mar

Nach einer Nacht außerhalb der Stadt, zog es uns weiter zu unserem nächsten Ziel: die Küstenstadt Valparaiso, auch Valpo genannt. Auch dort waren wir 2015 schon mal für zwei Tage und hier hatte sich auch deutlich weniger verändert als in Santiago oder anderen Teilen von Chile. Das bunte Valparaiso versprühte immer noch denselben künstlerisch-abgeranzten Charme wie damals.

Buntes Valparaiso

Valparaiso war mal die wichtigste Hafenstadt des Kontinents, bis zur Eröffnung des Panama Kanals. Heute spielt der Hafen nur noch eine untergeordnete Rolle, dennoch hat er das Gesicht der Stadt geprägt. Die vielen bunten Häuser sind z. B. dadurch entstanden, dass sich die Hausbesitzer früher einfach alte Containerwände für die Verkleidung ihrer Häuser geholt haben. Um diese farblich zu gestalten, nahm man die Farbreste von Schiffrestaurationen. Die bunten Hauswände sind bis heute geblieben und wurden teilweise noch weiter verschönert – Valpo ist auch die Stadt der Murals.

Es gibt kaum eine Hauswand, welche nicht mit einem dieser Kunstwerke verschönert wurde. Von lebensechten Portraits von Mensch und Tier, über sozial kritische Murals bis hin zu Comiczeichnungen ist alles dabei.

Wie schon in Santiago, schlossen wir uns auch in Valpo wieder einer Walking Tour an und erfuhren dabei auch viel über die Bedeutung einzelner Murals und deren Künstler.

Valparaiso ist aber auch die Stadt der Hügel. Insgesamt gibt es über 20 Stück. Man muss hier definitiv gut zu Fuß sein, oder kann alternativ mit einem der 8 Aufzüge bzw. Zahnradbahnen steil hinauf (oder hinab) fahren.

So sieht Aufzug fahren in Valpo aus

Jeder Hügel ist ein Viertel für sich. Vom ruhigen Anwohnerviertel bis hin zum Künstlerviertel ist alles vertreten und es macht Spaß, sich in den verwinkelten Gassen zu verlieren und sich überraschen zu lassen, wo man landet. Dank der bunten Wände gibt es überall genug zu sehen, sodass einem sicher nicht langweilig wird. Wirklich eine spannende Stadt!

Nach zwei Tagen in Valparaiso, verschlug es uns einen Ort weiter, nach Vina del Mar, quasi die vorzeigbare Schwester von Valpo. Statt bunter Häuser findet man hier eher hübsche Stadtvillen und moderne, große Hotels. Dennoch hat auch Vina del Mar seinen Charme.

Wir schauten uns zuerst eine Maoi Figur an. Von diesen berühmten Statuen der Osterinseln, gibt es weltweit nur drei Stück außerhalb des Archipelagos. Und eine davon steht in Vina.

Moai Statue in Vina del Mar

Beim Anblick der knapp 3m hohen Statue bekamen wir schon auch Lust die Osterinseln zu besuchen, aber leider ist das ein sehr teures Unterfangen. Somit müssen die Osterinseln weiter auf uns warten. Stattdessen begnügten wir uns mit einem Spaziergang an der Promenade von Vina, bis hin zur berühmten „Reloj del Flores“, der Blumenuhr, dem Wahrzeichen der Stadt.

Reloj del Flores – die Blumenuhr

Warum darum so ein Hype gemacht wird, wurde uns nicht ganz klar, wenn man direkt davorsteht, kann man nicht mal die Uhrzeit ablesen, aber na gut. 😉

Wir fuhren noch einen Ort weiter, nach Concon. Concon wurde uns vor allem als DIE Stadt für gute Fisch- und Meeresfrüchterestaurants angepriesen, zuerst landeten wir jedoch auf der großen Sanddüne, am Eingang der Stadt. Die Düne ist nicht ganz so hoch und eindrucksvoll wie die Dune du Pilat in Frankreich, dennoch ein besonderer Anblick, so eine Düne mitten zwischen zwei Orten, gegenüber einem Einkaufszentrum.

So viel Sand und keine Förmchen!

Wir erklommen die ca. 35m hohe Düne für einen Ausblick zurück bis Valaparaiso und über den Pazifik.

Später wurden wir direkt am Meer gleich in doppelter Hinsicht fündig – wir fanden einen schönen Platz für Moby und ein fantastisches peruanisches Fischrestaurant, in dem wir einen schönen Abend verbrachten. Das fühlte sich fast wie Urlaub an.

Eigentlich sind wir nur zum essen hier! 😉

Der nächste Tag begrüßte uns mit diesigem Regenwetter, also ließen wir die Küste wieder hinter uns und machten uns auf ins Maipo Valley, dem größten Weinanbaugebiet von Chile.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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Der Lake District von Chile: Umgeben von Vulkanen

Teil 4 unseres Roadtrips durch Chile

Am 24. Februar ließen wir mit Valdivia die Pazifikküste vorerst hinter uns und nahmen Kurs auf den chilenischen Teil des Lake Districts, rund um den 176km² großen Lago Villarrica. Am frühen Nachmittag kamen wir im gleichnamigen Ort an und fanden auch direkt einen schönen Platz mit Blick auf den, ebenfalls gleichnamigen, Vulkan Villarrica.

Zuhause in Villarrica, am See Villarrica, mit Blick auf den Vulkan Villarrica. 😉

Was Christian fast noch mehr freute – direkt an unserem Parkplatz war auch ein kleiner Skatepark, sodass das Board mal wieder zum Einsatz kam.

Skater Boi in Villarrica

Villarrica selbst ist einer der beliebtesten Ferienorte der Region, wir verbrachten aber nur eine Nacht hier und fuhren am nächsten Tag weiter in das benachbarte Pucon, dem Ausgangspunkt für die meisten Aktivitäten in der Region. In Pucon waren wir Ende 2015 schon mal für drei Tage, diesmal wollten wir uns auf jeden Fall mehr Zeit nehmen und so viel wie möglich entdecken und erleben.

Schon 2015 hatten wir mit der Besteigung des 2.847m hohen Vulkan Villarrica geliebäugelt, damals lag aber so viel Schnee auf den Bergflanken, dass die Besteigung nur unter erschwerten Bedingungen möglich gewesen wäre (was auch damals schon sehr teuer war). Diesmal, zum Ende des Hochsommers, war der Vulkan weitestgehend frei und Schnee und Eis erst ab einer Höhe von 2.300m, am Gletscherrand, zu erwarten. Allerdings war der Vulkan zum Zeitpunkt unserer Reise schon seit mehreren Monaten sehr aktiv, es herrschte Vulkan-Alarmstufe Gelb, was bedeutet, dass es im Inneren permanent brodelt. Das konnte man auch schon aus der Ferne sehen: den ganzen Tag stieg Rauch aus dem Krater auf. Nachts konnte man es sogar rot glühen sehen.

Kurz gesagt, auch diesmal war der Aufstieg somit nicht möglich. Was jedoch möglich gewesen wäre, war eine geführte Tour auf den Vulkan, bis auf 2.300m, zum Rand des Gletschers. Dafür wollten die Agenturen pro Person allerdings 105€ haben. Für den Preis hätten wir schon erwartet das wir hoch getragen werden, somit lehnten wir dankend ab und fassten Plan B.

Wanderung rund um den Vulkan

Wir deckten uns mit Vorräten ein und machten uns auf den Weg zur Skiliftstation am Fuße des Vulkans. Dort, auf ca. 1.200m Höhe, fanden wir einen traumhaften Stellplatz, mit freiem Blick auf den rauchenden Vulkan und bis runter ins Tal, auf den See.

Stellplatz am Fuße des Vulkans

Am nächsten Morgen machten wir uns bei strahlend blauem Himmel auf zur 25km langen Wanderung, welche ein Teil der mehrtägigen „Villarrica Traverse“ ist und vorbei am Vulkan quer durch den Nationalpark Villarrica verläuft. Statt auf den Vulkan hinaufzusteigen, bewegten wir uns bei der Tour „nur“ auf einer Höhe zwischen 1.400m – 1.600m ü. M., hatten dabei aber eine perfekte Aussicht auf den rauchenden Vulkan sowie die gesamte umgebende Berg- und Seenlandschaft.  Und zahlen mussten wir dafür auch nichts!

Unterwegs wechselten sich immer Abschnitte aus Lavagestein und Wäldern ab. Man konnte also gut erkennen, wo die Lavaströme der letzten großen Ausbrüche langgeflossen waren.

Hier erkennt man gut, wie sich ein Lavastrom ins Tal vorgearbeitet hat.

Als Zielpunkt hatten wir uns den „Mirador Glaciar Volpir“ ausgeguckt, also den Aussichtspunkt auf den Volpir Gletscher an den Hängen des Villarrica. Diesen erreichten wir nach einem kurzen, steilen Hike durch einen Wald voller Araukarien.

Ein Männlein steht im Walde…

Ein Gletscher auf einem aktiven, brodelnden Vulkan. Schon verrückt! Offensichtlich sind die Vulkanwände gut gedämmt. 😉

Auf der rechten Vulkanflanke befindet sich der Volpir Gletscher

Zurück am Van bekamen wir nach Einbruch der Dunkelheit noch eine exklusive „Feuershow“ vom Villarrica geboten.

Beeindruckend!!

Da kann man dann auch nachvollziehen, warum ein Aufstieg zum Kraterrand aktuell nicht möglich ist. Einfach der Wahnsinn, am Fuße eines aktiven Vulkans zu campen!

Obwohl uns die lange Wanderung ordentlich in den Knochen steckte, machten wir uns am nächsten Tag gleich auf zum nächsten Hike. Diesmal sollte es aber eine kürzere Tour werden, zum „Mirador Los Crateres“, einem Aussichtspunkt auf die diversen Vulkane in der Gegend. Da die Zufahrt zum Start der Wanderung sich aber leider als ausgewaschene Schotterpiste erwies, fiel die Wanderung dann etwas länger aus als ursprünglich geplant. Ab einem gewissen Punkt ging es ohne Allrad und Bodenfreiheit nicht mehr weiter. Selbst einige Standard-SUVs kapitulierten auf halber Strecke. Somit kamen wir am Schluss doch wieder auf über 12km, aber es lohnte sich.

Der Villarrica, umgeben von erloschenen Kratern

Die Wanderung eröffnete noch mal neue Ausblicke auf den Villarrica, in der Ferne war der (ebenfalls noch aktive) Vulkan Llaima zu sehen und rund herum viele kleine und große, erloschene oder schlafende Vulkane.

Ausblick über erloschene und akive Vulkane (weit im Hintergrund)

Wir verbrachten eine weitere Nacht am Fuße des Villarrica, bevor es am nächsten Tag zurück nach Pucon ging. Dort gönnten wir unseren Beinen einen Tag Pause und schauten uns ein bisschen im Ort um. Komischerweise erkannten wir beide so gut wie nichts wieder. Scheinbar hat sich in dem Örtchen einiges getan seit 2015.

Zurück in Pucon

Mountainbike Tour zu den Ojos del Caburgua

Am nächsten Tag schwangen wir uns mal wieder auf die Mountainbikes und nahmen uns die Tour zu den „Ojos del Caburgua“ vor. Dahinter verbirgt sich eine Ansammlung natürlicher Pools, die von mehreren kleinen Wasserfällen gespeist werden. Diese Tour hatten wir 2015 auch schon gemacht, aber auch beim zweiten Mal lohnte sich der Besuch.

Ojos del Caburgua

Wirklich unglaublich schön.

Zurück in Pucon erledigten wir einige praktische Dinge, bevor wir wieder nach Villarrica fuhren – in Pucon gab es nämlich keine freien Stellplätze und auf Bezahlparkplatz oder Campingplatz hatten wir keine Lust. In Villarrica standen wir direkt am See, konnten in Ruhe grillen und fanden dadurch zwei fellige Freunde, die uns Gesellschaft leisteten. 😊

Grillen unter Beobachtung 🙂

Wanderung im Santuario El Cani

Nach einem Pausentag in Villarrica, ging es am 3. März schließlich ein Stückchen weiter, wieder vorbei an Pucon, zum „Santuario El Cani“. Das Santuario ist eine Art privater Naturpark, welches sich für den Natur- und Artenschutz in der Region einsetzt. Auf dem Gelände von „El Cani“ verläuft ein 10km langer Wanderweg, hinauf zu diversen Lagunen und dem Aussichtspunkt Melidekin, von wo aus man einen Blick auf die umliegenden Vulkane und Seen haben sollte.

Wir verbrachten eine Nacht auf dem Gelände des Santuarios und starteten von dort am nächsten Morgen, kurz nach Sonnenaufgang die Wanderung zum Aussichtspunkt auf 1.450m Höhe.

Die sehr engagierten Mitarbeiter des Santuarios hatten uns vorgewarnt: der Weg war sehr steil und sehr staubig. Das kannten wir ja schon, dennoch hatten es die ersten 4,5km mit ca. 650hm ganz schön in sich. Entgegen der Wettervorhersage war der Himmel bewölkt, aber nachdem die ersten Höhenmeter bewältigt waren, sahen wir endlich die Sonne.

Über den Wolken…

Wir merkten, dass wir hier auf Privatgrund unterwegs waren, der gesamte Weg war sehr aufwändig und liebevoll gepflegt und mit selbstgebastelten Wegweisern ausgeschildert. Vor der Tour hatten wir eine ebenfalls selbst gestaltete Karte erhalten, die einem zu jedem Schild zusätzliche Informationen bot und zum Innehalten und bewussten Wahrnehmen der Umgebung einlud.

Es blieb steil, bis wir auf 1.300m an der Laguna Negra ankamen. Leider hatte sich der Himmel inzwischen wieder zugezogen, dennoch war der Anblick der dunklen Lagune und den umgebenden Araukarien schon sehr besonders.

Laguna Negra

Die umgestürzten und längst verwitterten Baumstämme, erinnerten uns stellenweise an Dinosaurierknochen.

Auf der Höhe gab es einen zusätzlichen kleinen Rundweg, der einen an sechs Lagunen vorbeiführte. In der Hoffnung das der Himmel später noch aufreißen würde, nahmen wir uns zunächst den Rundweg vor und legten eine Snackpause ein, bevor wir den letzten, steilen Kilometer zum Mirador hinaufstiegen.

Oben angekommen, hing leider immer noch eine dichte Wolkendecke auf ca. 2.000m über uns, aber zumindest der Blick nach unten war einigermaßen frei und wirklich umwerfend!

Ausblick vom Mirador Melidekin

Nur die Vulkane blieben uns leider verborgen. Wir genossen den Ausblick und unsere obligatorischen Käsebrote, bevor es wieder retour zum Santuario ging.

Wanderung zum Cerro San Sebastian

Von dort aus suchten wir uns ein ruhiges Plätzchen an einem Fluß, wo wir den folgenden Samstag eher ruhig angehen ließen, und unsere Beine schonten. Denn eine weitere große Wanderung hatten wir noch auf dem Wunschzettel und der kommende Sonntag sollte der vorerst letzte, sonnige Tag sein.

Am Samstagabend machten wir uns also auf den Weg zum Nationalpark Huerquehue, von wo aus wir am nächsten Morgen früh zur Tageswanderung auf den Cerro San Sebastian starten wollten. Die Anfahrt war mal wieder abenteuerlich: eine steile und kurvenreiche Schotterpiste, die unseren Moby hier und da ins Rutschen brachte und uns den ein oder anderen Nerv kostete. Aber schließlich standen wir vor dem Eingang des Nationalparks. Dieser war eigentlich schon geschlossen, davor gab es aber keine Möglichkeit für uns zu parken, also schlichen wir uns (so gut wie man mit einem 3.5t Van eben schleichen kann) hinein und parkten in der hintersten Ecke des Wanderparkplatzes. Zum Glück war scheinbar kein Ranger mehr vor Ort, somit verbrachten wir noch einen ruhigen Abend am Ufer des Lago Tinquilco und eine noch ruhigere Nacht im Park.

Sonnenuntergang am Lago Tinquilco

Am nächsten Morgen ging es dann wieder kurz nach Sonnenaufgang los, denn vor uns lagen zwar nur 6,5km bis zum Gipfel, aber eben auch 1.200hm. Es war also abzusehen das es recht anstrengend, steil und heiß werden würde.

Der Weg führte wieder mal durch einen Wald voller Araukarien (nicht umsonst ist der Baum auch Namensgeber der Region) und bot schon im Aufstieg tolle Ausblicke.

Unterwegs zum Cerro San Sebastian

Es stellte sich dann aber auch bald heraus, dass die Tour zurecht als schwierig eingestuft wurde. Es war nicht nur steil und mal wieder extrem trocken, dadurch staubig-sandig und rutschig, sondern wurde schließlich auch sehr technisch, als wir auf dem letzten Kilometer zum Ziel, über einen Felsgrat mit einigen wackeligen Steinen klettern mussten.

Felsgrat am Cerro San Sebastian

Aber all die Anstrengung war vergessen, als wir beide, als Erste an diesem Tag, auf dem Gipfel des San Sebastian ankamen und eine wolkenfreie Rundumsicht auf 8 Vulkangipfel und 14 Seen hatten.

Ausblick vom Cerro San Sebastian
Happy!

Natur pur, soweit das Auge reicht. Traumhaft! Sogar der argentinische Vulkan Lanin, den wir vier Wochen vorher im gleichnamigen Park erwandert hatten, war von dort zu sehen.

Fernblick auf den Vulkan Lanin in Argentinien

Für uns definitiv die Highlight-Tour in der Region.
Nach dem nicht weniger anstrengenden Rückweg sprangen wir direkt so wie wir waren, in Unterwäsche und Wanderklamotten in den See! Herrlich erfrischend und so war auch schon mal der gröbste Dreck ab und landete nicht im Abwassertank des Vans. 😉

🙂

Zurück am Van schaute dann ein Ranger vorbei und ließ uns wissen, dass wir dort keinesfalls über Nacht stehen bleiben dürfen. Hatten wir natürlich auch nie vor… *räusper* Stattdessen ging es wieder zurück nach Pucon, wo aus dem eigentlich geplanten Restaurantbesuch nichts wurde und wir stattdessen mal wieder den Grill auspackten.

Zurück in Pucon, den Villarrica weiter im Blick

Die Wettervorhersage behielt recht, ab dem nächsten Tag zog sich der Himmel zu und es regnete mehr oder weniger durchgängig. Wir verzogen uns daher noch mal für zwei Tage an den Platz am See in Villarrica, bevor wir die Gegend, nach fast zwei Wochen, dann endgültig hinter uns ließen und Richtung Temuco weiterfuhren.

Regenpause in Temuco

Im ca. 2h entfernten Temuco gelang es uns, einen Gashändler zu finden, der unsere Gasflasche wieder auffüllen konnte, das war in Chile nämlich gar nicht so einfach, da hier in der Regel Gasflaschen immer getauscht werden und nicht aufgefüllt. Die Befüllung erfolgte dann auch unter fragwürdigen und vermutlich nicht besonders sicheren Umständen, aber es ging alles gut und Hauptsache wir haben wieder Gas.

Das Wetter war weiter unbeständig und regnerisch, somit suchten wir uns wieder einen abgelegenen Platz an einem Fluss, wo wir zwei weitere Tage aussaßen, Reiseberichte schrieben, Bilder sortierten, uns mit der deutschen Bürokratie beschäftigten und Streuner mit Leckerlies versorgten.

Auch beim spülen gut bewacht von drei Streunern. 🙂

Wanderung zum Krater des Vulkan Sollipulli

Zum Wochenende sollte das Wetter aber besser werden, daher nahmen wir am Freitag unser nächstes Ziel in Angriff: das kleine Örtchen Melipeuco, am Rande des Naturreservats Villarrica (nicht zu verwechseln mit dem Nationalpark Villarrica). Im Naturreservat war frei stehen mal wieder schwierig, daher verschlug es uns ausnahmsweise auf einen kleinen Campingplatz. Dort waren wir die einzigen Gäste, daher fühlte es sich eher an, als würden wir bei Bekannten im Garten parken. Auch hier war wieder für tierische Gesellschaft gesorgt, die beiden Hunde der Besitzer ließen uns kaum aus den Augen und besonders einer von Beiden schien sich sehr über unsere Gesellschaft zu freuen.

Hunde-Liebe auf den ersten Blick

Aber wir waren natürlich nicht nur zum Hunde streicheln hier, sondern wollten nach all den Wanderungen rund um Vulkane nun auch endlich mal auf einen Vulkan steigen und in einen Krater schauen. Der Krater des Sollipulli bot sich dafür an. Um zum Start der Wanderung zu kommen, benötigte man allerdings lt. Beschreibung ein Auto mit Allrad Antrieb und Bodenfreiheit. Glücklicherweise hatte der Besitzer des Campingplatzes sowas im Angebot und brachte uns die steilen und holprigen 6km hinauf zum Start des Trails.

Früh morgens starteten wir also die wieder nur 6.5km lange, aber selbstverständlich steile Tour zum Krater des Sollipulli. Zunächst ging es wieder durch einen Araukarien Wald, von dem aus aber schon bald die ersten Vulkankegel zu sehen waren.

Wanderung zum Sollipulli

Schließlich wurde die Landschaft immer karger und vulkanischer und wir liefen stetig hinauf, über knirschenden Vulkansand.

Wanderung über Lavasand…

Als wir nach 2,5 Stunden den Kraterrand auf 2.200m Höhe erreichten, blieb uns mal wieder der Mund offenstehen. Vor uns lag ein Krater mit 4km Durchmesser, gefüllt mit einem bis zu 600m (!) dicken Gletscher.

Der mit Gletschereis gefüllte Krater des Sollipulli

So richtig konnte man das gar nicht erfassen und vermutlich werden auch die Bilder dem Anblick nicht gerecht. Es war der Wahnsinn! Und wieder mal waren wir die einzigen dort oben. Trotz eisigem Wind und viel zu dünner Bekleidung, hielten wir es fast eine Stunde dort aus, machten unzählige Fotos und genossen den Ausblick über den Krater und rüber zum Vulkan Llaima.

Blick auf den Vulkan Llaima

Der steile Abstieg war mal wieder eine rutschige Angelegenheit, sodass die Wanderstöcke zum Einsatz kamen. Der starke, kalte Wind tat sein Übriges, um uns aus dem Gleichgewicht zu bringen und wir wünschten uns beide, wir hätten diesmal lange Hosen angezogen. 😉

Rutschige Angelegenheit…

Zurück am Trailstart wurden wir wieder abgeholt und unser netter „Chauffeur“ ließ es sich nicht nehmen, uns noch den ein oder anderen versteckten Wasserfall entlang der Strecke zu zeigen.

Versteckter Wasserfall

Was die landschaftliche Vielfalt angeht, ist Chile wirklich schwer zu toppen!

Wir blieben eine weitere Nacht auf dem kleinen Campingplatz, bevor es am nächsten Tag wieder zurück Richtung Temuco ging.
Gerne hätten wir noch mindestens zwei weitere Wanderungen, rund um die Vulkane unternommen, allerdings war das Wetter mal wieder recht unbeständig und leider lässt sich Chile auch jede Wanderung und Eintritt in Nationalparks teuer bezahlen (auch ohne Guides). Und außerdem gab es weiter nördlich ja auch noch einiges zu entdecken.

Daher verabschiedeten wir uns nach zwei weiteren Tagen am Fluss bei Temuco endgültig vom wunderschönen Araukarien und den Vulkanen und begaben uns auf die Panamericana, gen Norden und ab ins Weingebiet von Chile.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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Ausflug an die Pazifikküste

Von Puerto Varas, über Chiloe nach Valdivia –
Teil 3 unseres Roadtrips durch Chile

Am 12. Februar machten wir uns mal wieder auf den Weg zum Grenzübertritt nach Chile. Zu unserer Überraschung regnete es zum ersten Mal seit Monaten in der Region, was aber (leider) eine passende Einstimmung auf die kommenden Tage in Chile sein sollte…

Der Grenzübertritt dauerte diesmal etwas länger als sonst, auch hier war die Ferienzeit deutlich zu spüren und noch dazu war Sonntag, also ein klassischer Reisetag. Somit standen wir erst ca. 30 Minuten für die Ausreise aus Argentinien an und dann fast 1.5 Stunden für die Einreise nach Chile. Auch kamen wir wieder ganz schön ins Schwitzen, es war schon von weitem zu erkennen, dass die Zollbeamt:innen ihren Job wieder sehr genau nahmen. Viele PKWs mussten das gesamte Gepäck und auch Kühlboxen ausladen und öffnen, es kamen sogar Spürhunde zum Einsatz, die hier nicht nur auf Drogen, sondern vor allem auf frische Lebensmittel abgerichtet waren. Und wir hatten diesmal noch die günstigen Preise in Argentinien genutzt und den Van voller versteckter Leckereien…

Doch wir hatten mal wieder Glück. Als wir endlich dran waren, stand ein sehr netter Zöllner mit einem neugierigen Schäferhund vor uns. Aufgrund des starken Regens, wollte er offenbar unseren Van nicht mit nassen Schuhen und Pfoten betreten. Er blieb daher mit dem Hund vor der Schiebetür stehen und warf nur einen kurzen Blick ins Innere. Als ihm auffiel das wir aus Deutschland kommen, freute er sich endlich mal wieder sein Englisch anwenden zu können und war von da an mehr am aktuellen Wetter in Deutschland interessiert als an unserem Van Inhalt. Schließlich fragte er aber doch, ob wir frische Lebensmittel dabei hätten und wir opferten eine dafür zurückbehaltene vertrocknete Zitrone und eine schon sehr überreife Banane, welche Christian aber noch vor Ort essen durfte, was den Hund glücklicherweise von anderen Sachen in unseren Verstecken ablenkte. Zwei Minuten später war dann auch schon alles erledigt und wir mal wieder zurück in Chile.

Puerto Varas

Sofort änderte sich wieder die Landschaft und wir fuhren durch üppig grüne Wälder, voller Farne und Riesenblätter-Gewächse, wie wir sie schon von der Carretera Austral kannten. Aufgrund des anhaltenden Regens und des Nebels, sahen wir allerdings nur was direkt am Straßenrand war, die umgebende Berglandschaft blieb uns verborgen, somit ließen wir auch die Aussichtspunkte links und rechts liegen, die es entlang der Strecke gegeben hätte.

Unser erstes Ziel war der Ort Puerto Varas, ein inzwischen beliebter Ferienort der Chilenen, da es rund um die kleine Stadt, welche am Lago Llanquihue liegt, viele Outdoormöglichkeiten gibt. Von Vulkanbesteigungen über Bikeparks, Wanderungen und diverse Wassersportarten kann man hier so ziemlich alles erleben, was es für einen gelungenen Sommerurlaub braucht. Wir waren hier also genau richtig. 😊

Allerdings war es an diesem Sonntag gerammelt voll in der Stadt, klar, es war ja noch Hochsaison. Trotz regnerischem Wetter, schien der ganze Ort auf den Beinen zu sein. Die Parkplatzsuche erwies sich als schwierig und der Stellplatz der für eine Übernachtung in Frage gekommen wäre, war überfüllt und viel zu trubelig für unseren Geschmack. Daher beschlossen wir, die kommenden Regentage etwas außerhalb auszusitzen und die Zeit für unsere Admin-ToDos, wie z. B.  Reiseberichte schreiben, Bilder sortieren und Co. zu nutzen.

Gesagt, getan. Wir fanden einen Stellplatz an einem kleinen Flüsschen, wo wir zufällig auf ein paar andere Vanlifer trafen, welche wir selbst schon seit einiger Zeit virtuell verfolgen.
An den Platz grenzte ein scheinbar ganz neu angelegter Boardwalk an, der einen innerhalb von Sekunden scheinbar in den Dschungel versetzte und am Fluss entlang führte.

Am Fluß bei Puerto Varas
Spazierweg inklusive

Die Wettervorhersage behielt recht und wir verbrachten insgesamt drei verregnete Tage an diesem Platz. Als sich das Wetter endlich etwas besserte, schauten wir uns noch mal Puerto Varas an.
Puerto Varas war im 19. Jahrhundert ein beliebtes Auswandererziel für Deutsche, bis heute ist der deutsche Einfluss hier deutlich erkennbar, sei es in der Architektur oder auch in den Firmen- und Straßennamen (mein Highlight war die „Avenida Theobald Kuschel“). Der deutsche Bundesadler begegnete uns an vielen Stellen im Ort, und auch der „Club Aleman“ durfte nicht fehlen.

Werbung für den Club Aleman in Puerto Varas
Hotel mit deutschen Wurzeln

Wir schlenderten über die vielen kleinen Kunsthandwerk-Märkte, aßen leckere Empanadas bei einem Streetfood-Stand und verschafften uns schon mal einen Überblick über den städtischen, kleinen Bikepark. Außerdem fanden wir einen Fahrradladen, der nicht nur geführte Mehrtagestouren durch die Region anbot, sondern auch tagesweise Rennräder verlieh. Das kam sofort auf unsere Wunschliste. Allerdings musste es noch ein bisschen warten, die Wettervorhersage war nämlich weiterhin unbeständig und kühl. Also fassten wir Plan B: statt weiter rund um Puerto Varas zu bleiben, folgten wir einem Tipp unserer Reisebekanntschaften Anja und Sebastian, die uns einen schönen und einsamen Stellplatz am Meer auf der Insel Chiloé empfohlen hatten. 

Ein langes Wochenende auf Chiloé

Chiloé ist die 5. größte Insel Südamerikas und eigentlich hatten wir nicht vorgehabt einen Abstecher dorthin zu machen. Aber nach den letzten trubeligen Wochen mit ständigen Stellplatzwechseln und wenig Möglichkeiten, sich mal richtig auszubreiten, klang es zu verlockend direkt am Meer stehen zu können, ohne sich über Campverbote oder Hochsaisons-Trubel Gedanken machen zu müssen. Zudem war die Wettervorhersage für das eigentlich sehr raue Chiloé überraschenderweise viel besser als für das chilenische Festland, somit stand der Entschluss fest und wir machten uns kurzerhand auf den Weg zur Fähre.

Die Fährüberfahrt dauerte nur ca. 20 Minuten und schon waren wir auf Chiloé angekommen. Liebe auf den ersten Blick war es aber nicht gerade. Wir steuerten zunächst den etwas größeren Ort Ancud an, um noch ein paar Vorräte zu besorgen. Der Ort wirkte auf uns sehr, sagen wir mal „rustikal“ und heruntergekommen, es war sehr eng, die Parkplätze rar und die Leute machten einen nicht besonders aufgeschlossenen Eindruck. Aber wir wollten ja sowieso ans Meer, also ging es sogleich weiter.

Am Ziel angekommen besserte sich die Laune schlagartig. Wir standen auf einer Klippe direkt am Pazifik, unter uns der ewig lange Sandstrand und schon beim ersten Blick aufs Wasser entdeckten wir die Delfine!

Weißbauch Delfine

Wir hatten schon gehört das sich hier nahezu täglich dutzende Delfine in der Bucht tummeln und genauso war es auch. Von früh bis spät konnten wir den Weißbauch-Delfinen, die aussehen wie kleine Orca Wale, hier zusehen wie sie jagten, spielten und aus dem Wasser sprangen. Der absolute Wahnsinn!

Delfin-Action auf Chiloé

Wir verbrachten insgesamt vier Tage und Nächte an diesem Platz. Abgesehen von ein paar Anglern und Strandspaziergängern sahen wir kaum andere Menschen. Wir vertrieben uns die Zeit mit Sport, viel lesen, ein bisschen arbeiten, aber hauptsächlich mit langen Strandspaziergängen und Delfine beobachten. Das war genau das was wir uns gewünscht hatten. Daher hatten wir auch gar keine Ambitionen uns mehr von Chiloé anzuschauen.

Stattdessen ging es nach den vier Tagen wieder zurück aufs Festland und nach Puerto Varas. Schließlich hatten wir hier noch ein paar Rechnungen offen…

Rennradtour & Mountainbikepark mit Hindernissen

Endlich war auch dort das Wetter besser und wir sahen zum ersten Mal den Vulkan Osorno, auf der anderen Seite des Lago Llanquihue.

Am Lago Llanquihue

Jetzt konnten wir auch endlich den langersehnten Rennradausflug machen. Als Ziel hatten wir uns das 42km entfernte Ensenada ausgeguckt. Die Strecke dorthin, führte über einen Radweg, welcher parallel zur Bundesstraße verlief, am See entlang und bot immer wieder Ausblicke auf den Vulkan und die Seenlandschaft.

Rennradtour mit Vulkanblick

Es machte so viel Spaß mal wieder auf einem Rennrad zu sitzen und hätte so schön sein können – wenn da nicht die vier (!) Plattfüße gewesen wären. Das muss ein neuer Rekord sein. Vier platte Reifen auf einer nur 80km-Tour und alle an meinem Fahrrad. Ein Glück hatten wir zwei Ersatzschläuche mitbekommen und Christian Routine darin, diese zu wechseln. Nachdem dann aber nach nur 13km meine beiden Reifen schon platt waren, musste beim nächsten Plattfuß das uralte Flickset herhalten, welches wir schon seit Jahren mit uns rumschleppen. Es war etwas müßig, aber es funktionierte.

Reifenwechsel die Dritte!

Immerhin kamen wir so bis nach Ensenada, wo wir uns frischen Fisch mit Vulkanblick gönnten, bevor es wieder retour nach Puerto Varas ging. Leider hatte ich aber schon wieder einen Dorn im Reifen, was diesmal aber nur zu schleichendem Luftverlust führte. So pumpten wir einfach alle 10km den Reifen auf und hofften auf diese Weise bis zurück zum Verleiher zu kommen. Ca. 7km vor Puerto Varas war dann aber Schluss, der Reifen war mit einem Schlag wieder platt und scheinbar hatte auch das Ventil eine Macke, so dass flicken keine Option mehr war. Wir mussten uns schließlich vom Inhaber des Ladens abholen lassen. Sehr schade, aber immerhin kamen wir so mit dem netten Ladenbesitzer ins Gespräch, der schon einige Male in Deutschland war, da sein Sohn in Kassel lebt und studiert. Wie es der Zufall so wollte, kannte er natürlich auch Marburg und Wetzlar, weil er sich dort schon mal die Altstadt angeschaut hat. So klein ist die Welt.

Wir verbrachten eine Nacht am Ufer des Sees in Puerto Varas, wo wir uns am nächsten Morgen direkt wieder auf die Räder schwangen, diesmal aber auf unsere eigenen, um den kleinen Bikepark am Cerro Philippi, dem Hausberg von Puerto Varas, zu erkunden. Der kleine Park bot drei Lines, wovon für mich leider nur eine in Frage kam. Bei den anderen beiden Lines haben sich offenbar ein paar echte Mountainbike Cracks ausgetobt, ein Holzelement folgte auf das Nächste, man musste an vielen Stellen über Gaps springen und Schanzen hochschießen, um wieder runter zu kommen. Definitiv nix für mich und auch Christian musste an einigen Stellen kapitulieren oder auch mal absteigen.

Bikepark am Cerro Philippi

Nationalpark Vicente Pérez Rosales

Am Nachmittag ließen wir Puerto Varas endgültig hinter uns und machten uns auf in den nahegelegenen Nationalpark „Vicente Pérez Rosales“, angeblich der meistbesuchte Park in ganz Chile. Da der Park schon geschlossen war als wir ankamen, verbrachten wir eine Nacht auf dem Besucherparkplatz der Wasserfälle, die wir uns anschauen wollten. So waren wir am nächsten Morgen die ersten in der Besucherschlange und konnten uns die sogenannten „Cascadas de Petrohue“ in aller Ruhe anschauen.

Cascadas de Petrohue

Die Wasserfälle zeichnen sich mehr durch die umgebende Vulkanlandschaft aus als durch ihre Fallhöhe. Die Form der Felsen entstand durch Lavaströme des Osorno, welche sich vor über 20.000 Jahren durch den damals dort existierenden Gletscher gefressen haben.

Cascadas de Petrohue

Wir unternahmen noch einen kleinen Spaziergang durch den Park, vorbei an einer kleinen Lagune, bevor es weiter ging an den „Lago de todos Santos“, von wo aus man einen tollen Ausblick auf den Osorno hat.

Der Osorno
Lago de todos Santos

Hier zeigte sich dann aber, dass der Park wirklich sehr beliebt war und wir mitten in der Hochsaison. Ein Touri-Bus reihte sich an den anderen, dutzenden Gruppen strömten scheinbar ziellos umher. Uns war das sofort zu viel, somit machten wir nur ein paar Fotos am See und vom Vulkan und ergriffen schnell die Flucht.

Valdivia

Wir nahmen Kurs auf Valdivia, eine bunte Studentenstadt nahe der Pazifikküste, und zwischen zwei Flüssen gelegen. Dort erkundschafteten wir als erstes den kleinen Fisch- und Gemüsemarkt an einem der Flüsse. Das besondere dort ist, dass sich rund um den Markt jede Menge gierige Vögel und Geier tummeln, aber auch Seelöwen. Und zwar ganz schöne Oschis!

Kommt ein Seelöwe auf den Fischmarkt…

Die Kollegen lauerten alle auf die zahlreichen Fischabfälle, die hier ständig im Wasser landeten. Was für ein Spektakel!

Auch sonst hat uns Valdivia gut gefallen, man merkte deutlich das es keine reine Touri-Stadt ist, so wie die Orte wo wir zuletzt waren, sondern eben eine ganz normale Stadt. Vorbei an bunten Murals, schlenderten wir durch die Stadt, über ebenso bunte Kunsthandwerkmärkte und schließlich entlang der Fluss Promenade, wo wir auf weitere Seelöwen trafen, die dort einfach so rumlagen.

Mural in Valdivia
Seelöwen Party an der Promenade

Nach einer Nacht in der Stadt, ging es am nächsten Tag auch schon wieder weiter. Die Ferienzeit in Chile neigte sich so langsam aber sicher dem Ende zu, somit nahm auch der Besucherstrom etwas ab und wir wagten uns als nächstes in das chilenische Herzstück des Lake Districts, an den Lago Villarrica.

Dazu dann ganz bald mehr… 😊

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Der Lake District von Argentinien (Teil 2)

Teil 10 unseres Roadtrips durch Argentinien

Am 2. Februar ließen wir Bariloche hinter uns und begaben uns auf die „Ruta de los 7 Lagos“, was übersetzt so viel wie „die Straße der 7 Seen“ bedeutet. Wenn man sich die Landkarte anschaut, sind es aber weitaus mehr als nur sieben Seen, aber die Argentinier werden sich schon was bei dem Namen gedacht haben?!

Villa La Angostura

Vorbei an unzähligen Aussichtspunkten auf die blau leuchtenden Seen, umrahmt von üppig grünen Wäldern und Bergen, ging es also bis ins ca. 80 km entfernte Villa La Angostura (was die Argentinier übrigens Wischa-Angoschturra aussprechen).

Die kleine Stadt gehört zu den beliebtesten Ferienorten der Region, dementsprechend war auch die Innenstadt und Flaniermeile ansprechend hergerichtet. Restaurants, Cafés und Eisdielen grenzten an Souveniershops, Outdoorläden, Boutiquen, Chocolaterien und Delikatessläden. Man hätte also ordentlich Geld ausgeben können. Um nicht in Versuchung zu geraten, steuerten wir nach einem kleinen Stadtbummel die Touri-Info an, um uns über die üblichen Dinge zu informieren: Wander- und Fahrradrouten, Nationalparks, Campingmöglichkeiten, etc.

Ausgestattet mit allen Informationen ging dann die Stellplatzsuche los und diese war auch rund um Villa La Angostura nicht so einfach. Eigentlich gab es nur überfüllte (und teure) Campingplätze, auf die wir keine Lust hatten, oder einfache Parkplätze, bei denen sich die Einbruchsberichte häuften. Nicht so verlockend. Also ging es wieder raus aus dem Städtchen und ab zum nächstgelegenen See – wozu waren wir denn sonst im Lake District. 😉

Am Lago Correntoso wurden wir schließlich fündig, auch wenn es nur ein Parkplatz am sehr belebten, staubig-sandigen Straßenrand war. Bei über 30 Grad Außentemperatur war am See natürlich entsprechend viel los, aber immerhin konnten wir hier auch baden gehen, ohne den Van aus den Augen lassen zu müssen.
Außerdem konnten wir hier den angeblich kürzesten Fluß der Welt, in voller Länge, bestaunen. Der Rio Correntoso, der zwei Seen miteinander verbindet, misst nämlich nur 200m.

Der kürzeste Fluss der Welt!
Lago Correntoso

Die uns umgebende Kulisse war gewohnt traumhaft und so verbrachten wir den übrigen Tag und anschließend eine ruhige Nacht am Seeufer. Am nächsten Morgen machten wir uns dann zeitig auf den Weg. Wir hatten uns die Tageswanderung zum „Cajon Negro“, also der schwarzen Schlucht vorgenommen.

Ich muss es vermutlich schon gar nicht mehr beschreiben, natürlich ging es auch bei dieser Wanderung von Anfang an steil und staubig hinauf. Als erstes trafen wir auf den Wasserfall Inacayal, bei dem man ungehindert bis an die Abbruchkante klettern konnte, von welcher der Wasserfall ca. 30m in die Tiefe stürzte. Dank des sandigen Bodens stellte sich das als gar nicht so ungefährlich heraus.

An der Abbruchkante des Wasserfalls

Der Trail führte weiter hinauf durch einen Wald, bis man schließlich im Talschluß des Cajon Negro ankam. Durch die Weitläufigkeit des Geländes fühlte man sich hier nicht unbedingt wie in einer Schlucht, aber beeindruckend war es dennoch.

Talschluß des Cajon Negro

Der Rückweg führte uns an weiteren Aussichtspunkten vorbei, von wo wir sogar einen Blick auf unseren Stellplatz hatten, den wir im Anschluss auch wieder ansteuerten.

Blick auf den Lago & Rio Correntoso

Die mit 6-8 Stunden angegebene Wanderung entpuppte sich für uns als 4-Stündige Halbtageswanderung. So verbrachten wir einen weiteren Nachmittag entspannt am See.
Die Gegend rund um Villa La Angostura hätte noch viel mehr zu bieten gehabt, was Parks und Wandermöglichkeiten anging, jedoch war die Stellplatzsituation so schwierig und aufgrund der Ferienzeit so viel los, dass wir uns nach der zweiten Nacht entschieden weiterzufahren.

San Martin de los Andes

Es ging wieder entlang der Ruta de los 7 Lagos, vorbei an weiteren Seen, Bergen und Wasserfällen, bis wir schließlich in San Martin de los Andes ankamen – ein weiteres Ferienzentrum der Region mit unzähligen Outdoor-Angeboten, traumhafter Umgebung und deutschem Einfluss. Viele Restaurants, Hotels, etc. trugen hier deutsche Namen und auch die Architektur schien hier und da nach deutschem Vorbild entstanden zu sein.

Das Hotel „Zur Post“ in San Martin de los Andes

Als wir ankamen, zeigte das Thermometer 36,5 Grad. Somit begnügten wir uns mit einem kurzen Stadtbummel und einem Eis und machten uns dann sogleich auf Stellplatzsuche an einem nahegelegenen See. Da waren wir an diesem Samstagnachmittag aber bei weitem nicht die einzigen. Angekommen am Lago Lolog war die Hölle los! Auf der Zufahrtsstraße und am Seeufer standen die PKWs Stoßstange an Stoßstange, ganz San Martin und sämtliche Urlauber schienen am See zu sein – was bei den Temperaturen ja auch kein Wunder war.

Nach längerem Suchen fanden wir aber noch ein schönes Plätzchen direkt am Seeufer und konnten somit auch noch den Nachmittag im Wasser verbringen und abends den Grill auspacken. So lässt sich der Sommer in Argentinien aushalten!

Morgens hatten wir den See ganz für uns alleine

Nach Sonnenuntergang waren alle Tagesgäste verschwunden und wir hatten den See, gemeinsam mit ein paar weiteren Campern, auch am nächsten Morgen und Vormittag ganz für uns alleine.
Eigentlich hätten wir es dort etwas länger aushalten können, am Nachmittag zog aber der Wind an, sodass man sich trotz sonnig, warmem Wetter kaum draußen aufhalten konnte. Zudem war die gesamte Zufahrtsstraße extrem staubig und sandig, was einem dank des Windes ständig um die Ohren fegte und sich natürlich auch im Van niederschlug. Somit fuhren wir schließlich zurück in die Stadt, wo es sich wesentlich besser aushalten ließ.

Endlich wieder Bikepark!

Der nächste Tag hielt dann ein besonderes Highlight für uns bereit: der erste Bikepark seitdem wir Europa hinter uns gelassen hatten! Das nahegelegene Skigebiet Chapelco bot im Sommerbetrieb acht verschiedene Downhill-Trails, die sowohl mir als auch Christian Spaß machten.

Mit der Gondel ging es hinauf…
… und dann voll vermummt mit dem Rad runter 🙂

Mit der Gondel ging es also immer hinauf und dann über einen der verschiedenen Trails wieder hinab ins Tal. Durch die extreme und ungewöhnliche Trockenheit in der Gegend (der Klimawandel lässt grüßen) waren die Trails aber extrem staubig. Der Boden war mit mehlfeinem Staub bedeckt, der stellenweise mehrere Zentimeter tief war und das Rad bis ins Schlingern brachte. Außerdem führte es dazu, dass ich meist im totalen Blindflug hinter Christians Staubwolke herfuhr und nach einigen Abfahrten dann auch entsprechend aussah.

Staubige Angelegenheit!

Selten waren wir beide so dreckig wie nach diesem Tag. Nachdem wir sauber waren, benötigte auch unsere Dusche im Van eine ordentliche Grundreinigung. 😉

Nationalpark Lanin

Nach einer weiteren Nacht in der Stadt, zog es uns am nächsten Tag weiter in den ca. 70 km entfernten Nationalpark Lanin. Der landschaftlich wunderschöne Park ist im Gegensatz zu vielen anderen Parks und Sehenswürdigkeiten in der Gegend nicht so überlaufen, was vermutlich daran liegt, dass er Eintritt kostet und man im Park nur auf Campingplätzen übernachten und nicht frei stehen oder wildcampen darf. Campingplätze gab es aber jede Menge und nahezu alle lagen direkt am Ufer des unaussprechlichen Lago Huechulafquen.
Ein Großteil des Parks befindet sich auf dem Land der dort ansässigen Mapuche Community. Die Mapuche sind einer der letzten indigenen Stämme dieser Region, welcher sowohl in Argentinien als auch in Chile zu finden ist. Das Geld landete hier somit am richtigen Ort.

Nationalpark Lanin

Wir schauten uns ein paar Campingplätze an und fanden schließlich einen weitläufigen Platz, wo wir endlich mal wieder auf einer Wiese stehen konnten, statt einer staubigen Schotterpiste. Zudem hatten wir dort einen eigenen kleinen Privatstrand am See. Schöner konnte es kaum sein!

Zuhause im Nationalpark Lanin

Star des Nationalparks ist der gleichnamige Vulkan, welcher sich 3.774m über dem Meeresspiegel erhebt und in seiner Form, an den Mt. Fuji erinnert.

Der Vulkan Lanin

Die Besteigung des immer schnee- und eisbedeckten Gipfels ist leider erfahrenen Kletterern vorbehalten, aber wir wagten zumindest die Tageswanderung zum Basecamp, auf immerhin 1.700m.

In aller Frühe ging es los zum Vulkan, zunächst durch einen Wald voller Araukarien (auch Affenschwanzbäume genannt), entlang eines Flusses, über wackelige Baumstamm-Brücken, bis wir schließlich die Baumgrenze überwunden hatten und am Fuße des Vulkans standen.

Im Basecamp des Vulkan Lanin

Was für ein Anblick, den wir ganz für uns allein hatten. Erst auf dem Rückweg begegneten uns eine handvoll Personen. Überlaufen ist der Park also wirklich nicht!
Nach der schweißtreibenden Wanderung brachte der See die gewünschte Abkühlung und natürlich kam abends wieder der Grill zum Einsatz. 😊

🙂

Am nächsten Tag erkundeten wir den Park mit den Fahrrädern. Über die Schotterpiste ging es weiter am See entlang, den Vulkan Lanin stets im Blick. Angekommen am zweiten See des Parks, dem Lago Paimun, unternahmen wir noch die kurze und knackige Wanderung zum 25m hohen Wasserfall El Sallitos.

Cascada El Sallitos

Zurück auf dem Campingplatz, gingen dann nicht nur wir baden, sondern auch die Fahrräder bekamen ihre längst überfällige Reinigung, dank unbegrenztem Wasserfluss. Manchmal hat es doch Vorteile auf einem Campingplatz zu stehen.

Nach der dritten Nacht im Park ging es schließlich zurück nach San Martin de los Andes, wo wir vor allem praktische Dinge erledigten, wie Wäsche waschen und einkaufen, da es für uns nun wieder nach Chile gehen sollte, wo alles deutlich teurer ist.

Bevor wir uns ganz aus Argentinien verabschiedeten, verbrachten wir noch eine letzte Nacht auf halber Strecke zur Grenze, bevor es am nächsten Morgen, an dem es tatsächlich zum ersten Mal seit Monaten etwas regnete, auf nach Chile ging.

Dazu dann demnächst mehr. 😊

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Der Lake District von Argentinien (Teil 1)

Teil 9 unseres Argentinien Roadtrips

Am Morgen des 15. Januar rissen wir uns aus Chile los, verließen unseren schönen Platz am Fluß und überquerten in Futaleufu mal wieder die Grenze nach Argentinien.

Laguna La Zeta & Esquel

Argentinien begrüßte uns mit strahlendem Sommerwetter und so taten wir, was alle Argentinier am Sonntag machen: wir besorgten uns Grillgut, suchten uns einen schönen Platz an einem See, schlugen dort unser Lager auf und genossen den Tag.

An der Laguna La Zeta (mit dreckigen Fenstern)

Bei dem See handelte es sich um die „Laguna La Zeta“, in der Nähe des Örtchens Esquel. Die Lagune lud nicht nur zum Verweilen und Schwimmen ein, sondern bot auch Wander- und Fahrradrouten. Am nächsten Morgen schwangen wir uns daher auf die Räder, jedoch fiel die Tour kürzer aus als erhofft, früher oder später endeten alle Wege und Pfade, die wir fanden auf eingezäuntem Privatgelände. Somit ging es zurück zum Van und stattdessen ab an den Badestrand, wo man auch Kajaks und SUP-Boards leihen konnte. Wir liehen uns zwei Boards und dann ging es ab aufs Wasser.

Hier wurde geSUPt

Mit den steigenden Sommertemperaturen geriet unser Kühlschrank immer mehr an seine Leistungsgrenze und kühlte nicht mehr so zuverlässig wie er sollte. Um dem Abhilfe zu schaffen, hatten wir uns schon vor längerem ein elektronisches Thermostat besorgt, welches Christian nun endlich mal einbauen wollte. Da dies etwas aufwändiger war und wir natürlich eine Zwischenlagerungsmöglichkeit für unseren Kühlschrank-Inhalt benötigten, steuerten wir nach der zweiten Nacht an der Lagune einen kleinen, familiengeführten Campingplatz in Esquel an. Der freundliche Besitzer konnte uns sogar einiges an Werkzeug leihen was uns noch fehlte und dann konnte der große Aus- und Umbau starten. 

Zuversichtlich bei der Arbeit…

Nachdem auch dieses Projekt erfolgreich abgeschlossen war und der Kühlschrank endlich wieder die gewünschte Temperatur hielt, zog es uns wieder zurück an die Laguna. Dort blieben wir weitere drei Nächte und nahmen uns einen Kurzurlaub vom Rumreisen. Unter der Woche war an der Lagune angenehm wenig los und wir nutzten die Zeit zum sporteln, baden, Kajak fahren, lesen und nichts tun.

Im Urlaub!
Im Kajak!

Außerdem bot die Sonne jeden Abend eine unglaubliche Licht-Show am Himmel.

Sonnenuntergang in den schönsten Farben

Kaum mal zwei Tage nichts getan, wurde Christian aber unruhig. Beim Joggen traf er auf den Gaucho Miguel, der auf der Suche nach seinen Rindern war. Die beiden kamen ins Gespräch und kurzerhand lud Christian sich auf einen „Praktikumstag“ auf seiner Estancia ein, wo er am nächsten Morgen hin marschierte und dabei sein durfte, als die Pferde der Estancia verladen wurden, um zu einer anderen Weide gebracht zu werden (nicht zum Metzger, keine Angst 😉).

Da fahren sie hin…

Nachdem das erledigt war, Christian als Lohn eine Torta Galesa (eine Art Nuss- und Früchtebrot, vergleichbar mit einem Christstollen) erhalten hatte und Miguel sich anderen Aufgaben in der Stadt zuwendete, erkundete Christian noch eine weitere Estancia in der Nähe. Dort traf er auf den Gaucho Javier, der ihm stolz die Geschichte der Estancia erklärte. Die Estancia nennt sich „Dos Banderas“, was so viel wie „zwei Flaggen“ bedeutet. Bei den beiden Flaggen handelte es sich um die von Argentinien (natürlich) und die Flagge von Wales. Gegründet wurde sie im 18. Jahrhundert von walisischen Auswanderern, welche in dieser Gegend von Argentinien scheinbar keine Seltenheit waren.

Der nicht ganz so scharfe Gaucho Javier

Nach der dritten Nacht zogen wir dann weiter und landeten als nächstes im selbsternannten Hippie-Ort El Bolson. Hier sind scheinbar einige Aussteiger gelandet, was der Stadt einen alternativen Flair gibt. El Bolson ist vor allem für seinen Kunsthandwerk-Markt bekannt, wo es allerhand selbstgemachtes zu erstehen gibt. Von Holzschnitzereien, natürlichen Seifen und Kosmetik, Schmuckstücken, Strick- und Häkelarbeiten, Kinderspielzeug und bunter Bekleidung gab es alles, was das Sammlerherz begehrt. Wir hielten uns eher an die kulinarischen Köstlichkeiten, probierten leckere argentinisch-armenische Empanadas, lokales Craft-Bier und deckten uns mit frischem Ziegenkäse ein.

Nach dem ganzen Getümmel im Ort, steuerten wir dann wieder einen etwas ruhigeren Stellplatz für den Rest des Tages an und wurden mal wieder an einem Flussufer fündig, wo wir uns neben all den Argentiniern, die mal wieder ihr Wochenende im Grünen verbrachten, einreihten.

Bariloche – im Herzen des Lake Districts

Nach nur einer Nacht ging es auch schon weiter und nun endgültig rein in den sogenannten Lake District (Seengebiet) von Argentinien. Unser nächstes Ziel war die Stadt Bariloche, Herz der Region und traumhaft schön gelegen am riesigen Lago Nahuel Huapi und dem gleichnamigen Nationalpark, der sich durch unzählige Seen und Berge auszeichnet. 2015 verbrachten wir drei Tage in der Stadt, die uns seitdem nicht mehr aus dem Kopf ging. Entsprechend groß war die Freude endlich wieder dort zu sein.

Willkommen in Bariloche

Bariloche wird auch die Schweiz von Argentinien genannt, was nicht nur an der alpinen Landschaft liegt und daran, dass es hier überall Schokolade gibt, sondern vor allem an der Architektur, die nach Schweizer Vorbild errichtet wurde.

Verwaltungsgebäude in Bariloche – da fehlt nur noch die Toblerone

Da ganz Argentinien (und Chile) von Mitte Dezember bis einschließlich Ende Februar Sommerferien hat, war in Bariloche und Umgebung natürlich entsprechend viel los. Die Gegend ist ganzjährig eine der beliebtesten Urlaubsregionen der Argentinier und Chilenen, sei es zum Skifahren im Winter, oder zum Wandern, Radeln, Baden oder Wassersport betreiben im Sommer.

Wir mischten uns also unters Volk und genossen es vor allem, mal wieder in einer etwas größeren Stadt zu sein, mit entsprechender Infrastruktur. Auch konnten wir hier endlich mal einige unserer inzwischen schon recht mitgenommenen und verschlissenen Klamotten ersetzen. Auch das kulinarische Angebot war endlich mal wieder etwas breitgefächerter, es gab sehr gute Cafés, tolle Restaurants und unzählige Eisdielen zum ausprobieren. 😉

Der Nachteil der „Großstadt“ – parken und campen war hier gar nicht so einfach, leider ist Bariloche auch für Wohnmobilaufbrüche bekannt und berüchtigt. Wir hatten zwar einen sicheren und bewachten Parkplatz gefunden, sogar mit Seeblick, aber es war eben ein trubeliger Parkplatz. Die verfügbaren Campingplätze in der Umgebung waren teuer und vor allem voll. Somit ließen wir die Stadt erstmal wieder hinter uns und suchten uns einen ruhigeren Platz am Seeufer, im ca. 30 Minuten entfernten Örtchen Dina Huapi. Hier ging es wesentlich ruhiger zu und wir verbrachten dort zwei windige Tage, kümmerten uns um Admin Kram und bewunderten die Berglandschaft rund um Bariloche aus der Ferne.

Am Seeufer des Lago Nahuel Huapi, mit Blick auf Bariloche

Wanderungen auf den Cerro Campanario & Cerro Lopez

Nachdem der Wind etwas abgenommen und das Wetter wieder stabiler war, ging es zurück nach Bariloche, wo wir uns die ein oder andere Wanderung und Aktivität vorgenommen hatten. Als erstes ging es wieder zu Fuß auf den Cerro Campanario, eine 1.049m hohe Erhebung am Rande von Bariloche, welche unglaubliche Ausblicke auf die Seen- und Berglandschaft offenbart. Dort waren wir auch 2015 schon mal. Auch über sieben Jahre später, war die Aussicht noch bombastisch und wir freuten uns unheimlich wieder hier zu sein!

Panoramablick vom Cerro Campanario
Wiederholungstäter 🙂

Nach wie vor war die Stellplatzsuche in der Gegend eine echte Herausforderung, aber wir fanden ein Plätzchen am Wasser, vor einer abgebrannten Hotelruine – ein echter Lost Place. Dort hinzukommen war gar nicht so einfach, ich frage mich immer noch, wie Christian unseren 6m-Van dort hin manövriert und ausgerichtet hat. Aber nachdem wir erstmal standen, war es ein echt cooler Platz.

Auf der einen Seite ein Lost Place…
… auf der anderen Seite der See & Blick auf das Cerro Lopez Felsmassiv

Von dort aus hatten wir auch schon einen Ausblick auf unser Ziel für die Wanderung am nächsten Tag: dem Cerro Lopez mit dem gleichnamigen Refugio und der dahinterliegenden Bergspitze, dem Pico Turista.

Der Weg hinauf war von Anfang an vor allem: steil und staubig! Aber wie so oft bedeutet das ja auch: Aussicht!

Steil hinauf zum Refugio Cerro Lopez

Schließlich ging es weiter hinauf durch einen Wald, bis wir nach nur ca. 4,5km schließlich am Refugio Lopez ankamen. Dort musste man sich registrieren, wenn man weiter hinauf wollte, bis auf den 2.060m hohen Pico Turista. Auf knapp 1.3km muss man dann noch mal 400hm überwinden und das bedeutete nach wenigen Metern auf allen Vieren klettern, über teilweise lose Steinbrocken und rutschiges Geröll. Nach ca. einem Drittel der Strecke wurde es mir zu steil und gefährlich, besonders im Hinblick auf den Abstieg. Somit genoss ich die Aussicht und mein Käsebrot von meinem Standort aus, während Christian sich allein auf zum Gipfel machte.

Kein schlechter Platz für ein Päuschen!

Oben angekommen, wurde Christian mit 360 Grad Ausblicken, bis rüber nach Chile belohnt.

Berge bis nach Chile

Nach dem nicht weniger steilen Abstieg trafen wir uns schließlich wieder in einer der urigsten und schönsten Berghütten, die wir bisher in Südamerika gesehen haben, dem Refugio Roca Negra, wo wir uns noch ein Getränk gönnten, bevor es zurück zum Van und wieder zu unserem Platz am abgebrannten Hotel ging.

Hütte mit Aussicht!

Radrunde über den Circuito Chico

Am nächsten Tag nahmen wir uns den „Circuito Chico“ vor, also den „kleinen Rundkurs“. Dahinter verbirgt sich eine ca. 28km lange Strecke durch den Nationalpark, entlang der Seen, welche neben vielen schönen Strandabschnitten, auch an kleinen Spazierwegen, Wäldern und Aussichtspunkten vorbeiführt. Anstatt den Rundweg mit dem Auto abzufahren, oder eine Tour zu buchen, schwangen wir uns, wie auch 2015 schon, auf die Mountainbikes. Diesmal aber auf unsere eigenen! 😊

Unterwegs auf dem Circuito Chico

Neben der Hauptstraße fanden wir auch einige schöne Waldtrails im Nationalpark, welche uns an Arrayan Bäumen, mit ihrer zimtfarbenen Rinde, einer römischen Brücke und diversen kleinen Seen vorbeiführten und die Tour noch etwas spannender und abwechslungsreicher machten.

Für die Mittagspause kehrten wir in der Patagonia Brauerei ein, die ebenfalls am Circuito Chico liegt. Das Patagonia Bier ist in ganz Argentinien allgegenwärtig und neben Quilmes, wahrscheinlich das bekannteste Bier des Landes. Die Brauerei war nicht nur unglaublich schön gelegen und bot wiederum auch tolle Ausblicke auf die Umgebung, sondern war auch im Inneren toll gemacht, liebevoll dekoriert und vor allem: lecker! 😉

Brauerei mit Aussicht

Zum Abschluß brachte uns unsere Fahrradtour noch in die „Colonia Suiza“, also die Schweizer Kolonie, welche für unseren Geschmack aber viel zu künstlich und touristisch daherkam. Man fühlte sich eher wie in einem Themenpark, voller Souveniergeschäfte. Dafür trafen wir dort auf einen Argentinier mit einem futsch-neuen Fully-MTB (was hier eine echte Seltenheit ist), mit dem wir natürlich sofort ins Gespräch kamen und einige Tipps und Empfehlungen für die Umgebung bekamen. Zum Abschluss gab es noch ein leckeres Eis, bevor es zurück zu unserem Van ging.

Colonia Suiza – mehr Themenpark als authentisches Viertel

Wanderung Refugio Frey & Laguna Toncek

Statt eine weitere Nacht am abgebrannten Hotel zu verbringen, ging es diesmal gleich zum Startpunkt für unsere nächste geplante Wanderung, dem einfachen Gondelparkplatz des Skigebiets „Cerro Catedral“. Dort standen wir wirklich nicht schön, aber eben praktisch, um am nächsten Morgen gleich früh zum Refugio Frey, auf 1.700m aufzubrechen.

Vor uns lagen mal wieder 10,5km und 800hm bis zum Ziel. Der Weg begann diesmal nicht ganz so steil, führte zunächst um den Berg herum und dann schließlich wieder durch einen Wald, vorbei an ziemlich urigen Schutzhütten, querte ein paar Mal den Fluss, bis es schließlich doch wieder steil hinauf ging, auf den letzten Höhenmetern zum Refugio.

Schutzhütte im Wald, auf halber Strecke zum Refugio Frey
Steil, steiler, Patagonien

Bevor das Refugio in Sichtweite geriet, sahen wir schon die ersten Felsspitzen der umliegenden Berge, welche ein absolutes Kletter-Mekka zu sein scheinen. An nahezu allen Steilwänden konnte man kleine bunte Punkte erkennen: Kletterer.

Auf diesem Bild verstecken sich min. 6-8 Kletterer 🙂

Am Refugio Frey angekommen, zeigten sich dann alle Berge in voller Größe und die davorliegende Laguna Toncek.

Laguna Toncek
Refugio Frey

Wir genossen die Aussicht und gönnten uns im Refugio ein Bier und eine Torta, bevor es wieder retour zum Van ging.

Auf Solotour

Zurück am Parkplatz, waren wir uns dann einig das das jetzt erstmal genug Wanderungen und Ausflüge waren. Wo wir uns aber nicht einig waren, war was wir als Nächstes machen. Während Christian gerne mehr Zeit in der Stadt verbringen wollte, zog es mich eher wieder raus ans ruhige Seeufer in Dina Huapi. Warum nicht einfach beides machen? Nach 1.5 Jahren gemeinsam auf engstem Raum, kann man ja ruhig auch mal wieder was getrennt machen.

Somit buchte Christian sich für drei Nächte ein Hostelbett in Bariloche, ich setzte ihn in der Stadt ab und fuhr alleine wieder raus nach Dina Huapi, wo ich zwei herrlich entspannte Sommertage am Seeufer verbrachte, baden ging, Bücher las und den Kitesurfern zusah.

Nach der zweiten Nacht juckte es mich dann aber doch schon wieder in den Füßen und ich nahm mir die kleine Wanderung zum „Mirador Lago Guiterrez“ und den Wasserfall „Cascada Duenes“ vor, bevor es wieder zurück an den Strand ging.

Lago Guiterrez
Der kleine Wasserfall „Cascada Duenes“

Währenddessen nutzte Christian die Zeit im Ort, um sich den aktuellen argentinischen Faconschnitt verpassen zu lassen, schaute den Skateboardern im Skatepark zu, ging ins Fitnessstudio und zog abends durchs Kneipenviertel.

Der Barbier dem die Argentinier vertrauen! 😉

Skater Boi is back! 😉

Nach der dritten Nacht trafen wir uns dann mittags wieder in Bariloche und verbrachten noch einen gemeinsamen Tag in der Stadt. Und es kam natürlich, wie es kommen musste: nachdem Christian mit leuchtenden Augen vom Skatepark geschwärmt hatte, kehrten wir im nächstbesten Skateshop ein und erstanden ein neues Board.

Happy Kiddo

Damit ging es am nächsten Morgen direkt in den Skatepark, wo der alte Mann bewies: er kanns noch! Trotz 25 Jahren Skate-Abstinenz klappten einige Tricks noch auf Anhieb und keine Miniramp war und ist mehr sicher vor dem Kerl. 😉

The Flying Hainz!

Nach der anschließenden Abkühlung im See, erledigten wir noch einige Besorgungen, bevor wir eigentlich weiterfahren wollten, aber so ganz ließ uns Bariloche noch nicht los.
Es war schon so spät am Nachmittag, dass wir doch noch eine weitere Nacht am Seeufer in Dina Huapi einlegten, bevor es dann am nächsten Morgen, nach über 1.5 Wochen rund um das schöne Bariloche, doch endlich mal weiter ging und ab auf die „Ruta de los 7 Lagos“, die Straße der 7 Seen, und weiter hindurch durch den schönen Lake District.

Dazu dann bald mehr im zweiten Teil. 😊

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Unser Jahresrückblick 2022

Besser spät als nie – das neue Jahr ist zwar schon nicht mehr ganz so neu und die Meisten Jahresrückblicke und Bilanzen längst abgeschlossen, dennoch wollen wir es nicht versäumen, auch unser vergangenes Jahr Revue passieren zu lassen.

2022 war unser erstes Vollzeit-Reisejahr. Und was für ein Jahr es war! Nicht nur das wir uns endlich den großen Traum vom Vanlife in Südamerika und dem Bereisen der Panamericana erfüllen konnten, wir haben gemeinsam unseren 7. Kontinent betreten (wofür ich eine meiner größten Ängste überwunden habe) und auch davor in Europa schon einiges sehen und erleben dürfen.

Zahlen, Daten, Fakten

Insgesamt haben wir im letzten Jahr 13 Länder auf 3 Kontinenten bereist:
– Griechenland
– Türkei
– Italien
– Frankreich
– Monaco
– Spanien
– Portugal
– Deutschland
– Holland
– Uruguay
– Argentinien
– Chile
– Antarktis

Dabei haben wir insgesamt 36.369 km zurückgelegt. Argentinien war unter den genannten Ländern der Spitzenreiter mit rund 12.879 gefahrenen Kilometern. Dort waren wir allein im letzten Jahr aber auch 98 Tage lang unterwegs (und sind noch lange nicht fertig!)

Verbraucht haben wir auf der gesamten Strecke ca. 3.306 Liter Diesel.

Moby Dick hat ohne uns im Juli/August von Hamburg nach Montevideo ca. 6.473 Seemeilen (das entspricht in etwa 11.988 km) zurückgelegt, während wir dafür ohne ihn im November auf dem Weg in die Antarktis und zurück ca. 1.415 Seemeilen (ca. 2.621 km) geschafft haben.

Gemeinsam mit dem Van haben wir vier Fährfahrten gemacht und dabei in Summe ca. 571km auf dem Wasser überwunden:

– Kissamos (Kreta) nach Gythio (Festland Griechenland): ca. 185 km
– Igoumenitsa (Griechenland) nach Bari (Italien): ca. 375 km
– 2x Überquerung der Magellan Straße in Chile: ca. 11 km

Während unseres Flugs von Frankfurt, über Madrid nach Montevideo haben wir ca. 11.387 km in der Luft zurückgelegt.

Natürlich sind wir nicht nur Auto und Schiff gefahren, sondern auch Fahrrad, wenn auch etwas weniger als wir es uns erhofft hatten. Dabei haben wir

– mit den Mountainbikes ca. 555 km und 4.942 hm zurückgelegt und
– mit den Rennrädern (nur in Deutschland) ca. 284 km und 1.117 hm.

Noch öfters sind wir allerdings gewandert:
Von Kreta bis Patagonien haben wir insgesamt ca. 544 km und 16.762 hm zu Fuß überwunden.

Noch mehr Zahlen gefällig?

Von den 365 Nächten im Jahr 2022 haben wir

– 297 Nächten frei und kostenlos gestanden und nur
– 4 Nächte auf Campingplätzen verbracht.
– 13 Nächte standen wir auf bezahlten Parkplätzen (meistens in Städten).

Da wir aus logistischen Gründen auch ein paar Mal ohne unseren Van waren, haben wir in Summe 51 Nächte in Hotels, Pensionen, auf der Ocean Endeavour, oder bei der Familie auf der Couch verbracht. 

Was bleibt?

Was neben all den Zahlen, Daten und Fakten natürlich am Meisten in Erinnerung bleiben wird, sind die unzähligen Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse, die wir in dem Jahr sammeln durften, die spannenden und herzlichen Begegnungen mit den verschiedensten Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen und die unglaubliche Natur, die uns in jedem Land begegnet ist und uns oft sprachlos machte.

Das Privileg dies alles erleben zu dürfen, erfüllt uns jeden Tag aufs Neue mit tiefer Dankbarkeit und Glück, auch wenn es manchmal ehrlich gesagt anstrengend sein kann so zu leben. Es bleibt aber unser absoluter Traum. Oft schauen wir uns immer noch ungläubig an und können gar nicht realisieren, was für ein Glück wir haben und das dies alles hier unsere gemeinsame Wirklichkeit ist.

Wir sind gespannt, was 2023 noch alles für uns bereithält. Der Anfang war schon mal ziemlich gut. 🙂

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